Elversberg ist vorbei – und schon folgt das zweite Auswärtsspiel bei einem Aufsteiger und somit vermeintlich Kleinen dieser Liga. Wobei, dass diese Bezeichnung überholt ist, hat das 1:2 des HSV beim SV Elversberg gezeigt. Auch deshalb warnen beim HSV alle davor, irgendeinen der 17 Liga-Gegner zu unterschätzen. Geht es nach HSV-Trainer Tim Walter, wird es nicht wieder zu einer bösen Überraschung kommen. „Genauso wie uns in der zweiten Liga nichts geschenkt wird, dürfen wir auch keine Geschenke verteilen“, sagte der 47-Jährige heute auf der Pressekonferenz mit Blick auf das Spiel am Freitag beim VfL Osnabrück.
In der Partie an der stets stimmungsvollen Bremer Brücke kommt es für Walter zum Wiedersehen mit seinem ehemaligen Assistenten aus Jugendzeit, VfL-Chefcoach Tobias Schweinsteiger. Der wiederum hat nur Lob für Walter parat: „Sein Spielstil ist besonders. Es war ihm immer wichtig, viele Tore zu schießen und Spielfreude zu vermitteln“, sagte Schweinsteiger meinen Kollegen vom Hamburger Abendblatt (Mittwochausgabe), der von 2015 bis 2018 als Walters Assistent im Nachwuchs von Bayern München gearbeitet hatte. „Ich habe viel von ihm mitgenommen, er vielleicht auch von mir“, sagte der 41-jährige Schweinsteiger, der den sechs Jahre älteren Walter und sich selbst als „Alphatiere“ bezeichnete, während sich Walter sehr gern zurückerinnerte und dabei sogar von einer Freundschaft sprach, die inzwischen etwas weniger intensiv sei, weil man sich terminlich bedingt zu selten sehen und sprechen würde.
Zwischen dem Spiel des HSV, bei dem Schweinsteiger in der Saison 2019/20 als Co-Trainer von Dieter Hecking gearbeitet hatte, und dem der Osnabrücker sieht der VfL-Coach durchaus Parallelen: „Unser Spiel beinhaltet viele Elemente, die auch beim HSV zu sehen sind. Auch in der Zweiten Liga wollen wir eine Dominanz entwickeln und unser Spiel dem Gegner aufdrängen.“ Erfolgreich war es für den VfL, der mit nur einem Punkt und 17 Gegentreffern am Ende der Tabelle steht, bislang nicht. Besonders bitter war zuletzt das 0:7 bei Hannover 96, das Walter seinerseits gesehen hat. Eine Klatsche, die Walter nicht überbewerten will. „Ich bin überhaupt kein Freund von Statistiken, weil es niemals unveränderliche Muster gibt. Und so wird es auch im Wochenende wieder sein“, meinte er, glaubte aber, dass man nach einer solchen Klatsche in der nächsten Partie durchaus defensiver denken könne/würde.
Und das wiederum gefällt dem HSV nicht.
Zumindest tat es das in den letzten Jahren nicht. Immer wieder hatte der HSV Schwierigkeiten, gegen allzu tief stehende, konternde Gegner. Und mit Immanuel Pherai fällt jetzt noch einer der Spieler aus, die öffnende Eins-gegen-Eins-Situationen sucht und mehrheitlich für sich gewinnt. Der Mittelfeldspieler fällt mit einem gebrochenen Zeh aus, während zudem auch Linksverteidiger Miro Muheim (Knöchelverletzung) passen muss. Das wiederum will Schweinsteiger nicht zu hoch bewerten. „Wir werden hart arbeiten müssen, um ihre Stärken aus dem Spiel zu nehmen. Es kommt viel auf unsere Einstellung an – aber wir werden auch Glück brauchen, offensiv wie defensiv.“
Wobei letzteres sicher für alle gilt. Auch für den HSV, der sich in Elversberg früh das Leben selbst erschwerte, indem man den Gastgebern das 1:0 per individuellen Fehler auflegte. Dennoch ließ Walzer heute in der Pressekonferenz einen Satz fallen, der inhaltlich besagte, dass man immer in der Lage sei, sein Spiel den Begebenheiten anzupassen. Und dem widerspreche ich komplett. Denn dieser HSV ist eben gerade dazu NICHT in der Lage gewesen in Elversberg. Sollte er es gegen Osnabrück am Freitag sein – okay! Dann freue ich mich über diesen Entwicklungsschritt. Aber sollte dieser nicht nachhaltig sein, ist er genau so viel wert wie alles Gerede über die defensive Stabilität der Vorwochen.
