Mit knapp 20.000 „Jungs und Mädels“ ins Spitzenspiel

Mit knapp 20.000 „Jungs und Mädels“ ins Spitzenspiel

Wenn man wissen will, welche Bedeutung das Spiel am Freitag bei Fortuna Düsseldorf hat, muss man eigentlich nur einmal bei der Fortuna vorbeifahren und genauer hinhören. „Wenn wir in dieser Saison nochmal den Finger heben wollen, dann ist es wichtig, dieses Spiel zu gewinnen“, sagte Trainer Daniel Thioune vor dem Spiel am Freitag (18.30 Uhr/Sky) in der mit 51.200 Zuschauern erstmals seit 2019 wieder restlos ausverkauften Merkur-Spiel Arena. Die Fortuna hat nach dem 5:2 in Rostock als Vierter sieben Punkte Rückstand auf den HSV und könnte diesen auf vier Zähler verkürzen.

Die Pressekonferenz mit Tim Walter

Dabei kann sich der HSV beim nächsten Auswärtsspiel bei Fortuna Düsseldorf voll auf seine Fans verlassen. Bis zu 17.000 HSV-Anhänger, so heißt es, werden in der Merkur-Spiel-Arena erwartet. Ich hatte sogar von 20.000 HSV-Fans gehört, die in einer Sternfahrt in die nordrhein-westfälische Landeshauptstadt reisen wollen. Anlass ist neben dem Spitzenspiel vor allem der 30. Geburtstag des Supporters Clubs (Herzlichen Glückwunsch auch von dieser Seite!). „Es gibt uns einfach einen Schub.“ Die „Jungs und Mädels“, so nennt Walter die eigenen Fans, dürfen sich erneut auf ein Spektakel freuen. Glaubt der HSV-Coach. „Das ist das, was das Ganze ausmacht. Und darum sind sie da und unterstützen uns letztlich.“

Fehlen wird bei diesem Spektakel zweier offensiv ausgerichteter Teams erneut Sebastian Schonlau. Leider. Der Kapitän, der sich im ersten Spiel nach seiner Verletzung gegen Kiel gleich die fünfte Gelbe Karte eingehandelt hatte, wird sicher erneut schwer zu ersetzen sein. Auch wenn Walter heute Optimismus zu versprühen versuchte: „Wir werden das hinkriegen im Verbund.“

Aber okay, was soll er auch sagen? Der Trainer vertraut seinen anderen Spielern. Zumindest öffentlich. Wobei er hierfür auch gar keine andere Wahl hat. Das Testspiel gegen Braunschweig vergangene Woche indes dürfte ihn nicht allzu optimistisch gestimmt haben. Dennoch beteuert er: „Das Entscheidende ist, dass man von dem überzeugt ist, was man hat.“ Und obwohl ich es bezogen auf die Viererkette nicht bin, gibt sich Walter so. Zweckoptimismus, der sich hoffentlich in positive Energie für die Spieler auswirkt, die hier gemeint sind. Voraussichtlich Montero und David.

Zurück sind dafür die Nationalspieler von ihren Länderspielreisen in den vergangenen anderthalb Wochen. Und das zum Glück unverletzt, wobei Noah Katterbach heute im Training noch fehlte, weil er gestern noch für die U21-Auswahl gegen Rumänien gespielt hatte. Und während viele Trainer über Länderspielpausen klagen, stören Walter die Abstellungen seiner Spieler für ihre jeweiligen Nationalmannschaften nicht. Im Gegenteil: „Ich weiß nicht, wann der HSV das letzte Mal neun Nationalspieler hatte. Das ist für die Spieler ein schönes Erlebnis.“ Selbst Ransford Königsdörffer, der 15.000 Flugkilometer in den Knochen hat, ohne dabei eine einzige Spielminute für Ghana bekommen zu haben.  Walter weiter: „Und mit der Euphorie kommen sie zurück. Die haben total Bock, haben total Freude, für diesen Verein zu spielen.“

Und während der HSV aus den letzten beiden Spielen nur einen Punkt holte und so vom zweiten Rang auf den Aufstiegsrelegationsplatz drei rutschte, haben die Fortuna samt Ex-HSV-Coach Thioune hat vor dem 26. Spieltag als Vierter immerhin noch sieben Zähler Rückstand.  „Mittlerweile ist Düsseldorf ein gefestigter Zweitligist. Mit großen Ambitionen. Ich glaube, sie sind momentan extrem in Lauer-Stellung. Ich weiß ziemlich sicher, dass sie angriffslustig sind und ihre Chancen durchaus wittern“, sagt HSV-Sportdirektor Daniel Costa. Der ehemalige Mittelfeldspieler absolviert von 2006 bis 2011 ganze 188 Partien für Fortuna Düsseldorf.  Für Costa ist klar, dass es „ein spannendes Spiel“ wird am Freitag in der Merkur-Spielarena.

