Fünf Gründe für eine erfolgreiche HSV-Saison

Fünf Gründe für eine erfolgreiche HSV-Saison

GASTBEITRAG VOM „NORDLEUCHTER PODCAST“ aka PHILIPP UND KONSTANTIN

MoinVolkspark! Wir sind Philipp (25) und Konstantin (25) vom Nordleuchter-Podcast. Jede Woche unterhalten wir uns über alle Themen rund um den HSV. Gemeinsam mit Gästen aus der HSV-Fanszene, wie zum Beispiel “Der Sievi” oder HSV-Rapper “Elvis”, analysieren wir die Spiele, diskutieren neueste Entwicklungen und geben Prognosen für das jeweils anstehende Spiel ab. Es ist unser Anspruch, nicht nur ein Podcast zu sein, der Inhalte vorgibt, sondern wir möchten in den Dialog mit HSV-Fans kommen und Fans inhaltlich miteinbeziehen, um eine Plattform für jedermann zu schaffen und ein Gefühl der Zusammengehörigkeit zu erzeugen. Wir möchten uns bei Moin Volkspark für die Möglichkeit bedanken, unsere Perspektiven mit der Moin Volkspark-Community in diesem Gastbeitrag zu teilen und wünschen viel Freude beim Lesen: 

Nach der dritten verkorksten Zweitligasaison in Folge fragt sich nun wahrscheinlich jeder HSV-Fan, wie die Chancen in der kommenden Spielzeit stehen. Wir vom Nordleuchter-Podcast haben genau hingeschaut und nennen Euch in diesem Gastbeitrag fünf Gründe für eine erfolgreiche Saison 2021/2022.

1. Trennung von Altlasten

Zuallererst darf man den HSV beglückwünschen. Sie haben es nach fünf Jahren endlich geschafft, sich von Bobby Wood zu trennen. Zudem zieht der HSV endlich Konsequenzen aus dem Nicht-Aufstiegs-Triple und dem wiederholten Erreichen des vierten Platzes. Der Verein trennt sich mit sofortiger Wirkung von Gideon Jung und Khaled Narey. Beide kassieren noch eine ordentliche Abfindung, da sie noch laufende Verträge hatten und nicht von sich aus gehen wollten. Anders sieht es bei Sven Ulreich aus, der von sich aus auf den HSV zukam, um seinen Vertrag aufzulösen. Deshalb wurde für ihn keine Abfindung fällig. Ulreich kehrt ablösefrei zum FC Bayern München als Vertretung von Manuel Neuer zurück. Der kurze Ausflug in ein Dasein als aktiver Profi offenbarte gravierende Qualitätsmängel, zumindest im Spiel mit dem Fuß. Neutrainer Tim Walter benötigt für sein Spielkonzept einen Torhüter, der fußballerisch versiert ist. Der HSV verabschiedet sich im gegenseitigen Einvernehmen von Aaron Hunt. Der Vertrag des altgedienten Mittelfeldmanns und Ex-HSV-Kapitäns lief aus und wurde auch aufgrund vieler Verletzungen und bleibender Zweifel am körperlichen Zustand Hunts nicht verlängert. Schließlich wurde auch der Vertrag von David Bates aufgelöst, der allerdings schon seit Langem keine Rolle mehr in den Überlegungen der HSV-Verantwortlichen spielte. 

2. Abschied vom Säulenspieler-Konzept

Der HSV verabschiedet das vor der letzten Saison ausgerufene „Säulenspieler“-Konzept, das mit den Abgängen von Ulreich und Toptorjäger Simon Terodde sowie der Leistung von Klaus Gjasula als „gescheitert“ bezeichnet werden kann. Stattdessen soll nun wieder vermehrt auf junge, hungrige Spieler und Talente aus dem eigenen Nachwuchs gesetzt werden. Wir glauben, das ist der richtige Ansatz. Dennoch brauchen junge Spieler zumindest ein bis zwei erfahrene Leute, an denen sie sich orientieren können und die sie wiederum zu führen vermögen. Auch wenn man sich in dem Bereich leider von Rick van Drongelen (500.000€ + Bonuszahlungen zu Union Berlin) getrennt hat, konnte der HSV auf den Verteidigerpositionen bereits vielversprechend nachverpflichten. Mit Sebastian Schonlau kommt ein erfahrener Mann aus Paderborn, der in der Innenverteidung auch den langzeitverletzten Stephan Ambrosius ersetzen soll. Und mit Miro Muheim kommt ein junger, dynamischer Außenverteidiger von St.Gallen, der auf der linken Außenverteidigerposition für Feuer im Konkurrenzkampf mit dem etatmäßigen Kapitän Tim Leibold sorgen soll. Beim Thema Tim Leibold sind wir übrigens der Ansicht, dass es eventuell sinnvoll wäre, wenn er die Kapitänsbinde an einen Mitspieler abgäbe, um sich wieder voll und ganz auf sich und seine Leistung zu fokussieren, da seine Formkurve in der vergangenen Saison einen negativen Trend hingelegt hat. Mit Meffert (Kiel) und Ludovit Reis (FC Barcelona) hat der HSV für das zentrale Mittelfeld sehr interessante Spieler verpflichtet, die großes Potential haben. Wir sind an dieser Stelle der Meinung, dass der HSV eventuell noch nach einem echten 10er Ausschau halten sollte, da sowohl Reis als auch Meffert eher auf der sechs spielen. Durch die Abgänge von Narey und Xavier Amaechi sind die Flügel recht dünn besetzt. Auch hier ist der HSV noch auf der Suche. Im Sturm musste der Verein den wohl größten Verlust verkraften. Mit 24 Saisontoren verliert der HSV eine echte neun und zudem einen extrem wertvollen Charakter im Mannschaftsgefüge. Aber es konnte bereits Ersatz verpflichtet werden. Robert Glatzel kommt aus Cardiff und Mikkel Kaufmann wurde für ein Jahr mit Kaufoption vom FC Kopenhagen an die Elbe gelotst. Beide treten das schwere Erbe von Terodde an. Der Abgang von Terodde und Hunt ist allerdings eine Chance. Jetzt kann und darf sich keiner mehr hinter den Leistungen und Namen anderer verstecken und Verantwortung ist auf dem Platz gleichmäßig verteilt. 

