Fahrerflucht? Der HSV dezimiert sich selbst

Fahrerflucht? Der HSV dezimiert sich selbst

Es waren schon einige Stunden vergangenen, seitdem die BILD zuerst davon berichtet hatte, dass sich ein HSV-Profi am späten Montagabend unerlaubt vom selbst verursachten Unfall entfernt hatte. In der vom HSV veröffentlichten Pressemitteilung hieß es: „Der HSV kann bestätigen, dass ein Spieler der Rothosen am Montagabend in einen Autounfall verwickelt war, bei dem glücklicherweise keine Menschen zu Schaden gekommen sind.“ Ein weiterer Spieler hielt sich nach Kenntnisstand des Clubs als Beifahrer eines anderen Fahrzeugs in der Nähe des Unfallortes auf. Die beiden Protagonisten: Jean-Luc Dompé (27) und William Mikelbrencis (18).

Die Polizei teilte auf Nachfrage mit, dass Ermittlungen wegen des Verdachts eines verbotenen Autorennens und unerlaubten Entfernens vom Unfallort aufgenommen worden seien. Zeugen hatten nach Angaben der Polizei berichtet, dass sich der Fahrer eines BMW und eines Mercedes am Montagabend – unter anderem auf der Hafenstraße im Stadtteil St. Pauli – ein mutmaßliches Autorennen geliefert haben sollen. „Sie sollen mit aufheulenden Motorengeräuschen und stark überhöhter Geschwindigkeit am Hafenrand in Richtung stadteinwärts gefahren sein“, teilte die Polizei mit. Dabei soll der BMW-Fahrer, der zudem mit Sommerreifen unterwegs war, nach aktuellem Kenntnisstand der Polizei die Kontrolle über sein Fahrzeug verloren haben und in eine Bushaltestelle gefahren sein. Danach sei er mit in den Mercedes gestiegen und habe sich mit diesem vom Unfallort entfernt.

Fahrerflucht: Polizei ermittelt gegen Jean-Luc Dompé

Die Polizei überprüfte die Wohnungsanschrift des Fahrzeughalters des BMWs, also die von Dompé, der dabei eine leichte Verletzung an der Hand aufwies. Aktuell würde man davon ausgehen, dass es sich bei dem HSV-Außenstürmer um den Unfallfahrer handele. In der Wohnung trafen die Einsatzkräfte laut Pressemitteilung zudem die beiden mutmaßlichen Insassen des Mercedes-Benz an. Mikelbrencis und einen Freund der beiden. Beide Fahrzeuge wurden für weitergehende Untersuchungen sichergestellt. Dompé drohen wegen des unerlaubten Entfernens vom Unfallort und wegen des verbotenen Kraftfahrzeugrennens eine Geldstrafe oder eine Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren. 

Offen ist auch, wie sich der HSV diesbezüglich verhalten wird. Vonseiten des Clubs hieß es: „Der HSV befindet sich in der internen Aufarbeitung mit den Spielern.“ Ob beiden seitens des HSV Konsequenzen drohen? Zumindest für Dompé ist davon auszugehen, sofern sich der Sachverhalt wie oben beschrieben auch bestätigt. Es wäre sportloch aktuell tatsächlich ein bitterer Ausfall, da sich der Belgier aktuell in bestechender Form präsentiert. Aber es wäre inhaltlich mehr als nachvollziehbar.

Nach Marijo Vuskovic (Dopingverfahren vor dem DFB-Sportgericht) und Bakery Jatta (wurde von seinem ehemaligen Berater Mahmut Aktas auf Zahlung von 144.000 Euro verklagt/Verhandlung vor dem Amtsgericht Hamburg) droht hier nun also dem dritten HSV-Profi ein Strafverfahren. Bei Dompé ist es nicht das erste Mal, dass er Probleme mit der Justiz hat. Und vielleicht droht auch noch dem 18 Jahre jungen Mikelbrencis Ärger mit Justizia (sofern er als Beifahrer den Rennteilnehmer ermutigt und/oder angestiftet hat) – dann wären es aktuell sogar vier HSV-Profis, die Ärger mit der Justiz haben. Bitter.