Fehlen werden den Gastgebern die Mittelfeldspieler Jorrit Hendrix und Elione Fernandes Neto sowie Ersatztorwart Raphael Wolf. Bei Innenverteidiger André Hoffmann, der schon als fixer Ausfall gehandelt worden war und die Fortuna in etwa so treffen würde wie Schonlaus Ausfall den HSV, besteht noch Hoffnung auf einen Einsatz. „Es gehört zum Trainerleben, dass man mit Ausfällen umgehen muss“, sagte Thioune, der aber wohl wieder auf Toptorjäger Dawid Kownacki, zurückgreifen kann. Thioune: „Das Spiel hat eine immense Bedeutung. Es ist das erste Mal seit 2019, dass wir ein ausverkauftes Stadion haben. Wir haben uns Kredit erspielt in den letzten Wochen.“

Gemeint sind vier Spiele ohne Niederlage, die die Fortuna derzeit vorzuweisen hat. Gegen den HSV plant Thioune, flexibel zu agieren. Der ehemalige HSV-Trainer kennt das HSV-System, wie alle anderen Zweitligisten inzwischen auch. Er wisse um den Ballbesitzfußball und wolle dementsprechend „risikobewusst in das Spiel“ gehen. Thioune: „Wir haben fünf, sechs Offensivkräfte, die im Zentrum spielen können. Ich freue mich, dass ich in jeder Phase des Spiels reagieren und Veränderungen vornehmen kann. Wir müssen schauen, was zum HSV passt.“

Sicher ist, dass das Spiel in Düsseldorf für den HSV ein Fingerzeig für die nächsten Wochen wird. Wie wahrscheinlich alle Spiele in dieser Saisonphase. Allerdings braucht der HSV dringend einen Dreier, um an Tabellenführer Darmstadt sowie Heidenheim als Zweiten dranzubleiben. Darmstadt muss ebenfalls am Freitag ran in Nürnberg, während Heidenheim beim FC Kaiserslautern das Samstagabendspiel.

Und wir werden am Freitag wieder von der Auswärtscouch aus vom Spiel berichten.

In diesem Sinne, Euch allen einen schönen Mittwochabend!

Scholle 

„Die schlechteste Clubführung…“

„Die schlechteste Clubführung…“

Die Diskussionen um die verbalen Entgleisungen eines oder mehrerer HSV-Aktionäre hielt auch den Aufsichtsrat in Atem. Hier soll es neben unterstützenden Beiträgen auch scharfe Kritik an Marcell Jansen gegeben haben, der diese verbale Entgleisung in einem Interview mit der „BILD am Sonntag“ bestätigt hatte. Das ist allerdings auch nicht verwunderlich, da im Kontrollrat eben auch Abgesandte der Aktionäre sitzen, die diese Meinung vertreten. Aber auch hier waren diese Themen Grund für eine sehr lebhafte Debatte, die ich hier anhand des Posts von Jörg Brettschneider (und Scorpion) aufnehme und aus meiner Sicht erkläre. Here we go: 

Zu Jansen und den Beleidigungen bzw. Diffamierungen: Jansen ist sicher hoch anzurechnen, dass er vorher nicht an die Öffentlichkeit gegangen ist und die unsachliche beleidigende Kritik ausgehalten hat. Es gibt keine zwei Meinungen zu solchen Ausfällen.

Hier bin ich ganz Deiner Meinung.

Leider ändert das nichts daran, dass Jansen die Eignung und Befähigung fehlt, in einem ambitionierten Profifußballclub maßgeblich Verantwortung zu tragen. Der HSV spielt im fünften, möglicherweise bald im sechsten(!) Jahr unterklassig. Das ist nicht zuletzt sein Werk. Natürlich nicht nur seines, aber eben nicht unmaßgeblich seines.

Jansen ist seit 2019 Vereinspräsident, seit 2018 im Aufsichtsrat, dem er bis zuletzt auch vorsaß. Hierin ist allein ob seines Mitwirkens eine Verantwortlichkeit festzumachen, eindeutig. Als Vereinspräsident vertritt Jansen den Hauptaktionär der AG. Und der e.V. hatte in den letzten Jahren die besten Zahlen seit Bestehen. Was Du meinst, ist Jansens Verantwortung am sportlichen Abschneiden, korrekt? Auch hier hat er zweifellos zusammen mit seinen Ratskollegen eine Mitwirkung, immerhin bestimmt der Aufsichtsrat den Vorstand. Aber: Eben nicht Jansen allein, sondern alle sieben Räte (oder die sechs zwischenzeitlich verbliebenen). Wer also der Meinung ist, Jonas Boldt ist das Übel des sportlichen Misserfolges, der kann den Rat samt Jansen dafür verantwortlich machen. Beides sehe ich anders.

Jansen hat versagt, als es darum ging, Thomas Wüstefeld abzuberufen, bevor dieser zu viel (Image)Schaden anrichtet. Dass ein großer Teil der Vorwürfe meiner ehemaligen Kollegen vom Abendblatt gegen Wüstefeld bislang unbewiesen geblieben sind, spricht zwar für Jansen – aber die Situation hatte es nicht mehr hergegeben, an Wüstefeld festzuhalten. Und dafür ist Jansen als Aufsichtsratsvorsitzender maßgeblich verantwortlich.

