Nur so viel zu diesem Spiel: Das waren endlich mal 90 durchgehend gute Spielminuten vom HSV, der sich über sehr viel Intensität das Spiel von Beginn an einverleibte. Das bislang stärkste Rückrundenteam kam in Hamburg zwar unverhofft zur Riesenchance auf den Ausgleich zum 1:1 in der ersten Halbzeit – aber ansonsten ließ der HSV wenig bis nichts zu und erarbeitete sich Chancen en masse. Zweimal traf Davie Selke – ein Tor schöner als das andere. Seine Körpersprache, seine Intensität von der ersten Sekunde an waren heute beim neuerlichen Matchwinner sehr auffällig. Und während Selkes dritter und Königsdörffers erster Treffer heute wegen Abseits korrekterweise aberkannt wurden, ließ die starke Abwehr um Neu-Chef Daniel Elfadli sowie den seit Wochen stabilen und sogar immer stärker werdenden Denis Hadzikadunic nichts mehr zu.
Egal wer heute auf dem Platz stand – es passte. Und das, obwohl Cheftrainer Merlin Polzin krank fehlte. Ihn vertrat Cotrainer Loic Favé. Und der durfte sich über das vielleicht beste Saisonspiel des HSV freuen. „Wir hatten uns vorgenommen, 90 Minuten lang unseren Fußball durchzuziehen“, so Favé zufrieden. „In den ersten 30 Minuten haben wir eine hohe Dominanz ausgestrahlt, haben uns viele Offensivaktionen und auch Ecken erarbeitet, waren in dieser Phase aber noch nicht torgefährlich genug. Wir sind dann trotzdem in Führung gegangen, hatten anschließend aber auch etwas Glück, nicht den Ausgleich kassiert zu haben. In der zweiten Hälfte war für uns klar, dass wir zielstrebig weiterspielen wollen und sind sehr glücklich, dass wir es schlussendlich über 90 Minuten auf den Platz bekommen haben. Damit konnten wir hoffentlich auch etwas zu Merlins Genesung beitragen und hoffen, dass er ganz schnell wieder bei uns ist.“
Apropos wieder dabei: Das ist endlich auch wieder Ludovit Reis, den ich heute einmal gesondert erwähnen möchte. Denn bei allem Willen und Wollen in der ersten Halbzeit gelang ihm da noch nicht alles. Aber er nutzte seine Spielminuten, um sich kontinuierlich zu steigern und dann in der zweiten Halbzeit bis zu seiner Auswechslung bärenstark zu spielen! Top!! In dieser Verfassung kann der Niederländer, der solange auf der Suche nach seiner alten Stärke ist, noch mal ein ganz wichtiger Faktor im Aufstiegsrennen werden…
Am Ende war es ein rundum gelungener Auftakt des HSV in die Wochen der Topspiele, die auch Gästetrainer Markus Anfang großes Lob abverlangte: „Ich gratuliere dem HSV zu einem verdienten Sieg. Wir haben gegen eine absolute Top-Mannschaft gespielt. Wir sind nicht gut ins Spiel gekommen und waren in vielen Phasen zu passiv. Anfangs haben wir es noch ganz gut wegverteidigt bekommen, aber dann fällt das hochverdiente Tor für den HSV. Wir hatten dann zwei riesige Torchancen, um zurück ins Spiel zu kommen. In der zweiten Hälfte hat man dann die hohe Qualität des HSV gesehen. Wenn man sieht, wie die Tore gefallen sind – das ist einfach Top-Qualität. Die Mannschaft ist super besetzt und spielt einen tollen Fußball.“
Damit ist alles gesagt!!
DIE EINZELKRITIKEN:
Daniel Heuer-Fernandes: Schwieriges Spiel für ihn in der ersten Halbzeit. Aber er ist immer da, wenn er gebraucht wird. Da er heute absolut nichts falsch, dafür einiges richtig gemacht hat (dass seine Defensive vor ihm so viel wegarbeitet, kann man ihm ja nicht anlasten) gibt’s die Note: 2
William Mikelbrencis: Er ist nach vorn der bessere Rechtsverteidiger, aber nach hinten hat er Lücken. Ihn auf eine Seite mit dem defensiv unerfahrenen Mebude zu stellen, war mutig und hätte schiefgehen müssen, wenn die Lauterer konsequenter gewesen wären. Aber sein Tempo ist eine Waffe, die der HSV gerade in Sachen Absicherung nach eigenen Ecken unbedingt braucht. Und wenn er weiter solche Flanke schlägt, wie heute in der ersten Halbzeit – dann ist das gut! Er wollte unbedingt selbst treffen, aber abzulegen auf Königsdörffer wäre smarter gewesen. Trotzdem war das sehr ordentlich! Note: 2,5
Denis Hadzikadunic: Er begann wieder richtig gut. Er gewann seine Zweikämpfe, gewann verlorene Bälle zurück, stand gut – und schaltete sich sogar mit einer richtig schönen Flanke auf Selke offensiv mit ein. Nicht das erste Streichopfer in der Innenverteidigung zu sein dürfte ihm noch mal etwas mehr Selbstvertrauen geben. Note: 2
Daniel Elfadli: Spielte mit viel Auge – aber auch der nötigen Aggressivität, wenn es nötig war. Ich glaube, dass seine Art den Unterschied macht und der Mannschaft einfach mehr Energie verleiht als beim unaufgeregten Schonlau. Note 2
Sebastian Schonlau: Er stand gar nicht als Spieler auf dem Platz, aber drumherum war er trotzdem wichtig – und sehr präsent. Nach dem Spiel schnappte er sich demonstrativ Elfadli, umarmte ihn und lobte ihn. DAS IST TEAMGEIST! So agiert ein Kapitän, der das Team über die eigenen Interessen stellt. Top! Note: 1