HSV erhält höchstes Lob vom nächsten Gegner

Dabei ist man sportlich aktuell besser denn je in der Zweiten Liga unterwegs. Am kommenden Sonnabend um 20.30 Uhr (wir werden mit der „Holsten“-Auswärtscouch wieder live dabei sein) geht es dabei zum Verfolger 1. FC Heidenheim. Und dessen Trainer hat sich gerade in der BILD beeindruckt vom HSV gezeigt. „Ich möchte schon sagen, dass das aus meiner Sicht der beste HSV in Zweitligazeiten ist. Der Verein wird am Ende vorne stehen und in die Bundesliga hochgehen», sagte der 49-jährige FCH-Trainer Frank Schmidt. „Der HSV weiß nun, wie 2. Liga geht, wie man in dieser Spielklasse Fußballspielen muss“, so Schmidt. Zudem hat die Mannschaft unter Tim Walter weiter an Identität gewonnen.“

Bleibt nur zu hoffen, dass die Mannschaft angesichts der Lobsagungen und der allgemein vorherrschenden, überaus optimistischen Stimmung nicht zu selbstsicher wird. Und vor allem muss man hoffen, dass sich diese private Unruhe einzelner HSV-Spieler nicht auf die Mannschaft überträgt. Trainer Tim Walter ist mal wieder gefragt, den Fokus seiner Mannschaft aufs Wesentliche zu richten. Zuletzt hatte es Walter immer wieder geschafft, seiner Mannschaft die richtige Balance aus Mut und Disziplin mitzugeben. Und das wird auch diesmal zwingend notwendig, zumal das Spiel am Sonnabend ungleich schwerer wird als die letzten beiden Spiele gegen die Abstiegskandidaten von Eintracht Braunschweig und Hansa Rostock.

In diesem Sinne, Euch allen einen schönen, unfallfreien und vor allem gesunden Montagabend!

Scholle

Die Offensive gewinnt Spiele – mit der Defensive gewinnt man Meisterschaften

Die Offensive gewinnt Spiele – mit der Defensive gewinnt man Meisterschaften

Robert Glatzel fand nach dem 2:0 bei Hansa Rostock anerkennende Worte für die eigene Defensivabteilung. „Wir standen hinten richtig gut drin und haben uns in jeden Ball geschmissen, da kann man ein Riesenlob an die komplette Defensive aussprechen“, so der Toptorjäger des HSV, der mit 13 Treffern auch die Torjägerliste der Zweiten Liga anführt und dem sein Mannschaftskapitän Sebastian Schonlau inhaltlich zur Seite sprang. „Das Glück in der Defensive haben wir uns erarbeitet, weil wir uns in jeden Ball reingeworfen haben.“

Komplettiert wurde die Lobeshymne vom Chef himself. Trainer Tim Walter lobte seine Abwehr und seinen Torwart Daniel Heuer Fernandes, „dass sie mal wieder zu null gespielt haben“. Das war zuletzt am neunten Spieltag beim 2:0 gegen Fortuna Düsseldorf im September gelungen. Zehn Spieltage brauchte es, bis ihnen das wieder gelang – wenn auch gegen den mit gerade einmal 17 Treffern zweitschwächsten Angriff der Liga. Nur der 1. FC Nürnberg hat in der Liga noch weniger Treffer als Hansa Rostock erzielt.

Jonas David wird immer besser – und mich wundert’s nicht

Neben Kapitän Schonlau fiel in Rostock auch der 22-jährige Jonas David in der Innenverteidigung auf. Wie schon gegen Eintracht Braunschweig (4:2) eine Woche soll er die Lücke ausfüllen, die Mario Vuskovic durch seine Doping-Sperre vorerst hinterlassen hat. Winter-Zugang und Vuskovic-Ersatz Javi Montero muss sich demnach noch gedulden. Defensiv-Allrounder Moritz Heyer auf der rechten und Miro Muheim auf der linken Seite sind ohnehin gesetzt.

Und: David, der in der Hinrunde stark begonnen hatte, um dann später als Schonlau-Ersatz abzufallen, macht seine Aufgabe zunehmend besser. Gegen Braunschweig war das schon sehr ordentlich, wie ich fan. Und in Rostock spielte er richtig gut, was für mich absolut nicht überraschend kommt. Denn ich bleibe hier bei meiner These, dass David neben dem ebenfalls noch zu unerfahrenen Vuskovic die Führung fehlte, die ihm ein Schonlau gibt. Ergo: Schonlau macht David besser – und der gewinnt zunehmend an Sicherheit.

Anders als in den vergangenen Jahren wirkt die gesamte Mannschaft in sich stabil. Es gibt noch immer diese unnötigen Wackelphasen, die man bei konsequenter Chancenverwertung nicht hätte. Aber der HSV kann auch dann gewinnen, wenn Glatzel mal nicht trifft. In Rostock sprangen der immer besser werdende Ludovit Reis (5. Saisontor) und vielversprechende Stürmer-Einkauf Andras Nemeth als Torjäger ein. Und während Reis seit Monaten schon absoluter Leistungsträger ist und angesichts seiner aktuellen Verfassung im Sommer schwer zu halten sein wird, gefielen mir die wenigen Eindrücke von Nemeth richtig gut.