Nicht verantwortlich 

Die Aktionäre sehen das natürlich auch und greifen sicher auch deshalb zu diesen „Mitteln“, die unentschuldbar, indiskutabel und respektlos sind.

Wie bitte? Entschuldigst Du hier das Verhalten einzelner Aktionäre als einerseits „notwendig“ (weil diese Jansens Unfähigkeit sehen?) und als unentschuldbar zugleich? Das funktioniert nicht. Und: Nur, um das ganz klar zu sagen: NEIN, so ein Verhalten darf sich weder ein Mitglied noch ein Fan und schon gar kein Verantwortlicher oder Mitbesitzer (das sind die Aktionäre nun mal) erlauben. Hier haben Aktionäre Grenzen überschritten, die das gesamte HSV-Wohl gefährden. Hätte irgendein Rat oder Vorstand solche Wortwahl, er/sie wäre schon seines Amtes enthoben. 

Das Übel liegt einfach in dieser ganz schwachen inkonsequenten Clubführung, die es tatsächlich geschafft hat, unter diesen Bedingungen fünf Jahre unterklassigen Fußball anzubieten. Diese nicht hinnehmbaren Beleidigungen sind lediglich die Stilblüten dieser „HSV-Führung“. So viel Wahrheit gehört dann auch dazu.

Ist mit Clubführung die AG oder der e.V. – oder sogar beide Führungen zusammen gemeint? Wenn es um den e.V. geht, siehe oben. Geht es um die AG mit dem Präsidenten als Vertreter des Hauptanteilseigners, muss man unterscheiden. Bruchhagen, Wettstein, Hoffmann und Boldt teilen sich diese bald fünf Jahre Zweitklassigkeit – und auch im Aufsichtsrat hat das Personal vielfach gewechselt. Geblieben ist neben der Unbeständigkeit in der Zusammenarbeit leider auch die Zweitligazugehörigkeit. In diesem Jargon jedoch weiterzuarbeiten, darf man nicht als „Stilblüten“ verharmlosen, sondern muss sie als neue Gefahr für den Wiederaufstieg sehen. Sportloch verantwortlich sind einerseits die Räte, die den Vorstand bestimmen – logisch. Operativ aber ist es vor allem der Sportvorstand und nicht der Aufsichtsratsboss. Sollte das mit dem Wiederaufstieg erneut nicht funktionieren, wird es auf dieser Position eine Veränderung geben. Da bin ich mir sicher.

Zu Scholles Lieblingsregel: Man sollte die 50+1-Regel aufheben und den Vereinen die Entscheidung überlassen. Diese können dann – unter Beteiligung ALLER Vereinsmitglieder – abstimmen. Diese Verbotspolitik führt zu nichts. Man sieht es gerade wieder an anderer Stelle. Die Leute wollen mitgenommen werden. Und zwar ALLE!

Bei dieser sehr schwierigen Antwort beziehe ich auch die Frage von Scorpion mit ein, der das fragte: @Scholle, bist Du dafür, dass alle Mitglieder in einer, wie auch immer technisch vollzogenen MV abstimmen können, oder nur die Anwesenden? Meine Antwort: Nein. Zumindest unter den aktuellen Umständen halte ich eine solche Veranstaltung für nicht durchführbar. Und dabei schleiße ich die technischen Voraussetzungen noch aus – die MUSS jeder hinbekommen mit etwas Vorlauf. Mir bereitet viel mehr Sorge, dass es auf diese Weise zu leicht ist, sich Mitglieder zu kaufen und diese abstimmen zu lassen.

Zur Erinnerung: Dass so etwas passiert, hat man beim HSV schon vor mehr als 23 Jahren erfahren müssen, als der Vermarkter UFA-Sports (damals unter der Führung von Geert Bittner und Bernd Hoffmann) mit Hilfe der PR-Agentur Salaction beim HSV auf einer Mitgliederversammlung mit gekauften Claqueuren Stimmung gegen eine Satzungsänderung machen sollte, die es ermöglichte, den damaligen Vorsitzenden Werner Hackmann zum bezahlten Vorsitzenden zu machen. Der Spiegel deckte das damals auf. Und damals flog es auf, weil die Leute sich vor Ort sahen und einige die Claqueure wiedererkannten. Digital – und nur so wären alle Mitglieder in der Lage, mit abzustimmen – ist das nicht so einfach bis unmöglich.

Sollte aber irgendwer die Hürden wider den Betrug so gestalten, dass letztlich nahezu auszuschließen wäre, dass gekaute Abstimmungen stattfinden – ich wäre sofort dabei.

Im Übrigen könnte der HSV keine schlechtere Clubführung haben als derzeit und in den letzten Jahren. Das kann nach einem Wegfall der 50+1-Regel zwangsweise nur besser werden.

