der Tag danach und ich fühle mich immer noch, als hätte Viera den Ball erst vor 5 Minuten eingenetzt. Aber es geht ja direkt weiter mit dem nächsten Heimspiel am Mittwoch gegen Kiel, da ist kaum Zeit für Entspannung. Was genau den HSV erwartet, lest ihr natürlich wie immer morgen, einen Tag vor dem Spiel. Und nach gestern habe ich richtig Bock auf Mittwoch. Flutlicht, ausverkauftes Haus, Nord-Duell. Viel mehr geht eigentlich nicht, außer natürlich das Nordderby, welches am Sonntag ansteht.
Meine ersten Erfahrungen auf der Pressetribüne
Für mich gab es gestern eine Premiere. Ich durfte das erste Mal auf der Pressetribüne für euch direkt am Geschehen dabei sein. Wer den Blog gestern genau gelesen hat, hat vielleicht gemerkt, dass ich diesen geschrieben habe. Und ich muss sagen, auf der Pressetribüne ist das Erlebnis natürlich nochmal etwas anders.
Man sitzt auf Höhe der Mittellinie, B-Rang, unterste Reihe. Also die Sicht ist definitiv sehr gut und man hat auch, was die Atmosphäre angeht, einen guten Überblick über die Fans beider Vereine. Da fällt einem noch mehr auf, wie krass die Stimmung im Volksparkstadion wirklich ist. Anders ist aber natürlich auch die Sicht auf das Spiel. Während man als normaler Fan meistens situationsbedingt aufs Spiel schaut, muss man auf der Pressetribüne jeden Spieler beobachten, sowohl am Ball als auch abseits des Balles. Das ist natürlich eine Herausforderung, aber man blickt nochmal aus einem anderen Blickwinkel auf das Spiel. Das war schon eine neue Erfahrung.
Anders ist auch das Agieren und jubeln bei den wichtigen Situationen. Auf der Pressetribüne ist das alles logischerweise sehr verhalten, und auch ich musste mich ein wenig zurückhalten. Beim 1:0 fiel das schon schwer. Immerhin kommt Glatzel rein und erzielt gleich ein wichtiges Tor. Beim 2:1 konnte auch ich mich dann nicht mehr zurückhalten. Während alle gespannt schauten, was passiert, schrie ich nur: „Lauf! Lauf!“ Und als Vieira dann tatsächlich einschob, war es dann um meine Zurückhaltung geschehen. Da war es mir dann ehrlicherweise auch völlig egal, was andere denken, denn das Ding war so geil und so wichtig.
Ich würde von mir selbst behaupten, dass ich die Sachen beim HSV schon von allen Seiten betrachten kann, ehrlicherweise gelingt mir das aber nur unter der Woche. Denn am Spieltag da bin ich einfach Fan durch und durch. Sowohl im Stadion als auch auf der Pressetribüne.
Das Highlight, welches man als Fan sonst nicht erlebt, sind natürlich die Momente in der Mixed Zone. Interviews mit den Spielern führen, Fragen stellen und den ganzen Prozess der Matchday-Interviews mal live erleben. Gestern natürlich mit dem Zusatz, dass der HSV in den letzten Sekunden ein Top-Team der Bundesliga geschlagen hat.
Und dann auch die Pressekonferenz nach dem Spiel. Wobei man sagen muss, dass gewisse Trainer, die nicht jede zweite Woche im Volkspark spielen, eher weniger Bock hatten. Zumindest aus meiner Sicht. Aber gut, so ist das halt, wenn man gegen den HSV verliert.
Schreibt doch mal gerne, was ihr am gestrigen Spieltagsblog gut bzw. schlecht fandet, damit ich bzw. wir wissen, was nächstes Mal noch geändert werden kann. PS: Heuriger Start wurde geändert 😉
An dieser Stelle nochmals Danke an Scholle für die Möglichkeit hier und auf der Pressetribüne!
Was nehmen wir mit?
Ich habe es ja gestern schon kurz angesprochen, aber würde es hier gerne nochmal mitnehmen. Der HSV hat im Spiel nach vorne in letzter Zeit seine Probleme gehabt. Immer wieder hat man den Ball lang auf Königsdörffer geschlagen und dieser verlor das Kopfballduell. Mit Robert Glatzel in der Spitze hat man gestern mehr Variabilität ins Spiel bekommen. Man wechselte immer wieder zwischen Bällen ins Zentrum auf Glatzel und langen Bällen in die Tiefe, auf die Flügelspieler. Das hat mir gut gefallen. Und man hat tatsächlich gemerkt, dass diese Variabilität nach Glatzels Auswechslung nicht mehr so vorhanden war. Vor allem, weil Königsdörffer meiner Meinung nach gestern weniger gemacht hat als in den vorherigen Spielen.
Nun trifft man mit Kiel auf einen Gegner, der sich tendenziell etwas tiefer stellt. Hier hätte man einen Glatzel gebraucht, um einen Abnehmer für die Flanken zu haben. Und selbst wenn Kiel gegen den HSV so auftritt, wie sie es früher taten, hätte ich nach dem Spiel gestern für Glatzel plädiert. Denn Kiel läuft den HSV auch gerne hoch an.
Mit Glatzel hätte man ähnlich wie gestern die Bälle im Zentrum festmachen können, um von da das Spiel zu gestalten. Denn Glatzels Präsenz ist tatsächlich Philippe und Mickelbrencis zugutegekommen. Philippe rückt ja gerne mal mit ins Zentrum und so hatte man gestern jemanden, der die Bälle festmacht oder gegebenenfalls verlängert, und jemand, der dem HSV Tiefe gibt und so noch mehr den Raum für den rechten Schienenspieler öffnet. Das hat schon sehr gut ausgesehen.