Apropos: Defensiv könnte es am Freitag interessant werden. Zumindest ist neben Stephan Ambrosius, der bislang immer das ablieferte, was man sich von ihm erhoffen durfte, auch Guilherme Ramos wieder zurück nach seiner Rotsperre aus dem Hannover-Spiel. „Das gibt uns noch mehr Möglichkeiten von der Bank aus“, sagte Walter heute und ließ durchblicken, dass er eher keine Änderung für die Innenverteidigung plane, sofern nicht noch einer der beiden (Schonlau, Hadzikadunic) ausfallen sollte.
Und das wiederum finde ich einerseits gut, weil der Trainer Hadzikadunic damit noch mal den Rücken stärkt. Ein lohnenswerter Ansatz bei dem jungen Innenverteidiger, der zuletzt immer stärker wurde – bis Elversberg. Andererseits bin und bleibe ich ein Freund von der Kombination aus einem spielenden Abwehrspieler (Schonlau noch mehr als Hadzikadunic) sowie einem Ausputzer (Ambrosius, Ramos), weil das meiner Meinung nach zuletzt für die defensive Stabilität hauptverantwortlich war. Aber okay, warten wir es ab. Hadzikadunic hat für mich abgesehen von dem Ausfall in Elversberg viele Ansätze geliefert, eine echte Verstärkung sein zu können.
„Bis Freitag benötigen wir positive Energie. Wir müssen Mut hereinbringen.“ Könnte vom HSV kommen, dieser Satz. Aber er kommt aus der Ecke des nächsten Gegners, dessen Trainer und Ex-HSV-Cotrainer Tobias Schweinsteiger nach dem 0:7 bei Hannover 96 sichtlich geknickt wirkte. „Wir müssen den Arsch hochkriegen“, forderte derweil VfL Osnabrücks Abwehrspieler Florian Kleinshansl. Und Osnabrücks Keeper Lennart Grill fragte: „Ganz ehrlich: Was haben wir zu verlieren? Wir haben in Hannover sieben Dinger kassiert.“ Was das für den HSV bedeutet, der seinerseits mit dem 1:2 in Elversberg einen herben Rückschlag erlitt? Viel schlimmer hätte es im Vorfeld des Duells an der stets stimmungsvollen Bremer Brücke nicht laufen können!
Die Einstellung der höchsten Zweitliga-Niederlage der Club-Geschichte nach dem 0:7 im November 1979 bei Fortuna Köln wollen beim nächsten HSV-Gegner alle schnellstmöglich vergessen machen. Und das würde mit einem Heimsieg gegen den schwächelnden HSV funktionieren. Ob der große Favorit aus Hamburg gerade richtig kommt? „Ob der HSV der richtige Gegner ist? Wir müssen aufpassen, wie wir in unserer Lage den Gegner einschätzen“, so Schweinsteiger, der 2019 ein Jahr lang Assistent von Dieter Hecking beim HSV war.
Und auch beim HSV wird man sich nach dem erschreckend schwachen Auftritt in Elversberg so seine Gedanken machen. Weniger darüber, dass Osnabrück zuletzt ein schweres Pflaster war. Immerhin scheiterte der HSV im Aufstiegsfinale 2021 in Osnabrück und verpasste durch die 2:3-Niederlage mal wieder die Bundesliga-Rückkehr. Vielmehr muss sich HSV-Trainer Tim Walter fragen, wie es zu einem derart blutleeren, uninspirierten Auftritt wie dem in Elversberg kommen konnte – und: Warum er es im Verlaufe des Spiels nicht schaffte, das eigene Spiel den veränderten Umständen anzupassen.
Denn das fehlte komplett. Anstatt sich taktisch auf die tief stehenden Elversberger einzustellen und das eigene Spiel über Eins-gegen-Eins-Situationen oder über permanente Flanke in den (dann besetzten) Sechzehner zu verändern, liefen Sebastian Schonlau und Co. immer wieder gegen Elversbergs Abwehrbollwerk an und fingen sich Konter. Wie in alten Tagen war man in Sachen Ballbesitz und Zweikämpfe hoch dominant – aber verlor am Ende. Und wenn wir ehrlich bleiben, dann war das sogar völlig zurecht so.
