HSV beim 1. FC Köln: Traditionsduell mit Erstliga-Feeling – und einer klaren Mission

HSV beim 1. FC Köln: Traditionsduell mit Erstliga-Feeling – und einer klaren Mission

Endlich wieder Auswärtsspiel, endlich wieder Bundesliga-Feeling pur – und was für eins! Wenn der HSV am Sonntag (15.30 Uhr, DAZN) beim 1. FC Köln antritt, dann ist das kein normales Aufsteigerduell. Es ist das Treffen zweier Traditionsklubs mit Erstliga-Anspruch, die beide den festen Willen haben, sich dauerhaft im Oberhaus zu etablieren. Das spürt man auf dem Rasen, auf den Rängen und in der ganzen Stimmung rund um dieses Spiel. zu dem gefühlt jeder will und die allermeisten aus meinem Umfeld auch fahren. Geile Nummer – hoffentlich wird das Spiel auch so…

Die Voraussetzungen dafür sind gut. Beide Vereine überraschen die Liga aktuell – jeweils auf ihre Weise. Der FC mit Ruhe und Stabilität in einem sonst so unruhigen Umfeld, der HSV mit einer beeindruckenden Entwicklung nach dem schwachen Start. Nach drei sieglosen Spielen und null Toren hat sich die Mannschaft von Merlin Polzin gefangen, wirkt mittlerweile strukturell gefestigt und taktisch gereift. Gerade defensiv hat das Team sein Modell gefunden: die Dreier-/Fünferkette steht, das Mittelfeld arbeitet geschlossen, und nach vorne hat der HSV alle Optionen, das Spiel immer wieder auf di Bedürfnisse anzupassen.

Dompé zurück, Glatzel trifft wieder – HSV mit breiter Brust nach Köln

Besonders erfreulich in diesem Zusammenhang: Jean-Luc Dompé ist nach seiner Achillessehnenpause wieder fit und zurück im Team. Der Franzose steht vor seinem 100. Pflichtspiel im HSV-Trikot – und genau seine Kreativität und sein Tempo haben zuletzt beim Pokalerfolg in Heidenheim noch gefehlt. Mit ihm bekommt das Hamburger Offensivspiel wieder jene Unberechenbarkeit, die den HSV so stark macht. Dass er vor einem Jahr ausgerechnet beim Spiel in Köln den Siegtreffer vorbereitete, passt da perfekt.

In unserem Analyse-Talk mit Ex-Profi und HSV-Experte Stefan Schnoor haben wir übrigens einen etwas anderen Lösungsansatz diskutiert – wie der HSV seine Offensivkraft künftig noch gezielter einsetzen kann. Schnoor sieht besonders in der Verbindung zwischen Flügeln und zentraler Offensive noch ungenutztes Potenzial. Und genau das könnte gegen Köln entscheidend werden: Dort, wo der FC gerne aggressiv presst, kann der HSV mit seiner neuen Flexibilität zuschlagen.

Apropos vorne: Da ist natürlich Robert Glatzel, der Pokalheld von Heidenheim. Erst aussortiert, dann eingewechselt – und schließlich zum Sieg getroffen. Glatzel ist wieder da! Und auch wenn er am Sonntag wohl zunächst auf der Bank sitzen wird, zeigt sein Beispiel, wie breit und vielseitig der HSV inzwischen aufgestellt ist. Denn neben Glatzel drängen Spieler wie Königsdörffer, Rössing-Lelesiit oder wie von unserem Experten Stefan Schnoor ins Spiel gebracht, auch Rayan Philippe nach vorn. Es ist dieser Konkurrenzkampf, der den Klub stärker macht – und der dafür sorgt, dass die Mannschaft heute stabiler, geschlossener und fokussierter wirkt als noch zu Saisonbeginn.

Köln selbst? Ebenfalls stark gestartet, diszipliniert und taktisch klug – aber verletzungsgeplagt. Hübers, Thielmann und van den Berg fehlen, und doch hat sich das Team von Lukas Kwasniok in der Bundesliga Respekt erarbeitet. Es ist also angerichtet für ein Spiel, das alles hat, was man sich wünschen kann: Tradition, Leidenschaft, sportliche Qualität – und zwei Klubs, die sich gegenseitig nichts schenken werden.

Das wird ein Spiel, das nicht nur nach Fußball riecht, sondern nach Erstliga-Zukunft

Und der HSV? Der fährt mit Selbstvertrauen, mit klarer Struktur – und mit Vorfreude. Die Mannschaft wirkt gefestigt, der Teamspirit ist da, die Fans stehen wie eine Wand dahinter. Köln mag Karneval können – Hamburg kann Emotion, Zusammenhalt und Leidenschaft. Das wird ein Spiel, das nicht nur nach Fußball riecht, sondern nach Erstliga-Zukunft. Umso wichtiger sind diese Punkte für beide Teams. Also: Daumen drücken, mitfiebern, anfeuern!

Scholle

HSV-Torjäger Glatzel meldet sich zurück – aber bleibt Königsdörffer die Nummer eins?

HSV-Torjäger Glatzel meldet sich zurück – aber bleibt Königsdörffer die Nummer eins?

