Der Wechsel von Ludovit Reis zum FC Brügge ist perfekt – und für den HSV in vielerlei Hinsicht ein bedeutsamer Schritt. Sportlich tut dieser Transfer natürlich weh. Reis war ein zentraler Baustein in der Aufstiegsmannschaft, ein Spieler, der mit 129 Pflichtspielen in vier Jahren voll integriert war – auf dem Platz ebenso wie in der Kabine. Sein Traum, mit dem HSV in die Bundesliga aufzusteigen, ist in Erfüllung gegangen. Und er hatte trotz einiger längerer Verletzungspausen einen maßgeblichen Anteil daran. Von daher gilt es an dieser Stelle zuallererst Danke zu sagen.
Der Kader steht vor den letzten großen Justierungen – und Reis‘ Abgang markiert dabei eine der wichtigsten. Dass er nun aber Hamburg verlässt, ohne je in der Bundesliga für den HSV aufgelaufen zu sein, birgt sicher eine gewisse Tragik. ABER: Gleichzeitig bietet dieser Abgang dem Verein große Chancen: Sieben Millionen Euro Ablöse, die sich durch Bonuszahlungen noch auf acht Millionen steigern könnten – das ist trotz der 30 Prozent Beteiligung des vorigen Klubs FC Barcelona für einen Spieler, dessen Vertrag 2026 ausgelaufen wäre, und der ablösefrei gekommen war, ein gutes Verhandlungsergebnis. Vor allem, wenn man bedenkt, dass Reis seinen unbedingten Wechselwunsch hinterlegt hatte und Brügge ursprünglich mit einem Angebot von drei Millionen Euro eingestiegen war.
Reis war und wäre wichtig – aber er ist zu ersetzen
Ich persönlich halte sehr viel von Reis‘ Mentalität auf dem Platz. Er war und wäre sicher wichtig. Aber ich hatte es in der Rückrunde schon immer wieder gesagt: Ich hatte bei Reis zuletzt zunehmend das Gefühl, dass er nach seiner Verletzung nicht mehr die Frische und Präsenz hatte, die ihn davor ausgezeichnet hatte. Das darf bitte nicht das klare Urteil stören, wie wichtig Reis für den HSV war. Und der große Nachteil bei diesem Wechsel ist der Integrationsfaktor. Wer auch immer seine Nachfolge im zentralen Mittelfeld antritt, wird sich erst einmal ins Team einleben müssen. Das braucht Zeit. Und genau hier ist jetzt das Trainerteam gefordert: die neue Achse aufbauen, Automatismen schaffen – und das möglichst schnell.
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Dennoch, und das ist mein abschließendes Fazit: Die wirtschaftliche Seite lässt hier ehrlich hoffen. Der HSV wird Reis‘ Wechsel als Chance erachten und kann mit dem frischen Geld agieren, rund 2,5 Millionen Euro plus Nachzahlungen sollen direkt in den Transfer von Rayan Philippe investiert werden. Und auch das Interesse an neuen Spielern auf der Position von Reis läuft längst. Wenn der HSV wirklich so gut vorbereitet ist, wie er selbst angibt – dann kann dieser Abgang, so schmerzhaft er sportlich ist, unterm Strich sogar ein Gewinn werden. Bleibt zu hoffen, dass das neue Puzzlestück möglichst reibungslos ins Bild passt.
In diesem Sinne: Alles Gute, Ludovit Reis! Scholle
Beim HSV bewegt sich aktuell einiges – vor allem im Hintergrund. Sportvorstand Stefan Kuntz arbeitet daran, den Kader auf mehreren Ebenen zu justieren. In der Defensive hat der HSV erste Schritte unternommen, um in der neuen Saison stabiler zu agieren. Doch gerade in der Innenverteidigung bleibt der Handlungsbedarf hoch: Hier fehlen nach wie vor erfahrene und konstant verlässliche Lösungen in der Innenverteidigung – und ganz besonders auch auf der Position des Rechtsverteidigers. Aber: Neben den defensiven Herausforderungen hat der HSV aber auch in der Offensive und insbesondere im zentralen Mittelfeld weiter große Aufgaben vor sich. Vor allem, weil Ludovit Reis den Verein unbedingt verlassen möchte. Der niederländische Mittelfeldmann hat seinen Wechselwunsch nicht zum ersten Mal klar kommuniziert – ein Status, in dem es in der Vergangenheit selten gelungen ist, Spieler dauerhaft zu halten, geschweige denn, sie auf dem alten Niveau für den HSV spielen zu sehen.
Der FC Brügge ist stark interessiert und intensiv in Gesprächen mit dem HSV. Alles deutet darauf hin, dass die Belgier bereit sind, ihr Angebot sukzessive zu erhöhen, um an die Schmerzgrenze des HSV heranzukommen. Diese dürfte bei rund sechs Millionen Euro liegen – ein Betrag, bei dem ein Verkauf wirtschaftlich durchaus vertretbar erscheint. Es darf zu erwarten sein, dass der HSV abzüglich der Provision für den FC Barcelona (rund 20 Prozent) für das Geld einen ebenbürtigen Ersatz findet. Das Kernproblem für den HSV in diesem Fall: Die Eingewöhnung eines neuen Spielers bedeutet zusätzlichen Aufwand – Zeit, die ein bereits integrierter Spieler wie Reis nicht bräuchte.
