HSV zwischen Aufstiegstraum und Entscheidungsdruck

HSV zwischen Aufstiegstraum und Entscheidungsdruck

Es war zweifellos nicht sein stärkstes Spiel, aber es reichte, um Wirkung zu haben: Jean-Luc Dompé zeigte beim 2:2 auf Schalke erneut seine Klasse – mit seinem fünften Assist in sechs Spielen. Der Franzose liefert weiter, obwohl seine Zukunft beim HSV weiterhin ungeklärt ist. Aktuell endet sein Vertrag in zweieinhalb Monaten. Was aber jetzt schon feststeht: Dompé will in der kommenden Saison in der Bundesliga spielen. Ob er das mit dem HSV machen wird, steht noch nicht fest – doch das Interesse an ihm wächst: Inzwischen liegen dem Offensivmann einige Angebote vor, darunter aus der Ligue 1, wo Dompé bereits spielte, ebenso wie aus der Bundesliga.

Dass in solchen Phasen der Verhandlungen immer einige Angebote kolportiert werden, ist normal. Die Berater und andere Interessenvertreter streuen diese Gerüchte gern, um die Verhandlungspositionen zu verbessern. Aber bei Dompé ist die Wahrscheinlichkeit, dass es gute, externe Angebote gibt, sehr wahrscheinlich. Und die Situation ist weiterhin kompliziert. Sein Berater Zouhair Essikal steht zwar in engem Kontakt mit Sportvorstand Stefan Kuntz, doch dieser hat die Gespräche bewusst zurückgefahren. In der heißen Phase des Aufstiegskampfs sollen Themen wie Gehalt, Vertragslaufzeit oder Ausstiegsklauseln keine Rolle spielen. Die volle Konzentration gilt dem sportlichen Ziel. Hinter den Kulissen laufen die Planungen allerdings weiter – eine Entscheidung in der Causa Dompé wird noch vor Saisonende erwartet. Klar ist: Sollte der HSV den Aufstieg schaffen, stehen die Chancen gut, dass Dompé bleibt. Wird man sich allerdings in den finanziellen Details nicht einig, dürfte er nach drei Jahren im Volkspark Abschied nehmen.

Dompé will bleiben – aber unbedingt Erste Liga spielen

Dompé selbst fühlt sich in Hamburg wohl, will die Fans mit dem Aufstieg belohnen – und schließt lediglich einen Wechsel zum FC St. Pauli kategorisch aus. Auf eine Fanfrage nach einem möglichen Wechsel zu Werder Bremen antwortete er bei Snapchat mit vier Tränen-lachenden Emojis. Auch seinen Verbleib beim HSV ließ er in sozialen Netzwerken zuletzt offen, reagierte auf eine entsprechende Frage mit zwei Schulterzuck-Emojis, wie die Kollegen berichten. Dass der Aufstieg noch nicht in trockenen Tüchern ist, dürfte also ein entscheidender Faktor bei seiner Entscheidung sein.

Ein anderer, dessen Zukunft ebenfalls am Aufstieg hängt, ist Davie Selke. Mit 19 Saisontreffern war er ein absoluter Leistungsträger und kompensierte den langfristigen Ausfall von Robert Glatzel nahezu perfekt. Doch wie geht es mit Selke weiter? Sein Vertrag läuft nach Saisonende aus – es sei denn, zwei Voraussetzungen treten ein: Der HSV steigt auf, und Selke absolviert mindestens 25 Liga-Spiele. Wie die „BILD“ berichtet, zählen dabei Einsätze von Beginn an voll, Einwechslungen zur Hälfte. Aktuell hat Selke 19 Startelfeinsätze und acht Einwechslungen auf dem Konto – also 23 gewertete Spiele. Zwei Einsätze fehlen ihm also noch, damit sich sein Vertrag im Aufstiegsfall automatisch verlängert.

Selkes Vertragsklause zieht im Aufstiegsfall

Unabhängig von dieser Klausel laufen seit Januar auch Vertragsverhandlungen über eine mögliche neue Zusammenarbeit. Doch auch hier liegt der Ball derzeit ruhend. Erst wenn der sportliche Ausgang der Saison geklärt ist, soll wieder gesprochen werden. Ein Risiko – aber offenbar eine bewusste Entscheidung beider Seiten.

Und wo wir schon bei den wichtigsten Personalien sind: Auch für Horst Hrubesch dürfte bald eine Entscheidung fallen. Der Vertrag des Nachwuchsbosses läuft am 30. Juni aus. Nach dem Aus von Sportvorstand Jonas Boldt, Hrubeschs wichtigstem Förderer, gibt es im neuen Organigramm offenbar keinen passenden Platz mehr für ihn. MoinVolkspark hatte zuletzt exklusiv berichtet, dass das Verhältnis von Hrubesch zum Boldt-Nachfolger Stefan Kuntz nicht das beste sei und dass es intern zu lautstarkem Streit gekommen war, als es um die Ausrichtung der Nachwuchsarbeit und die seinerzeit gerade getätigten Transfers in der Winterpause ging. Der Verein könnte sich vorstellen, ihn bei den HSV-Frauen einzubinden, doch ein reines Repräsentanten-Amt würde der Klublegende sicher nicht gerecht und würde von ihm abgelehnt.

Und dann ist da noch Mehmet Can Aydin. Der Schalker Außenbahnspieler, der dem HSV am Wochenende noch mächtig zusetzte, steht laut Medienberichten ebenfalls auf der Wunschliste des HSV – ablösefrei. An ihm sollen aber neben dem HSV auch noch andere Klubs Interesse zeigen. Unter anderem Werder Bremen.

Dompé, Selke, Hrubesch, Oliveira – die Stimmung ist angespannt, aber optimistisch

Die Stimmung in Hamburg? Ihr merkt es, sie ist gereizt, sie ist ob der vielen und schnellen Entwicklungen gespannt – aber sie ist trotz aller Baustellen noch voller Hoffnung. Zurecht! Denn der HSV steht vor entscheidenden Wochen. Das Ziel bleibt klar: Aufstieg. Und der HSV hält hier die (zweit-)besten Karten in der eigenen Hand.

Sportlich geht es für den HSV am Sonntag gegen den KSC weiter. Die Vorbereitung läuft. In der Kreativzentrale drückte zuletzt der Schuh: Karabec, Pherai und Richter überzeugten zuletzt allesamt nicht. Gut möglich, dass Polzin im Offensivzentrum umbaut – und dann auch Selke zurück in die Startelf bringt. Ihre Plätze im Zentrum sicher haben dürften Ludovit Reis und Jonas Meffert. Davor ist einiges noch offen und dürfte von der Trainingswoche abhängen. Nicolas Oliveira kehrte überraschend ins Mannschaftstraining zurück – sein Comeback nach Innenbandriss kommt früher als gedacht. „Nico wird auf jeden Fall eine Option für Sonntag sein. Er hat die Reha schneller mit Coach Sebastian Capel durchgezogen als gedacht“, erklärte Trainer Merlin Polzin. Auch Miro Muheim macht Fortschritte, soll kommende Woche teilintegriert wieder einsteigen – mit dem Ziel, gegen Darmstadt (3. Mai) wieder zur Verfügung zu stehen. Kapitän Sebastian Schonlau fehlt derweil mit Rückenproblemen, Fabio Baldé kämpft mit einer Magen-Darm-Grippe. Jatta und Soumahoro trainieren individuell.

Hoffnung für die Außenverteidgerposition: Nicolas Oliveira ist wieder im Training. FOTO: Witters

HSV muss zurück zum einfachen Spiel finden

Entscheidend für den HSV dürfte sein, und das hatte auch unser Experte Stefan Schnoor so gesagt, dass sich Trainer und Mannschaft wieder darauf besinnen, den Fußball einfach zu halten. Kompliziert macht es die Ausgangslage schon genug – jetzt gilt es, auf dem Platz Fußball zu arbeiten, Zweikämpfe zu gewinnen und hinten endlich mal wieder zu Null zu spielen, nachdem man zuletzt mit sechs Gegentreffern in zwei Spielen außergewöhnlich anfällig für die eigenen Verhältnisse agierte.

Apropos: Ich bekomme immer wieder die Frage gestellt, warum ich mich immer wieder kritisch zu einzelnen Spielern äußere – beispielsweise zuletzt zu Silvan Hefti und William Mikelbrencis. Meine Antwort darauf: Weil sie als Außenverteidiger nicht gut verteidigen! Im Gegenteil: Die Gegner des HSV wissen um diese Schwächen und nutzen sie brutal wie zuletzt ganz besonders auf Schalke deutlich wurde.