Moin zusammen,

der HSV ist im Achtelfinale des DFB-Pokals und hat auf ein neues zu-null gespielt. Die Defensive macht nach wie vor Schritte nach vorne, das Spiel des HSV war wieder sehr souverän. Bis zum Strafraum sieht das alles schon ganz vernünftig aus. Allerdings hakt es nach wie vor beim Abschluss der Angriffe. Es gab ja schon länger die Diskussion um Königsdörfer und Glatzel. Diese wurde nach dem Spiel in Heidenheim und dem Tor von Glatzel natürlich nochmal angeheizt. Und ich kann den Grundsatz verstehen, schließlich kam Glatzel rein, nahm sich den Elfmeter und verwandelte ihn eiskalt. Eine schöne Geste und es freut mich für Glatzel, dass er nach seiner Nicht-Nominierung am Samstag nun auf den Platz kommt und auch gleich trifft. Allerdings sehe ich Glatzel am Wochenende nicht in der Startelf, vielleicht auch wieder ohne Einsatzzeit.

Das System hat sich geändert

Glatzel erzielte für den HSV in der 2. Liga 73 Tore. Und auch letztes Jahr war Glatzel bis zu seiner Verletzung drauf und dran, sich die Torjäger-Kanonen zu sichern. Doch anders als jetzt war das Spielsystem in der 2. Liga auf Glatzel und sein Spielerprofil ausgelegt. Nicht ohne Grund konnte Selke Glatzel in der letzten Saison quasi 1 zu 1 ersetzen. Doch nun hat sich das Spielsystem geändert. Der HSV setzt vermehrt auf die Defensive und auf Umschaltsituationen. In der Offensive geht es darum, schnell umzuschalten und die Räume richtig zu besetzen. Es geht dabei vor allem um Tempo und Laufwege. Dies ist auch der Grund, warum Königsdörffer in dieser Saison meistens von Anfang an startet. Der HSV muss in den meisten Spielen davon ausgehen, eher defensiv zu stehen und dann über Umschaltmomente zu Chancen zu kommen. Nicht ohne Grund versuchte man im Sommer, offensiv vor allem im Aspekt des Tempos nachzurüsten.

Die Diskussion um Königsdörffer ist nach den ersten 8 Spielen in Bezug auf seine Ausbeute verständlich. Man muss dieses Thema aber differenziert betrachten. Königsdörffer macht viel fürs Spiel und ist häufig auch der Grund, warum seine Mitspieler zu Torchancen kommen. Gegen Mainz beim 2:0 macht Königsdörffer den Ball außen fest, schlägt die Flanke und leitet das Tor ein. Nur der Kontakt von Hanche-Olsen verhindert hier bereits Königsdörffers erste Vorlage.  

Der Elfmeter gegen Wolfsburg entsteht nur, weil Königsdörffer mit seinem Lauf den letzten Verteidiger von Lokonga wegzieht. Am Ende muss Zehnter mithelfen und foult Lokonga. Das sind alles Dinge, die Königsdörffer mit seinen Läufen provoziert. Und ich denke, das ist auch der Grund, warum Königsdörffer in den nächsten Spielen wieder von Anfang an spielen wird.

Glatzel und Poulsen sind sicher Spieler, die auf ihre Spielzeit kommen werden. Vor allem wenn der HSV zu Hause gegen Augsburg oder Gladbach spielt, wird Glatzel auf eine Spielzeit kommen. Aber ich denke, vor allem in den Spielen in Köln und gegen Dortmund wird wieder Königsdörffer spielen. Das HSV-Spiel wird sich in diesen Spielen wieder auf die Umschalt-Momente fokussieren und nicht über 60–70 Minuten den Ball dominieren und auf Flanken setzen. Dieses Spiel ist das, wo es einen Poulsen oder Glatzel braucht, aber nicht in den Spielen gegen Dortmund und Köln.

Mehr Variabilität

Der HSV hat sich bewusst dazu entschieden, mehrere Stürmer-Typen im Kader zu haben. Für die Heimspiele, in denen man davon ausgehen kann, dass man den Ball dominiert, kann ich mir gut vorstellen, dass man auf Glatzel setzt. Vor allem, weil Glatzel am Dienstag gezeigt hat, dass er auf den Punkt da ist. Im Normalfall sammelt Glatzel in dem Spiel nämlich noch einen Assist. Sicherlich wird er auf seine Einsatzzeiten kommen, vor allem wenn der HSV zum Ende eines Spiels noch einmal Druck aufbauen muss. Er hat jetzt Selbstvertrauen gesammelt und er wird dem HSV weiterhelfen, aber momentan nicht von Anfang an. Denn darauf ist das Spielsystem nicht ausgelegt.

Eigentlich ist diese Diskussion etwas Positives für den HSV. Denn man hat 3 Stürmer-Profile, mit denen man sich dem Gegner anpassen kann. Bei tiefstehenden Gegnern kann man auf Glatzel setzen, wenn es ums Anlaufen geht, hat man Poulsen, und für Umschaltmomente hat man Königsdörffer. Allen drei fehlt noch ein Tor in dieser Bundesliga-Saison, aber ich bin mir sicher, dass alle ihre Leistungen bringen, wenn sie mal ihr erstes Tor geschossen haben.