Ich glaube, dass der HSV hier einen sehr guten Fang gemacht hat. Der Ungar ist technisch gut, war sofort aggressiv im Zweikampf und ist schnell. Dazu hat er am Ball stürmertypische Bewegungen und scheint gut antizipieren zu können. Oder anders formuliert: Ich lege mich fest, dass da ein hoch gewachsener, kopfballstarker Spieler dazukommt, der vorn den HSV nicht nur ergänzen, sondern sehr zeitnah auch verstärken wird. Und hierbei lasse ich mich gern beim Wort nehmen…!

Die Neuzugänge, bei denen ich ebenso wie bei Nemeth auch von Noah Katterbachs und Francisco Monteros Qualitäten zu 100 Prozent überzeugt bin, sind ein ganz wesentlicher Punkt, weshalb ich aktuell mehr denn je an den Aufstieg glaube. Denn dieser HSV, der seit dem Abstieg 2018 in jeder Rückrunde einen Einbruch erlebt hatte, startete nicht nur erstmals mit zwei Siegen in die zweite Saison-Hälfte, sondern die Mannschaft ist stabil. Auch während einer so intensiven Partie wie gegen den Nordnachbarn von der mecklenburgischen Küste, in der nicht nur spielerische Finesse gefordert wird, hielt man körperlich komplett dagegen und blieb cool bis zum Schluss.

Der HSV startet so gut wie noch nie in die Rückrunde

Das (Zwischen-)Ergebnis: Die Hamburger stehen besser da als zum gleichen Zeitpunkt der Vorsaison. Sie sind Tabellenzweiter (19. Spieltag 2021/22: Tabellenfünfter), haben 40 Punkte (21/22: 31 Punkte) und 13 Siege (7 Siege) verbucht. Gemeinsam mit Tabellenführer Darmstadt 98 (42 Punkte) haben sich die Hanseaten in der Tabelle schon ein kleines Polster zum Aufstiegsrelegationsplatz verschafft. Auf dem rangiert der 1. FC Heidenheim (36 Punkte). Und zum FCH geht es jetzt am kommenden Sonnabend. Auch dort, gegen den zweitbesten Sturm (Heidenheim hat wie der HSV 35 Treffer erzielt – nur Paderborn hat mit 40 Toren mehr getroffen) wird die Abwehr ein Schlüssel zum Erfolg sein.

Mein erstes Fazit: Der HSV hat sich gut aufgestellt. So gut, wie er sich in der Winterpause aufstellen konnte. Jetzt gilt es für Trainer Tim Walter nur, die Neuen so lange bei Laune zu halten, bis ihre Qualitäten auf dem Platz gebraucht werden. Aber für mich steht fest: Neben dem besser werdenden David hat der HSV drei Spieler dazu geholt, die den HSV alle besser machen. 

Scholle

HSV gewinnt wildes Spiel in Rostock – Neuzugang Nemeth trifft

HSV gewinnt wildes Spiel in Rostock – Neuzugang Nemeth trifft

Von Claas Henning

Der fast schon traditionelle Rückrunden-Einbruch des HSV ist vorerst noch nicht in Sicht. Dagegen wird es für den Nordrivalen Hansa Rostock noch eine schwere Zeit in der 2. Fußball-Bundesliga. Der HSV feierte mit dem 2:0 (1:0) im Nordduell beim Team von der Ostsee den zweiten Sieg im zweiten Spiel des zweiten Saisonabschnitts und ist weiter auf Kurs Richtung Bundesliga. Die Treffer zum insgesamt verdienten Erfolg erzielten Ludovit Reis (40.) per Flipper-Tor und der eingewechselte Winter-Zugang Andras Nemeth in der Nachspielzeit. Beim zweiten HSV-Treffer waren die Rostocker in Unterzahl, nachdem Damian Roßbach (81.) die Gelb-Rote Karte gesehen hatte.

„Hansa hat uns alles abverlangt. Wir mussten richtig Gas geben“, sagte HSV-Trainer Tim Walter. „Wir sind einfach nur stolz, dass wir gewonnen haben.“ Er sei mit seiner Mannschaft „sehr zufrieden, weil sie viel wegverteidigt hat und trotzdem Torchancen kreiert hat“. Ein großes Kompliment ging an seine Abwehr und seinen Torwart Daniel Heuer Fernandes, „dass sie mal wieder zu null gespielt haben“. Zuletzt war das seinem Team in der Liga am neunten Spieltag am 17. September gegen Fortuna Düsseldorf (2:0) gelungen.     