Von daher müssen sich Merlin Polzin und seine Cotrainer jetzt etwas einfallen lassen, wie sie defensiv wieder Stabilität reinbekommen. Entweder mit demselben Personal – aber dann eben gut. Oder man stellt um. Eine Dreierkette mit zwei offensiver agierenden Außenverteidigern reicht, wenn man nur eine Spitze beim Gegner rechnet. Zumal dann, wenn man mit Meffert und Reis zwei potenzielle Sechser im Team hat. Und offensiv, das hat auch das Spiel auf Schalke wiederverdeutlicht, ist dieser HSV immer gefährlich genug, um zu treffen. Wobei das auf keinen Fall heißen soll, dass ich Selkes Degradierung zum Reservisten nachvollziehen kann. Im Gegenteil: Ich würde gegen den KSC zwingend wieder mit ihm beginnen. Aber dazu haben Stefan und ich im neuen Video alles gesagt. Schaut gern mal rein!

In diesem Sinne, Euch allen einen schönen Dienstagabend! Und schreibt doch mal in den Kommentaren, wie Ihr das Thema Defensive beim HSV lösen würdet. Wobei: Schreibt gern auch, wie ihr das Offensivthema lösen würdet…

Scholle

P.S.: Bei den HSV-Frauen ist die Nachfolge von Trainer Marwin Bolz geregelt. Ab Sommer übernimmt Liése Brancão das Team. Die Brasilianerin kommt mit sieben Meistertiteln und Champions-League-Erfahrung aus St. Pölten und will das Team in die Bundesliga führen. Ihre Handschrift: klare Spielidee, Entwicklungskompetenz, Bodenhaftung. Ein starkes Zeichen für die Ambitionen im HSV-Frauenfußball.

2:2 nach 90 Minuten Überzahl! HSV wackelt und zeigt Nerven – auch neben dem Platz…

2:2 nach 90 Minuten Überzahl! HSV wackelt und zeigt Nerven – auch neben dem Platz…

Ich bin sowas von angep…..!!! Wie kann man ein solches Spiel mit 90 Minuten Überzahl, einer 2:1-Führung im Rücken gegen komplett verunsicherte Schalker am Ende noch 2:2 spielen? Ganz einfach: Indem sich auf dem Platz Spieler tümmeln, die wie Mikelbrencis die Defensivarbeit weder beherrschen noch ernst nehmen. Dazu ein Millioneneinkauf auf der anderen Seite der Viererkette, der nichts anderes ist als ein absolutes Missverständnis der Kaderplaner, denen neben Hefti jetzt die Wintertransfers jetzt immer mehr um die Ohren fliegen. Wie man 5 Millionen Euro für drei Youngster ausgibt, während man defensiv sehenden Auges in Probleme rauscht, ist absolut unverständlich. 

Daher, bevor ich hier die Spieler bewerte und anstelle eines Spielberichtes, muss ich einfach mal meinen Frust über diese Kaderplanung loswerden und muss Stefan Kuntz und Claus Costa mit in die Verantwortung nehmen. Beide bekommen eine glatte 6 für diese Kaderplanung. Übrigens: Die Wintertransfers wurden auch am Wunsch des Trainerteams, sich defensiv noch zu verstärken, vorbei getroffen! Und das macht es für mich noch fahrlässiger, noch unverständlicher, noch schlimmer, dass man weder im Sommer noch spätestens im Winter die notwendigen Korrekturen an der eigenen Fehlplanung unternommen hat…!

Dennoch, um trotz meines wirklich überbordenden Frustes über einen so unnötig hergeschenkten Sieg, auch wieder etwas Maß hier mit einfließen zu lassen: Der HSV hat nicht verloren, ist (zumindest bis zum Köln-Spiel morgen) weiter Tabellenführer und hat sein Glück weiter in der eigenen Hand. Das ist das Beste an diesem Abend. Und allen Schalkern sei gesagt: Respekt! Glückwunsch zn diesem verdienten Punktgewinn! Wer es schafft, ein komplettes Spiel in Unterzahl nicht zu verlieren, der hat ebenso viel richtig gemacht (wie der HSV falsch…)! 

DIE EINZELKRITIKEN: 

Daniel Heuer-Fernandes: Er hatte nicht viel zu tun und war weitgehend stabil. Aber am Ende wackelte auch er. Note: 4

William Mikelbrencis (bis 90.): Die Achillesferse des HSV defensiv. Er ist defensiv eine Katastrophe – und das zeigte sich mehrfach. Zum ersten Mal in der achten Minute, als er pennte und Schalke mit einem simpel lang geschlagenen Freistoß plötzlich blank vor Heuer Fernandes auftauchte. Das hätte Schalkes Führung sein müssen! Er bekommt seine Seite nicht zu, wie bei der Flanke vor dem Ausgleich. Das war schlicht und einfach Verweigerung! Nach vorn ist das immer wieder ganz ordentlich. Aber auch nur, bis es zum finalen Pass, zur Flanke oder zum Torabschluss kommt. Dann geht nichts mehr. Ich habe keinen Schimmer, was Dompé ihm an den Kopf geschmissen hat, aber an Mikelbrencis‘ Stelle hätte ich heute einfach die Schnauze gehalten. Seine Berechtigung, auf dem Platz zu stehen, zieht er aus ein paar offensiven Aktionen und der Tatsache, dass der HSV ein katastrophales Transferverhalten an den Tag gelegt hat und er die einzige Alternative für hinten rechts ist. Note: 6

Otto Stange (ab 90.): Logisch, er ist Stürmer. Ein sehr talentierter Angreifer sogar. Aber im direkten Vergleich mit Mikelbrencis glaube ich sogar, dass er der bessere Rechtsverteidiger wäre…

Dennis Hadzikadunic: Dumme Gelbe Karte zu Beginn der zeiten Halbzeit, ansonsten war er genau das, was der HSV brauchte: Defensiv konsequent und nach Ballgewinnen mit schnellen Pässen auf die besseren Aufbauspieler. Beim 2:2 war es schwer für ihn, zu verteidigen. Aber wer in Überzahl zwei Gegentore zulässt, kann nicht zufrieden sein.  Note: 4

Daniel Elfadli: Er war alles – aber kein klarer Abwehrchef. Er muss für Ordnung sorgen, was ihm bei seinen Außenverteidigern nicht gelang. Wieder nicht, wenn man ehrlich ist.  Das liegt zu 90 Prozent an der fehlenden Qualität seiner Außen„verteidiger“ – aber eben auch zum Teil an seinen Anweisungen, die klarer sein müssen. Note 4

Silvan Hefti (bis 45.): Um Gottes Willen…! 1,2 Millionen Euro kostete der Mann, der schon Champions League gespielt hat – und der beim HSV so normalerweise nicht mal in der Regionalliga Anspruch anmelden darf! Aber: Er gewann den Ball vor dem Führungstreffer zum 2:1. Trotzdem reicht das einfach nicht. Nicht einmal, wenn es außer ihm keinen Außenverteidiger mehr im Kader gibt… Note: 5,5

Robert Glatzel (ab 46.): Seine Einwechslung habe ich nicht verstanden. Mit Führung im Rücken kann man abwarten, dass die Schalke mehr öffnen – und dann ist ein Königsdörffer wieder in seinem Element – Glatzel nicht. So blieb er komplett wirkungslos. Note: 5

Jonas Meffert: Er ist und bleibt im defensiven Mittelfeld essenziell.  Note: 3

Ludovit Reis: Er brauchte lang, um ins Spiel zu finden – und dann traf er fast zum Ausgleich (31.). Zweite Halbzeit musste er als Teilzeitlinksverteidiger einspringen und war quasi aus dem Spiel genommen – bis es ihm reichte, zuzusehen, wie nach vorn nichts mehr ging.  Note: 3

Immanuel Pherai (bis 45.):  Begann fahrig mit einfachen Fehlpässen, vielen verlorenen Zweikämpfen und einer unberechtigten Gelben Karte. Viel mehr brachte er nicht zustande. Leider. Ein Spieler mit seinem Format hätte heute helfen können. Musste gelbbelastet in der Halbzeit in der Kabine bleiben – seine Leistung hätte die Auswechslung aber auch gerechtfertigt. Note: 5

