Es kam alles wie erwartet: Der Server war sofort überlastet, die allermeisten HSV-Fans mussten warten, warten – und noch mal warten. Am Ende zumeist erfolglos. Denn das letzte Heimspiel dieser Saison, das die meisten HSV-Fans als das letzte Zweitligaspiel der HSV-Geschichte vermuten, war binnen Rekordzeit ausverkauft. „Ticket-Wahnsinn beim HSV: Letztes Heimspiel nach einer Stunde ausverkauft“, titelten die Kollegen der Mopo, und einige meiner Bekannten behaupten, dass es nicht annähernd eine Stunde gedauert habe. Mehr als 100.000 Anfragen für Tickets habe es gegeben. Und das sei noch konservativ berechnet.
Ein großartiger Tag soll es sportlich für den HSV werden – finanziell ist er es dank der neuerlichen Millioneneinnahme schon jetzt. Und das sogar noch mehr als sonst schon im teuersten Zweitligastadion Deutschlands, das so oft wie nie zuvor ausverkauft war bzw. sein wird. Denn auch das vorletzte Heimspiel gegen Karlsruhe dürfte ausverkauft sein. 13 der insgesamt 17 Heimspiele wären das, insgesamt wird der HSV einen Zuschauerschnitt von 56.325 – eine 99-prozentige Auslastung – erreichen. Und das in der bereits siebten Zweitligasaison. Wahnsinn! Der HSV kann mehr denn je auf seine Fans setzen!
Die Fans haben jahrelang gelitten und durchgehalten – jetzt ist Zeit für Payback!
Vor allem mehr, als man es sich sportlich verdient hat. Sechs verpasste Aufstiege hätten andernorts abgeschreckt – nicht so beim HSV. Hier scheinen die Fans ein ganz feines Gespür dafür entwickelt zu haben, wann ihr Verein sie am meisten braucht. Und sie waren da. Nein: Sie sind immer noch da. Das Ergebnis ist eine inzwischen ganz besonders enge Bindung zum Klub, mit der sich die HSV-Verantwortlichen immer wieder stolz brüsten. Zurecht, wie ich finde.
Allerdings habe ich ein Problem mit der Haltung des HSV. Denn der HSV ist in dieser Beziehung mehr Empfänger als Geber. Vor allem in den letzten, nun fast sieben Jahren Zweite Liga. Die Fans sind hier – im wahrsten Sinne des Wortes – immer wieder in Vorkasse gegangen. Zuhause und auswärts war man immer maximal vertreten. Die Fans haben alles – und ein bisschen mehr – dafür aufgewendet, das gemeinsame Ziel Aufstieg zu schaffen. Sie haben die neuerlichen Enttäuschungen jahrelang weggesungen und den HSV ungebrochen supportet. Der HSV, die Mannschaft und die Trainer haben sehr viel von außen bekommen über die letzten Jahre. Da wird es doch langsam Zeit, endlich mal ein wenig zurückzuzahlen, oder?
Sportlich scheint man hier auf einem guten Weg, zugegeben. Aber das hat man auch nur schaffen können, weil von außen diese unbedingte Unterstützung da war. Dass man jetzt endlich die Chance hat, es sportlich zu danken, ist das eine – möglichst viele seiner Unterstützer in diesem Moment mitzunehmen, ist das andere. Aber diese mehr als offensichtliche Chance, diese naheliegende Entscheidung hat der HSV mal wieder zugunsten von Mehreinnahmen vergeben. Mit der Aktion gegen Ulm (knapp 100 Euro kostet eine Karte in der Kategorie A, in der günstigsten Sitzplatzkategorie geht es mit 38 Euro los), bei der es nicht einmal einen freien Vorverkauf gab, sondern nur an Mitglieder verkauft wurde, zeigt der HSV wieder, dass es Dankbarkeit eben nicht gibt. Mein Kommentar zur erneut verpassten Chance:
KOMMENTAR
Chance vertan! Wenn alles teurer wird …
Es ist nicht zu übersehen. Nicht mehr zu überhören. Und längst nicht mehr zu ignorieren: Die Welt wird teurer. Alles wird teurer. Das Leben selbst hat seinen Preis – und der steigt von Woche zu Woche, von Monat zu Monat. Für Lebensmittel, für Strom, für Wohnen, für Mobilität, für einfach alles. Die Inflation mag auf dem Papier sinken – im Portemonnaie vieler Menschen aber spürt sich das anders an. Da bleibt weniger übrig, obwohl man nicht weniger gibt. Viele müssen sich mittlerweile entscheiden: zwischen dem, was nötig ist, und dem, was ihnen guttut.
Und gerade in dieser Zeit, in der der Kapitalismus seine hässlichste Fratze zeigt, trifft es besonders hart, wenn auch die Herzensorte nicht länger heilig sind. Wenn selbst die Liebe ein Preisschild bekommt, das sich leider viele der unerschütterlichen, treuen Freunde nicht mehr leisten können.
Ja, der HSV spielt eine großartige Rückrunde. Das Trainerteam beweist, dass Erfolg und Nahbarkeit sehr wohl Hand in Hand gehen können. Und ja, das letzte Heimspiel gegen den SSV Ulm verspricht ein großartiges Fußballfest zu werden – es könnte das Spiel werden, auf das eine ganze Stadt, ein ganzer Verein, diese so oft gelobte, treue Fanbasis seit sieben langen Jahren wartet: der Wiederaufstieg in die Bundesliga.
Aber was der HSV für dieses Spiel aufruft, schmerzt. Und zwar nicht nur auf dem Konto. Die Ticketpreise für das vielleicht wichtigste Spiel seit dem Abstieg sind astronomisch. Mondpreise für die Zweite Liga. Und so verständlich es aus betriebswirtschaftlicher Sicht auch sein mag – so enttäuschend ist es aus emotionaler. Denn der HSV kann es sich leisten, so viel zu verlangen. Weil die Leute es bezahlen. Weil sie sich ihren Platz im Stadion notfalls absparen. Für sie kennt die Liebe keinen Preis, weil sie dabei sein müssen. Weil es ihr Verein ist.
Doch gerade deshalb hätte der HSV in diesem Moment Größe zeigen können. Nein – Größe zeigen müssen.