Das habe ich in den letzten Jahren immer wieder gehört. Ich würde ehrlich gesagt sogar darauf wetten, dass Du das bei Beiersdorfer, Jarchow, Bruchhagen und den anderen Führungen in den letzten Jahren auch gesagt hast. Oder? Zumindest sehe ich die aktuelle Führung nicht so handlungsschwach wie viele Vorgänger. Dr. Eric Huwer eilt ein enorm guter Ruf voraus. Und dieser wird zumindest von denen, die ihn im Arbeitsumfeld kennenlernen, bestätigt. Im Team mit Jonas Boldt kann ich mir vorstellen, dass diese Konstellation funktioniert. Aber: Jonas Boldt hat zuletzt die Variante Konstanz gewählt – und er wird sich am Saisonende daran messen lassen müssen. Und der Aufsichtsrat ist in seiner Zusammensetzung und Führung ebenfalls wieder verändert.

Das mit dem „Mögen“ (Scholle) ist eine andere Sache. Aber dieses „Mögen“ bestimmt eben auch seit jeher Scholles Blogs zu den Themen „Kühne“, „Investoren“ und „50+1“.

Das ist Nonsens, ehrlich! Ich habe Klaus Michael Kühne hier ebenso verteidigt wie kritisiert – eben immer individuell auf das Geschehen bezogen. Auch habe ich Investoren nie verteufelt, sondern sie als Chance bezeichnet. Aber: Welche Investoren gab/gibt es denn? Dinsel wollte zuletzt investieren – und geriet mit Kühne in einen Konflikt, der ihn davon Abstand nehmen ließ. Zudem lehnten ihn gefühlt alle ab – inklusive der mitgliederstärksten Abteilung der Supporters. Von daher sind Investoren aktuell einfach nur nicht realistisch. Und ja, 50+1 halte ich für sinnvoll, solange es andere Gesellschaftsformen gibt, die die Mitbestimmung von außen verhindern. Diese Mitbestimmung ist beim HSV schon groß genug, wie die aktuelle Aktionärsstruktur samt Mitspracherecht über ihre AR-Abgesandten immer wieder zeigt.

Ich mag vor allem einen erfolgreichen HSV sehen, der in der Weltstadt Hamburg internationalen Fußball und spektakuläre Fußballer anbietet. Unter den aktuellen Gegebenheiten ist das nahezu unmöglich.

Und da sind wir wohl beim Kern Deiner Motivation, diesen Post bzw. diese Posts zu schreiben. Ich bezweifle aber, dass der HSV auf diese Art (und mit derart launischen Aktionären samt deren Abgesandten im Aufsichtsrat) in den nächsten Jahren konstanten Erfolg herstellen kann. Und nur zur Erinnerung: Wenn die Aktien verkauft sind, sind sie weg. Wenn der HSV nicht aus diesem Geld neues Geld verdient, dann ist es weg. Und: Nach dem Anteilsverkauf über die 50 Prozent hinaus gehört der Verein dann eben nicht mehr den Mitgliedern. Dabei sind diese am unverdächtigsten, andere Interessen als die des HSV zu vertreten. Und das Geld, was man letztlich dafür bekommt, ist auch schneller ausgegeben, als man denkt. Siehe die (ersten) Jahre nach der Ausgliederung 2014, in der der HSV noch erstklassig war und sich per Anteilsverkauf viel Geld sicherte – um kurze Zeit später abzusteigen. Ich sehe den Zusammenhang zwischen dem HSV-Abstieg und der Diskussion um die Ausgliederung sowie deren Umsetzung 2013/2014 jedenfalls nicht als zufällig. Ich sehe das vielmehr als Warnschuss, aus dem man lernen sollte. Und das hat dieser HSV (noch) nicht.

Morgen wird es hier endlich wieder sportlich. Training und die Pressekonferenz mit Tim Walter stehen an. Bis dahin Euch allen einen schönen Abend!

Scholle

„Auch deshalb ist die 50+1-Regel weiter sinnvoll“

„Auch deshalb ist die 50+1-Regel weiter sinnvoll“

Ich hatte es Euch am Freitag ja schon geschrieben: Auch in den oberen Kreisen geht es zu, wie auf der Kirmes. Da verbünden sich einige, weil sie mucksch sind. Da werden gute Deals verhindert, weil sie vom falschen initiiert werden. Da werden gute Mitarbeiter abgesägt oder verhindert, weil sie der anderen Fraktion angehören. Und es werden Begriffe genutzt, die nichts mit gehobener Klasse zu tun haben – ganz im Gegenteil. Allein die Nummer, wie Dinsel verhindert wurde, macht das (wie viele, viele Beispiele vorher schon) deutlich. Wie hier Kleinstaktionäre dem Aufsichts- und dem Beirat gegenübergetreten sind, unterstreicht diese Niveaulosigkeit noch. „Mit einem Betonklotz am Bein in der Elbe versenkt“ – darauf muss man erstmal kommen.