Der HSV blieb durch den Sieg in Rostock in der Tabelle am Spitzenreiter Darmstadt 98 dran, vergrößerten aber zugleich den Abstand zum Dritten 1. FC Heidenheim auf vier Zähler. Hansa ist nach der zweiten Niederlage nacheinander nur noch zwei Punkte von den Abstiegsrängen entfernt. 

Dabei war das Team von Trainer Patrick Glöckner lange Zeit mit dem HSV auf Augenhöhe, doch wieder einmal scheiterte es an seinen alten Schwächen. „Wir haben zu viel liegen lassen im offensiven Bereich. So viele Tormöglichkeiten in der Qualität bekommst du nicht so oft im Derby“, sagte Glöckner und schwankte zwischen Lob und Frust für und über seine Mannschaft.

Vor 26.500 Zuschauern im ausverkauften Ostseestadion hatte HSV-Trainer Tim Walter der Startformation vertraut, die eine Woche zuvor gegen Eintracht Braunschweig (4:2) gewonnen hatte. Das hieß, dass die drei Winterzugänge erneut den Anpfiff von der Bank aus erlebten. Walters Hansa-Kollege Glöckner brachte den in dieser Saison mit sechs Toren erfolgreichsten Rostocker Kai Pröger für Simon Rhein von Beginn an. 

Der HSV hatte wie erwartet optische Vorteile. Das Ballbesitz-Verhältnis ging an Walters Männer. Mal wieder. Doch Nutzen konnten sie erneut zu selten ziehen. Die Hansa-Defensive mit dem Ex-HSVer Rick van Drongelen als Abwehrchef stand lange sicher. Auch nach vorne hatte die zweitharmloseste Offensive der Liga (17 Tore) einige gute Szenen. Dementsprechend glücklich dann auch die Führung in einer Phase, die ich als „unkontrolliert und wild“ bezeichnen würde. Der Ball flipperte erst in der Rostocker Abwehr zwischen Nico Neidhart und van Drongelen und sprang dann vom Fuß des Niederländers unbeabsichtigt zu seinem Landsmann Reis, der aus kurzer Entfernung Torhüter Markus Kolke überwand. 

HIER KÖNNT IHR DIE NEUE AUSWÄRTSCOUCH SEHEN

Im zweiten Abschnitt wurde die spielerische und technische Überlegenheit des HSV deutlicher. Hansas starker Keeper Kolke reagierte bei einer Dreifach-Chance der Gäste grandios und verhinderte die frühe Entscheidung (51.). Allein das Bemühen der Rostocker blieb. Ohne Belohnung. Gleich zwerimal hatten sie Pech, als der vermeintliche Ausgleich erst durch Svante Ingelsson (68.), dann durch John Verhoek (71.) jeweils zu Recht wegen Abseits abgepfiffen wurden. Als das ungarische Talent Nemeth, das im Winter zum HSV kam, nach einem blitzsauberen Konter in der Nachspielzeit traf, war Hansa endgültig geschlagen. 

Erfreulich: Partien der beiden Mannschaften gelten bei der Polizei als Hochrisikospiele. Zumindest bis vor dem Anpfiff blieb es laut der Polizei Rostock ruhig. „Das Konzept der Fan-Trennung ist bislang gut aufgegangen. Die Anreise der Hamburger Fans verlief ohne Probleme. Und jetzt sind erst mal alle im Stadion“, sagte eine Sprecherin. Im Stadion wurden dann im HSV-Block Pyros gezündet und in der Pause Leuchtraketen Richtung Hansa-Tribüne geschossen. 

DIE DATEN ZUM SPIEL:

FC Hansa Rostock: Kolke – Ananou, van Drongelen, Roßbach – Neidhart (83. Lee), Fröde (68. Dressel), Schumacher, Ingelsson (83. Malone), Duljevic (62. Fröling) – Pröger, Verhoek

HSV: Heuer Fernandes – Heyer; David, Schonlau, Muheim – Meffert, Reis, Königsdörffer (74. Benes) – Jatta (86. Nemeth), Glatzel, Dompé (90. Katterbach)

Tore: 0:1 Reis (40.), 0:2 Nemeth (90.+4)

Zuschauer: 26.500

Schiedsrichter: Tobias Welz (Wiesbaden)

Gelbe Karten: Roßbach, Schumacher / Heyer, Jatta, Königsdörffer, Dompé

Gelb-Rote Karten: Roßbach (80.) / –

Heute nur Fußball: HSV reist zu Hansa Rostock

Heute nur Fußball: HSV reist zu Hansa Rostock

Das Spiel gegen den HSV ist für Hansa Rostocks Sportvorstand Martin Pieckenhagen besonders. „Grundsätzlich ist es immer etwas anderes, wenn man gegen einen Verein spielt, wo man früher selbst aktiv war“, sagte der 51-Jährige 18 Jahre nach seinem letzten Auftritt als Keeper des HSV. Insgesamt 100-mal stand der heutige Rostocker zwischen 2001 und 2005 für den HSV in der Bundesliga im Kasten. Schon deshalb sei es für ihn alles andere als ein ganz normales Zweitligaspiel.