Miro Muheim: Er schaltete sich sehr früh sehr intensiv mit nach vorn ein – und das tut dem HSV-Offensivspiel gut! Dass der echt starke Yokota verletzt runter musste, wird ihn nicht gestört haben… Hatte seine Seite nach anfänglichen Problemen von da an absolut im Griff. Note: 2
Jonas Meffert: Wenn jemand wissen will, warum ich ihn für so wichtig erachte, dann soll er sich bitte das heutige Spiel noch mal ansehen und nur auf ihn achten. Er machte heute so viele Lauf- und Passwege der Lauterer dicht, er gewann Bälle zurück und verteilte sie geschickt – das war wichtig und richtig gut. Note: 2
Ludovit Reis (bis 77.): Endlich mal wieder Startelf – das gab es davor zuletzt am 10. Spieltag (beim üblen 2:4 in Elversberg). Und bei allem erkennbaren Bemühen fehlte ihm zu Beginn noch das nötige Tempo in seinen Aktionen und im Passspiel. Aber mit Anpfiff der zweiten Halbzeit war er wieder da! Aggressiv im Zweikampf, immer noch mal einen Fuß dazwischen halten, laufstark – und er war darüber hinaus noch der Vorbereiter des wichtigen (anerkannten) 2:0. Hoffentlich bleibt er jetzt erstmal gesund und baut auf diesem guten Spiel auf! Note: 2
Marcio Richter (ab 77): Fügte sich sofort gut ein. Note: 2,5
Adam Karabec (bis 89.): Er war fleißig ohne Ende, wenn auch heute mit weniger Ballaktionen. Dennoch: Sein Anlaufen war wichtig, um die Lauterer zu stören und sie nie in Ruhe ihr Spiel aufbauen zu lassen. Schade, dass seine spektakuläre Vorlage auf Königsdörffer nicht zählte. Das war zwar ein Spiel, das sicher nicht seine Kernqualitäten abverlangte – aber er war extrem effizient und bekommt allein schon als Fleißnote die Note: 2
Otto Stange (ab 90.): Sofort auf Temperatur.
Jean-Luc Dompé (bis 89.): Er versuchte viel, aber es gelang nicht viel. In der ersten Hälfte war er bis auf ein, zwei Flanken erstaunlich wirkungslos. Aber gute Spieler sind halt die, die aus dem Nichts trotzdem entscheidende Szenen haben – so vor dem vermeintlichen 2:0, als er sich links durchsetzt und auf Selke querlegte (dieser aber im Abseits stand beim Treffer). In der zweiten Halbzeit hatte er dann die Aktionen, die man von ihm kennt. Er ist ein steter Unruheherd und zieht immer wieder zwei Gegenspieler auf sich, was automatisch dazu führt, dass sich dahinter Räume für andere ergeben. Note: 2
Alexander Røssing-Lilesiit (ab 90.): Herzlich Willkommen, Alexander! Schön, dass er noch ein paar Minuten Spielzeit bekam und die Atmosphäre auch auf dem Platz kennenlernen durfte.
Adedire Mebude (bis 70): Er hätte schießen sollen (28.), statt querzulegen – aber das wird er jetzt auch wissen. Vor allem wird er sich genau das in nicht allzu ferner Zukunft auch trauen, wenn er weiter fleißig Spielzeit sammelt und gewisse Abläufe automatisiert. Diese Eingewöhnungszeit muss man bei ihm einkalkulieren. Note: 3
Fabio Baldé (ab 70): Was für ein Einstand nach seiner Verletzungspause. Sein Hammer mit links in der 78. Minute besiegelte den wichtigen Heimsieg gegen den FCK. So geht Einwechselspieler… Note: 2
Davie Selke (bis 77.): Von der ersten Sekunde an wühlte er und arbeitete mit allen Körperteilen daran, den Ball über die gegnerische Torlinie zu drücken. Leider zu sehr in der 33. Minute, als er den besser postierten Reis hätte anspielen sollen – aber so sind Stürmer. Und seine Mitspieler wissen das, akzeptieren es – und sie suchten ihn, weil sie wissen, dass er einfach trifft. Sensationell, wie Selke den Ball nach Mikelbrencis-Flanke cool runterholte und zum 1:0 verwandelte (42.). Der zweite Treffer war für ihn schon fast zu langweilig, aber auch abseits. Aber anstatt lange zu lamentieren, macht Selke einfach weiter – und trifft. Sensationell, wie er den Ball einfach am Gegner gegen dessen Laufbewegung vorbeigelegt, um dann eiskalt und sicher zu verwandeln. Selkes Lauf geht weiter…! Note: 1
Ransford Königsdörffer (ab 77.): Er kam, bewegte sich ordentlich, und er traf, aber aus einer vorausgegangenen Abseitsposition. Leider. Aber: So einen Mann in der Hinterhand zu haben, ist für jeden Trainer Gold wert. Note: 3
Trainer Loic Favé: was für eine Premiere als Chef an der Seite. Das vielleicht beste Saisonspiel des HSV dürfte auch ihm gut gefallen haben. Dass er als erstes seinen kranken Chef Merlin Polzin ans Telefon holte und per Facetime an den Feierlichkeiten teilhaben ließ, spricht für sein gesundes Selbstverständnis und das gute Verhältnis zu Polzin. Fakt ist aber, und hier beziehe ich Polzin zu 100 Prozent mit ein: Mit dem jüngsten Trainerduo der Vereinsgeschichte hat der HSV endlich Trainer, die auch auf einen Spielverlauf richtig reagieren können. Note: 1
Eigentlich sollte es heute ausschließlich um das schwierige Spiel am Freitagabend gegen Kaiserslautern gehen. Das Spiel an sich wird auch spannend genug und bietet im Vorfeld einige sehr interessante Fragen. Aber erstens haben wir uns hier in den letzten Tagen bereits ausführlich darüber unterhalten. Und zweitens habe ich heute beim Stöbern durch den Kommentarbereich einen Beitrag gefunden, auf den ich noch einmal eingehen möchte.