Gehört habe ich von derlei Entgleisungen immer wieder mal. Vor allem auch gegenüber Marcell Jansen als Vereinspräsidenten und damit eben als Vertreter des Hauptaktionärs. Dass es hierbei nicht um Jansen an sich geht, sondern um seine Position als Vertreter des Hauptaktionärs – das ist mehr als naheliegend. Dass er es allerdings selbst nicht öffentlich gemacht hat, hat mich immer wieder verwundert. Denn würde nur ein Prozent dessen stimmen, was ich sonst noch über Klaus Michael Kühne, Karl Gernandt und die anderen Aktionäre gehört habe, diese jetzt öffentlich gewordenen Entgleisung wäre nicht mehr als die Spitze des Eisberges…

Und bei aller berechtigter Kritik wegen des zuletzt zu oft zu zögerlichen Handelns des Aufsichtsrates und Jansen als dessen ehemaligen Vorsitzenden, scheint es ausgerechnet dessen Nehmerqualität zu verdanken zu sein, dass der HSV in seiner Führung nicht längst implodiert ist. Während andere ihre Pressekontakte genutzt hätten, hat Jansen geschwiegen. Und dass Jansen trotz allem so ruhig bleibt, es spricht tatsächlich für ihn. „Wenn aber – und das ist beim HSV leider geschehen – das Präsidium und der komplette Beirat heftig attackiert werden, dann ist das respektlos“, sagte Jansen der BILD am Sonntag, um dann auch gleich wieder etwas Feuer rauszunehmen.

Vor allem auch gegenüber Kühne, der sich in den letzten Wochen mit Kritik an Jansen nie zurückgehalten hatte. Im Gegenteil: „Um das klarzustellen: Das kam nicht von Herrn Kühne persönlich! Aber das alles ist hier geschehen, und es trifft Menschen, die mit viel Leidenschaft und mit einem hohen Zeitaufwand professionell und zeitgleich ehrenamtlich einen Verein unterstützen. Und diese Menschen haben einen respektvollen Umgang verdient!“ Worte, die übrigens auch hier im Blogforum gelten. Ich kenne einige der Aktionäre. Auch persönlich. Und ich hätte nicht geglaubt, dass so etwas passieren könne. Aber so irrt man sich.

Ich stelle mir allerdings die Frage, wie man in Zukunft mit solchen Vorfällen umgehen soll. Aktionäre ausschließen? Anteile zwangsenteignen? Geht alles nicht. Dennoch wirft ein solches Verhalten ein Licht auf den HSV und dessen Wertevorstellung, das nicht hinnehmbar ist. Ebenso übrigens der Satz von Klaus Michael Kühne im „Manager Magazin“, wo er von einer Schlacht“ gegen Marcell Jansen gesprochen hatte, die noch nicht geschlagen sei. Mehr als unpassend. Vor allem in Zeiten wie diesen.

Problem hierbei: Diesen Leuten gehört ein Teil des HSV. Und das allein zeigt schon auf, wie schnell man den HSV an Leute verloren haben könnte, die zwar überbordend Geldwerte besitzen, dafür aber einen Mangel an ethisch-moralischen Werten haben. Menschen, die „die Raute im Herzen tragen“, wenn sie sich das erste Mal vorstellen. Menschen, die dem Vernehmen nach Geld geben aus Passion zum HSV. Aber eben auch Menschen, die irgendwann glauben, sich alles erlauben zu können. Ich weiß, dass das wieder für viel Kritik sorgen wird, aber ich will meinen Verein nicht nur siegen sehen – ich will ihn mögen können. Auch deshalb halte ich die 50+1-Regel weiterhin für sinnvoll. Trotz aller daraus resultierender sportlicher und wirtschaftlicher Nachteile der internationalen Konkurrenz gegenüber.

In diesem Sinne, Euch allen einen schönen Abend. 

Scholle

„Aber diesmal wird alles anders…“

„Aber diesmal wird alles anders…“

Ich habe mich beim Thema Aufsichtsrat zuletzt immer wieder aufgeregt. Zu 90 Prozent über die internen Grabenkämpfe – und den Rest darüber, wie teilweise unsachlich und tendenziös berichtet wurde. Heute nun lese ich, dass der HSV in Persona Aufsichtsrat doch etwas Gutes geschafft hat – und dann ist auch noch einer dafür verantwortlich, dem in letzten Wochen immer weder unlautere Beweggründe nachgesagt wurden. Auch von denen, die sich – wie beispielsweise die Aktionäre – so vehement gegen den Investor als Aufsichtsrat ausgesprochen hatten. Dass sie sich letztlich nur dem großen Aktionär blind anschlossen, weil der wiederum Detlef Dinsel nicht haben wollte, wurde von den meisten Kollegen leider nicht genannt. Aus Gründen.

Jetzt aber hat endlich mal einer einen Vertrag so verlängert, wie man es seit Jahren hätte machen sollen – und das war federführend ausgerechnet Dinsel. Und dessen Werk in Kooperation mit Markus Frömming ließ sich nicht mehr unerwähnt. Nach Informationen des Hamburger Abendblattes ist in dem Ende Dezember verlängerten Vertrag mit dem 41-jährigen Vorstand Jonas Boldt eine Klausel verankert, die im Falle eines erneuten Nicht-Aufstiegs auch die sofortige Trennung möglich machen soll. Damit könnte sich der Club eine teure Abfindung für den Fall sparen, dass es im schlimmsten Fall einer fortgesetzten Zweitligazugehörigkeit keine weitere Zusammenarbeit mit Boldt geben sollte. Und obwohl das eigentlich ganz normal klingt, ist es das eben gerade beim HSV nicht. Hier wurden in den letzten Jahr(zehnt)en Abfindungen bezahlt, die andere Vereine nicht als Gesamtetats hatten.