Ein absoluter Wackelkandidat ist Adam Karabec. Der Tscheche deutete in Hamburg immer wieder sein enormes Potenzial an, konnte dieses jedoch nie konstant abrufen. Wer sich an die Analyse von David Jarolim erinnert, weiß: Schon in seiner Heimat galt Karabec als großes Talent, das sein Potenzial allerdings zu selten auf den Platz bringen konnte. Die Zweifel an seiner langfristigen Entwicklung in Hamburg wachsen sicher nicht nur bei mir – genauso wie die klare Ablehnung gegenüber einer möglichen Ablösesumme von kolportierten vier Millionen Euro.
Perspektivisch wäre ein Spielertyp wie Paul Wanner für mich ein interessanter Ansatz – jung, talentiert, entwicklungsfähig. So, wie wir es auch im heutigen Analyse-Talk ansprechen. Doch auch hier gilt es abzuwägen: Wanners Zeit in Heidenheim war gut bis sportlich durchwachsen, aber offenbar auch von einer leicht überhöhten Selbstwahrnehmung und Haltung geprägt. Trainer Frank Schmidt soll ihn mehrfach wegen mangelnder Einstellung auf der Bank gelassen haben. Ob ein solcher Spieler tatsächlich ins HSV-Profil passt, müssen sportliche Leitung und Trainerteam sorgfältig prüfen.
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Eine mögliche interne Lösung könnte Immanuel Pherai sein. Der offensive Mittelfeldspieler hat in der vergangenen Saison nicht konstant überzeugt, bringt aber zweifelsohne Anlagen mit, die ihn perspektivisch zu einem wichtigen Baustein machen könnten. Trainer Merlin Polzin scheint an ihn zu glauben – nicht zuletzt der gemeinsame Besuch des US-Länderspiels legt nahe, dass der Coach den Kontakt pflegt und weiter an Pherai arbeitet. Entscheidend wird sein, ob Pherai bereit ist, sich der Teamphilosophie unterzuordnen.
Denn genau diese Haltung wird Polzin auch in der kommenden Saison fordern: Das Team steht über allem. Persönliche Eitelkeiten haben keinen Platz, wenn der HSV den nächsten Schritt machen will. Der Erfolg als Gemeinschaft ist das Ziel – und daran wird jeder einzelne Spieler gemessen. Auch Rayan Philippe, der sich für einen Wechsel zum HSV entschieden haben soll. Der französische Stürmer hat sich demnach gegen die ebenfalls interessierten Mitbewerber Werder Bremen und 1. FC Köln entschieden. Ein sicher geglaubter Transfer zum FSV Mainz 05 war zu Beginn des Monats geplatzt.
Und dieser Wechsel macht für mich absolut Sinn. Er vereint alles, was wir in der obigen Gleichung angesprochen haben. Das sportliche Potenzial ist definitiv vorhanden und lässt hoffen, dass es noch deutlich ausgebaut werden kann. Mentale Reife ist ebenfalls vorhanden, ansonsten ist es schwer denkbar, bei einem Fast-Absteiger als Stammspieler an nahezu jedem zweiten Treffer direkt beteiligt gewesen zu sein. Und wirtschaftlich sind die kolportierten drei Millionen Euro zweifellos viel Geld für den HSV – aber angesichts der Punkte eins und zwei scheint hier eine Wertsteigerung bzw. ein potenzieller Weiterverkauf mit Gewinn absolut machbar!
Mitten rein in der Erstliga-Rückkehr-Euphorie mahnt eine der größten Vereinslegenden zur Vorsicht: Horst Hrubesch. Der ehemalige Nationalspieler, Ex-Kapitän und aktuelle Nachwuchschef des HSV warnt im Kicker-Interview vor allzu großen Erwartungen. „Wir kennen die Sprüche: Dass wir in die Bundesliga gehören. Dass wir eine Marke sind, die weltweit bekannt ist. Aber wer sechs, sieben Jahre weg war, der muss sich neu sortieren“, sagt der 74-Jährige. Für Hrubesch ist klar: Die Bundesliga ist kein Selbstläufer – sie ist ein Neuanfang. Und dieser muss durchdacht, strukturiert und mutig geplant sein. Vor allem beim Kader.
Und während beim HSV weiterhin unklar ist, ob Hrubeschs auslaufender Vertrag verlängert wird, basteln Sportvorstand Stefan Kuntz und Trainer Merlin Polzin basteln im Hintergrund mit Hochdruck an einem Bundesliga-tauglichen Team. Der HSV will nicht nur aufsteigen – der HSV will bleiben. Und dafür braucht es Substanz.