Tom

HSV-Offensive stockt: Polzin zwischen Loyalität, Trotz und Erkenntnis

HSV-Offensive stockt: Polzin zwischen Loyalität, Trotz und Erkenntnis

Dieser 1:0-Sieg in Heidenheim fühlt sich gut an. Trotz des umstrittenen Elfers, der letztlich den Sieg brachte. Weil es ein verdienter Sieg war. Und dieses wichtige Weiterkommen im DFB-Pokal kann sich im doppelten Sinne auszahlen, denn es hat dem HSV im Angriff wieder eine Option geöffnet, die zuletzt verschlossen schien. Denn es gab zuletzt auch Niederlagen, die unnötig waren. Unnötig, weil der HSV jeweils die bessere oder mindestens gleichwertige Mannschaft war. Das waren Niederlagen, die sich einfach nur schlimmer anfühlten, als sie auf dem Papier stehen. Das 0:1 gegen Wolfsburg zum Beispiel. Ein Spiel, das der HSV über weite Strecken dominierte, kontrollierte, bestimmte – und trotzdem verlor. 25:5 Torschüsse, 31:3 Flanken, klare Überlegenheit. Und doch blieb der Ertrag gleich null. Ärgerlich hoch hundert. Denn das ist bitter, aber auch gefährlich. Wer so viel investiert, so dominant auftritt und am Ende trotzdem ohne Punkt dasteht, muss sich nicht neu erfinden – aber sehr genau hinschauen.

Ransford Königsdörffer verkörpert derzeit das HSV-Offensivproblem in seiner kompliziertesten Form. Der 24-Jährige arbeitet, läuft, kämpft, öffnet Räume und übernimmt Verantwortung. Sein verschossener Elfmeter gegen Wolfsburg war kein Zeichen von Schwäche, sondern von Mut. Zum falschen Zeitpunkt – aber eben der Mut, Verantwortung für den HSV übernehmen zu wollen. Auch deshalb darf sich die Debatte um ihn nicht verselbstständigen. Sie war zuletzt schon völlig überhöht.

Königsdörffer steht im Mittelpunkt – aber er darf nicht zum Symbol werden

Seine Leistungen müssen sachlich bewertet werden – ohne die ständigen Nebengeräusche von außen. Denn genau hier lauert die größte Gefahr: Wenn öffentliche Diskussionen zu laut werden, wenn Medien, Fans oder Stimmen aus dem Umfeld beginnen, Entscheidungen zu diktieren, entsteht Druck. Und dieser Druck führt oft zu einer Form von Trotz bei Trainern – gerade auf diesem hohen Niveau. Für sie käme ein Umdenken einem Eingeständnis gleich. Fatalerweise.

Aber: Eine der größten Stärken Polzins ist seine Wandelfähigkeit. In seiner ersten Trainersaison ließ er sie walten anstelle der falschen Sturheit, die beispielsweise Tim Walter den Job und den HSV den Aufstieg gekostet hatte. Merlin Polzin war bislang das genaue Gegenteil eines sturen Trainers. Einer, der zuhört, reflektiert und sich nicht zu schade ist, Entscheidungen zu hinterfragen – selbst dann, wenn das ein Umdenken bedeutet. Genau darin lag zuletzt eine seiner größten Stärken. Diese Offenheit darf er jetzt nicht verlieren.

Denn beim HSV darf es keine Grundsatzentscheidungen über Personalfragen geben. Es darf nicht darum gehen, wer recht behält, sondern wer dem Team in der jeweiligen Situation am meisten hilft. Entscheidungen müssen sich immer an den nächsten Ansprüchen, an der nächsten Aufgabe orientieren – nicht an alten Loyalitäten oder vermeintlichen Prinzipien.

Das Wolfsburg-Spiel rief nach Glatzel – in Heidenheim hörte Polzin es dann

Das Wolfsburg-Spiel war prädestiniert für einen klassischen Strafraumstürmer. 31 Flanken, unzählige Hereingaben, ein Dauerfeuer auf den Sechzehner – und kein Zielspieler, der die Bälle verwertet. Genau hier hätte Robert Glatzel der Unterschied sein können. So, wie er der richtige Mann war für die zweite Halbzeit in Heidenheim, als der HSV die Gastgeber in der eigenen Hälfte längst festgenagelt hatte.

Dass der beste Torjäger des Vereins zuletzt gar nicht im Kader stand, erklärte Polzin mit einer „sportlichen Entscheidung“. Eine Erklärung, die harmlos klingt – und doch tief blicken lässt. Denn sie weckte eine Befürchtung: dass sich Trainer und Spieler in der sportlichen Bewertung voneinander entfernen könnten. Polzin verneinte das vor dem Heidenheim-Spiel deutlich,. Und was umso wichtiger wurde: Glatzel kam in Heidenheim nach rund 60 Minuten für den offenbar vom Abschlusspech verfolgten Königsdörffer ins Spiel – und traf per Elfmeter. Fast hätte er sogar noch einen Treffer aufgelegt, doch Vieira vergab freistehend.

