Das war sehr ordentlich. Der HSV zerlegt Aufsteiger SSV Jahn Regensburg mit 5:0 – und das ist auch in der Höhe absolut verdient, weil die Mannschaft von Trainer Steffen Baumgart endlich zwei Halbzeiten gut gespielt hat. Ein Grund dafür ist die inzwischen starke Bank, auf die der HSV zurückgreifen konnte. Heute war erkennbar, dass die Wechsel den HSV noch mal stärker machten. Bis auf wenige Ausnahmen war das heute eine sehr runde Sache, auf die der HSV aufbauen kann. Das Blitzfazit und die Einzelkritiken:
Daniel Heuer-Fernandes: Ohne Fehler, ohne Heldentaten – einfach ohne große Beschäftigung. Aber dafür kann er nichts. Note: 3
Silvan Hefti (bis 81.): Defensiv ist das ausbaufähig, aber er macht viel. Läuft viel und versucht viel. Das ist okay – wenn es denn am Ende dazu führt, dass es effektiver wird. nicht. Note: 3,5
Emir Sahiti (ab 81.): Wenn die allererste Aktion ein solcher Ballgewinn samt Pass zur Großchance ist, hast Du vieles richtig gemacht. Ich freue mich auf den Offensivspieler, der heute seine ersten Spielminuten im Volkspark sammeln durfte.
Denis Hadzikadunic: Dass sein Eigentor nicht zählte, war das Eine (gute). Aber dass kein Mitspieler – nicht mal der eigentlich Schuldige Schonlau zu ihm kam, um ihn aufzubauen – das fand ich seltsam. Bei seinem zweiten Fast-Eigentor (71.) kamen sie dann wieder alle zum Abklatschen…Insgesamt spielte er heute wieder solide. Note:3
Sebastian Schonlau: Er hatte Glück, dass der Gegentreffer nach seinem katastrophalen Fehlpass (korrekterweise) vom VAR wegen Abseits‘ kassiert wurde. Aber auch sonst war er im Aufbauspiel zu Beginn der Partie ein Schwachpunkt. Mit seiner Rettungsaktion in der 23. Minute kam er einmal kurz wieder zurück – aber er kann das deutlich besser. Note: 3,5
Miro Muheim: Er war ein Teil der deutlich besseren Seite des HSV – der linken. Das lag aber weniger an ihm als an seinem Vordermann Baldé. Dennoch war auch er heute wieder zuverlässig. Note: 3
Jonas Meffert: Zusammen mit Elfadli eroberte er den Ball vor dem 1:0. Und auch danach war er sehr präsent – und mehr gefordert, als ihm lieb gewesen sein dürfte. Denn die schnelleren Regensburger bereiteten dem HSV-Mittelfeldmann das eine oder andere Problem. Zum Glück für den HSV ohne Folgen. Note: 3
Daniel Elfadli: Er trieb den Ball nach Gewinn durch seinen Kompagnon Meffert vor dem 1:0 und war auch sonst sehr agiler Antreiber aus dem defensiven Mittelfeld. Auch er hatte seine Problemchen mit den schnelleren Regensburgern – er löste sie aber gut. Note: 3
Marco Richter (bis 61.): Es war erst sein zweites Spiel, ok. Und er machte auch keine groben Fehler. Aber ich kann jetzt schon sagen, dass ich Zweifel daran habe, dass er mit seiner Art dem HSV helfen wird. Er ist zwar viel unterwegs – aber er bleibt zumeist ohne Bindung zum Spiel. Mal sehen, ob ich mich irre, worüber ich mich im Sinne des HSV freuen würde!! Aber ich sehe andere Spieler im Kader deutlich vor ihm. Note: 4
Ludovit Reis (ab 61.): So kommt er nicht wieder in die Startelf zurück. Auf mich wirkt er, als würde er maximal 80% geben. Und das reicht so einfach nicht für mehr als Reservistendasein. Note: 4
Fabio Baldé (bis 61.): Erster Ballkontakt, erste Flanke – nächster Assist! Seine Startelfnominierung rechtfertigte er binnen Sekunden. Dass er anschließend offensiv wie defensiv stark spielte, das 2:0 zusätzlich blitzsauber auflegte – ich gönne es dem Jungen! Weil er für seine inzwischen mutige Spielweise immer wieder belohnt und darin bestärkt wird. So tankt man Selbstvertrauen und wird auch bei Auswechslungen vom Publikum und Trainerteam zurecht gefeiert! Note: 2
Jean-Luc Dompé (ab 62.): Was für ein schönes Problem für Trainer Steffen Baumgart, wenn er sich zwischen Baldé und Dompé entscheiden muss. Er traf doppelt und war über die linke Außenbahn mit seinen Tempodribblings ein ständiger Unruhestifter für Regensburg. Note: 1
Robert Glatzel (bis 79.): Er ist sooo wichtig. Mit Treffern wie heute – aber allein seine Präsenz im Sechzehner ließ die Regensburger, wie alle anderen Gegner auch nie zur Ruhe kommen. Aber: Er sollte sich noch viel mehr im Sechzehner und weniger drumherum aufhalten. Note: 2
Davie Selke (ab 80.): Dass sein Treffer zählte, war korrekt. Wenn beide Spieler am Trikot ziehen, hebt sich das auf. Somit sein Zweitliga-Premierentor für den HSV. Glückwunsch dazu. Fakt ist, dass sich Selke bislang als Verstärkung präsentiert und eine gute bis gleichwertige Alternative für das Sturmzentrum darstellt. Note: 2
Ransford Yeboah Königsdörffer (bis 79.): Er trifft wieder und spielt auch ansonsten super mit. Immer in Bewegung, immer anspielbar und extrem wendig im Offensivzweikampf. Er bereitet den Gegnern Sorgen. Und obwohl er noch immer ganz massiv an seinem ersten Ballkontakt arbeiten muss, war sein allererster Ballkontakt heute ein Volltreffer – zum 1:0 per Kopf. Insgesamt ist er ein Aktivposten und zurecht in der Startelf. Note: 2
Immanuel Pherai (ab 80.): War sofort im Spiel und hatte viele gute Aktionen. Unter anderem den so gewerteten Assist für Dompés ersten Treffer.