Aber: Dinsel ist weg. Weil man in ihm einen Feind gesehen hat. Oder besser: Weil Klaus Michael Kühne, der paradoxerweise immer nach weiteren Investoren schreit, diese dann aber nicht zu lässt, in ihm einen Feind gesehen hat. Warum? Weil Dinsel aus der Jansen-Ecke stammt und sich davon abgewendet hatte, Anteile von Kühne zu übernehmen. Und ja, ich weiß, dass jetzt viele hier sagen werden: „Wegen so einer kleinen Sache macht der das doch nicht.“ Und leider muss ich antworten: EBEN DOCH! Denn genau so kleingeistig sind eben selbst die erfolgreichsten Menschen, wenn sie beleidigt sind.

Und daran scheitert dieser HSV bekanntermaßen eben immer wieder. An falschen Eitelkeiten. Denn bei allem, was ich über Dinsel gehört habe abseits dieser Vertragsverhandlung mit Boldt, konnte ich nichts finden, was ihn nicht für einen Posten im Aufsichtsrat qualifiziert hätte. Er wollte diesen Posten nicht einmal, sondern war darum gebeten worden, ehe er eine Kampagne über sich erlassen musste. Aus den oben genannten Gründen. Dass sich kurioserweise auch noch die Abteilungsleitung der Supporters einschaltete und sich deutlich gegen Dinsel aussprach, obwohl sie zuvor Kennenlerntermine mit Dinsel ausschlugen, es rundet dieses Szenario nur ab.

Die Fans des HSV plädieren “Für einen Dinsel freien Aufsichtsrat“, “Kühne oder Profit Dinsel, kein Platz für Investoren“ am 11. Februar in Heidenheim

Und für alle zum klareren Verständnis: Mir geht es bei diesem Beispiel nicht um Detlef Dinsel als Person. Mir geht es um das grundlegende Problem, wie sich dieser HSV immer wieder in den verschiedenen Gremien aufstellt. Qualität zählt halt immer nur bis zu dem Punkt, wo es einem selbst Vorteile nehmen könnte. Und genau jetzt will sich der neue AR-Vorsitzende Michael Papenfuß um den Vorstand der Zukunft kümmern. Und diesmal wird alles anders, sagen sie. Wie immer.

Ich bin gespannt…

Sportlich hat der HSV eine lange Auszeit angeordnet. Erst am Montagnachmittag soll es weitergehen. Kann man so machen. Muss man aber nicht. Zumindest nicht dann, wenn man sich hinten erst noch einspielen muss, wie auch die Partie gegen Braunschweig mehr als deutlich gemacht hat…

In diesem Sinne, ich werde das Bundesliga-freie Wochenende mit meinen Kindern nutzen, um ihnen beim Sport zuzusehen. Das ist nämlich noch unverdorbener, ehrlicher Fußball (und Handball). 

Bleibt gesund!

Scholle

P.S.: Gute Nachrichten für alle diejenigen, die sich zuletzt nicht registrieren konnten. Janik konnte das Problem beheben. Ihr könnt Euch also alle wieder ganz normal anmelden.

HSV verliert Test gegen Braunschweig – Amaechi gescheitert

HSV verliert Test gegen Braunschweig – Amaechi gescheitert

„Testspiele sind zum Testen da – und für sonst gar nichts… Das Ergebnis interessiert mich überhaupt nicht.“ Eine Aussage, mit der ich mich schwertue. Denn letztlich ist es im Training wie in solchen Testspielen immer gleich: Sobald der Wettkampfmodus eingeschaltet wird, ist ein Ergebnis im Wettkampfmodus nie egal. Und so ein 1:2 gegen Eintracht Braunschweig fördert in der aktuellen Situation sicher auch nicht die Selbstsicherheit der Mannschaft, oder? Für Walter war es kein Thema. Dass die Defensive beim 0:1 wieder schwach agierte, war nicht mehr relevant. Ob er sich Sorgen mache deswegen? Walter verweist auf die kommende Trainingswoche, da die Spieler ab sofort bis Montag frei haben: „Bis zum Spiel in Düsseldorf ist es noch so viel Zeit.“ 

Für den HSV-Trainer ging es heute vorrangig darum, dass seine Spieler noch mal an ihre körperlichen Grenzen kommen. Er lobte den Einsatz seiner Mannschaft nach „zwei richtig harten Trainingstagen“ zuvor. Er lobte zudem die jungen Spieler („es gab schon einige Lichtblicke“) und den tatsächlich auffälligen Elija Krahn sowie Jonas David, der beim 0:1 allerdings entscheidend falsch stand.

