Robert Glatzel macht bei seiner Genesung Fortschritte. Sehr schnell und sehr gute Fortschritte. „Wir sind sehr optimistisch, dass wir ihn noch zahlreiche Spiele auch in dieser Saison sehen können und nutzen können“, sagte Trainer Merlin Polzin vor der Partie am Sonntag (13.30 Uhr) beim Tabellenletzten Jahn Regensburg. Wissend, dass er mit Glatzels Rückkehr automatisch ein Luxusproblem mehr hätte. Denn eines ist klar: In der aktuellen Form ist Davie Selke nicht aus dem Team zu nehmen!
Ich gehe sogar so weit, zu behaupten, dass Selke dem HSV in Summe aktuell mehr liefert, als Glatzel es mit seinen vielen Toren kann. Hintergrund dieser These ist, dass Selke neben seinen Toren auch mit seiner Art vorangeht. Diese extrovertierte, oft als arrogant wahrgenommene Art hat sich beim HSV zum „Aggressive Leader“ entwickelt. Mit seiner heißspornigen Art kann der das gesamte Team mitreißen. Mal, wenn es nicht läuft – und ebenso, wenn das Team auf ein er Erfolgswelle schwimmt.
Selke ist der neue „Aggressive Leader“ beim HSV
Seine Kollegen hören auf Selke. „Davie ist auf dem Platz und daneben ein ganz wesentlicher Erfolgsfaktor“, sagte Polzin zuletzt und immer wieder lobend. Und damit hat er Recht. Selke ist ein Leadertyp. Einer, der durchaus polarisiert. Zumindest kann ich mir gut vorstellen, weshalb ihn die Fans seiner ehemaligen Mannschaften und die der anderen Gegner nicht wirklich leiden können. Das ging mir nicht anders, bevor ich Selke beim HSV gesehen habe. Aber wie so oft dreht sich ein Bild manchmal, wenn man die Person etwas besser kennenlernen darf. Ich behaupte jedenfalls, dass Selke dem HSV alles in allem inzwischen sogar mehr Qualität beisteuert, als es Glatzel kann.
Und nur, damit das hier niemand falsch versteht: Allein vom Sportlichen, was beide auf den Platz bringen, sehe ich Glatzel noch vorn. Nicht mehr weit, aber doch erkennbar. Allerdings zählt Glatzel mit seiner ruhigen Art nicht zu denjenigen, die auf dem Platz die Mentalität der Mannschaft drehen können, wenn es mal nicht läuft. Er kann Spiele sportlich mit seiner Qualität drehen – aber das schafft Selke inzwischen eben auch. Daher meine These, die aufzeigt, dass Trainer Polzin mit der Rückkehr von Selke vorn vielleicht über die zwei der wertvollsten Angreifer der Liga verfügen wird.
Wann Glatzel wieder richtig zurück ist, ist noch offen – aber es soll sehr bald passieren. Einen ungefähren Zeitpunkt nannte Glatzel in einem Vereinsinterview selbst: „Der Plan ist nach wie vor, im Februar ins Teamtraining einzusteigen und im März wieder zu spielen. Letztlich will ich aber einfach nur wieder fit auf dem Platz stehen, und ob das dann eine Woche früher oder später ist, ist dann auch nicht entscheidend.“
Glatzel will im Februar einsteigen – Polzin ist vorsichtig
Bei dem in den vergangenen Jahren zuverlässigsten HSV-Torschützen, der sich im vergangenen Oktober schwer verletzt hatte und wegen eines Sehnenabrisses im Hüftbereich operiert werden musste, sieht es laut Polzin gut aus. Der 31-Jährige sei intensiv im Austausch mit der medizinischen Abteilung. „Der nächste Schritt wird einfach sein, dass wir die Belastung nach und nach dann auch steigern, was die Intensität angeht, sodass er dann teilintegriert wird“, sagte Polzin. Allerdings stellte der Coach klar, dass der Club dabei behutsam vorgehe, um eine erneute Verletzung zu vermeiden. „Und deshalb wird es noch ein bisschen dauern, bis er wieder komplett mit der Mannschaft trainiert. Aber er ist auf jeden Fall sehr gut im Zeitplan.“
Wohl dem, der einen Ersatz wie Selke dahinter hat! Der 30-Jährige trumpfte zuletzt auf, traf am vergangenen Wochenende sogar doppelt beim 2:1 in Münster und holte dabei sogar den spielentscheidenden Elfmeter auf sehr clevere Art selbst heraus, bevor er selbigen sicher verwandelte. Aktuell steht Selke mit 13 Treffern als bester HSV-Torschütze in der Zweitliga-Torjägerrangliste zusammen mit Schalkes Moussa Sylla hinter dem Magdeburger Martijn Kaars (15 Tore). Geht es nach „benötigte Spielminuten pro Tor“ ist Selke sogar der Toptorjäger.
Was ich sagen will: Meine Befürchtungen bei der Selke-Verpflichtung haben sich so absolut gar nicht bestätigt. Und ich freue mich tierisch darauf, dass der HSV dieses Jahr gerade zur „kritischen Phase“ im Frühling offenbar noch mehr Optionen als jetzt haben wird (dreimal auf Holz geklopft!!). Vor allem freue ich mich für Selke, dass er endlich Licht am Ende seiner Leidenszeit sieht…!
