HSV empfängt Mainz 05: Pressekonferenz, mögliche Aufstellung & Schlüsselduell

HSV empfängt Mainz 05: Pressekonferenz, mögliche Aufstellung & Schlüsselduell

Moin zusammen! Am Sonntag um 17:30 Uhr empfängt der HSV den 1. FSV Mainz 05. Anlässlich dieses Spiels war heute wieder eine Presskonferenz angesetzt. Bis auf Fabio Vieira und Warmed Omari konnten alle wieder mit trainieren. Elfadli trainierte heute individuell, ist aber für Sonntag nicht gefährdet. Vieira trainiert momentan auch abseits des Platzes, Omari wurde erfolgreich operiert. Omari hat gestern ein Video aus dem Krankenhaus gemacht, welches heute auf den Social-Media-Seiten des HSV veröffentlicht wurde. Schaut da gerne mal rein. Ansonsten konnten alle mittrainieren. Auch Torunarigha und Poulsen. Bei Poulsen reicht es aber nicht für die Startelf. Hier bezog sich Polzin auf die vorgehende Verletzung, die wohl doch muskulär war. Polzin wollte sich nicht zu genauen Minuten äußern, aber Poulsen wird sicherlich ab zwischen Minute 60 und 75 reinkommen, sofern es das Spiel hergibt.

Alle sind fit, außer Vieira und Omari

Über Alternativen für Omari und Vieira haben wir ja schon ausführlich gesprochen, schaut gerne nochmal in den vorherigen Blogs. Hier nochmal in Kurzform: Für die Innenverteidiger-Position kommen Ramos, Soumahoro und Toruarigha in Frage. Natürlich besteht auch die Möglichkeit, dass auf eine 4er-Kette umgestellt wird. Dann würde sich nur die Position im Mittelfeldzentrum ändern. Aber das erscheint sicher nicht nur uns mehr als unwahrscheinlich. Zumal Polzin dazu heute auch etwas sagte.

Für die 8er-Position kommen auch mehrere Kandidaten in Frage. Zum einen Lokonga und Capaldo, die ja beide schon auf der Position neben Remberg gespielt haben. Auch Meffert könnte die Position übernehmen. Infrage kommt aber auch eine offensive Variante, entweder mit Pherai oder ganz offensiv mit Königsdörfer und einer zweiten Spitze davor. Die Option mit Königsdörffer würde aber wahrscheinlich nur bei einer 4er-Kette zustande kommen, da Königsdörffer eher als hängende Spitze agieren würde.

Mainz im Überblick

Kommen wir nun zum Gegner. Der FSV Mainz 05 steht aktuell auf Tabellenplatz 14. Man hat aus den ersten 5 Spielen 4 Punkte geholt, 5 Tore geschossen und 6 kassiert. Der Expected-Goals-Wert sagt, dass Mainz 2 Tore weniger erzielte, als zu erwarten war. In der Defensive ist der Wert der erwartbaren Gegentore mit 6 exakt der Wert der kassierten Gegentore. Mit Mainz trifft der HSV auf die Mannschaft, die nach 5 Spielen bereits 3 rote Karten hinnehmen musste. Damit sind die Mainzer auf Platz 18 der Fairnesstabelle.   Zuletzt war es Robin Zentner, der mit glatt rot vom Platz flog und somit am Wochenende nicht zur Verfügung steht. Wieder zurück ist allerdings Dominik Kohr. Ein Spieler, der ja berüchtigt für sein intensives Zweikampfverhalten ist. Kohr kehrt von seiner Gelb-Rot-Sperre zurück. Mainz ist tatsächlich die Mannschaft mit den meisten Ecken in der Bundesliga. Der Wert liegt hier bei 34. Allerdings hat Mainz noch kein Tor nach einer Ecke erzielt. Lediglich ein Standardtor erzielten sie nach einem Elfmeter.

Die Schlüsselspieler offensiv sind Nadiem Amiri, Kaishu Sano und auch Paul Nebel. Die Mainzer treten dabei meist im 3-4-3-System auf. Als Schwachstellen könnte man die Flügelverteidiger ausmachen. Mwene konnte bis jetzt auf der linken Seite noch nicht überzeugen, rechts hinten hat sich noch keiner konstant durchgesetzt. Defensiv muss Mainz länger auf Caci verzichten, der seit dem Augsburg-Spiel nicht mehr einsatzfähig ist. Caci war einer der wichtigen Spieler in der Defensive.

Schnelles Umschalten könnte zum Ziel führen

Mainz setzt vor allem defensiv auf hohes Pressing. Ähnlich wie es Elversberg letztes Jahr gegen den HSV getan hat, könnte das Spiel am Sonntag genauso aussehen wie das Spiel am 28. Spieltag der 2. Bundesliga letzte Saison. Anders als letzte Saison setzt der HSV dieses Jahr aber mehr auf Umschaltmomente als auf Ballbesitzfußball bis zum gegnerischen 16er. Und genau das könnte dem HSV zugutekommen. Wenn Mainz hoch presst, muss der HSV so schnell wie möglich die Ketten überspielen, um den dann unsortierten Gegner zu überrumpeln. Hier sind dann auch wieder lange Bälle ein Mittel. Im Zentrum fehlt mit Vieira natürlich der Spieler, der optimal gegen dieses Pressing arbeiten könnte. Deshalb wäre es wohl ratsam, auf Lokonga zu setzen. Auch Lokonga kann sicherlich mit gezielten Pässen bestimmte Mannschaftsteile von Mainz überspielen. In diesem Spiel wäre es für den HSV ratsam, früh in Führung zu gehen, da man so direkt viele Umschaltmomente provozieren könnte, die man ähnlich wie im Heimspiel gegen Heidenheim nutzen kann. Aufgrund dessen kann ich mir auch vorstellen, dass Königsdörffer wieder vorne drinnen spielt, um die tiefen Räume schnell zu bespielen.

Ich persönlich gehe von folgender Startelf aus:

Heuer Fernandes im Tor

Davor Elfadli, Vuskovic, Ramos

Auf der Doppel-8: Lokonga und Remberg

Vorne Dompe, Königsdörffer und Philippe

Schreibt doch mal gerne rein, wen ihr spielen lassen würdet.