Nicht, indem er den größtmöglichen Profit aus dem größten Moment schlägt. Man ist dank seiner Anhänger schon weit über dem anfänglich kalkulierten Zuschauerschnitt. Nein, der HSV hätte sich bei all jenen bedanken können, die immer da waren. Bei Wind und Wetter. In der zweiten Liga, Woche für Woche, Jahr für Jahr. Gegen Sandhausen, gegen Regensburg, gegen Wiesbaden, gegen Münster – und eben jetzt auch wieder gegen Ulm. Sie haben das Stadion auch dann gefüllt, wenn der sportliche Tiefpunkt wieder einmal erreicht war, Trainer und Mannschaft neuerlich versagten. Diese Fans haben ihr Herz nie vom Preis abhängig gemacht.
Ein Zeichen der Dankbarkeit wäre da angebracht gewesen. Ein Preisdeckel. Eine Sonderaktion. Irgendetwas, das nicht so brutal nach Kalkül riecht, sondern nach Charakter. Ein „Danke“, das man nicht nur in Marketingkampagnen schreibt und großspurig in die Kameras parliert, sondern eines, das sich in der Preispolitik spürbar macht.
Aber stattdessen: Kapitalismus pur. So wie draußen, so jetzt auch drinnen. In einer Welt, in der die Schere zwischen denen, die können, und denen, die nicht mehr mithalten können, immer größer wird, hätte der HSV einmal auf der richtigen Seite stehen können. Stattdessen beugt auch er sich dem Profit. Erneut. Und er verliert damit – wenigstens ein kleines Stück – Seele.
Und für alle, die jetzt aufschreien und mir vorwerfen, das Business nicht zu verstehen: Doch, das tue ich. Ich bin auch Realist genug, um zu wissen, dass die Fans auch das verzeihen werden. Und das macht diese Fans ja so sympathisch. Deswegen schreiben und sprechen wir hier ja auch immer wieder über die vielleicht besten Fans, die der HSV jemals hatte. Aber der HSV sollte das nicht nur ausnutzen. Er hätte sich zumindest keinen Zacken aus der Krone gebrochen, wenn er diesmal etwas zurückgegeben hätte. Immerhin hätte er ja nicht auf geplante Einnahmen verzichten müssen, sondern einfach nur auf überraschend möglich gewordene Mehreinnahmen verzichtet.
Wobei, ich hätte da einen Vorschlag zur Güte: Sollte der HSV tatsächlich an dem Spieltag die Rückkehr in die Erste Liga festmachen oder sogar schon feiern können, könnte er mit den Mehreinnahmen ein Public Viewing veranstalten, um den vielen enttäuschten Fans, die kein Ticket bekommen haben, zumindest ein bisschen Party- bzw. Stadionatmosphäre zu schenken. Verdient haben die Fans das. Mehr als genug.
In diesem Sinne – morgen werden wir dann wieder sportlich und berichten darüber, wie weit die zuletzt ausgefallenen Dennis Hadzikadunic, Jonas Meffert und Davie Selke sind und wer am Freitag gegen Braunschweig spielen wird. Zudem werden wir uns morgen wieder von den beiden Experten Stefan Schnoor und Tom erläutern lassen, worauf es am Freitag am meisten ankommen wird.
Es gibt nicht wenige, die darin ein bewusstes Handeln gesehen haben. Auch ich hatte ein wenig das Gefühl, dass sich Ludovit Reis die fünfte Gelbe Karte in Nürnberg mit Absicht abholte, um gegen Braunschweig zu fehlen und danach sicher dabei sein zu können. Im neuen Spieltagsanalyse-Talk sieht Stefan Schnoor das allerdings anders. Der ehemalige HSV- und VfL-Wolfsburg-Profi, der im heutigen Talk das Trainerteam ausdrücklich lobt, glaubt, dass Reis jedes Spiel machen wollen würde – und schon deshalb die Gelbe Karte nicht provoziert habe. Wirklich überzeugt hat mich das aber nicht. Zumal ich ein solches Vorgehen von Reis sogar ziemlich smart fände.
Anders gestaltet sich die Lage bei Davie Selke, bei dem einige zuletzt vermuteten, dass er das Nürnberg-Spiel aus verhandlungstaktischen Gründen geschwänzt habe. Warum? Hier noch einmal die Ausgangslage, die sowohl für Selke als auch für den HSV eindeutig ist: Sein aktueller Vertrag verlängert sich nur automatisch bis 2026, wenn der Stürmer zum einen in 24 Ligaspielen in der Startelf gestanden hat und zum anderen der Aufstieg geschafft wird. Im Umkehrschluss könnte Selke am Saisonende ablösefrei gehen, wenn beide Bedingungen nicht erfüllt sind.
Sollte Selke Freitag ausfallen, entfällt eine Vertragsoption
Um frühzeitig Klarheit zu schaffen, haben beide Seiten schon seit einiger Zeit Gespräche aufgenommen. Geht es nach Selke, wird dabei allerdings schon zu lange ohne Ergebnis diskutiert: „Ich glaube, ich habe meinen Standpunkt klar gemacht. Wir werden sehen, ob wir einen Weg finden – oder auch nicht“, erklärte der Angreifer und kündigte an: „Ich habe mir auch ein Zeitfenster gesetzt. Irgendwann wird es dann von mir eine Entscheidung geben.“
Eine Aussage, die mich ein wenig stutzig macht, da sich Selkes Zukunft unter normalen Umständen eigentlich von selbst geklärt hätte – nämlich dann, wenn er die Saison regulär zu Ende spielt und auf seine 24 Startelfeinsätze kommt.
Meine Haltung zu derlei Verhandlungstaktiken kennt ihr: Ich würde den Verein nie von Spielerforderungen abhängig machen. Soll heißen: Weder Dompé noch Selke sollten Druck auf den HSV ausüben können – zumindest nicht über das normale Maß hinaus. Denn der Wunsch und Bedarf, gewisse Spieler zu halten, ist logisch. Das wiederum schließt nicht aus, dass sich die Spieler so teuer wie möglich verkaufen dürfen. Es ist ein Beruf, kein Hobby. Ebenso versucht der HSV natürlich, seine Topspieler so günstig wie möglich zu halten – beides ist legitim.
