Stürmische Zeiten stehen bevor – und heute geht’s los!

Stürmische Zeiten stehen bevor – und heute geht’s los!

Ich bin gerade wieder mit der Aussage konfrontiert worden: „Uns geht es in der Zweiten Liga doch gut. Die Fans gehen zumindest häufiger glücklich nach Hause, als zuvor in der Ersten Liga.“ Sätze, die zweifellos stimmen. Finanziell hat man dreimal in Folge schwarze Zahlen schreiben können, tabellarisch ist man immer unter den Top5 – aber eben als Zweitligist. Und so sehr das einige auch zufriedenstellen mag – ich werde mich nie damit anfreunden können, dauerhaft als Zweitligist zu verharren. Im Gegenteil. Und ich glaube, Steffen Baumgart geht es ganz genau so. Der HSV sei zwar ein großer Verein, was etwa die Mitgliederzahlen oder die Auslastung des Stadions angeht, sagte Baumgart , „aber wir sind trotzdem der Verein, der gerade am längsten in der zweiten Liga spielt.“ Das Anspruchsdenken Bundesliga sei zwar schön und auch das klare Ziel. „Aber es erfüllt sich nicht, indem du nur redest.“ Und sogar noch weniger, wenn man sich mit der Zweiten Liga zufriedengibt.

Gut ist, dass weder Baumgart noch Sportvorstand Stefan Kuntz diesen Eindruck vermitteln. Weniger gut ist, dass im Umfeld und bei den Fans der Eindruck entstanden ist, dass einige Spieler sehr wohl in der Zweiten Liga klarzukommen scheinen. Vielleicht auch, weil sie es in der ersten Liga schwerer hätten, im Team die bisherige Rolle zu spielen. Ich kann mir das bei echten Profis nicht vorstellen, oder besser: Mit einer solchen Einstellung bist du kein echter Profi. Daher lasse ich diesen Gedanken noch außen vor. Ich bleibe aber auch dabei, dass der HSV gut daran täte, seinem Kader schnellstmöglich einen grundneuen Anstrich zu verpassen. Auch, wenn das bedeutet, sich von der einen oder anderen Führungskraft zu verabschieden.

Im Winter muss aus meiner Sicht noch einmal gehandelt werden. Gegebenenfalls auf der Trainerposition, wenn bis dahin weiter keine Entwicklung erkennbar wird. Aber auch ganz vorn, wenn Davie Selke weiterhin Probleme hat, die Glatzel-Rolle zu übernehmen. Zudem hätte ich schon sehr lange versucht und würde auch jetzt wieder alles daran setzen, einen schnellen und zweikampfstarken Innenverteidiger zu bekommen. Denn ansonsten hat der HSV auf Zweitligaebene einen Kader, mit dem man das Ziel Aufstieg realisieren können muss.

Gegen Schalke kann Baumgart weiter darauf hoffen, dass Jonas Meffert trotz seines Trainingsunfalls (war auf den Arm gefallen) dabei sein kann. Ebenfalls wieder im Training war heute Immanuel Pherai, dem ich gegen Schalke eine Chance geben würde. Weniger Dampf nach vorn als zuletzt von seinen Kollegen kann er gar nicht machen. Ich würde folgende Startelf aufs Feld schicken: Heuer Fernandes – Katterbach, Elfadli, Schonlau, Muheim – Meffert – Poreba (Baldé), Pherai, Dompé – Königsdörffer, Selke.

Oder wie seht Ihr das? Wie würdet Ihr aufstellen?

Ich werde für das Spiel gegen Schalke alles geben und sogar meinen Glücksbringer mit ins Stadion nehmen: Meinen Kleinsten. Der tippt für das Schalke-Spiel auf einen 3:1-Heimsieg des HSV. Und damit könnte ich sehr gut leben… Aber selbst wenn es anders ausgeht, scheint sich der Trainer keine Sorgen machen zu müssen. „Allein wegen der Tatsache, dass wir gegen Düsseldorf und Magdeburg die Mannschaft auf einem Level hatten, wo wir sie alle gerne sehen wollen“, sagte Kuntz dem Pay-TV-Sender Sky 

„Ich habe den Trainer beobachtet. Er überzeugt mich total mit seiner Arbeit, die er hier macht. Die Spieler und der Zusammenhalt überzeugen mich und deswegen bin ich absolut optimistisch“, fuhr der frühere Nationalspieler fort. Er stellte aber auch klar: „Generell bin ich persönlich ein Freund von Kontinuität. Wir kennen aber auch alle die Gesetze des Fußballs.“

Gegen Schalke gebe es die Möglichkeit für den HSV, „gegen einen sehr guten und aktuell leicht unterschätzten Gegner dem heimischen Publikum zu zeigen: Hier ist eine Mannschaft auf dem Platz, die aufsteigen will.“ Man wisse, dass man etwas unter Zugzwang stehe und liefern müsse.

In diesem Sinne, bis nachher nach dem Spiel! Dann wieder mit dem Blitzfazit!