Vergesst wie immer nicht die Analysen von Scholle auf YouTube und hier im Blog. Sie werden anschließend an das Spiel am Sonntag hochgeladen.

Jetzt wünsche ich euch erst einmal ein schönes Wochenende. Genießt die Zeit mit euren Liebsten!

Tom

HSV nach Verletzungsschock – kommt jetzt endlich die Zeit des Immanuel Pherai?

HSV nach Verletzungsschock – kommt jetzt endlich die Zeit des Immanuel Pherai?

Der HSV steht am Sonntag vor einer echten Bewährungsprobe. Wenn um 17.30 Uhr Mainz im Volksparkstadion antritt, geht es für die Mannen von Trainer Merlin Polzin nicht nur um drei Punkte, sondern auch um den Nachweis, dass sie trotz schwerer Rückschläge konkurrenzfähig bleiben. Denn mit Fabio Vieira und Warmed Omari fehlen ausgerechnet die beiden Spieler, die aus meiner Sicht am schwersten zu ersetzen sind – schlimmer hätte es den HSV kaum treffen können.

Vieira war bislang der Denker und Lenker im Mittelfeld. Seine Übersicht, seine Technik und die Fähigkeit, das Tempo eines Spiels zu bestimmen, haben die Hoffnung geweckt, dass der HSV eine neue Qualität hat. Doch nach der Roten Karte in Berlin ist er für zwei Spiele gesperrt – und dazu zwingt ihn eine schmerzhafte Kniestauchung ohnehin zu einer Pause. Trainer Merlin Polzin betonte zwar, dass die Verletzung weniger dramatisch sei, doch vor der Länderspielpause wird der Portugiese definitiv nicht mehr zurückkehren. Spätestens gegen Wolfsburg Ende Oktober soll er dann wieder einsatzbereit sein.

Noch schwerer wiegt für mich der Ausfall von Warmed Omari. Der Franzose hatte sich in kürzester Zeit zum Abwehrchef entwickelt: ruhig am Ball, schnell im Antritt und mit feinem Auge für die Spieleröffnung. Er strahlte eine Souveränität aus, die man beim HSV (nicht nur in der Bundesliga) lange vermisst hat. Doch die schlimme Sprunggelenksverletzung beim 0:0 in Berlin beendet seine Hinrunde. Für ihn ist es persönlich bitter – für die Mannschaft aber ein echter Nackenschlag. Polzin sprach von einem „brutalen Schlag“. Und er hat recht. Denn auf der Position der Innenverteidiger hat der HSV zwar Quanitätat – aber auch Qualität? Datan zweifle ich noch immer…

Trotzdem: Es bringt jetzt nichts, sich in Selbstmitleid zu verlieren. Gerade jetzt zeigt sich, ob die Kaderplanung wirklich so clever war, wie Claus Costa und Stefan Kuntz immer wieder betont haben. Beide haben von Breite gesprochen, von Spielern, die Druck machen und Alternativen bieten. Jetzt ist der Moment gekommen, an dem diese Worte auf dem Platz Realität werden müssen.

Die naheliegendste Lösung ist Albert Sambi Lokonga. Der Belgier, ebenfalls von Arsenal ausgeliehen, musste lange wegen Muskelproblemen pausieren und wurde deshalb nur behutsam aufgebaut. Matchpraxis fehlt ihm noch – und genau das macht die Situation spannend. Denn trotz dieses Nachteils bringt Lokonga ein enormes fußballerisches Potenzial mit. Technisch stark, pressingresistent, mit guter Übersicht und sauberem Passspiel – er ist im Prinzip wie geschaffen für die Rolle neben Nicolai Remberg. Es könnte also der perfekte Zeitpunkt sein, ihn endlich ins kalte Wasser zu werfen. Dass er in den letzten Spielen als Einwechselspieler solide Minuten geliefert hat, spricht ebenfalls dafür, dass er nun bereit für mehr Verantwortung sein könnte.

Und dennoch: Mein Wunsch wäre es, dass Immanuel Pherai endlich die Gelegenheit ergreift, sich im HSV-Mittelfeld festzubeißen. Seit Sommer warfen ihn ein Innenbandriss, Länderspielreisen und zuletzt familiäre Verpflichtungen immer wieder zurück. Ähnlich den jähren zuvor: Kaum war er wieder im Training, fehlte er erneut. Doch Pherai ist ein Spieler, der dem HSV mit seiner Art sofort eine andere Facette liefern könnte. Er ist nicht nur technisch versiert, sondern auch mutiger und offensiver ausgerichtet als Vieira. Während der Portugiese das Spiel eher ordnet und lenkt, sucht Pherai häufiger den direkten Weg nach vorn, drängt mit Ball am Fuß, geht ins Dribbling und sucht den Abschluss.

Gerade gegen Mainz, die bekanntlich intensiv anlaufen und viel Druck im Mittelfeld ausüben, könnte so ein Offensivdrang wertvoll sein. Er würde das Spiel des HSV unberechenbarer machen und Räume für die Außenstürmer öffnen. Natürlich bleibt das Risiko, dass Pherai noch nicht wieder bei 100 Prozent ist – aber wenn er körperlich fit ist und die mentale Blockade der letzten Wochen ablegt, wäre er für mich die aufregendste Alternative.

Es läuft also auf eine spannende Entscheidung hinaus: Setzt Polzin auf die nüchterne, sichere Lösung mit Lokonga – oder traut er sich, Pherai das Vertrauen zu geben, der die Mannschaft mit seiner Spielfreude sofort nach vorn tragen könnte? Ich persönlich hoffe, dass der Niederländer endlich ins Rollen kommt. Denn er hat das Potenzial, dem HSV im Offensivspiel eine ganz neue Facette zu geben. Und genau solche Momente, in denen man über sich hinauswächst, braucht der HSV in dieser schwierigen Phase.