Selke’s Situation sollte schnell geklärt werden, um Schaden zu vermeiden
So weit, so gut. Zuletzt in Nürnberg fehlte Selke kurzfristig mit Rückenproblemen und einer Erkältung, wie der HSV mitteilte. Und sollte er auch am Freitag gegen Braunschweig im Volksparkstadion nicht in der Startelf stehen, könnte er rein rechnerisch keine 24 Einsätze mehr erreichen. Dann müssten ohnehin neue Gespräche geführt werden – sofern man weiter zusammenarbeiten will. Auch deshalb vermuten einige hier im Blog – und anderswo –, dass Selke sich seine Auszeit bewusst nimmt. Ein Verdacht, der nicht zu belegen ist und aus meiner Sicht daher auch nicht gelten darf. In dubio pro reo.
Dass ausgerechnet Selke nun derjenige ist, der auf einmal Ultimaten setzt, irritiert zumindest ein wenig. Dass er unmittelbar danach kurzfristig ausfällt, hat Verschwörungstheoretiker auf den Plan gerufen – auch wegen der Klausel. Fakt ist: Für alle Seiten wäre es förderlich, hier zeitnah eine klare Entscheidung zu treffen. So – oder so.
Gleiches gilt für Dompé, auch wenn die Situation dort entspannter wirkt und dem Vernehmen nach auf einem guten Weg ist. Einige Kollegen rechnen schon in dieser Woche mit Entscheidungen – ich eher nicht. Obgleich Ruhe hier guttun würde. Denn das Gesamtziel ist wichtiger als Einzelschicksale. Und der HSV ist diesem Ziel nur noch wenige Schritte entfernt.
Einer dieser Schritte ist der nächste – und der ist immer der wichtigste. Diesen Freitag kommt Eintracht Braunschweig, und es gibt nur noch ein paar Restkarten. Die Partie am kommenden Freitag um 18:30 Uhr wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ausverkauft sein. Gleiches gilt für das darauffolgende Heimspiel gegen Karlsruhe am 27. April – dafür wurden bereits über 52.000 Tickets abgesetzt. Und dabei sind die Gästekontingente noch gar nicht eingerechnet. Bislang läuft nur der Mitgliederverkauf.
Ganz verrückt wird es vermutlich beim Heimspiel gegen Ulm, wo viele Fans auf eine vorgezogene Aufstiegsfeier hoffen. Aber darüber wollen wir an dieser Stelle noch nicht sprechen. Erstmal kommt Braunschweig.
In diesem Sinne: Euch allen eine gute Nacht! Scholle
Das war wieder einmal sehr reif und bot in seinem Zustandekommen auf so vielen Ebenen Geschichten, die den HSV beflügeln sollten, dass man geneigt ist, schon groß zu träumen. Das aber unterlassen wir hier und widmen uns der Gegenwart. Und in dieser ist der HSV angeführt vom herausragenden Turbo-Dribbler und Torschützen Jean-Luc Dompé heute beim 3:0-Sieg beim 1. FC Nürnberg in Überzahl (zumindest bis zum Köln-Spiel am Abend) zurück an die Spitze der ZweitenBundesliga gestürmt.
Vor 47.300 Zuschauern im Max-Morlock-Stadion lief alles ideal für die Gäste, während für die FCN-Elf von Trainer Miroslav Klose schon in der Anfangsphase alles schiefging. Raphael Lubach lenkte einen Schuss von Dompé in der 8. Minute unglücklich ins eigene Tor ab. Der bärenstarke Franzose spielte Gegenspieler Tim Janisch mehrfach schwindlig und erzielte nach einem Doppelpass mit Ludovit Reis in der 37. Minute auch das 2:0. In der Endphase sorgte Robert Glatzel mit einem Kopfball für den Endstand (84.).
Rot für Antiste nach VAR-Eingriff
Spielentscheidend war auch, dass Nürnbergs Stürmer Janis Antiste nach einem groben Tritt gegen die Wade von Daniel Elfadli früh die Rote Karte sah (16.). Umstritten war dabei, dass Schiedsrichter Timo Gerach erst Gelb gezeigt hatte. Musste der Video-Assistent eingreifen? War Gelb eine klare Fehlentscheidung? Aber diese Fragestellung begleitet uns inzwischen in jedem Spieltag – und heute fiel die Entscheidung zugunsten des HSV aus. Man hatte also das so oft zitierte „Spielglück“ wieder auf seiner Seite.
Auf jeden Fall war es eine Schlüsselszene. In Unterzahl waren die Nürnberger ohne Chance. Der HSV kompensierte dagegen neben den Ausfällen von Dennis Hadzikadunic (Schonlau erledigte das souverän) und Jonas Meffert (Poreba spielte sehr gut) auch den Ausfall von Torjäger Davie Selke, der kurzfristig wegen Rückenproblemen ausfiel. Zudem hatte man heute mit Matchwinner Dompé wieder den Unterschiedsspieler in seinen Reihen. Aber der Reihe nach….
DIE EIZELKRITIKEN:
Daniel Heuer-Fernandes: Er bekam heute mal gar nichts zu tun. Da das nicht sein Fehler ist, bekommt er das auch nicht negativ ausgelegt, zumal er immer da war, wenn er da sein musste. Note: 2
William Mikelbrencis: Ein typisches Mikelbrencis-Spiel: Nach vorn macht er es immer wieder gut. Teilweise sogar sehr gut, wie heute besonders vor dem wichtigen Führungstreffer zum 1:0 von Dompé. Aber defensiv ist er immer noch viel zu wild und lässt zu viel zu. Note: 3
Sebastian Schonlau (ab 70.): Schnoor hatte es im Talk gesagt, er braucht jetzt das Vertrauen von außen. Und heute fällt es mir nicht schwer, mich daran zu halten, ihn stark zu reden. Aber ich tue mich extrem schwer damit, dass er sich immer wieder mit ins Offensivspiel einschaltet. Ihm fehlt bei einem etwaigen, unnötigen Ballverlust einfach das Tempo, um schnell genug zurückzukommen. Aber das darf nicht schmälern, dass er heute eine sehr reife, gute Partie gespielt hat und dabei auch zwei sehr brenzlige Aktionen gut zu unterbinden wusste. Note: 3
Daniel Elfadli: Er ist einfach extrem wichtig. Er geht in jedem Spiel über das hinaus, was man sich von ihm erhofft. So kam es auch zustande, dass er in der Position war, in der es die berechtigte Rote Karte gegen Nürnberg gab. Note 3
Miro Muheim (bis 81.): Er machte nach hinten seine Seite gut dicht und hatte heute gefühlt das erste Mal sogar proaktive Unterstützung von Dompé, mit dem er offensiv immer wieder Druck zu entfachen wusste.Note: 3
Silvan Hefti (ab 82.): Durfte den Sieg noch auf dem Platz feiern und sich seine Siegprämie abholen.
