Katterbach will kämpfen, und der HSV-Angriff macht Hoffnung

Katterbach will kämpfen, und der HSV-Angriff macht Hoffnung

Die schlechte Nachricht gleich vorweg, und bei ihm tut es mir besonders weh, weil er einfach zu viel Pech hat: Noah Katterbach hat sich im letzten Testspiel einen Riss des vorderen rechten Kreuzbandes zugezogen und fällt erneut monatelang aus, nachdem er mit der gleichen Verletzung im linken Knie schon zwischen April und Oktober 2023 ausgefallen war. Einfach bitter für den Linksfuß! Er selbst gibt sich kämpferisch. Via Social MediaIn kündigte er schon jetzt an: „Comeback loading..“, und setzte ein Löwen-Emoji dahinter, um zu demonstrieren, dass er stark genug ist, sich diesen Rückschlag zu meisten. Katterbach Er gibt sich zuversichtlich, bald wieder auf dem Platz stehen zu können. Und genau das wünschen wir ihm auch! Von unserer Seite wünschen wir Dir, lieber Noah, nur das Allerbeste! Kopf hoch und kämpfen!

Ebenfalls noch nicht wieder fit ist Davie Selke. Er gehörte heute beim ersten Training auf Hamburger Boden nach dem Trainingslager im warmen Belek zu der Gruppe, die noch separat trainieren mussten. Er ist noch nicht wieder bei 100 Prozent, soll das aber bis Sonnabend sein, damit er im Spitzenspiel gegen den Tabellenführer 1. FC Köln dabei sein kann. Ebenfalls viel diskutiert wird gerade Selke langfristige Zukunft, denn der Toptorschütze soll seinen Vertrag verlängern.

Selkes Vertragsverlängerung darf keinen Druck ausüben

So weit, so gut. Zehn Tore sind tatsächlich auch ein Bewerbungsschreiben, das ankommt. Zudem hat Selke einen Vertrag, der ihn im Sommer ablösefrei wechseln ließe, wenn er es denn darauf anlegt. Aber: Dass der HSV dadurch unter Druck gerät, wie es medial heißt, kann ich nicht erkennen. Dass Sportvorstand Stefan Kuntz jetzt liefern müsse, ebenso wenig – zumindest nicht in Bezug auf Selke.

Fakt ist: Selke hat noch einen Vertrag bis Saisonende. Fakt ist auch, dass sich dieser verlängert, wenn der HSV aufsteigt und Selke eine bestimmte Anzahl Einsätze hat – wonach es aktuell aussieht. Also Einsätze und so. Sollte der HSV dazu auch noch den Aufstieg realisieren, muss er eh noch mal nachlegen. Auf fast allen Positionen. Nur mit Selke und einem bis dahin wieder gesunden Robert Glatzel würde es eng in der Bundesliga. Soll heißen: Es wäre gar nicht so schlimm, wenn der HSV im Sommer auf wichtigen Positionen noch nicht voll verplant wäre. Dementsprechend würde ich die Verhandlungen als HSV mit Selke noch aus einer recht komfortablen Position heraus führen. Denn Selke wäre für mich kein gesetzter Spieler für einen etwaigen Aufstieg. Im Gegenteil: Ich sehe ihn als starken Backup für Glatzel – in der Zweiten Liga. Aber er ist zweifellos nicht unersetzlich.

Davie Selke bewirbt sich mit vielen Toren für einen neuen Vertrag – und ist auch in der Kabine wichtiger Bestandteil Foto: WITTERS

Und das, obwohl er zuletzt der effektivste Angreifer des HSV war. Zehnmal Startelf, sieben Einwechslungen – er war in allen 17 Ligaspielen bislang dabei. Das ist gut.  Ebenso zehn Treffer, die sich auf siebenmal Startelf und drei Jokertreffer verteilen. Selke trifft alle 95 Minuten – das ist ein absoluter Topwert in der Zweiten Liga.  Aber: Treffer allein sind nicht alles. Es zählt bei einem richtig guten Stürmer noch einiges drumherum zur Bewertung dazu, zum Beispiel die Ballbesitzphasen.

Selke ist fleißig und effektiv – auch neben dem Platz

Hier ist Selke fleißig. Er läuft viel und gewann 53 Prozent seiner 116 Zweikämpfe . In der Luft ist hierbei seine Stärke. Hier gewinnt er 63% seiner Zweikämpfe. Dass nur 72% seiner Pässe ankommen ist dagegen durchschnittlich. Mir persönlich gefällt es, wie sich Selke immer wieder voll einbringt – aber mir fehlt die Fantasie, dass er auch auf Erstliganiveau zum Leistungsträger würde. Im Falle eines Aufstieges müsste Selke aus meiner Sicht dankbar sein, dabei zu bleiben, schon deshalb würde ich ganz entspannt in die Verhandlungen gehen mit Selke. Ich würde mir an Kuntz’ Stelle null Druck machen.

Sportlich betrachtet ist Selke für einen ambitionierten Zweitligisten eine Top-Verstärkung. Dass er sich inzwischen auch neben dem Platz beim HSV einbringt und zum Faktor in der Kabine geworden ist, spricht ebenfalls für ihn. Alles in allem ist Selke für den HSV in der Zweiten Liga zu einem wichtigen Leistungsträger aufgestiegen und erfüllt, was sich alle von ihm erhofft haben. Besser geht immer und bei Selke ist es das Spiel mit Ball sowie das Tempo – aber das sind nur kleine Abstriche für eine insgesamt sehr gute Entscheidung, ihn zum HSV zu holen. Note: 1,5

Der zweite Unterschiedsspieler: Jean-Luc Dompé kann fast alles

Ebenfalls ein Unterschiedsspieler, vielleicht sogar noch ein Stück weitdeutlicher, ist Jean Luc Dompé, der sich ebenso wie Glatzel in Vertragsverhandlungen mit dem HSV befindet. Bei ihm hätte ich allerdings die Fantasie, dass er auch auf Erstliganiveau seine Rolle als Unterschiedsspieler beibehalten könnte. Zumindest bringt er offensiv alles mit: Das Tempo, die Ballbehandlung, die Torgefahr. Fünf Tore und fünf Assists in elf Startelfeinsätzen zzgl. vier Einwechslungen. Das ist ein starker Wert, den der Franzose sicher noch ausbauen kann und wird, wenn er gesund bleibt (dreimal auf Holz geklopft!). 