Walter versuchte, das insgesamt schwache Spielniveau dieser Testspielniederlage nicht zu hoch zu bewerten. „Es geht auch darum, für diejenigen, die nicht auf Länderspieltour sind, das Level hochzuhalten.“ Und mit Blick auf die vielen Youngster, die heute zum Einsatz kamen, darf man tatsächlich das eine oder andere Lob verteilen. Der angesprochene Krahn beispielsweise wirkte nach seiner langen verletzungspause frisch und schon sehr ruhig am Ball. Omar Megeed wirkte sehr engagiert und flexibel einsetzbar, Jesse Kilo wirkt auf mich schon erstaunlich cool. Zudem stand mit dem B-Junioren-Kicker Davis Rath (17) ein sehr spannender Akteur auf dem Platz, dessen Ballbehandlung schon ein Niveau hat, das etwas ausgefeilter sicher eine Waffe im Profibereich werden kann.  Aber: Bis dahin ist wirklich noch lange Zeit…

Selbige Zeit bis zum Düsseldorf-Spiel muss Walter darauf verwenden, einen Ersatz für den gelbgesperrten Abwehrchef Sebastian Schonlau zu finden. Heute spielten Jonas David und Javi Montero. Und im Gegensatz zum Trainier mache ich mir ernsthaft Sorgen. Bei David, der zuletzt gegen Kiel und heute in der zweiten Halbzeit gut spielte – der aber auch immer wieder folgenschwere Aussetzer hat. So auch heute in der ersten Halbzeit (ebenso wie Montero und Heyer). Dennoch gilt David als gesetzt. Schon allein, weil die Alternativen fehlen. 

Gleiches gilt wohl auch für Montero. „Klar ist er eine Option, ist doch logisch. Irgendwie müssen wir ja Bascho ersetzen.“ So formuliert es der Trainer und fügt hinzu, dass er den Spanier im Training mit guten Ansätzen sieht. „Gegen Karlsruhe hat er es auch gut gemacht“, sagt der HSV-Trainer, der auch die Anpassungszeit des erst im Winter verpflichteten Innenverteidigers nicht als Problem gelten lässt. „Sonst würde ich es im Training ja sehen, aber da sehe ich gar keine Probleme.“

Apropos: Ein Problem mit seinen Einsatzzeiten seit seinem gescheiterten Wechsel im Winter hat Sonny Kittel. Und auch heute hatte er in der ersten Halbzeit eine Körperspannung wie ein Regenwurm. Und während ich mich über seine Ausstrahlung ebenso wie über sein Spiel geärgert habe, lobte Walter den heutigen Torschützen des HSV: „Er hat sehr, sehr viele gute Situationen gehabt. Er hat es sich auch verdient. Er hat mal wieder durchgespielt und einfach Spaß gehabt, wieder zu kicken. Ob dann alles klappt oder nicht, darum geht’s nicht. Bei ihm geht’s darum, dass er eine gewisse Freude entwickelt.“

Und ja, so ist es. Kittel muss bespaßt werden, seine Laune muss gut sein, damit er funktioniert. Und selbst dann ist das nicht sicher. Aber er hat halt Fähigkeiten, die andere nicht haben. Dennoch zeigt mir diese Einschätzung Walters, dass Kittel hier nie ein wirklicher Leader werden kann. Denn sein Verhalten können sich nur Ausnahmespieler wie vielleicht Messi, Ronaldo oder Mbappé erlauben. Aber die machen das trotzdem nicht – und sind genau deshalb die Größten, während Kittel in der Zweiten Bundesliga kickt. Oder wie zuletzt halt auf der Bank sitzt. Dass Walter ihn in Schutz nimmt, ehrt ihn. „Ich habe mit Sonny ein sehr gutes Verhältnis. Und das wird auch so bleiben. Darum brauchen wir über ihn nicht diskutieren. Er kennt sich hier aus, wie andere das interpretieren, ist mir völlig egal. Es geht darum, wie er und ich das sehen. Und da bin ich sehr zufrieden.“ Na dann.

Anders ist das allerdings bei einem Spieler, dem ich auch in seiner ganz kurzen, guten Phase im Sommer immer wieder die Zweitligatauglichkeit abgesprochen habe: Xavier Amaechi. Und nun hat der Engländer selbst Walter gegen sich aufgebracht. In letzter Zeit mit wenig Selbstreflexion – heute mit einer unterirdischen Verweigerungshaltung auf dem Platz, die Walter dazu brachte, ihn nach etwas mehr als 20 Minuten wieder auszuwechseln. Walter über seinen Problemspieler: „Da war ich sehr unzufrieden. Er muss nicht denken, dass er zurückkommt und hier nichts zeigen muss. Wenn ich eines kann, dann laufen. Und wenn ich das nicht mache, dann sitze ich.“

