Der Neue beim HSV: Das ist András Nemeth

Der Neue beim HSV: Das ist András Nemeth

Der HSV ist auf der Suche nach einem weiteren Offensivspieler fündig geworden. Während der Abgang von Sonny Kittel (der geforderten Ablöse von 500.000 wurde zugestimmt, ein Medizincheck in Saudi Arabien soll erfolgreich bestanden worden sein) nur noch daran scheitern könnte, dass der HSV keinen passenden Ersatz findet, scheint die Verpflichtung von András Nehmet nur noch eine Frage der Zeit zu sein. Ob der Angreifer am Sonntag gegen Braunschweig schon im Kader steht? Offen. Dass er kommen wird, erscheint dagegen sicher. Und das ist Grund genug für uns, ihn Euch heute ausführlich zu analysieren und vorzustellen. Und das wie immer mit der professionellen Hilfe von unseren Freunden von Createfootball.com .

Der in Südafrika geborene András Németh wurde 2016 vom KRC Genk entdeckt. Der Offensivspieler fühlt sich im Sturmzentrum am Wohlsten, kam aber auch bereits auf beiden Flügelpositionen zum Einsatz. Mit Onuachu und Samatta war die Konkurrenz im Sturm Genks zu groß, um sich für regelmäßige Startelfeinsätze zu empfehlen. Seine Qualität wies er aber schon früh unter anderem in der Youth League nach, wo er mit 4 Scorerpunkten aus 8 Partien auffiel. Ebenfalls durchlief er sämtliche U-Nationalmannschaften und trug sich dort regelmäßig in die Trefferliste ein. Sogar für die Senioren debütierte er im vergangenen November und traf gleich in seinem ersten Einsatz.

Stärken & Schwächen

Németh fühlt sich im Zentrum wohl und erzielte die Mehrheit seiner Karrieretreffer aus maximal 10 Metern. Besonders auffällig ist dabei seine Treffsicherheit mit beiden Füßen. Auch wenn der Ungar nomineller Rechtsfuß ist, zeigt er sich mit dem schwächeren linken Fuß sehr torgefährlich (31% seiner Abschlüsse mit links, Glatzel 22% zum Vergleich). Németh überzeugt durch sein gutes Stellungsspiel im Strafraum und durch seinen guten Abschluss. Auch technisch ist er gut ausgestattet und hat sowohl das 1-gegen-1 als auch den Pass zum besser positionierten Nebenmann im Repertoire. Trotz seiner Körpergröße von 1,87 Metern mangelt es ihm noch an der nötigen physischen Komponente, um sich auf höchstem Niveau festzuspielen. Robustheit und Tempo erscheinen ausbaufähig, dagegen sprechen vor allem seine Spielintensität und seine Vision für ihn, oftmals antizipiert er die Läufe seiner Teamkollegen und bringt sich selbst in Freiräumen in Stellung bzw. bindet Gegenspieler.

Shotmap von A. Nemeth. Punkte = Schüsse auf das gegn. Tor; G = Tore. Quelle: InStat

Spielstil: Poacher

Wie seine Abschlusspositionen schon vermuten lassen, ist Nemeth ein Strafraumstürmer. Rund um den Elfmeterpunkt lauert der Ungar auf Einschussmöglichkeiten. Dabei schließt er entweder sofort mit dem ersten Kontakt ab oder legt sich den Ball mit einer kontrollierten Ballannahme für den zweiten Kontakt einschussbereit zurecht. Verbunden mit seiner Beidfüßigkeit und seinem Torriecher ist Nemeth somit für die gegnerische Abwehr nur schwer zu verteidigen. Zum modernen und nicht klassischen Strafraumstürmer macht Nemeth seine Glatzel-ähnliche Spielweise. Mit seinem drahtigen Körper macht er Bälle fest und leitet diese sicher zum Mitspieler weiter, um daraufhin sofort den Laufweg in die Box zu suchen.

Shotmap R. Glatzel (2022-23); Quelle: InStat

Wie hilft der Spieler dem HSV weiter?

Aus Sicht des HSV macht der Transfer insofern Sinn, dass man endlich einen starken Back-Up für Glatzel in den Reihen hat. Durch den womöglich bevorstehenden Abgang von Kittel wird die Luft in der Offensive für Trainer Walter dünner. Als Ersatz für Kittel ist Németh aber nicht zu sehen – die Spielertypen (Kittel als Wide Playmaker, Németh als Poacher) unterscheiden sich deutlich voneinander. Die Aussicht auf Startelfeinsätze erscheinen für den Ungarn zunächst gering. Seine Chancen von der Bank wird er allerdings schnell erhalten. Mit seiner guten Technik passt er ideal in das Ballbesitzspiel der Hamburger. Auch der fehlende Topspeed scheint verkraftbar zu sein, da der HSV ohnehin nur selten die Chance auf Umschaltmomente vom Gegner erhält. Großes Entwicklungspotenzial besteht beim 20-jährigen vor allem Spiel gegen den Ball, hier wird Coach Tim Walter eine tragende Rolle in seiner Entwicklung einnehmen und ihn taktisch weiterentwickeln.