In der Abwehr ist die Lage noch heikler. Guilherme Ramos hat in Berlin gezeigt, dass er jederzeit bereit ist, einzuspringen. Jordan Torunarigha kehrt nach Achillessehnenproblemen zurück, und auch Aboubaka Soumahoro ist wieder eine Option. Für mich ist er sogar die spannendste Lösung: jung, dynamisch, mutig – und mit einer guten Vorbereitung im Rücken. Während Torunarigha bislang noch gar nichts zeigen konnte und weiterhin nach seiner Form sucht, hat Soumahoro bewiesen, dass er das Potenzial dazu hat, das Niveau mitzugehen. Vielleicht ist genau jetzt der Moment, in dem er den nächsten Schritt macht.

Natürlich bleibt die Aufgabe schwer. Stefan Kuntz hat kürzlich selbst gesagt, dass dies die härteste Bundesliga-Saison im Abstiegskampf seit Jahrzehnten werden könnte. Fünf Punkte aus fünf Spielen sind ein ordentlicher Start, aber kein Polster. Umso wichtiger ist es, den positiven Trend aus den letzten beiden Partien, dem Sieg gegen Heidenheim und dem Punkt in Berlin, mit einem Heimsieg fortzusetzen.

Hierbei wird es massiv darauf ankommen, wie die Mannschaft die Rückschläge annimmt. Jammern bringt nichts. Mainz wird intensiv, aggressiv und gnadenlos auftreten – und der HSV muss beweisen, dass er nicht nur eine gute erste Elf hat, sondern dass die Breite im Kader wirklich trägt. Wenn das gelingt, könnte das Spiel gegen Mainz ein Schlüsselmoment werden: nicht nur für die Tabelle, sondern für das Selbstverständnis der Mannschaft.

Denn vielleicht gilt gerade jetzt das alte Fußballgesetz: In der Krise zeigt sich der wahre Charakter eines Teams. Und das Fehlen solcher Qualitätsspieler wie Vieira und Omari ist eben immer auch die Chance für andere, sich ins Rampenlicht zu spielen. Hoffentlich nutzen es die Spieler aus der zweiten Reihe. Schon am Sonntag gegen Mainz!

HSV muss auf Warmed Omari verzichten – drei Kandidaten für die Nachfolge

HSV muss auf Warmed Omari verzichten – drei Kandidaten für die Nachfolge

Moin zusammen,

heute kam die Diagnose bei Warmed Omari. Dementsprechend schauen wir heute, wer der eventuelle Ersatz für ihn sein könnte.

Omari galt zuletzt als wichtige Stütze

Warmed Omari hat sich schwerer verletzt, als viele gehofft hatten. Der Franzose zog sich einen Bänderriss zu, zudem ist auch das Syndesmoseband betroffen. Omari fällt somit mindestens bis zum Start der Rückrunde aus. Omari war bisher eine feste Größe in der 3er-Kette des HSV. Er machte einen soliden Job, fiel selten negativ auf. Er agierte dabei sowohl in der Defensive als auch im Aufbauspiel sehr zuverlässig. Omari spielte in allen Pflichtspielen von Anfang an. Omari gewann 42 % seiner Zweikämpfe und 43 % der Luftduelle. Dabei kam Omari auf einen Top-Speed von 34 km/h. Seine Passquote liegt aktuell bei 87 %, seine Dribblingquote sogar bei 100 %. Allerdings bestritt er auch erst 2 Dribblings. Dabei startete Omari in allen Pflichtspielen.

Nun ist er also länger raus und verpasst die restliche Hinrunde. An dieser Stelle natürlich erstmal gute Besserung und eine schnelle Genesung!

Ramos und Torunarigha als Optionen

Jetzt, wo Omari raus ist, gibt es einige Optionen, wie man den Franzosen ersetzen kann. Zum einen fällt natürlich die Option von Sonntag in Berlin ins Auge. Guilherme Ramos wurde eingewechselt und erledigte seinen Job weitestgehend fehlerfrei. Ramos hat seine Stärken klar in der Defensive. Es ist kein Spieler, der aus jedem Ball eine Torchance kreiert, weiß aber ganz genau, worauf es in der Defensive ankommt. In brenzligen Situationen wird der Ball dann eher geklärt, als die spielerische Lösung zu suchen. Weiterhin ist Ramos aber auch bei Standards eine Waffe. Er blühte in der Vorbereitung auf, erzielte im Pokal in Primasens das wichtige 1:1 per Kopf. Und auch am Samstag hatte Ramos eine gute Kopfballchance. Kurz vor Schluss brachte der Portugiese den Ball unter Druck aufs Tor. Allerdings bekam er nicht genug Druck hinter den Ball und so konnte Rönnow den Ball am Ende doch parieren. Bei Ramos muss man also mit Einbußen im Aufbauspiel rechnen. Defensiv und bei Standards ist man jedoch bestens aufgestellt.

Eine weitere Option wäre ein Positionswechsel von Elfadli von hinten links nach hinten rechts. So könnte Jordan Torunarigha wieder in die Startelf rücken. Der Deutsch-Nigerianer kam im Sommer aus Genk und absolvierte seitdem 3 Pflichtspiele beim HSV. Torunarigha hatte immer wieder mit Problemen an der Achillessehne zu kämpfen. Wie Polzin heute sagte, ist Torunarigha für das Wochenende aber wieder bereit. Torunarigha stand vor allem in der Vorbereitung in der Kritik, da er immer wieder unnötige Fehler in seinem Spiel zeigte. Gegen Gladbach zeigte Torunarigha eine solide Leistung, gegen Pauli verlor er allerdings zu viele Zweikämpfe. Toruarigha ist im Vergleich zu Ramos einer, der sich auch in den Spielaufbau mit einschaltet. Aus der linken Position der Dreierkette spielt er immer wieder Diagonalbälle auf die Außenbahnen und versucht, damit seine Mitspieler einzusetzen. In seinem Kurzpassspiel hat Torunarigha noch Luft nach oben, dennoch verfügt er über massig Erfahrung, vor allem in der Bundesliga. Hier bekommt man einen Spieler, der nicht ganz so kopfballstark wie Ramos ist. Im Spielaufbau ist Torunarigha, trotz seiner nicht ganz so optimalen Vorbereitung, sicherlich besser als Ramos.