3. Die richtige Transferpolitik

Bei den Transfers des HSV fällt zudem im Vergleich zur vergangenen Saison eine Sache sofort auf: Die Namen der Neuzugänge sind wohl nur echten Fußballfans ein Begriff und von einem Miro Muheim hat wahrscheinlich vorher maximal ein Fan der Schweizer Super League gehört. Das bedeutet aber auch, dass der HSV nicht mehr nach Namen einkauft, sondern endlich ausschließlich nach Statistiken und Leistungsdaten sowie Potential. Auf diese Weise vermeidet der Verein, dass er sich allein durch namenhafte Neuzugänge Aufstiegsambitionen auferlegt. Zudem hat der HSV bereits einige junge und fußballerisch extrem versierte Spieler auf fast allen Positionen (Onana, Ambrosius, Vagnoman, David, Meißner, Wintzheimer, Suhonen, Reis etc.). Das sind alles hungrige Spieler, die nicht die Altlasten mit sich herumtragen, schon dreimal hintereinander den Aufstieg knapp verpasst zu haben. Außerdem holt der HSV Ricardo Moniz als Techniktrainer zurück, der über die optimalen Fähigkeiten verfügt, gerade die jungen Spieler technisch zu schulen und besser zu machen. 

4. Ein Trainer mit klarem Konzept

Mit Tim Walter hat der HSV zudem einen Trainer, der eine klare Spielidee hat und gnadenlosen Offensivfußball mit viel Ballbesitz spielen lässt. Exzessive Variation tat dem HSV unter Thioune augenscheinlich nicht gut. Walter spielt zudem gerne mit Doppelspitze. Dies ist ein Spielsystem, das auch Interimstrainer Horst Hrubesch anwandte und die Ergebnisse in dieser Formation konnten sich sehen lassen. Zudem konnte der neue Trainer von Beginn an die Kaderplanung aktiv mitgestalten, sodass kein Spieler ohne sein Einverständnis geholt wurde. Er ist außerdem ein Fußballlehrer, der für Spieler, die aus der Reihe tanzen, auch unangenehm werden kann. Speziell im Fall Jeremy Dudziak, aber auch bezüglich Sonny Kittel kann diese Tatsache enorm wichtig werden. In Bezug auf das Trainerteam ist zudem zu beobachten, dass der HSV in der kommenden Saison auf sieben statt auf sechs Trainer im Stab um Walter setzen wird und dass Merlin Polzin eine Konstante bleibt, die dem HSV in den vergangenen Spielzeiten abgegangen ist. 

5. Veränderte Rahmenbedingungen

Die Saison 2021/2022 wird eine andere, weil der HSV nicht mehr zu den absoluten Favoriten auf den Aufstieg gezählt wird. Die Liga ist durch die neuen Absteiger (Bremen, Schalke) und die neuen Aufsteiger (Dresden, Rostock, Ingolstadt) sowie die Traditionsklubs, welche bereits vergangene Saison in der zweiten Liga um den Aufstieg mitgespielt haben (Kiel, Paderborn, Düsseldorf, Hannover etc.) auf einem ganz neuen Niveau. Das kann dem HSV allerdings in Karten spielen, da man nun nicht mehr die absolute Favoritenrolle in jedem Spiel einnehmen muss. Abschließend hat der HSV auch endlich wieder seine Fans live im Rücken, was gerade in der entscheidenden Saisonphase zu einem großen Faktor werden kann. 

Dies sind mehr als genug Argumente für eine erfolgreiche Saison 2021/2022. Wir sagen „Gut Kick“ und bis zum nächsten Mal, Philipp und Konstantin. 

Und auch ich bedanke mich ganz herzlich bei Euch beiden, lieber Philipp und lieber Konstantin! Vielen Dank für Eure ausführliche Analyse, auf die ich morgen in meinem nächsten Blog ganz sicher noch einmal eingehen werde! Ich freue mich schon auf Eure nächsten Beiträge!!

LG,

Scholle

HSV-Trainer Walter mahnt: Spieler müssen endlich raus aus der Komfortzone

HSV-Trainer Walter mahnt: Spieler müssen endlich raus aus der Komfortzone

Fertig ist man in diesem Bereich tatsächlich nie. Von daher ist die Frage, ob die Planungen denn nun abgeschlossen seien, zwar halbjährlich wiederkehrend – aber auch nicht mehr als rhetorisch zu bewerten. Denn Kaderplanungen sind fortlaufend. Auch nach Ende der jeweiligen Transferphasen wird weiter mit Beratern gesprochen, weiter verhandelt und im besten Fall auch umgehend auf erkannte Probleme im aktuellen Kader reagiert. Von daher sind die Personlplanungen auch diesmal noch lange nicht abgeschlossen. Auch wenn man quantitativ einen ausreichend vollen Kader hätte – es ist noch eine ganze Menge Bewegung zu erwarten. In beide Richtungen. „Zum Glück“ auf der einen Seite – „leider“ auf der anderen Seite. Denn der HSV gibt sich dieser Bewegung nicht ganz freiwillig hin.