Fazit

Mit Nemeth käme ein talentierter und entwicklungsfähiger Mittelstürmer zum HSV, der in der Offensive flexibel einsetzbar ist und perspektivisch sicherlich eine Bereicherung wäre. Fraglich ist, ob der ungarische Nationalspieler schon sofort dem HSV weiterhelfen kann. Seit seiner abgelehnten Vertragsverlängerung war er nicht mehr Teil der ersten Mannschaft, weshalb ihm zuletzt die Spielpraxis fehlte. Dass er allerdings auch mit wenig Spielzeit gut zurechtkommt, bewies in der Vergangenheit. In insgesamt 472 Minuten in der belgischen Pro League, aufgeteilt auf 18 Einsätze, kam er immerhin auf 2 Tore und 2 Vorlagen. 

Dieser Analyse stammt von der Fußball-Consultancy CREATEFOOTBALL, die national wie international Profivereine, Berateragenturen sowie Medienanstalten in den Themenfeldern Datenscouting und -analyse berät.

Kittel vor Wechsel – kommt Nemeth aus Belgien?

Kittel vor Wechsel – kommt Nemeth aus Belgien?

Es ist 22.06 Uhr, die Bundesliga hat den Spieltag nahezu beendet. Beim HSV deutet sich weiterhin ein Abgang von Sonny Kittel an und es gibt das Gerücht, dass der HSV an dem belgischen Andras Nemeth vom KRC Genk haben. Der Vertrag des 20-jährigen ungarischen Nationalspielers läuft im Sommer aus und  sein Marktwert liegt laut transfermarkt.de bei rund zwei Millionen Euro. Allerdings dürfte ihn seine bisher eher ernüchternde Bilanz von gerade einmal einem Treffer in 15 Einsätzen (davon elf Einwechslungen) den Preis etwas drücken, während das zeitgleiche Interesse des englischen Zweitligisten AFC Sunderland den Preis wieder etwas anhebt. Mehr als das Geld allerdings, das der HSV für Kittel im Falle dessen Abganges bekommt, wird der HSV nicht investieren können.

Die Frage, ob es sinnvoll ist, Kittel abzugeben, stellt sich für mich nur bedingt. Denn nur für den Fall, dass kein passender Ersatz gefunden und verpflichtet werden kann, ist ein Abgang des begnadeten Technikers für mich nicht zu vertreten. Ansonsten muss man leider konstatieren, dass auch HSV-Trainer Tim Walter mit all seinem Charme und seinem Umgarnen bei Kittel nicht den Leistungsträger herauskitzeln konnte. Oder wie es Ex-HSV-Boss Heribert Bruchhagen so treffend bei den Kollegen der BILD formulierte: „Wenn Sonny wirklich wechselt, dann wäre es sportlich ein großer Verlust für den HSV. Man muss aber leider auch konstatieren, dass ihm der große Durchbruch im Profifußball nicht gelungen ist.“ Stimmt.

Für den HSV würde Kittels Abgang bedeuten, dass er bis Sonntag zwei Stammspieler aus der Hinrunde ersetzen muss. Denn neben Kittel fehlt logischerweise auch Mario Vuskovic. Für den hat das Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) zwei Termine für eine mündliche Verhandlung Wie der DFB jetzt bekannt gab, wird am 3. und 9. Februar in Frankfurt/Main verhandelt. Und im Optimalfall haben sich Francisco Montero oder Jonas David bis dahin einen Stammplatz neben Kapitän Sebastian Schonlau sportlich nicht nur verdient – sondern diesen auch in den ersten Partien bestätigt. Denn damit steht und fällt aus meiner Sicht die Aufstiegschance. Es wird zumindest nicht einfacher für den HSV, das ist klar.