Adam Karabec (ab 46.): Er kam rein und war sofort präsent. Er holte sich die Bälle, verteilte sie schlau – und hätte treffen können (oder müssen?). Wenn er jetzt noch die Schaffenspausen auslässt und in Richtung gegnerisches Tor endlich Entschlossenheit zeigt, dann ist das auch echt gut. So war das wieder eine Leistung, die okay war und die hoffen lässt, dass irgendwann der Knoten platzt und er endlich auch mit Torbeteiligungen auffällig wird. Note: 4

Jean-Luc Dompé: Er muss liefern, wenn der Rest mal wieder nichts hinbekommt. Immer wieder verlassen sich alle auf ihn. Aber das funktioniert nicht immer. Heute in der ersten Hälfte wurde er von allen immer wieder gesucht – und war der Einzige, der mit seinen Pässen und Flanken für Gefahr – und dann eben auch für den Ausgleich verantwortlich war. Dass er nach diesem unnötigen Remis sauer auf Mikelbrencis war, kann ich nachvollziehen. Dass er es in einem Bereich macht, der von 1000 Kameras eingefangen wird, war nicht schlau. Trotzdem war er heute einer der Besseren beim HSV. Note: 3

Emir Sahiti (bis 83.): Ich wollte gerade schreiben, dass er zu viel Show und zu wenig Effizienz abliefert, und dann trifft er zum Ausgleich – und dann auch noch zur Führung. Damit hätte ich nicht gerechnet. Note: 3

Fabio Baldé (ab 83.): Er bringt aktuell keine Impulse zustande.

Ransford Königsdörffer (bis 82.): Geht man strikt nach der richtigen Taktik, war seine Startelfnominierung vollkommen nachvollziehbar. Wäre Polzin konsequent nach Taktik gegangen, hätte diese Rochade nach 90 Sekunden korrigiert werden müssen, als klar war, dass es eben keine größeren Räume geben wird. Hier wäre Selke (oder Glatzel) sicher die bessere Option – aber welcher Trainer macht das schon? Dann ließ er sich vor dem 0:1 von Schallenberg düpieren und alles sah nach einem bitteren Abend für ihn aus – als er plötzlich Pherais Rolle übernahm und das Spiel nach vorn ankurbelte.  Note: 3

Davie Selke (ab 83.): Konnte so spät keinen Impact mehr aufs Spiel ausüben.

Trainer Merlin Polzin: Er hätte wechseln müssen nach der Roten Karte – dachte ich. Auch, um allen das klare Signal zu geben, mehr den Ball in die Gefahrenzone (Sechzehnmeterraum) zu spielen. Denn nur dann fallen auch Tore. Da die erhofften Räume durch den Platzverweis und den frühen Rückstand schnell kein Thema mehr waren, hätte er Königsdörffer wieder gegen Selke wechseln können. Bis Königsdörffer mich Lügen strafte. Aber: Seine Auswechslungen in den letzten Wochen werden immer nebulöser für mich. Warum Glatzel zu Beginn der zweiten Halbzeit kam, wo man führt und in Überzahl agiert – keine Ahnung. Es hat auch nicht gegriffen. Karabec war für mich noch nachvollziehbar, weil er im Mittelfeld Bälle verteilen und festmachen kann. Aber heute hätte es gereicht, hinten sicher zu stehen. Das hat auch er nicht hinbekommen. Im Gegenteil. Note: 5

Die Fans: Was für eine geile Choreo, welch ein unfassbarer Support mal wieder! Und dann kommen sie wieder nicht ohne Pyro aus und gefährden die Gesundheit der anderen Zuschauer sowie einen Spielabbruch. Das ist – so berechtigt die Proteste gegen die asozialen Ticketpreise für das Ulm-Spiel auch sind – einfach nichts anderes als dumm und fahrlässig.

STIMMEN ZUM SPIEL:

Ludovit Reis: Wir müssen uns an die eigene Nase fassen, dass wir es mit einem Mann mehr auf dem Platz nicht geschafft haben, den Sieg einzufahren. Wir hatten sehr viel Kontrolle in dem Spiel, aber das Tempo muss einfach viel höher sein. Am Ende hatten wir auch einige Chance zum 3:1 und letztlich fällt das 2:2. Das war sehr unglücklich. Wir stehen trotzdem noch auf Platz 1 und haben eine gute Ausgangslage. Wir können jetzt nicht negativ sein. Natürlich müssen wir darüber sprechen, was wir besser machen müssen, aber am Ende machen wir weiter. 

Jonas Meffert: Wir waren nach dem frühen Platzverweis zunächst nicht clever genug, haben dann aber effizient die Tore gemacht und sind mit einem guten Ergebnis in die Pause gegangen. Wir wollten noch einen Treffer nachlegen, hatten auch sehr gute Chancen. Wir haben es souverän gespielt, Schalke kam vor allem über Standardsituationen. Das Gegentor ist dann maximal bitter, weil uns nicht mehr viel Zeit blieb, noch selbst einen Treffer nachzulegen. Wir haben dann aber auch nicht den Druck aufgebaut, den wir gebraucht hätten. So sind wir alle nicht glücklich mit dem Ergebnis. Wir haben uns heute selbst ein Bein gestellt.

Emir Sahiti: Ich habe heute zwei Tore geschossen. Darüber freue ich mich sehr, aber ich würde mich mehr freuen, wenn wir gewonnen hätten. Ich glaube, wir waren heute die bessere Mannschaft und haben viele Chancen herausgespielt. Leider konnten wir sie nicht nutzen. So ist Fußball – er kann unvorhersehbar sein. Und so ist auch die 2. Bundesliga. Wir müssen das abhaken und uns darauf konzentrieren, in den nächsten Spielen noch mehr zu geben. Ich fühle wirklich mit unseren Fans mit. Sie stehen immer hinter uns und unterstützen uns in jeder Situation. Wir haben jetzt noch vier Spiele vor uns. Wir sind entschlossen, alles zu geben und unsere Fans stolz machen.

Daniel Elfadli: Wir sind sehr enttäuscht. Das ist logisch nach so einem Spiel, wenn man so lange in Überzahl spielt und nicht gewinnt. Das ist nicht unser Anspruch. Wir waren nicht zwingend genug, haben probiert, die spielerischen Lösungen zu finden, aber nicht unsere Dynamiken in die Aktionen bekommen. Wir müssen trotz der gefühlten Niederlage zusammenbleiben und die Ruhe bewahren. Es geht nur zusammen. Diese Faktoren haben uns auch bisher ausgezeichnet und stark gemacht. Dem müssen wir treu bleiben und das machen wir. Es wird jetzt noch ein, zwei Tage schmerzen und dann gilt es, alles abzuschütteln und den Fokus auf das nächste Spiel zu richten. 

Merlin Polzin: Der frühe Platzverweis hat den Spielverlauf erheblich verändert und damit auch unsere Gedanken und Analysen im Vorwege. Wir haben es nicht geschafft, das frühe Gegentor zu verhindern. Anschließend haben wir aber Spielkontrolle generiert und sind mit dem Doppelschlag komplett in der Partie gewesen. In der Halbzeit haben wir dann etwas verändert, wollten aufgrund der Gelbe Karten kein Risiko eingehen. In der zweiten Hälfte hatten wir dann noch mehr Spielkontrolle und Aktionen im letzten Drittel. Wir haben es dann verpasst, das dritte Tor zu machen. Das müssen wir uns heute vorwerfen lassen. Dann ist es hier auf Schalke brutal, wie das Stadion diese eine Aktion nochmal heraufbeschwört und dafür sorgt, dass irgendwie noch das 2:2 fällt. Das Ergebnis ist mit dem Spielverlauf für uns natürlich enttäuscht, aber auch aus diesem Moment können wir unsere Lehren ziehen. Wir stehen als Mannschaft und als Verein zusammen.

Kees van Wonderen: Wir wollen natürlich, dass die Fans stolz sind auf das, was sie sehen. Sie haben heute eine Mannschaft gesehen, die bis zum Ende gekämpft hat. Dabei konnten wir nach dem Platzverweis mit zehn Mann und 90 Minuten gegen eine so starke Mannschaft wie dem HSV eigentlich nichts holen. Wir haben gedacht, dass das Spiel weg ist. Abre die Mannschaft hat Unmögliche geschafft. Das war eine sehr starke Leistung.