Krisen-Duell oder Top-Duell? Der FC Schalke 04 kommt

Krisen-Duell oder Top-Duell? Der FC Schalke 04 kommt

Steffen Baumgart war sehr darum bemüht, Ruhe und Gelassenheit auszustrahlen. Dass der HSV aktuell mit nur 19 Punkten auf dem fünften Rang steht und zuletzt drei Spiele in Folge wenig überzeigen sieglos blieb, schüttelte er – zumindest nach außen hin – mit den üblichen Plattitüden derer, die unter Druck stehen, ab. „Erst mal muss man sagen: Druck auf dem Kessel ist in unserem Job immer“, sagte er vor dem Spiel am Sonnabendabend (Anpfiff 20.30 Uhr im Volksparkstadion) gegen den FC Schalke 04. „Die haben auch Druck auf den Kessel“, meinte der 52-Jährige mit Blick auf den abstiegsbedrohten Gegner. „Ich glaube, bei beiden Vereinen hast du Gegenwind“, so Baumgart, ehe er einen etwas wehleidig klingenden Nachsatz nachschob: „Also ich habe hier noch keinen Rückenwind gehabt.“

Den Rückenwind mitnehmen, den Absturz vermeiden: Für den FC Schalke 04 bleibt der Druck im Abstiegskampf groß. Als nächste Gegner warten nach dem HSV auch noch die Topteams des SC Paderborn und Fortuna Düsseldorf. Nicht wenige rechnen damit, dass der FC Schalke 04 bis Weihnachten wieder auf einem Abstiegsplatz eintrudelt. Anders Trainer Kees van Wonderen. Der wurde zuletzt nach zwei Spielen ohne Niederlage nicht mehr täglich aus dem Umfeld angegriffen. Und diesen Umschwung will er konservieren und fordert vor dem Spiel im Volksparkstadion eine andere Denkweise. „Wir müssen positiv nach vorne schauen. Das sind Spiele, in denen wir herausgefordert werden.“

In Hamburg ist man tabellarisch in keinen Nöten – aber auch hinter den Erwartungen. Zuletzt holten Baumgart und Co.  aus drei Spielen nur einen Punkt. Besonders die Leistung beim 1:3 beim Abstiegskandidaten Eintracht Braunschweig war so alarmierend, dass die Diskussionen um Baumgart hörbar wurden. „Es macht schon was mit einem“, räumte Baumgart heute ein. „Die Frage ist halt, wie man da durchgeht. Ich versuche, da klar durchzugehen. Ich versuche, bei mir zu bleiben.“ Er sei aber auch nicht der Typ, der schnippt und dann ginge es weiter. „Ich versuche, die Situation zu lösen. Und die kann ich nur auf meine Art lösen und das werde ich. Davon bin ich überzeugt. Es ist schwierig, wenn man anfängt, herumzueiern oder einen Zickzackkurs zu fahren. Es ist ja nicht so, dass wir hier komplett daneben liegen mit dem, was wir an Ideen haben.“

Baumgart verschärft den Ton – Schalke-Coach adelt HSV

Ich hatte hier zuletzt geschrieben, dass es in solchen Phasen unabdingbar ist, neue Reize zu setzen. Und wie ich bei den Kollegen der „BILD“ im Interview mit dem neuen Abwehrmann Lucas Perrin lesen konnte, hat sich im Trainingsablauf auch etwas verändert. Die Spieler bekamen nach Meinung des Verteidigers in den vergangenen zwei Wochen der Länderspielpause zu spüren, wie Baumgart im Training lauter wurde und mehr auf Details achtete. „Na ja, ich kann mich jetzt zurückziehen und alles laufenlassen oder ich bin noch präsenter und versuche, noch mehr Einfluss zu nehmen auf das, was mir gefällt, oder auf das, was mir weniger gefällt“, so der Coach. Er ziehe das durch und versuche, „den Jungs noch mehr auf die Eier zu gehen“, fügte Baumgart scherzend hinzu.

Zum Scherzen ist Baumgarts Gegenüber vom Sonnabend noch lange nicht zumute. Der hatte nach drei Niederlagen aus seinen ersten drei Pflichtspielen schon wieder vor dem Aus gestanden. Und gesichert ist er noch immer nicht. Bei Niederlagen in den kommenden Partien würde diese Diskussion sofort wieder hochkochen. Und das weiß der Coach der Schalker sehr gut: „Wir brauchen weitere Erfolge“, so van Wonderen. Dass schon gegen den HSV diese Gefahr recht groß ist, weiß van Wonderen auch. Den HSV sieht er sogar auf einem höheren Niveau als den Bundesligisten Augsburg, gegen den Schalke im DFB-Pokal chancenlos war. „Der HSV wird wieder eine andere Geschichte als Regensburg, Ulm oder Augsburg“, sagte der 55 Jahre alte Schalke-Coach. „Wir fahren zu einem großen Verein, mit großer Geschichte und einer großen Mannschaft.“ 

Entwarnung bei Meffert

Und bei dem hochgelobten HSV gibt es personell gute Nachrichten: Jonas Meffert war am Mittwoch unglücklich auf den Arm gefallen und hatte die Übungseinheit vorzeitig abbrechen müssen. Eine genauere Untersuchung ergab keine schwerwiegende Verletzung. Meffert habe zwar Probleme mit den Bändern und der Kapsel, war aber zuletzt wieder im Training dabei. Er sei aber „sehr optimistisch, dass es auch zum Spiel klappen wird.“ Ob sich der HSV schon mit Neuzugängen für die Winterpause beschäftige, wurde Baumgart gefragt – und dieser reagierte genervt. „Ich will mich jetzt wirklich auf Schalke konzentrieren und nicht über Transfers reden. So weit sind wir auch noch gar nicht“, polterte er, gab aber auch zu: „Wir haben schon einige Sachen im Gedankengang. Das kann sich jeder vorstellen, dass die Arbeit hier niemals ruhen gelassen wird.“ Na denn, vielleicht findet der HSV ja neben einem Glatzel-Ersatz nach den letzten zwei Jahren endlich auch mal einen richtig schnellen, zweikampfstarken Innenverteidiger als Vuskovic-Ersatz…

In diesem Sinne, Euch allen noch einen schönen Donnerstagabend und bis morgen!