Aber wenn eines aktuell beim HSV stimmt, dann ist es die Stimmung im Umfeld. Nach einer für viele unerwartet harmonischen Mitgliederversammlung scheint auch das erste Heimspiel gegen Eintracht Braunschweig ausverkauft zu werden. Die Lust auf Live-Fußball ist nach elf Wochen Zweitligapause riesengroß. Mehr als 54.000 Tickets sind bereits abgesetzt. Und auch MoinVolkspark wird natürlich live vor Ort sein. Allerdings werde ich am Mittwoch erstmal etwas kürzertreten, weil ich mich um einige mir sehr wichtige Menschen kümmern möchte, die mich brauchen. Deshalb bin ich auch heute so spät dran. Für mich wird Johnny morgen beim Training sein und ggf. die Übungseinheit per Video für Euch aufarbeiten.

Scholle 

Und dann noch ein kurzes Update zum nächsten Gegner, der sich personell verstärkt hat:

Vom VfL Bochum wechselt Angreifer Tarsis Bonga zu den Niedersachsen und erhält einen Vertrag bis zum Saisonende bei der Eintracht aus Braunschweig. Zudem trägt Verteidiger Hasan Kurucay bis zum 30. Juni 2024 das Trikot der Eintracht. Kurucay stand bis zum Jahresende beim norwegischen Erstligisten Hamarkameratene unter Vertrag. Beide Spieler sind schon am Sonntag gegen den HSV einsatzberechtigt.

Die Neuen des HSV:  Das ist Francisco Montero

Die Neuen des HSV: Das ist Francisco Montero

Der erste Test war zugleich auch seine Generalprobe. Abgesehen von einem möglicherweise noch internen Testspiel steht kein weiteres Testspiel für den HSV an, bevor es am 29. Januar im nahezu ausverkauften Volksparkstadion gegen Eintracht Braunschweig wieder um wichtige Punkte im Aufstiegskampf geht. Aber: Zumindest dieser Test gegen das kanadische Team der Whitecaps Vancouver hielt der HSV hinten die Null fest. Mit ihm in der Innenverteidigung neben Abwehrchef Sebastian Schonlau. Vieles spricht dafür, dass es auch gegen Braunschweig der Neuzugang sein wird, der den gesperrten Mario Vuskovic ersetzen soll. Aber: Wer ist eigentlich dieser Francisco Montero? Eine Analyse unserer Experten von Createfootball.com stellt den neuen Innenverteidiger des HSV vor:

Monteros Stärken

– Effizienz im Bodenzweikampf

– Linien überspielen

– Passspiel in die Halbräume

Seine Schwächen

– Blockt wenige Schüsse

– Fouls

– Sprungkraft

Der Spielstil von Francisco Montero: Ball-Playing Defender

– Linksfuß, cleveres, eher abwartendes Zweikampfverhalten

– Gute Passfertigkeiten, bei wenigen Ballkontakten versucht er das Spiel ins letzte Drittel zu verlagern

– Mutig beim Überspielen von Gegenspielern – sucht die Halbräume

– Greift zum Foul zurück, wenn er ein Sprintduell zu verlieren droht

– In der Luft dürftig, hier fehlt es an Körpergröße und v.a. an Sprungkraft

– Schwankende Leistungen in den letzten zwei Saisons, nur 254 Ligaminuten in dieser Saison gesammelt – seit Ende Oktober ohne Pflichtspieleinsatz

– Saison 2020-21 von Montero deutlich stärker als die darauffolgende

Benchmarking der relevanten Daten

  Montero20/21Montero21/22Vuskovic22/23
Erfolgreiche Defensivaktionen
9.36.4
Gewonnene Bodenzweikämpfe5.33.82.3
Gewonnene Bodenzweikämpfe %76.9%63.6%63.9%
Gewonnene Luftzweikämpfe22.72.3
Gewonnene Luftzweikämpfe %56.1%57.7%58.2%
Geblockte Schüsse0.530.240.65
Abgefangene Pässe (PAdj)6.57.26.7
Balleroberungen9.211.29.5
Fouls0.881.320.65
Erhaltene Pässe45.833.136.6
Angekommene Pässe55.243.146.9
Passquote %91.2%83.6%91.8%
Anteil Vertikalpässe %38%43%32%
Angekommene Vertikalpässe19.716.113.1
Angekommene progressive Pässe8.574.1
Angekommene Pässe ins letzte Drittel5.64.93.4
Alle Daten pro 90 Minuten, Daten von Montero aus der Saison 2020-21 (1071 Spielminuten) sowie 2021-22 (1496 Spielminuten) im Vergleich zu Mario Vuskovic in der Saison 2022-23 (1524 Spielminuten). 

Wie passt Montero zum HSV?