„MeinVerein2021“ schrieb: „Laut HA (Hamburger Abendblatt, d. Red.) ist beim HSV finanziell alles tutto bene. Die teuren neuen Hoffnungsträger schreibt man über fünf Jahre ab und hofft auf Transfererlöse. Wenn das alles so prima ist, verstehe ich noch weniger, warum man die offensichtliche Lücke im Kader nicht mit einer Soforthilfe geschlossen hat. Die Erhöhung der Erfolgschancen im Hier und Jetzt ist doch das Gebot der Stunde!“
Und ja, genau so ist es. DAS meinte ich, als ich davon schrieb, dass es eine Zeit gab, gibt und geben wird, um junge Talente zu kaufen, die als Investition betrachtet werden können. Und auch wenn ich so etwas eigentlich eher gut vorbereitet in einer Sommertransferphase erwartet hätte, wäre auch diese Winterpause für mich völlig in Ordnung gewesen! Allerdings unter der klaren Prämisse, dass man sich damit nicht die Möglichkeit genommen hätte, auf zweifellos vakanten Positionen entscheidend nachzubessern – mit potenziellen Soforthilfen. Aber stattdessen setzten die HSV-Verantwortlichen auf drei junge Talente, die allesamt über wenig Spielpraxis auf höchstem Niveau verfügen. Adedire Mebude, Aboubakar Soumahoro und Alexander Rössing-Lelesiit sind dem Vernehmen nach allesamt Spieler mit sehr viel noch zu entwickelndem Potenzial. Und zumindest der junge französische Innenverteidiger Soumahoro soll im gesunden Zustand durchaus sofort helfen können – aber alle drei sind ganz klar als Investition in die Zukunft zu sehen.
Sportdirektor Claus Costa verteidigt die Transferpolitik
Die Beweggründe für diese Transferphilosophie erläuterte Sportdirektor Claus Costa nun im „kicker“. So habe man im Sommer erst den Part „Erfahrung“ in den Fokus genommen. „Mit Elfadli, Selke, aber auch Hefti und Richter haben wir ganz bewusst Spieler geholt, von denen wir überzeugt waren und darin bestätigt wurden, dass sie den Kern stärken. Und obwohl unsere Hinserie nicht linear nach oben verlief, waren wir uns einig, dass unsere Achse stabil ist.“ Im Winter habe man dann abgewogen: „Brauchen wir Top-Qualität, die uns vermeintlich noch einmal ein, zwei Klassen besser macht, die im Winter aber sehr schwer zu bekommen ist, dazu die Hierarchie verändert und dennoch keine Garantie gibt? Oder glauben wir an unsere Achse und setzen auf Potenzial?“ Das Ergebnis kennen wir.
Der HSV setzt auf seine vorhandene Achse und hofft darauf, dass die drei jungen Neuzugänge im Verlauf dieser Rückrunde schon eine Rolle spielen, „weil wir bei den drei Jungs davon überzeugt sind, dass sie mit uns Schritte machen, uns aber auch bereits jetzt helfen können.“ Wobei das bei den Verpflichtungen zuletzt etwas optimistischer klang, oder? Stefan Kuntz nannte den jungen Franzosen zumindest eine „Soforthilfe“ – Costa ist da etwas vorsichtiger. Aber völlig ungeachtet dessen betone ich gern noch einmal: Ich kann die Beweggründe für die Transfers der drei Youngster absolut nachempfinden und finde diesen Weg auch absolut richtig. Er lässt zumindest die Fantasie zu, dass sich der HSV über Spielerverkäufe finanziell zu gesunden beginnt.
Dass selbst die am höchsten gehandelten Spieler nicht immer Soforthilfen sind, weiß niemand besser als der geneigte HSV-Fan. Aber: In meiner Abwägung ist der Aufstieg wichtiger – und dementsprechend hätte ich versucht, die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen. Zumal dann, wenn der HSV sechs Millionen Euro ausgeben kann. Doch ich befürchte, dass die HSV-Verantwortlichen die Situation in der Innenverteidigung anders bewerten als ich.
Was ich mit all dem sagen wollte: Ich gehe mit „MeinVerein2021“ komplett d’accord!