Hätte der pfeilschnelle Außenstürmer jetzt noch den Blick für Defensivarbeit – es wäre eine glatte eins. Aber dann würde er auch nicht beim HSV verlängern, sondern sicher woanders spielen können.  Von daher gibt es auch hier die Note: 1,5

Sehr gut begonnen hatte Ransford Yeboah Königsdörffer, der heute zusammen mit Glatzel noch nicht wieder voll belastbar war.  Vier Tore in den ersten vier Spielen – das war als Glatzel-Ersatz unerwartet effektiv. Aber leider hielt das nicht bis zum Schluss an, wobei ich mich immer noch frage, warum Baumgart nicht mehr auf ihn setzte. Plötzlich war er nach einem Ausflug auf die Linke Mittelfeldposition nur noch Ersatz – was nicht zwingend motiviert. Trotzdem blieb Königsdörffer immer dran, war immer einer der fleiß0igeren, wenn er auf dem Platz stand. Ich fand ihn wichtig, weil er mit seinem tempo, seiner Körperlichkeit und seinem neuen Zug zum Tor wichtig war. Und ich hoffe sehr, dass er sehr bald wieder fit ist und spielen kann. Note: 2,5

Zwei Durchstarter – und Levin Öztunali (r.), der den HSV verlassen soll, aber wohl noch nicht gehen will. Foto: WITTERS

Königsdörffer und Bald verdienen mehr Spielzeiten

Wie immer schnell zum neuen Star hochstilisiert, erging es Fabio Baldé zuletzt nicht viel besser als Königsdörffer, der zumindest bis zum 16. Spieltag in jedem Spiel zum Einsatz kam (12 x Startelf, vier Einwechslungen). Nach einigen Einwechslungen durfte er unter Baumgart dreimal in Folge von Beginn an ran und schaffte hierbei drei Torvorbereitungen, ehe er wieder auf die Bank musste und dann einmal krank war. Seither ist der junge Linksaußen nicht mehr richtig in Fahrt gekommen.  Tiefpunkt war das Spiel in Braunschweig – für alle. Aber für ihn noch mal ganz speziell, weil er erst ein- und 21 Minuten später wieder ausgewechselt wurde. Bittere Pille, die von einer Nichtnominierung in der Woche danach noch getoppt wurde. 

Ich persönlich finde seine Entwicklung gut und verstehe nicht, weshalb man bei ihm nicht den Weg über regelmäßige Teileinsätze weitergegangen ist, nach dem er bewiesen hat, dass er über das Potenzial verfügt. Angesichts der Erwartung, die bei ihm vor wenigen Monaten noch bei Null lag, verdient sich der im Sommer erst 19 Jahre jung gewordene Offensivspieler bei mir eine Schutz-Note, und zwar eine gute 3 für eine sehr positive Entwicklung.

Emir Sahiti ist ein spannender Spieler, der im Trainingslager einen kleinen Schritt nach vorn gemacht hat und der über Skills verfügt, die dem HSV sehr helfen könnten. Und das schreibe ich ganz bewusst im Konjunktiv, weil er es bisher eben noch nicht so zeigen konnte. Noch weniger zeigen konnte nur Levin Öztunali, der noch gar nicht zum Einsatz gekommen ist und wohl auch nicht mehr kommen wird. Beide bleiben daher ohne Note.

Sahiti kommt, Öztunal soll gehen – und Jatta muss sich mächtig steigern

Anders Bakery Jatta, der für mich offensiv die größte Enttäuschung dieser Hinrunde ist. Anstatt seine wenigen sportlichen Qualitäten konstant anzubieten, wirkte der Gambier zuletzt abwesend, wenn er auf dem Platz stand. Anders als vor seiner Vertragsverlängerung bis 2029 zog Jatta zuletzt kaum noch Sprints, hatte viel zu viele einfache Ballverluste und zeigte insgesamt deutlich weniger Einsatz als man es von ihm gewohnt war. Ob das klärende Gespräch mit Trainerteam und Sportvorstand Stefan Kuntz im Trainingslager etwas gebracht hat? Es schien so. Zumindest wirkte Jatta in den Testspielen nicht mehr so abwesend. Aber gut ist immer noch anders. Note: 5

Bakery Jatta spielte eine sehr schwache Hinrunde und muss mächtig zulegen, um wieder wichtig für die Mannschaft zu werden Foto: WITTERS

Ich hoffe sehr, dass sich Jatta in der Rückrunde wieder auf seine Kompetenzen beschränkt und diese brutal konsequent einzusetzen versucht. Soll heißen: Bei jedem Gegenstoß im Vollsprint anbieten. Denn da ist er wertvoll. Oder besser formuliert: Da kann er wertvoll sein, wenn er durchzieht. Aber eben auch nur dann!

Stange verdient maximale Förderung, viel Vertrauen und Zeit

Zum Schluss dieser Analyse und Bewertung kommen wir noch zu einem Spieler, der für Aufsehen sorgte, und der hoffentlich vom Trainierteam in nächster Zukunft sinnvoll aufgebaut wird. Das heißt: Mit vielen Einsatzzeiten an den Profibereich heranführen, das Wilde in etwas effizientere Laufwege ummünzen und ihn lernen lassen. Denn das Talent zum guten Stürmer hat der junge Otto Stange allemal Er ist ein spannender Typ mit einem Spielerprofil, das für den HSV sehr spannend ist. Denn Stange zählt zu den Wühlern im Sechzehner, er hat ordentliches Tempo eine ausgeprägte Abschlussstärke.