Ich hoffe, dass Glatzel jetzt schnellstmöglich wieder auf dem Platz steht und fit ist. Es hörte sich gestern nicht nach einem Faserriss an, vielleicht ist er schnell wieder fit. Und das wäre wichtig. Vor allem im Spiel gegen Bremen, auch wenn meine Hoffnungen da sehr klein sind, bringt Glatzel mit seiner Emotionalität nochmal ein Element ins Spiel, was für ein Derby ausschlaggebend ist.
der HSV hat sein Heimspiel gegen den VfB Stuttgart gewonnen! Nachdem man eine Führung aus der Hand gibt und knapp 10 Minuten in Unterzahl spielt, ist es ausgerechnet Fabio Vieira, der im entscheidenden Moment goldrichtig steht und den Ball zum 2:1 in der Nachspielzeit reinmacht. Doch der HSV nimmt aus diesem Siel nicht nur 3 Punkte sondern eventuell auch die Erkenntnis, dass die Lösung des Stürmerproblems vielleicht schon lange auf der Hand lag. Doch wie genau das alles zustande kam lest ihr in den folgenden Absätzen.
Überraschende Aufstellung und heupriger Start
Bereits vor Beginn des Spiels gab es Verwirrung, zumindest bei mir. Der HSV startete ohne Dompe, Gocholeishvili und Königsdörffer. Dafür begannen Roessing-Lelesiit, Mickebrencis und Robert Glatzel, der zum ersten Mal in der Bundesliga von Anfang an spielte. Auch Stuttgart rotierte. Undav und Stiller saßen zunächst auf der Bank, Vagnoman durfte bei seinem alten Arbeitgeber wieder von Anfang an ran.
Das Spiel fing zerfahren an. Stuttgart hatte den Ball, der HSV versuchte, über Umschaltmomente zu kommen. Stuttgart suchte häufig die Tiefe, der HSV machte diese aber gut zu. Eine erste Annäherung der Schwaben gab es in der 5. Minute, als Vagnoman sich auf der rechten Seite durchsetzte und den Ball in den Rückraum spielte. Aber im Verbund konnte die HSV-Abwehr den Ball klären. Wenig später setzte Glatzel das erste Zeichen für den HSV. In einem Umschaltmoment behielt Glatzel den Ball und schloss aus sehr spitzem Winkel ab. Der Ball wurde abgefälscht und landete auf der Latte.
HSV übernimmt und geht in Führung
Danach übernahm der HSV ein wenig mehr das Spielgeschehen. Stuttgart lief an, aber der HSV konnte vor allem mit den langen Bällen auf Glatzel immer wieder an Feldanteilen gewinnen. In der 17. Minute gelang dann ausgerechnet Robert Glatzel das 1:0. Roessing-Lelesiit setzte sich auf der rechten Bahn gut durch und spielte den Ball auf Robert Glatze, der dank Philippe, welcher den linken IV auf sich zog, freie Bahn Richtung Tor hatte. Glatzel schloss ins kurze Eck ab und überwand Alexander Nübel. Es sollte nicht das letzte Mal sein.
Ab der 25. Minute übernahm wieder Stuttgart das Heft des Handelns. Aber die Tiefe, welche die Schwaben vermehrt suchten, stellte der HSV gut zu. In die Kombinationen kamen die Stuttgarter selten. In der 33. Minute musste beim HSV Glatzel dann verletzungsbedingt ausgewechselt werden. Gute Besserung an der Stelle! Königsdörffer kam rein und bekam direkt die erste gute Chance. Roessing-Lelesiit ging Richtung 16er und spielte in den Rückraum. Allerdings vergab Königsdörffer.
Danach ging es in die Pause.
Stuttgart mit mehr Kombinationen und dem Ausgleich
Die zweite Halbzeit begann mit etwas mehr Druck von Stuttgart. Die Schwaben brachten Leweling auf die Schiene und versuchten nun, mehr Passstafetten einzubauen. Der HSV bekam das so weit gut wegverteidigt, ehe dann in der 54. Minute das 1:1 fiel. Nachdem Capaldo einen Vorstoß wagte, wurde er defensiv nicht richtig abgesichert und so entstand Chaos auf der rechten Seite. Leweling setzte sich durch und stand gute 25 Meter vor dem Tor frei. Er zog ab, Heuer Fernandes konnte den Ball nur nach vorne abwehren und Undav staubte aus 5 Metern ab.
Dann brachte Stuttgart noch Stiller, um die Präsenz im Zentrum zu erhöhen. Das gelang, aber auch der HSV hatte immer wieder seine Phasen, in denen er das Spiel übernahm oder mit Kontern Zeichen nach vorne setzte. In der 67. Minute brachte Polzin Vieira, Balde und Gocholeishvili, um den Druck nach vorne zu erhöhen. Das klappte weitestgehend, der HSV kam wieder zu einer Chance von Königsdörffer in der 69. Minute.
Verlorenes Momentum endet im Glücksrausch
Danach schwappte das Spiel ein wenig dahin. Stuttgart beherrschte den Ball, kam aber zu wenigen Chancen. Der HSV berief sich auf Umschaltmomente, konnte aber auch kaum gute Chancen herausspielen. Nach einem Standard kam Vuskovic an den Ball, konnte diesen aber nicht im Tor unterbringen. Die entscheidende Szene geschah dann in der 81. Minute. Nach einem versprungenen Ball ging Roessing-Lelesiit , welcher bereits kit Gelb verwandt war, hinterher und traf dabei den Gegenspieler. Zumindest aus Sicht des Schiedsrichters. Gelb-Rot!Sicherlich muss man diese Karte nicht geben, aber das Einsteigen war unklug. Fortan spielte der HSV mit einem Mann weniger und legte den Fokus klar auf die Defensive.
Der Moment, der den Volkspark dann zum Beben brachte, geschah in der 94. Minute. Nachdem Vieira durch einen unnötigen Ballverlust einen Freistoß am eigenen Strafraum verursacht hatte. Diesen wollten die Stuttgarter kurz ausführen, Capaldo las aber die Idee und leitete den Konter ein. Fabio Balde legte einen überragenden Sprint hin, vertendelte den Ball im 16er der Stuttgarter und irgendwie lag der Ball dann auf dem starken linken Fuß vom aufgerückten Vieira. Dieser schloss aus 5 Metern ab und ließ den Volkspark ein weiteres Mal nach dem 1:1 gegen Dortmund beben. Der komplette HSV-Staff rannte Richtung Nordtribüne und jubelte ausgelassen, denn kurze Zeit später war das Spiel beendet.