Der HSV ist von Bewegungen anderer abhängig

Klar, zum einen sucht man weiterhin einen Keeper. Das Thema kursiert seit Wochen und ist noch unerledigt. Wobei ich hier aktuell eine Konstellation erkennen kann, die funktionieren kann. Denn der neue Trainer hält mehr von Daniel Heuer-Fernandes als seine Vorgänger. Zudem hat der HSV mit Tom Mickel einen inzwischen durchaus erfahrenen und loyalen Mann in der Hinterhand, der sich für den HSV zerreißen würde, sollte er mal ernsthaft gefordert werden. Und um die nominell gute Konstellation abzurunden, drückt mit Leo Oppermann ein junger Keeper von hinten nach – womit ich noch einmal zu der Lehre kommen möchte, die ich aus dieser für mich vergleichsweise emotionslos wahrgenommenen EM gewonnen habe: Die Kraft der Geschlossenheit.

Denn mit Italien ist nicht die individuell am besten besetzte Mannschaft Europameister geworden, sondern die mit dem homogensten Team. Dass dabei die schwere Verletzung von Leonardo Spinazzola auch ungewollt noch einmal zusammengeschweißt hat – okay. Ebenso wie Christian Eriksens dramatischer Herzstillstand die Dänen enger hatte zusammenrücken lassen. Aber: Beide Teams haben aus der Rolle des Underdogs gegenüber Teams wie Belgien, Frankreich und England über eben diese Geschlossenheit alles herausgeholt, was drin war – und sind weiter gekommen. Auch Spanien, wo Trainer Enrique zum Zwecke der Geschlossenheit auf alle Spieler von Real Madrid und vom FC Barcelona verzichtet hatte, kann dem HSV als Beispiel dienen. Weg von großen Namen, hin zu einem funktionalen, homogenen Team. Wie Bielefeld, Paderborn und Bochum in den letzten Jahren.

Von daher hätte ich absolut null Probleme damit, einem Vollblut-HSVer wie Mickel die wichtige Rolle im Tor anzuvertrauen. Denn ich wüsste, er würde wirklich ALLES geben, den Kasten sauber zu halten. Ich glaube sogar, dass es helfen kann, noch besser zu werden. Der Umstand, dass eine Mannschaft weiß, nominell eben nicht immer der große Favorit zu sein, hält sie wach und fokussierter, während große Topfavoriten träge werden, weil sie sich immer wieder auf individuelle Qualität verlässt. Siehe Belgien, siehe Frankreich. Zumindest hätten diese beiden Teams qualitativ betrachtet bei dieser EM einen Durchmarsch sondergleichen hinlegen müssen – in etwa so, wie der HSV seit drei Jahren in der Zweiten Liga.

HSV ist kein Topfavorit – und darin liegt die große Chance

Von daher stört es mich absolut überhaupt nicht, wenn der HSV inzwischen nicht mehr ins oberste Regal greifen kann, sondern Spieler aus der Zweiten Reihe verpflichtet. Der Umstand, dass er so handeln muss, ist zweifelsfrei ein Rückschritt, den man nicht schönreden darf. Aber ich behaupte weiterhin: Wenn die Verantwortlichen es richtig machen, wird aus diesem Rückschritt die vielleicht größte Chance der letzten Jahre, in Hamburg etwas Neues, wirklich Gutes aufzubauen. Das alte Konstrukt, die falsche Selbstverständlichkeit muss aufgebrochen werden. Denn dann könnten die Forderungen nach Mentalität, Identifikation und Willen endlich auch mal mit Leben gefüllt werden. Mit anderen Worten: Manchmal ist der Schritt zurück entscheidend, um im Anschluss wirklich mal vorankommen zu können. Und das wollen wir alle.

Ich für meinen Teil sehe den HSV in der Zweiten Liga noch immer unter den Top-Teams – aber eben nicht mehr ganz vorn. Im letzten Jahr hatte der HSV noch den höchsten Mannschafts-Marktwert aller Zweitligisten. Nun rutschte man auf Platz drei ab. Den höchsten Marktwert hat der FC Schalke 04 mit 84,8 Millionen Euro, vor Werder Bremen mit 81,38 Millionen Euro. Naturgemäß als Absteiger. Der HSV besitzt aktuell nur knapp die Hälfte und kommt auf einen Gesamtmarktwert des Kaders von 38,30 Millionen Euro. Wichtiger als alles das ist für mich aber: Werder und Schalke sehe ich vom Personal her vor dem HSV. Wobei auch klar ist: Das ist alles nur Theorie. Nominelle Werte bringen keine Punkte. Das wissen HSVer besser als alle anderen. Und hinter den beiden großen Absteigern kommen mit dem HSV zusammen auch Teams wie Düsseldorf,  Hannover und der FC St. Pauli. Diese Teams sehe ich vom realistischen Anspruch her auf Augenhöhe. Und auch das kann dem HSV guttun, wenn er diese Rolle richtig annimmt. Zu Beginn würde es schon helfen, daraus die Erkenntnis anzunehmen, eben nicht immer das Maximum erreichen zu MÜSSEN.