Quelle: hsv.de

DAS SPIEL IM STENOGRAMM:

FC Schalke 04: Heekeren – Bulut, Schallenberg, M. Kaminski, Murkin – Grüger (46. Kalas), Seguin (60. Bachmann), Aydin (60. Gantenbein), Karaman, T. Mohr (84. Donkor) – Sylla (83. Höjlund)

HSV: Heuer Fernandes – Mikelbrencis (90.+1 Stange), Hadzikadunic, Elfadli, Hefti (46. Karabec) – Meffert – Reis, Pherai (46. Glatzel) – Sahiti (83. Balde), Königsdörffer (82. Selke), Dompe

Tore: 1:0 Schallenberg (15.), 1:1 Sahiti (41.), 1:2 Sahiti (43.), 2:2 Sylla (81.) 

Zuschauer: 62.077 (ausverkauft)      

Schiedsrichter: Harm Osmers (Hannover)

Gelbe Karten: Seguin, Sylla, Heekeren / Pherai, Hefti, Hadzikadunic 

Gelb-Rote Karten: – / –

Rote Karten: Karaman / 

Der HSV zwischen Hoffnung, Historie und Herausforderung – Magath will Präsident werden

Der HSV zwischen Hoffnung, Historie und Herausforderung – Magath will Präsident werden

Der HSV bleibt in Bewegung – sportlich wie strukturell. In der heißen Phase der Saison kämpfen die Hanseaten weiterhin um den direkten Wiederaufstieg in die Bundesliga. Auch wenn die 2:4-Heimpleite gegen Eintracht Braunschweig zuletzt für Ernüchterung sorgte, betont Cheftrainer Merlin Polzin, dass sein Team den Blick konsequent nach vorn richtet: „Wir wollen für Mut stehen, für Überzeugung. Rückschläge gehören dazu – entscheidend ist, wie man damit umgeht.“

Nach der Analyse des Spiels nutzte der HSV die trainingsfreien Tage gezielt zur Aufarbeitung. „Dann galt der Fokus aber relativ schnell dem absoluten Topspiel, was uns Samstagabend auf Schalke erwartet“, erklärte Polzin. Für ihn ist das Duell gegen den Traditionsclub aus Gelsenkirchen unabhängig von der Tabellensituation ein Spitzenspiel: „Wenn über 60.000 Menschen auf dieses Traditionsduell hinfiebern, dann ist das für mich ein absolutes Top-Spiel.“

Hadzikadunic ist wieder einsatzbereit – und wird wohl starten

Sportlich kann der HSV mit Rückenwind in die Partie gehen – nicht nur, weil das Team trotz der Niederlage weiterhin an der Tabellenspitze steht, sondern auch, weil wichtige Akteure zurückkehren. Jonas Meffert, zuletzt angeschlagen, ist wieder einsatzbereit und dürfte ins defensive Mittelfeld zurückkehren. Auch Dennis Hadzikadunic ist eine Option für die Startelf. Besonders groß ist die Freude über die Rückkehr von Ludovit Reis, der nach abgesessener Gelbsperre als Antreiber im Zentrum erwartet wird.

Lediglich bei Miro Muheim bleibt die Situation offen. Der Schweizer Außenverteidiger laboriert an einem Muskelfaserriss. „Er und unsere medizinische Abteilung versuchen alles, vielleicht geht man da auch mal ein kleines Risiko mehr ein. Gerade jetzt, wo es zählt“, sagt Polzin. Ob und wann er zurückkehrt, ist jedoch noch ungewiss.

Auch innerhalb der Mannschaft bleibt die Stimmung trotz Rückschlag gefestigt. Defensivmann Daniel Elfadli gibt sich selbstbewusst: „Wir sind Erster! Wovor sollen wir uns verstecken?“ Die Qualität der Mannschaft, betont er, stehe außer Frage. Der Ausrutscher gegen Braunschweig dürfe kein Anlass sein, den eingeschlagenen Weg zu hinterfragen. „Die Einstellung ist: Das lassen wir uns nicht mehr nehmen.“ Und so ungern ich es in derartigen Phasen lese, wenn Spieler großspurig E4folg ankündigen – Elfadli nehme ich das ab.

Meffert über Schonlau: „Für jeden in der Mannschaft ist er der Chef.“

Kapitän Sebastian Schonlau bleibt indes auch abseits des Spielfelds eine zentrale Figur. Zwar gibt es in der Öffentlichkeit Kritik an seiner Form, innerhalb des Teams jedoch steht er außer Frage. Teamkollege Jonas Meffert beschreibt ihn als außergewöhnlichen Leader: „Ich habe noch nie so einen Anführer erlebt wie ‚Bascho’. Er liest viel über Führung – das merkt man, wenn er spricht. Wie er vor der großen Gruppe redet und mit Situationen umgeht, ist beeindruckend. Innerhalb des Teams ist er der absolute Anführer. Besonders jetzt in dieser Phase. Für jeden in der Mannschaft ist er unser Chef.“ Dennoch deutet einiges daraufhin, dass am Sonnabend Dennis Hadzikadunic wieder in der Innenverteidigung beginnt. Ich persönlich rechne zumindest fest damit.

Doch beim HSV geht es aktuell nicht nur um Punkte, sondern auch um Personen. Hinter den Kulissen bereitet sich der Verein auf eine mögliche Neuausrichtung in der Führungsetage vor. Und das mit einem echten Hammer, wie heute die Kollegen der „BILD“ berichteten: Vereinsikone Felix Magath will bei der nächsten Mitgliederversammlung als Präsident kandidieren. Gemeinsam mit dem ehemaligen HSV-Torwart Richard Golz, der als Vizepräsident antreten will, plant er, frischen Wind in den Verein zu bringen. Magath, der in den 1980er-Jahren als Spieler prägend war und später als Trainer und Manager bei Topclubs arbeitete, sieht nun offenbar den richtigen Moment gekommen, um beim HSV erneut Verantwortung zu übernehmen. 

Magath: Nachwuchsförderung als zentrales Anliegen

Magath und Golz teilen nicht nur ihre HSV-Vergangenheit, sondern auch eine gemeinsame Vision für die Zukunft. Ein klarer Leistungsanspruch, sportlicher Ehrgeiz und wirtschaftliche Weitsicht stehen im Mittelpunkt ihres Konzepts. Ein besonderer Fokus liegt auf der gezielten Förderung junger Talente. Magath hat in seiner Trainerlaufbahn zahlreiche Nachwuchsspieler an die Bundesliga herangeführt und zu Stammspielern entwickelt – darunter Philipp Lahm, Hasan Salihamidžić, Mario Gomez, Julian Draxler, Joel Matip und Paolo Guerrero. Diese Erfahrung möchten Magath und Golz nun dem gesamten HSV zugutekommen lassen.

Ihr Konzept sieht vor, Talente in allen Sportarten des HSV e.V. stärker zu fördern. „Ein großer Verein wie der HSV muss seine Jugend bestmöglich unterstützen – in jeder Abteilung. Wir wollen Talente nicht nur ausbilden, sondern sie als festen Bestandteil der Mannschaften verankern und zur Identität des Vereins machen“, betont Magath. Nachwuchsspielerinnen und -spieler in den über 30 Abteilungen sollen optimale Trainingsbedingungen und eine klare sportliche Perspektive innerhalb des Clubs erhalten. „Im Zentrum steht das Ziel, eine Kultur des Leistungswillens mit sportlichem Anspruch dauerhaft zu etablieren“, ergänzt Golz.

Neben Magath haben auch Kai Esselsgroth, Frank Ockens ihre Kandidaturen für das Präsidentenamt eingereicht. Für die Vizepräsidenten-Posten bewerben sich unter anderem Laura Ludwig, Anna Stöcken, Bernd Wehmeyer, Dr. Ralph Hartmann und Michael Papenfuß. Alles in allem auf jeden Fall ein deutliches Zeichen für das hohe Interesse an der zukünftigen Ausrichtung des Vereins. Auch abseits der Zweiten Liga, die am Sonnabend für den HSV eine Fortsetzung nimmt – und wie werden selbstverständlich wieder darüber berichten. Inklusive Blitzfazit…

In diesem Sinne, Euch allen einen schönen Rest-Donnerstag und einen schönen Karfreitag!
Scholle

Umbruch beim HSV: Neue Wege in der Führung, im Kader und im Nachwuchs

Umbruch beim HSV: Neue Wege in der Führung, im Kader und im Nachwuchs

Beim HSV weht ein frischer Wind – auf struktureller, personeller und sportlicher Ebene. Der Verein hat umfassende Reformen angestoßen, um sich zukunftsfähig aufzustellen. Dazu zählt unter anderem eine Neuordnung auf Führungsebene: Vier Direktorien – Medien, Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Nachwuchs – werden gestrichen. Die bisherigen Amtsinhaber, darunter Vereinsikone Horst Hrubesch, wurden bereits über das Ende ihrer Tätigkeiten als Direktoren informiert.

