Warum Wiesbaden wichtiger wird als Düsseldorf

Warum Wiesbaden wichtiger wird als Düsseldorf

So ein schlechtes Spiel bedarf einer längeren Verarbeitung. Das steht fest. Und das brauchte auch der Trainer selbst offensichtlich, der das erste Mal, seitdem ich mich daran erinnern kann, so eine Art Straftraining angesetzt hat, um den Spielern klarzumachen, dass sich etwas ändern MUSS. Problem hierbei: Es ist nicht allein die Mannschaft, die sich hier verbessern muss, sondern auch der Trainer samt Trainerteam. Zumal Tim Walter zuletzt – und das auch absolut glaubhaft – versicherte, wie eng Mannschaft und Trainerteam zusammenstünden. Soll heißen: Er erreicht die Spieler. Allein, eine Veränderung im eigenen Spiel, wenn es mal nicht läuft, schafft Walter bis heute nicht.

Denn die 90 Minuten in Elversberg waren schon arg trostlos. Schon dort plätscherte das Spiel einfach so vor sich hin, ohne dass auch nur der Ansatz von Verbesserungen zu sehen war. Ein Problem, dass der HSV schon seit vielen Jahren, also auch schon vor Tim Walter hatte. Aber eben ein Problem, dass Walter auch in seiner nunmehr dritten Saison nicht lösen konnte. Zumal das Gleiche nicht mal eine Woche später in Osnabrück dann noch mal so passiert ist. Und allein das ist schon absolut inakzeptabel.

Von daher hoffe ich, dass Walter und sein Trainerteam sich selbst auch infrage stellen und überlegen, wie man gegen die vermeintlich Kleinen genauso bestehen und meinetwegen auch dominieren kann wie gegen die vermeintlichen Topteams der Liga. Soll heißen: Nicht das Topspiel gegen Tabellenführer Fortuna Düsseldorf wird zeigen, ob die Mannschaft dazugelernt hat. Denn die Spiele gegen Topteams hat der HSV in aller Regel gut gestalten können. Zumindest in dieser Saison.

Dieser Fortschritt war bislang zu erkennen, weil Walter (zuerst notgedrungen, später, weil es erfolgreich war) mit einer tiefer stehenden Viererkette agierte und defensiv Stabilität reinbekam. Allein gegen die Aufsteiger hatte der HSV Probleme, weil es dort vermehrt über den Kampf geht. Und diesen Fortschritt muss man erwarten können. Von der Mannschaft – aber vor allem auch von Ihrem Vorturner, dem Trainer himself samt seiner Assistenten.

Und deshalb freue ich mich auf Freitag und hoffe darauf, dass es mal wieder ein überzeugendes Heimspiel gegen ein Topteam der Liga gibt. Aber wirklich spannend, was die Entwicklung der Mannschaft betrifft, wird es eine Woche später beim Auftritt beim dritten Aufsteiger, dem SV Wehen Wiesbaden. Dort wird die Mannschaft zu dritten Mal binnen vier Spieltagen zur Reifeprüfung gerufen. Und dort wird sich zeigen, ob Walter die Mannschaft wirklich verbessert.

Gut ist, dass Walter seiner Mannschaft deutlich macht, worum es geht. Fünf Einheiten stehen in dieser Woche bis zum Spiel am Freitag gegen Fortuna Düsseldorf an. Zeit genug, klarzumachen, worum es geht: Um den unbedingten Willen, um den Einsatz bis zum Umfallen, wenn es spielerisch mal nicht zum Ziel führt. So, wie es die „Kleinen“ gegen den HSV machen…

In diesem Sinne, bis morgen. Dann wieder mit einem neuen Talk mit Cornelius.

Scholle

Zweiter Aufsteiger, zweiter peinlicher Auftritt: Walter und Co. müssen Antworten liefern

Der HSV kann es einfach nicht. Seit Jahren hat man Probleme gegen Aufsteiger und andere Teams, deren oberstes Ziel der Klassenerhalt ist. Und nachdem man sich in Elversberg bereits blamiert hatte, tat man selbiges nun auch beim VfL Osnabrück. Erneut mit 1:2 gegen den zweiten Aufsteiger und das alles binnen einer Woche. Bitter. Nein: Bodenlos, desolat – peinlich. Warum das so ist? Die Antwort darauf werden die Verantwortlichen, allen voran Trainer Tim Walter, jetzt liefern müssen, wenn sie die aufkommenden Trainer-Diskussionen nicht lauter werden lassen wollen.