Die große Chance für Soumahoro?

Der dritte Kandidat wäre Aboubaka Soumahoro. Soumahoro kam im Winter aus Frankreich an die Elbe. Er absolvierte ein Pflichtspiel am 3. Spieltag in München. Dort wurde Soumahoro nach 45 Minuten durch Elfadli ersetzt. Soumahoro gilt als großes Talent und er ließ in der Vorbereitung einiges aufblitzen. Vor allem im Aufbauspiel ist Soumahoro wohl der beste von allen drei Kandidaten. Er hat ein gutes Kurzpassspiel und auch die Bälle hinter die Kette sind teilweise gefährlich.

Allerdings fehlt bei ihm die Konstanz. Vor allem defensiv verschätzt er sich ab und zu. Sein Debüt war sicher nicht das Beste, allerdings muss man ihm zugutehalten, dass es einfachere Debüts gibt als gegen dieses Bayern München, welches gerade auf einem absoluten Topniveau performt. Soumahoro ist mit 20 Jahren der jüngste Spieler von allen, spielt dafür m. M. n. aber schon einen sehr guten Ball. Sicherlich würde man hier ein gewisses Risiko eingehen, für das Aufbauspiel des HSV wäre Soumahoro aber wohl die optimale Besetzung, da er dort seine Stärken hat. In der Defensive ist noch Luft nach oben, aber ich denke, das entwickelt sich mit der Zeit. Denn im Training kann man immer wieder gute Defensivaktionen von Soumahoro sehen. Er ist gut im Zweikampf drinnen und gewinnt viele Duelle. Im Aufbau bleibt er selbst unter Druck ruhig und spielt gute Pässe.

Nun liegt es am Trainerteam, welche der drei Optionen sie wählen, um in den nächsten Spielen erfolgreich zu sein. Polzin selbst sagte, dass er zwar schon Gedanken im Kopf habe, sich aber noch nicht entschieden hat, wer spielt.

Ich persönlich würde gerne Soumahoro sehen. Ich glaube, dass der Junge sich richtig gut entwickeln kann und auch in Zukunft ein wichtiger Bestandteil ist. Allerdings geht man hier dann auch das Risiko ein, mit zwei sehr jungen Akteuren (Vuskovic, 18 Jahre, Soumahoro, 20 Jahre) zu agieren. Mit Ramos hat man sicherlich einen Spieler, bei dem man sich defensiv keine Sorgen machen muss. Hier hakt es allerdings im Spielaufbau. Torunarigha kann sowohl offensiv als auch defensiv ein guter Mann sein, allerdings muss er auch an sein Top-Level herankommen.

Schreibt doch gerne mal rein, wen ihr aufstellen würdet.

Wir hören uns.

Tom

Doppelschock! DFB sperrt Vieira für zwei Spiele – und Omari fällt länger aus

Doppelschock! DFB sperrt Vieira für zwei Spiele – und Omari fällt länger aus

Moin zusammen,

die Stimmung beim HSV wirkt deutlich positiver als in den letzten Wochen. Dennoch wurde die Positivität heute durch den abgelehnten Antrag des HSV in der Causa Vieira getrübt.

Rot ist okay, zwei Spiele sperre nicht

Scholle hat gestern bereits eine fundierte Meinung zu dem Thema abgegeben und ich stimme ihm dort weitestgehend zu. Ich kann akzeptieren, dass Aytekin in dieser Situation aufgrund der Dynamik und dem Verhalten von Querfeld die rote Karte zieht. Aus der Sicht des Schiedsrichters sieht es in diesem Momente so aus, als gehe Vieira mit offener Sohle in Richtung Kopf des Gegners. Dass ein Feinfuß wie Vieira diese Situation mit dem Fuß lösen will, ist logisch. Leider verzerrte die Dynamik in Echtzeit das Bild der Aktion. Als Schiedsrichter gibt es hier dann schon einen Grund, die rote Karte zu zeigen. Und auch der Video-Assistent hat keinen validen Grund, einzugreifen und zu sagen, es ist eine klare Fehlentscheidung. Denn auch in den Bildern widmet sich Vieiras Kontakt am Ende doch eher dem Gegner als dem Ball und auf dieser Höhe ist die Ausgangslage nicht so eindeutig, als dass man immer klar sagen kann „Gelb“ oder „Rot“. Das ist dann eine Tatsachenentscheidung und keine klare Fehlentscheidung von Aytekin. Deshalb gibt es hier keinen Grund, einzugreifen. Jedoch sieht auch Aytekin ein, dass die rote Karte nur aufgrund der Dynamik gegeben wurde. Und so soll es wohl auch im Schiedsrichterbericht stehen. Zudem ist auf den Bildern klar zu erkennen, dass Vieira am Ende alles versucht, um den Kontakt so gering wie möglich zu halten.

Auch dass der DFB-Kontrollausschuss hier zunächst 2 Spiele Sperre fordert, kann ich irgendwo im weitesten Sinne nachvollziehen, sofern dieses Vorgehen bei roten Karten üblich ist. Dass man den Antrag des HSV auf eine Sperre von einem Spiel nun aber ablehnt, kann ich nicht nachvollziehen.

Zum Vergleich: Tom Rothe bekam am 3. Spieltag eine glatt rote Karte, als er am Trikot des Gegners im eigenen Strafraum zog. Logisch: Notbremse, rot. Aber im Gegensatz zu der Aktion von Vieira widmete sich die Aktion von Rothe ausschließlich dem Gegner und nicht dem Ball. Hier gibt man aber nur eine Spiel Sperre. Wie gesagt, ein Foul, was nur wegen der Notbremse Rot ergibt, aber eben auch ein Foul, was sich ausschließlich dem Gegner und nicht dem Ball widmet. Dass es dort nur ein Spiel gibt und bei Vieira zwei, finde ich unverständlich.