Am Ende reichte es trotzdem zum wichtigen Weiterkommen im DFB-Pokal – und jetzt geht es nach Köln. Bei allem Respekt vor Glatzel darf die Diskussion aber nicht in ein „entweder oder“ ausarten, sondern muss immer sachlich an den jeweiligen Bedürfnissen und Herausforderungen des nächsten Spiels gemessen werden. Und dass die Spielweisen mit Königsdörffer bzw. mit Glatzel (statt Königsdörffer) gänzlich andere sind, das muss dem neutralem Beobachter auch klar sein. Der Druck, der vom HSV mit Königsdörffer ausgeht ist nicht derselbe, den Glatzel im Sturmzentrum mittragen würde.

Soll heißen: Kommt der HSV in Sechzehnernähe und kann Flanken schlagen – dann ist Glatzel eine sehr valide Option! Ist der HSV im Anlaufen und im schnellen Umschalten gefordert, wäre ein Königsdörffer erste Wahl. Beides lässt sich übrigens in sehr, sehr vielen Spielen wunderbar kombinieren. Siehe Heidenheim. Und genau das beherrscht Polzin. Er ist flexibel und reagiert auf Spielverläufe, er kann seine Spieler bei Laune halten und sie auf das gemeinsame Ziel einschwören. Und so sehr er das zuletzt hatte vermissen lassen, vielleicht hat er diese Gewinn bringende Eigenschaft ja jetzt wiedergefunden…

Denn jetzt ist nicht die Zeit für Eitelkeiten

Der HSV hat sich mit seinem mutigen Fußball, seiner spielerischen Reife und seiner Geschlossenheit Respekt in der Bundesliga erarbeitet. Doch genau deshalb darf man sich jetzt keine Eitelkeiten leisten – weder von Trainer- noch von Spielerseite. Es geht nicht darum, alte Entscheidungen zu rechtfertigen. Es geht darum, die nächsten richtig zu treffen. Denn dieser HSV ist zu stark, um an sich selbst zu scheitern. Es fehlt nicht viel – nur diese berühmten paar Prozent, die aus gutem Fußball auch wieder erfolgreiche Spiele machen.

Das Fazit fällt hier recht eindeutig aus, wie ich finde: Der HSV spielt attraktiv, mutig und mit klarer Idee – aber zu ineffizient.
Das Problem liegt nicht im System, sondern im Feinschliff: bei der Chancenverwertung, bei der Flexibilität, bei der Bereitschaft, den richtigen Moment für Veränderung zu erkennen. Merlin Polzin und sein Team haben bisher bewiesen, dass sie diesen Spagat beherrschen – zwischen Treue und Konsequenz, zwischen Vertrauen und Mut zur Veränderung. Jetzt sollten sie ihn wieder gehen.

DFB-Pokal: HSV besiegt Heidenheim 1:0 – Glatzel schießt Hamburg ins Achtelfinale

DFB-Pokal: HSV besiegt Heidenheim 1:0 – Glatzel schießt Hamburg ins Achtelfinale

Der HSV steht im Achtelfinale des DFB-Pokals – und das völlig verdient. Mit einem 1:0-Erfolg beim 1. FC Heidenheim setzten sich die Mannen von Trainer Merlin Polzin am Dienstagabend souverän durch, auch wenn sie sich angesichts drückender Überlegenheit erneut schwer taten, ihre Chancen in Tore umzumünzen. Der eingewechselte Robert Glatzel avancierte an alter Wirkungsstätte zum Matchwinner und sorgte in der 83. Minute per (sehr zweifelhaften) Strafstoß für die Entscheidung. Es war ein Sieg, der sportlich wie emotional Wirkung zeigen dürfte – und die Diskussion um die Sturmfrage zwischen Glatzel und Königsdörffer neu entfacht.

Von Beginn an übernahm der HSV das Kommando auf der windigen Ostalb. Trainer Merlin Polzin hatte seine Startelf gegenüber der 0:1-Niederlage gegen Wolfsburg auf fünf Positionen verändert: Bayern-Leihgabe Daniel Peretz feierte sein Pflichtspieldebüt im Tor, während Gocholeishvili nach seiner Gesichtsverletzung ebenso zurückkehrte wie die jungen Røssing-Lelesiit und Vieira. Trotz der Umstellungen fanden Luka Vuskovic und Co. schnell ins Spiel, attackierten früh und erarbeiteten sich bereits in den ersten Minuten hochkarätige Gelegenheiten. Muheim hatte die erste große Chance (3.), Königsdörffer scheiterte wenig später freistehend an FCH-Keeper Ramaj (7.), der unfassbar geile lange Pässe spielt…!

HSV dominierteren zehn Mann – aber Torchancen fehlen

Aber zurück zum Wichtigen: Nach einem intensiven, aber torlosen ersten Durchgang folgte kurz vor der Pause die Schlüsselszene: Königsdörffer war auf dem Weg Richtung Tor nicht mehr zu stoppen, wurde jedoch vom letzten Heidenheimer Verteidiger Tim Siersleben rüde gestoppt. Schiedsrichter Brand zückte konsequent Rot – der HSV spielte die gesamte zweite Hälfte in Überzahl.