Der HSV muss die Arroganz ablegen, mit nichts weniger als dem ersten Platz zufrieden sein zu dürfen. Denn diese Rolle hat der HSV nicht mehr inne. Im Gegenteil: Sie war und wäre unnötiger Ballast, der den HSV träge macht. Apropos: Etwas müde wirkte heute auch der Testkick gegen Silkeborg IF, wie der Trainer festhielt. Trotz des 1:0-Sieges (Torschütze per Foulelfmeter: Bakery Jatta, 47. Minute) war Tim Walter nicht zufrieden. „Im Spiel gab es Licht und Schatten. Letzte Woche waren wir gefühlt schon etwas weiter, heute haben wir etwas weniger gemacht, vielleicht auch wegen des Namens des Gegners“, sagte der neue HSV-Trainer nach dem Spiel.

Trotz Testsieg gegen Silkeborg – Coach Walter nicht zufrieden

Vor allem im Spiel gegen den Ball habe seine Mannschaft noch mehr Luft nach oben, als ihm recht sei. „Wir wissen, dass wir noch viel Arbeit vor uns haben“, sagte Walter, dem insbesondere die Physis seiner Mannschaft missfiel dem Coach. Zusammen mit seinem Co-Trainerteam müsse er „schauen, das Ganze langfristig auf Vordermann zu bringen. Da haben wir noch Nachholbedarf.“

Walter richtete sogar einen – inhaltlich nicht wirklich verwunderlichen – Appell an die Mannschaft. Einen Appell, der hoffen lässt, dass die Mannschaft diese Saison tatsächlich ausreichend auf einen langen, anstrengenden Weg vorbereitet wird. Walter deutlich: „Die Jungs müssen noch intensiver arbeiten, noch mehr Bereitschaft zeigen, das kommt nicht von heute auf morgen. Wenn du eine gewisse Komfortzone erreichst, ist es schwer, da wieder herauszukommen.“ Stimmt. Aber die Erkenntnis ist schon mal ein guter Anfang.

In diesem Sinne, bis morgen. Da sollen dann auch die heute angeschlagen individuell trainierten Daniel Heuer Fernandes, Tom Mickel, Mikkel Kaufmann, Jeremy Dudziak und Amadou Onana wieder zur Mannschaft stoßen, während ich noch bis einschließlich Freitag unterwegs sein werde. Aber: Sobald etwas passiert, melde ich mich an dieser Stelle bei Euch. 

Scholle

Statistik zum Spiel: 

HSV 1. HZ: Oppermann – Gyamerah, Leistner, David, Leibold – Meffert – Reis, Kinsombi – Suhonen – Wintzheimer, Glatzel

HSV 2. HZ: Oppermann – Opoku, Rohr, Schonlau, Muheim – Gjasula – Reis, Heyer – Suhonen – Meißner, Jatta

Tore: 1:0 Jatta (47.)

Knapper 1:0 Sieg im ersten Spiel unter Tim Walter – MoinVolkspark vor Ort in Grassau.

Knapper 1:0 Sieg im ersten Spiel unter Tim Walter – MoinVolkspark vor Ort in Grassau.

Moin zusammen, heute gibt es zur Abwechslung mal wieder etwas von mir (Joscha) zu lesen.

Wie von Scholle bereits angekündigt, bin ich zusammen mit meinem Kollegen Nico im Trainingslager in Grassau am Chiemsee. Von heute bis Samstag werden wir vor Ort sein, um euch über die Geschehnisse im Trainingslager zu informieren.Geplant ist ein täglicher Blog von mir als „Trainingslager-Tagebuch“ und eventuelle Videoformate, die sich noch ergeben könnten, da lasst euch überraschen. Heute früh um 5, für mich als Student also mitten in der Nacht, haben Nico und ich uns auf den Weg quer durch Deutschland gemacht. Unser Ziel war es rechtzeitig zum ersten Testspiel dieser Saison gegen Wacker Innsbruck vor Ort zu sein. Nach knapp neun Stunden waren wir um 14:00 da und damit mehr als pünktlich.

Premiere für den neuen Coach

Das Spiel gegen Wacker sollte nicht nur das erste Vorbereitungsspiel für unseren HSV werden, sondern auch das erste Spiel überhaupt für unseren neuen Trainer Tim Walter. Das Spiel fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, trotzdem fanden knapp 30 HSV-Fans ihren Weg ins bayrische Grassau. Für mich persönlich war es im Vorfeld spannend, wie Tim Walter aufstellen würde und wie die Mannschaft seine Vorstellungen umsetzen kann. Es wurde in den letzten Tagen viel über seine teils „sturen“ Taktikvorstellungen berichtet und nun war die erste Gelegenheit gekommen sich seine Spielweise anzusehen.

Startelf mit nur einem Sommerneuzugang

In Walters Startformationen begannen viele die bereits zum Ende der letzten Saison unter Thioune und Hrubesch gespielt haben. Mit Jonas Meffert spielte nur einer der Sommerneuzugänge und Maximilian Rohr, der bereits 2020 aus Jena zu unserer zweiten Mannschaft gewechselt war. Die komplette Startaufstellung gegen den österreichischen Zweitligisten Wacker Innsbruck sah wie folgt aus:

Heuer Fernandes – Gyamerah – Rohr – David – Leibold – Heyer – Meffert – Kinsombi – Kittel – Jatta – Meißner

Auf der Bank nahmen zunächst folgende Spieler Platz: Mickel – Schonlau – Dudziak – Reis – Wintzheimer – Gjasula – Vagnoman – Opoku – Suhonen – Leistner

In der Anfangsphase der Partie war schwierig zu erkennen wie die taktische Aufstellung aussehen sollte. Die gespielte Formation war sehr variabel und viele Positionen wurden nach Belieben gewechselt. Heyer spielte teilweise sehr weit außen und kam über den Flügel. Kittel und Meißner orientierten sich eher zentral und Jatta hat in der ersten Halbzeit über die linke Seite Dampf gemacht. In der Zentrale wurde bei Kinsombi, Meffert und Heyer ebenfalls viel rotiert.