Otto Stange begeisterte in den letzten Spielen der Hinrunde – und sollte beim HSV weiter maximale Förderung sowie maximales Vertrauen genießen entgegengebracht bekommen, um sein ganzes Potenzial zu entwickeln. Foto: WITTERS

Vor allem hat er noch diese angenehme Unverbrauchtheit, wenn er auf den Platz kommt. Er gibt einfach Vollgas. Dass es nach seinem Treffer gegen Greuther Fürth am letzten Hinrundenspieltag alles andere als ein Selbstgänger wird, zeigte sich in den Testspielen im Trainingslager, in denen er nahezu wirkungslos blieb. Leider. Aber genau hier setzt mein Gedanke von vorhin an: Gebt dem Jungen das Vertrauen in Form von Spielzeiten. Entwickelt ihn und holt das Maximale aus ihm raus. Erst dann werden wir sehen, wohin sein Weg führt. Von mir gibt es eine hoffnungsvolle Perspektiv-Note: 3+

Glatzel schwebt über allen Angreifern

Über all diesen Angreifern schwebt immer auch der name des wohl besten Angreifers, Robert Glatzel. Der schaffte sieben Tore in sechs Spielen, ehe ihn seine schwere Verletzung aus der Bahn warf. Allein für diese Quote verdient er schon eine glatte eins. Aber auch sonst sehe ich in Glatzel einen Angreifer, den der HSV selbst mit einem treffsicheren Selke nicht ganz ersetzen kann. umso schöner ist es, zu hören, dass Glatzels Genesung sehr gute Fortschritte macht.

Ist zuversichtlich und macht beim HSV alle zuversichtlich: Robert Glatzel kämpft weiter für sein Comeback Foto: WITTERS

In diesem Sinne Euch allen einen schönen Tag!

Scholle

Guter Abschluss des HSV-Trainingslagers trotz Niederlage im ruppigen Rumänen-Test

Guter Abschluss des HSV-Trainingslagers trotz Niederlage im ruppigen Rumänen-Test

Der HSV hat sein Trainingslager im türkischen Belek zwar mit einer Niederlage im Test gegen den Europa-League-Teilnehmer FCSB Bukarest abgeschlossen. Aber das mit einer recht ordentlichen Leistung gegen teilweise grenzwertig ruppige Rumänen. Bukarests Mannschaftskapitän Darius Olaru stieg gleich mehrfach überhart ein und hätte schon den Platz verlassen haben müssen, ehe er am Schultergelenk verletzt ausgewechselt werden musste. Bitter für den rumänischen Erstliga-Zweiten – aber auch ein Stück weit selbst initiiert. Denn gerade in der ersten Halbzeit war der HSV heute sehr präsent, ließ den Ball gut laufen und ging völlig verdient nach einer schönen Einzelleistung des heute auffälligen Emi Sahiti in Führung, verlor am Ende aber durch zwei ebenso unnötige wie unstrittige Foulelfmeter in der zweiten Halbzeit doch noch mit 1:2. 

„Das war ja auch das, was wir erwartet haben. Wir haben uns ja auch schon beim Aachen-Spiel einen Gegner ausgesucht, für das, was wir in der Liga erwarten. Das war auch heute definitiv der Fall, wo es um viele harte Zweikämpfe ging“, bilanzierte ein nicht unzufriedener Merlin Polzin, der sich schon während des Spiels immer wieder in Richtung der Bank der Rumänen beschwerte. „Wichtig dann ist es, sich auch zu wehren, aber trotzdem einen klaren Plan zu behalten und sich nicht davon anstecken zu lassen. Sondern das Spiel weiterzuspielen, wie wir es gehofft haben. Und wir sind froh, dass sich keiner verletzt hat.“ Er glaube, in Testspielen dürfe man auch mal etwas ausprobieren. „Wenn der Spielfluss darunter leidet, ist es nicht das, was sich beide Seiten darunter vorstellen. Deswegen war ich stolz darauf und froh darüber, dass meine Mannschaft einen kühlen Kopf bewahrt hat und versucht hat, sich auf spielerische Art und Weise zu wehren.“

Sahiti und Richter machen auf sich aufmerksam

Acht Tage vor dem Rückrunden-Start am kommenden Sonnabend (18. Januar, 20.30 Uhr) im heimischen Volksparkstadion gegen den Tabellenersten 1. FC Köln zeigte der HSV eine gute Leistung. Und gerade, weil ich zuletzt Sahiti und Richter kritisch gesehen hatte, möchte ich es nicht missen, gerade diese beiden heute für ihre Leistungen in der ersten Halbzeit zu loben. Richter, der leider verletzt ausgewechselt wurde (gute Besserung!) agierte als freier Mann im Zentrum und verteilte die Bälle gut, während Sahiti immer wieder mutig die Eins-gegen-Eins-Situationen suchte – und heute mehrheitlich gewann. „Emir kommt in unserem Spiel jetzt direkt über den Flügel und hat gezeigt, dass er da brandgefährlich ist“, lobte Polzin. Bleibt zu hoffen, dass beide diesen kleinen Aufschwung mitnehmen, wobei ich bei Sahiti davon ausgehe, dass er auf rechts den Vorzug vor Jatta erhalten wird.

Im zweiten Abschnitt stockte der Spielfluss dann, was auch an den vielen Wechseln auf beiden Seiten lag. Der HSV fand offensiv kaum noch statt, hatte dann aber in der Schlussphase noch Gelegenheiten zum Ausgleich. Die Rumänen waren im zweiten Abschnitt das überlegen agierende Team.

Mannschaftsabend und keine Neuen für den HSV

Heute Abend lässt die Mannschaft das Trainingslager mit einem gemeinsamen Essen, bei dem die Neuen singen müssen, stimmungsvoll ausklingen. Am Sonnabend reist die Mannschaft dann nach Hamburg zurück. Und das mit neuen Sorgen um die im Trainingslager ausgefallenen Angreifer Ransford Königsdörffer und Davie Selke (beide Muskelprobleme) sowie um Noah Katterbach. Der Linksfuß musste kurz vor Schluss raus, nachdem er von Edjouma einen Schlag aufs Knie bekommen hatte. Auch hier wünschen wir selbstverständlich gute Besserung!