Der 24-jährige Spanier bringt vor allem eins mit und zwar Variantenreichtum im Spielaufbau. Klatschpässe auf Sechser Meffert dürfte man von ihm seltener sehen, denn der Linksfuß präferiert Pässe zur Seite oder überspielt, wenn sich die Chance ergibt, die erste Pressinglinie mit einem Zuspiel in den Halbraum. Etwas, das Vuskovic trotz des im Vergleich zur Saison 2021-22 höheren Passvolumens seltener tut, der Kroate überließ vor allem Innenverteidigerkollege Schonlau das Übergangsspiel – auch, weil er öfter angelaufen wurde als der Ex-Paderborner. Ohne jeden Zweifel wird sich die Statik im Aufbauspiel mit dem Neuzugang verändern, denn Schonlau wird als Rechtsfuß erstmals seit Mai 2019 den rechten Innenverteidigerpart geben, sein Impact könnte daher nochmals ansteigen.

Profiteur davon könnte Moritz Heyer sein, der in der Hinrunde 10-mal seltener pro 90 Minuten angespielt wurde wie sein Pendant Miro Muheim. Selbiges gilt auch für die Flügel wo Sonny Kittel und Jean-Luc Dompé vom linkslastigen HSV-Spiel profitierten. Als Passempfänger für Monteros Steckpässe in den Halbraum kommt vor allem Laszlo Bénes infrage, der sich stetig in jenen Räumen bewegt und insgesamt noch zu wenige Zuspiele in diesen Zonen erhielt. 

Fraglich bleibt abschließend, in welchem athletischen Zustand der ehemalige Akademiespieler von Atletico Madrid ist, der nur sehr wenig Matchpraxis sammeln konnte und abgesehen von der verbesserten Antizipation, einer minimal höheren Kopfballquote und dem höheren Vertikalfokus in sämtlichen Bereichen abgebaut hat. Fakt ist, die Spielanlage des HSV wird ihm entgegenkommen, dazu kommt er Vuskovic in vielen recht nahe und agiert nicht vollkommen konträr zu ihm.

Im oberen Bild die Grafik für Montero. Unten die für Vuskovic.

Dieser Text stammt von der Fußball-Consultancy CREATEFOOTBALL GmbH, die national wie international Profivereine, Berateragenturen sowie Medienanstalten in den Themenfeldern Datenscouting und -analyse berät.

Und zum Abschluss dann noch eine Mitteilung in eigener Sache:

Wir freuen uns bekanntzugeben, dass wir mit der Holsten Brauerei als Partner in die Rückrunde 2023 starten werden! Ein Partner, den ich seit meiner frühen Kindheit immer mit dem HSV verbunden habe und dessen Ablösung mich seinerzeit sehr gestört hat. Umso schöner ist es, dass wir von MoinVolkspark einen so renommierten und HSV-affinen Partner ab sofort an unserer Seite wissen. Herzlich Willkommen, HOLSTEN!

Aber: Bleibt dran, das war noch nicht alles! Wir haben die Tage noch ein, zwei weitere, schöne Überraschungen für euch.

Bis morgen,

Scholle

Jansen wird deutlich bestätigt – und Huwer sammelt Punkte

Jansen wird deutlich bestätigt – und Huwer sammelt Punkte

Als Marcell Jansen die Mitgliederversammlung eröffnete, wusste er um die Brisanz dieser Veranstaltung. Zwei Abwahlanträge gegen seine Person als Präsident des HSV e.V. lagen vor und sollten abgestimmt werden. Zudem hieß es in der Vorberichterstattung, dass die Wahrscheinlichkeit sehr groß sei, dass Mitglieder diese Abstimmung vom letzten Tagesordnungspunkt per Antrag (und einhergehender Abstimmung aller Anwesenden Stimmberechtigter) vorziehen wollten. Als das ausblieb schien auch Jansen etwas entspannter. Zumindest hatte auch er so erst einmal genügend Zeit gewonnen, alle Umstände rund um den HSV so vorzutragen, dass die Mitglieder seine Sicht der Dinge noch einmal von ihm geschildert bekommen.

Entsprechend unspektakulär begann diese Mitgliederversammlung vor anfänglich enttäuschenden 694 Mitgliedern, von denen 666 stimmberechtigt waren. Sie alle bekamen in der Aussprache zu den Berichten des Präsidiums die Gelegenheit, sich für die Abstimmung noch offene Fragen zu beantworten. Tim Oliver Horn, ehemaliger Supporters-Boss, stellte beispielsweise die Fragen nach Thomas Wüstefeld und dem Umgang mit dem ehemaligen Aufsichtsrat, der auch als Interims-Vorstand für die Finanzen. Hat man alle von ihm unterschriebenen Unterlagen geprüft, und vor allem: Hätte man bei Wüstefeld nicht früher einschreiten müssen?