Guter und engagierter Start vom HSV

Es dauerte nur bis zur zweiten Spielminute bis der HSV das erste Mal gefährlich vors Tor kam. Sonny Kittel verwertete eine Hereingabe mit einem starken Volley, welcher vom gegnerischen Keeper Wedl pariert werden konnte. Die Österreicher kamen wenig später ebenfalls zu ihrem ersten aber deutlich harmloseren Abschluss. In der 16. Minute wurde Heyer ca. 20 Meter vom Tor entfernt grob gefoult- Gelb Wacker und eine gute Freistoßgelegenheit für den HSV. Diesen Freistoß konnte dann schließlich auch Jonas David nach einem schönen Ball von Kittel per Kopf zur 1:0 Führung versenken. Jener Vorlagengeber Kittel musste dann allerdings wenige Minuten später angeschlagen ausgewechselt werden- für ihn kam Aaron Opoku.

 Walter gibt Entwarnung bei Kittel

In der Presserunde nach dem Spiel gab Walter auf meine Nachfrage aber bereits Entwarnung, dass es ein kleines muskuläres Problem nach einem Schlag aufs Knie war und er deswegen nicht weitermachen konnte, es aber nichts Schlimmes sei.

Neue Mannschaft – schwache Halbzeit

In der zweiten Halbzeit wurde bis auf Leibold und Opoku, die gesamte Mannschaft durchgetauscht. Die Aufstellung ergab sich dann wie folgt:

Mickel – Leibold – Schonlau – Leistner – Vagnoman – Dudziak – Gjasula – Reis – Suhonen – Wintzheimer – Opoku

Die zweite Halbzeit mit der „neuen“ Mannschaft ließ in vielen Belangen zu Wünschen übrig. Gjasula und Leistner leisteten sich teilweise katastrophale Ballverluste. Es konnten sich bis auf einen Abschluss vom finnischen Youngster Suhonen und einer Doppelchance von Neuzugang Ludovit Reis kaum Chancen erspielt werden. Letzterer hat mir als einer der wenigen sehr gut gefallen. Der Neuzugang aus Barcelona zeigte sich engagiert und bot sich viel und lautstark an.

Die Innsbrucker hatten in der zweiten Halbzeit mehr Chancen und vergaben kurz vor Schluss nach einem Leistner-Fehler eine 100%-Chance. Glück für den HSV, denn damit blieb es bei einem knappen und glücklichen 1:0 Sieg durch den Kopfballtreffer von Jonas David aus der 16. Minute. Tim Walter war nach Abpfiff dennoch zufrieden mit seinem Debüt-Spiel: „Für mich war einfach wichtig, dass wir die Intensität im Spiel haben, dass wir die Bereitschaft an den Tag legen und mutig sind. Das wir auch Fehler machen war klar und das andere haben sie versucht umzusetzen (….) – Insgesamt war ich zufrieden“


Gute Ansätze aber noch viel Arbeit

Die Mannschaft steht natürlich noch recht am Anfang der Vorbereitung und man hat meiner Meinung nach gemerkt, dass viele Abläufe noch nicht ganz stimmig sind. Daran gilt es jetzt zu arbeiten. Für mich war auch zu sehen, dass gerade nach Ballverlusten die Kontergefahr sehr hoch war und viele Räume für den Gegner entstanden, die heute zum Glück nicht genutzt wurden. Nach vielen Eindrücken und Begegnungen, neigt sich mein erster Trainingslager-Tag in dieser Funktion dem Ende zu. Jetzt gibt es noch etwas zu essen, ein Feierabendbier und dann danach direkt ins Bett. Morgen um 10:30 steht dann das nächste Training an und wir werden wieder für euch berichten.

Bis morgen und einen schönen Abend euch allen!

Joscha

Der HSV muss den Beweis antreten, Talente ausbilden zu können

Der HSV muss den Beweis antreten, Talente ausbilden zu können

„Ludovit ist ein flexibel einsetzbarer Mittelfeldspieler, der neben seinen technischen und taktischen Fähigkeiten über ein ausgeprägtes Bewusstsein für das Spiel gegen den Ball verfügt. Er hat trotz seines jungen Alters bereits weitreichende Erfahrungen auf nationaler und internationaler Ebene gesammelt. Mit seiner Winner-Mentalität und Stressresistenz fügt er unserem Kader weitere Substanz zu“, sagt HSV-Sportdirektor Michael Mutzel auf HSV.de über den nächsten Neuen beim HSV, auf den ich wirklich sehr gespannt bin.

Allerdings entbehrt es nicht einer gewissen Tragikomik, dass ausgerechnet heute das eine junge Talent mit viel Vorschusslorbeeren kommt, während das andere als teures Missverständnis abgestempelt den Klub verlässt. Denn während Ludovit Reis vom FC Barcelona B-Team zum HSV stößt und hier einen Vertrag bis 2025 unterschrieben hat, wird Xavier Amaechi, der vor zwei Jahren für rund 2,5 Millionen Euro vom FC Arsenal kam, für die nächsten sechs Monate nach England verliehen. Der Linksfuß, der als Toptalent kam und beim HSV ebenso wie zuletzt beim Leihklub Karlsruher SC nie Fuß fassen konnte, soll sich bei den Bolton Wanderers in seinem Heimatland England entwickeln.