Scholle

Mut zur Veränderung oder: Warum der HSV Dinge anders machen sollte

Mut zur Veränderung oder: Warum der HSV Dinge anders machen sollte

Der HSV hat frei. Wobei das auch nicht ganz korrekt ist. Die Mannschaft hat für die drei freien Tage Freitag bis Sonntag individuelle Laufpläne mitbekommen. Aber: Bis dahin dürfen sie alle in der Heimat entspannen, erst am Montag (14 Uhr) wird wieder auf dem Platz trainiert. Langes Wochenende, wie so oft in den Länderspielpausen – und das gefällt sehr vielen hier nicht. Dabei hat der HSV das längst nicht exklusiv, sondern hier ist man nur einer unter sehr vielen Zweit- und Erstligisten, die das so handhaben. Wobei ich auch ganz klar betonen möchte, dass nicht immer alles gut ist, was die Mehrheit macht. Oft muss man seinen eigenen Weg suchen und gehen, gerade weil man besser sein will als alle anderen. Aber hier in diesem Fall kann man sicherlich sehr kontrovers diskutieren.

Ich für meinen Teil hätte es diesmal tatsächlich nicht so gehandhabt. Ich hätte alles versucht zu nutzen, um aus dem Trott der letzten Wochen und Monate herauszukommen. Neue Reize setzen und Impulse erzeigen, die die Mannschaft wieder wachrütteln – das geht auch ohne das drastische Mittel Trainerwechsel. Es muss aber auch angewendet werden. Den Ablauf in Länderspielpausen mal zu verändern, andere Dinge zu machen oder Dinge einfach anders zu machen – das könnte helfen. Das weiß ich auch noch aus eigener Erfahrung als passionierte Amateurkicker. Und – in diesem Fall glücklicherweise – es sind ja auch nicht mehr so viele HSV-Profis auf Länderspieltouren unterwegs, als dass das keinen nachhaltigen Effekt hätte.

Nein, der HSV  darf sich gern seinen eigenen Weg suchen und anders sein als andere. Nicht auf Krampf – aber sinnvoll würde mir das sehr gefallen. Denn ich glaube, dass der gefühlt seit Jahren sehr gleichbleibende HSV in der zweiten Liga einen anderen Farbanstrich braucht, um endlich auch mal andere Ergebnisse zu erzielen. Warum setzt der Trainer nicht für heute eine teambildende Maßnahme an? Oder warum nimmt er sich nicht den Mannschaftsrat und lässt den eine solche Maßnahme planen? Stichwort: Verantwortung übernehmen. Schade eigentlich, oder?  Wobei auch hier einschränkend anzumerken ist, dass wir alle nicht wissen, was Baumgart und Co. intern hinter verschlossenen Türen anders machen. Vielleicht gibt es da schon gravierend Änderungen. Zu hoffen wäre es aus meiner Sicht…

Aber um die Länderspielpause auch hier im Blog mal anders zu nutzen, werde ich kommende Woche wieder einen Communitytalk machen, in dem ich zufällig ausgewählte Fragen im Video beantworten werde und den Rest via Blog. Um das auch mal anders zu gestalten, werde ich mit Jan Stahl zusammen diesen Fragenkatalog abarbeiten und würde mich freuen, wenn eine oder einer aus diesem Forum als Gast mit dabei sein möchte. Das Ganze würde per Videocall am Mittwochmittag stattfinden und soll dann am Mittwochabend ausgestrahlt werden. Wer also Lust und Zeit hat, meldet sich gern bei mir unter moinvolkspark@gmail.com per Email. Sollten es mehrere Interessenten geben, würde ich auch hier losen.

In diesem Sinne, Euch allen jetzt erst einmal ein paar schöne, erholsame Wochenendtage und bis Montag in alter Frische dann!!

Scholle

HSV setzt auf neuen Teamgeist – und finanzielle Unabhängigkeit

HSV setzt auf neuen Teamgeist – und finanzielle Unabhängigkeit

Sportlich läuft es für den Hamburger SV in der 2. Fußball-Bundesliga als Tabellenfünfter derzeit durchwachsen. Das Thema haben wir gestern auch noch einmal mit Daten und Fakten belegt. Finanziell ist das deutlich besser. Das geht aus den Zahlen für das Geschäftsjahr 2023/2024 hervor, die der HSV jüngst veröffentlichte. Demnach erzielte die HSV Fußball AG zum dritten Mal nacheinander ein positives Jahresergebnis. Diesmal sind es 2,1 Millionen Euro Plus. In der Vorsaison belief sich das Plus sogar auf knapp acht Millionen, 2021/2022 auf etwas mehr als einer Million Euro. Zuvor hatte die Fußball AG seit ihrer Ausgliederung 2014 achtmal nacheinander die Geschäftsjahre jeweils mit teilweise sehr deutlichem Minus abgeschlossen.