Ordentliche Mitgliederversammlung des HSV am 21. Januar 2023

Letzte Frage beantworteten erst Marcell Jansen und dann auch Vizepräsident Michael Papenfuß klar mit Ja. Man hätte früher einschreiten müssen. Anschließend hielt Papenfuß einen Appell, der sich an alle richtete, die sich von Berichten über den HSV leiten lassen. Zusammengefasst appellierte er dafür, den handelnden Personen mehr zu vertrauen als den Berichten in Zeitungen und Co. Aber damit war es nicht getan, stattdessen wurde der Antrag auf Vorziehung der Abwahlanträge mit etwas Verzögerung dann doch vorgetragen und mit einfacher Mehrheit (55,14% : 44,86 %) angenommen.

Allerdings gingen der Abstimmung der Mitglieder über die letztlich zusammengefassten Abwahlanträge noch sehr kontroverse Diskussionen voraus, nachdem beide Antragsteller ihre Anträge vorgetragen und begründet hatten. Die einen klagten Marcell Jansen an, andere verteidigten ihn. Versammlungsleiter Kai Esselsgroth versuchte gar, die sehr lange Rednerliste abzukürzen – erfolglos. Und so wurde es eine sehr interessante, mit vielen spannenden Meinungen vertretene Veranstaltung. Es wurde sich untereinander angegangen und insbesondere Till Hischemöller musste sich politische Interessen anlasten lassen, denen er widersprach.

Aber es wurde zumindest diskutiert. Und das sehr lang. Und im Gros auch sehr schlich. Zum Abschluss stellte sich Jansen selbst noch einmal ans Mikro und beantwortete die ihm gestellten Fragen und erklärte, dass er den Job als Präsident des HSV e.V. und Vorsitzenden des Aufsichtsrates mit unverändert viel Herzblut machen würde – und vor allem machen wolle.

Eine Dreiviertelmehrheit stimmt für Jansen

Um 16.33 Uhr gab Esselsgroth, der die vorangegangene Diskussion lobte, die Abstimmung frei. Das Ergebnis folgte um 16.47 Uhr:  Mit großer Mehrheit wurden die Abwahlanträge abgelehnt. 169 HSVer stimmten den Anträgen zu, die restlichen 467 Mitglieder lehnten die Anträge ab. Oder in Prozenten gesprochen: 73,43 Prozent stimmten für einen Verbleib von Marcell Jansen, 26,57 Prozent dagegen. Ein sehr deutliches Votum, gesprochen von 636 Mitgliedern – nicht einmal 0,8 Prozent aller beim HSV stimmberechtigten Mitglieder. 

Dennoch war die Message im Saal deutlich: Mehr Zusammenhalt statt Abwahlpolitik. Aber eben auch die klare Aufgabe an Jansen und Co., sich noch einmal kritisch zu hinterfragen und aus den Fehlern zu lernen. Für mich erkennbar war bei dieser sicher anzahlmäßig nur sehr bedingt repräsentativen Veranstaltung, dass Jansen vor allem durch seinen HSV-Bezug und seiner Arbeit im HSV e.V. Zuspruch gefunden hat. Ihm wurde mehr oder weniger deutlich gesagt, dass er hier einmal böse auf die Schnauze geflogen ist (insbesondere in der Personalie Wüstefeld), dass man ihm diesen Fehler aber nachsehen wolle, sofern er den Warnschuss ernst nimmt.

Erstaunlich war im Anschluss für mich, dass das Präsidium um Marcell Jansen im Anschluss mit nur einer Gegenstimme entlastet wurde. Offensichtlich hatten die allermeisten Widersacher des Präsidenten den Saal schon verlassen. Und zur Wahl des Beirates war es dann auch tatsächlich nur noch ein Bruchteil der eh nur 0,8% Mitglieder, die Mike Schwerdtfeger (91,58%) als Vertreter des Amateursports und Patrick Ehlers als Vertreter der Supporters/Fördernde Mitglieder (91,53%) in den Beirat wählten, während Anna-Maria Stöcken in den Ehrenrat gewählt wurde. Glückwunsch von dieser Stelle an die Gewählten!

Der neue HSV-Vorstand erntet großen Applaus

Neben der sehr lebhaften und am Ende deutlichen Abstimmung für Marcell Jansen gab es heute noch einen Gewinner – aus meiner Sicht!  Denn besonders stark waren aus meiner Sicht die Auftritte der Vorstände Jonas Boldt und noch mehr die Premiere des neuen Finanzvorstandes Dr. Eric Huwer, der sehr launig und mit erkennbarer Motivation für die neue Aufgabe sehr optimistische Worte wählte. Den Doppelpass mit seinem Freund und Kollegen Jonas Boldt nutzte er gekonnt, um die Zuhörerinnen und Zuhörer im Saal für sich zu gewinnen – was ihm gelang. Auch entstandene Nachfragen konnte Huwer sehr überzeugend beantworten. Für mich war Huwer der absolute Gewinner der heutigen Veranstaltung. Er hat die vorauseilenden Lobeshymnen auf seine Person mehr als bestätigt.