Das eine Talent geht, das andere kommt

Denn das hat er in Deutschland bislang nicht geschafft. Amaechi war im Sommer 2019 von der U23 Arsenal Londons zum HSV gewechselt. Für die Rothosen kam der englische Junioren-Nationalspieler in zwei Jahren aber nur fünfmal in  Pflichtspielen für die erste Mannschaft zum Einsatz (2x DFB-Pokal, 3 x Zweite Liga). Im Januar wurde der Außenbahnspieler an den Ligakonkurrenten KSC verliehen und konnte dort sieben weitere Einsätze in der 2. Liga verbuchen. Mehr nicht.

Grund genug, ihn in ein neues, oder besser gesagt: in sein altes  Umfeld zu schicken, um ihn wieder aufzubauen. „Für Xavier ist es weiterhin das Wichtigste, möglichst viel Spielpraxis zu sammeln. Mit den Bolton Wanderers haben wir einen Verein gefunden, der ihm dies mit großer Wahrscheinlichkeit ermöglichen wird“, sagt – auch wieder Sportdirektor Michael Mutzel, der Amaechi einst entdeckt und zum HSV geholt hatte. Für den Sportdirektor gilt es jetzt auch, seinen teuren Fehleinkauf so aufzubauen, dass er eben doch noch einmal eine Rolle für den HSV spielen kann.

Zum Kennenlernen – Teil 1…

Denn Fakt ist, dass Amaechi von seinen Einzelzutaten eigentlich alles mitbringt, um ein spannender Spieler zu sein. Das sage ich auch selbst aus meinen Beobachtungen. Im Training zeigt er davon auch ansatzweise etwas, allein in den Pflichtspielen ging er in aller Regelmäßigkeit unter. Zu hören war, dass Amaechi durchaus guten Anschluss im Team hatte und auch unter vom Trainerteam immer wieder geschult und ins Einzeltraining genommen worden war. Insofern ist die Frage, was man hier noch nicht versucht hat, weiter unbeantwortet. Ich befürchte, dass es eine Mischung aus genereller Mentalität und mangelndem Selbstvertrauen ist.

Vor allem aber gilt es, das nächste große Talent von Begin n an so aufzubauen, dass er dem HSV hilft. Der Niederländer mit slowakischen Wurzeln stand seit Juli 2019 bei den Katalanen von FC Barcelona unter Vertrag, verbrachte die vergangene Saison aber auf Leihbasis beim VfL Osnabrück, der mittlerweile in die 3. Liga abgestiegen ist. Dort avancierte er zum Spielmacher und erfuhr schnell größte Wertschätzung. Reis kickte zuvor schon als 17-Jähriger in der Eredivisie (45 Partien zwischen 2017 und 2019), fiel dort als Jugendnationalspieler (U19 und U21) der Niederlande schnell den internationalen Scouts ins Auge.

Reis wird zeigen, ob der HSV Talente entwickeln kann

Kurioserweise auch dem damaligen HSV-Scout Benjamin Schmedes, der aktuell für den VfL Osnabrück arbeitet. „Ludo ist variabel auf eigentlich allen Mittelfeldpositionen einsetzbar, mit unglaublicher Ruhe am Ball, aber auch mit guter Balleroberungs-Mentalität.“ Sein ehemaliger Trainer Marco Grote wurde gegenüber der BILD sogar noch deutlicher: „Ludo hat eine brutale Qualität am Ball. Den will er immer haben. Und er kann auch etwas damit anfangen. Er ist eben Holland-typisch hervorragend geschult. Er findet immer Lösungen. Er ist ein geiler Zocker. Sein Passspiel ist super, er ist aggressiv und bissig im Zweikampf. Der HSV hat einen Super-Fang gemacht. Er war unser Bester.“ Allein, es fehlt ihm noch an Torgefahr. Sowohl als Vorbereiter wie Vollstrecker kommt er nicht mal in den müden Trainingsmodus seiner einstigen Teamkollegen Lionel Messi und Co. 

Aber genau darin wird die Arbeit liegen. Genau deshalb kann ihn der HSV holen. Weil er eben noch lange nicht fertig ist. Der HSV kann ich seiner neuen Konstellation rund um den Trainerstab sowie die Nachwuchsabteilung beweisen, ob sie in der Lage sind, aus großen Talenten auch große Spieler zu machen. Denn Zeit würde es allemal, wie ja selbst der Nachwuchschef Horst Hrubesch unlängst selbstkritisch angemerkt hatte. Allein darüber zu sprechen, ein Ausbildungsklub zu sein reicht nicht.

Zum Kennenlernen – Teil 2…

Apropos Ausbildung: Ab morgen geht es für den HSV in Südbayern ins Trainingslager. Ich persönlich werde nicht da sein, dafür mein Co-Autor hier, Joscha Daniel, der zusammen mit seinem Kumpel Nico Nissen von Mittwoch bis zum Wochenende vor Ort sein und von dort berichten wird. Ich werde mich aber vorher noch einmal morgen bei Euch melden! Auch wieder mit sehr spannenden Personalien – das kann ich vorab schon versprechen…!!

In diesem Sinne, bis morgen!

Scholle

Rückkehr? Nein! Vernunft schlägt Romantik!

Rückkehr? Nein! Vernunft schlägt Romantik!

Lange haben sie gesucht, jetzt haben sie ihr Quartier gefunden und das mit einem sportlichen Highlight verbunden:  Der HSV misst sich in der Vorbereitung auf den Start in die neue Zweitliga-Saison auch mit einem Bundesligisten. Am 7. Juli spielt das Team um den neuen Trainer Tim Walter in Heimstetten (Gemeinde Kirchheim bei München) gegen den Erstligisten FC Augsburg. Es soll der Abschluss eines neuntägigen Trainingslagers (29. Juni bis zum 7. Juli) in Grassau im Landkreis Traunstein südlich des Chiemsees werden. Der Trainingsstart erfolgt dagegen schon am 18. Juni am Volksparkstadion. Zuvor absolviert das Team an zwei Tagen Leistungs- und medizinische Tests. Das erste Testspiel wird am 25. Juni in Hamburg gegen den Nordost-Regionaligisten VSG Altglienicke angepfiffen. Während des Trainingscamps in Oberbayern ist zudem ein weiteres Testspiel geplant.