HSV trifft sich mit Berater von Philippe in Hamburg
Einer, der diese liefern könnte, ist Rayan Philippe, französischer Stürmer von Eintracht Braunschweig. Eigentlich war der 24-Jährige schon mit Mainz 05 einig, doch der Klassenerhalt der Niedersachsen machte den Wechsel durch eine automatische Vertragsverlängerung plötzlich teuer – zu teuer für Mainz. Nun buhlen gleich mehrere Bundesliga-Klubs um den treffsicheren Angreifer: Hamburg, Köln, Bremen, sogar Heidenheim und Klubs aus dem Ausland sollen interessiert sein. 13 Tore und ein wichtiger Treffer in der Relegation zeigen, dass Philippe liefern kann.
Wie MoinVolkspark weiß, hat sich der HSV heute in Hamburg mit seinem Berater getroffen – allerdings soll das Hamburger Angebot aktuell auch noch das schwächste aller Interessenten sein. Wenn man ihn wirklich will, wird man wohl noch mal nachlegen müssen.
Dem Vernehmen nach denken die Verantwortlichen offensiv auch an eine Verpflichtung von Matija Frigan. Der kroatische Torjäger vom KVC Westerlo steht laut „Daily Record“ ganz oben auf der Wunschliste. Soweit, so gut. Allerdings heißt es in dem bericht auch, der HSV sei bereit, rund 10 Millionen Euro zu zahlen. Die Glasgow Rangers sind angeblich schon ausgestiegen, weil sie Frigan für zu teuer halten. Hamburg soll noch im Rennen sein – wobei diese Summe für den HSV ohne jede Frage utopisch ist.
Doch das neue Selbstbewusstsein kommt nicht nur von den Personalien – es kommt auch aus dem Inneren des Klubs. Teampsychologin Chiara Behrens de Luna sprach jetzt im Podcast „SeitenweKKsel“ über einen der wahren Erfolgsfaktoren: Mut zur Ehrlichkeit. „Wir haben im März offen über Ängste gesprochen – Ängste zu versagen, den Aufstieg wieder zu verspielen“, sagt sie. Eine mutige Maßnahme, die offenbar den entscheidenden Knoten löste. Eine Leadership-Gruppe um Spieler wie Schonlau, Glatzel, Selke oder Heuer Fernandes traf sich wöchentlich – ohne Trainer, aber mit Vertrauen. Trainer Merlin Polzin schenkte seinem Team Raum zur Entwicklung – das zahlt sich nun aus.
Die Fans honorieren diese Entwicklung auf ihre Weise: 96,5 Prozent aller Dauerkartenbesitzer haben bereits verlängert, die restlichen Karten werden über eine geschlossene Warteliste vergeben. Ein öffentlicher Verkauf? Nicht vorgesehen. Der HSV ist und bleibt gefragt.
Doch bei all dem Enthusiasmus bleibt Hrubeschs Mahnung hängen. Euphorie ist gut, Struktur ist besser. Wer jetzt mit Bedacht plant, wer den Kader klug aufstellt und die eigene Identität behält, der kann sich nicht nur in der Bundesliga halten – sondern dort wieder eine Rolle spielen.
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Der HSV steht unmittelbar vor der Verpflichtung seines nächsten Sommer-Neuzugangs – und es ist ein echter Wunschspieler: Jordan Torunarigha. Der 27-jährige Innenverteidiger wechselt ablösefrei vom belgischen Erstligisten KAA Gent an die Elbe. Zuerst hatte ein User via „X“ davon berichtet, anschließend sprangen „Bild“ und Sky auf und sprachen von einer „heißen Spur“ zum HSV. Heute Morgen folgte dann die konkrete Bestätigung: Der Medizincheck in Hamburg ist für Mittwoch geplant, die Vertragsunterschrift soll zeitnah erfolgen. Aber, wer genau ist dieser Jordan Torunarigha?
Torunarigha, 1997 in Chemnitz geboren, bringt mit seinen 1,91 Metern Körpergröße die nötige Physis für das Abwehrzentrum mit. Der Linksfuß ist zweikampfstark, kopfballstark und verfügt über eine solide Spieleröffnung – Qualitäten, die der HSV für die kommende Bundesliga-Saison dringend benötigt. Nach dem ausgelaufenen Leihvertrag von Dennis Hadzikadunic und der unklaren Rolle von Aboubaka Soumahoro, der nach schwerer Verletzung noch nicht eingesetzt wurde, soll Torunarigha die ersehnte Verstärkung in der Innenverteidigung werden. Fakt ist: Der Kader braucht auf dieser Position dringend Verlässlichkeit und mehr Qualität als in der abgelaufenen Saison.
Torunarigha war in Gent Führungsspieler – und entschied sich für neue Herausforderung
Sportlich hat Torunarigha zumindest statistisch schon einiges vorzuweisen: Ausgebildet wurde er bei Hertha BSC, wo er insgesamt 73 Bundesliga-Spiele absolvierte. Anfang 2022 wechselte er zunächst per Leihe, später fest zu KAA Gent. In der vergangenen Saison stand er dort in 30 Ligaspielen auf dem Platz, dazu kamen sechs Einsätze in der UEFA Conference League. Er war bei Gent gesetzt, galt als defensiver Fixpunkt – dennoch entschied er sich frühzeitig gegen eine Vertragsverlängerung und für eine neue Herausforderung.