Nach der Pause kontrollierte der HSV die Partie vollständig. Der Ball lief sicher durch die eigenen Reihen, das Tempo blieb allerdings überschaubar, und gegen tief stehende Heidenheimer fehlte oft die zündende Idee. Immer wieder blieben Abschlüsse aus der Distanz oder nach Standards das einzige Mittel – Vuskovic (73.) und Vieira (75.) prüften Ramaj per Freistoß, ohne Erfolg.

Dann kam Glatzel. Der lange Zeit außen vor gelassene Stürmer wurde nach rund einer Stunde eingewechselt – und rechtfertigte das Vertrauen seines Trainers eindrucksvoll. Zehn Minuten vor Schluss wurde Vieira im Strafraum von Niehues leicht am Fuß getroffen, Brand entschied auf Elfmeter. Glatzel schnappte sich den Ball, blieb cool und verwandelte flach ins linke Eck – sein erster Treffer seit Wochen, gleichzeitig der entscheidende zum 1:0-Endstand.

Glatzels Elfmetertreffer reicht am Ende zum Einzug ins Achtelfinale

In der Schlussphase warf Heidenheim trotz Unterzahl alles nach vorn, doch die Hamburger Defensive um Vuskovic und Torunarigha hielt stand. Daniel Peretz, der bei seinem Debüt kaum geprüft wurde, strahlte Ruhe aus. Nach acht nervenaufreibenden Nachspielminuten war der Einzug ins Achtelfinale perfekt – ein Erfolg, der sportlich wie finanziell (rund 850.000 Euro Prämie) doppelt wertvoll ist.

„Ich freue mich enorm für Bobby“, sagte Nicolai Remberg nach Abpfiff. „Er hat trotz seiner schwierigen Situation nie schlechte Stimmung verbreitet – das ist bemerkenswert.“ Auch Trainer Polzin lobte Glatzels Professionalität, machte aber deutlich, dass sich an der grundsätzlichen sportlichen Linie nichts ändere: „Er hat gezeigt, dass er da ist, wenn wir ihn brauchen – jetzt muss er jeden Tag weiter Gas geben.“

Unterm Strich war es ein hochverdienter Sieg des HSV, der defensiv kaum etwas zuließ und offensiv erneut viel Aufwand für ein einziges Tor betreiben musste. Die anhaltende Ladehemmung bleibt Thema – doch Glatzels spätes Comeback-Tor könnte genau der Impuls sein, den die Mannschaft jetzt gebraucht hat.

DIE EINZELBEWERTUNGEN:

Daniel Peretz: Er durfte endlich mal ran, und hatte extrem wenig zu tun. Als er in der Schlussphase gefordert wurde, war er allerdings da. Fehlerfrei. Und da er nichts dafür konnte, dass er so wenig zu tun bekam –  Note: 2

Giorgi Gocholeishvili: Endlich wieder zurück. Ohne Maske, weil sie nervt – und weil er einfach ein geiler Charakter ist. Der Georgier schont seine Knochen nicht, er gibt immer Vollgas. Manchmal etwas überhastet und nicht mit dem genialen Talent am Ball ausgestattet – aber immer am (eigenen) Limit. Das gefällt mir! Note: 3

Jordan Torunarigha: Überraschend in der Startelf. Sehr überraschend für mich. Machte nicht viel falsch, musste allerdings auch nicht viel machen, weil die Heidenheimer so defensiv spielten als Oberligist Pirmasens in der ersten Runde gegen den HSV. Schwer zu bewerten, ehrlich gesagt. Aber angesichts der Tatsache, dass er nichts falsch gemacht und der HSV zu null gespielt hat – Note: 3

Luka Vuskovic: In der ersten Viertelstunde war er fast nur in der Offensive zu finden – wie die meisten HSVer. Auch danach hinten unterfordert und immer wieder ins Offensivspiel involviert. Hinten gewohnt sicher in der Luft und am Ball. 

Daniel Elfadli: Unaufgeregt sicher. Note: 3

Miro Muheim: Er hätte in der dritten Minute bereits die Führung besorgen müssen und vergab unglücklich. Danach hatte er defensiv so gut wie nichts zu tun und versuchte, sich immer wieder vorn mit einzuschalten. Und obwohl er es sicher besser kann, war das okay. Note: 3

Fabio Vieira: War viel am Ball, versuchte viel – aber Torchancen kreieren war nicht drin. Und die Entscheidung in der Nachspielzeit verpasste er auch – dafür holte er den Elfer raus. Note: 3

Nicolai Remberg: Aktiver und aggressiver als am Wochenende – aber das musste er auch als Sechser neben dem deutlich offensiveren Vieira. Für den (Schiri und den) Trainer offenbar zu aggressiv – er blieb gelbrot-gefährdet in der Halbzeit in der Kabine. Note: 3

Jonas Meffert (ab 46.): Kam rein und niemand bemerkte ihn. Trotzdem fehlerfrei, aber nach vorn weiterhin stark ausbaufähig. Note: 4