Eine Partie, bei der die Vorzeichen unterschiedlich wie in der Vorsaison sind. Die Rostocker versuchen, sich im zweiten Jahr nach ihrer Rückkehr in der 2. Bundesliga zu etablieren. Der HSV will in diesem Jahr diese Liga gen Erste Bundesliga endlich wieder verlassen. Aber der HSV ist gewarnt, nachdem man das Hinspiel im Volksparkstadion etwas überraschend verloren hatte. Auch deshalb erwartet HSV-Trainer Tim Walter, der heute wieder das Abschlusstraining leitete, „einen ganz heißen Kampf“ in Rostock, wo das Stadion mit 26.000 Zuschauern seit einer Weile schon ausverkauft ist. 

Walter will und wird am Sonntag auf seine zuletzt bewährte Startelf setzen. Davon ist auszugehen. Mit einer Ausnahme vielleicht, da Laszlo Benes startklar ist und zuletzt nach seiner Einwechslung gegen Braunschweig zu überzeugen wusste. Er könnte für den (auf zugegebenermaßen auch für ihn ungeeigneter Position) dazu im Gegensatz wenig überzeugenden Ransford Königsdörffer in die erste Elf rotieren. Aber ansonsten scheint alles zu bleiben, wie es zuletzt war. Das bedeutet für die Neuen, dass sie wohl erneut von der Bank aus kommen. 

Also auch der mit vielen Erwartungen verpflichtete Francisco Montero, der aktuell das Nachsehen hinter Jonas David hat – der wiederum ein ordentliches Spiel gegen Braunschweig gemacht hatte. Tim Walter sieht es in seinem Spielsystem begründet, den Neuen einfach noch mehr Eingewöhnungszeit zu geben. „Unser Spiel ist etwas diffiziler, fluider, mit vielen Rotationen. Das Eingliedern für Neue ist daher vielleicht mitunter etwas schwieriger.“ Gerade für Innenverteidiger.

Sorgen, die man durchaus als Luxusprobleme bezeichnen kann. Gerade im Vergleich zu einer Mannschaft wie Hansa Rostock. Die stehen vor dem 19. Spieltag auf einem unerwartet guten neunten Tabellenplatz. Aber bis zu einem Abstiegsplatz sind es auch nur drei Punkte Rückstand zum Abstiegsrelegationsrang. „Wir führen gerade die Mannschaften an, die gegen den Abstieg spielen“, sagt Pieckenhagen. Nach oben in der Tabelle gebe es ein großes Loch. „Für uns geht es darum, in den restlichen Spielen so schnell wie möglich die Punkte einzusammeln, die wir brauchen.“

Das Anfangsprogramm von Hansa in der Rückrunde hat es allerdings in sich. Aich aus Sicht des HSV. Denn in den ersten vier Spielen des Jahres treffen die Mecklenburger auf die ersten drei Mannschaften der Hinrunden-Tabelle. Gegen den Tabellendritten 1. FC Heidenheim gab es letzte Woche ein 0:2, jetzt kommt der Zweite HSV. Und mit einem Spiel dazwischen (in Bielefeld) geht es in zwei Wochen zuhause gegen den sehr souverän wirkenden Tabellenführer Darmstadt 98.

„Wir wissen, wie hart das Anfangsprogramm ist, wenn man auf die Namen schaut und den entsprechenden Tabellenplatz dahinter“, sagt Pieckenhagen, der den HSV weiter als festen Aufstiegskandidaten sieht. „Der HSV probiert es ja seit dem einen oder anderen Jahr. In diesem Jahr sind sie zu diesem Zeitpunkt auch wieder nah dran wie in den Jahren zuvor“, meinte Pieckenhagen, der vor dem direkten Duell nicht zu viel Lob verteilen wollte. „Aufgrund ihrer wirtschaftlichen Qualität und der damit zusammenhängenden sportlichen Qualität, glaube ich, werden sie bis zum Schuss ein gewichtiges Wort um den Aufstieg mitreden.“

Hoffen wir mal, dass es so ist, denn Darmstadt tritt aktuell schon so souverän auf, dass man auf deren Ausrutscher (noch) nicht setzen sollte. Heidenheim patzte zwar beim 0:2 in Braunschweig – dafür kommen die schon im Volkspark sehr stark auftretenden Lauterer langsam, aber sicher in Fahrt. Sechs Siege, drei Remis und nur eine Niederlage aus den letzten zehn Spielen – da scheint mein Kicker-Kollege recht zu haben. Denn der sagte mir beim HSV-Spiel gegen Braunschweig voraus, dass der FCK dem HSV bis zum Ende der Saison noch Probleme machen werde.