Fazit- Der Wille führt zum Sieg
Der HSV gewinnt ein Spiel in Unterzahl, welches eigentlich nicht mehr zu gewinnen schien. Doch der unbändige Wille, den die Mannschaft schon häufiger in dieser Saison getragen hat, trug ihn auch heute in der 94. Minute vor das Tor der Stuttgarter und endete im 2:1-Siegtreffer. Der HSV zeigt ein weiteres Mal, dass er zu Hause auch gegen die großen Mannschaften der Liga mithalten kann, auch wenn diese wie heute nicht den besten Auftritt hinlegen. Der HSV gibt in dieser Saison nicht auf und kämpft bis zum Ende. Und das bringt wie in diesem Spiel auch Punkte ein.
Ein weiterer Punkt, der dem HSV in Zukunft positiv zu stehen kommen kann, ist, dass die Idee mit Glatzel im Zentrum funktionierte. Man schaffte es heute, mehr Variabilität ins Spiel zu bringen, und brachte den Gegner dabei immer wieder in Gefahr. Vielleicht lag die Lösung des Stürmerproblems seit Wochen auf der Hand.
Für das Spiel gegen Kiel ist Glatzel wohl raus. Je nachdem, wie schwer seine Muskelverletzung ist, fehlt er eventuell noch gegen Bremen.
Schreibt doch gerne mal eure Meinung rein.
DIE EINZELBEWERTUNGEN VON TOM:
Daniel Heuer Fernandes: Seine Abschläge gelangen heute eher weniger. Den Torschuss vor dem 1:1 muss er anders parieren. Sonst wenig zu tun. Note: 3
William Mickelbrencis: Viel Arbeit nach vorne, warf sich in jeden Ball. Gutes Spiel Note: 2,5
Nicolas Capaldo:Läuft, arbeitet, gewinnt fast jeden Zweikampf. Er ist nicht mehr aus der 3er-Kette wegzudenken. Note: 2
Luka Vuskovic:Vor allem in der 2. Hälfte alles wegverteidigt. Im Aufbau hat er Heuer Fernandes ab und zu in Bedrängnis gebracht. Note: 2,5
Jordan Torunarigha: Defensiv super, sein Spielaufbau lässt zu wünschen übrig. Machte aber mehr progressive Läufe in den freien Raum, das ist gut. Note: 3
Miro Muheim: besser als letzte Woche, offensiv mit Roessing-Lelesiit ein solides Duo Note : 3
Albert-Sambi Lokonga: Gut in den Zweikämpfen, spielte die Pässe heute leider eher in den Fuß, als in den freien Raum Note: 3
Nicolai Remberg: Gut in den Zweikämpfen, heute teilweise etwas zurückhaltend, wegen seiner 4 gelben Karten. Manchmal stand er zu offensiv und öffnete so den Raum zwischen Abwehr und Mittelfeld. Im Aufbau wieder solide. Note: 3
Alexander Roessing-Lelesiit: Bis zu seiner Vorlage eher unglücklich, vor allem in der 2. Halbzeit viel gearbeitet. Die Vorlage macht er natürlich überragend. Er warf sich rein und ackerte in jedem Zweikampf. Gepaart mit seinem Dribbling viel Potential, da geht aber noch mehr. Die gelb-rote war unklug. Note: 3
Robert Glatzel: Zwei Schüsse, ein Tor. Machte die Bälle gut fest. Super Spiel bis zu seiner Verletzung. Aufgrund der geringen Spielzeit nur 1,5 Note: 1,5
Rayan Philippe: Viel Tempo, viel Spielwitz, manchmal noch zu wenig.Note: 3
Fabio Vieira: kam zu einem Zeitpunkt, in dem Stuttgart das Spiel machte. Musste eher defensiv arbeiten. Eiskalter Abschluss vor dem Tor, Note 2,5
Fabio Balde: Ihm gelang wenig. Wenn er vorne war, verlor er den Ball. Den Sprint vor dem 2:1 macht er überragend, die Vorlage aber eher glücklich, als gewollt. Note: 3
Gocholeishvili:Machte seinen Job defensiv solide. Note: 3
Ramos:unauffällig Note: 3
Königsdörffer: „Er agiert unglücklich, aber arbeitet mittlerweile auch zu wenig.“ Da ist Luft nach oben. Note: 4
EINZELBEWERTUNGEN VON SCHOLLE:
Daniel Heuer Fernandes: Bis zum 1:1 wie immer gut. Aber, das Ding darf ihm so nicht passieren. Egal wie sehr der Ball da flatterte, den hätte er zur Seite abwehren müssen. Ansonsten fehlerfrei und gut. Note: 3,5
William Mikelbrencis (bis 67.): Er sollte im Mittelfeld sein Tempo einbringen. Wenn das aufgegangen sein soll, wie Polzin es bei der Pressekonferenz andeutete, dann habe ich es übersehen. Der Franzose weiß auch immer noch nicht, wann er wo hinlaufen soll und wie er sich in Zweikämpfen zu verhalten hat. Ebenso wenig weiß er, wann er dribbeln und wann er passen sollte. Zweikämpfe defensiv gewinnt er auch nicht – ergo: Mit ihm ist der HSV (fast) jedes Mal ein Mann weniger. Völlig unerklärlich, welchen Narren die Trainer an ihm gefressen haben. Dass er beim Gegentor pennt – es passt. Note: 4
Giorgi Gocholeishvili (ab 67.): Okay, zugegeben: Ich mag ihn einfach. Ich mag seine unaufhaltsam aggressive, hundertprozentige Art. Diesen Spielertyp braucht jede Mannschaft. Ich mochte solche Spieler schon in meiner aktiven Zeit gern neben mir auf dem Platz haben. Solchen Spielern verzeiht man Fehler am ehesten – und bei solchen Vorzeige-Kämpfern freut man sich doppelt, wenn sie gute Aktionen haben! Er hatte sie heute und ist minestens eine Liga besser als sein heutiger Ersatz. Note: 2
Nicolas Capaldo: Der Aushilfsverteidiger gibt immer 110% – das ist top. Aber er hat seine Probleme, seine Dynamik richtig zu dosieren. Es sei ihm aber alles verziehen, solange er die entscheidende Szene so einleitet wie heute. Sein cleverer Ballgewinn vor dem 2:1-Siegtreffer, sein schnelles Umschalten – so macht man das! Note: 2