Ludovit Reis: Bei ihm scheint es, dass die ersten Minuten entscheiden, wie der Rest des Spiels bei ihm wird. Heute gewann er die ersten Zweikämpfe, stahl dem Gegner ein paar Bälle und spielte sehr gut. Schade, dass er sich nicht mit einem Treffer belohnte. Mir fehlte in der ersten Halbzeit seine Führung, indem er seine Mitspieler mehr stellt, – aber ansonsten war das gut heute. Ab der 80. Minute war er platt. Besonders bitter: Durch sein taktisches Foul erhielt Reis seine 5. Gelbe und wird am kommenden Wochenende fehlen. Und ich hätte da eine Idee, wer ihn ersetzen könnte…. Note: 2,5
Lukasz Poreba: …rrrrrichtig! Ich würde Poreba, der sich dafür heute mehr als empfehlen konnte, aufstellen. Er kam zunächst richtig gut ins Spiel rein und gewann die ersten Zweikämpfe. Aber: Die Verantwortung, das Zentrum zu sortieren, muss jemand anderes übernehmen. Und das fehlte heute lange Zeit. Für ihn ging es heute darum, Mefferts Lücke zu schließen, und das erledigte er sehr gut – und mit seinen Mitteln. Was mir bei ihm gefällt: Fußballerisch ist er so gut, dass er auch auf kleinstem Feld sicher herauskombinieren kann. Er hat definitiv mehr Spielzeit verdient. Note: 2,5
Adam Karabec (bis 63.): Das war heute absolut in Ordnung. Er war an vielen Offensivaktionen beteiligt, hätte. Zweimal treffen müssen. Beim ersten Mal wurde er (von Sahiti) nicht angespielt, beim zweiten Mal traf er den Ball (auf Vorlage Dompé) nicht richtig. Schade, dass der Trainer ihn heute runtergenommen hat. Er hatte gefühlt noch einen Treffer im Fuß… Note: 2,5
Marco Richter (ab 63.): Kam rein, war im Spiel, spielte sehr gut mit. Das war komplett in Ordnung so. Note: 3
Jean-Luc Dompé (bis 87.): Die Buhmann-Rolle schien ihn nicht zu stören – im Gegenteil, er dreht immer weiter auf. Seine beiden Treffer waren Strafe genug für die FCN-Fans, die irgendwann aufgaben, bei seinen Balkontakten zu pfeifen. Note: 1
Otto Stange (ab 87.): Ihn darf man nicht vergessen, wenn man die Stärke des HSV im Sturm anspricht. Schön, dass er heute wenigstens ein paar. Minuten bekam.
Emir Sahiti (bis 69.): Mutig war es zuletzt – und er wird noch mutiger! Das gefällt mir, denn so entwickelt er sich beim HSV zu der Verstärkung, die man in ihm sah. Heute fehlte die letzte Entschlossenheit, aber er spielte sehr mannschaftsdienlich, arbeitete defensiv mit. Note: 3
Ransford Yeboah Königsdörffer (bis 62.): Hätte er getroffen, hätte ich ihn an dieser Stelle gelobt. Dass er fleißig war und mit seinem geblockten Torschuss das 1:0 mit-initiierte, ist auch positiv zu erwähnen. Aber insgesamt war das mehr als unglücklich. Note: 3,5
Robert Glatzel (ab 63.): Hätte fast direkt nach seiner Einwechslung getroffen. Zumindest demonstrierte er sofort wieder Torgefahr, und traf dann auch im dritten Anlauf per Kopf! Was für eine geile Geschichte!! Um diesen Aufschwung zu unterstützen: Note: 2
Robert Glatzel trifft per Kopf zum entscheidenden 3:0 für den HSV beim 1. FC Nürnberg. Foto: WITTERS
Trainer Merlin Polzin: Er gab dieser Mannschaft Stabilität geschenkt und bleibt vorbildlich ruhig in allen Phasen. Zudem schafft er es immer wieder mit seine Cotrainern, diese Mannschaft trotz schwerer wiegenden Ausfällen unverändert auf ! Polzin ist das, was Dompé, Selke, Glatzel und Co. auf dem Platz sind – ein positiv-entscheidender Unterschied zur Konkurrenz. Note: 2
Gelbe Karten: Janisch, Seidel, Jander, Emreli / Dompe, Reis
Gelb-Rote Karten: – / –
Rote Karten: Antiste / –
STIMMEN ZUM SPIEL:
Robert Glatzel: Ich freue mich natürlich riesig über mein Tor, zumal ich davor schon eine sehr gute Chance hatte. Da dachte ich erst, heute wäre vielleicht nicht mein Tag, aber dann hat es ja doch noch geklappt. Das war eines meiner emotionalsten Tore nach dieser langen Verletzungspause. Das wollte ich unbedingt mit den Fans in der Kurve feiern, deshalb musste ich mich erstmal noch von den Kollegen losreißen, um zu den Fans laufen zu können und dort dann auch mit der Mannschaft weiterzufeiern. das war ein ganz besonderer Moment für mich! Mit diesem Tor war dann auch der Deckel drauf, das ist das Entscheidende. Denn der Mannschaftserfolg steht über allem.
Ludovit Reis: Es war ein sehr wichtiger Sieg für uns nach einer sehr guten Trainingswoche. Wir haben in Spanien intensiv gearbeitet, haben an den Details gearbeitet und sind sehr positiv miteinander. Das hat man heute im Spiel gesehen. Der Spielverlauf war für uns natürlich positiv, aber entscheidend war, das wir auch in Überzahl immer weitergemacht und nie nachgelassen haben und weiter auf das nächste Tor gegangen sind. Dass Bobby dann noch dieses Tor macht, ist der Bonus auf diesem Sieg! Wir sind einfach eine sehr gute Einheit und wie eine Familie – als Mannschaft und vor allem auch mit den Fans.