Sebastian Schonlau: Wir haben offensiv einige Szenen kreiert und uns mit Toren belohnt. Es ist schön zu sehen, dass auch die Jungs, die von der Bank gekommen sind, ihre Tore gemacht haben. Die Größe des Kaders gibt es her, nochmal nachlegen zu können. Wir haben uns in den letzten Jahren in solchen Spielen auch mal schwergetan. Nun haben wir gegen Münster mit 4:1 und Regensburg mit 5:0 gewonnen und zwar in einer Art und Weise, in der es klar war, wer der Sieger sein sollte. Nun wartet auswärts auf dem Betzenberg eine andere Nummer auf uns, aber wir wollen nach den zwei Siegen dort auch den dritten Erfolg in Serie einfahren.
Davie Selke: Es ist eine gute Situation für uns, du brauchst so eine Breite im Kader, wenn du aufsteigen willst. Jeder hat den Anspruch zu spielen. Es treffen alle. Das kann gerne so weitergehen. Wenn alle Stürmer in jedem Spiel treffen, ist es ein guter Schnitt bis zum Saisonende. Ich habe zum Schiedsrichter gesagt: Nimm mir das bloß nicht weg. Ich denke, dass beide ziehen und es am Ende in Ordnung ist, dass er nicht pfeift.
Marco Richter: Wir haben ein super souveränes Spiel gezeigt. Ein 5:0 gibt es nicht alle Tage. Das war ein perfekter Tag. Wir freuen uns, dass wir das nächste Spiel zuhause gewinnen konnten. Wir wollten nach der Länderspielpause zurück auf den Platz, haben offensiv wie defensiv eine tolle Leistung gezeigt. Wir sind personell sehr gut aufgestellt, wollen das jedes Wochenende zeigen.
Fabio Balde: Es war eine Top-Woche für mich. Ich lebe meinen Traum. Es ist immer noch ein bisschen unbeschreiblich. Der Trainer gibt mir Selbstvertrauen, das hilft mir auf dem Platz. Und jeder Fußballer kann bestätigen: Mit Selbstbewusstsein spielt man am besten. Ich will so viel wie möglich zurückzahlen. Jetzt geht es darum, jede Woche im Training weiter Gas zu geben, um sich die nächsten Einsätze zu verdienen.
Steffen Baumgart: Wir haben ein sehr gutes Spiel gemacht, waren zu Beginn eiskalt, sind schnell in Führung gegangen und haben anschließend sehr stabil agiert. Zum Ende hin haben wir das Ergebnis auch noch in die Höhe geschraubt, da alle Spieler bis zum Ende durchgezogen haben, insofern habe ich heute nicht viel zu meckern. Was mir besonders gut gefallen hat, ist die Körpersprache der Jungs. Geht ein Zweikampf verloren, wird der nächste gewonnen, wird eine Chance vergeben, wird sofort die nächste gesucht und dann auch genutzt – die Jungs bleiben immer dran, damit bin ich sehr zufrieden. Und neun Tore aus den letzten beiden Spielen sind auch nicht so schlecht. Ich sehe eine gute Entwicklung bei uns, die wir weiter fortsetzen wollen.
Jonas Meffert bleibt beim HSV. Zwei Tage vor dem nächsten Heimspiel gegen einen Aufsteiger hat der HSV mitgeteilt, dass der Vertrag mit dem defensiven Mittelfeldspieler verlängert wurde. Der genaue Zeitraum der Vertragsverlängerung wurde dabei allerdings nicht offiziell bekanntgegeben – allerdings verriet Trainer Steffen Baumgart gab jedoch in der Pressekonferenz vor dem Spiel eine ungefähre Richtung vor: „Meffo bleibt uns mindestens zwei weitere Jahre erhalten“, erklärte der 52-jährige Coach.
Meffert verlängert für zwei Jahre „mindestens“
Und allein das „mindestens“ lässt mich aufhorchen. Denn wie vor längerem schon einmal geschrieben, sehe ich den HSV im Falle des Aufstiegs auf sehr vielen Positionen so besetzt, dass er nachbessern müsste. Und auch bei Meffert, den ich in der Zweiten Liga als unumstrittenen Leistungsträger und Stammspieler des HSV sehe, habe ich zumindest leichte Zweifel an der Tauglichkeit für die Erste Liga. Schon deshalb hätte ich ihm einen Vertrag mit Ligaabhängigkeit gegeben.
Aber: Für den Moment ist Meffert aus meiner Sicht unverzichtbar, obgleich mit Daniel Elfadli ein starker Ersatz bzw. Kompagnon gefunden wurde. Schon deshalb ist das eine gute Nachricht. Und auch Baumgart zeigte sich sichtlich erfreut über die Vertragsverlängerung. „Wenn man mit ihm arbeitet, merkt man sofort, wie wichtig er für uns ist“, lobte er Meffert. Der Spieler habe sich über die Jahre hinweg eine herausragende Position im Team erarbeitet. Auch der Direktor des Profifußballs, Claus Costa, äußerte sich positiv: „Jonas ist ein echter Teamplayer und ein wichtiger Bestandteil unserer Mannschaft. Seine Verlässlichkeit und seine fußballerische Intelligenz sind von großem Wert für unser Spiel.“
Zuletzt hatte es immer wieder Spekulationen über einen möglichen Wechsel Mefferts, unter anderem soll der frühere HSV-Trainer Tim Walter versucht haben, ihn zu Hull City in die englische Championship zu holen. Baumgart kommentierte dies jedoch gelassen: „Ich hatte nie den Eindruck, dass Meffo kurz davor ist, den Verein zu verlassen.“ Auch ich hatte diesen Wechsel als höchst unwahrscheinlich erachtet und deshalb kaum eine Silbe über dieses Theater verloren.