Spannend sind solche Youngsters aber immer. Ich persönlich – und so handhaben wir es auch hier bei uns beim Niendorfer TSV in der Oberliga – finde es super, wenn wir unfertige Spieler holen und sie so ausbilden, dass sie den nächsten Schritt sportlich machen und sich irgendwann im Profibereich etablieren. Ich finde die Entwicklung großartiger Talente spannend, weil man ihre Grenzen noch nicht kennt. Anders als bei Meffert, Hefti, Richter, Selke und Schonlau kann man sich bei ihnen noch das erhoffen, was Eintracht Frankfurt und davor auch Dortmund, Leipzig und Hoffenheim besonders gut gemacht haben: Sie haben teilweise bereits gut entwickelte Talente geholt, sie weiterentwickelt, bei den Profis etabliert und brillieren lassen, um sie dann zu Mondpreisen weiterzuverkaufen. Allein die Eintracht hat in den letzten fünf Jahren 150 Millionen (!!) Euro Gewinn bei Transfers erzielt. Nebenbei: Das würde den HSV komplett entschulden und zusätzlich noch Geld geben, um sowohl Toptalente als auch Soforthilfen zu verpflichten…
Polzin muss zusehen, hinten die beste Lösung zu finden – also mit Elfadli!
Aber alles hat seine Zeit. Und die Zeit beim HSV schreit nach dem essenziell wichtigen Aufstieg in die Erste Liga. Diesem sollte man alles unterordnen – deswegen halte auch ich mich jetzt daran und schwenke rüber zum Topspiel am morgigen Freitagabend. Dort könnten wir unter Umständen schon eines der jungen Talente sehen – womit ich ganz ausdrücklich auch die eigenen Spieler aus dem NLZ meine. Zumindest ist Fabio Baldé wieder gesund, und Otto Stange ist für mich aktuell der Spieler, der den größten Impact hatte, wenn er eingewechselt wurde. Am wichtigsten aber fände ich, dass der HSV morgen im ersten von fünf aufeinanderfolgenden Topspielen seine Defensive weiter stabilisiert. Denn auf sie wird es in den nächsten Wochen ankommen.
Wie das geschehen soll, ist weiterhin offen. Klar ist nur, dass Elfadli beginnen dürfte. Und bei allem Respekt vor Schonlau, den ich – im Gegensatz zu den Allermeisten hier – sehr wohl in der Lage sehe, gegen alle Zweitligisten die Null zu halten: Ich würde Elfadli in die Innenverteidigung neben Denis Hadzikadunic stellen. Weil er aggressiver, energischer verteidigt und allein durch seine Art seinen Mitspielern etwas mitgibt, was Schonlau eben vom Typ her nicht kann. Schonlau ist der Spielertyp, der mit seiner unaufgeregten Art Ruhe ins Spiel bringt. In letzter Zeit ufert das aber immer wieder aus und führt dazu, dass der HSV lethargisch wird. Und genau deshalb sehe ich die mitreißende, intensive Spielweise von Elfadli als unverzichtbar an. Ich bin auf jeden Fall extrem gespannt, was sich Polzin, Favé und Co. für morgen einfallen lassen.
In diesem Sinne: auf ein gutes Händchen des Trainerteams – und darauf, dass der HSV hinten die Null halten kann. Denn morgen wird es für den HSV darum gehen, die Topspiel-Wochen gut zu beginnen. Frei nach dem Motto meines ersten Ligatrainers Peter (der hier immer wieder mal mitliest und den ich an dieser Stelle ganz lieb grüße!!): „Wenn du hinten kein Ding kassierst, kannst du auch nicht verlieren…“ Wahre Fußball-Poesie – aber: Recht hat er, dieser weise Mann ;-)!
Und nur noch einmal zur Erklärung, warum ich die Bedeutung einer stabilen Defensive so enervierend oft betone und hier seit Jahren vehement einen notwendigen Vuskovic-Ersatz fordere: Offensiv ist es personell zwar ebenfalls spannend, wer für den gesperrten Emir Sahiti aufläuft – aber offensiv mache ich mir, egal in welcher Konstellation, schon lange keine Sorgen mehr, dass sich der HSV Chancen herausspielt. Auch gegen die in der Rückrunde noch ungeschlagenen Lauterer wird ihnen das gelingen…! Aber: Für den Aufstieg des HSV in dieser Saison ist entscheidend, dass man sich hinten endlich dauerhaft stabilisiert…
In diesem Sinne, bis morgen! Dann wieder mit Blitzfazit und Einzelkritiken!
Vor dem Spitzenspiel am Freitag gegen den Tabellennachbarn 1. FC Kaiserslautern löste eine Nachricht viel Freude bei den Hanseaten aus: Robert Glatzels Comeback rückt näher. „Da freuen wir uns natürlich sehr darüber, weil er uns viel Energie gibt“, sagte Trainer Merlin Polzin heute auf der Pressekonferenz und fügte hinzu: „Bis zur Länderspielpause (16. bis 28. März, d. Red.) wollen wir ihn natürlich nach und nach weiter integrieren. Ich hoffe an der Stelle natürlich, dass es auch vor der Länderspielpause klappen wird, dass wir ihn wieder im Kader und auf dem Platz sehen.“
Fakt ist: Der HSV muss in den nächsten Wochen alle Kräfte bündeln. Den Tabellenführer 1. FC Köln konnte man bereits schlagen und ist jetzt selbst Tabellenzweiter. Doch das kommende Programm hat es in sich: Es geht gegen die fünf Teams, die direkt hinter dem HSV stehen. Zuerst kommt der FCK als Tabellendritter, ehe es nach Paderborn geht. Im Anschluss daran empfängt man Fortuna Düsseldorf, bevor es nach Magdeburg geht. Abgerundet wird der Ritt durch die Gruppe der Aufstiegskonkurrenten mit dem Gastspiel des SV Elversberg am 27. Spieltag im Volksparkstadion.