Schauspielen wird belohnt- Das kann nicht die Zukunft sein

Eine weitere Sache, die ich eigentlich noch schlimmer finde, ist, dass am Ende die Schauspieleinlage von Querfeld belohnt wird. Und ja, ich betitele das hier ganz bewusst so, denn er hält sich das Gesicht, obwohl der Treffer ganz klar am Oberkörper stattfand. Mit dem Wissen, dass die Wahrscheinlichkeit auf eine rote Karte steigt, wenn er einen Kopftreffer simuliert. Und das hat auch bestens funktioniert. Meiner Meinung nach sinkt die Wahrscheinlichkeit auf eine rote Karte deutlich, wenn Querfeld sich das Körperteil hält, welches wirklich wehtut. Und wie gesagt, am Ende kann man mit viel Wohlwollen auch aus Bilderansicht ein Argument für eine rote Karte finden. Deshalb ist es in dem Moment entscheidend, welche Karte Aytekin auf dem Feld gibt. Und die Entscheidung von Aytekin wird eben durch das Halten des Kopfes von Querfeld beeinflusst. Der Junge ist ein guter, talentierter Fußballer, aber sowas ist absolut unsportlich. Und dass es für diese Einlage keine Strafe gibt, erschließt sich mir auch nicht. Wie gesagt, wenn er sich verletzt, ist es okay, dass er auf dem Boden liegt und sich achtmal dreht, aber bewusst den Schiedsrichter täuschen ist unfair. Viele von euch spielen oder haben sicherlich einmal Fußball gespielt. Und ich bin ehrlich: Ich kann es einfach nicht ab, wenn man auf dem Feld etwas vortäuscht, nur um sich einen Vorteil zu verschaffen. Streng dich an und spiel besser, dann musst du auch nichts vortäuschen.

Logisch, das ist in diesem Moment klug, aber das gehört sich m. M. n. einfach nicht. Wenn wir so anfangen und so eine Schauspielerei keine Konsequenzen hat, hält sich demnächst jeder Spieler bei jeder Aktion den Kopf und simuliert einen Kopftreffer. Und wenn dann ein Spieler mit Gelb vorbestraft ist, einen normalen Zweikampf führt und dann Gelb-Rot sieht, weil der Gegner etwas simuliert, fliegt er vom Platz, ohne ein gelbwürdiges Foul begangen zu haben. Sorry, aber das kann nicht die Zukunft des Fußballs sein. Dann können wir alle zur Schauspielschule und müssen nicht mehr auf den Trainingsplatz.

Kreativität oder Härte? Wer Vieira ersetzen könnte

Der HSV muss nun schauen, wie er Vieira die nächsten zwei Spiele ersetzt. Im Spiel gegen Mainz braucht es einen kreativen Ersatz, in Leipzig wird man wohl eher eine Option gegen den Ball wählen. In der Analyse gestern wurde Königsdörfer als mögliche hängende Spitze in den Raum geworfen. Allerdings gehe ich davon aus, dass Polzin nach den letzten beiden Spielen nicht von seinem System abweichen wird. Dann müsste Königsdörffer auf die 8 und das wäre mir persönlich zu unsicher. Ich gehe eher davon aus, dass man sich zwischen Lokonga und Capaldo entscheidet. Auch Meffert wäre eine Option. Remberg wird nach der Leistung in Berlin sicherlich nicht aus der Startelf gehen. Ich persönlich würde für das Wochenende zunächst einmal Lokonga vorziehen. Er ist zwar nicht so kreativ mit Ball, aber kann die gezielten Pässe in die entscheidenden Räume spielen. Die offensive Kreativität muss in den nächsten beiden Spielen so oder so von der vorderen Dreierreihe ausgehen. Wer dann in Leipzig spielt, hängt wahrscheinlich davon ab, wie gut die Doppel-8 gegen Mainz funktioniert hat. Sollte die Leistung gestimmt haben, wird wohl das gleiche Mittelfeld wie gegen Mainz auflaufen. Passt die Leistung am Sonntag nicht, wird getauscht. Aber bis Sonntag und vor allem bis zum Spiel in Leipzig ist ja noch massig Zeit, bis dahin kann auch immer was Unvorhergesehenes passieren. Wir warten ab und halten euch auf dem Laufenden.

Wie bewertet ihr die Zwei-Spiele-Sperre und die Aktion von Querfeld?

Und wen würdet ihr am Wochenende für Vieira einsetzen?

Schreibt das alles in die Kommentare.

Wir hören uns.

Tom


Und dann noch eine ganz besonders bittere Nachricht: Omari fehlt dem HSV lange

Herber Rückschlag für den HSV: Ausgerechnet Innenverteidiger Warmed Omari wird voraussichtlich für längere Zeit nicht zur Verfügung stehen. Der Franzose hatte sich beim Remis gegen Union Berlin am linken Sprunggelenk verletzt und musste bereits in der ersten Halbzeit ausgewechselt werden. Während zunächst die Hoffnung bestand, dass es sich lediglich um eine Bänderverletzung handelt, zeigen genauere Untersuchungen ein deutlich schwerwiegenderes Bild. Mehrere Strukturen im Gelenk sind betroffen, sodass Omari für mehrere Wochen ausfallen wird. Offiziell will der Verein erst am Mittwoch eine genaue Diagnose bekannt geben.

Der Verlust kommt zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt, denn Omari war bislang eine feste Größe in der Abwehrreihe. Mit seiner Ruhe am Ball, seiner Geschwindigkeit und den präzisen Spieleröffnungen hatte er sich schnell zu einem verlässlichen Pfeiler entwickelt. Gerade in der noch jungen Bundesliga-Saison war sein Beitrag zur Stabilität der Defensive kaum zu übersehen. Ein wirklich sehr unaufgeregter Typ, der noch sehr viel mehr drauf hat, als er bislang zeigen konnte. Nun müssen Trainer Merlin Polzin und sein Assistent Loic Favé Alternativen finden. Beim Spiel in Berlin rückte kurzfristig Guilherme Ramos für die Schlussphase in die Dreierkette, doch auf Sicht stellt sich die Frage, wer dauerhaft die Lücke schließen kann. Neben Ramos gelten auch Daniel Elfadli, Aboubaka Soumahoro und Jordan Torunarigha als mögliche Optionen.