Sebastian Schonlau: Es war ein gutes Spiel und ein verdienter Sieg. Gerade in der zweiten Hälfte hatten wir viele gute Chancen und hätten den Sack auch früher zumachen können. Aber das wollen wir nicht kritisieren, denn es war ein richtig guter Nachmittag für uns und von vorn bis hinten eine gute Leistung. Uns war auch nach dem Platzverweis bewusst, dass wir weitermachen müssen, man hat ja auch in der Phase gesehen, wie gut Nürnberg Fußball spielen kann. Aber aus dieser kurzen Phase haben wir uns schnell rausgearbeitet und haben bis zum Ende eine sehr konzentrierte Leistung gezeigt. Und dass Bobby dann am Ende auch noch trifft, ist einfach nur schön.
Lukasz Poreba: Ich bin extrem froh, dass wir gewonnen haben. Und vor allem auch darüber, wie gut wir gespielt haben. Dass ich dabei von Anfang spielen durfte, war für mich natürlich umso schöner. Ich war nicht nervös, ich weiß, was ich auf dem Platz zu tun habe und war sehr fokussiert, um der Mannschaft mit meiner Performance bestmöglich zu helfen. Es ist schön, dass wir das heute so gut hinbekommen haben, es war ein sehr fokussierter und guter Auftritt und der Sieg absolut verdient.
HSV-Trainer Merlin Polzin: Wir können als HSV heute sehr zufrieden sein. Wir wussten, welch schweres Spiel uns heute erwarten wird, weil die Art und Weise, wie der 1. FC Nürnberg Fußball spielt, herausfordernd ist. Wir konnten früh in Führung gehen und hatten auch mit der Roten Karte das Momentum auf unserer Seite. Die Phase danach hat mir weniger gut gefallen. Wir haben in der Halbzeit angesprochen, dass es nicht darum geht, das Ergebnis zu verwalten, sondern unsere Tugenden auf den Platz zu bringen. Das haben wir im zweiten Durchgang deutlich besser gemacht. Wir haben es auch geschafft, mal wieder nach einer Ecke erfolgreich zu sein. Es war unser achtes Eckballtor. Das ist wichtig in unserem Spiel.
Nürnbergs Trainer Miroslav Klose: Die frühe Rote Karte geht grundsätzlich in Ordnung, das kann man schon so sagen, aber natürlich hat sie entscheidenden Einfluss auf unser Spiel genommen. Dennoch haben wir auch in Unterzahl versucht, Fußball zu spielen, aber so war es natürlich schwer. Zudem sind noch einige weitere Entscheidungen gegen uns ausgefallen, die ich so nicht verstehen kann. Am Ende war heute für uns gegen einen starken Gegner und bei diesem Spielverlauf nicht mehr drin.
Er wollte nicht zu weit vorpreschen. Auf der Pressekonferenz vor dem Auswärtsspiel sprach Merlin Polzin zunächst nur von einer „Vorsichtsmaßnahme“. Als er dann aber erneut und gesondert auf den Zustand von Jean-Luc Dompé angesprochen wurde, klang jedoch eine gewisse Unsicherheit beim Übungsleiter durch: „Er hat versucht, im Trainingslager auf die Zähne zu beißen und jede Einheit mitzumachen. Das hat gestern zum Ende hin einfach nicht mehr gepasst, was aber auch völlig okay ist. Wir haben heute alles dafür getan, dass er bestmöglich versorgt ist, aber ganz genau abschätzen kann ich es natürlich noch nicht.“ Der klare Plan bleibe jedoch ein Einsatz in Nürnberg: „Für mich war es heute eher eine Vorsichtsmaßnahme, um ihn morgen wieder auf dem Platz zu haben. Das ist auch definitiv das Ziel, damit er Samstag aufläuft und uns hilft, bei der herausfordernden Aufgabe bestehen zu können. Aber auch da wollen wir mit ihm in der Absprache sein, was Sinn ergibt.“
Warum die Nachfragenden so hartnäckig waren? Ganz einfach: Es waren Kinder, die fragten. Polzin saß auf dem Podium im Presseraum des Volksparkstadions und blickte auf zahlreiche Kinder, die dort ihren „Girls and Boys Day“ verbrachten und im Anschluss noch vom HSV zu einer Stadiontour eingeladen wurden. Starke Aktion, wie ich finde! Wobei sich die Mädels und Jungs das nach den vielen starken Fragen auch absolut verdient hatten.
Meffert-Einsatz entscheidet sich kurzfristig
Doch noch bevor die jungen Fußballfans ihre Fragen stellen durften, klärte Polzin für die Profi-Fragesteller von den Medien schon einmal die wichtigste Personalie für das Spiel am Sonnabend beim 1. FC Nürnberg: Kann Mittelfeld-Stabilisator Jonas Meffert nach seinem Nasenbeinbruch im Kurz-Trainingslager auf Mallorca spielen? „Da müssen wir ehrlicherweise schauen, wie das zum Wochenende hin aussieht“, sagte der Cheftrainer des Tabellenzweiten – einen Tag vor eben diesem Wochenende. „Er wurde gemeinsam mit der medizinischen Abteilung bestmöglich versorgt. Das ging alles relativ zügig.“ Nun müsse von Tag zu Tag geschaut werden, was für mich nicht danach klingt, dass es klappt. Und das wäre ein harter Ausfall, da Daniel Elfadli (hoffentlich!!) in der Innenverteidigung gebunden ist, nachdem er dort zuletzt für Stabilität sorgte.
Wer für Meffert einspringen könnte? Als erster Spieler kommt mir Lukasz Poreba in den Sinn, der trotz immer wieder sehr ansprechender Leistungen nach seinen Einwechslungen wiederholt keine Chance vom Trainerteam bekam. Der junge Mittelfeldspieler dürfte darauf brennen, endlich mal von Beginn an zu spielen. Zudem könnte er zusammen mit Ludovit Reis eine gute Doppelsechs abbilden, wobei sich beide jeweils den Rücken freihalten, sobald einer von ihnen den Weg in die Offensive sucht. Denn Poreba hat deutlich mehr Offensivpotenzial als Meffert, der eher als reiner Ausputzer agiert.