Luka Vuskovic: Der Orchestrator einer extrem defensiv eingestellten Mannschaft hat eine sehr schwere Aufgabe. So defensiv und mit so wenig Entlastung schaffen es die allerwenigsten Teams, die Null zu halten. Auch der HSV nicht. Und das, obwohl Vuskovic es saugut macht. Beim Ausgleichtreffer war er leider zu langsam, deswegen keine 1. Aber ansonsten war er top und auf der anderen Seite – wörtlich genommen – war er als letzter echter Kopfballspieler die größte Hoffnung bei Standards für den HSV. Note: 2
Jordan Torunarigha: Wie schon mal geschrieben: Wenn der HSV so tief steht und die Räume hinten sehr eng macht, kann er funktionieren. Aber: Er ist unfassbar behäbig und schon so antrittsschwach, dass ich mich allein deshalb schon sehr über diesen Transfer wundere. Aber: Er versucht jetzt, mutiger zu spielen. In der 80. Minute. Note: 3
Miro Muheim: Relativ unspektakuläres Spiel für ihn, da es die Stuttgarter vor allem über die Mikelbrencis-Seite probierten. Er hatte die linke Seite gegen einen sehr inaktiven Vagnoman im Griff. Note: 3
Albert-Sambi Lokonga (bis 67.): Gute Präsenz zu Beginn. Baute stetig ab. Note: 3,5
Fabio Vieira (ab 67.): Endlich hat er seine entscheidende Szene. Es sind auch seine fußballerischen Qualitäten, die heute dafür sorgten, dass der HSV von 27 % Ballbesitz in der zweiten Hälfte auf 75% Ballbesitz wechselte. Note: 2
Nicolai Remberg: Ganz wichtiger Spieler. Selbst wenn er unauffällig agiert, ist er ein Fixpunkt. Anspielbar, in en Zweikämpfen ein Aggressive-Leader – einfach gut. Note: 2
Alexander Rössing-Lelesit: Seltsame Idee, ihn beginnen zu lassen. Bis zu der ersten starken Szene, in der er sich gut durchsetzte und den Pass auf Glatzel zu dessen Treffer spielte, wirkte er überfordert – danach auch wieder. Hat ein mega Tempo – spielt aber einfach zu naiv. Das reicht einfach noch nicht. Er hätte längst ausgewechselt sein müssen, als er für ein aus meiner Sicht harmloses Foul im Mittelkreis (!!!!) die gelbrote Karte sah. Einen Kimmich, da lege ich mich fest, hätte ein Bundesliga-Schiri für eine solche Szene runtergestellt. Note: 4 Robert Glatzel (bis 33.): Er weiß einfach, wo das Tor steht. Das bewies er nach acht Minuten das erste Mal, als er sich im Laufduell gut durchsetzte und per abgefälschten Schuss die Latte traf. Neun Minuten später nutzte er dann die schöne Vorarbeit von Youngster Lelesit cool zum 1:0. Wie ein Mittelstürmer halt. Extrem bitter, dass ausgerechnet er nach einer guten halben Stunde verletzt runter musste. Aber er hat gezeigt, dass man von ihm sehr viel mehr erwarten kann als die Trainer es bislang vermutet und geäußert haben. Hoffentlich ist er schnell wieder fit… Note: 2
Ransford Königsdörffer (ab 33., bis 87.): Er geht gut damit um, dass er so viel diskutiert wird. Denn auf dem Platz ist er immer gleich viel unterwegs, ackert und versucht viel. So viel zum Positiven. Auf der anderen Seite fehlt ihm die richtige Position, denn als Mittelstürmer ist er nicht effektiv. Note: 3,5
Rayan Philippe (bis 68.): Er bringt einfach keine 100 Prozent ein! Weder läuferisch noch zweikampftechnisch. Sich allein auf den einen oder anderen entscheidenden Moment zu verlassen ist zu wenig. So auch heute. Heute wurde er regelmäßig abgelaufen und war wirkungslos. Mal wieder. Note: 5
Fabio Baldé (ab 68.): Dass er vor Dompé eingewechselt wurde, verwunderte und muss an einer Verletzung Dompés liegen. Defensiv arbeitet er vergleichsweise ordentlich mit. Wenn er dann wie heute die entscheidende Situation so erfolgreich umsetzt, ist das gut. Ich hoffe mal, dass ihm diese Szene so viel Selbstvertrauen gibt, dass er kpnftig mutiger spielt und nicht mehr zögert. Note: 2
Trainer Merlin Polzin: Er hat eine Mannschaft zur Verfügung, die mit Teams wie Stuttgart normalerweise nicht und sowieso nur dann mithalten kann, wenn sehr viel sehr gut funktioniert. Eine Art Mängelverwaltung, die der junge HSV-Coach mit seinen Assistenten im bisherigen Saisonverlauf gut hinbekommt. Das wiederum verkennen hier sehr viele, die der Meinung sind, zwei von Arsenal gekommene Spieler wären ausreichend, um in der Bundesliga richtig mitstinken zu können. Denn das ist mitnichten so.
Glatzel zu bringen ging definitv auf und dürfte gezeigt haben, dass man auch mit dem eher weniger sprintstarken Glatzel sehr wohl Erstligafußball spielen kann. Sollte die zweifellos schöne Vorarbeit zum 1:0 allein reichen, dann ging es bei Lelesit auch auf. Aber ansonsten waren die Wechsel – und da beziehe ich mit ein – heute nicht förderlich. Warum nicht mal den außen wirkungslosen Philippe ins Zentrum und den besten Außenstürmer auf die Außenbahn stellen, anstatt Königsdörffer einzuwechseln?