Dr. Eric Huwer (Vorstand Finanzen, HSV) hält eine sehr ausführliche, spannende und unterhaltsame Rede und erntet viel Beifall

Und: Es wurde sehr deutlich, dass der mit viel Applaus bedachte Boldt und eben Huwer ein sehr vertrauensvolles Miteinander pflegen, in dem sie sich dennoch ausreichend „challengen“, wie beide versprachen. Bei allem Respekt vor Boldt und Huwer: Bislang sind es nur Worte. Aber: Es scheint eine konstruktive Harmonie vorzuherrschen, die der HSV so sehr lange nicht mehr hatte. Was genau das am Ende wert ist – es ist offen. Aber ich halte sowohl Boldt als auch Huwer im Doppelpack als einen sehr aussichtsreichen Versuch, einen starken Vorstand zu stellen.

Fazit der heutigen Mitgliederversammlung:

Es herrscht nach Angaben aller Beteiligter (auch derer, die vorher gegen Jansen geschossen haben) Harmonie. Davon darf sich allerdings niemand blenden lassen. Sehr viel ernster zu nehmen ist die kritische Haltung gegenüber den Unruhen der letzten Monate. Hieran werden sich alle, die heute die große Harmonie proklamiert haben, messen lassen müssen. Und was das alles wert sein wird, werden wir im Laufe der nächsten Monate sehen. Bis dahin haben die Protagonisten Zeit, sich neu bzw. erneut zu beweisen.

Aber vorab schon einmal eine Warnung an alle: Dass das Theater rund um die Besetzung des Aufsichtsrates (Lena Schrum und mindestens einer der Peters werden ersetzt) weitergeht und sehr zeitnah auch medial neue Unruhe stiften wird, ist klar. Das wiederum kann sachlich ausgetragen förderlich sein. Allein, dass es sachlich bleibt, halte ich aber für mehr als unwahrscheinlich. 

Bis dann!

Scholle

***EDIT: Dieser Text ist bereits am Sonnabend unmittelbar nach Ende der Mitgliederversammlung entstanden***

Es muss beim HSV wieder mehr um Inhalte gehen

Es muss beim HSV wieder mehr um Inhalte gehen

Ich bin immer ein großer Freund der Berichterstattung des Hamburger Abendblattes gewesen. In meiner Jugend hatten wir zuhause das Abendblatt im Abo und ich habe insbesondere den Sportteil immer sehr gern darin gelesen. Und das ist auch heute noch so, nachdem ich selbst knapp zwei Jahrzehnte dort als HSV-Reporter gearbeitet und vor allem noch immer viele Freunde dort habe. Unter anderem Kai Schiller, den ich für einen außergewöhnlich investigativen Rechercheur und Reporter halte. Eigentlich wollte ich gestern diesen Blog online stellen. Und in dem Fall wäre es zwingend gewesen, meine ehemaligen Kollegen zu kritisieren.

Nicht, weil Thomas Wüstefeld vor Gericht freigesprochen wurde und sich die Vorwürfe des Abendblattes gerade juristisch auflösen. Vielmehr ging es mir um die monatelang sehr einseitige Berichterstattung in Sachen Marcell Jansen, gegen den in der Zwischenzeit auch zwei Abwahlanträge eingereicht worden sind. Über diese wird am Sonnabend bei der Mitgliederversammlung entschieden. Allerdings haben meine Kollegen heute das gemacht, was zwingend notwendig war: Sie haben auch Jansen Raum für Erklärungen geboten. Dass beide Seiten keine Freunde mehr werden – das ist nicht entscheidend. Entscheidend ist, dass man in jedem Thema eine ausgewogene Berichterstattung zulässt, um Sachstände vollumfänglich betrachten und dementsprechend auch objektiv beurteilen zu können. Mit dem heutigen Interview, in dem Jansen seine Sicht der Dinge auf alle wesentlichen Themen äußern durfte, ist das zumindest im Ansatz geschehen. 