Und nein, ich kann dieses Gesabbel von der bedingungslosen Loyalität zum HSV als Arbeitgeber nicht mehr hören. Ich glaube es selten, und manchmal stört es mich sogar. Und nach zuletzt Glatzel legte heute Meffert in diese Richtung nach: „Trotz des zuletzt lukrativen Angebots habe ich immer betont, was mir der HSV bedeutet. Ich freue mich, dass weitere Partien für diesen Club hinzukommen werden. Denn wir haben noch gemeinsame Ziele, die ich unbedingt erreichen will“, so Meffert, der nach eigenen Angaben stolz darauf sei, für den HSV auf „mehr als 100 Pflichtspiele“ zu kommen.
Kuntz: „Vielleicht geht es manchen beim HSV einfach zu gut“
Im Gegensatz zu Meffert hätte der HSV im Sommer gern einige der weniger eingesetzten Spieler abgegeben, doch das gestaltete sich wie (leider inzwischen schon gewohnt) sehr schwierig. Sportvorstand Stefan Kuntz deutete jetzt bei meinen Kollegen der Morgenpost an, was wir hier schon sehr lange vermuten – dass der Reiz der Stadt Hamburg für einige Spieler nicht nur Vorteile bringt: „Vielleicht geht es manchen Spielern beim HSV einfach zu gut“, sagte er. In einer der attraktivsten Städte Deutschlands zu leben, könne dazu führen, dass sich manche Spieler zu sehr auf ihren aktuellen Status verlassen. Siehe auch Robert Glatzels Satz, der HSV fühle sich auch als Zweitligist an wie ein Erstligist. Ein Satz, der sicher nicht so gemeint war – der aber genau das vermuten lassen kann, was auch Kuntz sagte.
Namen nannte Kuntz dabei zwar nicht, doch es wurde deutlich, dass Trainer Baumgart einige Spieler wie William Mikelbrencis, Levin Öztunali und Anssi Suhonen nicht mehr in seinen Planungen berücksichtigt, diese aber entweder nichts fanden oder gar nicht wegwollen, obwohl sie wissen, dass sie kaum bis keine Einsatzzeiten bekommen werden, da der Kader inzwischen so groß und in der Breite auch stark ist, dass es schon jetzt am Sonntag zu ersten Härtefällen kommen wird. Abgesehen von dem weiterhin verletzten Außenbahnspieler Bakery Jatta stehen Baumgart für das Spiel gegen Regensburg alle Stammspieler zur Verfügung.
Baumgart: „Wir wollen einen großen Kader“
Baumgart äußerte sich hierbei nur wenig besorgt über die große Anzahl an Spielern im Kader: „Wir wollten einen breit aufgestellten, aber auch sehr gut strukturierten Kader, der bereit ist, den Aufstieg in die Bundesliga anzugehen. Dafür braucht es viele Optionen.“ Der Trainer betonte, dass die Ausgeglichenheit des Kaders einen positiven Effekt habe: „Jeder hat die Möglichkeit, schnell in die Mannschaft zu rücken, aber genauso schnell kann man auch wieder draußen sitzen – und das sehe ich als Luxus.“ Vor allem wäre das endlich mal das lange vermisste Leistungsprinzip in gelebter Version…
In diesem Sinne, morgen wird Baumgart den Kader der Mannschaft bekanntgeben – und ich bin sehr gespannt.
Der HSV hat die Zusammenarbeit mit Mario Vuskovic trotz der Doping-Sperre verlängert. Wie das Abendblatt gestern berichtete und wie es der HSV heute offiziell bestätigte, wird der laufende Profi-Vertrag bis 2025 zwar sofort und in beiderseitigem Einvernehmen aufgelöst. Allerdings erhält der 22-jährige Abwehrspieler mit dem Ende seiner Sperre ab 2026 einen neuen Lizenzspieler-Vertrag.
„Wir alle wissen, dass eine Rückkehr in den Profispielbetrieb nach einer vierjährigen Sperre keine Selbstverständlichkeit ist. Wir sind jedoch überzeugt davon, dass Mario die Fähigkeiten und den Kampfgeist besitzt, um eine Rückkehr zu meistern“, sagte Sportvorstand Stefan Kuntz. Auch Vuskovic selbst zeigte sich sehr zufrieden mit dieser Lösung und bedankte sich für das Festhalten an ihm via social Media. Für ihn habe es zudem „nie zur Debatte“ gestanden, den Vertrag auszusitzen.
HSV: Keine Schadenersatzforderungen gegen Vuskovic
Es ist definitiv eine findige Übergangslösung, denn in der Zwischenzeit soll der Kroate dem Vernehmen nach weiter beim HSV beschäftigt bleiben. Allerdings darf er „aufgrund der Sperre in keiner Funktion beim HSV und auch nicht im Amateurfußball eingesetzt werden“, wie es der HSV heute formulierte. Inwieweit das eine Beschäftigung als Scout zulässt, ist noch offen. Aber in diese Richtung soll die Beschäftigung Vuskovics gedacht sein. Bis zum erwarteten Ende seiner Sperre Mitte September 2026 muss sich der Abwehrspieler individuell fit halten. Kuntz und Co. teilten zudem mit, dass sie „nach eingehender rechtlicher Prüfung“ keine Regressansprüche oder Schadenersatzforderungen gegen Vuskovic stellen.
Und ich bleibe dabei, dass sich der HSV in diesem Fall sehr gut verhalten hat – und weiterhin schlau verhält. Der neue Vuskovic-Vertrag soll außergewöhnlich stark leistungsbezogen sein. Diese Vorsichtsmaßnahme muss man treffen, da Vuskovic mit Ablauf seiner Sperre immerhin vier lange Jahre ohne Einsätze im Wettbewerb gewesen sein wird. Die Zeit, sich wieder zurückzufinden, muss man vertraglich absichern. Und ganz nebenbei will man beim HSV ja auch sonst sehr viel leistungsbezogenere Verträge geben. Und Vuskovic kann hier als prominenter Starschuss der neuen Vertrags-Ära genommen werden.