Zukünftig wird Christoph Rohmer, bislang Leiter für Strategie und Entwicklung, übergreifende Verantwortung im Nachwuchsbereich und bei den HSV-Frauen übernehmen. Auch in der Medienarbeit soll Rohmer künftig mitreden. Philipp Langer, derzeit Pressesprecher, rückt hier stärker in den Fokus. Der frühere Mediendirektor Christian Pletz bleibt dem Klub als externer Kommunikationsberater erhalten. Im Bereich Nachhaltigkeit werden Aufgaben an Cornelius Göbel übergeben, der sich schon um Fanarbeit und Markenidentität kümmert. Die digitale Strategie des Vereins wird künftig breiter aufgestellt – Aufgaben aus dem bisherigen Bereich von Patrick Reinhard fließen in andere Ressorts.

Fazit: Die sportliche Leitung – mit Stefan Kuntz und Finanzchef Eric Huwer – verspricht sich davon ein effizienteres Arbeiten und klarere Strukturen, sowohl intern als auch im Außenauftritt. Und das ist ihr gutes Recht – allerdings trifft das auf Direktorenebene nicht nur auf Freude. Eher im Gegenteil. Inwieweit das letztlich wirklich effizienter ist, vermag ich noch nicht zu sagen. Aber dass ein Umbruch auf personeller Ebene auf der Geschäftsstelle kommen musste, war schon länger klar.

Mich würde aber angesichts der Transfers dieser Saison interessieren, inwieweit auch inhaltlich ein Umbruch angedacht ist. Denn sicher ist, dass sowohl Kuntz als auch Sportdirektor Claus Costa dieses Jahr kein besonders gutes Händchen hatten. Die drei Youngster im Winter, dazu Silvan Hefti, Emir Sahiti und Marco Richter – allesamt sind noch nicht die erwünschte Verstärkung – und das ist noch sehr nett formuliert. Insgesamt haben die beiden knapp 9 Millionen Euro ausgegeben, nur Selke (ablösefrei), der bereits zuvor verpflichtete Lukasz Poreba (750.000), der schon vor Kuntz feststehende Daniel Elfadli (800.000) sowie in Teilen Leihspieler Adam Karabec funktionieren.


Ungewissheit bei Schlüsselspielern: HSV-Kader steht vor Umbruch

In diesem Zusammenhang gilt es auch zu beobachten, wie es beim HSV in den gerade laufenden Verhandlungen mit den Topspielern weitergeht. Nicht nur hinter den Kulissen wird neu sortiert – auch im Profikader stehen weitreichende Entscheidungen an: Gleich fünf zentrale Spieler haben weiterhin eine ungewisse Zukunft in Hamburg.

Jean-Luc Dompé (29) ist vertraglich nur bis zum Sommer gebunden – Gespräche über eine Verlängerung laufen, könnten jedoch vom möglichen Aufstieg beeinflusst werden. Offene Punkte wie Vertragsdauer und mögliche Ausstiegsklauseln bremsen bislang einen Abschluss. Gleiches gilt für Torjäger Davie Selke (30). Der 19-Tore-Mann befindet sich seit Monaten in Verhandlungen mit dem Klub. Bei Gehalt und Laufzeit herrscht weiterhin Uneinigkeit.

Auch bei Adam Karabec (21), derzeit ausgeliehen von Sparta Prag, ist noch keine Entscheidung gefallen. Der kreative Mittelfeldspieler kostet bei fester Verpflichtung über vier Millionen Euro – ein Investment, das wohl nur bei Bundesliga-Zugehörigkeit zu stemmen wäre und das unser Blogfreund David Jarolim als sinnvoll einstufte. „Adam ist ein riesiges Talent und hat fußballerisch alles, was man braucht, um höhere Aufgaben und dementsprechend auch einen höheren Marktwert zu erzielen“, sagt Karabecs Landsmann und ehemaliger HSV-Kapitän Jarolim, bevor er einschränkt: „Aber er muss es langsam auch mal zeigen. Das Problem hatte er hier bei uns in Tschechien auch schon: Er zeigt bislang maximal 80 Prozent von dem, was man von ihm erwarten können muss.“

Mehr gezeigt hat indes Ludovit Reis (24), der einen Vertrag bis 2026 beim HSV hat und der nach Angaben der BILD-Kollegen das Interesse internationaler Klubs geweckt hat. Der belgische Topklub FC Brügge habe bereits Kontakt aufgenommen, heißt es. Eine Verlängerung des bestehenden Vertrags wird in Hamburg intern diskutiert – allerdings gilt auch hier, dass die sportlichen und finanziellen Rahmenbedingungen passen müssen. Logischerweise.

Ebenfalls noch unklar ist die Zukunft von Innenverteidiger Dennis Hadzikadunic (26). Eine weitere Leihe hängt von der FIFA-Sonderregelung ab, da sein Stammverein FK Rostow in der russischen Liga spielt. Allerdings scheint es ob des anhaltenden Krieges der Russen in der Ukraine wahrscheinlich, dass diese Regelung weiteren Aufschub erhält. Offen ist allerdings, ob der HSV Hadzikadunic halten möchte, sollte man aufsteigen. Wobei ich hier (Achtung, Ironie) behaupte: Der HSV sollte froh sein über jeden funktionierenden Innenverteidiger. Immerhin hat man es in den vergangenen 2,5 Jahren nicht geschafft, einen Ersatz für den bis zum 15. November 2026 gesperrten Mario Vuskovic zu finden.

Und – absolut nicht ironisch – allein das ist ein erschütterndes Zeugnis für Costa und Co.! Dass man zudem auf der rechten Seite in der Viererkette bis heute keinen Experten gefunden hat und mit Kompromissspieler Mikelbrenicis agiert, macht es nicht besser.

Fazit: Aktuell hat die sportliche Leitung die Gespräche ausgesetzt, um den Fokus auf den Saisonendspurt zu legen. „Alle Seiten sind sich einig, dass sportlicher Erfolg jetzt Vorrang hat“, betont Sportvorstand Kuntz – und das ist gut. Fakt ist: Der HSV muss personell nämlich deutlich zwischen Zweitligaverbleib und Erstliga-Aufstieg unterscheiden.


Nachwuchsoffensive trägt Früchte: HSV-Talente auf Erfolgskurs

Im Jugendbereich zeigt sich dagegen bereits jetzt, wie wirksam der eingeschlagene Weg ist. Nach umfassenden Umstrukturierungen im Sommer – neue Trainer für die U21, U19 und U17, frische Trainingsansätze und ein modernes Konzept – blühen die Mannschaften regelrecht auf.

Die U21 setzt ihre Erfolgsserie fort und bleibt auch im zwölften Stadtderby gegen den FC St. Pauli ungeschlagen – beim letzten Duell gab es einen starken 4:2-Sieg. Mit 22 Punkten aus 13 Rückrundenspielen gehört die Mannschaft zur Spitzengruppe der Regionalliga Nord. Topscorer ist Omar Sillah (21), der mit 20 Treffern die Torjägerliste anführt – und im Sommer zu Greuther Fürth wechselt. Muss man auch erst einmal hinbekommen.

DAS INTERVIEW ZUM UMBRUCH IM NACHEWUCHS

Aktuell berichtet die „BILD“ über den Umbruch in der Nachwuchsabteilung. Dass dieser von langer Hand sorgfältig geplant war, könnt Ihr hier sehen und anhören in dem Interview, das wir vor fünf Monaten hier mit Loïc Favé geführt haben. Aber schaut selbst:

Auch die U19 wusste zu überzeugen: In einer Gruppe mit namhaften Gegnern wie Leverkusen, Hoffenheim und Frankfurt erreichte das Team das Achtelfinale der Deutschen Meisterschaft – dort wartet der Karlsruher SC. Die U17 steht sogar noch besser da: Trainer Dennis Baraznowski führt sein Team an der Spitze der Hauptrunde an. Im Mai folgt der nächste Schritt im Meisterschaftsrennen. Parallel trumpft die U16 mit einem Auswärtssieg beim VfL Wolfsburg auf und führt die Regionalliga Nord souverän an.