Ein Faktor für seinen Wechsel scheint HSV-Sportvorstand Stefan Kuntz. Der kennt Torunarigha aus gemeinsamen Zeiten bei der deutschen U21-Nationalmannschaft, für die der Innenverteidiger vier Spiele machte und auch Teil des Olympia-Kaders 2021 in Tokio war. 2023 entschied sich Torunarigha dann, für die A-Nationalmannschaft Nigerias zu spielen, für die er bislang einen Einsatz absolvierte. Nicht vergessen dürfte er dabei Kuntz’ deutliche Unterstützung, als er 2020 nach rassistischen Beleidigungen bei einem Spiel auf Schalke unter Tränen den Platz verließ – Kuntz stellte sich damals klar vor den Spieler, verurteilte die Vorfälle deutlich.
Mit dem Wechsel nach Hamburg schlägt der Verteidiger nun ein neues Kapitel auf. Der HSV bekommt nicht nur einen erfahrenen Profi, sondern auch eine Persönlichkeit, die sich weiterentwickeln will. So zumindest beschreiben ihn die Kollegen, die ihn persönlich und auf dem Platz kennen. Torunarigha passt demnach gut in das Anforderungsprofil von Merlin Polzin und Co., die mit dem HSV schon früh in der Sommerpause die Grundlagen für eine konkurrenzfähige Bundesliga-Mannschaft legen wollen. Nach Nicolai Remberg ist er der zweite Neuzugang – und einer, der die Defensive der Rothosen stabilisieren soll. Während Trainer Merlin Polzin noch im Urlaub ist, arbeiten Kuntz und Sportdirektor Claus Costa daran, den Kader bis zum Trainingsstart am 2. Juli zu finalisieren.
Transferverhalten mit dem richtigen Fokus auf Defensive
Was der HSV bislang auf dem Transfermarkt zeigt, wirkt durchdacht und ist zumindest – ganz unabhängig von der künftigen Leistung auf dem Rasen, die jetzt noch nicht abschätzbar ist -, ein erster Fingerzeig, wohin die Reise in der Bundesliga gehen soll. Mit Nicolai Remberg und Jordan Torunarigha holt der Verein zwei Spieler, die vor allem eines mitbringen: defensive Stabilität. Und genau darum wird es in der neuen Saison gehen.
Der HSV hat in den vergangenen Jahren offensiv immer wieder überzeugt, mit viel Ballbesitz, dominanten Phasen und durchaus ansehnlichem Fußball. Doch die Achillesferse war immer wieder die Defensive – mal instabil, mal zu fehleranfällig, mal einfach nicht bundesligatauglich. Wer oben mithalten will, muss hinten sicher stehen. Das ist nicht neu, wurde beim HSV aber oft genug bei den Kaderplanungen ignoriert. Nun scheint die sportliche Leitung unter Stefan Kuntz das korrigieren zu wollen. Und das ist notwendig.
Jordan Torunarigha ist ein erfahrener Innenverteidiger mit Bundesliga-Vergangenheit, internationaler Reife und einem Profil, das dem HSV zuletzt schlicht fehlte. Im Gegensatz zu Kapitän Sebastian Schonlau bringt er Physis, Tempo und ein besseres Aufbauspiel mit – Attribute, die auf höchstem Niveau zählen. Dass Schonlau nach seiner langen Verletzung und dem Verlust des Stammplatzes sportlich keine große Rolle mehr spielen wird, zeichnet sich deutlich ab. Eine Trennung scheint realistisch – und auch sinnvoll. Für beide Seiten.
Kuntz demonstriert Stärke – zum Wohle des HSV
Natürlich wird ein Spieler wie Schonlau nicht mit einer hohen Ablöse den Verein verlassen. Dafür ist seine Rolle im Team zu klar geschwächt, sein Marktwert zu bekannt. Doch in der 2. Liga dürfte er für viele Klubs ein hochinteressanter Verteidiger sein – sofern sich eine Lösung findet, die auch wirtschaftlich passt. Und hier zeigt sich derzeit: Stefan Kuntz agiert mit der nötigen Resilienz. Der Fall Ludovit Reis ist ein gutes Beispiel.
Als der FC Brügge ein aus HSV-Sicht indiskutables Angebot unterbreitete, ließ sich Kuntz nicht weichkochen. Stattdessen setzte er ein Zeichen: Wer gehen will, muss einen angemessenen Preis mitbringen – oder bleibt. Eine klare Haltung, die dem HSV in der Vergangenheit oft gefehlt hat. Ergebnis: Brügge soll inzwischen bereit sein, rund sechs Millionen Euro zu zahlen. Geld, mit dem Reis sportlich zu ersetzen sein sollte, so schade sein Abgang auch ist.
Stabilität vor Spektakel – HSV kennt seinen Weg
Diese neue Stärke, die der HSV hier nach außen trägt, ist essenziell. Denn nur mit einer klaren Linie, mit einem durchdachten Plan und dem nötigen Verhandlungsgeschick wird es dem HSV gelingen, Spieler nicht immer günstiger abzugeben als einzukaufen – sondern umgekehrt. Nur so kann man in der Bundesliga ankommen.