Glatzel soll in der heißen Phase noch helfen
Glatzel, der derzeit noch recht zurückhaltend und ohne Zweikämpfe trainiert, könnte dabei eine wichtige Option werden. „Wir sind noch weit weg von diesen ganz hohen Intensitäten“, stellte Polzin klar und erklärte den Plan mit seinem Torjäger, der behutsam aufgebaut werden soll: „Wir werden auf jeden Fall vorher das Risiko nicht eingehen, dass wir irgendetwas gefährden und dieses Ziel am Ende nicht möglich wäre. Deshalb sind wir in einem sehr guten Zeitplan.“
Bis dahin hat der HSV jedoch einen mehr als guten Ersatz in Davie Selke gefunden. Aktuell ist der 30-Jährige mit 14 Treffern sogar bester HSV-Torschütze und verhandelt einen neuen Vertrag mit dem Verein. Laut Informationen meiner ehemaligen Kollegen vom Hamburger Abendblatt soll inzwischen auch Bewegung in die zuletzt offenbar stockenden Gespräche mit den Beratern von Selke und Dribbel-Experte Jean-Luc Dompé gekommen sein.
Möglichst zeitnah sollen beide ihre Verträge verlängern. Selkes Arbeitspapier läuft bis 2026, wenn er laut Zeitung mindestens 14 Spiele in der Rückrunde von Beginn an macht und der HSV aufsteigt. Viele Konjunktive, die man über eine vorzeitige Verlängerung aushebeln will. Gleiches gilt für Dompé, der nach Informationen meiner BILD-Kollegen den Aufstieg als Voraussetzung für eine Vertragsverlängerung sieht und sich vertraglich zusichern lassen möchte, dass er im Falle eines Nichtaufstiegs wechseln darf. Angebote soll es bereits geben – doch das ist in solchen Phasen bei fast jedem Spieler der Fall.
Aber zurück zum Sportlichen: Bis auf die üblichen Verletzten sowie den gesperrten Emir Sahiti kann Polzin aus dem Vollen schöpfen. Wer die Position auf der rechten Außenbahn einnehmen wird, ließ der Trainer heute noch offen. Er machte jedoch seinen jungen Nachwuchsstürmern Hoffnung. Fabio Baldé wird nach seiner Verletzung wieder ins Team rücken, ein Startelf-Einsatz des 19-Jährigen wäre für mich allerdings sehr überraschend. Wahrscheinlicher ist wohl der zuletzt enttäuschende Ransford Königsdörffer.
Auf der rechten Außenbahn hat Polzin vier Optionen
Zudem hat Polzin mit Winterzugang Adedire Mebude einen weiteren schnellen Außenstürmer im Kader. „Definitiv ist er eine Alternative“, sagte Polzin über den Schotten, der noch bis Saisonende auf Leihbasis beim HSV ist. „Er hat Potenzial, das uns mit seinem Tempo und seinem Tiefgang definitiv helfen kann. Aber es ist auch so, dass er die Zweikampfhärte, die wir in der Zweiten Liga benötigen, an den Tag legen muss. Das haben wir mit ihm schon sehr intensiv besprochen und auch trainiert. Deshalb ist er definitiv eine Option für die Position auf der rechten Außenbahn.“ Zudem stehen mit Otto Stange und Alexander Røssing-Lelesiit weitere Alternativen bereit, um diese Rolle zu übernehmen.
Dass Daniel Elfadli noch einmal für Schonlau auf der Bank sitzen wird, schließe ich einfach mal aus. Ob er allerdings den Kapitän aus der Startelf verdrängt, ist noch offen. Sollte Polzin jedoch konsequent am Leistungsprinzip festhalten, dürften am Mittwoch Elfadli und Denis Hadzikadunic beginnen. Polzin selbst ließ das heute offen, warnte aber vor dem kommenden Gegner, den er als das aktuell beste Team der Liga beschrieb und dessen Trainer er explizit lobte: „Dieses Mannschaftsgefüge beim FCK, das Markus Anfang im Laufe der Saison geschaffen hat, ist sehr, sehr stabil“, so Polzin. Anfang ließ sich davon jedoch nicht aus der Reserve locken: „Wir wollen eine Mannschaft entwickeln, und da sind wir auf einem guten Weg. Wir schauen nicht auf die Tabelle und bereiten uns jede Woche darauf vor, dass wir rausgehen, um Spiele zu gewinnen“, erklärte der 50-Jährige. Irgendwie langweilig, aber eben korrekt.
Dennoch bin ich mir sicher, dass es am Freitag im Volksparkstadion hoch hergehen wird. Denn zur Wahrheit gehört auch, dass bei den Pfälzern auf Vereinsebene Investorengespräche laufen, wie wir sie 2014 beim HSV erlebt haben. Große Ziele werden in diesem Zusammenhang formuliert – und dabei wird immer wieder der Aufstieg als Ziel genannt. Entsprechend kann Anfang viel erzählen, aber auch er wird am Freitag einen gewissen Druck verspüren, wenn das Spiel gegen den punktgleichen HSV angepfiffen wird.