Der aktuelle Nachwuchschef Loïc Favé, der die sportliche Entwicklung im HSV-Nachwuchs verantwortet, zeigt sich zufrieden: „Unsere Arbeit zahlt sich aus. Die Fortschritte in der Trainingsqualität und das individuelle Wachstum unserer Spieler stimmen uns sehr positiv.“ Zugleich macht er deutlich: Der HSV soll zur ersten Adresse für Talente aus der Region werden. „Unser Ziel ist es, ein Umfeld zu schaffen, in dem junge Spieler gar nicht erst über einen Wechsel nachdenken müssen.“

Bitter: Dennoch haben sich zwei Leistungsträger der U16 – Manuel Abbey und Joshua Joel – für einen Wechsel zu Leipzig bzw. Bremen entschieden.


Trainingsexperimente und Hoffnungsträger bei den Profis

In Vorbereitung auf das Spiel gegen Schalke 04 setzt Cheftrainer Merlin Polzin auf Flexibilität. Mit 22 Feldspielern und vier Keepern wurde unter der Woche intensiv getestet. Nachwuchshoffnung Milad Nejad (zentrales Mittelfeld) durfte erneut bei den Profis mittrainieren.

Ein besonderes Augenmerk lag allerdings auf der Linksverteidiger-Position: Stammspieler Miro Muheim fällt leider noch eine Weile verletzt aus, Ersatzmann Hefti überzeugte defensiv nicht und hat offensiv Probleme, Dompé wie gewohnt in Szene zu setzen. Um neue Optionen zu schaffen, wurden die Außenverteidiger durchgetauscht – auch Lukasz Poreba, eigentlich Mittelfeldspieler, wurde auf links getestet, um mehr Spielkontrolle aufzubauen. Was für eine Ohrfeige für Hefti …

Langfristig wieder einzuplanen ist auf dieser Position Noah Katterbach, der sich nach seiner schweren Verletzung langsam wieder herantastet. Seine Rückkehr könnte dem HSV vielleicht noch einmal in der Schlussphase der Saison eine Option mehr für die linke Defensivseite geben. Ob er allerdings langfristig auch im Aufstiegsfall eine Option ist, würde ich an dieser Stelle deutlich verneinen.

Ihr seht: Die Schlussphase – ohne eine klare Entscheidung, in welcher Liga es weitergeht – bedarf noch sehr viel Arbeit im Konjunktiv. Und ich bleibe dabei: Auch im Mitarbeiterstab außerhalb der Mannschaftskabine muss das Leistungsprinzip angewendet werden. Die Frage hierbei ist allerdings: Wer soll denn Kuntz, Costa und Co. kontrollieren und bewerten? Auf Michael Papenfuß und Co. würde ich hier eher nicht zählen. Zudem glaube ich weiterhin daran, dass der HSV es in dieser Saison schaffen wird, wieder aufzusteigen. Und in dem Fall wird vieles in der Aufstiegseuphorie unter den Teppich gekehrt, was bei einem erneuten Verpassen des Aufstiegs umso lauter ausgesprochen würde. Das sollte zwar nicht so sein – wird aber so kommen …

In diesem Sinne: Euch allen noch einen weiterhin unterhaltsamen Champions-League-Abend!

Scholle


Mehr als eine normale Niederlage? Nicht, wenn man die richtigen Schlüsse daraus zieht!

Mehr als eine normale Niederlage? Nicht, wenn man die richtigen Schlüsse daraus zieht!

Liebe Leute, leider habe ich am Freitagabend offenbar den Blog nicht korrekt hochgeladen. Das hole ich hiermit nach. Entschuldigt bitte!

Scholle

Mit 2:4 verliert der HSV vor 57.000 Zuschauern im ausverkauften heimischen Volksparkstadion. Und das ist zwar erst die zweite Niederlage unter Merlin Polzin – aber eine krachende. „Was mich heute wirklich nervt, dass wir es nicht geschafft haben, unsere Art und Weise von Fußball auf den Platz zu bringen“, schimpfte Polzin nach dem Spiel.“ Denn der HSV fand in keiner Phase des Spiels zu dem Spiel, das ihn in den letzten Wochen und Monaten unter eben jenem Polzin so ausgezeichnet. „Wir haben gerade in der ersten Halbzeit extrem viele Lösungen immer wieder nur nach hinten gesucht, waren komplett einfach weit auseinander, haben keine Connection zueinander hergestellt, haben es nicht geschafft, diesen mutigen Offensivfußball, der uns auszeichnen soll, beziehungsweise auch in den vergangenen Monaten immer ausgezeichnet hat, auf den Platz zu bringen. Und das ist natürlich extrem enttäuschend, gerade hier zu Hause.“

Dass man mit den Wechseln in der Halbzeit noch mehr Offensive entfachen wollte, war erkennbar. Aber es funktionierte nicht. „In der zweiten Halbzeit haben wir natürlich versucht, auch nach diesem sehr, sehr unglücklichen zweiten Gegentor, die Dinge auf unsere Seite zu ziehen, haben den Anschlusstreffer dann gemacht mit dem 1:2, haben es dann aber auch verpasst, noch weiter die Situation besser vorzubereiten. Wir kassieren dann noch sehr unnötigerweise auch den dritten und vierten Treffer. Es ist heute ein sehr gebrauchter Tag und tut weh“, so der HSV-Coach, der gleich versuchte, den Blick nach vorn zu richten. „Ich habe es gerade der Mannschaft auch schon gesagt, dass es ab morgen weiter geht. Wir werden es inhaltlich aufarbeiten. Wir stehen zusammen, das ist das, was uns auszeichnet.“

Viel anderes bleibt auch tatsächlich nicht übrig, denn heute funktionierte nichts. Das Mittelfeldzentrum war sicherlich der massivste Ausfall. Vor allem in der ersten Halbzeit. Zudem fehlte immer wieder die räumliche Abstimmung. Abwehr, Mittelfeld und Angriff waren jeweils für sich – wirklich zusammenhängende Angriffe gab es nicht. Im Gegenteil. Man durfte noch froh sein, dass Braunschweig nicht noch zwei, drei Treffer mehr erzielte.

Aber ebenso, wie man nach dem 3:0 in Nürnberg nicht alles in den Himmel loben und die Saison als gewonnen abhaken durfte, so wenig darf man heute alles in Grund und Boden schimpfen. Einzeln bewertet kann jeder Spieler sein sch… Note bekommen – aber das gilt für heute, nicht allgemein. Mein fachlich sehr fundierte Kicker-Kollege haut heute die Überschrift raus: „Mehr als eine normale Niederlage“ – und dem widerspreche ich. Denn ich erkenne in diesem versagen keine Kausalität, sondern sehe es als Ausnahmen. Das heute war ein Spiel, in dem wirklich gar nichts ging. Nicht nach vorn, nicht nach hinten – und Ordnung gab es schon mal gar nicht. Die Ausfälle heute konnten und wurden nicht kompensiert. Aber: Sollten Polzin und Co. aus diesem Spiel die richtigen Schlüsse ziehen, wie man es nach der letzten Pleite gegen Paderborn mit den überzeugenden Siegen gegen Düsseldorf und Magdeburg offensichtlich schaffte, ist wieder alles in Ordnung. Fakt ist zumindest, dass man weiterhin alles in der eigenen Hand hat. Man hätte es sich allerdings mit einem Sieg heute deutlich leichter machen können…

DIE EINZELKRITIKEN:

Daniel Heuer-Fernandes: Er hielt, was zu halten war. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Note: 4

William Mikelbrencis: Defensiv ist und bleibt er einfach überfordert. Wie immer. Heute konnte er sich auch nicht über gute Offensivaktionen rechtfertigen. Note: 5

Sebastian Schonlau: Die direkten Zweikämpfe gewann er zumeist. Hinten war er noch der Beste in der Viererkette – ohne richtig gut zu sein. Note: 4