Noch ist der Kader nicht komplett, aber der Kurs ist klar: Stabilität geht vor Spektakel. Und das ist – Stand heute – genau der richtige Weg, wie ich finde.
In diesem Sinne, bis morgen! Scholle
Golz zieht Kandidatur zurück und kritisiert HSV-Gremium
Der ehemalige HSV-Profi Richard Golz steht für das Präsidium des HSV nicht mehr zur Wahl. Er habe sich entschlossen, seine „Kandidatur zurückzuziehen, da die zusammen mit Felix Magath formulierte Richtung für den HSV e.V. nicht umzusetzen ist“, schrieb der 57-Jährige auf seinem Linkedin-Profil.
Der ehemalige Torhüter der HSV-Profis wollte sich bei der Mitgliederversammlung am 21. Juni als Vizepräsident im Team von Felix Magath zur Wahl stellen. Nachdem der Beirat des Clubs die Kandidatur des ehemaligen Spielers, Managers und Trainers nicht zugelassen hatte, war Golz zunächst als Einzelkandidat verblieben.
Golz beklagt „intransparente Entscheidung“
„Inzwischen scheint klar, dass es bei der intransparenten Entscheidung des Beirats bleibt. Ich bin persönlich enttäuscht darüber“, sagte Golz über die Bemühungen, Magath eventuell doch noch zur Wahl zuzulassen. Deshalb habe er sich für den Rückzug entschieden.
Für das Amt des Präsidenten bewerben sich Kai Esselsgroth, Henrik Köncke und Frank Ockens, als Vize bewerben sich Laura Ludwig und Anna Stöcken sowie als Schatzmeister Ralph Hartmann und Michael Papenfuß.
Der HSV ist zurück in der Bundesliga. Doch wer glaubt, dass der Aufstieg allein Grund genug ist, nun mit breiter Brust auf Einkaufstour zu gehen, verkennt die Realität – und die Bundesliga. Denn wenn der HSV in der neuen Saison bestehen will, dann nicht mit Zauberfußball, nicht einmal mit dem offensivorientierten Stil aus Zweitligazeiten, sondern mit einem klaren Plan. Und der beginnt hinten in der Defensive.
Workshop auf Mallorca: Kaderplanung mit Verstand
Beim dreitägigen Strategie-Workshop auf Mallorca wurde bei den HSV-Verantwortlichen vieles besprochen – darunter auch die Ausrichtung der Kaderplanung. Sportvorstand Stefan Kuntz und Sportdirektor Claus Costa setzen in diesem Sommer auf neue Schwerpunkte: Laufstärke, Zweikampfverhalten, Tempo – und das ist auch bitter nötig.
Hier im Blog schreiben wir das Jahr für Jahr: Der HSV muss bei seinen Neuzugängen auf Tempo achten. Mit den physischen Werten der Aufstiegsmannschaft würde der HSV in der Bundesliga untergehen: Letzter Platz bei den intensiven Läufen, Vorletzter bei den Sprints, Rang 13 bei der Laufdistanz. Wer so antritt, bleibt nicht drin.
Endlich wieder eine Kaderplanung mit Substanz?
Dass mit Nicolai Remberg ein robuster, fleißiger und taktisch disziplinierter Spieler als erster Neuzugang vorgestellt wurde, zeigt: Hier beginnt etwas, das man beim HSV lange vermisst hat. Weitsicht. Strategie. Realismus.
Dass Costa und Chefscout Sebastian Dirscherl die Gespräche führen, dass die Scoutingstruktur differenziert ist, dass man mehrere Ligen gezielt beobachtet – all das klingt vernünftig. Und es ist auch vernünftig. Zumal der HSV nicht mehr der Verein ist, der jeden Wunschspieler bekommt. Die Mittel sind begrenzt, das Vertrauen bei manchem Berater angekratzt.
Lernen aus den Fehlern der Vergangenheit
Bevor überhaupt Spieler verpflichtet werden, muss sich der HSV fragen: Wozu sind wir in der Lage? Kann man offensiv und defensiv gleichzeitig so aufrüsten, dass man mutigen Bundesliga-Fußball anbieten kann? Oder muss man Schritt für Schritt aufbauen und zunächst akzeptieren, dass der erste Schritt der Klassenerhalt ist – und dieser nun mal mit einer kompakten, widerstandsfähigen Defensive beginnt?
In der Vergangenheit hat der HSV immer wieder aufs falsche Pferd gesetzt: Hochglanz-Transfers auf Kredit, Nebelkerzen für die Fans. Verzinstes Geld von Klaus-Michael Kühne floss, verpuffte in Personalien, die mehr nach Marketingstrategie als nach Fußballplan aussahen. Das führte zum Abstieg – sportlich wie finanziell.
Schluss mit Show, her mit Struktur
Was der HSV jetzt braucht, ist das genaue Gegenteil: Nüchternheit. Vernunft. Und die Bereitschaft, erst mal ein solides Fundament zu bauen. Ein Beispiel: Der FC St. Pauli hat gezeigt, wie gut sich mit einem defensiv orientierten Kader die Klasse sichern lässt – sogar deutlich früher, als es das Punktekonto am Ende vermuten ließ. Ja, der Vergleich mit dem Stadtrivalen gefällt vielen nicht. Aber er ist naheliegend – weil man die Abläufe dort kennt und der strukturelle Aufbau funktioniert hat.