Zuletzt wurde ich im Communitytalk immer wieder gefragt, ob eine Rückholaktion von Fiete Arp gut wäre. Der soll nach dem Abstieg der zweiten Mannschaft in die Regionalliga Bayern den Rekordmeister nun verlassen, berichtet die „Bild“. Es soll laut BILD auch schon einen neuen Verein geben. Dass dabei Arps Gehalt mit rund fünf Millionen Euro pro Jahr zum Problem wird – logisch. Arp wird nicht freiwillig 15 Millionen Euro wegschenken – denn der Vertrag des 21-Jährigen läuft beim FCB noch bis 2024. Und auch kein Klub wird diese Summe stemmen wollen. Das ist sicher. Am allerwenigsten sicherlich der HSV.

Dass es eine schöne Geschichte sein könnte, sollte sich Arp bei „seinem“ HSV doch noch zum Erstligaprofi mausern, nachdem er zuletzt in der Dritten Liga bei der zweiten Mannschaft des FC Bayern so überhaupt keine Rolle zu spielen schien – logisch. Und ich mag Fiete Arp. Er ist ein smarter, klarer Junge mit einer großen Menge Talent. Er hat den HSV (auch wenn mir viele Vollblut-HSVer jetzt widersprechen werden) im Herzen und wurde in viel zu frühen Jahren viel zu stark gehypt. Bis hin zu einem finanziell unausschlagbaren Angebot des FC Bayern.

Arp: Das Herz sagt ja, der Kopf sagt nein

Ich persönlich bin also emotional für eine solche Comeback-Geschichte zu haben. Aber sobald ich meine Sympathie mal ausschalte und faktisch draufschaue, sehe ich in einer Rückholaktion nur Contras. Denn Arp würde aus dieser tiefen sportlichen Depression – immerhin ist er sportlich beim FC Bayern gescheitert, so ehrlich kann man das formulieren – beim HSV nicht bei Null anfangen. Im Gegenteil. Er hat hier miterlebt, wie schnell aus ihm als Toptalent der Hoffnungsträger wurde. Dass das schnell noch mal passiert – nicht ausgeschlossen.

Daher bin ich mir sicher, dass es für ihn und den HSV der bessere Weg wäre, wenn Arp sich irgendwo – am besten im Ausland – in einer Erstligamannschaft durchsetzt und der HSV sich sportlich stabilisiert hat, ehe man ernsthaft über ein Engagement in Hamburg nachdenkt. Denn erst, wenn der Beginn auf gesunden Beinen stattfinden kann, hat diese Kombination eine echte Zukunft. Alles andere ist nur Risiko, dass sich weder Arp noch HSV erlauben können. Von daher sollte hier die Vernunft die Romantik.

Apropos: Vernünftig ist es auch, einen neuen Innenverteidiger zu verpflichten. Besser sogar zwei oder drei, wenn es stimmt, dass man van Drongelen zum Beispiel noch abgeben würde. Und auch mit Jonas Meffert vom Liga-Rivalen Holstein Kiel soll man sich über einen Wechsel einig sein, so die Bild heute. Der 26 Jahre alte defensive Mittelfeldspieler, dessen Vertrag in Kiel bis 2022 läuft, soll eine Ablösesumme von rund 500 000 Euro kosten. „Jonas Meffert ist bis zum 30.06.2022 Spieler der KSV Holstein. Sollte sich daran etwas ändern, würden wir das entsprechend kommunizieren“, ließ Holstein Kieler mitteilen. Vom HSV gab es wie inzwischen gewohnt keine Stellungnahme.

HSV rüstet Innenverteidigung weiter auf

Meffert spielt seit 2018 bei Holstein Kiel. In 87 Zweitliga-Partien für die Schleswig-Holsteiner erzielte er fünf Tore. Zuvor war er beim SC Freiburg und dem Karlsruher SC aktiv. Der neue HSV-Trainer Tim Walter kennt Meffert aus gemeinsamer Kieler Zeit. Walter trainierte die Norddeutschen in der Saison 2018/19. Er wäre der zweite Zugang nach Innenverteidiger Sebastian Schonlau (26), der ablösefrei vom SC Paderborn kommt.

Ansonsten ist es weiter relativ ruhig. Und ich werde das Wochenende sowie das heutige Eröffnungsspiel dafür nutzen, um auszuloten, inwieweit mich diese EM tangiert. Vielleicht werde ich meine ersten Eindrücke sowie News rund um das deutsche Team auch morgen mit einfließen lassen. Ich wünsche Euch auf jeden Fall einen schönen Freitagabend – ob mit oder ohne Fußball.