In diesem Sinne, hoffen wir mal, dass Polzin auch für Sonntag ausreichend Optionen hat. In der Defensive ist das der Fall – das Thema hatten wir gestern an selber Stelle. Heute äußerte sich auch der HSV-Coach zu dieser Frage. Muss Kapitän Sebastian Schonlau für ihn in der zentralen Abwehr wieder weichen? Oder Nebenmann Dennis Hadzikadunic Polzin lässt es bewusst offen: „Die Entscheidung ist noch nicht mit der Mannschaft kommuniziert, wir im Trainerteam sind auch fleißig am Diskutieren. Aber es nimmt bei uns gar nicht so eine große Rolle ein.“ Man werde sich am Sonnabendmorgen zusammensetzen „und die Inhalte auf den Tisch packen.“
Er selbst habe aber mit dieser schwierigen Entscheidung eh kein Problem, sagt Polzin. Im Gegenteil: „Das Schöne ist für mich, dass es weniger eine Entscheidung gegen einen Spieler sein wird, sondern eine Entscheidung für den nächsten Gegner Regensburg, für die Belohnung der Trainingswoche, für eine Idee, die wir als Trainer haben. Die Jungs gehen diesen Weg komplett mit, jeder stellt sein Ego auch zurück.“ Klingt ein wenig nach Schonlau auf der Bank, oder was meint Ihr?
So, jetzt wünsche ich Euch alle erst einmal einen schönen Freitagabend! Schreibt doch gern mal aus Eurer Sicht, wie Ihr am Sonntag aufstellen würdet! Ich finde, dass das zumindest diesmal wirklich spannend wird!
Der Winter kommt mit Kälte um die Ecke. Und auch beim HSV wird es kühler – im Umgang auf Gremienebene ja nichts Untypisches. Ich hatte ja auch schon über mögliche Verhärtungen gesprochen. Am Mittwochabend gab es dann seitens des Beirates ein klares Statement, wie meine immer sehr gut informierten ehemaligen Kollegen vom Hamburger Abendblatt berichteten. Demnach stimmte der Beirat mit 5:0 Stimmen für die Zulassung von Markus Frömming als künftigen Aufsichtsrat und demnach als Delegierten Klaus Michael Kühnes. Wider den Beschwerden einiger Ratskollegen.
Heute indes machten die Fans deutlich, was sie von den aktuellen Vorgängen rund um den Aufsichtsrat halten. Am Trainingsplatz platzierten sie zwei Plakate, auf denen sie das HSV-Präsidium in Person Michael Papenfuß ihn Marcell Jansen aufforderten, sich an ihren eigenen Worten zu orientieren (sie Fotos unten). Dabei dürfte mit Sicherheit auch das Thema Frömming bzw. Kühnes Abgesandter im Aufsichtsrat hintergründig gemeint sein. Vor allem aber soll sich der verschriftlichte Protest gegen Eric Bussert von der Hanse Merkur als neuer Aufsichtsrat richten. Immerhin hatte Michael Papenfuß zuletzt betont, dass Gesellschafter mit weniger als 7,5% der HSV-Anteile kein automatisches Anrecht auf einen Platz im Aufsichtsrat haben.
Die Hanse Merkur, zu der Bussert gehört, hat 5,07 Prozent und dementsprechend keinen Anspruch. Was aber viel entscheidender ist als die Untergrenze der Anteile, ist die Eignung. Diese beurteilte der Beirat bei Frömming gerade positiv – wissend, dass es im Aufsichtsrat selbst zuletzt immer wieder Beschwerden über das Verhalten des Kühne-Abgesandten gab. Auch die Beteiligung am seinerzeitigen Anteilsverkauf Kühnes an Thomas Wüstefeld soll hier ein Thema sein und von Aufsichtsräten als Compliance-Verstoß gewertet und gemeldet worden sein.
Bussert und Frömming werden infrage gestellt
Bussert indes dürfte jetzt schon erahnen, wie schnell man sich mit einem Amt als HSV-Aufsichtsrat sein Image auch ohne eigenes Zutun zerschießen kann. Hintergrund: Er selbst hatte sich nicht einmal um das Amt beworben, sondern wurde angefragt und musste anschließend in Gesprächen inhaltlich abgeholt werden. Schon deshalb muss sich der Vorstand der HanseMerkur Versicherungen immer wieder verschiedenen Vorwürfen erwehren. Zumindest dürfte er jetzt wissen, weshalb seinerzeit so honorige Kaufleute wie Alexander Otto das HSV-Gremium vorzeitig verlassen haben, um sich ihr beruflich und privat penibel aufgebautes gutes Image nicht zu versauen.
Werbung macht der HSV auf Gremieneben eh schon seit vielen Jahren nicht mehr für sich. Und diese Neubesetzung des Management-Aufsichtsrates dürfte das nächste Kapitel in einer langen Historie der Verfehlungen werden. Die besten Räte zu erwarten ist jedenfalls aktuell schwer, da man sich beim HSV auf Gremienebene sehr schnell (auch unverschuldet) verbrennen kann.
Die Zeiten, in denen so honorige Menschen wie Udo Bandov, Alexander Otto, Jens Meier und Co. das Gremium noch mit hanseatischem Ehrgefühl führten, scheinen jedenfalls längst vorbei zu sein. Kleiner Tipp meinerseits: Wer altverdiente HSVer, die sich über Jahre immer wieder uneitel in verschiedensten Ämtern positiv für den HSV eingesetzt haben, im Aufsichtsrat hat, der sollte vielleicht eher auf eben diese Menschen setzen und sie nicht – wie jetzt wohl im Fall Dr. Ralph Hartmann – als erste für Neue opfern. Wenigstens ein bisschen HSV-Pathos gepaart mit wirtschaftlicher/kaufmännischer/sportlicher Kompetenz schadet meiner Meinung nach jedenfalls nicht. Ganz im Gegenteil…
Hadzikadunic droht, in Regensburg als Streichopfer zu enden
Richtig kühl war es heute auch auf dem Platz. Zum einen witterungsbedingt, zum anderen deutet sich für das Spiel des HSV am Sonntag bei Jahn Regensburg ein Härtefall an, den wir hier diese Woche schon angedeutet hatten. Denn mit der Rückkehr von Daniel Elfadli wird es im zuletzt überzeugenden Trio Denis Hadzikadunic /Sebastian Schonlau als Innenverteidiger sowie Jonas Meffert auf der Sechs einen geben, der weichen muss. Zumindest gehe ich davon aus, dass der über die gesamte Saison gesehen wohl stabilste HSV Daniel Elfadli wieder in die Startelf rücken wird.