Daniel Elfadli: Er war heute nicht so souverän im Spiel, wie sonst. Dass das Mittelfeldzentrum heute komplett offen war und jeder Angriff durchkam, überforderte ihn in seiner Organisationsarbeit mit der Zeit. Er bekam auch seine Vorder- und Nebenleute nicht sortiert. Dass er sich zudem vor dem Gegentreffer so leicht von Philippe ausspielen lässt war schwach. Note 5

Silvan Hefti (bis 64.): Durfte für den verletzten Muheim ran, der mit Muskelfaserriss noch weiter ausfallen wird. Er schmiss auch alles in die Waagschale, was er zu bieten hat. Aber das ist einfach zu wenig. Insgesamt ist das zu wenig. Aber: Für das Eigentor kann er nichts. Es passte aber zu seinem Spiel und seiner Saison, die einfach kein Erfolg wird. Note: 5

Robert Glatzel (ab 65.): Ohne Bindung zum Spiel. Er braucht noch Zeit und die am besten auf seiner angestammten Position im Sturmzentrum. „Problem“ für ihn: Selke trifft dort. Selbst in so einem katastrophal schwachen Spiel. Das bedeutet, Glatzel wird sich weiter gedulden müssen und wohl auch weiterhin von der Bank aus kommen. Note: 4,5

Marco Richter (bis 45.): Katastrophe! Es gibt in dieser Mannschaft wenige so gute Fußballer, die der Mannschaft so wenig helfen, wenn sie spielen, wie er. Aber er ist eine Papierverstärkung, also eine Verstärkung auf dem Papier. Auf dem Feld nicht.  Es wirkt bei ihm immer so, als sei das Feld zu groß für ihn und alle Gegner zu schnell. Dass er dazu heute mit seinen billigen Ballverlusten beide Gegentore in der ersten Halbzeit einleitete, „krönte“ seine Leistung. Note: 6

Immanuel Pherai (ab 46.): Er wirbelte – aber leider deutlich mehr für sich als fürs Spiel an sich. Besser als Richter war er allemal. Aber das war mein Sohn heute an seinem ersten Tag beim Würstchenverkauf im Stadion auch! Note: 4,5

Lukasz Poreba (bis 81.):  Kam auf der Position zum Einsatz, die er gegen Nürnberg voll ausgefüllt hatte – und kam heute ohne Ludovit reis als Verstärkung vor sich überhaupt nicht zurecht. Er war weder offensiv ein Faktor im Spielaufbau, noch defensiv im Abräumen und Räume zulaufen. Er hing immer irgendwo dazwischen du verlor damit jede Wirkung auf das Spiel. Note: 5

Jonas Meffert (ab 81.): Er kam zu spät – und dann auch noch ohne Maske. Weil er sich damit nicht wohlfühlt. Hier war das Risko sicher nicht gesund. Aber: Man hat gesehen, dass es ohne ihn (und Reis) im Zentrum eben nicht funktioniert und hier jede Ordnubg fehlt.

Adam Karabec (bis 45.): Es bleibt dabei, dass es immer wieder nur so aussieht, als könnte er eine echte Hilfe werden. Eine echte Hilfe war er bislang aber viel zu selten. Heute war er sogar ein Totalausfall. Note: 6

Ransford Königsdörffer (ab 46.): Brachte hinter der (später den) Spitze(n) mehr Unordnung als Tempo ins Spiel. Note: 5

Jean-Luc Dompé: Der Anker im Offensivspiel. Wenn nichts geht, muss er es eben allein richten. Und wenn das nicht funktioniert, geht nach vorn mal gar nichts. So, wie heute.  Er wurde vom Braunschweiger Gegenspieler Note: 4,5

Emir Sahiti (bis 45.): Nicht existent. Das war nichts. Gar nichts. Note: 6

Fabio Baldé (ab 46.): Er pennte beim 1:3, ließ sich beim 1:4 verarschen auf der Torauslinie – schlimmer hätte es nicht laufen können. Sein Pfostenschuss rettete ihn auch nicht mehr.  Note: 6

Davie Selke: Er hat doppelt getroffen in einem nicht guten Spiel. Was sagt uns das? Zum einen, dass er einen mächtigen Lauf hat, was Tore betrifft, zum anderen, dass das Spiel heute nicht seins war. Er war heute nicht der mitreißende Aktivposten, der er noch vor zwei Wochen war. Dabei hätte der HSV genau diesen heute mehr gebraucht denn je. Trotzdem, bei zwei Treffern als Stürmer in so eine wenig offensivstarken Spiel – Note: 3

Trainer Merlin Polzin: Er hatte heute absolut keinen funktionalen Plan. Weder von Beginn an, noch im Spielverlauf wusste er die vielen Ausfälle zu kompensieren. Alle drei Stürmer zu bringen zeigte zwar an, wo es hingehen sollte – aber das funktionierte überhaupt. Vielmehr wirkte es aktionistisch, wie so vieles im HSV-Spiel heute. Seine zweite Niederlage als HSV-Chefcoach. Note: 5

STIMMEN ZUM SPIEL:

Davie Selke: „Das war eine verdiente Niederlage. Unser Pressing war nicht so griffig, wie wir es in dieser Saison immer wieder gezeigt haben. Das ist eine Riesenstärke von uns, die wir heute im Kollektiv nicht gut umgesetzt haben. Dann wurden die Ballverluste hart bestraft. Wir haben die Dinge in der Halbzeit inhaltlich und zugleich sehr ehrlich angesprochen. Wir wollten das Ding drehen, machen den Anschlusstreffer und alles lief nach Plan. Dann haben wir alles auf eine Karte gesetzt, was in meinen Augen genau die richtige Entscheidung war. Am Ende kriegen wir aber die Dinger rein und verlieren verdient. Besonders zuhause tut das doppelt weh, aber wir stecken diese Niederlage ein und werden sie morgen aufarbeiten. Dann mache ich mir keine Sorge, dass wir unseren Weg nicht weitergehen können.“ 

Daniel Elfadli: „Wir haben heute ganz klar auf die Fresse bekommen. Wir waren mit und gegen den Ball nicht mutig genug und haben nicht in den Prinzipien gespielt, die wir uns normalerweise vornehmen. Deshalb haben wir verdient verloren. Die allgemeine Lage sollte aber nach wie vor positiv sein. Wir dürfen enttäuscht sein und das ist auch wichtig. Es gehört zum Fußball dazu, Spiele zu verlieren. Es ist umso wichtiger, dass wir jetzt weiter zusammenstehen.“     

Ransford Königsdörffer: „Wir sind sehr enttäuscht darüber, wie das Spiel heute gelaufen ist. Wir haben nicht die Leistung gebracht, die wir normalerweise bringen können. Braunschweig hat es deutlich besser gemacht als wir. Sie waren sehr griffig im Spiel. Wir haben zu häufig die zweiten Bälle nicht gewonnen und waren manchmal den Schritt zu spät. Wir müssen die Lehren aus diesem Spiel ziehen und nächste Woche auf Schalke wieder Vollgas geben. Das sollte auf jeden Fall ein Weckruf für uns sein.“

Daniel Scherning: „Wir haben dieses Spiel völlig verdient gewonnen. Wir haben gut ins Spiel reingefunden, waren in der ersten Halbzeit schon sehr, sehr gut strukturiert Wir haben sehr, sehr viel investiert in dieses Spiel, darüber hinaus bei vielen Ballgewinnen sofort die Tiefe gefunden und dadurch die letzte Linie bedroht. Wir machen kurz vor der Halbzeit diesen Doppelschlag. Das war natürlich ein super Moment für uns. Nach der Halbzeit können wir sogar schon das dritte Tor machen. Dann kam eine schwierige Phase, wo wir auch das Gegentor bekommen. Was mir brutal imponiert hat, war die Reaktion danach. Wir sind nicht unruhig geworden. Wir haben danach dann auch das dritte und das vierte gemacht und so hier, wie gesagt, durch eine Top-Leistung verdient gewonnen.“ 

DAS SPIEL IN ZAHLEN:

HSV: Heuer Fernandes – Mikelbrencis, Elfadli, Schonlau, Hefti (64. Glatzel) – Poreba (81. Meffert) – Karabec (46. Königsdörffer), Richter (46. Pherai) – Sahiti (46. Balde), Selke, Dompe

Eintracht Braunschweig: Hoffmann – Jaeckel (67. Ehlers), Köhler, Nikolaou – Rittmüller, Marie (81. Bicakcic), Krauße (67. Baas), Tempelmann, Bell Bell – Philippe (87. Polter), Tachie (81. Conteh)

Tore: 0:1 Bell Bell (40.), 0:2 Hefti (ET, 42.), 1:2 Selke (74.), 1:3 Baas (84.), 1:4 Philippe (86.), 2:4 Selke (90.+6.)