Aber noch mal mit Bezug zum diskutierten Vorblog: Die Loyalität, die respektvolle Verarbeitung des Urteils und die gemeinsame Bande mit Fans und allen anderen um Vuskovic herum haben dem HSV einen Imagegewinn verschafft. Das steht fest und das sehe auch ich so, obwohl ich die NADA und WADA im Gegensatz zu vielen Fans weiterhin als unabhängige Instanz für sauberen Profisport als unverzichtbar erachte. Aber das eine hat mit dem anderen nichts zu tun, soll heißen: Der HSV hat nach außen demonstriert, dass man hier niemanden fallen lässt und sogar stützt. Inwieweit das geldwert ist – das bleibt fraglich. Aber es verbessert das Image eines Klubs, der sportlich zuletzt immer wieder enttäuschte.
Die Gefahr der zu frühen Zufriedenheit ist da
Die Gefahr, dass man sich hier mit dem netten Miteinander zufriedengibt, sehe ich aktuell nur bedingt. Aber sie besteht. Robert Glatzel sagt in dem aktuellen Interview mit der BILD, dass sich der HSV im Gegensatz zu den anderen Zweitligisten wie ein Erstligisten anfühlt. Und damit hat er sicher recht. Das Stadion ist immer voll, die Stimmung ist gut, die Verantwortlichen versprechen Erfolge – klingt erstmal alles ganz gut. Aber es besteht die Gefahr, dass sich die Spieler damit zufriedengeben, wenn es sich so anfühlt. Insbesondere die, die fürchten müssen, bei einem Aufstieg nicht mehr mitgenommen zu werden…
Und die mutig formulierten, großen Ankündigungen, dass nur der Aufstieg zählt, die gab es in den vergangenen Jahren auch immer wieder in identischer Form. Umso gespannter bin ich auf die bevorstehenden Spiele, die zeigen werden, inwieweit die Neuen auch Verstärkungen sind und inwieweit der HSV diese Saison die gute Stimmung im Umfeld auch sportliche Leistungen folgen lassen kann. Denn das ist die Basis für alles.
Am Sonntag wird auf diesem Weg mit Jahn Regensburg der nächste Aufsteiger als Gast im Volksparkstadion gegenüberstehen. Ein Gegner, über den es nahezu keine Berichterstattung gibt. Nicht einmal in der regionalen BILD-Ausgabe. Das sagt zwar absolut nichts über die sportliche Qualität der Regensburger aus, die einen sehr durchwachsenen Saisonstart hingelegt haben. Aber es zeigt die Unterschiede in dieser Liga was das Umfeld der Teilnehmer betrifft.
Glücklicherweise hat der HSV eine Fan-Base, auf die er sich verlassen kann. Auch gegen Regensburg wird der Besuch wieder jenseits der 50.000 Fans liegen, also der Grenze, die Finanzvorstand Eric Huwer als Zuschauerschnitt budgetiert hat. Auch ich werde selbstverständlich wieder da sein und nach dem Spiel via Blog und Blitzfazit berichten. Wobei, nicht ganz! Eines mag vielleicht noch nicht bei allen angekommen sein, aber es gibt seit kurzem in Kooperation mit unserem treuen Blogpartner Holsten ein Blitz-Blitzfazit, in dem ich binnen 90 Sekunden die 90 Minuten zusammenfasse. Dieses Fazit könnt ihr via Instagram unmittelbar nach Spielschluss abrufen! Und das parallel zum richtigen, ausführlichen Blitzfazit, das wie gewohnt hier im Blog, via Social Media und bei youtube zu sehen ist.
Endlich: Sahiti steigt ins Training ein
Aber bevor ich mich für heute verabschiede, noch mal ganz kurz zurück zum Sportlichen von heute, denn da gab es eine Premiere, über die ich mich sehr freue: Emir Sahiti trainierte das erste Mal mit. Und von dem jungen Kroaten erhoffe ich mir den vielleicht größten Schub (nach dem für mich jetzt schon unstrittigen Daniel Elfadli) von Seiten der Zugänge. Und damit will ich niemanden abwerten, sondern einfach nur betonen, dass ich bei Sahiti sehr optimistisch bin, dass er der Offensive neue, wichtige Impulse verleihen kann. Und obgleich ich davon ausgehe, dass er am Wochenende ebenso wenig wie Bakery Jatta (absolvierte heute individuelles Lauftraining) beginnen wird, so wird er auf Sicht den Konkurrenzkampf auf der Außenbahn befeuern und den zuletzt sehr träge wirkenden Jatta und Dompé den Platz streitig machen.
In diesem Sinne, bis morgen!
Scholle
P.S.:Dass der HSV den Vertrag mit Fabio Baldé verlängert hat, ist richtig. Vielleicht wieder ein paar Wochen zu spät, denn man muss nicht erst verteuernde Liga-Einsätze und Erfolge abwarten, um zu erkennen, ob ein Spieler das Potenzial zum Profi hat! Aber ich kenne die finalen Vertrags-Parameter auch nicht, um abschließend zu urteilen. Vielleicht hat Sportvorstand Stefan Kuntz ja sehr gute Konditionen ausgehandelt.
Es ist Länderspielpause und beim HSV sind diese Tage zumeist etwas ruhiger. Nicht so in dieser Länderspielpause, in der der HSV mit Kevin McKenna (Herzlich willkommen!) endlich den Wunsch-Cotrainer von Steffen Baumgart verpflichtet hat und in der Guilherme Ramos nach Portugal verliehen wurde. Zwei sehr sinnvolle Personalien, wie ich finde. Ebenfalls sinnvoll wie die geile Aktion der HSV-Profis übers Wochenende. Das fand ich schon richtig stark! Umso verwunderter war ich, wie hier und anderswo einige wenige Besserwisser (oder sind es Dauernörgler?) darauf reagieren, dass sieben Spieler und einige Mitglieder des Betreuerstabes den jüngst verurteilten Mannschaftskollegen Mario Vuskovic in seiner Heimatstadt Split besucht haben. Dass sie die anstehende Länderspielpause zu einem besonderen Kurztrip genutzt haben, um ihren wegen Dopings bis Herbst 2026 gesperrten Mitspieler aufzumuntern und dafür in dessen kroatische Heimat flogen anstatt heute zu trainieren sei „unprofessionell“, behaupten einige.