Scholle

Der DFB ist ein Beispiel dafür, wie es nicht geht

Der DFB ist ein Beispiel dafür, wie es nicht geht

Heute ist einer dieser Tage, an denen der Fußball nervt. So richtig. Weniger der HSV, das vorweg. Aber eigentlich wollte ich mich heute in Vorfreude schreiben auf die bevorstehende EM. Aber die ist mehr als gedämpft worden. Weil der DFB mal wieder ein Zeichen gesetzt hat, dass die Oberen mit dem ungleich größeren Teil darunter nichts mehr gemein haben. 400.000 Euro sollen die deutschen Nationalspieler kassieren, wenn sie den Titel holen. Pro Spieler. Und da das Trainerteam sowie Bierhoff und Co. sicher nicht weniger bekommen, können wir also ganz locker mal von 10 Millionen Euro und mehr ausgehen, die dort verteilt würden. In einem Jahr, das den zweiten Lockdown mit sich gebracht und die komplette Basis des DFB nicht nur neuerlich lahmgelegt sondern auch finanziell massiv beschädigt hat sollen also die, die eh ihrem Job nachgehen durften und allesamt Großverdiener sind, noch einmal reich beschenkt werden für etwas, was eigentlich als die größte Ehre gelten sollte: Nämlich für das eigene Land einen Titel zu holen bzw. überhaupt für das eigene Land zu spielen.

Wer diesen Blog verfolgt, der wird mitbekommen haben, dass ich die Maßlosigkeit in dem Altherren-Klub DFB seit Ewigkeiten verachte. Diese Klüngel, die der DFB bei der Fifa und der Uefa immer wieder zutiefst verurteilt, ist im eigenen Verband nicht minder ausgeprägt. In der Jugend werden kleine Klubs mit tollen Mannschaften inzwischen mit teuren Vorgaben dazu gezwungen, Abstand von den höchsten Ligen zu nehmen. Es sollen nach Möglichkeit nur noch die größten, finanziell potenten Klubs über den besten Nachwuchs verfügen – und diese Separierung setzt sich mit dieser dramatisch schlechten Prämienregelung des DFB nur fort.

Die Kleinen gehen kaputt – oben regnet es Geld

Denn während der kleine Fußball in den Amateurklubs leidet, geht es den Oberen weiterhin gut. Oder wie in diesem Fall mit „die Mannschaft“ sogar noch besser als vorher. Denn 400.000 ist die höchste jemals ausgelobte EM-Titel-Prämie. „Aber andere Länder loben noch höhere Prämien aus“ höre ich von einigen heute. Und das macht es nicht besser. Für mich deutet diese Regelmäßigkeit und offensichtliche Notwendigkeit solch hoher Prämien nur an, was wir eh alle vermuten: Dass der Profifußball längst vom großen Geld geschluckt wurde.

Was das alles mit dem HSV zu tun hat? Ich finde die Parallelen gerade in den letzten Jahren immer wieder extrem offensichtlich. Und deshalb hoffe ich, dass der HSV den Weg, den Horst Hrubesch nach seinem Intermezzo als Cheftrainer angekündigt hatte, auch in aller Konsequenz gehen: Hin zum Ausbildungsverein, dessen Kennzeichen nicht wie zuletzt überzogene Verträge sondern eine überdurchschnittlich gute Karrierechane ist. Werte schaffen, die noch Werte sind. Ich will keine gekauften Trikot-Küsser, sondern Spieler, die hier ihrem Traum nachjagen, einmal ein großer des Fußballs zu werden. Wie alles darf natürlich auch das nicht zum Selbstzweck werden – ganz klar. Es muss immer die Qualität der Mannschaft an oberster Stelle stehen. Aber ich bin überzeugt davon, dass der HSV in den letzten Jahren jeweils die nominelle Qualität hatte, Erster zu werden und mehr der eigenen Mentalität denn an dem Können der Gegner gescheitert ist. 

Und wenn man anfängt, nicht immer die Kohle in den Vordergrund zu stellen sondern die Perspektiven so verbessert, dass man sich seine Qualitätsspieler in Teilen zumindest selbst ausbildet, könnte allein der Faktor Identifikation den HSV schon verbessern. Problem ist: Irgendwer muss irgendwann damit anfangen und nicht gleich beim ersten Gegenwind wieder alles über den Haufen werfen. Denn das ist und bleibt das mit weitem Abstand größte Problem des HSV.

Die Spieler „leiden“ unter der Maßlosigkeit der Funktionäre

Aber zurück zur EM, auf die ich mich zwar etwas mehr gefreut habe als auf die WM (Weihnachtsmeisterschaft) im kommenden Jahr in Katar. Ich gucke sehr gern Länderspiele und fiebere auch fast immer mit. Ich gönne auch wirklich allen Menschen alles Gute, wenn es sie glücklich macht. Neid kenne ich nicht. Von daher ist es mir bei Spielerbeurteilungen auch scheißegal, wie viel Geld die Spieler verdienen. Sie können ja noch nicht einmal wirklich etwas dafür. Ähnlich wie bei den überbezahlten HSV-Profis Wood und Co. sind es in diesem Fall aber die Kroos‘, Gündogans, Neuers und Co., die den  Frust der Basis abbekommen.

Dabei ist dieses vom DFB gesetzte Zeichen mit dieser Monsterprämie nichts anderes als ein neuerlicher Beweis, dass der DFB-Führung – und das sind viele alte Herren mit dem erkennbaren Drang zur Machterhaltung bzw. zum Machtausbau –  jegliche Bodenhaftung verloren gegangen ist. Sie wissen einfach nicht, wie 99 Prozent ihres Verbandes ticken. Und/oder es ist ihnen scheißegal.  Das Geblubber vom „Wir“ jedenfalls ist Bullshit. Es ist de facto nicht mehr wert ist als die vollmundigen Versprechungen der HSVPlus-Verantwortlichen vor der Ausgliederung 2014.

Insofern, Fußball nervt. Manchmal. Manchmal sogar richtig doll. Heute ist für mich so ein Tag. Nur gut, dass es auch noch ein Morgen gibt…

Scholle