Das Volksparkstadion ist inzwischen schuldenfrei

Der Gesamtumsatz stieg in einem Jahr von 114 Millionen auf 123 Millionen Euro. Rechnet man die TV- und Transfergelder raus, lagen die Einnahmen im abgelaufenen Geschäftsjahr erstmals bei rund 100 Millionen Euro. Zudem hat der HSV den Kredit für das Volksparkstadion zwei Jahre vor dem Fristende vollständig abbezahlt. Die Arena ist damit schuldenfrei. „Der HSV ist finanziell stark aufgestellt. Mit wirtschaftlicher Vernunft“, so der HSV-Vorstand Finanzen, Eric Huwer in einer Vereinsmitteilung. Der HSV habe seine Ertragskraft in den vergangenen Jahren erhöht und die bestehenden Schulden massiv abgebaut, ohne die sportlichen Ambitionen herunterzuschrauben, meinte der 41-Jährige, dessen Vertrag erst im Oktober vorzeitig bis Juni 2029 verlängert worden ist. 

Auf die eigenen Fans ist Verlass: HSV ist Zuschauer-Krösus

Was Huwer natürlich nicht sagte: Der HSV verpasste sportlich dabei jedes Mal das vorgegebene Ziel. „Und mit einer Finanzreserve in Höhe von fast 36 Millionen Euro verfügen wir inzwischen über einen soliden Puffer, mit dem wir etwaige Herausforderungen frühzeitig angehen können“, sagte Huwer. Dies ermögliche, in die Zukunft des HSV zu investieren, ohne den Verein finanziell in Schieflage oder Abhängigkeiten zu bringen. Trotz der Zweitligazugehörigkeit seit 2018 ist der HSV mit einem Schnitt von 55.847 Zuschauern (Auslastung von 97,7 Prozent) auf Platz vier – allerdings im Ranking aller 36 Vereine der 1. und 2. Liga. Die Einnahmen aus Merchandising und Catering stiegen um knapp unter vier Millionen auf 19,6 Millionen Euro (Vorjahr 15,8 Millionen).

Investitionen in Kader – Aktuelle Saison macht es schwieriger

Im laufenden Geschäftsjahr wird es laut Huwer noch einmal schwieriger, ein ähnlich positives Jahresergebnis zu erreichen. „Das liegt auch daran, dass wir nach dem 30. Juni 2024 noch erhebliche Instandhaltungs- und Modernisierungsarbeiten in unserem Stadion vorgenommen haben“, sagte er. Zudem sei der Kader nach sechs gescheiterten Aufstiegsversuchen noch einmal verstärkt verändert worden. Man werde zwar  „auch im siebten Jahr zweite Liga wieder mehr als 100 Millionen Euro Umsatz“ generieren, aber die Ziele blieben gleich. „Wir wollen maximalen sportlichen Erfolg – als starker, solider Club mit Wachstumsambitionen. Und wir wollen möglichst bald schuldenfrei sein.“ Denn dann kann der HSV, sofern er bis dahin nicht noch mehr Anteile abgegeben hat, wieder autark entscheiden und sich endlich von finanziellen Abhängigkeiten lösen – und Huwer würde seine bislang hervorragende Arbeit als Finanzvorstand krönen.

Finanzielle Unabhängigkeit kann mit Aufstieg beschleunigt werden

Aber: Das geht auch mit sportlichem Erfolg. Wenn man es richtig macht, sogar noch deutlich schneller! Die These einiger, dass die Zweite Liga sportlich interessanter und finanziell gesünder sei, teile ich nicht. Ich mag es auch nicht mehr hören. Dass es schön ist, Siege zu beobachten, teile ich. Aber zu einer sportlichen Entwicklung gehört eben auch, immer das Maximum rauszuholen. Und hier hat der HSV deutlichen Nachholbedarf, wie zuletzt zu erkennen war. „Es ist keine leichte Phase. Mit den vergangenen zwei Wochen, in denen wir keins von drei Ligaspielen gewinnen konnten, sind wir natürlich nicht zufrieden“, sagt Abwehrchef Sebastian Schonlau in der „BILD“. „Wir hatten leider unsere Schwankungen und ein Thema mit individuellen Fehlern. Das ist auffällig. Auch in der Phase direkt nach der Halbzeit wollen und müssen wir uns verbessern.“

Neuer Teamgeist gegen Schalke?

Logisch. Gegen den FC Schalke am Sonnabend in einer Woche (23.11., 20.30 Uhr Volksparkstadion) muss der HSV ein anderes Gesicht zeigen als zuletzt in Elversberg, gegen den 1. FC Nürnberg und in Braunschweig. Der HSV muss aktiver werden, darf sich nicht jedes Mal bis in den eigenen Sechzehner fallen lassen und braucht Impulsgeber. Schonlau als Kapitän wäre hier die logische Wahl. Aber der Abwehrchef gilt nicht als Lautsprecher. Meffert ebenso wenig. Elfadli ist dafür vielleicht noch zu frisch im Team – aber Davie Selke, den Mats und ich in der aktuellen Analyse deutlich besprechen, ist vom Typ her zumindest aggressiv. Ob er ein „Aggressive Leader“ ist, vermag ich noch nicht zu beurteilen. Sicher ist aber, dass der HSV neue Impulse braucht, um sich selbst aus der aktuellen Krise herauszuholen. Dafür sollen sich die Führungsspieler nach dem Braunschweig-Spiel zusammengesetzt haben und eine neue Marschroute vereinbart haben. „Wir haben das analysiert, Dinge klar angesprochen. Wir sind jetzt voller Vorfreude, Motivation und Tatendrang. Das Spiel gegen Schalke ist der beste Augenblick, um die Kurve zu kriegen. Das ist ein geiles Spiel, auf das sich jeder freut.“ Hoffen wir es mal. Mich würde es freuen!

Kommt der MorningCall zurück?