Polzin hofft weiterhin, auf seinen Routinier zurückgreifen zu können. Wie wichtig der 30-jährige Meffert im defensiven Mittelfeld ist, zeigt sich schon daran, dass er in seinen 23 Spieleinsätzen in dieser Saison 23-mal in der Startelf stand. „Wenn Meffo es bis Samstag schaffen sollte beziehungsweise wenn es Sinn ergibt, dann wollen wir natürlich auch, dass er zum Kader zählt und dann auch seine Leistung bringt, wie er es in der Vergangenheit gemacht hat“, betonte Polzin. Aber es werde auch definitiv kein Risiko eingegangen, „weil wir natürlich auch um die Bedeutung der kommenden Spiele wissen. Für mich ist einfach wichtig, dass – wenn er mit einer Maske aufläuft – er trotzdem optimal seine Leistung bringt und nicht eingeschränkt ist.“ Spätestens zum nächsten Heimspiel am Freitag kommender Woche gegen Eintracht Braunschweig soll Meffert wieder einsatzbereit sein.
Hadzikadunic-Einsatz erscheint eher unwahrscheinlich
Aber Meffert ist defensiv leider nicht der einzige potenzielle Ausfall vor der Partie beim 1. FC Nürnberg, der seinerseits Personalprobleme hat. Auch Innenverteidiger Dennis Hadzikadunic, der sich im vergangenen Spiel gegen die SV Elversberg an der Schulter verletzt hatte, droht auszufallen. Ehrlich gesagt ist dessen Ausfall für mich schon fast sicher.
Dass Polzin die Abwehr umbauen muss, sieht er nicht als echtes Problem. „Das macht mir ehrlicherweise richtig viel Spaß, immer wieder die Breite des Kaders zu betonen“, sagte der junge Trainer. „Nicht nur in dem Moment, in dem alle zur Verfügung stehen, sondern auch in dem Moment, in dem der ein oder andere Ausfall zu erwarten ist.“ Eine mögliche Alternative zu Meffert könnte – wie gesagt – Lukasz Poreba sein. Aber auch Marco Richter kommt infrage. Daniel Elfadli, der ebenfalls auf der Sechs spielen kann, spielte zuletzt in der Innenverteidigung mit Hadzikadunic und stabilisierte die Abwehr.
Für Richter spricht, dass er zuletzt in Magdeburg auf dieser Position zu gefallen wusste. Aber er ist zweifellos die offensivere Lösung, und die Frage, wie offensiv man auftreten sollte, dürfte hier auch für Polzin entscheidend sein. Der HSV-Coach: „Es gibt sicher Gründe dafür, dass Lukasz Poreba da spielt, weil er einfach auf der haltenden Sechser-Position das Spiel gut steuern kann und er immer wieder im Pressing Momente findet, um die Achter zu unterstützen. Marco hat das Ganze in Magdeburg gespielt und da einen richtig guten Eindruck hinterlassen, ist aber eher eine offensive Variante.“
Poreba wird wichtig – weil die Mannschaft ein Wechsel-Veto einreichte
Und wie die BILD-Kollegen berichten, hat diese Personalie eine interessante Vorgeschichte. Denn es ist gerade mal einen Monat her, dass der Pole vor einem Wechsel zum MLS-Klub Vancouver Whitecaps stand – bis sogar das HSV-Team ein Wechsel-Veto einlegte! Sowohl Vorstand, Trainerteam als auch Mannschaft bestanden darauf, Poreba zu halten, um dem möglichen Aufstieg alles unterzuordnen. Für Poreba eine ebenso bittere Absage wie ein erfreulicher Hintergrund! Zumindest weiß er seither, dass er hier beim HSV trotz seines Dauerreservisten-Daseins eine hohe Wertschätzung erfährt.
Und auch unser heutiger Special Guest im neuen Gegner-Check lobt den Polen und sieht ihn als logischen Ersatz, sollte Meffert ausfallen. Aber nicht nur das: David Jarolim sieht den HSV durch das junge Trainerteam das erste Mal auf einem wirklich vielversprechenden Weg und glaubt daran, dass den HSV in Nürnberg ein ziemlich wildes Spiel mit vielen Toren erwartet. „Jaro“ hat auf jeden Fall Respekt vor der Mannschaft, für die er vor seiner Zeit beim HSV auflief. „Beide Mannschaften sind in der Lage, sich viele Chancen zu kreieren. Es wird auf jeden Fall kein 1:0 oder 1:1 …“
Jarolim sieht Nürnberg spielerisch stark und glaubt an „ein wildes Spiel“
Diesen Respekt vor dem FCN und dessen prominenten Trainer Miroslav Klose teilt auch Polzin. Die Nürnberger sind aktuell die drittbeste Rückrunden-Mannschaft. „Sie sind extrem heimstark und es macht einfach richtig Spaß, ihnen zuzuschauen und die Entwicklung unter der Leitung von Miroslav Klose zu sehen. Es ist eine Mannschaft, die einfach viel Freude bereitet“, sagte er, und Jaro ergänzt: „Der FCN hat viel fußballerische Qualität.“ Apropos: Im neuen Video spricht Jarolim auch über einen Spieler im HSV-Kader, dem er noch eine große Karriere zutraut. Wer das ist? Hört mal rein!
In diesem Sinne hoffen wir mal, dass der HSV in Zukunft von schweren Verletzungen verschont bleibt und dass sowohl Dompé (sein Einsatz scheint am wahrscheinlichsten zu sein) als auch Jonas Meffert und Dennis Hadzikadunic spielen können.
So kann es kommen. Eben noch diskutieren wir die Bedeutung von Jonas Meffert für den HSV – und schon droht er auszufallen. Nach einem Zusammenprall mit Emir Sahiti brach sich der Mittelfeldspieler die Nase und musste operiert werden. Im Universitätsklinikum Eppendorf wurde Meffert heute bereits erfolgreich operiert und durfte das Krankenhaus anschließend wieder verlassen. Ob er am Wochenende in Nürnberg spielen kann? Eher unwahrscheinlich. Das weitere Vorgehen hänge davon ab, wie schnell die Schwellung im Gesicht des 30-Jährigen zurückgeht, hieß es seitens des HSV, der heute vom Mallorca-Trip zurückkehrt.