Ich erspare Euch an dieser Stelle zum zweiten Mal in Folge die Spielerbewertungen, weil sich diese einfach nicht lohnen. Bis auf Heuer Fernandes und in Teilen Glatzel und Jatta gab es heute auf dem Feld und am Rand nur Arbeitsverweigerung. Note 7 – setzen! Wie man aber zwei Spiele in Folge so abschenken kann, das bedarf einer Klärung. Ebenfalls, wie es sein kann, dass von außen erneut absolut kein Impuls gesetzt werden konnte, der dem Spiel zumindest eine Änderung brachte.

Nein, es lief einfach alles wie immer. Über 90 Minuten hinweg wusste der HSV heute mal gar nichts! Aber: Das darf einfach nicht mehr hingenommen werden! Es kann einfach nicht sein, dass man gegen die mitspielenden Gegner Schritte nach vorn macht, um dann gegen Abstiegskandidaten gefühlt wieder in die Steinzeit bzw. ins Bodenlose abzustürzen.  Konstanz? Die gibt es nur drumherum und im Bezug auf Probleme, die vermeintlich „Kleineren“ zu bespielen. Seit Jahren. Von Weiterentwicklung ist in diesem Zusammenhang absolut gar nichts zu sehen. Wie seine Vorgänger hat auch Walter bislang nicht nachweisen können, dass die Mannschaft unter ihm hier einen Schritt nach vorn macht. Problem hierbei: Es gibt noch mehr Mannschaften in der Liga, die so auftreten werden wie Elversberg und Osnabrück. Und bis zum nächsten Mal muss Walter Antworten liefern können, die seine Mannschaft sportlich auf den Platz bringt. Zumindest, wenn dieser HSV tatsächlich plant, aufzusteigen.

Anbei mein Blitzfazit für heute und ein Spielbericht: 

Ein Spielbericht von meinem Kollegen Lars Reinefeld: 

Der HSV ist in der 2. Fußball-Bundesliga auch beim zweiten Aufsteiger gestrauchelt und erlebt die erste Krise der noch jungen Saison. Eine Woche nach dem 1:2 bei der SV Elversberg verloren die Norddeutschen am Freitagabend beim Tabellenletzten VfL Osnabrück mit 1:2 (1:2) und zeigten dabei eine erschreckend schwache Vorstellung.

„Wir haben heute überhaupt nicht stattgefunden“, sagte Hamburgs Trainer Tim Walter. „Wie wir uns haben düpieren lassen, das war einfach schlecht. Und die zweite Halbzeit war dann ein Abbild davon.“

Zwar brachte Robert Glatzel die Gäste früh in Führung (12. Minute), Erik Engelhardt (16.) und Oumar Diakhite (39.) drehten die Partie aber zugunsten der Gastgeber. Für die Lila-Weißen war es vor 15.741 Zuschauern im ausverkauften Stadion an der Bremer Brücke der erste Saisonsieg. „Der Sieg war verdient, großes Kompliment an die Jungs“, sagte Osnabrücks Coach Tobias Schweinsteiger. „Trotz des Sieges müssen wir weitermachen und den Weg, auf den wir hoffentlich gefunden haben, weitergehen.“

Die Gastgeber zeigten sich im Vergleich zum 0:7-Debakel bei Hannover 96 vor einer Woche wie verwandelt. Die Osnabrücker warfen sich in jeden Zweikampf und waren auch spielerisch die klar bessere Mannschaft. Allerdings versäumte es das Schweinsteiger-Team, seine vielen Chancen zu nutzen. So musste der VfL bis zum Ende zittern.