Ebenso freut es mich, dass sich so viele für den MorningCall ausgesprochen haben.  Ich hatte heute Morgen eine Nachricht in die Sozialen Medien gestellt, in der ich zum Comeback des MorningCalls aufgerufen werde und habe versucht, mir ein Stimmungsbild einzuholen.  Das wiederum fiel sehr eindeutig aus. Daher werde ich mir jetzt einmal Gedanken machen, in welcher Form der aufwändige Podcast wiederbelebt werden kann. Ob er täglich kommt, ob er immer schon um 8 online ist, ob er als Abo-Modell kommt oder frei – oder beides…

Mal sehen! Es gibt noch einiges zu diskutieren, aber ich nehme den Auftrag schon mal an. Zudem würde mich interessieren, wie Ihr hier die Sache seht. Schreibt doch gern mal in die Kommentare, wie Ihr Eich einen MorningCall vorstellen könntet!

In diesem Sinne, habt eine gute Nacht (oder einen schönen Freitag, falls Ihr den Blog erst am Freitag lesen könnt)!

Scholle

Daran  krankt das Spiel des HSV aktuell

Daran krankt das Spiel des HSV aktuell

Ein Gastblog von Mats Beckmann von Createfootball.com

Der HSV hat seinen Test am heutigen Mittwoch gegen Twente Enschede mit 2:4 verloren, nachdem man in der ersten Hälfte durch zwei Treffer von Davie Selke noch geführt hatte. Und obwohl die Gründe hierfür heute andere waren, spielte der HSV auch heute wieder zwei leistungstechnisch komplett unterschiedliche Halbzeiten. „Die erste Halbzeit ist die, die ich für mich ein bisschen mehr bewerte. Weil wir da mehr auf Augenhöhe waren. In der zweiten Halbzeit haben wir ganz, ganz viele Jungs eingesetzt, die für uns hoffentlich in Zukunft wichtig werden“, so Baumgart, der in der Innenverteidigung drei Youngster jeweils 30 Minuten spielen ließ. Lukas Bornschein (19/Anfang bis zur 34. Minute), Joel Agyekum (19/von der 35. bis zur 61. Minute) und Luis Seifert (20/von 62. bis zum Abpfiff) durften sich neben den wiedergenesenen Denis Hadzikadunic, Lucas Perrin und Sebastian Schonlau abwechselnd in der Innenverteidigung präsentieren. Aber das Testspiel ist eben nur ein Testspiel – und das soll heute gar nicht mein Thema sein, wenn ich mich an dieser Stelle schon mal selbst austoben darf.

Mir geht es darum, einmal anhand von Zahlen und Statistiken aufzuzeigen, was aktuell beim HSV noch nicht funktioniert. In den Reaktionen auf mein Video mit Scholle schwang bei den allermeisten viel tolles Lob mit, für das ich mich an dieser Stelle ganz herzlich bedanken möchte. Aber es gab auch einige wenige, die das Video etwas arg verkürzt zusammengefasst haben und darin die Eröffnung einer Trainerdiskussion sahen. Das aber ist sicher nicht, was wir sagen wollten.

Denn Fakt ist nun mal, dass für die taktischen Dinge zuallererst der Trainer und sein Team verantwortlich sind. Und taktisch hat der HSV aktuell Probleme, die niemand leugnen kann und niemand leugnen wird. Hierzu nur ein paar Daten, die das schon sehr deutlich machen. Fangen wir mit der Defensive an: 

Defensiv

ProContra
Zweitmeiste Defensivaktionen aufgrund vieler KlärungsaktionenWenigste Balleroberungen unmittelbar nach Ballverlust
Beste Kopfballquote defensivNur Fürth lässt mehr gegnerische. Torschüsse zu (15+ in 90 Min.)
 Meiste individuelle Fehler vor Gegentoren gemeinsam mit Schalke
 Großteil der Balleroberungen findet im eigenen Drittel statt  keine Chance sofort schnell umzuschalten und daraus Chancen zu generieren, nur der FCN gelangt dichter an der eigenen Grundlinie in Ballbesitz 
 Mittelmäßige Intensität und Sprints bei gegnerischem Ballbesitz
 12 Gegentore aus dem Spiel heraus  9 Zweitligisten haben weniger kassiert

Dass der HSV so viele Torschüsse zulässt, ist kein Zufall. Da man in jedem Spiel immer wieder sehr tief steht und spät attackiert, lässt man den Gegner sehr nah an den eigenen Sechzehner in die Zone, aus der Abschlüsse Gesicht werden können. Dass nur Fürth mehr zulässt, ist schon bedenklich. Aber noch bedenklicher finde ich die Tatsache, dass man einen Großteil seiner Balleroberungen im eigenen Drittel hat und bei gegnerischem Ballbesitz gerade einmal mittelmäßige Intensität und Sprints investiert. 