Der HSV hat noch alles in der eigenen Hand

Aber: Noch hat der HSV alles selbst in der Hand. Und das ist die bestmögliche Ausgangssituation. Dazu hat man einen Kader, den man im Winter noch einmal qualitativ und quantitativ verstärken konnte. Also nominell ist alles auf Aufstieg ausgerichtet – und das wollen wir morgen auch spielerisch umgesetzt sehen. Wir, damit meine ich neben meinen MVP-Kollegen Flo, Joscha und Janik auch unsere beiden ersten Gäste auf der Holsten-Auswärtscouch: Marina Steinborn (HSV-Model) und Stadionsprecher Christian „Stübi“ Stübinger. 

Wir freuen uns auf Euch!!

Scholle

P.S.: Kühne, dessen Gesandten, die Kleinaktionäre, den AR, das Präsidium und alle anderen Gremien lasse ich heute ganz bewusst aus.

Vuskovic vor Gericht – Kühne-Vertreter sorgt für „neue Eskalationsstufe“

Vuskovic vor Gericht – Kühne-Vertreter sorgt für „neue Eskalationsstufe“

Der erste Tag ist beendet – und Mario Vuskovic hofft weiterhin darauf, das schier Unmögliche doch noch zu schaffen. Nach den bersten Zeugenaussagen und der Beweisaufnahme hat das DFB-Sportgericht im Dopingfall des HSV-Profis Mario Vuskovic den ersten Verhandlungstag nach vier Stunden beendet. Ob bereits am nächsten, für Donnerstag angesetzten Verhandlungstag ein Urteil fällt, ist offen. Aber der Vorsitzende des Sportgerichts, Stephan Oberholz, kündigte an, der Prozess könne auch länger dauern, wenn „irgendwelche leisen Zweifel“ blieben, die Vuskovics Anwälte versuchten, zu wecken.

Genau genommen zweifeln die Juristen an, dass alles korrekt und nach den Kontrollvorschriften abgelaufen ist. Es könne sogar sein, dass die Urinproben vertauscht worden sein könnten. Vuskovic war zusammen mit Mitspieler Xavier Amaechi beim Test gewesen. Außerdem sagte Vuskovic aus, nicht über die Rechte bei einer Kontrolle aufgeklärt worden zu sein und dass er den Inhalt des Testformulars nicht erfassen konnte, weil es nur auf Deutsch verfasst war: „Ich spreche Kroatisch und habe das nicht verstanden.“ Doping-Kontrolleur Markus Jungblut versicherte zwar, dass das Testprocedere eingehalten worden sei, aber eine explizite Aufklärung über den Kontrollablauf sei nicht erfolgt.

Dass von Seiten des HSV mit Unterstützung zu rechnen ist, war klar. Neben den HSV-Anwälten war auch HSV-Sportvorstand Jonas Boldt mitgereist, um Vuskovic vor Ort Beistand zu leisten. Zudem beteuerte der als Zeuge geladene, leitende HSV-Mannschaftsarzt, Götz Welsch, dass vor und nach dem positiven Test bei drei bis vier vom HSV veranlassten Blutproben bei Vuskovic keine Auffälligkeiten oder Hinweise auf Manipulation analysiert worden seien. Der 14-malige kroatische U21-Nationalspieler sei „ein gesunder, mustergültiger Athlet“. Bei allen Gesundheitschecks sei nicht „viel Pathologisches“ festgestellt worden. „Es gibt wenige Spieler wie Mario, die so differenziert und intelligent sind. Er ist interessiert, was eingenommen und therapeutisch gemacht wird“, sagte Welsch und ergänzte: „Er ist, wie man sich einen Spieler wünscht. Er lässt nicht alles über sich ergehen.“

Um seine Unschuld nachzuweisen hatte der HSV-Verteidiger zuletzt sogar einen Lügendetektor-Test in England vornehmen lassen – und diesen bestanden. Dass dieses Ergebnis Einfluss auf das Urteil haben wird, scheint aber mehr ebenso unwahrscheinlich, wie die Hoffnung auf eine in sich funktionierende HSV-AG-Struktur. Denn die ist seit der gestrigen Hauptversammlung komplett offengelegt – und gleicht einer Konfrontation, wie sie schärfer nicht hätte sein können.