Den schwachen Hamburgern fiel aber auch in der zweiten Halbzeit nichts ein, sodass die nächste Niederlage völlig verdient war. Schon vor zwei Jahren hatte das Team von Trainer Tim Walter in Osnabrück verloren und damals in der Schlussphase der Saison den Aufstieg verspielt.

VfL-Coach Schweinsteiger hatte seine Startelf auf vier Positionen verändert und lag dieses Mal mit seinen Umstellungen richtig. Der Tabellenletzte hatte nach der Klatsche von Hannover einen Neustart ausgerufen und ließ den Worten Taten folgen. Auch der frühe Rückstand warf den VfL dieses Mal nicht um. Ganz im Gegenteil: Zunächst gelang Engelhardt nur vier Minuten nach dem Rückstand der Ausgleich, dann brachte Diakhite den VfL bei seinem Debüt für die Niedersachsen sogar in Führung. Zur Pause waren die Hamburger mit dem knappen Rückstand gut bedient.

Doch auch nach dem Seitenwechsel zeigte der Aufstiegsfavorit weiter eine erstaunlich leblose Vorstellung. Vom Esprit und Offensivgeist der ersten Spieltage war nichts zu sehen, stattdessen bestimmte der Tabellenletzte weiter das Geschehen. Nur weil Osnabrück Chance um Chance vergab, blieb der HSV im Spiel. Doch eine wirklich gute Möglichkeit auf den Ausgleich hatten die Hamburger nicht mehr. (dpa)

DIE STATISTIK ZUM SPIEL:

VfL Osnabrück: Grill – Ajdini, Gyamfi, Diakhite, Kleinhansl – Gnaase, Cuisance, Tesche (68. Kunze), Wulff (76. Rorig), Conteh (68. Niemann) – Engelhardt (90.+3 Verhoek)

HSV: Heuer Fernandes – van der Brempt, Hadzikadunic (90. Nemeth), Ramos (46. Ambrosius), Heyer (46. Mikelbrencis) – Meffert, Reis (57. Königsdörffer), Benes – Jatta, Glatzel, Dompe (62. Öztunali)

Tore: 0:1 Glatzel (12.), 1:1 Engelhardt (16.), 2:1 Gyamfi (40.)

Zuschauer: 16.000 (ausverkauft)

Schiedsrichter: Florian Exner (Münster)

Gelbe Karten: Tesche, Gyamfi, Cuisance, Conteh, Gnaase / Benes, Heyer, Mikelbrencis, Jatta, Königsdörffer, Heuer Fernandes

Schonlau wieder da – hält Walter an Hadzikadunic fest?

Schonlau wieder da – hält Walter an Hadzikadunic fest?

Elversberg ist vorbei – und schon folgt das zweite Auswärtsspiel bei einem Aufsteiger und somit vermeintlich Kleinen dieser Liga. Wobei, dass diese Bezeichnung überholt ist, hat das 1:2 des HSV beim SV Elversberg gezeigt. Auch deshalb warnen beim HSV alle davor, irgendeinen der 17 Liga-Gegner zu unterschätzen. Geht es nach HSV-Trainer Tim Walter, wird es nicht wieder zu einer bösen Überraschung kommen. „Genauso wie uns in der zweiten Liga nichts geschenkt wird, dürfen wir auch keine Geschenke verteilen“, sagte der 47-Jährige heute auf der Pressekonferenz mit Blick auf das Spiel am Freitag beim VfL Osnabrück. 

In der Partie an der stets stimmungsvollen Bremer Brücke kommt es für Walter zum Wiedersehen mit seinem ehemaligen Assistenten aus Jugendzeit, VfL-Chefcoach Tobias Schweinsteiger. Der wiederum hat nur Lob für Walter parat: „Sein Spielstil ist besonders. Es war ihm immer wichtig, viele Tore zu schießen und Spielfreude zu vermitteln“, sagte Schweinsteiger meinen Kollegen vom Hamburger Abendblatt (Mittwochausgabe), der von 2015 bis 2018 als Walters Assistent im Nachwuchs von Bayern München gearbeitet hatte. „Ich habe viel von ihm mitgenommen, er vielleicht auch von mir“, sagte der 41-jährige Schweinsteiger, der den sechs Jahre älteren Walter und sich selbst als „Alphatiere“ bezeichnete, während sich Walter sehr gern zurückerinnerte und dabei sogar von einer Freundschaft sprach, die inzwischen etwas weniger intensiv sei, weil man sich terminlich bedingt zu selten sehen und sprechen würde.