Im Training selbst ließ Trainer Merlin Polzin mit Elfadli neben Schonlau spielen. Nach den zuletzt aber wirklich guten Partien des Bosniers wäre es aber schwer nachvollziehbar, selbigen rauszunehmen und dessen steigend Leistungskurve jäh zu unterbrechen. Gleichermaßen schwierig ist es für‘s Trainerteam um Polzin, ihren Kapitän rauszunehmen, ohne diesen dauerhaft zu verärgern. Eine Situation, die man mit dem dringend benötigten schnellen, zweikampfstarken Innenverteidiger (ganz liebe Grüße gehen raus an meinen Freund Marc R.!) hätte lösen können und verpasst hat. Aber das Thema hatten wir im Dienstags-Blog ja schon ausführlich…
Bleibt zu hoffen, dass die Spieler so ticken, wie sie es zuletzt immer von sich behaupten und selbst alles dem gemeinsamen Erfolg unterordnen. So, wie es die Aufsichtsräte auch machen sollten…
Hinter den Kulissen wird gearbeitet. Und das längst nicht so geduldig und harmonisch, wie es aktuell sportlich den Anschein macht. Die Aufsichtsratswahlen stehen an, was immer eine gewisse Unruhe mit sich bringt. Allerdings scheint das Ämter-Geschachere aktuell etwas weniger politisch zu sein als noch vor einem Jahr, als man sich innerhalb der AG gegen einen Beitritt von Eric Bussert (Vertreter von Anteilseigner HanseMerkur) als Aufsichtsrat aussprach. Damals lehnten die anderen Gesellschafter Bussert ab, ohne sich mit hm persönlich ausgetauscht zu haben. Er würde nicht ins Gremium passen, hieß es und gemeint war damit, dass Bussert angebliche persönliche Nähe zu Marcell Jansen stören würde.
Inzwischen haben sich die Beteiligten mal die Mühe gemacht, sich zu unterhalten – und plötzlich wurde erkannt, dass der böse Herr Bussert eben gar nicht so böse ist. Vielmehr ist er seit mehr als einem Jahrzehnt ohne jegliche Beanspruchung von Mitsprache beim HSV im Hintergrund als Vorstand der HanseMerkur dafür verantwortlich, dass die HanseMerkur etliche Millionen in den HSV sowie dessen Nachwuchs investiert hat. Schon deshalb entbehrt es nicht einer gewissen Komik, dass ausgerechnet Herr Bussert jetzt in den neuen Aufsichtsrat der neu gegründeten HSV Fußball Management AG berufen werden soll, während die Gesellschafter im Aufsichtsrat der HSV Fußball AG & Co. KG a.A. nur noch eine beratende Funktion haben werden und somit nicht entscheidend mit dem Profifußball zu tun haben werden.
Aber, hier bleib das große Theater aus. Man einigte sich hinter den Kulissen und schaffte es zuletzt auch, in Ruhe die Neubesetzung des Aufsichtsrates der Management AG zu besprechen. Der einzige noch offene Punkt birgt allerdings Potential für Ärger. Denn bislang galt es als selbstverständlich, dass Klaus Michael Kühne einen Abgesandten im Aufsichtsrat stellen durfte. Das darf er auch weiterhin – allerdings fällt diese Regelung für die Neubesetzung des Aufsichtsrates für die Management AG weg. Und: Innerhalb des aktuellen Aufsichtsrates hatte sich in den letzten Monaten bereits eine relativ breite Front gegen den Kühne-Vertrauten Markus Frömming gebildet.
Entscheidet Wehmeyer über Kühne-Abgesandten im Aufsichtsrat?
Aktuell sprechen sich in diesem Gremium fast alle gegen einen Verbleib Frömmings im Kontrollgremium aus. Allerdings auch nur fast. Denn ausgerechnet der Vorsitzende des Aufsichtsrates, e.V.-Vizepräsident Michael Papenfuß, soll sich dafür aussprechen, auch in Zukunft in dem wichtigen der beiden Aufsichtsräte einen Abgesandten von Klaus Michael Kühne zuzulassen – welcher dann wohl Frömming wäre. Da am Ende aber das Präsidium des HSV e.V. die Befugnis hat, diesen Aufsichtsrat zu besetzen und sich bis auf eine Position auch grundsätzlich einig ist (alle aktuellen Räte bleiben, dazu ersetzt Bussert den voraussichtlich in verantwortlicher Position in den Aufsichtsrat der HSV Co KG a.A. wechselnden Ralph Hartmann), droht im Präsidium des HSV eine Kampfabstimmung.
Hintergrund: Marcell Jansen, seines Zeichens Präsident des HSV e.V., soll sich gegen einen Abgesandten von Kühne aussprechen. Da Papenfuß für die Zulassung eines Kühne-Abgesandten ist, stünde es innerhalb des Präsidiums also 1:1. Dementsprechend käme dem dritten Präsidiumsmitglied, Bernd Wehmeyer, die große Ehre zuteil, die entscheidende Stimme in dieser Frage beizusteuern. Ergebnis offen.