**Über die Hälfte aller Balleroberungen findet im eigenen Drittel statt  Tabellenführer Hannover erobert 62% seiner Bälle in den vorderen beiden Dritteln, der HSV nur 49.2%

Dazu noch ein paar allgemeine Daten:

  • Der HSV belegt Platz 6 nach Expected Points, nur noch Vierter in der Jahrestabelle hinter KSC, Düsseldorf und Hannover
  • Ergebnisse nach Expected Goals: Köln 2:3, Hertha 1:1, Hannover 1:1, Münster 2:1, Regensburg 2:0, Lautern 3:1, Paderborn 2:1, Düsseldorf 2:2, Magdeburg 3:1, Elversberg 2:2, Nürnberg 1:2, Braunschweig 3:2 = 22 Punkte  aktuell 19 Punkte
  • In der 1. Halbzeit ist das Team von Steffen Baumgart torgefährlicher (12:9 xG), dazu mit fast doppelter Anzahl an abgefangenen Pässen (60:34). Probelem: Der HSV hat nur eine sehr niedrigen Vertikalität (nur 31%), was bedeutet, dass man zu viel quer und zurück spielt.
  • Miro Muheim ist einer der spielstärksten Linksverteidiger der Liga, der aber zu oft als Linker Innenverteidiger defensiv gebunden. Dadurch verliert der HSV viel der zuletzt vorhandenen Qualität im Übergangsspiel. Nach Wanitzek ist Muheim der zweitbeste Assistgeber (xA), er gewinnt die drittmeisten Defensivduelle,  spielt die meisten Pässe, die zweitmeisten progressiven Pässe, die zweitmeisten Pässe ins letzte Drittel, meiste programmatischen Läufe
  • Meffert und Elfadli sind sich in ihrer Spielart zu ähnlich (beide zu wenig Aufbauspiel) und agieren fast komplett ohne Vertikalität.
  • Die offensiven Mittelfeldspieler Marco Richter und Adam Karabec bringen zu wenig Impact zustande, während Pherai zu oft draußen sitzt
  • Davie Selke macht fast keine Bälle fest

Eine Grafik, die die Linkslastigkeit des HSV aufzeigt, insbesondere in den Bereichen, in denen Miro Muheim unterwegs ist: 

***Weniger als 6% aller Ballaktionen finden im Zehnerraum zentral vor dem Strafraum statt  pro 90 Minuten hat der HSV nur 9.5 Ballaktionen in dieser Zone, auch die Halbspuren sind massiv unterrepräsentiert

Club / SaisonBallaktionen „Zehnerraum“Ballaktionen linke off. HalbspurBallaktionen rechte off. Halbspur
HSV2024-259.4 (Platz 18)9.2 (Platz 15)7.8 (Platz 16)
HSV2023-2417.7 (Platz 5)17.4 (Platz 1)15.7 (Platz 2)

Alle Daten pro 90 Minuten.

Aber auch zu diesen Daten sage ich im Video mit Scholle auch noch einiges, wobei der Punkt mit Selke sicher einer ist, der den einen oder anderen hier überraschen könnte. Denn trotz der bereits sechs erzielten Treffer ist Selke kein Spieler, der Bälle festmacht, sondern einer, der in der Box seine Stärke hat. Und die Daten des Stürmers ansonsten sind unterdurchschnittlich: Von allen 35 Zweitligastürmern mit mindestens 600 Minuten Einsatzzeit ist Selke unter den schwächsten 5 bei den folgenden Kategorien: Kreierte Chancen (wenigste), xAssists, Pässe in die Box, Eins-gegen-Eins, Passquote in der gegnerischen Hälfte, Pressingaktionen, Tacklings, Ballgewinne. Sein Plus: Sechs Tore haben außer ihm nur noch acht andere Angreifer. Weshalb ich eine andere Kombination wie die mit Königsdörffer und Pherai sind für das aktuelle HSV-Spiel sicher vielversprechender. Aber auch hierzu im Video noch ausführlichere Infos. 

*Gegnerische Torschüsse 2024/25, rot = Fehlschuss, grün = Gegentor, die Dicke gibt die Chancenqualität in Expected Goals (xG) an

Kommen wir zum Prunkstück des HSV, der Offensive. Zumindest war dies in den letzten Jahren immer wieder der Mannschaftsteil, der mit am stabilsten funktioniert hat. Aktuell ist dem nicht so.  Der HSV performt vor allem in der Anfangsphase und in der Schlussphase stark, kreiert hier eine Vielzahl an guten Torchancen, insbesondere zwischen der 45‘ und 75‘ Minute sind die Gegner allerdings stark überlegen, hier lässt der HSV enorm viel zu und kommt selbst nur spärlich zu Tormöglichkeiten. 

Und wenn man sich die Statistik anschaut, erkennt man auch sehr schnell, warum das so ist: Es fehlt die Effizienz. 

Offensiv

ProContra
Drittmeiste Tore aus dem Spiel heraus nach Elversberg und DarmstadtGeringe Vertikalität, nur zwei Teams anteilig weniger (33%) 
Zweithöchster xGKein Zweitligist mit weniger Ballkontakten im Zehnerraum, nur zwei mit weniger in der rechten Halbspur, dadurch zu viel Ballbesitz in irrelevanten Zonen, die zwar  lange Ballbesitzphasen ergeben – aber kaum Sequenzen
Geringste Ballverlustrate (18%) + beste Passquote unter Druck  beste Passquote, Überspielen die 1. Pressinglinie zuverlässigSehr geringer Anteil progressiver Bälle + drittwenigste Pässe ins letzte Drittel + nur drei Teams mit weniger Pässen in die Box 
Viertmeiste 1v1-Duelle + zweitmeiste erfolgreiche. Flanken, gute Präzision v.a. von links/MuheimMeiste linienbrechende Pässe in der eigenen Hälfte aber nur die elftmeisten in der gegnerischen Hälfte
Zweitmeiste Schüsse + drittmeiste Großchancen hoher Anteil an Schüssen aus der ‚Golden Zone‘ Meiste regressive Pässe aller Zweitligisten
Höchster xG/Shot der Liga + 2.8% aller Ballbesitzphasen münden in Tore, beste Quote, benötigen nur 6.6 Schüsse/Tor, nur Nürnberg und der KSC sind effizienter Mittelmäßige Intensität und Sprints bei eigenem Ballbesitz

Fazit:

Der HSV muss über seinen Trainer mehr Klarheit schaffen, damit sich das auch wieder aufs HSV-Spiel überträgt. Personell und taktisch. Gut ist, dass die Diskussionen um die Nummer eins beendet scheinen. Hier scheint Daniel Heuer Fernandes vorn zu liegen. Aber ansonsten gibt es viel zu verbessern. 