Zwischen dem Spiel des HSV, bei dem Schweinsteiger in der Saison 2019/20 als Co-Trainer von Dieter Hecking gearbeitet hatte, und dem der Osnabrücker sieht der VfL-Coach durchaus Parallelen: „Unser Spiel beinhaltet viele Elemente, die auch beim HSV zu sehen sind. Auch in der Zweiten Liga wollen wir eine Dominanz entwickeln und unser Spiel dem Gegner aufdrängen.“ Erfolgreich war es für den VfL, der mit nur einem Punkt und 17 Gegentreffern am Ende der Tabelle steht, bislang nicht. Besonders bitter war zuletzt das 0:7 bei Hannover 96, das Walter seinerseits gesehen hat. Eine Klatsche, die Walter nicht überbewerten will. „Ich bin überhaupt kein Freund von Statistiken, weil es niemals unveränderliche Muster gibt. Und so wird es auch im Wochenende wieder sein“, meinte er, glaubte aber, dass man nach einer solchen Klatsche in der nächsten Partie durchaus defensiver denken könne/würde.

Und das wiederum gefällt dem HSV nicht.

Zumindest tat es das in den letzten Jahren nicht. Immer wieder hatte der HSV Schwierigkeiten, gegen allzu tief stehende, konternde Gegner. Und mit Immanuel Pherai fällt jetzt noch einer der Spieler aus, die öffnende Eins-gegen-Eins-Situationen sucht und mehrheitlich für sich gewinnt. Der Mittelfeldspieler fällt mit einem gebrochenen Zeh aus, während zudem auch Linksverteidiger Miro Muheim (Knöchelverletzung) passen muss. Das wiederum will Schweinsteiger nicht zu hoch bewerten. „Wir werden hart arbeiten müssen, um ihre Stärken aus dem Spiel zu nehmen. Es kommt viel auf unsere Einstellung an – aber wir werden auch Glück brauchen, offensiv wie defensiv.“

Wobei letzteres sicher für alle gilt. Auch für den HSV, der sich in Elversberg früh das Leben selbst erschwerte, indem man den Gastgebern das 1:0 per individuellen Fehler auflegte. Dennoch ließ Walzer heute in der Pressekonferenz einen Satz fallen, der inhaltlich besagte, dass man immer in der Lage sei, sein Spiel den Begebenheiten anzupassen. Und dem widerspreche ich komplett. Denn dieser HSV ist eben gerade dazu NICHT in der Lage gewesen in Elversberg. Sollte er es gegen Osnabrück am Freitag sein – okay! Dann freue ich mich über diesen Entwicklungsschritt. Aber sollte dieser nicht nachhaltig sein, ist er genau so viel wert wie alles Gerede über die defensive Stabilität der Vorwochen.

Apropos: Defensiv könnte es am Freitag interessant werden. Zumindest ist neben Stephan Ambrosius, der bislang immer das ablieferte, was man sich von ihm erhoffen durfte, auch Guilherme Ramos wieder zurück nach seiner Rotsperre aus dem Hannover-Spiel. „Das gibt uns noch mehr Möglichkeiten von der Bank aus“, sagte Walter heute und ließ durchblicken, dass er eher keine Änderung für die Innenverteidigung plane, sofern nicht noch einer der beiden (Schonlau, Hadzikadunic) ausfallen sollte.

Und das wiederum finde ich einerseits gut, weil der Trainer Hadzikadunic damit noch mal den Rücken stärkt. Ein lohnenswerter Ansatz bei dem jungen Innenverteidiger, der zuletzt immer stärker wurde – bis Elversberg. Andererseits bin und bleibe ich ein Freund von der Kombination aus einem spielenden Abwehrspieler (Schonlau noch mehr als Hadzikadunic) sowie einem Ausputzer (Ambrosius, Ramos), weil das meiner Meinung nach zuletzt für die defensive Stabilität hauptverantwortlich war. Aber okay, warten wir es ab. Hadzikadunic hat für mich abgesehen von dem Ausfall in Elversberg viele Ansätze geliefert, eine echte Verstärkung sein zu können.