Neben der unglücklichen Meffert-Verletzung gab es noch einen präventiven Trainingsabbruch von Jean-Luc Dompé sowie den krankheitsbedingten Ausfall von Selke, der aber bis Nürnberg wieder fit sein dürfte. Dennoch kehrte das Team heute mit einigen positiven Eindrücken aus dem Kurztrainingslager zurück.
Wie sinnvoll war dieses Trainingslager für den HSV, wird noch immer sehr kontrovers diskutiert. Ich persönlich habe den Eindruck, dass es sehr wirksam war, wenn man hört, wie die Mannschaft vor Ort noch enger zusammengewachsen ist. Fakt ist: Die Spieler haben deutlich mehr Zeit miteinander verbracht, als sie es in Hamburg getan hätten. Zudem gab es sehr intensive Einheiten – auch verbal. Tom Mickel beispielsweise stauchte seine Mitspieler auf dem Platz zusammen, nachdem die Mannschaft nicht ordentlich nach hinten gearbeitet hatte. Schonlau wurde ebenfalls laut, als die Außenverteidiger zu viele Flanken zuließen.
Und das ist gut. Sehr gut sogar! Denn wie eigentlich jedes Team braucht auch der HSV diese Reibungen, um fokussiert zu bleiben. Um das bis Saisonende zu sichern, haben sich die Führungsspieler zudem im Trainingslager zusammengesetzt und noch einmal intensiv ausgetauscht, worauf es in den nächsten Wochen ankommt. Einer der Punkte war hierbei auch das Verhalten in Trainingseinheiten – mit den nun erlebten Folgen, die in der richtigen Dosierung absolut leistungsfördernd sind. Zumindest kenne ich es noch aus meiner Amateurzeit: Erfolge machen zunächst hilfreich selbstbewusst – aber auf Dauer auch mal zu schnell zufrieden. Wachrüttler wie die Ausbrüche von Mickel und Schonlau im Training sind dabei sehr wirkungsvoll, damit niemand zu selbstzufrieden wird.
Solche Momente nenne ich übrigens „Führung“, denn sie lenken den Fokus der Mannschaft aufs Wesentliche: darauf, nichts für selbstverständlich zu erachten und weiter Vollgas zu geben.
Einer, der sowieso brennt wie Zunder, ist Robert Glatzel. „Als ich Ende November meine Krücken wegwerfen konnte, Anfang Januar das erste Mal wieder Fußballschuhe anzog sowie leichtes Individualtraining absolvierte und im Februar wieder ins Mannschaftstraining einstieg, war das ein unbeschreibliches Gefühl. Als ich dann mein erstes Trainingstor erzielte, habe ich es nie zuvor so laut bejubelt. Jetzt hoffe ich auf den Aufstieg mit dem HSV, denn die Lust auf die Bundesliga ist groß“, erklärte er in der SportBild. Auf dem Weg dahin sei das Trainingslager auf Mallorca sinnvoll gewesen. „Weil man als Mannschaft nochmals enger zusammenrückt, dort hart und konzentriert – aber auch mit der entsprechenden Freude – arbeitet“, so der Stürmer. „Doch wir wissen auch: Ist das Ergebnis in Nürnberg am Samstag nicht positiv, wird es uns negativ ausgelegt.“
Und ich frage nicht nur mich, sondern auch euch: Ist das wirklich automatisch so? Ich kann es mir für meinen Teil nicht vorstellen. Zudem waren die üblichen, täglich berichtenden Medien mit der größten Reichweite ohnehin vor Ort und konnten sich selbst davon überzeugen, dass gut trainiert wurde und der Trip für das Teambuilding zuträglich war.
Warum also sollte man Kritik am Trainingslager akzeptieren? Nur weil das Ergebnis nicht stimmt? Muss man einen Sieg in Nürnberg wirklich fest einplanen können?
Ich tue mich mit diesem Denken schwer, da es voraussetzt, dass der HSV besser ist als alle anderen. Das kann er sicher sein – aber eben auch nur, wenn er an sein Leistungslimit kommt und parallel der Gegner nicht über sich hinauswächst, so wie es Elversberg zuletzt im Volksparkstadion getan hat. „Die 2. Liga ist so eng, jedes Wochenende ist alles möglich. Da muss man dranbleiben. Wenn der 1. FC Köln und der HSV ihre Aufgaben erfüllen und ihren Job machen, dann werden alle anderen keine Chance haben“, sagt indes Hannover-96-Coach André Breitenreiter und bezieht den 1. FC Köln in seine Rechnung mit ein: „Sie haben mit Abstand die besten Voraussetzungen in allen Bereichen“, so der ehemalige HSV-Profi weiter.
Wichtig ist und bleibt aber, dass der HSV intern anders tickt als der eine oder andere Fan. Mein Bruder plant beispielsweise schon eine große Party vor und nach dem letzten Heimspiel gegen den SSV Ulm – wovor ich ihn heute gewarnt habe, als er mir davon erzählte. Die Mannschaft hingegen – und das dürfte dieses Trainingslager noch einmal verdeutlicht haben – weiß sehr wohl, dass sie immer nur von Woche zu Woche denken darf. Frei nach Sepp Herberger: Das nächste Spiel ist immer das schwerste. Zumal dann, wenn der psychische Druck in der Saisonschlussphase noch einmal ansteigt …
Apropos Druck: Den dürfte auch Sebastian Schonlau verspüren. Mindestens in Nürnberg wird er Dennis Hadzikadunic vertreten müssen. Und er weiß, dass er von Fans wie Verantwortlichen besonders beobachtet wird. Heute kamen meine Kollegen vom Hamburger Abendblatt mit einem pikanten Vertragsdetail um die Ecke: Eine Vertragsverlängerung um zwei Jahre tritt automatisch in Kraft, wenn Schonlau in fünf der letzten sieben Spiele mindestens 45 Minuten auf dem Platz steht.