Den jungen, naiv agierenden Lelesit so lange gelbverwarnt auf dem Platz zu lassen, ging leider nach hinten los – im Gegensatz zum Spielergebnis. Das wiederum tut ihm ebenso wie der Mannschaft (und uns allen!) sehr gut. Und wenn man nach guten, aber erfolglosen Spielen die Punkteausbeute als Kritikpunkt anführt, muss man Polzin heute folgerichtig gratulieren. Völlig unabhängig davon, wie sich der Verein auf dieser Position im Saisonverlauf aufstellen muss, werde ich mich bei Polzins grundsätzlicher Bewertung weiterhin mehr an seiner Entwicklung als am Punkteschnitt orientieren. Und ich bleibe dabei: Der HSV ist absolut im Soll. Mehr als man erwarten durfte.
Seit gut einem Jahr trägt Merlin Polzin nun die Verantwortung beim HSV. Zunächst als Interimscoach, inzwischen als Cheftrainer. Und trotz aller Herausforderungen wirkt es so, als würde sich hier etwas entwickeln, das in Hamburg lange gefehlt hat: Kontinuität, Vertrauen und ein klarer Plan. Polzin kam als jüngster Erstliga-Trainer ins Amt, hat die Mannschaft nach Jahren der Zerrissenheit wieder in die Bundesliga zurückgeführt und dabei nicht nur sportlich, sondern auch atmosphärisch etwas bewegt. Er hat Fans und Verein hinter sich gebracht, weil er mit einer Mischung aus pädagogischem Blick, klarer Kommunikation und mutigen Entscheidungen führt.
Natürlich erlebt der HSV gerade den harten Alltag eines Aufsteigers. Fünf Ligaspiele ohne Sieg, ein Tabellenbild, das nach unten zeigt, und personelle Rückschläge wie die anhaltenden Ausfälle von Elfadli, Poulsen oder Omari – all das sorgt nicht gerade für Gelassenheit. Gleichzeitig aber darf man den Weg nicht aus dem Blick verlieren. Dieser Kader ist neu und aus meiner Sicht sehr unkontrolliert und wild zusammengestellt. Dazu musste die Spielweise im Sommer bewusst angepasst werden. Weg vom Offensiv- und Do minanzfußball, hin zu kompakterem, defensiv stabilerem, weniger naivem Spiel mit wenigen, aber bestenfalls sehr klaren Umschaltmomenten. Dass das nicht von heute auf morgen über 90 Minuten funktioniert, ist in dieser Liga fast unausweichlich.
Der HSV und Polzin sind zum richtigen Zeitpunkt zusammengekommen
In Augsburg gabs nach einigen erfolglosen, aber spielerisch guten Partien nichts von alledem zu sehen. Das 0:1 beim FCA war schwach. Dennoch, trotz einiger schon liegen gelassener Punkte ist der HSV tabellarisch weiter voll im Soll. Und aus meiner Sicht ist entscheidend: Der HSV und Merlin Polzin pushen sich gerade gegenseitig. Beide stehen an einem zweifellos extrem wichtigen Punkt. Jetzt müssen sie die Grundlagen für die Zukunft legen – und bislang gelingt das (erstaunlich) solide. Noch mal. ja, es hätten ein paar Punkte mehr sein können. Aber man darf bei allem nicht vergessen, wo man herkommt. Und wenn vor der Saison jemand gesagt hätte, der HSV steht nach 11 Spieltagen auf Rang 14 – die meisten hätten es angenommen, oder? Von daher bleibe ich dabei: Der Verein ist im Soll, der Trainer ist noch lange nicht am Ende seiner Entwicklung. Gemeinsam ergibt das ein Fundament, auf das man aufbauen kann und Das man fördern sollte!
Denn was man in all der Hektik gern vergisst: Polzin hat in kürzester Zeit Vertrauen aufgebaut – bei Fans, Spielern und Verantwortlichen. Er trifft unangenehme Entscheidungen, die auch ich manchmal nicht verstanden habe. Aber er schafft das alles, ohne den Draht zur Mannschaft zu verlieren. Er fördert eine Kultur, in der Spieler sich gegenseitig stärken, statt zu blockieren. Und er holt aus begrenzten Möglichkeiten eine erstaunliche Klarheit heraus. Das alles ist nichts, was man leichtfertig austauscht, nur weil die Tabelle mal zieht oder die Bundesliga den Rhythmus diktiert.
Der HSV kann mit Polzin seine eigene Geschichte neu schreiben
Deshalb wäre es aus meiner Sicht mehr als gerechtfertigt, dieses Potenzial in den eigenen Reihen so weiter maximal zu fördern, damit daraus eine langfristige, tragfähige Beziehung entsteht. Der HSV braucht wieder Zeit, um Personal, Kaderstruktur und sportliche Linie so aufzustellen, dass man in der Bundesliga nicht mehr permanent in den Rückspiegel schauen muss. Und parallel dazu braucht auch Polzin Zeit, um sich weiterzuentwickeln – nicht nur, weil er noch ein junger Trainer ist, sondern weil er einer ist, der sich stetig weiterentwickeln will – und das auch kann.
Der HSV steht an einem entscheidenden Punkt. Er kann jetzt Weichen stellen, die weit über diese Saison hinausreichen und die Zukunft des Vereins prägen – vielleicht für Jahrzehnte. Gerade deshalb ist es so wertvoll, dass der HSV mit einem Eigengewächs wie Merlin Polzin endlich beginnt, eine eigene Geschichte zu schreiben. Etwas, das nicht gekauft oder geliehen ist, sondern aus dem eigenen Verein, aus der eigenen Kultur gewachsen ist. Solche Geschichten schweißen am Ende mehr zusammen als jeder große Transfer. Weil sie Identität schaffen, Bindung, Glaubwürdigkeit.