In diesem Sinne, Euch allen einen schönen Abend!!

Scholle

Walter muss einen Weg finden, die „Kleinen“ zu bespielen

Walter muss einen Weg finden, die „Kleinen“ zu bespielen

„Bis Freitag benötigen wir positive Energie. Wir müssen Mut hereinbringen.“ Könnte vom HSV kommen, dieser Satz. Aber er kommt aus der Ecke des nächsten Gegners, dessen Trainer und Ex-HSV-Cotrainer Tobias Schweinsteiger nach dem 0:7 bei Hannover 96 sichtlich geknickt wirkte. „Wir müssen den Arsch hochkriegen“, forderte derweil VfL Osnabrücks Abwehrspieler Florian Kleinshansl. Und Osnabrücks Keeper Lennart Grill fragte: „Ganz ehrlich: Was haben wir zu verlieren? Wir haben in Hannover sieben Dinger kassiert.“ Was das für den HSV bedeutet, der seinerseits mit dem 1:2 in Elversberg einen herben Rückschlag erlitt? Viel schlimmer hätte es im Vorfeld des Duells an der stets stimmungsvollen Bremer Brücke nicht laufen können!

Die Einstellung der höchsten Zweitliga-Niederlage der Club-Geschichte nach dem 0:7 im November 1979 bei Fortuna Köln wollen beim nächsten HSV-Gegner alle schnellstmöglich vergessen machen. Und das würde mit einem Heimsieg gegen den schwächelnden HSV funktionieren. Ob der große Favorit aus Hamburg gerade richtig kommt? „Ob der HSV der richtige Gegner ist? Wir müssen aufpassen, wie wir in unserer Lage den Gegner einschätzen“, so Schweinsteiger, der 2019 ein Jahr lang Assistent von Dieter Hecking beim HSV war. 

Und auch beim HSV wird man sich nach dem erschreckend schwachen Auftritt in Elversberg so seine Gedanken machen. Weniger darüber, dass Osnabrück zuletzt ein schweres Pflaster war. Immerhin scheiterte der HSV im Aufstiegsfinale 2021 in Osnabrück und verpasste durch die 2:3-Niederlage mal wieder die Bundesliga-Rückkehr. Vielmehr muss sich HSV-Trainer Tim Walter fragen, wie es zu einem derart blutleeren, uninspirierten Auftritt wie dem in Elversberg kommen konnte – und: Warum er es im Verlaufe des Spiels nicht schaffte, das eigene Spiel den veränderten Umständen anzupassen.

Denn das fehlte komplett. Anstatt sich taktisch auf die tief stehenden Elversberger einzustellen und das eigene Spiel über Eins-gegen-Eins-Situationen oder über permanente Flanke in den (dann besetzten) Sechzehner zu verändern, liefen Sebastian Schonlau und Co. immer wieder gegen Elversbergs Abwehrbollwerk an und fingen sich Konter. Wie in alten Tagen war man in Sachen Ballbesitz und Zweikämpfe hoch dominant – aber verlor am Ende. Und wenn wir ehrlich bleiben, dann war das sogar völlig zurecht so. 

Denn der HSV hat es bis heute nicht verstanden, sein Spiel auf tief stehende Gegner einzustellen. Dabei hat man dieses Problem seit dem Abstieg 2018 immer wieder. Bis Elversberg hatte der HSV Gegner, die den Anspruch an sich selbst hatten, mitzuspielen – RW Essen im DFB-Pokal mal ausgenommen. Da konnte der HSV mit seiner – endlich – stabileren Defensive und der immer gefährlichen Offensive brillieren. Aber die „Reifeprüfung“, wie das Spiel in Elversberg vorher genannt wurde, hat dieser HSV nicht bestanden. Im Gegenteil.