Ich behaupte: Das ist eine Aktion, für die jeder Trainer seinen Spielern und Betreuern einen Tag Extra-Urlaub schenken würde! Ich würde sowas auf jeden Fall IMMER unterstützen!
Zumal dieser Kurztrip seinen Zweck ganz offensichtlich auch erfüllte. Vuskovic postete am Montag ein mit einem Herz und dem Wort „Family“ versehenes Foto mit den Überraschungsgästen bei Instagram. Unter anderem zählten Kapitän Sebastian Schonlau und Torjäger Robert Glatzel zur Reisegruppe. Beide waren zuvor auch Teil einer groß angelegten Unterstützungsaktion für ihren Mannschaftskollegen beim 4:1-Heimsieg gegen Preußen Münster. „Wir sind eine große Familie und Mario ist ein großer Teil davon. Vielleicht war das auch ein kleines Geschenk für ihn“, hatte HSV-Coach Steffen Baumgart nach dem ersten Heimsieg der Saison gesagt.
Und obwohl ich das gegen Vuskovic verhängte Strafmaß durchaus differenzierter bewerte als die HSV-Profis und die allermeisten Fans, bin ich begeistert von der Art der Mannschaft und des Vereines. Sich so unbedingt hinter die eigenen Farben zu stellen und zu unterstützen, das spricht für Charakter und ist tausendmal mehr wert als irgendwelche teuer erkauften Leitfäden mit einer Halbwertszeit einer Banane. Denn Vuskovic in seiner schwierigsten Phase so nachhaltig zu demonstrieren, dass er eben nicht allein ist, ist genau das, was man jetzt machen kann. Viel mehr geht nicht. Dass der Verein parallel alles versucht, um den Spieler auch vertraglich gegen alle Vorschriften im Verein zu halten, top!
Ich erinnere mich noch an meine erste HSV-Zeit im Stadion. Im Block E/F standen wir mit dem Vater eines Freundes, der uns immer mitnahm. Und immer wieder mussten wir mit ansehen, wie Gegenspieler von HSV-Fans rassistisch beleidigt wurden aus der Kurve. Teilweise gab es sogar Hitlergrüße. Und genau das war mir unendlich peinlich, wenn ich in meinem Freundeskreis mit St.-Pauli-Fans diskutierte und eben diese Haltung – von damals einigen! – HSV-Fans nicht leugnen konnte. Umso begeisterter war ich im Zuge des Stadionumbaus, wie eben diese Fans immer mehr ausgegrenzt wurden. Und inzwischen kann man wirklich mit allerbestem Gewissen diskutieren und stolz darauf sein, was für eine Stimmung innerhalb des Stadions bei Heimspielen herrscht. Denn da kommt auch unser Erstliga-Nachbar lange nicht mit!
Vor allem aber hat der HSV in den letzten Jahren eine Wandlung vollzogen in der Außendarstellung. Auf vereinspolitischer Seite ist da sicher noch lange nicht alles so, wie es sein sollte. Aber von Seiten des Vereines und der Fans kommen extrem viele gute Dinge – wie zuletzt der Zusammenhalt beim Thema Bakery Jatta, wie die eigene Stadionauslastung, die Auswärts-Unterstützung – und eben jetzt die Unterstützung Vuskovics. Und das sind nur ein paar Beispiele dafür, dass Zusammenhalt beim HSV inzwischen auch wirklich gelebt wird. Selbst dann, wenn er mal rational nicht so einfach zu erklären ist. Ich hoffe nur, dass sich das alles auszahlt und nicht plötzlich der Spieler es sein wird, der nach Ablauf seiner Sperre woanders hin wechseln will. Erst das Trikot küssen und dann seinen Wechselwunsch äußern ist schließlich kein seltenes Gebaren unter Fußballprofis….
Aber auch das würde die Aktionen der HSV-Spieler und des Vereins nicht abwerten können. Im Gegenteil: Im Fall Vuskovic hat der HSV Haltung bewahrt und demonstriert, dass hier einige dabei sind, denen es eben nicht nur darum geht, die Kohle abzuholen und sich dann wieder zurückzuziehen. Hier wurde eigeninitiativ Charakter bewiesen und eine geile Aktion durchgezogen.
Apropos: Heute wurde bekannt (BILD), dass der HSV eine Umstrukturierung der Gehälter plant. Zum Grundgehalt und den bisherigen Prämien soll jetzt auch noch ein Auflaufprämie dazukommen für die Spieler, die in der Liga und im Pokal eingesetzt werden. Ich kann dazu sagen, dass es im Amateurbereich absolut üblich ist, den Spielern mehr zu zahlen, die auch auflaufen – aber beim HSV scheint das neu zu sein, wenn ich meinen Kollegen glauben darf. Dadurch würden die festen Grundgehälter niedriger und der HSV würde in Summe Gelder sparen. Profitieren würden demnach neben dem HSV auch die Stammkräfte, die so sogar etwas mehr verdienen als aktuell. Allein die nicht eingesetzten Spieler würden hierbei Minus machen.
Aber auch hier sage ich: Gut so! Leistung muss der Faktor sein, der geldwert ist für die Spieler! Soll heißen: Jede kleine Stufe bis hin zur Meisterschaftsprämie muss einzeln als Ansporn vorgesetzt werden.
Wer sich im Training stärker als andere präsentiert, wird für den Kader am Wochenende nominiert.
Wer sich in die Top 11 trainiert, der spielt. Und wer spielt, bekommt mehr Geld.
Wer spielt und gewinnt, bekommt noch etwas mehr Geld.
Und wer ganz viel spiel, ganz viel gewinnt und dem HSV so am Saisonende eine besonders gute Tabellenposition beschert, verdient am meisten!
Wer hierbei zwar immer dabei ist, aber sich weder für Kadernominierungen noch Spiele und dementsprechend auch nicht Siege zu empfehlen wusste, der muss mit dem Grundgerüst des Gehaltes auskommen und zusehen, dass er sich steigert. Erst dann verdient er auch mehr. So funktioniert Leistungsprinzip.
Punkt!