Eine Klausel, die so absurd ist, dass ich sie zuerst gar nicht glauben wollte. Wie um Himmels willen kommen ein Sportvorstand Jonas Boldt samt Sportdirektor Claus Costa auf die Idee, einem Spieler eine automatische Vertragsverlängerung um zwei Jahre zu gewähren, dessen Erstligatauglichkeit längst nicht gesichert ist?
Unfassbar …
Dennoch möchte ich die Worte von Stefan Schnoor aus unserem letzten Talk noch einmal aufgreifen: Sebastian Schonlau braucht jetzt den Zuspruch und das Vertrauen aller Beteiligten – insbesondere seitens der Fans. Denn nur dann kann er dem HSV mit seinen Mitteln maximal helfen. Deshalb werde ich das an dieser Stelle auch so handhaben und noch einmal betonen, was ich immer schon gesagt habe: Beim HSV mag es aktuell formstärkere Innenverteidiger geben, aber Schonlau ist auf Zweitligaebene immer noch ein überdurchschnittlich guter Verteidiger.
In diesem Sinne, bis morgen!
Da melde ich mich wieder mit einem neuen Talk – inklusive eines echten Special Guests! Das wird gut!! Ich freue mich auf jeden Fall jetzt schon darauf!
Der H SV hat im Kurztrainingslager auf Mallorca bei strahlendem Sonnenschein seine erste Trainingseinheit absolviert. Auf dem Gelände von RCD Mallorca musste Trainer Merlin Polzin auf Immanuel Pherai und Dennis Hadzikadunic verzichten. Pherai blieb mit Fieber im Hotel, Hadzikadunic verfolgte das Training vom Seitenrand. Der Abwehrspieler hatte sich beim 0:0 gegen die SV Elversberg die Schulter ausgekugelt. Doch der erste Eindruck war sehr positiv. Coach Merlin Polzin über die intensive Einheit am Montag: „In unserer Trainingsstruktur war das der Reinkomm-Tag. Da brauchst du nach einem freien Tag eigentlich Zeit, musst wieder in Bewegung kommen, und es ist ein bisschen schläfrig alles. Heute war das definitiv nicht so.“
Als Gründe dafür nannte er auch die Sonne, die sommerlichen Temperaturen sowie das feine Geläuf des RCD Mallorca, auf dessen Anlage sich der HSV eingebucht hat. „Da haben die Sonne und der Platz dazu beigetragen, dass wir viel Energie hatten, dass es richtig geil war. Das hat mir gut gefallen. Und das wird morgen noch knackiger.“
Ist das Trainingslager sinnvoll? Ja, so auf jeden Fall!
Ich weiß, dass viele über die Sinnhaftigkeit dieses Trainingslagers diskutieren. Auch ich habe in unserer Montagsanalyse unseren Experten und Ex-Profi Stefan Schnoor gefragt. Seine Antwort sowie seine Begründung waren eindeutig positiv, wie ihr im Video sehen und hören könnt. Und auch mich hat er überzeugt, zumal ich weiß, dass das Trainerteam derlei Maßnahmen immer wieder ergreift, um die Mannschaft enger zusammenzuführen. Das kommt intern sehr gut an. „Wir wollen bewusst aus dem Trainingsalltag in Hamburg raus und uns mit intensiven und fokussierten Einheiten auf den Endspurt einstimmen sowie an zahlreichen Details arbeiten“, hatte Polzin vor dem Abflug gesagt. „Dazu werden wir auch bewusst viel Zeit miteinander verbringen, um als Team noch enger zusammenzurücken.“
Und genau das passierte auch gleich heute. Am freien Nachmittag setzten sich die Führungsspieler zusammen und besprachen sich. Mit dabei: Kapitän Sebastian Schonlau, seine Vizes Ludovit Reis und Jonas Meffert, Daniel Elfadli, Miro Muheim, die Stürmer Robert Glatzel und Davie Selke sowie die Torhüter Daniel Heuer Fernandes und Tom Mickel. Mittelfeldmann Reis über die Versammlung der Führungsspieler: „Wir reden über unsere Details, was wir besser machen müssen oder auch was schon gut war. Das gibt uns ein gutes Gefühl und hilft uns.“ Vor allem tun sie das proaktiv, was dem Ganzen noch mal ein Stück weit mehr Substanz verleiht.
„Solche Trainingslager waren bei uns früher gang und gäbe“, sagt Schnoor in der Spieltags-Analyse heute. Und im Gespräch verriet er mir, dass solche Trainingslager immer auch dafür genutzt wurden, mannschaftsintern Themen anzusprechen und gegebenenfalls zu klären – genau wie heute beim HSV. Und das gefällt mir. Sehr sogar.
Was passiert in der Causa Selke?
Ebenfalls ein Thema sein wird der neue Vertrag von Davie Selke, der heute auf dem Trainingsplatz immer wieder Kommandos gab und seine Mitspieler animierte, mehr zu geben. Zu den offenbar nicht gänzlich einfachen Verhandlungen machen beide Seiten gute Miene, wie auf dem Bild zu erkennen ist. Und so sehr ich mich auch bei Selkes Verpflichtung geirrt habe, so sicher bin ich mir, dass er aktuell einer der wichtigsten Spieler im Team ist – auf und neben dem Platz. Sollte er daraus aber unmittelbar einen übermäßigen Vorteil ziehen wollen, würde das meinen positiven Eindruck ein Stück weit relativieren.
Denn: So gut wie möglich zu verhandeln, ist das eine – das ist legitim. Allen zu erzählen, was für eine Herzensangelegenheit der HSV schon geworden ist, und parallel das Gehalt fast verdoppeln zu wollen, ist dagegen etwas anderes. Zumal sich bei Selke wie bei den allermeisten HSV-Spielern die Frage stellt, ob sie für einen etwaigen Aufstieg auch noch die richtigen sind. Denn eines ist klar: Verträge in Richtung der zwei Millionen Euro kann niemand für einen Verbleib in der Zweiten Liga ernsthaft fordern. Aber diese Personalie diskutieren wir gern ausführlich, wenn wir belastbare Zahlen haben. Aktuell wird in der Causa Selke definitiv noch zu viel spekuliert…
In diesem Sinne euch allen jetzt erst einmal einen schönen, erfolgreichen Start in die Woche!