Dass am Freitag in Osnabrück ein fast identisch eingestellter Gegner auf den HSV wartet, macht es nicht einfacher. Vor allem nicht für den Trainer, dem taktische Veränderungen seit jeher schwer zu fallen scheinen. Zuletzt beließ es Walter bei der tiefer stehenden Viererkette – weil es funktionierte. Jetzt wird es Zeit, dass der HSV endlich sein spielerisches Portfolio aufstiegsreif gestaltet und auch solche Spiele zu spielen versteht. 

Wie das geht? Mit Geduld, mit Ruhe – und selbstverständlich nur dann, wenn Aussetzer, wie der von Denis Hadzikadunic vermieden werden können. Wobei, auch hier sei gesagt: Wäre Daniel Heuer Fernandes nicht vor dem Ballführenden, sondern im Kasten geblieben, hätte er eine realistische Chance gehabt, das 1:1 für sich zu entscheiden. Fakt ist, dass der HSV über eine Offensive verfügt, die in jedem Spiel bislang getroffen hat – u d das entspricht auch der Qualität der Mannschaft. Wenn dazu hinten die Null gehalten werden kann, entspricht das – welch hohe Mathematik – einem Sieg. So einfach kann es sein. Oder wie Otto Rehhagel sagte: Kontrollierte Offensive.

Das größte Problem hierbei: Es ist eben nicht spektakulär. Und wenn es nach mir geht, muss es das auch nichts ein. Mir reicht es, wenn es erfolgreich ist. So langweilig das Spiel gegen Hansa Rostock auch gewesen ist, genau so spielt ein Aufsteiger. Und nicht anders.

In diesem Sinne, Euch allen Gute Nacht!

Scholle

P.S.: Glück im Unglück hatte offenbar Miro Muheim. Der 25-Jährige hat sich eine schwere Bänderzerrung sowie eine Kapselverletzung im rechten Sprunggelenk zugezogen. Ist schmerzhaft, aber glücklicherweise nicht so langwierig, wie befürchtet.

Peinlicher Auftritt! Der HSV verliert verdient in Elversberg

Peinlicher Auftritt! Der HSV verliert verdient in Elversberg

Der HSV hat den ersten herben Dämpfer der Saison kassiert. Wobei es herbe noch viel zu milde ausdrückt. Denn das, was der HSV beim Aufsteiger SV Elversberg ablieferte, war ideenlos. Fast schon seelenlos, da die Mannschaft über die komplette Spielzeit lethargisch agierte und verunsichert wirkte – spätestens nach dem kapitalen Bock des unterirdisch agierenden Denis Hadzikadunic. Am Ende verlor die Mannschaft von Trainer Tim Walter beim krassen Außenseiter SV Elversberg völlig verdient mit 1:2 und stürzte damit von der Tabellenspitze, die sich Fortuna Düsseldorf und Extrainer Daniel Thioune nach einem 3:1-Sieg bei Hansa Rostock dank der besseren Tordifferenz sichern konnte. Heute Abend und morgen können zudem noch Magdeburg und Holstein Kiel vorbeiziehen. 

Kurz und bündig zum Spiel: Der HSV kam durch eine Unaufmerksamkeit des Neuzugangs Hadzikadunic früh auf die Verliererstraße und fand absolut kein Mittel und keinen Weg, um diese Straße wieder zu verlassen. Es war der erste Gegentreffer nach zuvor drei Zu-Null-Spielen. Für den HSV, der wie in den letzten Jahren auch heute wieder viel Ballbesitz hatte – aber eben keine Ideen, daraus etwas zu entwickeln.  Und das in der zweiten Halbzeit noch mehr als in der ersten, in der dem HSV zwei Tore durch Robert Glatzel und Jean-Luc Dompé wegen Abseits beziehungsweise eines vorausgehenden Foulspiels aberkannt wurden.

Bitterer Zusatz zu diesem absolut gebrauchten Nachmittag: Erst musste Miro Muheim zu Beginn der zweiten Halbzeit angeschlagen raus. Und kurz darauf folgte das 0:2 aus HSV-Sicht. Der Anschlusstreffer durch Moritz Heyer (89.) kam zu spät. Und so gern ich diesen Ausgleich auch gesehen hätte – so unverdient wäre er gewesen.