Ob sich die Berichte des Abendblattes (über Wüstefelds Freisprechungen, positive Jahresbilanz für den HSV e.V., sowie das heutige Interview) nun positiv für den e.V.-Präsidenten auswirken oder nicht, das weiß ich nicht. Das ist mir auch relativ wumpe. Aber ich bin es seit vielen Jahren leid, dass sich Diskussionen wie die über Jansen als Präsident verunsachlichen, weil persönliche Fehden entstehen. Auf Aufsichtsratsebene ist das seit Jahrzehnten der Fall, im Vorstandsbereich nicht minder. Auch wir Journalisten leisten mit Kommentaren und persönlicher Meinung einen Teil, den man nicht unterschätzen darf. Er ist nicht maßgeblich, wie es einige glauben. Aber er sorgt, wie in diesem Fall, auch dafür, dass sich absolut legitime, inhaltlich wertvolle Diskussionen von der sachlichen Ebene verabschieden, wenn sie zu einem persönlichen Streit werden. Denn das wird in den allermeisten Fällen tendenziös. Und gerade in diesem Bereich hat sich das Abendblatt gegenüber dem Boulevard immer als seriöses Medium ausgezeichnet.

Dass um Marcell Jansen eine sehr kontroverse Diskussion entstanden ist, ist dabei unbestritten. Das dokumentieren schon die beiden Abwahlanträge der HSV-Mitglieder Till Hischemöller und Ulrich Becker. Beide sehen in Jansen den Hauptschuldigen für die Unruhen rund um den Vorstand und Aufsichtsrat. Und auch in Sachen Wüstefeld. Ob sich die Meinung dahingehend durch den Freispruch Wüstefelds verändert hat, werden die beiden bei der Vorstellung ihrer Anträge am Sonnabend sicher beantworten, sofern sie gefragt werden. Ansonsten sind ihre Anträge (zumindest der von Hischemöller) aus Sicht der Antragsteller ausführlich argumentiert und so auch nachzulesen. So, wie es sich in einem demokratisch geführten Prozess gehört.

Ich hatte vor einigen Wochen, als mir bekannt wurde, dass Hischemöller diesen Antrag einreichen würde, den Anwalt über seine Kanzlei kontaktiert. Als er mich zurückrief, sprachen wir über seine Beweggründe nur bedingt, da er mich auf den Veröffentlichungstermin seines Antrages verwies. Wir vereinbarten einen zweiten Termin, der kurz vor der Mitgliederversammlung sein sollte, um den Status Quo noch mal abfragen zu können. Und diesen Anruf erhielt ich gestern. Wieder sehr sachlich und ruhig. Und mit einer ganz wichtigen Aussage zu seinen Beweggründen: „Es ist meine feste Überzeugung, dass Marcell Jansen seinem Amt nicht gewachsen ist“, so Hischemöller, ehe der wichtigste Satz kam: „Dieser Antrag ist ausschließlich meiner persönlichen Beurteilung geschuldet. Ich vertrete hier keine interne Gruppierung oder gar Partei innerhalb des HSV.“ Es ginge ihm ausschließlich darum, den HSV besserzustellen.

Natürlich habe ich in der Zwischenzeit auch mit Marcell Jansen Kontakt gehabt. Und die Tatsache, dass der den allermeisten Vorwürfen, die ihm gemacht werden, inhaltlich widerspricht, ist nur logisch. Aber, was mir bei beiden Gesprächen gefallen hat, ist die jeweilige Überzeugung bzw. die Motivation, etwas Besseres für den HSV zu wollen. Auf der einen Seite Hischemöller (und Becker, den ich nicht gesprochen habe), der die Lösung in einem stärkeren Präsidium sieht. Auf der anderen Seite Jansen, dem man nicht nachsagen kann, populistisch zu handeln, wie sein Festhalten im Fall Wüstefeld und sein Widerstand gegen Klaus Michael Kühne zeigen.

Ob das richtig ist, muss jeder für sich bewerten. Aber Fakt ist: Beides tat er im Wissen, dass es gefährlich werden könnte. Beides könnte ihm zum Verhängnis werden. „Hier geht es nicht um mich. Hier geht es um den HSV. Das ist die Grundlage aller Entscheidungen, die wir gemeinsam in den Gremien fällen“, sagt Jansen, der unverändert motiviert seinem Amt als Präsident nachkommen will – sofern die Mitglieder das wollen. Und genau diese Frage steht am Sonnabend zur Abstimmung an.

Ich persönlich habe kein Stimmrecht, weil HSV-Reporter meiner Meinung nach keine HSV-Mitglieder sein sollten. Ich habe aber diesen Blog gegründet, weil ich komplett frei bewerten möchte. Ich möchte mich zu Themen äußern, die den HSV betreffen. Deshalb auch der heutige Blog, in dem ich noch einmal dafür sensibilisieren wollte, sich mit der Thematik Jansen ganzheitlich zu beschäftigen. Mehr dazu dann morgen. Dann nach einer hoffentlich sachlichen, fairen und vor allem einmal nachhaltigen Mitgliederversammlung.