Manches ist dabei schon so logisch, dass es fast wehtut. Diese Regelung ist sowas für mich. Natürlich weiß ich, dass jeder Spieler am Ende seine Position selbst verhandelt und der HSV nicht selten vom eigenen Vorsatz abweicht, wenn er einen Spieler unbedingt will. Aber der Versuch und der Vorsatz von Stefan Kuntz geht auch hier in die absolut richtige Richtung!
In diesem Sinne, Euch allen noch einen schönen Mittwochabend!
Es wehte ein Hauch von Nostalgie durch den Volkspark. Vor 61 Jahren, am 24. August 1963, bestritt der Hamburger SV sein allererstes Bundesliga-Spiel bei Preußen Münster. Anders als damals beim 1:1 war das Wiedersehen in der 2. Liga jetzt eine klare Angelegenheit für die Hanseaten. Im ersten Pflichtspiel der beiden Teams seit fast genau 50 Jahren gewann der HSV deutlich und verdient mit 4:1 (3:0). In dem mit 57.000 Zuschauern einmal mehr ausverkauften Volksparkstadion trafen Robert Glatzel (7. Minute, 45.+1), Daniel Elfadli (26.) und Moritz Heyer (64.) für den HSV, während Torge Paetow (58.) für den Gast aus Münster erfolgreich war. Und während HSV-Trainer Steffen Baumgart sich vor allem mit der ersten Halbzeit und dem Ergebnis zufrieden zeigte, sprach Gästecoach Sascha Hildmann die Defizite im Spiel seiner Mannschaft deutlich: „Der HSV hat die Qualität gezeigt, die man haben muss. Wir haben im eigenen Strafraum zu leichtfertig verteidigt.“
Nicht dabei und doch allgegenwärtig im Stadion war der wegen Dopings bis 2026 gesperrte Mario Vuskovic. Immer wieder skandierten die HSV-Fans den Namen des 22-jährigen Kroaten. Mittelstürmer Glatzel und Ransford Königsdörffer jubelten , indem sie beide jeweils an beiden Händen vier Finger in die Lift streckten und Glatzel hielt nach seinem ersten Treffer ein Vuskovic-Trikot mit der Rückennummer 44 hoch. In der 44. Minute entrollten die Fans Transparente, auf denen unter anderem „Niemand kriegt Dich klein, Mario“ und „HSV: Konsequent bleiben, weiter vollen Rückhalt zeigen“, zu lesen war. „Wir wollten zeigen, dass wir hinter ihm stehen“, sagte Abwehrspieler Miro Muheim nach der Partie.
Baumgart hatte die Mannschaft nach dem 0:1 bei Hannover 96 umgebaut. Und diese Umbauten griffen! Durch die Gelb-Rot-Sperre von Kapitän Sebastian Schonlau rückte der von einer Sprunggelenksverletzung genesene Elfadli in die Abwehr. Im Mittelfeld spielte das erst 19 Jahre alte Eigengewächs Fabio Baldé anstelle von Ludovit Reis, im Angriff feierte Glatzel sein Startelfdebüt in dieser Saison und ersetzte Davie Selke. Und die Umstellungen zahlten sich schon beim ersten Treffer aus, als Glatzel eine Baldé-Flanke aus kurzer Distanz über die Torlinie köpfte. Die Gastgeber bestimmten im Anschluss weiter das Spiel. Preußen-Schlussmann Johannes Schenk parierte in der 24. Minute gegen Baldé und Immanuel Pherai, war dann aber beim Abschluss von Elfadli chancenlos. Mit dem zweiten Glatzel-Treffer in der Nachspielzeit der ersten Hälfte war die Partie bereits entschieden. Die übrigen Treffer trugen zu einem kurzweiligen Fußball-Nachmittag bei, bei dem die erste Halbzeit sehr gut und die zweite Halbzeit sehr durchwachsen war.
Und wenn man etwas kritisieren will am heutigen Tage, dann muss es die Verteidigung hoher Bälle in den eigenen Sechzehner sein. Hier offenbarte der HSV noch zu viele Schwächen, die zumeist ungenutzt blieben – die aber offensichtlich sind. Bleibt zu hoffen, dass der HSV in Kürze auch mal über die gesamten 90 Minuten Vollgasfußball spielt und parallel seine Schwächen in der Luft abstellt.
In diesem Sinne, Euch allen einen schönen Rest-Sonnabend und einen schönen Sonntag! Anbei die Spielerbewertungen:
Daniel Heuer-Fernandes: Er war noch nie der Mann für die hohen Bälle. Aber hier muss er sich entwickeln. Preußen hat heute mit wenig Aufwand zu viele Flanken schlagen können, die gefährlich wurden, weil weder HSV-Verteidiger noch er dazwischengingen. Insgesamt solide – aber eben auch ausbaufähig. Note: 3
Silvan Hefti: Auch wenn er nach vorn noch zu wenig macht, sammelt er defensiv erst einmal Sicherheit, und das ist auch völlig okay so! Ist manchmal noch zu wild im Gegner-attackieren, aber das kann ja noch kommen… Note: 3
Denis Hadzikadunic: Er braucht einen Chef neben sich, um zu funktionieren, und den hatte er heute in Elfadli. Bei Flanken in den Sechzehner wünscht man sich von ihm deutlich mehr Lufthoheit, mit Ball braucht er mehr Übersicht. Zu viele kleine und größere Schnitzer für eine ordentliche Note. Note: 4,5
Miro Muheim: Sein 100. Spiel für den HSV war ei. Gutes. Er hat sich in den letzten Monaten zur festen Größe und zu einem absolut stabilen Leistungsträger entwickelt. Mit kleinen Tiefen, aber deutlich mehr Höhen, wie bei seiner starken Rettungstat in der 40. Minute. Seine Offensivvorstöße sind effektiv, seine Standards die mit Abstand besten beim HSV. Er gewann den Ball vor dem 3:0, bereitete das 4:1 vor, war defensiv nahezu fehlerfrei. Note: 2
Fabio Baldé (bis 73.): Seine Startelfnominierung hat mich sehr überrascht – aber sofort gefreut. Junge Spieler zu fördern, muss der Weg des HSV sein. Und Baldé, der sicher noch Zeit braucht und bekommen muss, begann endlich mutig. Seine Nominierung hat sich heute gleich ausgezahlt, als Baldé das 1:0 von Glatzel (6.) schön vorbereitete und in der 23. Minute fast selbst das 2:0 erzielt hätte. In de5 zweiten Halbzeit war bei ihm die Luft raus. Erste Halbzeit Note 2, zweite Halbzeit Note 4, das ergibt zusammen eine gute, weiter Mut machende Note: 3
Marco Richter (ab 74.): Viel unterwegs, viel gegrätscht – was eigentlich nicht seine Kernaufgabe sein soll. Und er hätte treffen können/müssen (90.). Aber ein insgesamt ordentlicher erster Auftritt (ohne Note).