In diesem Sinne, allen Spielern (mit Ausnahme Heuer Fernandes und in Teilen Dompé, Reis sowie Einwechselspieler Pherai) heute eine 6 zu geben würde es treffen. Aber das erspare ich mir. Anbei stattdessen das Blitzfazit zum Spiel. 

STATISTIK ZUM SPIEL:

SV Elversberg: Kristof – Vandermersch, Jäkel, Conrad (72. Antonitsch), Neubauer – Sickinger (46. Stock), Jacobsen, Sahin, Wanner (65. Feil), Rochelt – Schnellbacher (72. Faghir)

HSV: Heuer Fernandes – van der Brempt, Hadzikadunic (63. Königsdörffer), Schonlau (74. Ambrosius), Muheim (50.) – Meffert, Reis, Benes (46. Pherai) – Jatta (63. Nemeth), Glatzel, Dompe

Tore: 1:0 Rochelt (9.), 2:0 Schnellbacher (60.)

Zuschauer: 10.000 (ausverkauft)

Schiedsrichter: Patrick Schwengers (Limburg)

Gelbe Karten: Sickinger, Vandermersch / Hadzikadunic, Meffert

Premieren – und HSV-Coach Walter hat volle Kapelle zur Verfügung

Premieren – und HSV-Coach Walter hat volle Kapelle zur Verfügung

Das ist wirklich schon eine ganze Weile her! Und damit meine ich gleich zwei Dinge: Zum einen den letzten Blogbeitrag, der in Form von direkten Antworten auf Eure Fragen am Sonnabend war. Aber auch der letzte Communitytalk ist schon eine ganze Weile her. Und diesen haben wir – also Cornelius und ich – diesmal im Park aufgezeichnet und dabei dem wir einen Teil der per E-Mail eingegangenen Fragen beantworten. Zusammen – was eine Premiere darstellt. Eine sehr kurzweilige, gelungene Premiere, glaube ich. Aber schaut selbst: 

Dass wir hier im Blog eine Weile offline waren, haben viele von Euch gemerkt, weil sie plötzlich mit ihren Posts nicht mehr durchkamen. Am Sonntag und Montag hatte ich es selbst nicht versucht, weil ich einmal einen Kindergeburtstag (Sonntag) und einmal andere Termine hatte. Dienstag hatte ich versucht, einen Blog online zu stellen, der auch den neuen HSV-Talk beinhaltetet. Leider hatte der Betreiber am Montag und Dienstag Probleme, die erst gestern gelöst werden konnten. Das betraf auch den Kommentarbereich, den viele von Euch nicht mehr erreichten und sich daraufhin bei mir beschwerte. Jetzt soll es wieder funktionieren. Und in Sachen Redigieren der Posts sind wir auch dran.

Eine Premiere feiert auch der HSV am Wochenende in Elversberg. Um 13.00 Uhr trifft die Mannschaft von Trainer Tim Walter erstmals auf die SV Elversberg. Zum Vergleich: Während der HSV bislang mehr als 2000 Spiele im deutschen Profi-Fußball bestritten hat, sind es bei den Elversbergern gerade einmal 81 Partien. Elversberg als Unbekannte? Mitnichten. „Ich war schon einmal dort“, sagte Walter heute bei der Pressekonferenz. Allerdings war das nie im Profifußball, sondern seinerzeit als Jugendtrainer des FC Bayern. Mit der damaligen U17 des FC Bayern München spielte der 47-Jährige seinerzeit im Saarland. Und das nach eigener Aussage sehr erfolgreich. Sein Team gewann.