Meiner Meinung nach sollte Baumgart mit Schonlau/Elfadli ein klares neues Innenverteidiger-Duo bilden. Dazu muss der HSV wieder dahinkommen, dass Muheim wieder offensiver in Erscheinung treten kann. Davon könnte vor allem auch Selke stark profitieren.

Ich glaube auch, dass Baumgart gut beraten wäre, sein Spielsystem zu vereinfachen. Bislang agiert sein Team oft noch zu gegnerbasiert und wirkt nicht nur so, sondern wird dazu zu passiv. Stattdessen sollten Schonlau, Meffert und Co. dafür sorgen, dass sie ein Übergewicht im Mitteldrittel und nicht im Abwehrdrittel erzeugen. Und das alles, ohne dabei die Defensive zu vernachlässigen.

Hierzu gehört ein stark verbessertes Laufspiel. Der HSV braucht zwingend mehr Laufangebote im Übergangsspiel. So kommt man auch schnell wieder dahin, auch nach einer Führung weiter dominant aufzutreten. Dass man 14 seiner 17 Gegentore in der 2. Hz kassiert (nur Eintracht Braunschweig und Jahn Regensburg kassierten mehr) spricht eine deutliche Sprache.

Und in der letzten Instanz muss der HSV seine Boxpräsenz massiv verbessern. So, wie man es stets zu Anfang der Spiele hinbekommt (9 Tore zu Spielbeginn sind Ligabestwert) muss es der HSV über die 90 Minuten konservieren. Leider ist oftmals nur Selke im Strafraum präsent.

Viele Daten, viele Statistiken, die verdeutlichen, was dem HSV aktuell fehlt. Ich hoffe jedenfalls, Euch hier den einen oder anderen Input geliefert zu haben, der Eure Beobachtungen unterstützt. Falls dem so ist – oder eben nicht – schreibt es gern in die Kommentare!

Bis dahin Euch allen einen schönen Donnerstag!

Euer Mats

HSV wird immer schwächer – schafft Baumgart die Wende noch?

HSV wird immer schwächer – schafft Baumgart die Wende noch?

Sie ist wieder da: Die Trainerdiskussion. Ein Zustand, der immer auch verdeutlicht, dass es beim HSV mal wieder nicht wie erhofft läuft. In diesem Fall ja nicht einmal ansatzweise. Denn aktuell steht die Mannschaft, die seit Ende der abgelaufenen Saison von Steffen Baumgart trainiert wird, so schlecht wie noch nie in seiner viel zu langen Zweitligahistorie da. Wobei, nein! Hier muss ich auch meine Formulierung abändern: Der HSV entwickelt sich weiter zurück. Von Woche zu Woche. Den Anspruch, aufzusteigen, formuliert man nur verbal. Sportlich untermauert hat man das in dieser Saison vielleicht in Ansätzen beim Heimsieg gegen Magdeburg. Ansonsten ist dieser HSV Zweitligamittelmaß geworden. Und dafür muss zumeist der Trainer als erster seinen Kopf hinhalten.  Auch diesmal.

19 von möglichen 36 Punkten ist schlecht für den HSV. Das muss man so klar formulieren. Das Kuriose daran: Gegen die Guten hat man gewonnen. Köln, Düsseldorf, Magdeburg wurden geschlagen. Gegen Hertha und Nürnberg gabs Remis. Nur Hannover ging mit 0:1 an die Niedersachsen. Aber gegen die Mannschaften aus dem unteren Tabellenregion verkackt der HSV in aller Regelmäßigkeit. Und das auch noch so kläglich, wie zuletzt in Elversberg oder auch gestern in Braunschweig – womit ich zum Thema komme. Denn dieses Auswärtsspiel bei der Eintracht, der ich hiermit noch einmal ganz herzlich zu einem verdienten Sieg gratuliere!, ist alarmierend, weil es nach einer Woche voller verbaler Mahnungen, Ankündigungen und Versprechen nichts von dem halten konnte, was Baumgart und Co. angekündigt hatten. Im Gegenteil:

Es wird noch schlimmer als zuvor

Denn diesmal hatte man zwar sehr früh wieder eine Hundertprozentige (Königsdörffer lief allein auf den beim HSV weggejagten Johansson zu und scheiterte, 3.), aber ansonsten war der HSV diesmal über 80 Minuten nicht existent. Offensiv passierte wenig bis nichts, und defensiv brachte man sich selbst in Schwierigkeiten. Denn bei allem Respekt vor der Eintracht: Dieses Spiel hat der HSV mehr verloren, als es die Eintracht aktiv gewonnen hat. Denn obwohl der Tabellenvorletzte ein aus seiner Sicht sehr gutes Spiel machte, hätte der HSV nicht in Gefahr geraten müssen, wenn er die Gegentore nicht selbst aufgelegt hätte. Und ich bleibe dabei: Diese HSV-Abwehr – ob mit oder ohne Schonlau – ist vom tempo her den Ansprüchen, aufzusteigen nicht gewachsen.