Offen ist auch, wer nachrücken würde, sollte der Kühne-Abgesandte künftig abgelehnt werden. Zuletzt gab es Bemühungen, Donata Hopfen für den Aufsichtsrat zu gewinnen. Allerdings hat die ehemalige Vorsitzende der Geschäftsführung der DFL in der Zwischenzeit bereits abgesagt. Eine naheliegende, mehrheitsfähige Option wäre nun, den ehemaligen Vizepräsidenten des HSV e.V., Ralph Hartmann, für diesen Fall in diesem Gremium beizubehalten. Die Zustimmung des Beirates wäre bei diesem Vorgang sicher.
HSV-Frauen ziehen souverän ins DFB-Pokal-Halbfinale ein
Unwiderruflich klar ist indes das Ergebnis des Viertelfinals der HSV-Frauen gegen Borussia Mönchengladbach. Und das ist mal so richtig gut! Denn vor 16.529 Zuschauern gewannen die Zweitliga-Frauen des HSV mit 2:0. Und das hochverdient vor einer ebenso anerkennenden Kulisse. Erstmals durften die HSV-Frauen im Volksparkstadion auflaufen. Und diese Premiere ist geglückt, das Halbfinale wartet.
Vor den Augen einiger HSV-Profis wie Sebastian Schonlau und Davie Selke brachte Emilia Hirche (45.+1) ihr Team per Kopfball nach einer umkämpften ersten Halbzeit in Führung. In der zweiten Hälfte erhöhte Vildan Kardesler (69.) nach einer starken Vorarbeit der talentierten deutschen U20-Nationalspielerin Lisa Baum den Vorsprung für den sehr ambitionierten Zweitliga-Aufsteiger.
Bereits im Vorfeld der Begegnung hatte der HSV den Verkauf von über 16.000 Eintrittskarten vermeldet. Der Zuschauerrekord für ein Frauen-Spiel in Hamburg liegt bei 19.710 Fans, aufgestellt im September 2023 beim DFB-Pokal-Duell zwischen dem FC St. Pauli und dem Hamburger SV im Millerntor-Stadion. Aber das Verpassen dieses Rekordes kann mit etwas Losglück im Halbfinale ja schon nachgeholt werden.
Meinen Glückwunsch zu dieser großartigen Leistung!
Apropos: ebenso wie die Mannen von Trainer Merlin Polzin können auch die Frauen von Trainer Marwin Bolz in dieser Saison aufsteigen. Als aktuell Tabellensechster haben sie nur 2 Punkte Rückstand auf einen Aufstiegsplatz.
In diesem Sinne, euch allen jetzt erst einmal einen schönen Champions League Abend.
Es ist schon spannend, zu beobachten, wie unterschiedlich auf die jüngste Serie von Merlin Polzin reagiert wird. Geht es um die 18 Punkte, sind sich alle einig: „Der Schnitt würde langen“, heißt es dann. Stimmt auch. Und geht es um die Spiele im Einzelnen, wird eine gewachsene Stabilität defensiv attestiert. Von den allermeisten zumindest. Hier gibt‘s noch einige, die sich weiterhin an Sebastian Schonlau abreagieren und behaupten, er habe kein Zweitligaformat (was albern ist!). Vielmehr ist Fakt, dass die HSV-Kaderplaner Kuntz und Costa es einfach nicht geschafft haben, einen stärkeren Innenverteidiger zu verpflichten – Elfadli mal außen vorgelassen.
Aber zurück zur Wahrnehmung des HSV! Sehr viele kamen hier im Blog und außerhalb auch damit, dass der HSV in Münster (ebenso wie in Berlin und gegen Hannover) ja nur Glück gehabt und vor allem schlecht gespielt habe – und genau hierin steckt das große Problem dieses HSV und seines Umfeldes!!! Hier will man alles auf einmal: Spektakel, Dominanz, Torflut, überragenden Fußball – und Siege am Fließband. Aber sowas gibt es auf der Ebene einfach nicht. In der zweiten Liga ist noch keine alles dominierende Mannschaft aufgestiegen. Auch war weniger der überragende Ballbesitz-Offensivfußball entscheidend für eine Aufstieg in den letzten Jahren. Oder anders formuliert: Taktisch guter Fußball sieht zwar selten gut aus, ist aber eben erfolgreich. Andersrum funktioniert das aber maximal in einem von 100 Fällen. Siehe Tim Walters spektakulären Offensivfußball, der den HSV immer wieder spektakulär siegen ließ – aber eben zu selten, um aufzusteigen.
Weniger Tore einfangen als schießen – so einfach kann’s sein…
Der einzig erfolgversprechende Weg ist der, taktisch clever zu agieren. Erste Devise muss immer sein, hinten weniger Tore einzufangen, als man vorne schießt. Und diesen Weg suchen und gehen Polzin und Co. gerade mit dieser Mannschaft. Leider wird das von zu vielen allerdings nicht anerkannt. Stattdessen freut man sich zwar über Siege, und schiebt aber sofort ein einschränkendes „aber das Spiel war echt schwach“ hinterher.
Und damit komme ich zum Punkt: Wer jetzt nicht die Geduld aufbringt, diese Festigungsphase der Mannschaft unter Trainer Merlin Polzin auch mit kleineren Dellen zu akzeptieren, der/die hat den Aufstieg nicht verdient. Dass der Weg zurück zu einer stabilen Defensive schon allein nach den Walter-Spektakelfußball-Jahren eine Weile dauern würde, war klar. Dafür hatten die Spieler viel zu lange den Anspruch vorgelebt bekommen und übernommen, jedes Spiel nicht nur zu gewinnen, sondern auch zu dominieren. Und jede/r, der/die schon mal Fußball im Leistungsbereich gespielt hat, weiß, wie schwer es ist, über Jahre antrainierte Gewohnheiten abzulegen.