Das wiederum wird gegen den Zweitligaaufsteiger jetzt mit Sicherheit eine schwierige Aufgabe, als seinerzeit in der Jugend. Vom durchwachsenen Start des Aufsteigers, der mit vier Punkten lediglich auf Platz 15 steht, darf man sich nicht täuschen lassen. Ich jedenfalls vertraue da sehr auf unsere Analysten von Createfootball.com, die Elversberg als Kunden in ihrer Datei führen und begeistert sind. Von einem sehr strukturierten Scouting und einem klaren Plan hatte mir Mats vor Saisonbeginn berichtet. Und fußballerisch hat er Recht. Allein die Ergebnisse stimmen (noch?) nicht. Auch Walter lässt sich nicht beirren: „Sie haben es sich verdient, in dieser Liga zu spielen. Die Frische tut der Liga gut.“ 

Die Frage nach der Angst vor der Atmosphäre in fremden Stadien kann ich inzwischen nicht mehr hören. Spieler, die vor 57.000 Zuschauern ihre Heimspiele austragen, die sollten sich auch von 10.000 Anhängern des Gegners nicht fürchten. Wobei: Das macht beim HSV auch niemand. Die etwa 10 000 Zuschauer fassende Ursapharm-Arena an der Kaiserlinde stellt zumindest auch für Walter kein Thema dar: „Wenn wir kommen, herrscht überall Euphorie“, sagt der Coach etwas großspurig. 

Aber okay, solange die Stimmung innerhalb der Mannschaft und im Trainerteam bodenständig und fokussiert ist – sollte es funktionieren. Auf dem Trainingsplatz scheint es weiterhin zu funktionieren – wobei das in den letzten Jahren auch der Fall war und für mich längst kein allzu aussagekräftiges Indiz mehr darstellt. „Energie ist wichtiger als Euphorie“, sagt Walter, der mit seiner Mannschaft in der täglichen Trainingsarbeit offensichtlich sehr zufrieden ist.

„Es ist eine Freude und Bereitschaft da, die mir Spaß macht. Sie wollen kicken und werfen im Training alles rein“, so Walter über seine Spieler, die nahezu komplett wieder gesund sind. Rechtzeitig und vor allem fit zurück sind die Nationalspieler von ihren Länderspielreisen zurückgekehrt. Und viele von ihnen sind zum Einsatz gekommen, was durchaus positiv zu bewerten ist. Tim Walter hat sich ebenfalls darüber gefreut, schaute aber heute nur noch nach vorn: „Sie waren heute alle auf dem Platz, das ist wichtig für unsere Vorbereitung.“ Oder anders formuliert: Personell haben Walter und der HSV keine Sorgen. Fehlen wird nur der weiterhin gesperrte Abwehrspieler Guilherme Ramos, der nach seiner Roten Karte aus dem Spiel gegen Hannover 96 (1:0) weiter pausieren muss. Erfreulich: Anssi Suhonen, der vielleicht meistverletzte Spieler der letzten Jahre beim HSV, macht erfreulich schnelle, gute Fortschritte nach seinem Wadenbeinbruch. Heute konnte der 22-Jährige schon wieder Läufe und in Teilen mit dem Ball trainieren.

Es ist also aus HSV-Sicht alles angerichtet für das erste Spiel in dieser Saison gegen einen vermeintlich „Kleinen“ der Liga. Und während wir in den letzten Jahren gerade in solchen Spielen selten zu überzeigen wissen, bin ich diesmal optimistischer. Zumindest dann, wenn der HSV so geduldig und diszipliniert agiert wie zuletzt.

Ich habe das im letzten Talk wieder mit dem Boxer ohne Deckung verglichen, der der HSV in den letzten Jahren war. Da stürmte man mit aller Macht auf seinen Gegner zu und versuchte ihn binnen Sekunden niederzustrecken. Und je länger das nicht funktionierte, desto größer wurde die Gefahr, dass dem vermeintlich stark unterlegenen Gegenüber der „Lucky Punch“ gelingen würde. Denn der HSV spielte ohne Deckung. Mit der Betonung auf „spielte“ – also in der Vergangenheit. Denn genau das hat der HSV zuletzt geändert – und gewonnen.

Von daher habe ich tatsächlich mehr Hoffnung als zuletzt, dass es funktioniert. Aber vor allem bin ich extrem gespannt, weil ich bei Walter nie ganz sicher bin, was kommt. 

In diesem Sinne, Euch allen einen schönen Abend!

Scholle