Fakt ist: Die nächsten Wochen werden für den HSV entscheidend sein, wenn es gegen die direkte Konkurrenz geht. Auch deshalb war es von Polzin nicht unklug, möglichst alle Spieler bei Laune zu halten. Er wird sie in dieser heißen Phase alle brauchen. Und diese heiße Phase beginnt am Freitagabend vor ausverkauftem Haus um 18.30 Uhr gegen den Heimatklub von Sportvorstand Stefan Kuntz.
Was glaubt ihr? Wie lässt Polzin am Freitag spielen? Mit Schonlau und Elfadli? Oder muss der Kapitän auf die Bank?
Das sind doch mal schöne Bilder: Robert Glatzel trainierte heute wieder mit der Mannschaft. Dass es noch einige Zeit dauern wird, bis er wieder einsatzfähig ist, ist klar. Aber Glatzel nach dessen schwerer Verletzung wieder auf dem Platz und am Ball zu sehen, freut mich – für ihn, für den HSV und für alle Anhänger. Darüber hinaus waren auch Aboubaka Soumahoro und Fabio Baldé wieder bei der Mannschaft. Immanuel Pherai und Matheo Raab haben individuell trainiert, ebenso wie Marco Richter, der im Spiel in Regensburg im Rasen hängengeblieben war und einen Schlag abbekam.
Aber zurück zu Glatzel, der sich nach der Einheit heute fast ein wenig euphorisch äußerte: „Unglaublich schön. Heute Morgen, als ich aufgewacht bin – gestern schon – habe ich mich riesig darauf gefreut. Es war einfach richtig schön, auch wenn es nur ein bisschen war, wieder mit den Jungs auf dem Platz zu stehen“, sagte er den Kollegen vor Ort, nachdem er 30 Minuten lang voll mittrainiert hatte, um im Anschluss daran noch weiter individuell mit seinen angeschlagenen Kollegen Pherai und Raab bei Reha-Coach Sebastian Capel zu arbeiten. Glatzel absolvierte zunächst ein paar intensivere Läufe und Sprints, um dann mit dem Ball noch ein paar spielnahe Übungen (Drehungen, Auftaktbewegungen und Schüsse auf ein kleines Tor) zu machen. „Es ist so einfach ein anderes Gefühl, als mit Ball nur alleine zu trainieren. Es hat mich unglaublich gefreut.“ Und das gilt nicht nur für ihn…
Kuntz und Hrubesch diskutieren lautstark die HSV-Nachwuchsstrategie
Anders ist es beim Nachwuchs. Hier gibt es aktuell wenig Grund zur Freude. Im Gegenteil: Zuletzt wurde es dem vernehmen laut – richtig laut sogar –, als HSV-Sportvorstand Stefan Kuntz seinen HSV-Nachwuchschef Horst Hrubesch in einem Gespräch zurechtgewiesen haben soll. Hrubesch hatte zuvor bei der sportlichen Leitung der Profis immer wieder insistiert, man möge doch endlich auf den eigenen Nachwuchs setzen, anstatt teure Spieler von außen einzukaufen – erfolglos, obgleich das Trainerteam bereit war, den Hrubesch-Weg über die eigenen Talente mitzugehen. Auf Trainerebene hatte man sich meinen Infos nach dafür starkgemacht, je nach Möglichkeit einen oder mehrere Spieler zu holen, die als Soforthilfen zu sehen sind.
Dominik Prpic war hier als Innenverteidiger angedacht. Der Kroate wurde Kuntz und Co. allerdings am Ende zu teuer, als der abgebende Klub Hajduk Split mehr als sechs Millionen Euro Ablösesumme forderte. Und diese Entscheidung ist sicherlich nicht falsch. Sechs Millionen Euro Ablösesumme zu bezahlen, ist normalerweise zu viel für einen Zweitligisten. Da man allerdings im Gegenzug eben jene Summe trotzdem ausgab – nämlich für zwei Youngster –, muss hier zumindest die Frage erlaubt sein, welcher bzw. welche Transfers am besten gewesen wären.
Und hierbei ist man sich beim HSV bis jetzt offensichtlich hörbar uneinig. Viele behaupten – unter anderem hat das ja auch unser Chefanalyst Mats Beckmann so formuliert –, dass die sechs Millionen Euro in Prpic schnell hätten vervielfacht werden können, da dessen Profil auf dem Spielermarkt höchst selten ist und gesucht wird. Mit anderen Worten: Ohne besondere Vorkommnisse hätte man den Marktwert Prpics wohl steigern und ihn ggf. später teurer verkaufen können. Dennoch: Bei einem aktuellen Marktwert von 2,5 Millionen Euro sechs Millionen Euro Ablösesumme zu zahlen, wäre schwer vermittelbar gewesen. Zumal dann, wenn sich Prpic – wie die beiden 6-Mio-Youngster beim HSV – schwergetan hätte und keine Soforthilfe gewesen wäre.
NLZ zu ineffektiv – oder wird die Entwicklung geblockt?
Uneinig ist man sich ebenso, was den Output aus dem eigenen Nachwuchsleistungszentrum betrifft, das den HSV jährlich eine stattliche Millionensumme kostet. Auch zwischen Kuntz und Hrubesch herrscht hier keine Einigkeit. So soll eines der Themen in dem am Ende sehr lautstarken Gespräch die Klub-Philosophie gewesen sein, deren Entwicklung HSV-Idol Hrubesch anprangerte. Denn während er sich selbst immer wieder Kritik am NLZ und dessen Output nach oben – also seiner Kernaufgabe – gefallen lassen muss, soll sich Hrubesch seinerseits schon seit einiger Zeit unzufrieden mit der Durchlässigkeit des eigenen Nachwuchses geäußert haben.