Der HSV hat jahrzehntelang über seinen Verhältnissen gelebt und immer wieder versucht, mit Schnellschüssen teuer Erfolg einzukaufen. Jetzt geht man den umgekehrten Weg, – und das ist absolut richtig. Hier entsteht etwas, das nicht nur sportlich trägt, sondern den Verein von innen heraus stärkt. Und in diesem Moment steht dort ein Trainer, dem ich zutraue, genau diese Entwicklung zu tragen.
Fazit: Polzin und der HSV passen genau jetzt zueinander – aber sie müssen punkten
Kurz gesagt: Auch wenn das hier einige anders sehen mögen, wenn beide den Mut haben, diesen Weg konsequent weiterzugehen, kann daraus etwas entstehen, das in Hamburg lange gefehlt hat: Stabilität, Identität – und nachhaltiger Erfolg. Dafür bedarf es Geduld – und selbstverständlich Punkte. Am besten gleich drei davon in dem extrem schwierigen Heimspiel am Sonntag um 15.30 Uhr gegen den formstarken VfB Stuttgart.
am Sonntag um 15:30 Uhr tritt der HSV im Volksparkstadion anlässlich des 12. Spieltags der Bundesliga gegen den VfB aus Stuttgart an. Die Partie wird auf DAZN übertragen.
Der VfB kommt mit ordentlich Rückenwind. Aktuell steht man mit 22 Punkten auf Platz 5 der Tabelle und auch in der Europa-League konnte man gestern einen 0:4-Auswärtssieg bei den Go Ahead Eagles einfahren. Aus den letzten 5 Bundesligaspielen konnte man 10 Punkte holen und rückt so wieder an die Champions-League-Plätze heran. Vor allem letzte Woche setzte man ein Zeichen, als man im Signal-Iduna-Park in Dortmund ein 3:3 ergattern konnte. Der HSV wartet hingegen seit nun 5 Spielen auf einen Bundesliga-Sieg. Gegen Dortmund konnte man sich im letzten Heimspiel ein Unentschieden erkämpfen, die Leistung in Augsburg stimme allerdings vorne und hinten nicht. Man steht zwar defensiv nach wie vor gut da, aber offensiv ist noch deutlich Luft nach oben.
Das letzte Aufeinandertreffen ist bei vielen HSVern sicherlich noch im Kopf. Im Relegationsrückspiel 2023 musste der HSV zu Hause einen 0:3-Rückstand aus dem Hinspiel aufholen, um noch irgendwie Chancen auf den Aufstieg zu haben. Man ging früh durch Kittel in Führung und hatte kurz vor der Halbzeit auch die große Chance auf das 2:0. Allerdings vergab man diese und schlussendlich drehte Stuttgart die Partie in der 2. Halbzeit noch auf 1:3. Seither hat Stuttgart einen riesigen Schritt nach vorne gemacht und kämpft jährlich um die internationalen Geschäfte und die Champions League. Der HSV schaffte 2025 den Aufstieg und steckt momentan ähnlich wie der VfB Stuttgart 2022 im Abstiegskampf.
Personalupdate
Zum Personal: Warmed Omari wird wenig überraschend nicht dabei sein. Ebenso Yussuf Poulsen. Auch bei Daniel Elfadli hat es leider nicht geklappt. Somit wird die 3er-Kette wohl wieder aus Torunarigha, Vuskovic und Capaldo bestehen. Davor erwarte ich erneut Lokonga und Remberg. Links Dompe, rechts Philippe und im Zentrum Königsdörffer. Heute wurde die Frage gestellt, welches Spiel für ein Profil von Glatzel in Frage kommt, und anhand der Aussage von Polzin wird Stuttgart sicherlich nicht dazu gehören. Deswegen gehe ich erneut davon aus, dass Königsdörffer startet. Im Großen und Ganzen erwarte ich damit nur die Veränderung auf rechts außen. Der HSV wird in diesem Spiel wenige Ballbesitzphasen haben und deshalb macht es Sinn, wenn Philippe auf rechts startet. Eventuell könnte Vieira auf die Position von Lokonga rücken, aber davon gehe ich nicht aus.
Das erwartet den HSV
Stuttgart ist generell eine balldominante Mannschaft. Im Schnitt haben die Stuttgarter 57 % Ballbesitz und so wird sich das sicherlich auch im Spiel gegen den HSV ausprägen. Auch der VfB spielt in einem 3-4-3/3-5-2-System. Logischerweise kann sich aufgrund von Rotationen immer etwas ändern, aber ich gehe jetzt erstmal von einer ähnlichen Aufstellung aus wie letzte Woche in Dortmund. Im Tor startet Nübel und die Innenverteidigung wird von Jeff Chabot geleitet. Auch Jeltsch und Mittelstädt sind dort zu erwarten, wobei Mittelstädt auch gerne mal auf die Schiene ausweicht. Im Zentrum liegt das Herz des VfB mit Angelo Stiller. Neben ihm werden entweder Karazor oder Chema starten. Auf der Schiene wird, sofern nicht geschont, Leweling spielen, auf der anderen Seite Assignon. Aber auch Vagnoman könnte Spielzeit bekommen. Die Offensive besteht dann aus El Khanous und Deniz Undav. Der dritte Spieler hängt stark von der Positionierung von Leweling und Mittelstädt ab. Hier wären Tiago Thomas oder ein vorgerückter Leweling eine Option. Stuttgart agiert dabei sehr variabel. Viele Spieler im Kader können mehrere Funktionen bekleiden.
Sicherlich wird Stuttgart wieder versuchen, den Ball zu beherrschen und das Spiel zu gestalten. Dabei wird Stiller immer wieder der Initiator sein. Er verlagert den Ball, gestaltet das Spiel und spielt auch gerne hohe sowie tiefe Bälle hinter die generische Abwehr.