Der HSV hat bewiesenermaßen bessere Möglichkeiten als viele andere Klubs. Größere Strahlkraft, mehr finanzielle Power. Genau deshalb darf man auch mehr erwarten: Mehr Klarheit. Mehr Sachverstand. Mehr Ergebnis.
Es bringt nichts, Millionen für einen Top-Stürmer zu zahlen, wenn hinten alles offen ist. Was der HSV jetzt braucht, ist ein Kader, der eine Basis für Erfolg schafft. Ein System, das trägt. Und das bedarf Spieler, die es umsetzen können. Nicht nur für eine Saison, sondern als Projekt.
Costa & Dirscherl: Hoffnung durch Methode
Dass Costa und Dirscherl faktenbasiert und zielgerichtet arbeiten, ist ein positives Zeichen. Dass Kuntz sich bei Personalien wie Selke oder Karabec persönlich einbringt – nachvollziehbar. Die Verantwortung für den gesamten Kader liegt bei der sportlichen Leitung. Dort wirkt es, als hätte man aus den Fehlern gelernt. Die Transfers der vergangenen Winterpause (Soumahoro, Rössing-Lelesiit, Mebude) wirkten gut gedacht, aber schlecht gemacht. Denn der Zeitpunkt stimmte nicht. Weniger Lasogga, mehr Otto Stange – das hätte dem HSV womöglich ein Transfermodell gebracht, das nicht nur sportlich, sondern auch finanziell tragfähig gewesen wäre.
Jetzt oder nie: HSV am Scheideweg
Was ich sagen will: Der HSV hat heute sein Momentum. In Personal Kuntz, Costa, Dirscherl, Polzin und Co. Nach sieben Jahren Zweitklassigkeit bietet die Bundesliga nicht nur Chancen, sondern verlangt auch klare Antworten: Klassenerhalt – und nachhaltige, langfristige Planung. Die Bundesliga ist kein Selbstbedienungsladen für Traditionsclubs. Der Anspruch in einem Club dieser Größe muss über das bloße Überleben hinausgehen. Aber: Der Weg dahin muss klar definiert sein. Ziel für 2025: Klassenerhalt. Alles darüber hinaus ist ein Bonus.
Klar ist auch: Die einst so wahrgenommenen Milliarden von Klaus-Michael Kühne wird es diesmal nicht geben. Und das ist auch gut so. Denn das viele Geld aus der Vergangenheit war ein Trugschluss. Es machte bequem. Die Formel war simpel und falsch: Viel Geld = viele gute Spieler = viel Erfolg = keine Notwendigkeit für gutes Scouting.
Die neue HSV-Gleichung: Wenig Geld = viel Strategie
Jetzt ist die Realität eine andere. Die Formel lautet: Wenig Kapital erfordert viel Arbeit, gutes Scouting und einen soliden Plan. Einen Plan, den der Aufsichtsrat vom Vorstand einfordert. Einen Plan, den der Vorstand seiner sportlichen Leitung auferlegt. Aber: Wer kontrolliert die Kontrolleure? Das Problem hierbei: Im Aufsichtsrat steckt derzeit kaum sportliche Kompetenz. Das erschwert das Einfordern und Umsetzen eines funktionierenden Plans.
Ein Club muss sich selbst tragen
Was der HSV jetzt braucht, ist kein Gönner. Sondern eine Struktur, die ohne externes Geld funktioniert. Eine Idee, wie man sich selbst in der Bundesliga etablieren kann. Unbequemer, ja. Aber auch der einzig gesunde Weg. Gut ist: Die Verantwortlichen müssen jetzt diesen Weg gehen. Früher wurde viel geredet – selten gehandelt. Jetzt aber entscheidet sich: Hat der HSV gelernt, sich selbst am Leben zu halten? Oder fällt er in alte Muster zurück?
So platt es klingt: Das Momentum ist da. Der HSV kann jetzt ein Planungsverein werden. Kein Panikverein. Nutzen muss er es selbst.
UND ZWAR JETZT.
So, das war mein Wort zum Wochenende. Vom HSV kam dann noch eine Meldung, dass man seine ersten beiden Testspiele terminiert hat. Am 5. Juli testen Polzin und Co. beim Bezirksligisten TSV Elstorf und am 6. Juli geht es zum Regionalligisten VfB Oldenburg. Sollte heute nichts weiter überraschendes passieren, war es das von meiner Seite für heute. Euch allen wünsche ich ein schönes Wochenende! Und: Bleibt gesund!