Logisch, diese Durchlässigkeit beinhaltet verschiedene Komponenten, die stimmen müssen. Der Spieler muss zum einen das Potenzial haben, Zweite Liga zu spielen – und der amtierende Trainer muss den Mut aufbringen, ihm diese Spielzeit zu geben und ihn aufzubauen. Mit Polzin und Loïc Favé, den Hrubesch maßgeblich mit zum HSV lotste, stehen derzeit zwei Coaches bei den Profis an der Linie, die diese Durchlässigkeit verbessern wollen und beide über einen sehr guten Überblick bezüglich der eigenen Talente verfügen. Auch Hrubesch, der die U17 (2009) und die U19 (2008) des DFB zu EM-Titeln führte, sollte man dieses Auge zutrauen. Vor allem aber hat Hrubesch erkannt, dass die Tatsache, dass den Cheftrainern drei Youngster von außen für viel Geld dazugeholt wurden, es nicht leichter macht, den eigenen Nachwuchs zu fördern. Im Gegenteil: Die drei neuen Youngster verschlechtern eher die Chancen für den eigenen Nachwuchs.
Denn eines ist klar: Claus Costa und Stefan Kuntz müssen die in die drei jungen Nachwuchsspieler investierten Millionen rechtfertigen. Oder anders formuliert: Die jungen Neuen müssen spielen – im Zweifel eher als die eigenen Nachwuchskräfte. Ansonsten stehen die sportlich Verantwortlichen Kuntz und Costa schlecht da. Denn Fakt ist: Sollten sich diese Millionen nicht als erfolgreiche Investition entpuppen, wird es ungemütlich. Für Kuntz – aber auch für Costa. Dessen Vertrag läuft am Saisonende aus. Und bislang wurde er noch nicht verlängert. Ein derart teures Missverständnis könnte sein Aus beim HSV bedeuten.
Hrubesch fordert Vertrauen für eigenen Nachwuchs statt teurer Einkäufe
Hrubesch indes ist das egal, wie ich gehört habe – ob die jungen Neueinkäufe gerechtfertigt werden müssen oder nicht. Der einstige Weltklasse-Torjäger muss sich seit einer Weile schon die Kritik gefallen lassen, dass zu wenige Spieler aus der eigenen Jugend den Weg zu den Profis schaffen. Hierbei ergibt sich aus den jüngsten Transfers sowie der parallelen Entwicklung von Spielern wie Yalcinkaya, Oliveira, Agyekum, Baldé und allen voran Otto Stange ein Bild, das selbst mich an einer gemeinsamen Philosophie der Verantwortlichen bei Profis und Nachwuchs zweifeln lässt.
In diesem Sinne hoffe ich, dass sich Kuntz und Hrubesch so zusammenraufen, dass sie im Sinne des HSV miteinander arbeiten. Denn beide gegangenen Wege haben ihre Berechtigung – sie haben nur unterschiedliche Zeiten, in denen sie gegangen werden sollten. Aktuell hätte der HSV meiner Meinung nach eine oder mehrere Soforthilfen gebraucht. Der Franzose Aboubaka Soumahoro soll das sein können – wenn er fit ist. Und das wäre auch notwendig. Der junge Norweger Alexander Røssing-Lelesiit wurde indes eindeutig als Investition in die Zukunft geholt, während Adedire Mebude bislang sehr stark an Fabio Baldé erinnert. Ich muss zugeben, bei aller berechtigter Kritik am mangelhaften Output beim NLZ der letzten Jahre – ich kann Hrubesch in diesem Fall verstehen…
Oder wie sehr Ihr das? Hättet Ihr es Kuntz und Costa gleichgetan, oder hättet Ihr eher die Soforthilfe genommen und auf die eigenen Talente gesetzt?
In egal welchem Fall wünsche ich Euch jetzt erst einmal einen schönen Champions-League-Abend mit einer TV-Empfehlung meinerseits: Ab 21.20 Uhr könnt Ihr auf Pro7 eine Doku über die letzten Tage vor der Wahl von Bundeskanzler Olaf Scholz sehen. Hierfür durfte mein Freund und Doku-Experte Michael Maske über Wochen den Bundeskanzler hautnah begleiten. Ich bin mir sicher, dass das richtig interessant wird…
Das 1:1 in Regensburg war spielerisch enttäuschend, da sind sich alle einig. Und wie immer nach Enttäuschungen gehen alle auf die Sache nach den Ursachen. Und das ist gut so. Natürlich auch Trainer Merlin Polzin, der für seine Wahl der Startelf schnell von sehr vielen zum Hauptschuldigen avancierte, hat das gemacht und direkt nach Schlusspfiff das Spiel seiner Mannschaft heftig kritisiert. Zurecht – allerdings muss man auch hier wieder nach den Ursachen suchen. Und die lagen zweifellos auch beim Trainer und seinen Personalentscheidungen, denn die haben das so oft von ihm selbst zitierte und von allen geforderte Leistungsprinzip ausgehebelt.