Während Elfadli weiter neben Vuskovic beginnen dürfte, liegt der Fokus in der Diskussion vor allem auf der halblinken Abwehrseite. Hier erscheint Soumahoro die naheliegendste Lösung. Der 20-Jährige hat in der Saisonvorbereitung mit ordentlichen Leistungen und guten Ansätzen angedeutet, worauf sich der HSV bei ihm mal freuen darf. Er spielte abgeklärt, zweikampfstark und mit einem bemerkenswerten Spielverständnis. Im Vergleich zu Torunarigha, der zwar über mehr Erfahrung verfügt, jedoch noch nicht richtig in Hamburg angekommen ist, hat Soumahoro den Vorteil, dass er seine Dynamik und Frische sofort einbringen könnte, nachdem er gegen Bayern den denkbar schlechtesten Start gegen den aktuell vielleicht besten Angriff der Liga (und Europas?) hatte. Viele Beobachter sehen ihn daher nicht nur als Übergangslösung, sondern als echte Chance, sich nachhaltig in der Startelf zu etablieren.

Für den HSV ist der Ausfall von Omari ohne Frage ein schwerer Schlag. Doch gleichzeitig könnte er für Soumahoro die große Möglichkeit bedeuten, seinen nächsten Karriereschritt zu gehen – und vielleicht schneller Verantwortung zu übernehmen, als ursprünglich geplant. Wir wünschen ihm dafür alles Gute und viel Glück, während wir Warmed Omari von dieser Stelle aus alles Gute und schnellstmögliche volle Genesung wünschen!!

Scholle

HSV lehnt Vieira-Sperre ab – und das völlig zurecht!

HSV lehnt Vieira-Sperre ab – und das völlig zurecht!

In der Nachspielzeit beim 0:0 in Berlin sah Fabio Vieira (25) völlig überraschend Rot. Seitdem wird heftig über die Szene diskutiert. Für mich ist klar: Von brutaler Härte konnte da keine Rede sein. Vieira zog den Fuß im letzten Moment zurück, ging nicht mit offener Sohle rein – das sieht jeder, der genau hinschaut. Noch kurioser war die Reaktion von Union-Spieler Leopold Querfeld (21). Getroffen wurde er an der Schulter, hingelegt hat er sich, als hätte er einen Kopftreffer kassiert. Solche Einlagen verzerren die ganze Bewertung einer Szene.

Selbst Schiedsrichter Deniz Aytekin (47) erklärte nach dem Spiel bei DAZN, dass die Rote Karte nur wegen der hohen Dynamik gegeben wurde – nicht, weil es ein grobes Foul war. Genau deshalb wirkt die Entscheidung des DFB-Kontrollausschusses, gleich zwei Spiele Sperre zu fordern, völlig überzogen. Der HSV hat Einspruch eingelegt und will die Strafe auf ein Spiel reduzieren lassen. Und das ist absolut richtig so. Alles andere wäre ein falsches Signal.

Zum Glück gibt es bei Vieira zumindest in Sachen Verletzung Entwarnung. Er konnte ohne Probleme mit der Mannschaft zurück nach Hamburg reisen. Das Knie ist stabil, größere Untersuchungen waren erstmal nicht nötig.

Anders sieht es bei Warmed Omari (25) aus, der nach 76 Minuten verletzt raus musste. Bei ihm steht der Verdacht auf einen Bänderriss im linken Sprunggelenk im Raum. Sollte sich das im MRT bestätigen, fällt er wohl rund drei Wochen aus und würde damit die Spiele gegen Mainz (5.10.) und Leipzig (18.10.) verpassen. Ein bitterer Ausfall, denn Omari war zuletzt einer der stabilsten Verteidiger im Team. Gegen Union kam für ihn Guilherme Ramos (28).


Mein Kommentar zur Causa Vieira:

Der HSV macht in dieser Angelegenheit alles richtig, wenn er klar zu Fabio Vieira steht. Schon die Einschätzung von Schiedsrichter Deniz Aytekin zeigt, dass es sich nicht um eine brutale Aktion handelte: Er sprach ausdrücklich von hoher Dynamik, aber nicht von Härte oder rohem Spiel. Genau das ist der entscheidende Punkt. Vieira zog den Fuß zurück, ging nicht mit offener Sohle in den Zweikampf und hatte erkennbar keine Absicht, seinen Gegenspieler ernsthaft zu verletzen. Dass der DFB-Kontrollausschuss daraus gleich zwei Spiele Sperre machen will, entzieht sich dem Verständnis vieler Fußballfans. Für den normalen Beobachter wirkt eine solche Bewertung schlicht überzogen und in Teilen sogar willkürlich.

Umso wichtiger ist es, dass der HSV Einspruch eingelegt hat. Ein Verein darf seine Spieler nicht einfach hängen lassen, wenn die Bewertung einer Szene unverhältnismäßig erscheint. Es geht dabei nicht darum, das Regelwerk infrage zu stellen oder Fouls kleinzureden, sondern darum, für Fairness und Verhältnismäßigkeit einzutreten. Vieira verdient Rückendeckung, weil er in dieser Szene nicht als brutaler Spieler, sondern als Opfer einer strengen und zweifelhaften Auslegung dasteht.

Dass Hamburg diese Position öffentlich bezieht und die Sperre nicht einfach hinnimmt, ist ein starkes Signal an Mannschaft, Fans und auch an die Gremien des DFB. Der HSV zeigt damit Rückgrat, wahrt die Interessen seines Profis und macht klar, dass man ihn nicht ohne weiteres als Sündenbock akzeptiert. Genau so hält man den Teamgeist hoch und zeigt, dass man in schwierigen Situationen zusammensteht.

Kurz gesagt: Der HSV macht alles richtig. Er verteidigt seinen Spieler, stellt sich gegen eine aus Fansicht nicht nachvollziehbare Härte des Sportgerichts und setzt ein Zeichen für Fairness im Fußball.