Jean-Luc Dompé hat eine Saison gespielt, wie man sie sich kaum besser ausmalen könnte. Mit neun Treffern und 14 Vorlagen war der französische Wirbelwind auf der linken Seite maßgeblich am Aufstieg des HSV beteiligt. Für Trainer Merlin Polzin war Dompé einer der absoluten Schlüsselspieler – und wird es auch in der Bundesliga bleiben. Kein Wunder, dass sogar Frankreichs Nationaltrainer Didier Deschamps auf ihn aufmerksam wurde. Der „SportBild“ sagte Deschamps: „Ich kenne ihn. Ich weiß, wo er ist.“ Zwar sei die zweite Liga nicht der Maßstab für eine Nominierung, doch Dompé habe sich mit der starken Saison in den Fokus gespielt. Eine Einladung für die Equipe Tricolore? Noch offen. Eine endgültige Absage? Ebenso wenig.
Mit einer Mischung aus Kreativität, Teamgeist und Mut hat der HSV unter Polzin den langersehnten Aufstieg geschafft – und will genau diesen Spirit in die Bundesliga mitnehmen. Symbolisch dafür steht ein Plakat, das alle Spieler zu Beginn des Jahres unterzeichnet hatten. Es war mehr als ein Stück Papier – es war ein Versprechen. „136 Tage bis zum Aufstieg“ stand darauf – eine Botschaft, die zur Selbstverpflichtung wurde. Kein Wunder also, dass auch in der neuen Saison ein ähnliches Commitment gesucht wird.
Der HSV setzt auf Show-Effekt
Schon beim Neuzugang Nicolai Remberg wurde dieser „Aufstiegs-Trick“ wieder sichtbar: Noch vor der offiziellen Präsentation unterschrieb der Mittelfeldspieler symbolisch auf einem neuen Plakat. In Sachen Transferkommunikation bleibt der HSV kreativ. Statt nüchterner Pressemitteilungen gibt es Präsentationen mit Show-Effekt – früher mal per Angelfilmchen an der Elbe, später durch Sticker in der Stadt. Jetzt steht eine neue Form der Vorstellung an. Der Anspruch ist klar: Wer in die Bundesliga geht, will nicht nur sportlich glänzen, sondern auch medial auffallen.
Doch während neue Gesichter begrüßt werden, droht dem HSV auf der anderen Seite ein herber Verlust: Ludovit Reis drängt auf einen Wechsel zu Club Brügge. Der Niederländer, Leistungsträger und Taktgeber im Mittelfeld, sieht seine Zukunft im internationalen Wettbewerb – mit der Hoffnung, so endlich den Sprung in die niederländische Nationalmannschaft zu schaffen. Brügge hat sein Angebot zuletzt auf 4,5 Millionen Euro plus eine Million Bonus erhöht. Noch liegt das unter den Erwartungen der Hamburger, aber der Druck wächst.
Trainer Merlin Polzin ist längst Teil der Gespräche, soll mit persönlicher Überzeugungsarbeit noch einmal auf Reis einwirken. Der hat sich inzwischen bei allen sportlich Verantwortlichen klar positioniert: Sein Weg soll nach Belgien führen. Die HSV-Bosse geben sich noch nicht geschlagen – wohl wissend, dass sie nur noch diesen Sommer eine Ablöse erzielen könnten. Andernfalls droht ein ablösefreier Abgang 2026.
Und dann ist da noch eine Personalie, die über den Tag hinaus strahlt: Horst Hrubesch.
Der Vertrag der HSV-Ikone, derzeit Leiter der Nachwuchsabteilung, läuft zum 30. Juni aus – und noch immer ist unklar, wie es mit dem Europameister von 1980 weitergeht. Eine Entscheidung, die emotional aufgeladen ist. Beim dreitägigen Strategieworkshop der HSV-Führung auf Mallorca stand das Thema ganz oben auf der Agenda – Sportvorstand Stefan Kuntz will in den kommenden Tagen das persönliche Gespräch mit Hrubesch suchen.
Rund um den Campus herrscht schon seit Wochen Unverständnis darüber, warum die Causa noch nicht geklärt ist. Klar ist: Der HSV würde den früheren Mittelstürmer, der mit dem Verein drei Meisterschaften und den Europapokal der Landesmeister gewann, gern weiterhin an sich binden. Nicht als bloßes Aushängeschild, sondern als Persönlichkeit mit Substanz – sowohl für Fans als auch für Partner aus der Wirtschaft ist Hrubesch ein Identifikationsfaktor. Jüngstes Beispiel: Beim Spiel der HSV-Traditionself in Dersau war laut „BILD“-Kollegen der Andrang auf Autogramme sogar so groß, dass für ihn ein eigener Stand eingerichtet wurde.
Doch Hrubesch wird sich nicht mit einer Rolle als „Grüß-August“ zufriedengeben – auch wenn ihm etwa der Frauenfußball sehr am Herzen liegt, wird er nur dann weitermachen, wenn er echte Gestaltungsmöglichkeiten bekommt. Was der HSV ihm anbietet, wird über seine Zukunft entscheiden – und möglicherweise über ein wichtiges Stück gelebte Identität im Volkspark.
Kaderplanung, kreative Kommunikation, emotionale Personalien – der HSV bewegt sich auf vielen Ebenen gleichzeitig. Der Schwung aus dem Aufstieg ist spürbar. Jetzt geht es darum, ihn klug zu nutzen.