Denn der HSV hat es bis heute nicht verstanden, sein Spiel auf tief stehende Gegner einzustellen. Dabei hat man dieses Problem seit dem Abstieg 2018 immer wieder. Bis Elversberg hatte der HSV Gegner, die den Anspruch an sich selbst hatten, mitzuspielen – RW Essen im DFB-Pokal mal ausgenommen. Da konnte der HSV mit seiner – endlich – stabileren Defensive und der immer gefährlichen Offensive brillieren. Aber die „Reifeprüfung“, wie das Spiel in Elversberg vorher genannt wurde, hat dieser HSV nicht bestanden. Im Gegenteil.
Dass am Freitag in Osnabrück ein fast identisch eingestellter Gegner auf den HSV wartet, macht es nicht einfacher. Vor allem nicht für den Trainer, dem taktische Veränderungen seit jeher schwer zu fallen scheinen. Zuletzt beließ es Walter bei der tiefer stehenden Viererkette – weil es funktionierte. Jetzt wird es Zeit, dass der HSV endlich sein spielerisches Portfolio aufstiegsreif gestaltet und auch solche Spiele zu spielen versteht.
Wie das geht? Mit Geduld, mit Ruhe – und selbstverständlich nur dann, wenn Aussetzer, wie der von Denis Hadzikadunic vermieden werden können. Wobei, auch hier sei gesagt: Wäre Daniel Heuer Fernandes nicht vor dem Ballführenden, sondern im Kasten geblieben, hätte er eine realistische Chance gehabt, das 1:1 für sich zu entscheiden. Fakt ist, dass der HSV über eine Offensive verfügt, die in jedem Spiel bislang getroffen hat – u d das entspricht auch der Qualität der Mannschaft. Wenn dazu hinten die Null gehalten werden kann, entspricht das – welch hohe Mathematik – einem Sieg. So einfach kann es sein. Oder wie Otto Rehhagel sagte: Kontrollierte Offensive.
Das größte Problem hierbei: Es ist eben nicht spektakulär. Und wenn es nach mir geht, muss es das auch nichts ein. Mir reicht es, wenn es erfolgreich ist. So langweilig das Spiel gegen Hansa Rostock auch gewesen ist, genau so spielt ein Aufsteiger. Und nicht anders.
In diesem Sinne, Euch allen Gute Nacht!
Scholle
P.S.: Glück im Unglück hatte offenbar Miro Muheim. Der 25-Jährige hat sich eine schwere Bänderzerrung sowie eine Kapselverletzung im rechten Sprunggelenk zugezogen. Ist schmerzhaft, aber glücklicherweise nicht so langwierig, wie befürchtet.
Der HSV hat den ersten herben Dämpfer der Saison kassiert. Wobei es herbe noch viel zu milde ausdrückt. Denn das, was der HSV beim Aufsteiger SV Elversberg ablieferte, war ideenlos. Fast schon seelenlos, da die Mannschaft über die komplette Spielzeit lethargisch agierte und verunsichert wirkte – spätestens nach dem kapitalen Bock des unterirdisch agierenden Denis Hadzikadunic. Am Ende verlor die Mannschaft von Trainer Tim Walter beim krassen Außenseiter SV Elversberg völlig verdient mit 1:2 und stürzte damit von der Tabellenspitze, die sich Fortuna Düsseldorf und Extrainer Daniel Thioune nach einem 3:1-Sieg bei Hansa Rostock dank der besseren Tordifferenz sichern konnte. Heute Abend und morgen können zudem noch Magdeburg und Holstein Kiel vorbeiziehen.
Kurz und bündig zum Spiel: Der HSV kam durch eine Unaufmerksamkeit des Neuzugangs Hadzikadunic früh auf die Verliererstraße und fand absolut kein Mittel und keinen Weg, um diese Straße wieder zu verlassen. Es war der erste Gegentreffer nach zuvor drei Zu-Null-Spielen. Für den HSV, der wie in den letzten Jahren auch heute wieder viel Ballbesitz hatte – aber eben keine Ideen, daraus etwas zu entwickeln. Und das in der zweiten Halbzeit noch mehr als in der ersten, in der dem HSV zwei Tore durch Robert Glatzel und Jean-Luc Dompé wegen Abseits beziehungsweise eines vorausgehenden Foulspiels aberkannt wurden.