Jonas Meffert: Wenn die Nachmittage immer so verlaufen, könnte er am Tag danach auch noch mal spielen. Er musste „nur“ geschickt die Räume zulaufen, was zu seinen absoluten Kernqualitäten zählt. Note: 2,5
Daniel Elfadli (bis 61.): STARK!! Die Rolle in der Innenverteidigung beim HSV war neu, aber sie ist eine sehr spannende, wenn der HSV sie gut mit ihm spielt. Denn mit ihm ist der HSV variabler, vor allem auch das Aufbauspiel. Er war hinten sofort Chef und übernahm Verantwortung. Das gefällt mir! Dass er jetzt auch noch trifft – es macht ihn nur noch wertvoller für den HSV. Für mich schon jetzt der wichtigste Einkauf 2024/25 – ohne den anderen Neuen irgendwas damit absprechen zu wollen. Note: 2
Moritz Heyer (ab 62.): Reinzukommen und gleich zu treffen – ein Traum! Freut mich für ihn und den HSV, der diesen Treffer brauchte, als Preußen völlig aus dem Nichts mehr Spielanteile zu gewinnen schien. Defensiv nicht immer souverän. Note: 4
Adam Karabec (bis 73.): Kam viel über rechts, machte wenig falsch, aber ist auch noch keine prägende Figur, wie er es sich selbst wünscht. Er muss sich noch mehr trauen, mit dem ersten Ballkontakt direkter den Weg zum Tor suchen und so selbst versuchen, in den Abschluss zu kommen. Dass er es kann, zeigte er beim 3:0, wo er den Ball auf Königsdörffer legte, der den mitgelaufenen Robert Glatzel bediente. Note: 3
Lukasz Poreba (ab 74.): Das, was er macht, macht er gut!
Immanuel Pherai (bis 61.): ENDLICH! So geht das doch, Herr Pherai!! Holte sich in der ersten Hälfte die Bälle im Mittelfeld, trieb sie, verteilte sie und vermied zu viele direkte Zweikämpfe, indem er sich schlau zwischen den Münsteraner Ketten bewegte! In der zweiten Halbzeit wollte er, konnte aber nicht mehr wie in der ersten Halbzeit. Note: 3
Ludovit Reis (ab 62.): Die Bank als Denkzettel? Fakt ist, der Niederländer muss mehr zeigen, wenn er spielen will. Das konnte er in seinen 30 fehlerfreien Minuten heute nur bedingt. Scheint sich gedulden zu müssen.
Ransford Yeboah Königsdörffer: Hinter den Spitzen hat er auch noch nicht so oft für den HSV gespielt, aber warum nicht? Vor alle, wenn er das Wechselspiel mit Glatzel (bzw. der Spitze) irgendwann etwas weniger statisch hinbekommt, kann das ein überraschendes Stilmittel werden. Aber: Er ist aktuell gut drauf. Auch heute. Note: 3
Robert Glatzel (bis 61.): Seine Rückkehr in die Startelf brauchte nur 6 Minuten, um nachzuweisen, wie wichtig er für den HSV war, ist – und bleibt. Er wirkte frisch, spielfreudig, er steht da, wo ein Knipser eben steht und ist immer torgefährlich. Sein Jubel zur Halbzeit mit zwei Treffern im Rücken zeigte, wie glücklich er selbst über sein Startelfcomeback war – und das vollkommen zurecht!! Verlor leider das Kopfballduell zum Münsteraner Anschlusstreffer. Trotzdem war das eine starke Partie von ihm! Note: 2
Davie Selke (ab 62.): Endlich einer, der auch defensiv mal Kopfbälle bei Standards gewann! Und einer, der den Gegner immer nervt. Ordentlich!
Trainer Steffen Baumgart: Überraschte heute mit taktischen Umstellungen – die aufgingen. Erfreuliche, positive Überraschung und definitiv ein erster, kleiner Schritt in die richtige Richtung! Note: 2
Schiedsrichter Daniel Siebert: Sehr gute Vorteilsauslegung, immer souverän und für beide Seiten gleichermaßen großzügig. Für mich tadellos heute! Note: 1,5
Selbstverständlich wurde die heutige Pressekonferenz von einem Thema geprägt: Mario Vuskovic. Und so rang auch Steffen Baumgart sichtlich nach Worten, als er über die inzwischen vom Internationalen Sportgerichtshof (Cas) bestätigte Dopingsperre bis 2026 von Mario Vuskovic sprach. Es falle ihm schwer, die richtigen Worte zu finden, so der 52-Jährige, der ergänzte: „Es ist natürlich klar, dass es alle mitnimmt.“ Umso klarer formulierte Baumgart, was der Verein derzeit in den Vordergrund rückt: Die Unterstützung für Vuskovic geht weiter. „Wir werden Mario nicht fallenlassen“, sagte Sportvorstand Stefan Kuntz in einem Interview des Vereins. „Es geht in erster Linie um den Jungen“, bekräftigte Baumgart.