Es ist das Ende nach vier verkorksten Fußballjahren für das einst vom HSV gehypte Talent, das nie den Beweis antrat, ein solches wirklich zu sein. Ob Amaechi wisse, woran er gerade scheitert? „Ich glaube eher nicht, dass er es verstanden hat. Sonst hätte er das auch im Training schon gezeigt, dass er es versteht. Aber das ist auch eine Sache, die sich irgendwann von selbst regelt. Da ist jeder für sich selbst verantwortlich“, so Walter, der auch gleich klarmachte, wie Amaechi es selbst sieht: „Man sollte nicht immer die Schuld bei anderen suchen, sondern bei sich selbst. Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied.“ Wobei: Das gilt auch für Walter und seinen Lernprozess in Sachen Spielsystem in dieser Saison. Aber das Thema hatten wir jetzt zur Genüge… 

Reizpunkte? Bitte nur nicht „einfach weiter so“

Reizpunkte? Bitte nur nicht „einfach weiter so“

Heute geht es um ein Zitat, das ich für sehr wichtig halte. Es beschreibt, woran der DFB seit dem Titelgewinn 2014 kränkelt. Und er beschreibt, welches Problem der HSV immer dann hat, wenn er seinen gefeierten Erfolg mit Big Points krönen kann – dies aber in aller Regel verbaselt. Und obwohl das Zitat ohne jede Frage von unserem Blogpsychologen Dr. Olaf Ringelband stammen könnte bzw. dieser das in sehr ähnlicher Manier gesagt hatte, ist es nicht von ihm. Stattdessen stammt das Zitat von jemandem, der beim HSV sehr viel gefordert hat und nicht schnell genug Erfolge vorweisen konnte: Von Bernhard Peters:

 „Wenn man Erfolg hat, muss man Dinge umstellen, bewusst neue Reizpunkte setzen und Hierarchien und Inhalte verändern. Man muss sich immer wieder neu selbst übertreffen. Wenn man diesen Mut nicht hat, kommt das heraus, was nach 2014 herausgekommen ist“

Bernhard Peters im Hamburger Abendblatt

Gute Phasen halten immer so lange, bis sie in Selbstverständlichkeit und daraus zu oft auch Nachlässigkeit übergehen. Gerade in solchen Momenten muss gefühlt das her, was einige hier tatsächlich schon wieder fordern: einen Trainerwechsel. Diese Wechsel haben oft kurzfristige Erfolge, weil die Trainer entscheidende Veränderungen vornehmen. Zumeist wird ein absoluter Stammspieler entweder auf die Bank oder die Tribüne gesetzt – Stichwort „Reizpunkt setzen“.

Zudem wird ebenso taktisch wie personell auf dem Platz umsortiert. Und das nicht, weil die Mannschaft in der alten Konstellation keinen Erfolg haben kann, geschweige denn zu schlecht aufgestellt ist. Sondern schlicht und einfach aus dem Grund, dass sich ein falscher Trott eingeschlichen hat. Und genau deshalb ist Tim Walters „immer weiter so“ fahrlässig. Es ist aktuell sogar falsch, wie die Ergebnisse es vermuten lassen.

Auch deshalb bin ich ein Freund von Spielern, die anders ticken. Spieler, die so oft als „echte Typen“ bezeichnet werden. Und damit meine ich auch die, die immer wieder mal dumme Sachen außerhalb des Platzes machen. Oder die, die innerhalb der Mannschaft anecken. Denn eine Mannschaft bracht genau das, was Peters beschreibt: Immer wieder neue Reizpunkten. Homogenität allein bringt auf lange Sicht keinen Erfolg. Zumindest sehe ich das so. Beim HSV war sie zuerst die neue Stärke. Bis vor Heidenheim empfand ich das homogene Konstrukt zumindest als Stärke. Aber jetzt ist es die Achillesferse. Auch, weil innerhalb dieser Mannschaft niemand ist, der sich mal hinstellt und allen den Kopf wäscht.

Denn eines darf man bei allem Zusammenhalt, aller Beteuerung von Konstanz und Ruhe nicht vergessen: Am Ende geht es hier um Leistungssport und vor allem Ergebnisse. Da muss auch mal ein rauerer Ton herrschen dürfen. Einer, der allen klarmacht, dass es eben so nicht weitergeht, weil die Gegner sich darauf eingestellt haben. Einer, der mit Worten und Taten so vorangeht, dass er als echter Leader akzeptiert wird. Denn nur dann folgen ihm seine Kameraden auch auf dem Platz.

Oder aber – und angesichts der Mannschaftsstruktur beim HSV sehe ich das weiterhin als die geeignetste Variante für diesen Moment: Der Trainer übernimmt diese Rolle.

Und damit kommen wir wieder zurück zu dem, was wir die letzten beiden Tage hier vielfach geschrieben haben. Walter MUSS jetzt Lösungen liefern. Lösungen, die seine Mannschaft daran glauben lassen, aus dem ebenso vorhandenen wie nicht zugegebenen Trott ausbrechen und zu alter Stärke zurückfinden zu können. Anzufangen ist damit tatsächlich sofort. Schon das Testspiel am morgigen Donnerstag gegen Braunschweig eignet sich dafür hervorragend. Mal sehen, was sich der Coach dort einfallen lässt.

Bis dahin,

Scholle