Ein starker Punktgewinn, der dem HSV Hoffnung macht – aber teuer bezahlt wurde

Ein starker Punktgewinn, der dem HSV Hoffnung macht – aber teuer bezahlt wurde


Keine Tore, aber ein Pfostentreffer, ein Elfmeter und ein Platzverweis – langweilig war es beim torlosen Remis zwischen dem 1. FC Union Berlin und dem HSV nun wirklich nicht. Am Ende aber überwog bei den Hamburgern das Gefühl, dass an diesem Abend mehr möglich gewesen wäre als nur ein Punkt. Denn über weite Strecken der Partie bestimmten die Rothosen das Geschehen an der Alten Försterei, zeigten ihre bislang reifste Leistung seit dem Bundesliga-Comeback – und mussten sich dennoch mit dem Remis zufriedengeben. Bitter zudem: Neben dem Platzverweis gegen Vieira verlor der HSV auch noch Omari, der mit einer Knöchelverletzung ausgewechselt werden musste.

Der HSV hat am späten Sonntagabend beim 1. FC Union Berlin einen mehr als verdienten Punktgewinn eingefahren. Die Rothosen waren in der ausverkauften Alten Försterei über weite Strecken der Partie das spielbestimmende Team, verzeichneten auch das Gros der Torchancen, hatten aber bei einem Pfostentreffer sowie einem von Heuer Fernandes gehaltenen Elfmeter auch das nötige Quäntchen Spielglück auf ihrer Seite. So stand am Ende eines zwar torlosen, aber vom HSV dominant geführten Duells das Remis, das Elfadli, Vuskovic und Co. aufgrund der eigenen starken Leistung nicht vollends zufriedenstellte – zumal in der Nachspielzeit auch noch Vieira nach einer harten Entscheidung die Rote Karte sah.

HSV STARTET SELBSTBEWUSST

Der HSV begann in Berlin personell unverändert – ein weiteres Zeichen dafür, wie überzeugt Trainer Merlin Polzin von seinem neuen Spielsystem ist. Dreierkette, die defensiv zur Fünferkette wird, vorne drei Spitzen mit Königsdörffer im Zentrum. Und der Start war vielversprechend: Hamburg präsentierte sich hellwach, stark in den Zweikämpfen und mit viel Kontrolle im Mittelfeld. Fast hätte sich das Team aber nach nur neun Minuten selbst ins Hintertreffen gebracht, als Rayan Philippe im eigenen Strafraum ungeschickt den Fuß stehen ließ und so den Elfmeter verursachte. Doch Heuer Fernandes parierte den Versuch von Ilic bravourös und bewahrte sein Team vor einem frühen Rückstand.

SPIELKONTROLLE, ABER KEIN TREFFER

Von da an bestimmte der HSV die Partie noch deutlicher. 7:1-Torschüsse, 60 Prozent Ballbesitz, 60 Prozent gewonnene Zweikämpfe – die Rothosen hatten Union im Griff. Philippe, der vorne viele Bälle bekam, scheiterte gleich mehrfach, weil er die Abschlüsse zu zögerlich suchte. Auch Dompé ließ die große Chance liegen, als er statt des direkten Schusses ins Dribbling ging. Trotz Überlegenheit ging es torlos in die Pause – die bis dahin beste Halbzeit des HSV seit der Bundesliga-Rückkehr.

BITTERE VERLETZUNG, KNAPPES GLÜCK

Nach dem Seitenwechsel verflachte das Spiel kurzzeitig, ehe Hamburg wieder das Heft in die Hand nahm. Defensiv stabil, offensiv bemüht, aber ohne echte Durchschlagskraft – so präsentierte sich die Elf von Polzin. Königsdörffer kam zu Abschlüssen, Philippe setzte Akzente, doch zwingend wurde es zu selten. Und dann kam die Schreckminute: Omari verletzte sich am Knöchel, musste behandelt und wenig später ausgewechselt werden. In der Phase der Unordnung nach der folgenden Ecke traf Union den Pfosten – Glück für den HSV, der ansonsten auf ein Chancenplus von 18:9, 65 Prozent Ballbesitz und ebenfalls 65 Prozent gewonnene Zweikämpfe verweisen konnte.

ROTE KARTE ALS SCHLUSSPUNKT

Als wäre die Verletzung von Omari nicht bitter genug, kassierte Vieira in der Nachspielzeit nach einem unglücklichen Zweikampf gegen Querfeld auch noch Rot – eine überharte Entscheidung von Schiedsrichter Aytekin. So verteidigten die Hamburger die Schlussminuten in Unterzahl, retteten sich aber ins torlose Remis.

Unterm Strich bleibt ein Spiel, das trotz der Ausfälle und der späten Unterzahl zeigt: Der HSV ist in der Bundesliga angekommen. Ballsicher, zweikampfstark, mit klarer Spielidee – auf diese Leistung lässt sich aufbauen. Auch wenn es „nur“ ein Punkt war, war es das bislang beste Saisonspiel und ein weiterer Schritt nach vorn.


DIE EINZELKRITIK:

Daniel Heuer Fernandes: Rettete gleich in der Anfangsphase mit dem gehaltenen Elfer die Anfangs-Euphorie des HSV in diesem Spiel. Er ist weiter gut drauf und scheint sich immer mehr mit dem neuen Liga-Umfeld anzufreunden. Note: 2

Giorgi Gocholeishvili (bis 89.): Er gefällt mir immer besser. Letzte Woche war er schon gut, heute noch mal ein Stück besser. Richtig schön bissig, aktiv, immer on fire – und dabei mit der nötigen Ruhe und Souveränität am Ball. Das war ein wirklich gutes Spiel von ihm! Seine Auswechslung ergab keinen Sinn. Note: 2

William Mikelbrencis (ab 90.): War nur noch dabei. Warum der Gocholeishvili heute wieder runter musste für ihn erschließt sich mir aber null. 