Alexander Rössing-Lelesit (bis 61.): Das gerade 18 Jahre junge Leichtgewicht hat so viel Talent, dass es schmerzt, zu sehen, wie wenig er aktuell daraus machen kann. Er ist einfach noch zu leicht wegzuschieben für die Gegenspieler. Er ist einfach noch zu schwach auf der Brust – zu naiv. Und so sehr man sich seine späteren Fußballerjahre vorstellen kann – er muss physisch und taktisch noch mächtig zulegen, um im Hier und Jetzt eine echte Verstärkung zu werden. Note: 4

Immanuel Pherai (ab 62.): Sollte Schwung bringen und mit seinen schnellen Dribblings die FCH-Abwehr aufbrechen, schaffte es nur bedingt. Aber seine Spielweise wird der HSV immer wieder brauchen, von daher freue ich mich über jede Spielminute, die er bekommt. Note: 3,5
Ransford Königsdörffer (bis 61.): In der siebten Minute lief er allein auf den Keeper der Heidenheimer zu und vergab. „Zu erwarten“, sagen die einen und stimmen die Glatzel-Diskussion an. Ich behaupte aber, dass Glatzel diese Chance wegen seines mangelnden Tempos gar nicht gehabt hätte. Dennoch: Er ist sinnbildlich in seinen Abschlüssen für die fehlende Abschlussstärke des HSV. Note: 4

Robert Glatzel (ab 62.): Er kam rein, bekam einen Elfer geschenkt – und er nutzte ihn zum Siegtreffer. Auftrag erfüllt! Deshalb wurde er auch im Anschluss von den Fans gefeiert! Und obwohl ihm nicht viel aus dem Spiel heraus gelang, war er der Matchwinner. „Knipser“, sagen die einen – „Glück gehabt“ sagen die anderen. Mir isses ehrlich gesagt komplett wurscht. Ich freue mich übers Weiterkommen und darüber, dass ein Torjäger wieder trifft. Wenn das hilft fürs Selbstvertrauen und somit zu weiteren Treffern führt, soll es uns doch allen nur recht sein… Note: 2,5

Rayan Philippe (bis 89.): Er bereitete die Megachance von Muheim vor – aber danach kam nicht mehr viel von ihm. Note: 4

Youssouf Poulsen (ab 89.): Noch dabei. 

DAS SPIEL IM STENOGRAMM:

1. FC Heidenheim: Ramaj – Traoré (46. Dorsch), Mainka, Siersleben, Föhrenbach – Niehues (85. Kölle), Schöppner, Kerber (46. Busch), Ibrahimovic – Schimmer (73. Pieringer), Zivzivadze (72. Honsak)

HSV: Peretz – Elfadli, Vuskovic, Torunarigha – Gocholeishvili, Vieira, Remberg (46. Meffert), Muheim – Philippe (89. Poulsen), Königsdörffer (61. Glatzel), Rössing-Lelesiit (61. Pherai)

Tore: 0:1 Glatzel (83.)

Zuschauer: 15.000 (ausverkauft)      

Schiedsrichter: Benjamin Brand (Schwebheim)

Gelbe Karten: Niehues, Dorsch, Ramaj, Mainka / Remberg

Gelb-Rote Karten: Schmidt / –

Rote Karten: Siersleben, Schmidt / –

HSV will in Heidenheim ins Achtelfinale – Polzin kündigt Änderungen an

HSV will in Heidenheim ins Achtelfinale – Polzin kündigt Änderungen an

Moin zusammen,

am morgigen Dienstag tritt der HSV um 18:30 Uhr auswärts beim FC Heidenheim anlässlich der zweiten Runde des DFB-Pokals an. Während sich die Heidenheimer in Runde 1 beim Bahlinger SC mit 5:0 durchsetzten, musste der HSV in Pirmasens in die Verlängerung und gewann am Ende knapp mit 2:1. Seither sind aber einige Wochen vergangen. Mittlerweile steht der HSV mit 8 Punkten auf Platz 13 der Bundesliga, während die Heidenheimer mit 4 Punkten auf Platz 17 stehen.

In dieser Zeit gab es bereits ein direktes Duell, welches der HSV knapp mit 2:1 gewinnen konnte. Seither spielt der HSV ansehnlichen Fußball, lediglich die Punkte wurden noch nicht in angemessener Anzahl geholt. Die Heidenheimer konnten nach dem Duell gegen den HSV ihr Heimspiel gegen Augsburg gewinnen, holten aus den letzten 3 Spielen aber auch nur einen Punkt. Bei beiden Mannschaften stockt es noch in der Offensive. Der HSV hätte mit guter Chancenausbeute in den letzten beiden Spielen 4 Punkte mehr holen können und auch bei Heidenheim hätten es schon 5 Punkte mehr sein können. Wer sich an die Pressekonferenz nach dem Spiel zwischen dem HSV und Heidenheim erinnern kann, weiß, dass die Heidenheimer sehr unzufrieden mit dem Ergebnis waren. Und das kann man sicherlich verstehen. Die Heidenheimer hätten bei der Chancenanzahl sicherlich auch 3 Punkte gegen den HSV holen können. Und auch im Heimspiel gegen Bremen konnte man sich nicht erklären, wie man dieses Spiel nicht gewinnen konnte.