Was es beim HSV braucht
Beim HSV geht es natürlich wieder darum, stabil zu stehen, aber vor allem sollte es das Ziel sein, Stiller zu beackern. Er ist nun mal der wichtigste Mann im Spiel der Stuttgarter. Aber wer das Spiel gestern gesehen hat, sieht, dass die gesamte Mannschaft überragenden Kombinationsfußball spielt. Der HSV muss also nah an den Männern dran sein und es darf nicht noch einmal passieren, dass man die Gegner so laufen lässt wie gegen Augsburg. Es gilt vorwiegend, wieder das Zentrum kompakt zu halten und nach Ballgewinnen schnell nach vorne zu spielen. Auch das Pressing muss, wenn es passiert, gezielt und konzentriert stattfinden. Ein falscher Laufweg und Stuttgart spielt den HSV aus. Es gilt für den HSV, 90 +x Minuten die Konzentration auf Höchstleistung zu halten und möglichst wenig Platz zu lassen. Man sollte mMn ähnlich agieren wie gegen Dortmund. Tief stehen, das Zentrum schließen und nah am Gegner dran sein. So macht man das Kombinationsspiel schwerer.
Offensiv gilt die Devise „schnell und effektiv“. Nach einem Ballgewinn muss der Ball schnell ins gegnerische Drittel gebracht werden. Kein langes Zögern. Ball nach vorne nachrücken und dann die wenigen Chancen effektiv nutzen. Das hat in letzter Zeit nicht so gut funktioniert, aber es ist mMn das einzige Mittel, mit dem der HSV in diesem Spiel erfolgreich sein kann.
Fazit
Das Spiel gegen Stuttgart wird ähnlich schwer wie gegen Dortmund, vielleicht noch etwas schwerer. Stuttgart ist in einer guten Phase und ist auch spielerisch eine gute Mannschaft. Sie spielen guten, ansehnlichen Fußball und für den HSV braucht es eine enorme Leistungssteigerung, damit man überhaupt einigermaßen mithalten kann. Es ist sicherlich nicht unmöglich, Punkte zu holen, aber es wird sehr schwer. Vielleicht wird es das schwerste Spiel seit Bayern. Aber wer weiß, manchmal folgt auf Stuttgarts Gala-Spiel gegen die Go-Ahead-Eagles eine Leistung, die nicht ganz so gut ist wie in der Europa League. Aber am Ende kann in 90 Minuten alles passieren. Fest steht aber, dass es eine Glanzleistung des HSV braucht, um Punkte gegen Stuttgart zu holen.
mit Fabio Vieira hat der HSV im Sommer einen Spieler verpflichtet, der vom Marktwert her der beste Spieler des Kaders ist. Und gleich in seinem zweiten Spiel wusste der Portugiese zu überzeugen. Gegen Heidenheim kam Vieira direkt auf eine Vorlage und leitete das Offensivspiel des HSV. Gezielte Pässe, starke Abschlüsse und solide Ballverlagerungen im Aufbauspiel. Gegen Union Berlin konnte der 25-jährige nur teilweise anknüpfen, ehe er in der Nachspielzeit mit Rot vom Platz flog. Seither konnte Vieira nicht mehr an seine Leistung gegen Heidenheim anknüpfen. Das hat mehrere Gründe, die sowohl von außen als auch von ihm kommen.
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IHR FRAGT – MATS ANTWORTET
System-Limitation und fehlende Leistung
Vieira ist der typische Spielmacher. Er braucht den Ball. Er will derjenige sein, der die letzten Pässe spielt. Wenn das Offensivspiel läuft, geht der Ball auf ihn. Defensivarbeit steht dabei eher weniger im Fokus. Doch das HSV-Spiel liegt primär auf den Flügeln. Im Zentrum geht es darum, den Ball schnell auf die Außen zu bringen. Die Doppel-8 ist dazu da, den Gegner zu zerstören und sowohl defensiv als auch im Umschaltspiel aktiv zu sein. Für geringe Defensivarbeit ist da kein Platz. Gegen Heidenheim hat es mit Vieira im Zentrum neben Remberg funktioniert. Das lag aber auch daran, dass Heidenheim in der 1. Halbzeit zu ineffektiv war und der HSV in der zweiten Halbzeit lange Zeit das Spiel mit Ball gestaltet hat. Offensiv war er gewinnbringend, aber in der Defensivarbeit gab es auch im Spiel gegen Heidenheim einige Aktionen, die zu guten Torchancen der Gäste führten, da Vieira defensiv weniger arbeitete als Remberg. Mit Ball war das sehr gut, aber ohne Ball gab es Probleme. Ähnliches passierte auch im Union-Spiel. Seit der roten Karte in Berlin übernahm dann Lokonga die zweite Position neben Remberg. Und vor allem defensiv arbeitet Lokonga deutlich aktiver als Vieira. Das Spiel in Köln zeigte ein weiteres Mal, warum die Doppel-8 aus Remberg und Lokonga momentan unantastbar ist.
Hieraus resultiert, dass Vieira momentan keinen Platz im Zentrum bekommt. Damit er spielt, muss er wie in Augsburg auf den rechten Flügel weichen. Auf der rechten Bahn konnte Vieira aber bisher nicht überzeugen. Der rechte Flügel hat im HSV-System zwar mehr Freiheiten und darf auch aus dem Zentrum heraus agieren, allerdings fehlt dann jemand, den Vieira auf der rechten Bahn in die Tiefe schicken kann. Hinzu kommt, dass Vieira als rechter Flügel genauso weniger nach hinten arbeitet. Damit hat man dann zwei Flügel, die tendenziell wenig Abwehrarbeit machen. Das funktioniert in einem System, das vorwiegend auf die Defensive ausgelegt ist, nicht.
Und dann ist da noch das Ding mit den roten Karten. Ja, das Foul in Berlin ist nicht zwangsläufig eine rote Karte, aber da geht man eben auch nicht so rein. Auch die Karte in Köln muss man nicht geben, aber das Argument gegen die rote Karte in Köln basiert eher auf dem Fingerspitzengefühl des Schiedsrichters, hinsichtlich der Gelb-roten Karte von Pherai, als auf der Aktion selber. Wenn du Gelb hast und der Schiri dich mehrfach darauf hinweist, dass du ruhig sein sollst, ist Diskutieren eben nicht der richtige Weg. Und so ist die zweite Gelbe verständlich.