Steffen Baumgart hatte das mit dieser Mannschaft schon probiert – allerdings ohne die Balance zu finden. Das aber scheinen Polzin und Co. jetzt zu schaffen. Denn die bringen die Ruhe mit, die diese Mannschaft braucht, um nachhaltig den einen wichtigen Schritt nach dem anderen zu gehen. Umso tragischer ist, dass sich jetzt viele hinstellen und anfangen, diesen taktisch absolut richtigen und guten Weg als schlechten Fußball abzuqualifizieren, anstatt diesen Weg zu unterstützen.
Polzin geht den richtigen Weg – aber dieser ist noch wackelig
Wer aufsteigen will, der muss punkten. Hinten dichtmachen, vorne schießt der HSV immer ein Tor – das sagen wir hier schon seit Jahren. Für den HSV ist diese Rechnung seit Jahren einfach und offensichtlich, nur nie umgesetzt worden. Zur Erinnerung: Diese Saison hat der HSV nur einmal kein eigenes Tor erzielt. In Hannover wurde das Hinspiel mit 0:1 verloren. Vorher und nachher traf der HSV immer mindestens einmal, zumeist sogar mehrfach. Deshalb fordere ich hier seit Ewigkeiten die Balance zur stabilen Defensive anzusteuern. Zu gern mit einem Vuskovic-Ersatz – allerdings hege ich diesen Wunsch bislang vergebens. Dennoch, statistisch würde eine stabile Abwehr eben reichen, um aufzusteigen – und genau deshalb machen Polzin und Co. das einzig Richtige und lassen genauso spielen, wie am Freitag gespielt wurde. Wenn die Mannschaft diesen Weg mitzieht, dann kann es was werden.
Dass der Gegentreffer in Münster so nicht geplant war – logisch. Aber der kann immer mal fallen. Und der wird auch immer wieder mal fallen. Die anderen Zweitligisten können eben auch Fußball. Entscheidend an dem Auftritt vom Freitag für mich aber war, dass die Mannschaft immer an sich geglaubt hat und sich nicht hat beirren lassen. Man habe gewusst, dass man jederzeit den entscheidenden Treffer erzielen könne und habe dafür immer weitergemacht, so die Spieler nach Schlusspfiff. Und das war kein dummes Gesabbel wie in den letzten Jahren so oft – sondern genau so war es im Spiel! Endlich stimmen Realität und Gesabbel überein…!
Wobei ich es wirklich schade finde (und auch überrascht war!), dass sich Polzin in dieser zweifellos noch wackeligen Entwicklungsphase zu einem großen Interview hat hinreißen lassen. Ich persönlich glaube, dass er gut daran getan hätte, seinen Spielern vorzuleben, was es bedeutet, erst ordentlich abzuliefern und dann zu sabbeln. Als 8-Spiele-Cheftrainer jetzt schon von einem „Erfolgsgeheimnis“ zu fabulieren, passt da nicht. Und damit möchte ich das Interview inhaltlich gar nicht kritisieren. Polzin sagt hierin keine dummen Sachen – was übrigens auch wieder einige als „langweilig“ abqualifizieren, dabei ist das einfach nur richtig. Aber dass die Kollegen der Tageszeitungen (in diesem Fall die BILD) Schlagzeilen brauchen, diese suchen und eben immer auch finden, ist bekannt.
Warum nicht einfach erst final abliefern, und dann reden?
Diese Zeile stand schon höchstwahrscheinlich schon vor dem Interview an sich fest. Und so kam, was kommen musste: „HSV-Trainer verrät Erfolgsgeheimnis in BILD“ war die Zeile in einem von Jung-Cheftrainer Polzin an sich unaufgeregt formulierten Interview. Aber mir geht es um die Gesamtwirkung, und da klingt diese Zeile erstmal kacke, weil das Gerüst, das hier von Polzin und Co. gebaut wird, einfach noch zu frisch und zu wackelig ist. Zudem verdient er sich selbst gerade erst seine ersten Meriten. Hier schon von Erfolg zu sprechen, passt einfach nicht. Der wäre meiner Meinung nach frühestens im Mai zu besprechen, wenn Polzin dann tatsächlich den Weg zum Aufstieg erklären darf. Aber eben nicht vorher.
Aber okay, die Presseabteilung des HSV hat das anders beurteilt, „das große Interview mit dem HSV-Trainer über das Erfolgsgeheimnis“ wurde geführt und veröffentlicht. Ich hoffe einfach darauf, dass Polzin intern seinen Weg unverändert weitergeht und sich in nächster Zukunft mehr durch erfolgreiche Spiele als Interviews profiliert. Denn, noch mal ganz deutlich: Der aktuell eingeschlagene taktische Weg ist inhaltlich der mit weitem Abstand erfolgversprechendste seit… keine Ahnung…! Auf jeden Fall seit sehr, sehr langer Zeit.
In diesem Sinne, in den nächsten Tagen werde ich mit einem neuen Video und der Beantwortung sehr vieler Fragen auf Euch zukommen, die mich in den letzten drei Tage über Instagram und per Email erreicht haben. Sozusagen ein „Communitytalk light“…! Solltet Ihr noch eine Frage haben, haut sie hier gern in die Kommentare oder schickt sie per Email an moinvolkspark@gmail.com, dann nehme ich sie noch mit rein.
Bis dahin wünsche ich Euch allen erst einmal einen schönen Abend!!