Zuschauer: 57.000 (ausverkauft)      

Schiedsrichter: Felix Brych (München)

Gelbe Karten: Elfadli, Poreba, Pherai / Köhler, Krauße, Jaeckel, Tempelmann

Personell kleine Fragezeichen – aber die Aufbruchstimmung bleibt Trumpf beim HSV

Personell kleine Fragezeichen – aber die Aufbruchstimmung bleibt Trumpf beim HSV

Die Aufbruchstimmung rund um den HSV kennt derzeit kaum noch Grenzen. Das hat der Kartenvorverkauf für das Spiel gegen den SSV Ulm deutlich gezeigt – ein Spiel, bei dem viele Fans auf den finalen Aufstiegsmoment hoffen. Binnen weniger als 60 Minuten waren die im freien Verkauf verfügbaren Eintrittskarten für das letzte Heimspiel der laufenden Zweitliga-Saison am 10. Mai vergriffen. Damit ist klar: Die letzten drei Heimpartien des aktuellen Tabellenführers im Volksparkstadion werden jeweils vor der vollen Kulisse von 57.000 Fans ausgetragen. Dazu zählt auch das Duell am kommenden Freitag um 18.30 Uhr gegen Eintracht Braunschweig.

Trotz der wachsenden Begeisterung bleibt das Team um Interimstrainer Merlin Polzin konzentriert und lässt sich nicht von der Euphorie mitreißen. „Wir verlieren nicht den Boden unter den Füßen und gehen nicht davon aus, dass wir bereits etwas erreicht hätten“, erklärte der 34-Jährige auf der Pressekonferenz vor dem 29. Spieltag. „Der volle Fokus liegt auf Braunschweig – wir schauen nicht auf die darauffolgende Woche oder auf andere Gegner.“

Polzin erinnert an Hinspiel gegen Braunschweig als Wendepunkt

Ein besonderer Aspekt ist das Hinspiel gegen die Niedersachsen: Damals kassierte der HSV eine bittere 1:3-Niederlage – eine der letzten Partien unter dem damaligen Chefcoach Steffen Baumgart, bevor dieser von Polzin abgelöst wurde. Und dieser „Hamburger Jung“, den viele Kritiker für zu spröde oder wenig charismatisch hielten, belehrt inzwischen alle eines Besseren. Er scheint das zu schaffen, woran seine Vorgänger scheiterten. Nur reden möchte er darüber nicht. „Wir denken nicht in Wunschbildern oder Zukunftsszenarien, sondern bleiben in der Realität“, betonte Polzin. „Wir wissen, wie viel Arbeit uns in diese Position gebracht hat – daran halten wir fest und arbeiten konsequent weiter.“

Meffert kehrt mit Schutzmaske zurück

Gut so! Polzin und sein junges Trainerteam bringen einen wohltuenden Realismus mit, der der Mannschaft guttut. Inhaltlich haben Polzin, Loïc Favé und Richard Krohn das Team überzeugt – mit Lösungen, die greifen. Dass sie es als erstes Trainerteam geschafft haben, die Mannschaft in der entscheidenden Phase zu stabilisieren, spricht für sich. Und es bleibt zu hoffen, dass das so bleibt.

Personell dürfen die jungen Hamburger Eigengewächse im Kampf um den Aufstieg auf die Rückkehr von Jonas Meffert ins zentrale Mittelfeld hoffen. Sein Einsatz trotz Nasenbeinbruchs scheint möglich – vorausgesetzt, er kommt mit der speziellen Schutzmaske zurecht. „Wenn Meffo einsatzbereit ist, ist er für uns essenziell – er ist eine absolute Führungsfigur und prägt unser Spiel maßgeblich“, so Polzin. Auch Stürmer Davie Selke, der zuletzt wegen Rückenproblemen pausieren musste, sowie Abwehrspieler Dennis Hadzikadunic, der sich eine ausgekugelte Schulter zuzog, stehen für das Spiel gegen Braunschweig wieder zur Verfügung.

Verdrängt Hadzikadunic Schonlau wieder aus der Startelf?

Fraglich bleibt, ob alle genannten Spieler direkt in die Startelf zurückkehren. Stefan Schnoor äußert sich im aktuellen Gegner-Check-Video ebenfalls dazu: Sollte Polzin seinem eingeschlagenen Kurs treu bleiben, wäre es keine Überraschung, wenn er Jonas Schonlau erneut von Beginn an bringt. Andererseits – und so sehe ich das auch – hat sich Hadzikadunic in den Wochen vor Nürnberg durch seine Leistungen das Startelf-Mandat verdient, sofern er bei 100 Prozent ist. Für beide Varianten gibt es starke Argumente – es bleibt spannend, welchen Weg Polzin wählt.

Werden Heuer Fernandes und Muheim rechtzeitig fit?

Kurzzeitig musste man sich zudem um Daniel Heuer Fernandes sorgen. Der Keeper fehlte krankheitsbedingt – allerdings gab Polzin Entwarnung: „Er war gesundheitlich ein bisschen angeschlagen“, erklärte der Trainer am Mittwoch. „Es war eher eine Vorsichtsmaßnahme. Wir wollten nicht riskieren, dass er jemanden im Team ansteckt. Wir gehen aber fest davon aus, dass das am Freitag keine Rolle mehr spielt.“

Auch Miro Muheim ist derzeit nicht voll im Training. Der Schweizer wurde in dieser Woche mehrfach aus Belastungsgründen geschont. „Miro mussten wir schon in der vergangenen Woche steuern, da er eine intensive Phase hinter sich hat – mit Spielen bei uns und Reisen zur Nationalmannschaft“, sagte Polzin. Zwei Tage vor dem Spiel sei es üblich, Spieler individuell zu dosieren, gerade bei kleineren Beschwerden. Folgen für das Braunschweig-Spiel sind allerdings nicht auszuschließen: „Wir müssen abwarten, inwieweit das am Freitag eine Rolle spielt.“

Reis gesperrt – Poreba und Reis stehen als Alternativen bereit

Definitiv fehlen wird Ludovit Reis, der aufgrund einer Gelbsperre pausieren muss. Als Alternativen gelten Lukasz Poreba, der in Nürnberg überzeugte, sowie Marco Richter, der ebenfalls für die offensive Mittelfeldrolle infrage kommt. Ich glaube allerdings nicht, dass Polzin beide gleichzeitig bringt – vorausgesetzt, Meffert ist einsatzbereit. Wahrscheinlicher ist, dass Poreba neben oder vor Meffert beginnt und Richter erneut als Joker eingeplant wird. In der Spitze rechne ich mit Davie Selke – sofern er fit ist.

Fakt ist: Der HSV wird am Freitag eine Startelf auf den Platz bringen, die Eintracht Braunschweig schlagen kann – und hoffentlich auch wird. Denn ich habe inzwischen Vertrauen in diese Mannschaft gewonnen. Ein Vertrauen, das mir in den vergangenen Jahren gefehlt hat. Weil sie heute schwierige Momente übersteht, sich von Rückschlägen nicht mehr aus dem Tritt bringen lässt – sondern weitermacht. Und weil das Trainerteam bisher jeden Ausfall kompensieren konnte …

In diesem Sinne: Euch allen einen schönen Champions-League-Abend!
Scholle

P.S.: Wie ihr auf der Pressekonferenz hören könnt, folgt Polzin den Worten unseren Special Guests aus der Vorwoche, David Jarolim. Auf die Frage nach Leihspieler Adam Karabec , für den der HSV eine Kaufoption über rund 4 Millionen Euro besitzt, und dessen Zukunft beim HSV antwortete Polzin: „Ich als Trainer würde ihn sehr gerne hier beim HSV sehen. Es macht mir sehr viel Spaß, ihn Fußball spielen zu sehen. Er ist ein Spieler mit sehr, sehr viel Potenzial“, sagt der Coach über Karabec und betont, dass auch das Zwischenmenschliche stimmt. „Adam und ich hatten von Beginn an eine sehr gute Verbindung zueinander. Weil wir gemerkt haben, dass wir auf einer Wellenlänge liegen – in dem Fall noch von Co-Trainer zu Spieler.“