Heidenheim – Zwischen Angriffslust und Fokus auf Defensive

Der FC Heidenheim steht an sich eher defensiv, doch zu Hause gegen den HSV will man sicherlich zeigen, dass das Spiel am 4. Spieltag in Hamburg ein Ausrutscher war. Man hat in Hamburg gut gespielt, aber traf schlichtweg das Tor nicht. Zu erwarten waren 3 Tore, erzielen konnte man nur eins und so verlor man mit 2:1. Heuer Fernandes machte auf Hamburger Seiten ein überragendes Spiel und verhalf dem HSV so zum Sieg.

Im letzten Heimspiel gegen Bremen agierte Heidenheim, anders als in Hamburg, mit 2 Stürmern und auch das ist morgen zu erwarten. Gegen Bremen hat man ein gutes Spiel gemacht, lediglich die Chancenverwertung war wieder nicht gut. Allerdings verletzte sich Mikkel Kaufmann im Spiel gegen Bremen. Somit ist der zweite nominelle Stürmer verletzt. Ersetzt wurde er am letzten Spieltag durch einen höher agierenden Ibrahimović. Gimber rückte als 3. Mittelfeldspieler ins Zentrum. Beck agierte ebenso wie Ibrahimović etwas zentraler. Die Abwehrkette wird ähnlich sein wie in Hamburg, einzig Gimber wird durch Siersleben in der 4er-Kette ersetzt.

Da Heidenheim zu Hause spielt, kann man erwarten, dass die Heidenheimer aggressiv sein werden und hin und wieder hoch pressen. Polzin sagte heute in einer Medienrunde: „Wir erwarten den Gegner maximal intensiv. Das Endergebnis hier hat ihnen, glaube ich, weniger gut gefallen. Ich erwarte einen Gegner, der sehr mannorientiert verteidigen wird und der versucht, uns das Leben auf dem ganzen Feld schwer zu machen.“

Ein anderer HSV als am 4. Spieltag

Der HSV wiederum hat sich seit dem Heidenheimspiel sehr gut entwickelt. Man steht seither defensiv deutlich stabiler und wirkt reifer. Das Heidenheim-Spiel wirkte wie ein absoluter Wirkungserfolg. Der HSV spielt klarer und strukturierter. Morgen wird also ein anderer HSV auf den FC Heidenheim treffen. Ein HSV, der sich über die Defensive definiert und dann über schnelle Ballgewinne Umschaltsituationen kreiert. Der HSV wirkt aufgrund der Tabellen-Situation in der Bundesliga wie ein leichter Favorit, dennoch wird das Spiel ein intensives Spiel auf Augenhöhe.

Was das Personal angeht, gab Polzin heute einige Entscheidungen bekannt. Peretz wird im Tor starten und Dompe wird nicht spielen. Glatzel steht wieder im Kader und bei Gocholeishvili hörte es sich auch sehr gut an. Polzin merkte auch an, dass es einige Änderungen geben werde. Ich denke dennoch, dass nicht die komplette Mannschaft ausgetauscht wird. Sicherlich ist es klug, dem einen oder anderen eine kleine Pause zu geben, während andere wieder auf Spielzeit kommen. Aber ein Grundgerüst wird sicherlich bestehen bleiben. Ich denke, dass Vieira und Poulsen starten, um auf Wettkampf-Niveau Spielpraxis zu sammeln. Es kann aber natürlich auch sein, dass Glatzel startet.

Ich gebe heute mal keine genaue Prognose ab, aber ihr könnt ja gerne mal reinschreiben, was ihr glaubt, wie Polzin aufstellt.

Fazit

Der HSV muss wieder mal den Fokus auf die Defensive legen. Heidenheim spielte sich gut bis zum 16er, vergab dann aber die Chancen. So viele Chancen wie am 4. Spieltag darf der HSV aber nicht zulassen. Andererseits muss man dann versuchen, schnell in die Umschaltsituationen zu kommen. Sicherlich wird man nicht wie im Heimspiel gegen Wolfsburg 60 % Ballbesitz haben. Heidenheim spielt zu Hause und das Motto lautet: „Gewinne oder flieg“. Deshalb wird Heidenheim alles tun, um vor eigenem Publikum weiterzukommen. Und genau das ist eigentlich das Spiel, das dem HSV liegen sollte. Tief stehen, gut verteidigen und schnell den Gegenangriff einleiten. Mit schnellen Außen muss man dann die Umschaltsituationen noch besser ausspielen als im Bundesligaspiel gegen Heidenheim, aber dann ist da sicherlich ein Weiterkommen möglich.

Generell braucht sich der HSV nicht vor Heidenheim zu verstecken. Das Spiel wird sicherlich nicht leicht, aber der HSV sollte definitiv in der Lage sein, dieses Spiel für sich zu entscheiden. Vor allem weil ein hochstehender FCH dem HSV genau das geben würde, was man benötigt, um das eigene Spiel zu spielen. Man hat seit dem Heidenheim-Spiel gute Leistungen gezeigt, allerdings traf man das Tor nicht. Das war das große Manko, vor allem in den letzten beiden Spielen. Wenn man hier noch besser wird, hat der HSV schon einen guten Schritt gemacht. Vielleicht sehen wir ja morgen mal ein paar gute Chancen, die am Ende zu Toren werden.