Bitterer Zusatz zu diesem absolut gebrauchten Nachmittag: Erst musste Miro Muheim zu Beginn der zweiten Halbzeit angeschlagen raus. Und kurz darauf folgte das 0:2 aus HSV-Sicht. Der Anschlusstreffer durch Moritz Heyer (89.) kam zu spät. Und so gern ich diesen Ausgleich auch gesehen hätte – so unverdient wäre er gewesen.
In diesem Sinne, allen Spielern (mit Ausnahme Heuer Fernandes und in Teilen Dompé, Reis sowie Einwechselspieler Pherai) heute eine 6 zu geben würde es treffen. Aber das erspare ich mir. Anbei stattdessen das Blitzfazit zum Spiel.
Das ist wirklich schon eine ganze Weile her! Und damit meine ich gleich zwei Dinge: Zum einen den letzten Blogbeitrag, der in Form von direkten Antworten auf Eure Fragen am Sonnabend war. Aber auch der letzte Communitytalk ist schon eine ganze Weile her. Und diesen haben wir – also Cornelius und ich – diesmal im Park aufgezeichnet und dabei dem wir einen Teil der per E-Mail eingegangenen Fragen beantworten. Zusammen – was eine Premiere darstellt. Eine sehr kurzweilige, gelungene Premiere, glaube ich. Aber schaut selbst:
Dass wir hier im Blog eine Weile offline waren, haben viele von Euch gemerkt, weil sie plötzlich mit ihren Posts nicht mehr durchkamen. Am Sonntag und Montag hatte ich es selbst nicht versucht, weil ich einmal einen Kindergeburtstag (Sonntag) und einmal andere Termine hatte. Dienstag hatte ich versucht, einen Blog online zu stellen, der auch den neuen HSV-Talk beinhaltetet. Leider hatte der Betreiber am Montag und Dienstag Probleme, die erst gestern gelöst werden konnten. Das betraf auch den Kommentarbereich, den viele von Euch nicht mehr erreichten und sich daraufhin bei mir beschwerte. Jetzt soll es wieder funktionieren. Und in Sachen Redigieren der Posts sind wir auch dran.
Eine Premiere feiert auch der HSV am Wochenende in Elversberg. Um 13.00 Uhr trifft die Mannschaft von Trainer Tim Walter erstmals auf die SV Elversberg. Zum Vergleich: Während der HSV bislang mehr als 2000 Spiele im deutschen Profi-Fußball bestritten hat, sind es bei den Elversbergern gerade einmal 81 Partien. Elversberg als Unbekannte? Mitnichten. „Ich war schon einmal dort“, sagte Walter heute bei der Pressekonferenz. Allerdings war das nie im Profifußball, sondern seinerzeit als Jugendtrainer des FC Bayern. Mit der damaligen U17 des FC Bayern München spielte der 47-Jährige seinerzeit im Saarland. Und das nach eigener Aussage sehr erfolgreich. Sein Team gewann.
Das wiederum wird gegen den Zweitligaaufsteiger jetzt mit Sicherheit eine schwierige Aufgabe, als seinerzeit in der Jugend. Vom durchwachsenen Start des Aufsteigers, der mit vier Punkten lediglich auf Platz 15 steht, darf man sich nicht täuschen lassen. Ich jedenfalls vertraue da sehr auf unsere Analysten von Createfootball.com, die Elversberg als Kunden in ihrer Datei führen und begeistert sind. Von einem sehr strukturierten Scouting und einem klaren Plan hatte mir Mats vor Saisonbeginn berichtet. Und fußballerisch hat er Recht. Allein die Ergebnisse stimmen (noch?) nicht. Auch Walter lässt sich nicht beirren: „Sie haben es sich verdient, in dieser Liga zu spielen. Die Frische tut der Liga gut.“
Die Frage nach der Angst vor der Atmosphäre in fremden Stadien kann ich inzwischen nicht mehr hören. Spieler, die vor 57.000 Zuschauern ihre Heimspiele austragen, die sollten sich auch von 10.000 Anhängern des Gegners nicht fürchten. Wobei: Das macht beim HSV auch niemand. Die etwa 10 000 Zuschauer fassende Ursapharm-Arena an der Kaiserlinde stellt zumindest auch für Walter kein Thema dar: „Wenn wir kommen, herrscht überall Euphorie“, sagt der Coach etwas großspurig.