Der HSV hat seine Auswärtsschwäche bei Aufstiegen in kleinen Stadien endlich besiegt. Mit 2:1 und dank zweier Treffer von Masken-Mann Davie Selke sagten die Mannen von Trainer Merlin Polzin bei Preußen Münster, nachdem man in der ersten Halbzeit sogar in Rückstand geraten war.. Und genau darin liegt für mich die Botschaft dieses Spiels: Dieser HSV ist resilient! Diese Mannschaft glaubt so sehr an sich, dass sie die notwendige Geduld auf den Platz bringt, um auch solche Spiele in der Nachspielzeit zu gewinnen. „Wir wollten unbedingt geduldig bleiben. Das Wort habe ich diese Woche so oft gehört wie nie zuvor“, verriet Jonas Meffert nach dem Spiel. „Das war das Wort der Woche. Wir wussten, dass es sehr schwierig hier wird. Wir wollten konzentriert spielen. Das Gegentor war etwas unglücklich, aber wir haben immer an uns geglaubt. Am Ende hatten wir auch ein bisschen Glück mit dem Elfmeter. Vielleicht war das viele Halten in der Summe zu viel. Ich bin sehr glücklich, dass wir hier gewonnen haben.“
Und fürwahr: Schön ausgesehen hat es nicht immer, das muss es aber eben auch n nicht, wenn man nur gewinnen will. Und das wollte diese Mannschaft, angeführt von „Mentalitätsspieler“ (O-Ton Polzin) Davie Selke, der mit Maske auflief und der in der ersten Halbzeit nach schöner Flanke von Meffert eiskalt und cool gegen die Laufrichtung des Münster-Keepers einköpfte. Ein schöner Treffer – und ein. ehr wichtiger. Denn er egalisierte einen Rückstand, den man so immer wieder mal rasieren kann, der aber angesichts des Spielverlaufs eher unglücklich war.
Dennoch, anstatt in Hektik zu verfallen und wie doof anzurennen, blieb die Mannschaft bei ihrem ruhigen Spielstil, der manchmal ein wenig zu träge gewirkt haben mag der aber einfach erwachsen ist. SO geht das, und zwar nur so! Zumindest, wenn man nicht alle Mannschaften von der ersten bis zur letzten Minute dominieren kann. „Es ist genau das Kampfspiel geworden, das wir erwartet haben. Uns war wichtig, dass wir bei unseren Prinzipien bleiben, dass wir uns die Sicherheit trotz Rückstand holen“, sagte Selke nach Schlusspfiff. „Da sind wir heute klar geblieben, machen zum richtigen Zeitpunkt den Ausgleich und haben bis zum Ende daran geglaubt, dass wir dieses Spiel noch gewinnen. Zuvor hatten wir schon Pech mit Pfosten und Latte, aber ich hatte die absolute Überzeugung, dass wir noch gewinnen werden. Und das haben wir als echte Einheit geschafft. Deshalb war dieser Sieg für uns ein echter Bigpoint. Ich bin sehr stolz auf uns alle, weil man eine klare Entwicklung sieht.“
Selke selbst war es, der in der Schlussminute zuerst den Elfmeter selbst (und sehr geschickt!) provozierte, um ihn dann selbst sicher zu verwandeln. Note 1 für den Masken-Mann, der den HSV zumindest vorübergehend wieder an die Tabellenspitze hievte. Vor allem aber war dieser Treffer der Siegel auf dem neuen, erwachsenen Spielstil des HSV, den er jetzt bitte unbedingt konserviert. Denn das wird es mit dem Aufstieg klappen! Schlusswort Merlin Polzin: „Es ist hier in Münster sehr anspruchsvoll, das wussten wir. Wir sind es aber gut angegangen und haben uns am Ende belohnt. Wir hatten viele Torchancen, haben immer weitergenmacht, sind ruhig geblieben und haben weiter unseren Fußball gespielt. Das ist für mich das Wichtigste. Deshalb bin ich sehr stolz auf die Mannschaft, für die dieser Abend in ihrer Entwicklung und in ihrem Prozess ein wichtiger Step war.“
DIE EINZELKRITIKEN:
Daniel Heuer-Fernandes: Bitter, dass er in so einem Spiel trotzdem hinter sich greifen musste. Fehlerfrei und nicht geprüft. Note: 3
Silvan Hefti (bis 81.): Gute Entscheidung, ihn anstelle von Mikelbrencis zu bringen. Er ist einfach defensiv etwas abgeklärter. Dafür traut er sich nach vorn zu wenig und ist zu oft zu unkonzentriert im Abspiel. Er macht insgesamt zu wenig nach vorn. Aber das kann – und muss noch kommen. Note: 4
William Mikelbrencis (ab 82.): Was für ein belangloser Wechsel…
Denis Hadzikadunic: Er ist momentan gut drauf. Dass er letzte Woch ausgewechselt wurde,war falsch. Und das bestätigte er heute. Hatte seinen Gegenspieler stets im Griff Note: 3
Sebastian Schonlau: Ruhe ins Spiel zu bringen ist nicht immer das Beste. Zumindest nicht, wenn der Gegner bewusst tief steht. Dann kann das schnell nervig wirken. Beim Gegentor kommt er nicht rechtzeitig zum Ball – aber hier war nicht er der Verursacher, sondern Muheim per Stellungsfehler zur Ecke und Sahiti… Elfadli finde ich auf der Position zwar stärker, aber es ist gut, Alternativen zu haben. Note 3,5
Miro Muheim: Er pennt vor der Ecke zum 0:1, war aber ansonsten auf der Höhe. Aber er kann es besser. Note: 3,5
Jonas Meffert: Seine Flanke war für Selke schnell zu erkennen – und ein Traum für jeden Stürmer. Dass er so einen Pass auch dem Gegner in den Raum legt (65.), war nicht geplant. Note: 3