Verbesserungen hatten wir – damit meine ich Mats und mich – uns hier zuletzt auch immer wieder personell gewünscht. Insbesondere auf der Innenverteidigerposition, die Polzin offenbar notgedrungen mit Daniel Elfadli als Ersatz für den noch angeschlagenen Abwehrchef Sebastian Schonlau zu planen scheint. Aber dem schob Sportvorstand Stefan Kuntz jetzt einen Riegel vor und erklärte, dass man der aktuellen Mannschaft das Vertrauen schenken würde. Soll heißen: Es sollen keine Neuen im Winter kommen – ein großer Fehler auf der Innenverteidigerposition. Dort hätte man zwingend einen schnellen, zweikampf- und kopfballstarken Spieler holen müssen, behaupte ich. Zumindest würde man damit die Aufstiegswahrscheinlichkeit deutlich steigern…

Jetzt gilt es für Polzin und Favé

Aber, auch das möchte ich klar sagen:  Das neue Trainerteam Polzin und Loic Favé halte ich für das taktisch beste Duo, das der HSV hier in den letzten Jahren auf der Bank hatte. Und jetzt, wo sie ihre Meinungen nicht mehr nur vorschlagen dürfen, sondern selbst entscheiden, bin ich sehr gespannt, wie sich das auf das HSV-Spiel auswirkt. Ich drücke den beiden auf jeden Fall beide Daumen!

In diesem Sinne, Euch allen ein unterhaltsames, erholsames Wochenende!

Scholle

Ballverschlepper, Talente ohne Spielzeit, Hoffnungsträger – das Mittelfeld des HSV in der Halbzeitanalyse

Ballverschlepper, Talente ohne Spielzeit, Hoffnungsträger – das Mittelfeld des HSV in der Halbzeitanalyse

Mein ehemaliger und heute noch immer aktive Chefredakteur des Hamburger Abendblattes hat es in seiner Ansprache beim Neujahrsempfang des Hamburger Abendblattes ganz richtig formuliert: Wir brachen wieder mehr Optimismus, mehr positive Stimmung im Land. Auch beim HSV. Aber es darf eben auch nicht alles auf Optimismus aufgebaut werden, sondern bedarf eines stabilen Fundamentes.  Umso schöner war zu lesen, dass Abwehrchef und Kapitän Sebastian Schonlau heute wieder ins Training einsteigen konnte. Denn ohne ihn ist der HSV defensiv noch anfälliger. Dass man bislang nichts über einen neuen Innenverteidiger für den Winter, dafür aber Namen für den Sommer hören und lesen konnte, überrascht mich nicht. Aber ich bleibe dabei, dass der HSV es sich ohne passenden Konterpart für Sebastian Schonlau selbst schwer macht.

Aber: Je unwahrscheinlicher der schnelle Innenverteidiger beim HSV ist, desto wichtiger wird das Mittelfeld. Mit Jonas Meffert hat der HSV hier einen sehr viel diskutierten Routinier im Team, dessen Bedeutung für den HSV vor allem immer dann deutlich wird, wenn er fehlt. Zumindest den meisten. Ich persönlich halte weiterhin sehr viel von Meffert für den HSV als Zweitligisten, weil er schlau Räume zuläuft. Mefferts Rolle beim HSV ist wichtiger, als es die allermeisten erkennen, weil e meistens eher unspektakulär spielt. Aber die Tatsache, dass der HSV auf der Sechs mit ihm und dem nächsten hier Beurteilten den dritt- und viertbesten Zweikämpfer im Team hat, untermauert meine These nochmal. Und das schließt sogar den Minuspunkt mit ein, dass Meffert oft noch die die Vertikalität mit Ball fehlt. Er ist eben kein Spieler, der das Spiel schnell machen oder den Ball selbst in die Gefahrenzone tragen kann. Er ist auch kein Distanzschütze oder gefährliches Standardmonster – aber Meffert ist ein auf Zweitligaebene überdurchschnittlicher Sechser, der seine Rolle als Hiwi vor allem im Abräumen sieht. Mannschaftsdienlich eben. Diese Saison ist er allerdings noch nicht so stabil wie in den letzten Jahren. Note: 3

Daniel Elfadli ist der bessere Meffert

Dass Meffert etwas weniger stabil spielt, liegt vielleicht auch an der neuen, für ihn vorher komplett ungewohnten Konkurrenzsituation. Denn Daniel Elfadli ist mit Abstand der beste Neuzugang bislang. Der nominellen Sechser, der zuletzt vermehrt in der Innenverteidigung spielen musste, weil er schlichtweg besser verteidigt als die anderen Abwehrspieler des HSV, ist der bislang überzeugendste Spieler beim HSV nach der Hinrunde. Er antizipiert stark, läuft Räume zu, ist stark im direkten Zweikampf und trägt den Ball entweder selbst nach vorn oder sieht den nächsten Mann. Er ist sozusagen der etwas bessere Meffert, weil er alles von Meffert hat – und darüber hinaus auch offensiv mitwirkt. Zudem ist er wie gesagt ein starker Innenverteidiger. Note: 2

Nachdem Anssi Suhonen zu Jahn Regensburg geht, was ich sportlich für ihn als sehr sinnvoll erachte, entwickelt sich Lukasz Poreba langsam, aber stetig. Im Schatten der gesetzten Meffert und Elfadli kam er bislang oft von der Bank, er bewegte aber fast immer auch etwas. Poreba ist der offensive Sechser, fast schon ein Achter. Zumindest bringt der Wadenbeißer auch ein Stück weit Offensivgeist und Torgefahr mit. Er ist ein guter Kompagnon zu dem fast ausschließlich defensiv ausgerichteten Meffert und Elfadli, die als Sechser agieren. Note: 3,5

Ludovit Reis kam zu Saisonbeginn immer wieder zum Einsatz – spielte aber nur ein einziges Mal annehmbar, bevor er sich erneut verletzte. Den alten Reis, bei dem man Sorge haben musste, dass er abgeworben wird, habe ich jedenfalls schon länger nicht gesehen. Leider, denn der könnte ein ganz wichtiger Faktor auf dem Weg zum Aufstieg sein. Aber: Das Leben ist kein Konjunktiv, daher die Note: 4,5