Aber okay, solange die Stimmung innerhalb der Mannschaft und im Trainerteam bodenständig und fokussiert ist – sollte es funktionieren. Auf dem Trainingsplatz scheint es weiterhin zu funktionieren – wobei das in den letzten Jahren auch der Fall war und für mich längst kein allzu aussagekräftiges Indiz mehr darstellt. „Energie ist wichtiger als Euphorie“, sagt Walter, der mit seiner Mannschaft in der täglichen Trainingsarbeit offensichtlich sehr zufrieden ist.
„Es ist eine Freude und Bereitschaft da, die mir Spaß macht. Sie wollen kicken und werfen im Training alles rein“, so Walter über seine Spieler, die nahezu komplett wieder gesund sind. Rechtzeitig und vor allem fit zurück sind die Nationalspieler von ihren Länderspielreisen zurückgekehrt. Und viele von ihnen sind zum Einsatz gekommen, was durchaus positiv zu bewerten ist. Tim Walter hat sich ebenfalls darüber gefreut, schaute aber heute nur noch nach vorn: „Sie waren heute alle auf dem Platz, das ist wichtig für unsere Vorbereitung.“ Oder anders formuliert: Personell haben Walter und der HSV keine Sorgen. Fehlen wird nur der weiterhin gesperrte Abwehrspieler Guilherme Ramos, der nach seiner Roten Karte aus dem Spiel gegen Hannover 96 (1:0) weiter pausieren muss. Erfreulich: Anssi Suhonen, der vielleicht meistverletzte Spieler der letzten Jahre beim HSV, macht erfreulich schnelle, gute Fortschritte nach seinem Wadenbeinbruch. Heute konnte der 22-Jährige schon wieder Läufe und in Teilen mit dem Ball trainieren.
Es ist also aus HSV-Sicht alles angerichtet für das erste Spiel in dieser Saison gegen einen vermeintlich „Kleinen“ der Liga. Und während wir in den letzten Jahren gerade in solchen Spielen selten zu überzeigen wissen, bin ich diesmal optimistischer. Zumindest dann, wenn der HSV so geduldig und diszipliniert agiert wie zuletzt.
Ich habe das im letzten Talk wieder mit dem Boxer ohne Deckung verglichen, der der HSV in den letzten Jahren war. Da stürmte man mit aller Macht auf seinen Gegner zu und versuchte ihn binnen Sekunden niederzustrecken. Und je länger das nicht funktionierte, desto größer wurde die Gefahr, dass dem vermeintlich stark unterlegenen Gegenüber der „Lucky Punch“ gelingen würde. Denn der HSV spielte ohne Deckung. Mit der Betonung auf „spielte“ – also in der Vergangenheit. Denn genau das hat der HSV zuletzt geändert – und gewonnen.
Von daher habe ich tatsächlich mehr Hoffnung als zuletzt, dass es funktioniert. Aber vor allem bin ich extrem gespannt, weil ich bei Walter nie ganz sicher bin, was kommt.
Was für ein Spiel, was für ein Finale – und damit meine ich noch nicht einmal das Finale, das am Sonntag ab 13.30 Uhr laufen wird. Denn diese deutschen Basketballes haben heute historisches geleistet – und meinen Sporttag damit spektakulär gerettet. Denn beim HSV war bis auf zwei Urteile gegen Ex-Vorstand Thomas Wüstefeld heute nichts. Naja, und natürlich das sehr einseitige Pokalderby der Frauen, das der HSV mit 7:1 gewinnen konnte. Meinen allerherzlichsten Glückwunsch an Trainer Bolz und sein Team von dieser Stelle!
SPIELBERICHT
Frauen-Derby im DFB-Pokal: HSV siegt auf St. Pauli vor Rekordkulisse
Die HSV-Fußballerinnen lassen im Stadtderby keine Spannung aufkommen. Im DFB-Pokal siegt der Zweitligist beim FC St. Pauli klar. Der Stimmung unter den 19.710 Zuschauern tut das keinen Abbruch.