In diesem Sinne,

Scholle

Katterbach will mehr als nur ein Backup sein

Katterbach will mehr als nur ein Backup sein

Der 21-Jährige hofft auf einen fairen Konkurrenzkampf mit Miro Muheim 

Von Wolfgang Stephan

MARBELLA. Eigentlich war er mit dem FC Basel ins Trainingslager nach Marbella gereist. Eigentlich sollte es nach einer Woche zurück in die Schweiz gehen, wo er eigentlich noch beim FC Basel unter Vertrag stand. Doch aus einer Woche wurden zwei Wochen an der Costa del Sol, denn für Noah Katterbach kam alles ganz anders. Nach gut einer Woche Andalusien war er nämlich Leihspieler des HSV. Dass es am Donnerstag aber nach Basel und nicht gleich nach Hamburg ging, ist nur als Umweg zu interpretieren. Weil er noch einiges in der Schweiz zu regeln hat und weil da seine Freundin Hanna auf ihn wartete. 

Für Noah Katterbach traf es sich gut, dass der FC Basel auch im Trainingslager in Marbella weilte – nur gut 40 Kilometer vom Trainingslager des HSV in Sotogrande entfernt. Bis zum vergangenen Freitagabend hatten die HSV-Verantwortlichen über die Verpflichtung von Noah Katterbach verhandelt, dann ging alles ganz schnell: Am Sonnabendmorgen ganz früh aufstehen und mit kleinem Gepäck in gut 45 Minuten nach Sotogrande düsen, um bereits um 10.30 Uhr mit den neuen Mannschaftskollegen zu trainieren. „Seine Spielstärke im Aufbau und die sehr gute Ausbildung werden uns weiterhelfen, außerdem bringt er trotz seines jungen Alters schon beachtliche Erfahrung mit“, lobte Tim Walter den 21-Jährigen, der beim FC Köln unter Vertrag steht, aber an Basel ausgeliehen war.
Erst im Trainingslager in Spanien gab es den ersten Kontakt mit den Hamburgern, die seinen Berater bezüglich eines Wechsels angesprochen hatten. Das Spielsystem von Tim Walter war ihm nicht neu, er hat deshalb ziemlich schnell zugesagt. „Das ist geil, das gefällt mir“, so seine erste spontane Reaktion auf die Berater-Mitteilung.  
Dass ihm die HSV-Scouts ein Spielerprofil vorgelegt hatten, indem seine Stärken und Schwächen gut beschrieben waren, hat ihn zusätzlich überzeugt. Noah Katterbach formuliert sein Ziel so: „Ich möchte mich hier zeigen und hoffen, dass ich auch über den Sommer hierbleiben kann.“ Noch allerdings ist sein Wechsel an die Elbe ein Leihgeschäft. 

Der Linksverteidiger kommt mindestens als Backup für Miro Muheim, für den es nach dem Abgang von Tim Leibold keine Alternative im HSV-Kader gab. Allerdings hat Katterbach schon bei seinem ersten Auftritt im Test gegen Vancouver (2:0) am Mittwoch gezeigt, dass er mehr als nur ein Backup sein kann. „Ich bin hergekommen, um einen fairen Konkurrenzkampf zu haben“, sagte er gegenüber Moin Volkspark. „Ich werde jeden Tag mein Bestes geben und dann muss das Trainerteam entscheiden“, sagte der selbstbewusste 21-Jährige, der schon viele Lobeshymnen hinter sich hat. 

Der Rheinländer galt lange als großes Talent und kam schon mit sieben Jahren in die Nachwuchsabteilung des FC Köln, wo er alle Jugendmannschaften durchlief. Im Oktober 2019 gab er als 18-Jähriger sein Bundesliga-Debüt. Nach 39 Pflichtspielen war er allerdings nicht mehr erste Wahl bei den Kölnern, vor einem Jahr wurde er an den FC Basel verliehen. Parallel zu seiner Vereinskarriere absolvierte der U21-Nationalspieler und zweimalige Fritz-Walter-Medaillen-Gewinner in Gold (2018, 2020) insgesamt 34 Junioren-Länderspiele für den DFB.

Am Donnerstag ging es für ihn nach Basel, am Wochenende wird er mit der Freundin nach Hamburg ziehen und am Sonntag bei einem mannschaftsinternen Familienevent mit Hanna auflaufen.