Karabec deutet vieles an – aber zeigt es noch zu selten

Besser kommt der nächste Neue weg, Adam Karabec. Der technisch versierte Linksfuß deutet immer an, was er (hoffentlich) im Stande sein könnte, zu leisten. Wobei der Unterschied zu reis der ist, dass der Tscheche immer wieder auch ordentliche Leistungen zeigt. Keine überragenden bislang, aber gute. Schade ist, dass er nicht noch sehr viel mutiger das Spiel nach vorn anzukurbeln versucht. Er müsste es können. Zumindest waren seine Ausreißer nach oben immer wieder dem Mut geschuldet, den er ansonsten zu selten hatte. Und wie bei Reis schon geschrieben, auch hier zählt nicht der Konjunktiv, sondern ausschließlich das Gezeigte. Und dafür bekommt er die Note: 3

Viel zu wenig zeigen konnte bislang Immanuel Pherai. Zunächst, weil Trainer Steffen Baumgart absolut nicht auf seine Spielweise abfuhr, dann auch auf dem Platz unter Neu-Chef Merlin Polzin. Fakt aber ist für mich: Spielt Pherai, hat der HSV den Zug zum 16er (wo Selke und/oder Glatzel in aller Regel lauern), den er benötigen wird, wenn er den Gegner wieder mehr unter Druck setzen will. Neun Einwechslungen bei drei Startelfauftritten, nur ein Spiel über die kompletten 90 Minuten und nur ein Tor bei null Assists – diese Bilanz tut weh. Ich hoffe jedenfalls, dass Pherai in der Rückrunde mehr zum Einsatz kommt. Insbesondere gegen Teams, die sich hinten reinstellen, sollte seine quirlige Art helfen können. Ihr merkt schon, schon wieder Konjunktiv. Von daher für das Gezeigte gibt es eine Gnaden-Note: 4.

Marco Richters Rolle im HSV-System ist irgendwie keine

Deutlich mehr auf dem Platz stand Neuzugang Marco Richter. Weshalb der Zugang aber 9-mal in der Startelf (dazu drei Einwechslungen) stand, erschließt sich mir bis heute nicht. Der technisch starke Zugang vom FSV Mainz ist von der Spielweise ein toller Hallenfußballspieler. Er fällt im Training auch bei den Spielen auf verkürztem Spielfeld durchaus positiv auf. Aber auf dem großen Feld in der Liga wird sein Tempodefizit immer wieder deutlich. In Laufduellen, bei Zweikämpfen, wenn er zu spät kommt – Richters Rolle im HSV-System ist irgendwie gar keine. Zumindest macht er weder das Offensiv- noch das Defensivspiel des HSV besser. Er macht irgendwie alles – aber eben nichts richtig. Abgesehen von seinem Freistoßtreffer und wenige Ausnahmesituationen ist Richter für mich eine Fehlbesetzung. Ich hoffe, dass Polzin und Co. einen Plan für und mit ihm haben, bin aber eher skeptisch. Zumindest sehe ich fast alle anderen Mittelfeldspieler vor ihm. Daher gibt es von mir auch nur die Note: 5

In diesem Sinne, das war es mit dem Mittelfeld in dem Bilal Yalcinkaya noch fehlt. Aber der talentierte Youngster kam bislang noch nicht zum Einsatz und wird daher auch nicht bewertet. Für ihn hoffe ich aber, dass sich ein guter Zweitligist finden lässt, bei dem er endlich Spielzeit bekommen kann. Sein Talent, seine Bewegung jedenfalls versprechen viel Gutes. Also, Daumen drücken, dass der HSV einen guten Leihklub findet, bei dem der U19-Nationalspieler sein Talent weiterentwickeln und sich den Anforderungen im Profifußball anpassen kann.  

Euch allen jetzt aber eine gute Nacht!

Scholle  

Entlarvende Statistiken: HSV-Abwehr ist nicht aufstiegsreif

Entlarvende Statistiken: HSV-Abwehr ist nicht aufstiegsreif

Die Erkenntnis ist nicht neu! Aber die Zahlen, die Football Recruitment Consultant Mats Beckmann, der Gründer von Createfootball.com, mitgebracht hat, machen es noch einmal mehr als deutlich: Diese HSV-Abwehr ist in keiner Weise aufstiegsreif. Und dabei bleibt tatsächlich kaum bis keine Luft zum Diskutieren. Im Gegenteil: Die Zahlen beweisen, dass dieser HSV bislang mehr Glück als Können hatte – und einen starken Keeper Daniel Heuer Fernandes. Fakt ist, dass die HSV-Abwehr zu viele Torabschlüsse und Chancen zulässt, weil sie sowohl am Boden als auch in der Luft so zweikampfschwach ist wie kaum ein anderes Zweitligateam!

Ich hatte Euch in der Analyse der HSV-Defensiven zuerst separat Sebastian Schonlau und gestern den Rest der Defensivabteilung bewertet und benotet. Dabei kam eine schmeichelhafte 4 als Durchschnittsnote zustande. Sieht man sich die Zahlen an, die unser Chef-Analyst Mats Euch in diesem Video präsentiert und erläutert, müsste man die Noten definitiv noch mal ein Stück weit runterstufen. Aber seht selbst.

Fakt ist, dass der HSV es in zwei Jahren ohne Mario Vuskovic nicht geschafft hat, diesen halbwegs adäquat zu ersetzen. Warum auch immer! Denn Zeit und Geld hat der HSV ausreichend gehabt, um die weiterhin größte Baustelle, die Position neben Abwehrchef Sebastian Schonlau, mit einem schnellen und zweikampfstarken Spieler zu besetzen. Sieht man sich dazu die Zweikampfschwäche allgemein und in der Luft im Speziellen an, ist es sogar noch unglaublicher, dass Sportdirektor Claus Costa samt seiner Mitstreiter auf Vorstandsebene diese Personalie einfach nicht priorisiert haben. Denn nicht nur für mich ist sie der Schlüssel zum lange erhofften Aufstieg. Oder? Aber schaut Ech das Video an und urteilt selbst … 

In diesem Sinne, das erst einmal für heute. Ich melde mich in den nächsten Tagen mit der Benotung des HSV-Mittelfeldes wieder bei Euch! Bis dahin: Bleibt gesund!