Tom

Gefährliche Gratwanderung: HSV darf stolz sein  – aber nicht zufrieden

Gefährliche Gratwanderung: HSV darf stolz sein – aber nicht zufrieden

Es gibt Niederlagen, die sich schlimmer anfühlen, als sie auf dem Papier sind. Und es gibt Spiele, nach denen man trotz Frust spürt: Dieser HSV ist endlich wieder angekommen – nicht nur in der Bundesliga, sondern auch im Kreis derer, die Spiele bestimmen können. Das 0:1 gegen Wolfsburg war so eines. Denn wer 25:5 Torschüsse hat, wer über 90 Minuten den Gegner dominiert, wer Wille, Tempo und Spielfreude zeigt, der darf zurecht mit der Leistung an sich einverstanden sein – und trotzdem unzufrieden. Weil am Ende eben das zählt, was auf der Anzeigetafel steht und was davon für den HSV in der Tabelle hängenbleibt.

Stark gespielt, aber zu wenig Zählbares

Auch wenn die zweite Niederlage in Folge schmerzt: Der HSV ist noch im Soll. Acht Punkte aus acht Spielen sind für einen Aufsteiger kein Grund zur Panik. Und doch war die Reaktion nach dem Schlusspfiff vielsagend. Kein Schulterzucken, kein Selbstmitleid – sondern ehrliche Enttäuschung, aber auch Zusammenhalt. Ransford Königsdörffer, der kurz vor der Pause den möglichen Ausgleich per Elfmeter vergab, nahm die Verantwortung auf sich: „Im Endeffekt sind wir an mir gescheitert.“ Worte, die Größe zeigen. Und ein Team, das ihn auffängt – mit Schulterklopfern, Umarmungen, Mutmachern. Doch bei allem menschlichen Respekt und aller sportlichen Solidarität: Das Spiel hat auch gezeigt, dass Effizienz kein Luxus ist, sondern über Punkte entscheidet.

Es ist ein schmaler Grat, auf dem der HSV derzeit wandelt. Treue, Vertrauen, Rückhalt – all das sind Werte, die dieses Team stark machen. Doch zu viel davon, zu lange, an der falschen Stelle, kann schnell zu einer Grundsatzfrage werden: Wann wird aus Loyalität eine Blockade?

Gefährliche Gratwanderung zwischen Treue und Konsequenz

Ransford Königsdörffer ist ein talentierter, teamdienlicher Spieler, der Räume reißt, Wege geht und Verantwortung übernimmt. Aber Fußball ist auch ein Ergebnissport. Und wenn die Tore fehlen – und gleichzeitig ein Knipser wie Robert Glatzel draußen bleibt –, entsteht automatisch eine Diskussion. Keine böswillige, sondern eine notwendige. Denn der HSV ist inzwischen so weit, dass er mitspielen kann. Jetzt geht es darum, dass er auch gewinnt. Dafür braucht es Konsequenz – im Abschluss, in Entscheidungen, und auch in der Aufstellung.

Trainer Merlin Polzin und seine Mannschaft haben bewiesen, dass sie spielerisch auf Augenhöhe mit etablierten Bundesligisten agieren können. Gegen Leipzig, gegen Union, gegen Wolfsburg – der HSV war nie das schlechtere Team. Das ist ein Kompliment. Aber eben auch eine Warnung: Gute Leistungen ohne Punkte können schnell an Substanz und Selbstvertrauen nagen.

Die Basis stimmt. Der Einsatz, die Haltung, das Spielverständnis – all das ist da. Jetzt müssen die kleinen Fehler, die fehlende Klarheit im Abschluss, die individuellen Momente der Unsicherheit abgestellt werden. Denn das große Ganze stimmt. Und genau deshalb wäre es umso bitterer, wenn der HSV sich selbst um das belohnen würde, was er sich über Monate hart erarbeitet hat: den Respekt, in der Bundesliga angekommen zu sein.

Fazit: Der HSV darf stolz sein – aber nicht stehen bleiben

Dieser HSV ist gut. Er ist reif. Und er ist nah dran. Doch jetzt ist der Moment, an dem gutes Mitspielen nicht mehr genug ist. Jetzt müssen die Punkte her. Treue ist wichtig. Aber sie darf nicht zur Ausrede werden, wenn Effizienz fehlt. Die beste Nachricht: Der HSV hat alles in der eigenen Hand. Und es ist auch noch ist genug Zeit, um die vorhandenen Baustellen abzuarbeiten. Wichtig hierbei ist nur, dass man sich jetzt nicht noch zusätzliche Baustellen intern eröffnet. Stolz auf das zu sein, was man zuletzt gezeigt hat, ist gut – wenn es leistungssteigerndes Selbstvertrauen erzeigt. Es darf aber niemand zufrieden sein, wenn die Punkte nicht eingefahren werden.