Hamburg (dpa/lno) – Viel Stimmung auch ohne Spannung: In einer erstklassigen Atmosphäre haben die Zweitliga-Fußballerinnen des Hamburger SV das Zweitrunden-Spiel im DFB-Pokal beim Stadtrivalen FC St. Pauli deutlich mit 7:1 (4:0) gewonnen. Vor 19 710 Zuschauern im Millerntorstadion – Rekordkulisse für ein Frauen-Spiel in Hamburg – stellten die HSV-Frauen die Kräfteverhältnisse gegen den Regionalligisten FC St. Pauli klar.
Schon nach 21 Minuten war die Partie beim Stand von 3:0 entschieden. Larissa Mühlhaus (3.) und zweimal Lisa Baum (6./21.) profitierten jeweils von Abwehrfehlern der Gastgeberinnen. Sarah Stöckmann baute in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit den Vorsprung noch aus. Victoria Schulz (60.) und noch zweimal Larissa Mühlhaus (63./Foulelfmeter; 88.) trafen für die Gäste. Riesenjubel gab es dann beim einzigen St. Pauli-Tor durch Joline Floeter in der 89. Minute.
Schlussjubel HSV vor den Fans
Hamburg, 08.09.2023, Fussball, Frauen, DFB-Pokal, 2. Runde, FC St. Pauli – Hamburger SV
Dass die HSV-Frauen so überlegen, technisch und von der Spielanlage besser waren, war zu erwarten. In der vergangenen Regionalliga-Saison hatten die Fußballerinnen vom Volkspark gegen den FC St. Pauli mit 2:1 und 5:0 gewonnen. Am Ende wurde der HSV überlegen mit 25 Siegen aus 26 Spielen Tabellenerster und stieg auf, der Stadtnachbar kam auf Rang zehn.
Der einseitige Spielverlauf änderte nichts an der überragenden Stimmung. Die Fans beider Lager boten einiges: 90 Minuten Dauer-Anfeuerung, -Gesänge, – Klatschen und zu Beginn des Spiels Pyrotechnik von den St. Pauli-Fans – für die meisten Spielerinnen beider Team war das eine neue Erfahrung, in so einem Stadion, vor so vielen Zuschauerinnen und Zuschauern und so einer Atmosphäre zu spielen. Die Besucherzahl ist ein Rekord für den Frauen-Fußball in der Hansestadt. Sie übertrifft die bisherige Bestmarke von 12 183 Fans beim Länderspiel der DFB-Frauen gegen Schweden im Oktober 2011 ebenfalls am Millerntor – der Heimstätte der Zweitliga-Männer des FC St. Pauli
Und dan hatte ich Euch ja versprochen, heute einen Blog einzustellen, der sich ausschließlich darum dreht, etwaige Fragen von Euch zu beantworten. Die einen direkt im Blog – die anderen via Video. Als eine Art hybriden Communitytalk sozusagen. Wer also Fragen hat, gern hier im Forum stellen, oder mir per Email schicken an moinvolkspark@gmail.com . Ich werde alle Fragen sammeln und dann nach und nach möglichst viele davon beantworten!
Also, Feuer frei! Und Euch allen ein schönes Wochenende!
Länderspielpausen sind beim HSV in aller Regel recht ereignislos. Meistens gibt es ein relativ belangloses Testspiel, wie das gestrige gegen den FC Volendam (1:2), dessen interessanteste Stelle tatsächlich der Wutausbruch von Tim Walter war. Und meistens tauchen in diesen Länderspielpausen auch irgendwelche Themen rund um die Vereinspolitik auf – so auch diesmal. Diesmal wieder in Persona Klaus Michael Kühne, der dem Abendblatt ein Interview gab. Und ehrlich gesagt langweilt es mich zunehmend, immer dieselben Themen zu haben.
Und auch diesmal sagt Kühne in dem Interview das, was er schon bei seinem Amtsantritt als Geldgeber des HSV getan hatte: Er wünsche sich mehr Geldgeber wie sich selbst für den HSV. „Ich will nicht immer Alleinunterhalter sein, mir ist es sympathisch, wenn ich keine größeren Anteile als andere habe. Vielleicht findet sich noch ein dritter oder vierter Großaktionär. Alle schwärmen vom HSV, aber keiner macht die Taschen auf.“ Dass HSV-Hauptsponsor HanseMerkur die Anteile des umstrittenen früheren Finanzvorstandes Thomas Wüstefeld übernehmen will, begrüßte Kühne daher – obgleich er dessen Vorstand zuletzt als Aufsichtsrat abgelehnt hatte.