Was nun?
Der HSV hat ein Problem. Vieira ist nominell der beste Spieler, aber das System widerspricht seinen Stärken. Sowohl im Zentrum als auch auf den Außen muss Vieira Sachen machen, die ihn limitieren. Man versucht immer wieder, ihn in die Startelf einzubauen, aber das Doppel-8 ist zu gut eingespielt und auf dem rechten Flügel ist Vieira verschwendet. Aktuell ist Vieira für mich nur ein Kandidat für die Bank, weil er eben auch nicht genügend Argumente für die Startelf geliefert hat. Selbst im Pokalspiel in Heidenheim, in dem der HSV über 90 Minuten den Ball beherrschte und sogar eine Halbzeit in Überzahl spielte, war Vieira nicht auffälliger als die anderen Spieler.
Vieira war eben ein Zufallstransfer. Ein Transfer, der nicht ins System passt und nie ins System passte. Aber bei den Konditionen und den damaligen Aussichten sagt man beim HSV natürlich nicht nein zu so einem Spieler. Doch nun ist man in einem Zwiespalt. Ändert man das System, um Vieiras Stärken auf der 10 auszuspielen? Oder lässt man ihn auf der Bank beziehungsweise stellt ihn auf die 8 und zerbricht eine funktionierende Achse? Und eine weitere Frage ist, ob sich eine Umstellung nur für Vieira überhaupt lohnt. Macht Vieira mit der vollen Ausprägung seiner Fähigkeiten den HSV so viel besser, dass man alles auf ihn setzen muss?
All das sind Fragen, auf die man Antworten finden muss. Und ich bin wie im vorherigen Blog der Auffassung, dass man im Spiel gegen Kiel eine Änderung mit einem 10er hinter 2 Spitzen ausprobieren sollte. Denn so hat man einerseits eine andere Variante, was die Offensive angeht, andererseits kann man sehen, was für eine Auswirkung Vieira auf der 10 vor 2 6ern/8ern hat.
heute begann für den HSV die Vorbereitung auf das Spiel gegen Stuttgart. Damit wird offiziell die englische Woche, welche zwischen dem 30.11 und 07.12 stattfindet, eingeleitet. Eine Woche, in der der HSV zeigen muss, dass er aus dem Augsburg-Spiel gelernt hat. Dabei geht es einerseits darum, am Wochenende Stuttgart das Spiel so schwer wie möglich zu machen. Andererseits wird es in den Spielen gegen Kiel und auch gegen Bremen darum gehen, zu zeigen, dass man auch mit dem Ball kreieren kann. Beides funktionierte am Wochenende gegen Augsburg überhaupt nicht. Man sollte die Leistung vom Samstag nicht auf die komplette Saison beziehen, aber man sollte die Schlüsse aus diesem Spiel ziehen. Und diese lauten: Wer nicht bereit ist, alles zu geben, verliert das Spiel. Die zweite Erkenntnis ist, dass man ein offensives Konzept braucht, dass dem HSV Tore bringt.
Neues System ohne Flügel?
Offensiv mangelt es momentan an allem. Kreativität, Qualität und Quantität. Der HSV kreiert zu wenig Chancen und diese wenigen Chancen werden fahrlässig verschenkt. Hinzu kommt, dass Dompe weiterhin mit Problemen an der Achillessehne laboriert. Das System, welches vorwiegend auf Dompe ausgelegt ist, muss sich nun also auf mehrere Schultern verteilen. Denn man hat auch in den letzten Wochen gesehen, dass wenig nach vorne geht, sobald Dompe nicht zum Unterschiedsspieler wird. Sicherlich wird Dompe am Sonntag gegen Stuttgart spielen und in diesem Spiel wird der HSV wieder einmal von Umschaltmomenten leben. Aber vor allem gegen Kiel im Pokal könnte der HSV offensiv etwas Neues probieren. Vielleicht auch ohne offensive Flügel. Da Dompe immer mal wieder mit der Achillessehne zu kämpfen hat, kann ich mir vorstellen, dass er gegen Kiel nicht spielt. Der rechte Flügel hat im HSV-System meistens deutlich mehr Freiheiten und Zeit, auch gerne mal ins Zentrum. Da wäre es meiner Meinung nach eine Überlegung, mal ein System mit einem 10er und 2 Spitzen auszuprobieren. Und dafür ist der Pokal meiner Meinung nach am ehesten passend. Denn für das Spiel gegen Bremen braucht man auch eine gute Idee mit Ball. Dort wird man eher Ballbesitzphasen haben als im Spiel gegen Stuttgart. Gegen Stuttgart wird es ähnlich wie gegen Dortmund darum gehen, das Spiel so lange wie möglich offen zu halten, um dann am Schluss noch einmal zuzuschlagen.
Elfaldi schneller fit als gedacht
Heute wieder auf dem Trainingsplatz waren Yussuf Poulsen und Daniel Elfadli. Sie trainierten individuell, aber konnten schon so einiges machen. Vor allem kleine Sprints wurden angezogen. Bei Poulsen wird es wohl noch ein wenig dauern. Elfadli hat Ende der Woche noch einen Kontrolltermin, ehe er, nach möglichem positivem Ergebnis, wieder in das Teamtraining einsteigen kann. Für das Wochenende wird es knapp, aber spätestens gegen Bremen könnte Elfadli wieder eine Option sein. Das wäre für den HSV enorm wichtig, denn Elfadlis Drang nach vorne im Spielaufbau ist ein wichtiges Element des HSV. Er hätte am Samstag in Augsburg sicherlich noch einmal etwas mehr Schwung in den Aufbau des HSV bringen können. Wer weichen würde, ist noch unklar, ich gehe aber davon aus, dass die 3er-Kette auch in Zukunft wieder aus Elfadli, Vuskovic und Capaldo besteht.