Scholle

HSV siegt 2:0 im ersten Test – und hat seit zwei Jahren ein Defensivproblem

HSV siegt 2:0 im ersten Test – und hat seit zwei Jahren ein Defensivproblem

Erstes Testspiel, erster Sieg – das Jahr 2025 beginnt im Ergebnis positiv. Das 2:0 gegen Alemannia Aachen durch die Treffer von Emir Sahiti und Bakery Jatta war optisch definitiv kein Leckerbissen – dennoch fand Trainer Merlin Polzin lobende Worte für sein Team: „Heute wollten wir relativ hoch verteidigen, wollten Druck auf den Ball bekommen. Wir waren uns dann auch bewusst, dass relativ viele lange Bälle kommen werden. Dann geht es darum: Wie verteidigen wir das, sowohl in der Luft als auch auf den zweiten Ball, dass wir da gut abgesichert sind, dass wir vor die Gegenspieler kommen. Das haben die Jungs top gemacht und das ist auch das, was uns in der Liga erwarten wird.“

Nun ja, übersetzt bedeutet dieses Trainerdeutsch für mich: Es war ganz okay. Und so würde ich das Spiel gegen den zweifellos harmlosen Drittligisten aus Aachen auch beurteilen. Mit dem ersten und einzigen Torschuss in der ersten Halbzeit schaffte Sahiti (sehenswert) das 1:0 in der 17. Minute, während ausgerechnet der gestern thematisierte Bakery Jatta nach einem schnellen Gegenstoß per Schlenzer das 2:0 (57.) in der zweiten Halbzeit besorgte.

Zuvor hatte Polzin, der neben Königsdörffer, Dompé sowie dem Langzeitverletzten Robert Glatzel auch kurzfristig auf Davie Selke verzichten musste, zur Halbzeit komplett gewechselt. Aber weder in der ersten noch in der zweiten Halbzeit kam wirklich Spielfluss zustande. Das Spiel war somit nur unter ganz speziellen Sichtpunkten interessant. Für den allgemeinen Zuschauer bot die Partie indes kaum bis keine Highlights. Und auch deshalb verzichte an dieser Stelle mit der Hervorhebung einzelner Leistungen – sie ist gar nicht darstellbar. Wobei ich mir sicher bin, dass niemand den Spielern verboten hat, neben einer taktisch guten Leistung auch fußballerisch gut aufzutreten….

Emir Sahiti muss weiter zulegen

Wobei: Dann doch noch ein Wort zum Torschützen Sahiti. Der bietet immer wieder Ansätze, die darauf hoffen lassen, dass er nach einer Anlaufzeit, wie sie Dompé beispielsweise brauchte, auch so funktioniert. Ich erinnere mich noch an die ersten Spiele des Franzosen, in denen er regelmäßig am Gegenspieler hängenblieb, abprallte, oder einfach abgelaufen wurde. Das war so wenig, dass ich echte Zweifel an dem Transfer äußerte. Bis er aufdrehte. Ähnlich ist es bei Sahiti, der dribbelstark ist, sich aber nur durchsetzen kann bislang, wenn es gegen schwächere Gegner wie heute mit Alemannia Aachen geht.

Allerdings bekommt er seine Spielweise noch nicht dem Niveau der Zweiten Bundesliga angepasst. Hoffen wir mal, dass er ähnlich wie Dompé die nächsten Schritte nimmt und dann viell3eicht als Pendant zum Franzosen über rechts die Gegner vor Probleme stellt. Noch ist das – trotz des Tores – nicht ausreichend – womit ich die Überleitung zu den Defensivspielern des HSV perfekt hergestellt habe, oder?

Angefangen bei Neuzugang Lucas Perrin. Der sollte mit seiner Erfahrung der Abwehr Stabilität geben. Der Abwehr, die mit Schonlau zwar über Routine, aber eben kein Tempo verfügt, sollte ein eher sprintschwächerer, 26 Jahre junger Innenverteidiger, Stabilität verleihen. Merkt Ihr selbst, oder?  Das konnte nicht funktionieren. Und es funktioniert auch nicht. Drei von 14 Partien von Beginn an, einmal ausgewechselt, dreimal eingewechselt – das ist nicht die Bilanz eines Stabilisators.

Lucas Perrin macht den HSV breiter – aber noch nicht besser

Dabei waren die Partien des Franzosen genauso, wie wir es hier im Talk mit Mats Beckmann anhand der Daten vorhergesagt hatte: Mit ihm stellt sich der HSV breiter auf – aber nicht besser in die Spitze. Übrigens: Selbst Defensivverweigerer Dompé hat mit 51,68% gewonnener Zweikämpfe einen besseren Zweikampfwert als Perrin (50%). Mit jedem zweiten Zweikampf zu gewinnen, führt im Ligavergleich auf Rang 143 – und das als Innenverteidiger. Aus meiner Sicht war Perrins Transfer positionell sinnvoll und inhaltlich komplett vorbei. Ergo: Note 6 für die Kaderplaner, während Perrins gezeigten Leistungen die Note: 4,5 rechtfertigen.

Fest verpflichtet war schon vorher Dennis Hadzikadunic. Der in Malmö geborene Bosnier ist beim HSV der Mann neben Schonlau. Zumindest spielt er am meisten. Und das auch zumeist so, wie das Spiel heute: ganz okay. Wirklich gut ist bei ihm die Ausnahme. Denn die Nummer 5 des HSV hat zumeist genug damit zu tun, nach gewonnenen Zweikämpfen den Ball sicher weiterzugeben. Zumindest ist er der Spieler, den die Gegner zunächst frei lassen, um Anspiele auf ihn zu provozieren. Bekommt er den Ball, wird er attackiert.

Bislang ist das noch schadlos geblieben, was für Hadzikadunic spricht. Gegen ihn spricht seine Zweikampfquote. Ligaweit rangiert er mit 55,4% gerade einmal auf Rang 75 und hat als Innenverteidiger noch eine schwächere Quote als die beiden defensiven Mittelfeldspieler Meffert und Elfadli (diese beiden bewerte ich im „Mittelfeld-Blog“), Schonlau und Katterbach. Insgesamt ist Hadzikadunic ein biederer, relativ konstanter Innenverteidiger. Weder überragend noch zu schwach. Einfach dazwischen. Er ist der etwas bessere Perrin, mit Betonung auf „etwas“. Note: 4.