Mittendrin hierbei: Klaus Michael Kühne. Oder besser gesagt, dessen Vertreter Karl Gernandt, der auf der Hauptversammlung „die HSV-e.V.-Gremien einmal komplett durchbeleidigte“, wie mir von verschiedenen Seiten mitgeteilt wurde. Zudem sprach Gernandt den HSV-Gremien (neben dem Präsidium auch dem Beirat) gänzlich die Kompetenzen absprach. Dass die Supporters als Abteilung hiervon verschont blieben und von Gernandt sogar lobend erwähnt wurden, dürfte Sven Freeses schriftlicher Empfehlung zu danken sein, in der sich der Supporters-Chef zuletzt dafür aussprach, Detlef Dinsel nicht für den neuen Aufsichtsrat zu nominieren.

Apropos: Dass Dinsel nicht mehr zum Aufsichtsrat gehört, ist nicht mit einer Abwahl gleichzusetzen. Als interimistisch eingesetzter Aufsichtsrat bis zum gestrigen Tag war vorher klar, dass Dinsel erst neu gewählt werden müsste. Da diese Wahlen wie berichtet verschoben wurden, ist Dinsel im Gegensatz zu den anderen Aufsichtsräten vorerst nicht mehr dabei.

Es war insgesamt eine offenbar mehr als grenzwertige Veranstaltung, in Folge derer Vereinspräsident Marcell Jansen zwar sagte: „Wir hatten viele kontroverse Diskussionen, die am Ende zu einem positiven Ergebnis für den HSV führen sollen.“ Aber: Diese diplomatischen Worte wählte Jansen für eine Sitzung, die mir von Teilnehmern als eine „völlig neue Eskalationsstufe“ bezeichnet wurde. Jansen selbst wollte das nicht bestätigen. Aber meinen Informationen nach sollen sowohl Präsidiumsmitglieder als auch Teile der Aktionäre geschockt auf „verbale Tiefschläge“ Gernandts reagiert haben. Aber dazu in den nächsten Tagen mehr. Heute will ich mich endlich wieder auf Fußball freuen dürfen. Denn der steht am Sonntag wieder auf dem Plan.

Und das dann sogar mit einem erfreulichen Comeback, wie ich finde. Denn die Auswärtscouch ist wieder da! Ab 13 Uhr (also nicht erst ab 13.15 Uhr, wie ich zuletzt schrieb) sind wir online via Twitch https://www.twitch.tv/moinvolkspark zu sehen. Wir – das beutet: Das MoinVolkspark-Team und die Gäste Marina Steinborn (HSV-Model) sowie Stadionsprecher Christian „Stübi“ Stübinger. Und wir wollen mal hoffen, dass der HSV den schweren Gang bei Hansa Rostock schadlos übersteht. So schwer das auch werden dürfte.

In diesem Sinne, Euch allen erst einmal einen schönen Freitagabend. 

Scholle

Vuskovic, Aufsichtsrat – und auch ein bisschen Fußball

Vuskovic, Aufsichtsrat – und auch ein bisschen Fußball

Von Stefan Flomm

Der Tabellenplatz? Mit Rang zwei absolut im Soll! Der Kader? Keine Sorgen! Sportlich gab es für HSV-Trainer Tim Walter vor dem Auswärtsspiel am Sonntag (13.30 Uhr/Sky) bei Hansa Rostock kaum Neuigkeiten zu berichten. Und so musste sich der 47-Jährige bei der Spieltags-Pressekonferenz am Donnerstag mit Fragen zu zwei anderen Themenkomplexen beschäftigen, die nicht zu seinem eigentlichen Kernaufgabenbereich gehören: der parallel stattfindenden Sitzung der Anteilseigner der Fußball AG und der für Freitag angesetzten mündlichen Verhandlung gegen den unter Dopingverdacht stehenden HSV-Profi Mario Vuskovic „Wir werden alles morgen sehen, aber dem kann ich nicht vorgreifen“, sagte der HSV-Coach vor dem ersten von zwei angesetzten Verhandlungsterminen vor dem Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) in Frankfurt/Main. Dennoch ist er in Gedanken bei seinem derzeit gesperrten Spieler: „Ich hoffe auf was Gutes für uns und vor allem für den Jungen.“

Walter hatte nach eigenen Angaben telefonischen und persönlichen Kontakt zu dem 21-jährigen Kroaten, bei dem in einer A- und B-Probe körperfremdes Erythropoetin (EPO) nachgewiesen worden war. „Was in ihm abgeht, das weiß keiner von uns und das wird auch keiner herausfinden“, sagte Walter. „Er muss die Geschichte am meisten mit sich ausmachen. Ich kann nur sagen, dass wir für ihn da sind. Und genauso meine Mannschaft.“