Marco Richter (bis 67.): Ich habe ihn letzte Woche gelobt für seine starke erste Halbzeit. Daran konnte er heute nicht anknüpfen. Dafür hätte er zu Beginn der zweiten Halbzeit fast getroffen, wenn er seinen Abschluss etwas weniger zentral aufs Tor gebracht hätte. Und er wurde diesmal hinten raus besser – und dann musste er raus… Note: 3
Ludovit Reis (ab 67.): Sollte noch mal Frische und Druck reinbringen, das schaffte er nicht. Er ist noch weit davon entfernt, eine Hilfe zu sein. Note: 4
Adam Karabec (bis 67.): Er ist immer dabei, spielt mit, verteilt Bälle, fordert sie – aber mir fehlt bei ihm die nötige Entschlossenheit Richtung gegnerisches Tor. Auch vor dem Elfmeter, der keine klare Fehlentscheidung war und trotzdem zurückgenommen wurde. Note: 3,5
Ransford Königsdörffer (ab 67.): Mit seiner ersten Aktion muss er die Führung herstellen. Erst, indem er Selke hätte freispielen müssen, dann per Kopf im Nachschuss. Er brauchte zu lange, wenn er an den Ball kam. So viele gute Gelegenheiten wie er hatte sonst keiner. Er ließ sie ungenutzt. Note: 4
Otto Stange (bis 45.): Profitierte von Dompés Verspätung und spielte das auf der linken Seite besser, als ich es gedacht hatte. Aber klar ist, dass er in den Sechzehner gehört und nicht auf die Außenbahn. Trotzdem war die Leistung besser, als dass man ihn rausnehmen müsste. Note: 3,5
Jean-Luc Dompé (ab 46.): Aus disziplinarischen Gründen zunächst nur auf der Bank, weil er zu spät kam. Unfassbar, wie oft das beim HSV in letzter Zeit passiert. Seine Undiszipliniertheit kostete den HSV die erste Halbzeit. Mit ihm wäre der HSV schon in der ersten Halbzeit in Führung gegangen, behaupte ich. Auch wenn er zweite Halbzeit Druck machte, gibt’s Disziplin-Abzug in der A-Note. Note: 4
Emir Sahiti (bis 90.): Wie kann man seinen Mann einfach so laufen lassen bei einem Standard? Sein Fehler führte zum 0:1. Dass er demselben Gegenspieler, der knappe dreieinhalb Meter größer war als er, weiter zugeteilt blieb, ist für mich komplett unverständlich. Offensiv fand ich ihn vor allem in der ersten Halbzeit ordentlich, obwohl ihm der letzte Zug zum Tor manchmal abgeht. Wird aber immer besser, weil Dinge selbstverständlicher werden. Das kann noch richtig gut werden! Note: 3
Joel Agyekum (ab 90.): Er sollte den Sieg sichern. Im Ergebnis hats funktioniert. Und er hat sein erstes Zweitligaspiel gemacht. Ich tippe, er hat ein schönes Wochenende vor sich…
Davie Selke: Diese Maske ist so wertvoll! Er ist vorn immer gefährlich – und er schießt sich langsam in einen Torrausch, der den HSV träumen lässt. Ich habe es schon getan, aber nach so einem Spiel mache ich es noch mal und sehr gern: Ich lag zu Saisonbeginn mit meiner Skepsis falsch! Sein erstes Tor war stark abgeschlossen, beim Elfer, den er selbst rausholte, übernahm er Verantwortung und blieb bei seinem ersten Elfmeter in der Zweiten Liga cool. Mehr kann man in so einem Spiel kaum verlangen: Note: 1,5
Trainer Merlin Polzin: Er ist konsequent, lässt sich auch in solchen Spielen nicht aus der Ruhe bringen. Allein seine Wechsel – bis auf Dompé – machten das Spiel heute nicht wirklich besser. Dennoch können genau diese Ruhe, diese Souveräneität und Konsequenz gepaart mit dem nötigen Erfolg, den er mit acht ungeschlagenen Spielen und 18 Punkten mitbringt, DER Faktor werden. Er bringt die Mannschaft dazu, ruhig zu bleiben und Überzeugung nicht nur auszustrahlen, sondern durchzuhalten. Das hatte der HSV in den letzten Jahren nie zu dieser Jahreszeit. Note für heute: 3. Note insgesamt: 2
Es sind nicht die Highlight-Partien – aber durchaus entscheidende. Der nächste Gegner heißt nicht Düsseldorf, Hannover oder Köln und er rangiert auch nicht im direkten Aufstiegskandidaten-Umfeld. Stattdessen geht es am Freitagabend zum Tabellen-15. Preußen Münster. Ein Gegner, den der HSV im Hinspiel zu dominieren wusste und der so ungefähr genau das Gegenteil von dem ist, was der HSV an den ersten drei Rückrundenspieltagen vor sich hatte. Aber: der Aufsteiger ist in etwa das, womit der HSV in der jüngeren Vergangenheit oft Schwierigkeiten hatte: auswärts gegen einen Aufsteiger. Trainer Merlin Polzin legt hierbei keinen besonderen Wert auf die Statistik. Negative Muster haben für ihn keinen Wert. „Mir geht es nicht darum: Was war in der Vergangenheit, sondern nur: Wo will ich hin“, sagte der 34-Jährige. Und die Richtung ist klar: Der HSV möchte endlich aufsteigen.
Der neue Analysetalk mit Mats Beckmann von createfootball.com beschäftigt sich mit den drei neuen Youngstern beim HSV. Welches Potenzial bringen sie mit,sind sie die teurenAblösesummen wert? Wer von den Dreien kann dem HSV sofort helfen?