Muheim entwickelt sich zum Leistungsträger

Auf den Außenbahnen ist das etwas besser als innen. Angefangen mit dem aus meiner Sicht konstantesten Spieler in der Viererkette, Miro Muheim. Zehn Assists in 17 Spielen sind Topwert! Dazu ist er defensiv stabiler geworden und hält dem Defensiv-Verweigerer Dompé immer wieder den Rücken frei, während er sich offensiv dazu einschaltet. Das ist im Gesamtpaket gut. Note: 2

Auf der rechten Verteidigerseite durfte Noah Katterbach zwischen dem siebten und dem 13. Spieltag hinten vor der Dreierkette links ran – und er machte das teilweise sogar richtig gut. Ein Tor, ein Assist, dazu eine Zweikampfquote von 59,43% – nur Schonlau ist beim HSV mit 66,14% besser. Er hat offensiv zweifellos seine Stärken und ist eher kein Rechtsverteidiger wie teilweise unter Baumgart. Aber insgesamt ist das schon echt okay.  Note: 3

Katterbachs Gegenüber im Zuge der Dreierkette-Phase von Alttrainer Steffen Baumgart ist/war Silvan Hefti. Der Schweizer war im Sommer für die stattliche Ablösesumme von 1,2 Millionen Euro verpflichtet worden, was in der 2. Liga dem Marktwert von Top-Verteidiger Felix Götze entspricht. Aber das nur, damit hier alle solche Summen mal einschätzen können. Für diesen Preis muss es der Anspruch des HSV sein, eine Sofortverstärkung bis hin zum Leistungsträger zu verpflichten. Das aber ist Hefti sicher noch nicht. Der oft etwas hektisch agierende Rechtsfuß braucht noch immer, um die Zweite Liga für sich zu adaptieren. Er macht wenig falsch, hat Potenzial – er ist aber auch noch keine Stütze. Deshalb gibt es für ihn (noch) die Note: 4.

Heyers Aussortierung war/ist aktionistisch

Nicht zu bewerten ist Moritz Heyer, der bei drei Einwechslungen und einer Startelfnominierung auf gerade 144 Minuten kommt. Für mich war der Allrounder in den letzten Jahren nicht schlechter, als es ein Perrin, Hefti oder bis vor kurzem William Mikelbrencis war. Dass er aussortiert wurde, halte ich für aktionistisch. Es wäre zu rechtfertigen, wenn der HSV andere, bessere Spieler auf seinen Positionen hätte und es für ihn keine Verwendung mehr gäbe. Dass dem so ist, bezweifle ich. Für eine Note reicht es bei Heyer aber ebenso wenig wie bei Nicolas Oliveira, der es auf bislang gerade zwei Spielminuten bringt.

Wobei einer gerade immer besser wird: William Mikelbrencis. Der junge Franzose ist für mich der Aufsteiger in der defensive – und das auch erst seit dem Abgang von Steffen Baumgart. Mit einer (überraschenden) Unterbrechung am 16. Spieltag in Ulm war er unter Polzin gesetzt. Und er rechtfertigte das mit immer mutigeren, besser werdenden Auftritten. Im Ligavergleich ist er sicher noch nicht über dem Schnitt – aber die Tendenz ist klar positiv.

Sollte Mikelbrencis das die Rückrunde über fortsetzen, würde er mich Lügen strafen. Denn ich hatte ihn bis vor kurzem immer als zu leicht und zu zweikampfschwach empfunden.  Ich hätte Mikelbrencis im Sommer sogar verliehen, um ihm mehr Spielpraxis zu geben, weil ich ihn beim HSV als chancenlos gesehen hatte. Gegen Fürth aber hat er für mich das erste Mal sogar gut gespielt. Ich bin sehr gespannt, wie weit sich Mikelbrencis noch entwickeln kann. Bis dahin ist es noch ist es die Note: 3.

Der HSV hat sein Defensivproblem 2,5 Jahren nicht gelöst bekommen

Schaut man sich meine Bewertungen für die Defensivspieler im Schnitt an, wird schnell deutlich, wie ich sie einschätze: Sehr durchschnittlich. Und auch wenn ich mich hier wiederhole: Dass der HSV es in zweieinhalb Jahren nicht geschafft hat, einen Ersatz für den gesperrten Mario Vuskovic zu finden, ist schwach.

In diesem Sinne, in den nächsten Tagen kommen noch Mittelfeld und der Sturm, ehe es zu den Bewertungen der Trainer geht. Zudem gibt es morgen ein spannendes, neues Video mit vielen Daten, Fakten, Tendenzen und einer Aussicht von MoinVolkspark, worauf der HSV in der Rückrunde besonders Wert legen muss, was noch besser werden muss. 

Bis dahin Euch allen einen schönen Abend!

Scholle

Hinten ist der HSV top aufgestellt! Und: Jattas Zukunft ist offen

Hinten ist der HSV top aufgestellt! Und: Jattas Zukunft ist offen

Es wird ernster, als es viele noch vor ein paar Wochen vermutete hatten. Hier hatte ich mehrfach gefragt, was denn mit Bakery Jatta los ist. Nach dessen verletzungspause ist er nicht nur nicht einmal an seine Leistungsgrenze gekommen. Schlimmer noch: Er spielte bei keinem seiner Einsätze auch nur ansatzweise zufriedenstellend. Immer wieder fragte ich auch hier, ob mit ihm außerhalb des Platzes irgendwas nicht stimmen würde, weil er eine Körperspannung hatte wie ein Regenwurm. Körpersprache? Null! Kein tempo, kein Kampf – gar nichts. Und jetzt soll es im Trainingslager zum Krisengipfel kommen. Ergebnis: Gänzlich offen. Bis hin zum Verkauf. 

Und das, nachdem der Vertrag des Gambiers, der bei seiner eigenen Hochzeit remote zugeschaltet worden war, gerade erst bis 2029 verlängert worden ist. Nicht wenige sagen jetzt: gerade deswegen! Aber das glaube ich nicht. Denn Jatta selbst ist nicht der Typ dafür, kalkulierend zu agieren. Aber, vorstellbar ist für mich, dass er nach all dem Theater um seine Person durch seine Formkrise einfach immer tiefer ins Delta rutscht und selbst nicht mehr rausfindet.