Apropos, anbei noch meine Meinung zur aktuellen Transfer- und Personalpolitik des HSV:
KOMMENTAR
Stefan Kuntz setzt auf das Leistungsprinzip – auch wenn es unbequem wird
Die Personalpolitik des HSV hat sich verändert. Punkt. Die Nachricht: Stefan Kuntz macht aktuell offensichtlich vieles richtig. Zumindest setzt er das Leistungsprinzip durch. Auch dort, wo es unbequem ist. Beispielhaft dafür: die Personalien Davie Selke – und nun auch Horst Hrubesch.
Aus populärer Sicht wäre die Vertragsverlängerung mit Hrubesch für den HSV ein Selbstgänger. Zumindest war das in den vergangenen Jahren häufig so: Verdienste, Vereinsbindung, Standing – das reichte oft schon aus. Doch gerade jetzt, in einer Phase des sportlichen Aufbruchs, müssen alle Bereiche auf den Prüfstand. Auch die, bei denen Entscheidungen vermeintlich einfach wären.
Keine Frage: Horst Hrubesch ist ein großartiger Markenbotschafter für den HSV. Seine Präsenz, seine Strahlkraft, sein Draht zu Fans und Wirtschaft – das alles ist weiterhin von enormem Wert. Aber: Inhaltlich gab es in der Vergangenheit offenbar wiederholt Differenzen zwischen ihm und Stefan Kuntz. Sollte Kuntz den eingeschlagenen Weg Hrubeschs im Nachwuchsbereich für falsch halten, muss er reagieren. Das ist seine Aufgabe als Sportvorstand. Alles andere wäre fahrlässig.
Natürlich wäre es extrem schade, wenn Hrubesch den Verein verlassen würde. Genau wie man auch bei Davy Selke mit Blick auf seine Emotionalität, seinen Einsatzwillen und seine Rolle als interner Motivator argumentieren kann. Doch auch hier gilt: Zwischen öffentlicher Wirkung und internem Preis-Leistungs-Verhältnis muss klar unterschieden werden. Drei Jahre Laufzeit, 1,8 Millionen Euro Jahresgehalt – das waren zuletzt die Rahmenbedingungen für einen neuen Selke-Vertrag. Summen und Laufzeiten, die sich der HSV in seiner aktuellen Situation schlichtweg nicht leisten kann – zumindest nicht verantwortungsvoll.
Dass Kuntz hier zögert oder bislang nicht zuschlägt, ist absolut nachvollziehbar. Sich parallel umzusehen, ist sogar zwingend. Denn der HSV ist kein Traditionsverein im Nostalgie-Modus, sondern ein Bundesligist, der in einem knallharten Wettbewerb steht. Jeder einzelne Posten im Kader – ob auf dem Feld, auf der Bank oder im Staff – muss unter dem Gesichtspunkt der sportlichen und wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit betrachtet werden. Auch dann, wenn ein Bereich aktuell gut besetzt scheint.
Das Maß zwischen Finanzierbarkeit und sportlichem Wert muss stimmen. Und daran müssen sich am Ende alle messen lassen – ob sie Horst Hrubesch, Davie Selke, Otto Stange oder Bilal Yalcinkaya heißen. Niemand steht über dem Prinzip Leistung. Stefan Kuntz scheint dieses Prinzip aktuell mit Überzeugung zu vertreten – und das ist ein starkes Signal.
Doch auch Kuntz selbst hat im vergangenen Jahr Fehler gemacht – und auch diese gehören auf den Prüfstand.
Marco Richter etwa galt als Wunschspieler des Sportvorstands und floppte maßlos. Auch die Maßnahme, im Winter rund fünf Millionen Euro in junge Spieler zu investieren, die dem HSV auf lange Sicht sportlichen und wirtschaftlichen Erfolg bringen sollten, scheiterte – zumindest kurzfristig. Unklar ist bislang, wer für die Sichtung und Entscheidung dieser Transfers verantwortlich war. Auch Sportdirektor Claus Costa muss in diesem Zusammenhang selbstverständlich mit einbezogen werden. Fakt ist aber: Stefan Kuntz entscheidet nicht nur operativ mit – er ist als Sportvorstand letztlich verantwortlich für alles Sportliche. Also auch für die Flops, die unter seiner Verantwortung eingekauft wurden.
Dass auch Kuntz selbst sich dem Leistungsprinzip stellen muss, steht außer Frage – aber das ist nicht seine Aufgabe, sondern die des Aufsichtsrats. Der wiederum muss in den kommenden Wochen gemeinsam mit dem Vorstand einen klaren Weg formulieren: kurzfristig den Klassenerhalt schaffen, langfristig den HSV in der Bundesliga etablieren – und zwar so, dass nachhaltiger sportlicher und wirtschaftlicher Erfolg möglich ist.
Dazu gehört, wie gesagt, das maximale Setzen auf Leistung. Und genau das tut Stefan Kuntz im Moment – erkennbar konsequent zum Glück…
In diesem Sinne, Euch allen einen schönen Länderspielabend mit meinem Lieblingsspieler Woltemade (hoffentlich in der Startelf!) gegen Portugal!