Aber mit Logik ist in diesem Thema schon lange nichts mehr zu gewinnen. Und wer weiß, vielleicht hat ja auch Kühne die Schritte nach vorn gemacht, die er der HSV-Führung nachsagt: „Die augenblickliche Situation erscheint sehr positiv, nicht nur in sportlicher Hinsicht», sagt der 86-Jährige, um aber völlig berechtigt zu mahnen: „Sportlich sollten wir dem Frieden noch nicht trauen, wir haben oft erlebt, dass die Mannschaft in der Rückrunde eingebrochen ist. Hoffen wir, dass das dieses Mal nicht der Fall sein wird.“ Aber so kritisch er sich in der Vergangenheit über den HSV zu Wort gemeldet, hatte, so optimistisch wirkt er diesmal. Und er bleibt sehr klar dabei, dass er den HSV nach seinen Vorstellungen aufstellen will.
„Natürlich habe ich meine Vorstellungen, wie die Dinge beim HSV laufen sollten, in Bezug auf die Strukturen und die Personen.“ Und da habe sich nun sehr vieles sehr schnell verbessert, so der Multimilliardär. Insgesamt sei die augenblickliche Konstellation günstig, weil Frieden herrsche und der Vorstand mit Jonas Boldt (Sport) und Eric Huwer (Finanzen) gut besetzt sei.
So weit, so gut also. Zumindest herrscht in dieser Länderspielpause vereinspolitisch Ruhe. Sportlich tut der HSV alles dafür, um diese Ruhe beizubehalten. Und einer, der für diese Ruhe maßgeblich ist, weil er für die Mannschaftskonstellation verantwortlich ist, ist Claus Costa. Umso spannender fand ich, was der Kaderplaner und Chefscout Claus Costa heute meinem Kollegen Philip Marquardt von „Transfermarkt.de“ in den Block diktierte. Anbei das Gespräch:
Claus Costa über …
… die Ruhe am Deadline Day:
„Ich glaube, dass die meisten Vereine versuchen, ihre Hausaufgaben frühzeitig zu erledigen. Doch der Markt reguliert das Geschehen und es ist oft nicht möglich, sehr früh fertig zu sein, wenn man teilweise auch unverschuldet auf Entwicklungen reagieren muss, zum Beispiel wegen Verletzungen oder Spielverkäufen. Wahrscheinlich regelt niemand etwas gerne auf den letzten Drücker. Auch bei uns ist das eher die Ausnahme. Wir haben versucht, vorzuarbeiten. Die Scoutingabteilung rund um unseren Chefscout Sebastian Dirscherl hat in den letzten Monaten frühzeitig sehr gute Arbeit geleistet und versucht, in jedem Regal Spieler für uns ausfindig zu machen, die im Sommer relevant sein könnten. Als wir wussten, in welcher Liga wir an den Start gehen, war es an der Zeit, Nägel mit Köpfen zu machen. Es ist uns recht schnell gelungen, relativ viele unserer Vorstellungen umzusetzen.“
… die Abkehr von für Zweitliga-Verhältnisse hohen Ablösesummen:
„Die Zahlen muss man immer im Kontext sehen. Wir versuchen, sehr hanseatisch und strategisch Entscheidungen zu treffen. Es geht nicht bewusst darum, viel Geld auszugeben. Das war und ist nicht das Ansinnen des Vereins. Wir wollen bei Transfers aus Überzeugung handeln – mit Überzeugung in die Qualität oder mit Fantasie für das Potential des Spielers. Im Idealfall wird beides miteinander kombiniert. Solche Spieler sind aber die Begehrtesten auf dem Markt. Das bedeutet für uns: Wir wollen mit unserem Geld sehr gewissenhaft und sparsam umgehen und trotzdem die bestmögliche Entscheidung für den Verein treffen.“
… relevante Märkte für den HSV:
„Wir fokussieren uns auf die gängigen Kernmärkte rund um Deutschland. Das ist logisch – und werden nicht nur wir als Verein so machen. In diesen Märkten versuchen wir stark zu sein. (…) Wenn man unseren Kader durchgeht, haben wir allerdings Spieler aus sehr vielen verschiedenen Nationen, die in den letzten drei, vier Jahren zu uns gewechselt sind. Wir haben keine klare Präferenz. Natürlich ist es gut für uns, wenn die Spieler sprachlich relativ nah bei uns sind. Nichtsdestotrotz geht es am Ende um die Qualität und den Charakter des Spielers. Eine erfolgreiche Integration ist dann relativ schnell möglich. (…) Spieler, die dir sofort Erfolg garantieren und gleichzeitig noch wachsen können, sind wie gesagt am begehrtesten. Wir müssen also schauen, in welchem Markt wir fündig werden können. Dieser Verein bietet aber auch etwas mit seinen Fans (…). Ich merke, dass die Spieler heiß darauf sind und ein großes Interesse daran haben, zum HSV zu kommen, obwohl der Klub nur in der 2. Bundesliga spielt.“
… die Verpflichtungen der Leihspieler Ignace Van der Brempt und Dennis Hadzikadunic:
„Wir bedienen uns grundsätzlich einer gewissen Scouting-Historie. Wenn wir Bedarf haben, reagieren wir nicht kurzfristig. Wir versuchen, uns auf Strecke Kenntnisse über einen Spieler zu erarbeiten, sodass wir genau wissen, was er kann und was er nicht kann. Und dann geht es am Ende um die Frage der Umsetzbarkeit. Dafür sind wir relativ früh mit den Beratern im Austausch. Die Frage ist also gar nicht, wie kompliziert ein Transfer ist, sondern: Wann geht eine Tür auf? Bei Ignace Van der Brempt waren wir schon relativ lange, zu seiner Jugendzeit, mit den Beratern in Kontakt. Der Spieler ist dann nach Salzburg gewechselt, das war eine ganz andere Sphäre. Dass die Tür später noch einmal aufgehen würde, war nicht absehbar. Wir profitierten jetzt davon, dass wir den Spieler lange kennen. Bei Dennis Hadzikadunic war es so, dass er nach seinen Stationen in den ersten Ligen in Russland, Schweden und Spanien sicherlich auch andere Möglichkeiten gehabt hätte. Wir haben im Team gute Arbeit geleistet, damit Dennis sich mit Haut und Haaren zum HSV bekannt hat.“
… Trainer Tim Walter nach dem denkbar knapp verpassten Aufstieg:
„Er war wirklich brutal enttäuscht, weil er ein Mensch ist, der immer positiv denkt, extrem optimistisch und zuversichtlich ist und das auch ausstrahlt. Für ihn ist verlieren eigentlich keine Option. Und dementsprechend hat ihn die Relegationsniederlage in Stuttgart extrem enttäuscht und ihm extrem zugesetzt – wie uns allen. Wir wurden für eine gute Saison nicht belohnt, das tut uns weh. Dennoch habe ich Tim sehr schnell wieder kämpferisch und mit vollem Enthusiasmus erlebt, ich habe viele Gespräche mit ihm geführt, in denen völlig klar war, dass wir einen neuen Anlauf nehmen werden. (…) Da ist zum einen die Verantwortung für den Klub und in unseren Rollen. Und andererseits muss man die Fans und das Umfeld des Vereins erwähnen. Wer mit in Sandhausen war, hat alle Emotionen innerhalb kürzester Zeit erlebt. Das lässt einen nicht kalt. (…) Die positive Resonanz nach dem verlorenen Rückspiel zuhause war beeindruckend, es gab keinen einzigen Pfiff. Die Fans standen hinter uns. Wir haben gemerkt, dass die Menschen den HSV lieben und was er ihnen bedeutet. Es ist ein Privileg und eine Ehre, für den Verein arbeiten zu dürfen. Und es waren direkt genügend Themen auf dem Transfermarkt zu erledigen, sodass kein einziger Tag Zeit war, zurückzuschauen.“
In diesem Sinne, Euch allen einen schönen Abend! Morgen werde ich einen Blog online stellen, in dem Ihr alle (dann auch Du, Jörg!) Eure Fragen an mich stellen könnt, die ich online und teilweise im Video beantworten werde. Eine Art „Communitytalk hybrid“. Freu mich drauf!