Vuskovic, der seit einer einstweiligen Verfügung vom 15. November gesperrt ist und der sich alleine fit halten muss, droht im schlimmsten Fall eine vierjährige Sperre. Der zweite Verhandlungstag ist für den 9. Februar angesetzt. Walter betonte: „Er ist ein Teil von uns.“ Die parallel zur Pressekonferenz laufende Versammlung der AG-Anteilseigner spielte für den Trainer dagegen eine eher untergeordnete Rolle. Auf die Journalistenfrage, ob es ihn interessiere oder er am Ende nur die Ergebnisse zur Kenntnis nehmen würde, antwortete Walter: „Genauso ist es. Letztendlich ist es für mich nicht interessant.“

Das Problem für den HSV ist nur: Die Personaldebatten jenseits des Spielfeldes werden erst einmal weitergehen. Denn wie der Club am späten Nachmittag mitteilte, wurde die Wahl des neuen Aufsichtsrats bei der mit Spannung erwarteten Versammlung vertagt. Damit bleibt das Kontrollgremium in seiner bisherigen Zusammensetzung unter damit unter der Führung des e.V.-Präsidenten Marcell Jansen bis zur nächsten zeitnah geplanten Hauptversammlung im Amt. Bis dahin werde die Kandidatenauswahl für das Kontrollgremium noch einmal intensiv besprochen und intern abgestimmt, hieß es in der Mitteilung. „Ich werte diese Entscheidung als guten Kompromiss, weil wir aufeinander zugehen“, sagte Jansen.

Die Anteilseigner und der Supporters Club als mit Abstand größte Abteilung des Muttervereins hatten zuvor nach Medienberichten die Abberufung von Detlef Dinsel gefordert. Sie werfen dem Unternehmer zu wenig Bezug zu Hamburg und zum HSV sowie zu wenig Sachkompetenz vor. Dazu sollten Stephan von Bülow und Henrik Köncke am Donnerstag in das Kontrollgremium rücken, um Andreas Peters und die derzeit einzige Frau, Lena Schrum, zu ersetzen (siehe auch Textende). „Wir hatten viele kontroverse Diskussionen, die am Ende zu einem positiven Ergebnis für den HSV führen sollen“, sagte Jansen. Am Ende gab es aber nur zwei konkrete Ergebnisse: Der AG-Vorstand wurde für das Geschäftsjahr 2021/22 entlastet und das Thema Nachhaltigkeit soll in der AG-Satzung verankert werden.

Walter wiederum war erst dann wieder in seinem Element, als die Sprache auf das Nordduell am Sonntag bei Hansa Rostock kam. Bei den Mecklenburgern erwartet Walter eine „hitzige Atmosphäre“. Das sei schön, weil „wir solche Stimmung mögen“, sagte der Coach, der mit Blick auf die Zuschauer allerdings anfügte: „Wenn alles im Rahmen bleibt.“

Dass es beim 4:2 zum Rückrundenauftakt über Eintracht Braunschweig Licht und Schatten gab, war für den Coach normal: „Nach elf Wochen Pause ist nicht alles selbstverständlich.“ Seiner Mannschaft bescheinigte er, auf einem „sehr, sehr guten Weg“ zu sein. Sollte das auch für den nicht immer einigen Club und seine Organe gelten, würde es den 47-Jährigen bestimmt auch freuen.

UPDATE 21.55 Uhr: Wie ich inzwischen gehört habe, ist die Hauptversammlung heute auch deshalb verschoben worden, weil die Parteien zu weit auseinanderliegen und das auch entsprechend formuliert worden sein soll – vorsichtig formuliert. Insbesondere Klaus Michael Kühnes Vertreter Karl Gernandt soll immer wieder auf Konfrontation mit Präsident Marcell Jansen gegangen sein und dessen Wünsche in Sachen Neubesetzung kritisiert haben. Dabei ging es einerseits um Detlef Dinsel, gegen den die Minderheitsaktionäre um Kühne zuletzt inklusive Supporters-Führung um Sven Freese gewettert hatten. Andererseits ging es auch um Lena Schrum, die im neuen Aufsichtsrat bislang nicht mehr vorgesehen war. Die Veranstaltung hätte offenbar durchgezogen werden können, hätte das Präsidium des HSV es so gewollt. Jetzt will man sich voraussichtlich im März neu konstituieren. Dass es bis dahin ruhig bleibt, ist aber ausgeschlossen – sage ich.