Stichwort: Tempo. Das ist etwas, was man offensiv mal aufs Parkett bringen konnte (aktuell auch nicht mehr), und was man defensiv nie hatte. Jonas Meffert und Sebastian Schonlau gelten als die Kettenspieler im Zentrum, die organisieren und vor allem stabilisieren sollen. Gestern machten sie das Gegenteil und waren maßgeblich an den Gegentoren maßgeblich beteiligt. Durch altbekannte Stockfehler (diesmal ohne Platzverweis) und offensichtlich fehlendes Sprinttempo. Wie Philippe zuerst Schonlau und dann Meffert im Sprint die Grenzen aufzeigt, war deklassierend. Apropos Philippe: Ein Stürmer, der technisch stark ist, schnell, taktisch clever – warum hat sich der HSV nicht um ihn bemüht? Wieso holt man einen alternden Selke aus Köln, anstatt einen aufstrebenden Philippe (er schoss 7 der bisher 14 Treffer der Niedersachsen!) als Investition in die Zukunft von einem Abstiegskandidaten loszueisen??? Dass er richtig gut ist, wussten alle. Selbst ich habe das im Verlauf der letzten Saison hier im Blog schon mehrfach geschrieben. Und diese Beobachtungen beruhten auf keinem Geheimtipp, sondern allein auf dem, was Philippe in der zweiten Liga für jedermann offensichtlichst zeigte…

Aber gut, der HSV hat im Sommer eine Transferphase hingelegt, nach der alle überzeugt waren, den in der Breite besten Kader der Zweitligazugehörigkeit zu besitzen. Und dem möchte ich noch nicht einmal gänzlich widersprechen. Auch ein Selke hat allemal die Qualität, in der Zweiten Liga zu den Topstürmern. Aber was nützt mir dieses so genannte „Potenzial“, wenn dieses nur partiell zum Vorschein kommt? Was nützt mir ein solcher Kader, wenn die Mannschaft auf dem Platz keine Struktur hat? Was nützt mir ein solcher Kader, wenn der Trainer keine Idee hat, wie er defensive Stabilität UND offensive Kreativität zeitgleich auf den Platz bekommt? Achtung, Spoiler: GAR NICHTS!

Trainer Steffen Baumgart wirkt überfordert

Und ich möchte hier gleich mal beim Trainer bleibe: Steffen Baumgart gilt als Motivator, der sein Herz auf der Zunge trägt. Aber zu bemerken ist das aktuell mehr in Form von verbalen Attacken gegen die deutsche Schiedsrichterei, als sportlich von seiner Mannschaft auf dem Platz. Gestern bei der Niederlage in Braunschweig wurde es sogar noch einmal sehr wild seinerseits, als er Youngster Fabio Baldé erst in der 58. Minute ein- und in der 79. Minute wieder auswechselte. Ein junges Talent so zu düpieren kann einen Kollateralschaden nach sich ziehen, den die HSV-Verantwortlichen nicht zulassen dürfen. Ein junges Talent derart zu verheizen, ist fahrlässig. Die dürftige Erklärung Baumgarts, er habe Balde nach dessen Gelber Karte vor der zweiten Gelben schützen wollen und sich auch bei ihm selbst schon entschuldigt, macht es nicht besser. Diese Erklärung ist für mich nicht ausreichend. Im Gegenteil: Sie verfestigt meinen Eindruck, dass Baumgart momentan komplett überfordert ist.

„Das ist mein Verantwortungsbereich“, sagte Baumgart gestern auf der Pressekonferenz und stellt sich damit der Kritik, die aufgekommen war und die jetzt in der Länderspielpause aufkommen wird. Auch von dieser Seite mit Sicherheit. Denn ich sehe beim HSV eine Abwärtsspirale nach dem kleinen Höhepunkt beim Heimspiel gegen Magdeburg. Dass der Trainer seine Mannschaft nicht auf diese in dem Spiel bewiesenen Tugenden eingestimmt bekommt, macht mich skeptisch. In dem Spiel war nahezu alles, was man braucht, um aufzusteigen, während in der Partie danach in Elversberg wiederum alles dabei war, was man eben NICHT machen darf. Zieht man diese beiden Spiele zusammen und entwickelt daraus seine interne Marschroute, wäre man m.M.n. sehr gut präpariert für den Aufstieg. Zumal man ja nach eigener Aussage den besten Kader seiner Zweitligahistorie hat.

Ich weiß, dass einige Steffen Baumgart mögen. Weil er so ein gerader Typ ist, der sagt, was er denkt. Und das kann ich auch akzeptieren! Aber es ist ebenso wie bei Tim Walter absolut nicht das entscheidende Kriterium, ob der Trainer als Typ sympathisch ist oder nicht. Es geht um Punkte. Und die haben sowohl Walter als auch Baumgart nicht ausreichend geholt. Und nach 12 Spieltage in der Zweiten Liga ist der Trend des HSV sogar noch schlechter als in den letzten Jahren. Darüber muss gesprochen werden. Darüber wird definitiv gesprochen! Intern beim HSV hoffentlich – hier ganz sicher. Deshalb habe ich mich für Dienstag wieder mit unserem Profi-Analysten Max Beckmann von Createfootball.com verabredet. Mit ihm werde ich mit validen Daten die aktuelle Entwicklung des HSV, des Trainers und der einzelnen Spieler faktisch analysieren. Und ich bin bei aller Vorahnung extrem gespannt, was dabei alles rauskommt…

In diesem Sinne, Euch allen noch ein schönes Wochenende!

Scholle