Doch insbesondere solche Punktverluste gegen vermeintlich kleine Gegner kosteten den HSV in der jüngeren Vergangenheit in der Endabrechnung häufig den Aufstieg. Und das weiß auch Polzin. Er selbst erlebte erst als Co-Trainer und dann als Interimscoach diese sehr spezielle Problemzone des Traditionsclubs – wir erinnern uns alle mit Grauen an die erste Halbzeit des HSV unter Polzin in Ulm Mitte Dezember, die auch für Polzin nicht zu erklären war. „Ich halte jetzt wenig davon, noch mal etwas aus dem Ulm-Spiel, was jetzt schon unter meiner Verantwortung war, oder aus der vergangenen Saison noch mal herauszuziehen“, stellte Polzin klar. Und ich verstehe ihn. Denn wie heißt es schön: Energie folgt immer der Aufmerksamkeit. Und diese lenkt Polzin komplett auf das gemeinsame Ziel Aufstieg und das Neue, das unter ihm und seinen Cotrainern entstehen soll. Nachvollziehbar.
Der HSV steht vor den Aufgaben, die er zuletzt nicht lösen konnte
Denn, obgleich die Zweifel an ihm selbst nach der Partie in Ulm größer wurden, blieb diese Halbzeit bisher die erste und einzige größere Delle in der nunmehr sieben Spiele andauernden Ära Polzin. Zumal es seither mit drei Siegen gegen Topteams und dem jüngsten 2:2 gegen Hannover bergauf ging. Und jetzt warten Münster und danach der Tabellenletzte Jahn Regensburg. Beides auswärts. Fürs Erste stellt Polzin sein Team auf eine Mannschaft ein, „die ihr Tor sehr gut verteidigt“ und „über extrem gefährliche Umschaltspieler verfügt“. In den Reihen der Preußen spielt auch der 22 Jahre alte Angreifer Andras Nemeth, der vom HSV nach Westfalen verliehen ist – und der auch dort bislang nicht durch Torgefahr auffällig wurde.
Offen bleibt, ob auf HSV-Seite Toptorjäger Davie Selke wieder dabei sein kann. Der Angreifer hat nach seiner Jochbogenfraktur im Gesicht gute Aussichten auf einen Startelf-Einsatz. Denn. Dann mit der extra angefertigten Maske, mit der sich Selke den Fans auch schon im Training und via Social-Media-Bilder präsentierte. „Er fühlt sich wohl, klar. Natürlich schränkt es ein, sonst würde man ja immer eine Maske tragen“, sagte Polzin und schob hinterher: „Die Maske hilft ihm. Und seine Energie wird uns auch am Freitag helfen.“ Ob Selke spielen wird? Polzin verriet wie gewohnt nichts, lobte seinen treffsichersten Offensivspieler aber für den Spirit, den er ins Team einbringt.
Kann Selke am Freitag beginnen?
Dienstag und Mittwoch habe Selke das Training „positiv“ gestalten können. Zuletzt fehlte der Top-Torjäger (elf Treffer) bei der Partie gegen Hannover. Neben den Langzeitverletzten und den sich im Aufbautraining befindenden Spielern wie Angreifer Robert Glatzel muss Polzin in Münster leider auch auf den Gelb-gesperrten Abwehrspieler Daniel Elfadli verzichten. Für den gesperrten Elfadli dürfte Kapitän Sebastian Schonlau wieder in die Startelf rücken. Zuletzt hatte Polzin anderen Spielern in der Startelf vertraut.
Fun Fact: Der HSV spielt zum ersten Mal seit 61 Jahren wieder in einem Ligaspiel in Münster, zuletzt am ersten Spieltag in der Gründungssaison der Bundesliga. Also dort, wo der HSV seine Erstliga-Zeit startete, geht es jetzt darum, wieder einen wichtigen Schritt in Richtung Erste Liga zu gehen. Übrigens: HSV-Idol Gert „Charly“ Dörfel traf damals für den HSV zum 1:1-Ausgleich und Endergebnis in der 86. Minute. Das Rückspiel in Hamburg gewann der HSV dann 5:1. Aber, wer hier Parallelen erkennt, darf sie gern behalten. Für ich wäre ein erneutes Unentschieden zumindest zu wenig…
In diesem Sinne, Euch allen einen schönen Abend. Vielleicht mit einem netten Betthupferl, das ich heute zusammen mit unserem Profi-Analysten Mats Beckmann aufgenommen habe. Der Sky-Spezialist (Glückwunsch dazu, Mats!!) von Createfootball.com hat sich unseren drei neuen Youngster mal genauer unter die Lupe genommen. Ob die Jungs ihre für Zweitligaverhältnisse und ihre Profi-Erfahrung sehr hohen Ablösesummen wert sind – Mats hat eine klare Antwort.
Ich persönlich war die letzten zwei Tage leider hier raus, weil ich mir einen ausgewachsenen Bandscheibenvorfall zugezogen habe. Mithilfe der sehr kompetenten Experten im UKE sowie dem Athleticum, denen ich an dieser Stelle allen noch einmal ganz herzlich für die äußerst entgegenkommende Hilfe danken möchte, kann ich heute zumindest im Stehen arbeiten. Nur länger sitzen funktioniert (noch) nicht. Deshalb mussten wir das Video auch in ein paar Etappen aufnehmen. Aber egal wie, was ich sagen wollte: Sollte es morgen noch mal etwas besser werden, werde ich morgen noch mal an dieser Stelle nachlegen.
Bitter: Ein Youngster fällt schon verletzt aus
Bis dahin Euch allen noch einen schönen Abend, den ich leider noch mit der traurigen Nachricht, dass sich der erste Neue leider schon verletzt hat. Aboubaka Soumahoro wird am Freitag ausfallen, während der andere Youngster Alexander Røssing-Lelesiit noch leichte Fitnessrückstande aufzuholen zu haben scheint. Adedire Mebude indes dürfte normal wieder im Kader stehen, nachdem er gegen Hannover ja schon ein paar Minuten lang debütieren durfte.