Klar ist auch, dass bei Jattas Vertragsverlängerung sehr viel Emotionalität mit im Spiel war. Jatta gilt al Publikumsliebling, seine Geschichte liest sich gut – und er identifiziert sich stark mit dem HSV, wie die meisten Fans mit ihm. Als Mensch wohlgemerkt, denn fußballerisch ist Jatta seit jeher grenzwertig. Denn die Voraussetzungen bei Jatta sind denkbar einfach: Jattas Spiel basiert auf Physis, auf seinem Tempo und seinem Willen, diese Laufstärke immer wieder im Vollsprint anzubieten.

Jattas Vertragsverlängerung und die Formkrise

In diesem Bereich ist er absolut oberste Kategorie, während seine Qualitäten am Ball denen eines ordentlichen Oberliga-Amateurs entsprechen. Wobei, nein! Ganz ehrlich gesagt, sehe ich selbst dort viele Spieler, die deutlich besser sind als Jatta – aber eben nicht so laufen können. Soll heißen: Bietet Jatta seine Laufstärke an und nutzt sie fürs Team, kann er dem HSV sehr helfen. Bietet er sie – wie seit Wochen – nicht an, ist er indes untragbar für ein Profiteam. So, wie aktuell. Und darüber muss man sprechen. Deshalb das Treffen zwischen Jatta und dem Trainerteam sowie Stefan Kuntz, der sich das sicher mit anhören wird.

Ich will und werde den Stab über Jatta nicht brechen, weil ich dabei bleibe, dass er dem HSV helfen kann. Wie ich es immer geschrieben habe, ist Jatta für mich ein Spieler, den ich mitnehmen würde, solange er bereit ist, an seine Grenzen zu gehen. Denn das MUSS er, wenn er einen sportlichen Mehrwert bieten will. Jatta ist ein Arbeiter, kein Talent. Und bis vor kurzem hat er das auch immer so gelebt. Deshalb war seine Vertragsverlängerung für mich in der Länge zwar überraschend und sogar fragwürdig, aber an sich nachvollziehbar, solange er finanziell entsprechend seinem Talent entlohnt wird.

Aber Jatta sollte hier eigentlich gar nicht das Thema sein, sondern die Keeper und die restlichen Defensivspieler um Sebastian Schonlau herum. Und denen widme ich mich heute. 

Bakery Jattas Zukunft könnte sich in Belek verändern. Foto: WITTERS

Angefangen mit der On-Off-Story von Matheo Raab, der beim HSV durch seine Lungenentzündung zu Saisonbeginn seinen gerade erst erkämpften Platz zwischen den Pfosten wieder an Daniel Heuer Fernandes abgeben musste, bis dieser verletzt ausfiel. Aber diese drei – durchaus ordentlichen – Spiele blieben die einzigen neben dem DFB-Pokal in der bisherigen Saison.

Raab hat Verletzungspech – und jede Menge Potenzial

Aktuell kuriert Raab einen handbrich aus und wird dementsprechend noch eine ganze Weile darauf warten müssen, überhaupt wieder konkurrenzfähig zu sein. Ihm eine Note zu geben ist schwer, aber es geht. Denn Raab hat deutliche Qualitäten, aber auch erkennbare Mängel gezeigt. Auf der Linie ist er bärenstark, für mich der beste HSV-Keeper. Auch im Eins-gegen-Eins ist er top. Die Strafraumbeherrschung, hohe Bälle und das Spiel mit dem Ball sind allerdings Themen, die Raab verbessern muss. Denn, obwohl seine Strafraumbeherrschung schon etwas besser geworden ist, seitdem er konsequenter und mutiger spielt, ist diese noch eine Schwäche. Insgesamt bewerte ich also weniger die drei Spiele in der Liga und die im Pokal, sondern vielmehr seinen aktuellen Leistungsstand mit der Note: 3. Wenn ich das Potenzial indes bewerten soll, sehe ich bei Raab noch viel mehr. Immer mit der Einschränkung, dass er Strafraumbeherrschung und hohe Bälle zweifellos lernen kann, fußballerisch aber deutlich besser werden muss. Denn nicht nur der HSV setzt auf einen mitspielenden Keeper.

Anders gestaltet sich das bei Daniel Heuer Fernandes, der auf der Linie ebenso stark ist wie am Ball. Bei hohen Bällen und der Strafraumbeherrschung ist er deutlich besser geworden. Aber hier hat er noch Luft nach oben. Im Laufe dieser Saison war Heuer Fernandes konstant. Wenig Fehler, viele gute Spiele – wenige überragend. Note: 2,5.

Raab, Heuer Fernandes, Mickel, Hermann – der HSV hat kein Torwartproblem

Der HSV kann sich glücklich schätzen, zwei Keeper dieser Qualität zu haben.  Auch deshalb sehe ich den Schritt, im Winter keinen neuen Keeper zu holen, als richtig an. Zumal man mit Tom Mickel einen erfahrenen, starken Keeper in der Hinterhand hat und parallel hierzu, wie beispielsweise jetzt im Trainingslager, auf sehr talentierte Nachwuchskeeper wie Dennis Hermann zurückgreifen kann. Ergo: Auf der Torwartposition ist der HSV auf Zweitligaebene bestens aufgestellt.

Das ist in der Innenverteidigung anders.  Auf die sowie auf die Außenverteidiger werde ich morgen genauer eingehen. Bis dahin noch der Hinweis, dass das Spiel des HSV am Montag um 11.30 Uhr live übertragen wird. Wer also Lust und vor allem die Zeit dazu hat, kann dies morgen via HSVtv oder auch auf dem Youtube-Kanal des HSV machen! Ob Jean-Luc Dompé schon mitspielen kann, ist offen. Aber angesichts der Tatsache, dass der Franzose erst heute nach auskurierter Krankheit am Abend in Belek eingetroffen ist.

In diesem Sinne, bis morgen! Dann mit den Verteidigern sowie den Eindrücken aus dem ersten Testspiel 2025 gegen Drittligist Alemannia Aachen. 

Bis dahin!

Scholle