Warmed Omari (bis 76.): Schön ruhig am Ball, abgeklärt im Zweikampf und mit kontrolliertem Aufbauspiel hinten raus. Er fällt selten besonders auf, was aber nicht negativ sein muss – im Gegenteil. Seine Verletzung tat dem HSV-Spiel weh – und sein Ausfall wäre bitter. Drücken wir mal alle Daumen, dass es nichts Schlimmes ist. Er ist wichtig für die defensive Stabilität. Note: 3

Guilherme Ramos (ab 76.): Brachte ein, was er einzubringen vermag – fast sogar mit einem Kopfballtreffer (85.). Seine Mentalität, sein Einsatz und sein Kopfballspiel tun dem HSV gut. Note: 3

Luka Vuskovic: In der Luft ist er eine absolute Macht! Auch sonst war er in der ersten Halbzeit bockstark und in der zweiten sehr stabil. Note: 2

Daniel Elfadli: Er hatte die Aufgabe, den Ball hinten rauszutreiben. Und das machte er richtig gut. Ebenso, wie er seine Zweikämpfe defensiv gewann, verteilte er die Bälle gekonnt und fehlerfrei. Das war echt gut! Note: 2

Miro Muheim (bis 82.): Die erste Liga ist noch nicht seine Liga. Alles noch zu schnell, zu physisch. Selbst seine Flanken kommen nicht wie gewohnt. Er läuft ein wenig nebenher, hat defensiv immer wieder Probleme. Und er hatte heute Glück, nicht mit Gelbrot runterzugehen. Musste deshalb auch runter. Note: 4

Nicolas Capaldo (ab 83.): Ein schwieriges Spiel, um reinzukommen – aber er schaffte es. Und angesichts der durchwachsenen Form eines Muheims sollte er sein Glück vielleicht auf dieser Position suchen. Note: 3

Nicolai Remberg: Er hat sich die Kritik der letzten W9chen zu Herzen genommen und war für mich heute in der Anfangsphase der auffälligste Hamburger, weil er nicht nur seine Zweikämpfe gewann, sondern auch Fehler der Kollegen ausbügelte und die Bälle klug verteilte. Gern mehr davon! Note: 2

Fabio Vieira: Er kam in Manndeckung heute in der ersten Hälfte fast überhaupt nicht ins Spiel. In der zweiten Hälfte bemühte er sich, Kontrolle ins Spiel zu bekommen, den Ball zu fordern und zu verteilen – und er hatte in der 62. Minute mit seiner Direktabnahme knapp einen Meter am Tor vorbei auch seinen ersten Torschuss. Ansonsten aber mit mehr Schatten als Licht in seinen Aktionen. Bittere Rote Karte samt Verletzung. Es war nicht sein Abend…  Note: 3,5

v.l. Physiotherapeut Andreas Thum, Fabio Vieira (HSV, rote Karte), Mannschaftsarzt Dr. Wolfgang Schillings, Schiedsrichter Deniz Aytekin

Rayan Philippe (bis 76.): Sehr aktiv, sehr viel unterwegs – aber leider zu ungefährlich. Als er freigespielt wurde, zögert er und zig noch mal in die Kitte, anstatt mit Tempo aufs Tor zu ziehen. Dennoch: Er war einer der auffälligsten Spieler auf dem Platz, weil er endlich seine größten Qualitäten richtig einsetzte: Seinen Körper und sein Tempo. Schade, dass Polzin ihn runternahm!  Note: 3

Albert Sambi Lokonga (ab 76.): Er braucht noch Eingewöhnungszeit. Das sieht noch nicht ganz rund aus, aber die Ansätze sind zu erkennen!! Ich hoffe sehr, dass er schnell zu seiner Topform findet, denn das würde dem HSV sehr helfen. Note: 3,5

Ransford Königsdörffer (bis 76.): Er ist kein Strafraumstürmer – und genau dieses Attribut fehlt dem HSV immer wieder. Gerade heute, wo man immer wieder bis zum Sechzehner der Gastgeber vorzudringen wusste. Die Diskussion, ob er oder Glatzel die bessere Wahl ist, bediente er zu seinen Ungunsten. Wobei: Trifft er in der 71. Minute und der HSV gewinnt 1:0 – dann hätte er alles gerechtfertigt Note: 4

Robert Glatzel (ab 76.): Kam zu spät. Ich verzichte hier auf eine Note…

Jean-Luc Dompé: Er ist noch nicht angekommen in der Liga, in der die Defensivspieler schlichtweg schneller und stärker sind. Daran wird er sich noch gewöhnen müssen, wie man auch bei seiner großen Chance, in der er einfach zu lange brauchte. In der zweiten Hälfte begann er mit einem satten – leider zu zentral gezielten – Distanzschuss. Da hatte ich die Hoffnung, dass er jetzt reinkommt. Aber viel mehr kam nicht.  Note: 4

Trainer Merlin Polzin: Er ist stur und bleibt bei seinem System und seine, Personal. Insgesamt war das heute fußballerisch ein Schritt nach vorn. Ab der 65. Minute zeichnete sich beim HSV ab, dass der eine (Remberg) und andere (Vieira, Königsdörffer) raus musste – teilweise sah der Trainer es. Insgesamt scheint er die Mannschaft defensiv langsam in die Spur zu bekommen. Auch für ihn war das Spiel heute ein Schritt nach vorn. Note: 3

Schiedsrichter Deniz Aytekin: Die Rote Karte gegen Vieira war – so gefährlich es auf den ersten Blick auch ausgesehen haben mag – für mich überzogen und falsch! Dass er sich im Nachgang relativierend äußert – okay. Aber ich verzichte auch bei ihm auf eine Note, weil ich bei Aytekin einfach nicht objektiv sein kann…


DAS SPIEL IM STENOGRAMM:

1. FC Union Berlin: Rönnow – Trimmel, Doekhi, Querfeld, Leite, Köhn (80. Rothe) – Haberer (59. Schäfer), Khedira – Burke (59. Skarke), Ilic, Ansah (89. Jeong)

Hamburger SV: Heuer Fernandes – Gocholeishvili (90+8. Mikelbrencis), Omari (76. Ramos), Vuskovic, Elfadli, Muheim (82. Capaldo) – Vieira, Remberg – Philippe (76. Lokonga), Königsdörffer (76. Glatzel), Dompe

Tore: –

Zuschauer: 22.000 (ausverkauft)      

Schiedsrichter: Deniz Aytekin (Oberasbach)

Gelbe Karten: Querfeld, Trimmel / Philippe, Muheim

Gelb-Rote Karten: – / –

Rote Karten: – / Vieira (90.+8, grobes Foulspiel)