Doch die Hilfe wird auf eine harte Probe gestellt. Das Hamburger Abendblatt hatte angedeutet, dass der HSV den Vertrag mit Vuskovic aus rechtlichen Gründen auflösen müsse. Hintergrund ist eine sogenannte Vermögensbetreuungspflicht. Der Verein könnte sich demnach bei weiteren Gehaltszahlungen strafbar machen, da der Spieler seine eigentliche Funktion nicht ausübt. Außerdem müsse der Club auch Schadenersatzansprüche gegen Vuskovic prüfen, weil ansonsten nicht alle Mittel ausgeschöpft würden, im Sinne des Vereines zu handeln. Allerdings erscheint es schwer vorstellbar, dass einer der Aktionäre eine solche Klage einreichen würde, während sich der gesamte Verein inklusive seiner Anhänger radikal hinter Vuskovic stellt.
Finanzvorstand Eric Huwer, der auf der Vereinsseite zusammen mit dem weiter oben zitierten Kuntz das Interview gab, dass „in einer so komplexen Situation“ keine übereilten Entscheidungen getroffen werden dürften. „Wir müssen akzeptieren, dass die Berufung von Mario vor dem Cas keinen Erfolg hatte und die Möglichkeit weiterer Rechtsmittel sehr eingeschränkt ist.“ Auch deshalb werde man die Prüfung des Urteils durch die Anwälte von Vuskovic abwarten. Erst danach sollen die weiteren Schritte festgelegt werden. „Mario war, ist und bleibt ein fester Bestandteil unserer HSV-Familie“, stellte Huwer jedoch klar.
Der Verein hatte seit der Sperre für Vuskovic zu dem Abwehrspieler Kontakt gehalten. Immer wieder hatte es Solidaritätsbekundungen vonseiten des Clubs und der Mitspieler gegeben. Und Trainer Steffen Baumgart betonte auch heute noch mal, dass man bis zuletzt auf einen Freispruch und dementsprechend die Einsetzbarkeit des Kroaten gehofft habe. Parallel hierzu müsse man sich jetzt Gedanken über einen neuen Innenverteidiger machen, wo klar ist, dass Vuskovic nicht vor 2026 zurückkehren darf. Erst jetzt? Ich hoffe, dass hier die Wortwahl einfach nur nicht so klar genug war und der HSV dies Szenario schon länger einkalkuliert hat.
Alles andere wäre dramatisch schlecht. Denn insbesondere die Innenverteidiger-Position war in den vergangenen Jahren beim HSV oft eine Schwachstelle. Offen bleibt, ob der Club, der mit einem Freispruch rechnete und einen Platz im Kader für Vuskovic freihalten wollte, auf der Position bis zum Ende der Transferfrist am Freitag noch einen Neuzugang präsentieren kann. Heute wurde bekannt, dass der HSV Interesse an einer Verpflichtung von Lucas Perrin von Racing Straßburg hat.
Der 25-jährige Abwehrmann, der nach 31 Einsätzen in der Vorsaison aktuell in Straßburg keine Rolle mehr spielen soll, gewinnt mit seinen 1,88 Metern Körpergröße mehr Boden- als Luftzweikämpfe. Mit dem Franzosen würde sich meine Hoffnung nach einem Sprintstarken nicht erfüllen. „Leicht überdurchschnittlich schnell (30,5 Km/h)“ heißt es, sei er. Und er würde viel laufen, dafür aber geringe Intensität und wenig Sprints ziehen. Seine Passgenauigkeit war mit 88% sehr ordentlich, er spielt viele Bälle lang ins letzte gegnerische Drittel und trägt den Ball auch selbst gern nach vorn. Dafür sei er unter Gegnerdruck sehr anfällig. Klingt für mich alles recht durchschnittlich. Zumindest für einen Spieler, den man zwei Jahre lang suchen konnte… Aber dazu Genaueres, sobald der Franzose wirklich da ist.
Gleiches gilt für den zweiten Wunschspieler. Mit dem Spieler selbst war sich der HSV bereits einig. Und Emir Sahiti, den der HSV schon vor zwei Jahren verpflichten wollte, wollte seinerseits zum HSV. Jetzt soll der HSV auch mit Hajduk Split einig sein und 1,2 Millionen Euro als Ablösesumme vereinbart haben. Anfänglich hatten die Kroaten drei Millionen Euro gefordert. „Ein interessanter Spieler“, sagte Baumgart heute und wollte nicht weiter auf Sahiti eingehen, während zu hören war, dass sich Sahiti heute noch auf den Weg Richtung Hamburg machen würde, um hier die medizinischen Tests zu absolvieren. Aber auch zu ihm mehr, sobald der Deal tatsächlich vollzogen ist. Am 31. August endet das Transferfenster – dann werden wir es wissen…
Bis dahin wollen wir uns noch einmal mit dem bevorstehenden Duell mit Preußen Münster beschäftigen, das es zum letzten Mal vor 60 Jahren am 11. Januar 1964 gegeben hatte. Mit 5:0 siegte der HSV, auch dank dreier Treffer von Uwe Seeler, gegen das Bundesliga-Gründungsmitglied. Am Sonnabend kehrt der Aufsteiger ins Volksparkstadion zurück – und Baumgart warnt davor, die bisherigen Ergebnisse des Traditionsklubs (zwei Niederlagen, ein Remis) zu unterschätzen.
Man müsse dafür auch sehen, wie die Münsteraner, die mit rund 6000 Fans ins Volksparkstadion kommen, die jeweiligen Treffer kassiert hätten, so Baumgart, der in der Defensive nach der Gelbrot-Sperre für Sebastian Schonlau umbauen muss. Zudem werden neben Bakery Jatta auch die im Wiederaufbautraining befindlichen Matheo Raab und Jean-Luc Dompé weiter fehlen. Bei Daniel Elfadli besteht hingegen die Chance, dass er am Sonnabend wieder dabei ist. Zumindest wolle Elfadli selbst unbedingt mitspielen, wie Baumgart heute auf der Pressekonferenz verriet. Spannend wird hingegen, wie Baumgart offensiv plant. Dass Davie Selke erneut beginnen wird, verriet Baumgart heute schon. Allein, wie weit Robert Glatzel ist, verriet Baumgart nicht. Ich persönlich glaube nicht an Glatzel in der Startelf, würde mich aber freuen, wenn ich mich irre.