Allerdings sehe ich es hier etwas differenzierter. Denn für mich war es die fehlende Korrektur seiner Aufstellung im Laufe des Spiels, die ich dem Cheftrainer anlaste. Dass er seine Startelf vom Sieg der Vorwoche nicht großartig verändert, fand ich nachvollziehbar. Ich hätte es anders gemacht, bei mir sitzt Elfadli nicht auf der Bank, wenn er fit ist. A ber ich trage auch nicht die Verantwortung. Und noch viel entscheidender: Ich habe nicht ausreichend Einblick, was intern in der Kabine los ist, wie dort die Stimmung ist. Und ich behaupte, Polzin weiß, dass Elfadli die wohl bessere Wahl als IV gewesen wäre. Er entschied sich trotzdem für Schonlau als Innenverteidiger neben dem zuletzt starken Denis Hadzikadunic, weil er die Vertrauensbasis zu seinem Kapitän nicht zu früh belasten wollte. Er wollte schlichtweg vermeiden, die gute Stimmung untereinander zu riskieren.
Polzin wusste genau, was auf ihn zukommen würde
Was ich meine: Es war für ihn einfacher zu argumentieren, dass Elfadli nach seiner Sperre weiter auf der Bank sitzt und später eingewechselt würde. Das hat ganz streng genommen sogar was von Leistungsdenken, da die Mannschaft das Spiel ohne ihn gewinnen konnte. Es war leichter, als den Kapitän rauszunehmen und damit ein klares Status-Statement auszusprechen, das nur schwer umzukehren wäre.. Und wie wichtig Stimmung im Team ist, weiß hier jeder. Vor allem muss man bei aller Kritik an Schonlau auch festhalten, dass dieser vielleicht. nicht Elfadlis Leistungsstärke mitbringt, aber eben auch, dass er die Qualität eines guten Zweitliga-Verteidigers mitbringt. Polzin durfte vonseiten Team definitiv erwarten, einen Gegner wie Jahn Regensburg vom eigenen Tor fernzuhalten.
Problem im Nachgang: Dass dies nicht gelang, lag dann allerdings (auch) an Schonlau. Zum einen an seinem fehlenden Tempo, zum anderen an seinem Fehler im Stellungsspiel, das dem Tabellenletzten schon nach 6 Minuten einen ersten Konter ermöglichte – und eben den Treffer. Meine Kritik am Trainer ist trotzdem eine andere. Ich hätte nach der Entscheidung pro Schonlau und contra Elfadli erwartet, dass Polzin eben diese Entscheidung spätestens in der Halbzeit korrigiert, da sie offensichtlich nicht aufgegangen war. Das aber verpasste Polzin, indem er viel zu spät reagierte. Und so langte es am Ende nur zu einem Punkt für den HSV. Und ich könnte wetten, dass Polzin alles andere als überrascht über die Kritik an seiner Entscheidung, ist. Er wusste genau, welche Situation er meistern musste und was im Anschluss kommen würde, wenn er – wie geschehen – nicht gewinnt. Und so undankbar diese Ausgangslage auch für das Trainerteam gewesen sein mag – den Vorwurf, viel zu spät die richtigen Korrekturen vorgenommen zu haben, müssen sie sich gefallen lassen. Aber das war in der Abwägung für ihn der kleinere Schaden, als sich mit seinem Kapitän zu überwerfen. Er will keinen Spieler verprellen, wie die Saison noch lang ist. Und wer weiß, was noch passiert und wofür er Schonlau noch brauchen wird…?
Die Lehre aus Regensburg: Nicht mehr ohne Elfadli
Fakt ist für mich aber auch: Das Spiel in Regensburg war das letzte benötigte Indiz, u zu wissen, wie die aktuell stärkste Startelf aussieht. Und die darf aktuell nicht ohne Elfadli sein – selbst wenn dafür ein bisheriger Leistungsträger auf die Bank muss. Leistungsprinzip bedeutet eben auch, dass die besten elf Spieler auf dem Platz stehen.
Apropos zu spät: Das ist allerdings vor Polzin auch die Scoutingabteilung gewesen, die es in nunmehr zweieinhalb Jahren (!!) nicht geschafft hat, einen Ersatz für Mario Vuskovic zu holen. Dass man sich im Winter gegen die Soforthilfe Dominik Prpic und für drei Youngster an dessen Stelle entschied – es mag wirtschaftlich auf lange Sicht eine gute Entscheidung gewesen sein. Aber sie hat dem Trainerteam (noch) nicht geholfen. Adedire Mebude durfte schon ein paar Minuten lang andeuten, was er kann. Aber der hochgelobte Innenverteidiger Aboubaka Soumahoro fällt weiter verletzt aus und stellt somit keine Option für die Innenverteidigung dar. Der dritte Neue im Bunde, der 18 Jahre junge Norweger Alexander Røssing-Lelesiit ist dem Vernehmen nach durch seine lange Spielpause (letztes Spiel im November) noch nicht hundertprozentig spielfit. Dass er trotzdem in Regensburg auf der Bank saß, darf man als Geste nach außen deuten.
Ich glaube jedenfalls nicht, dass Polzin und Co. wirklich vorhatten, ihn einzusetzen, solange man nicht deutlich in Führung gelegen hätte. Womit ich ein paar Bedenken äußern möchte: Denn warum setzt der HSV auf teure junge Neue von außen – nicht aber auf die eigenen jungen Spieler aus dem NLZ und der U21? Warum sollten ein Bilal Yalcinkaya und ein Nicolas Oliveira nicht mit entsprechenden Spielzeiten eine positive Entwicklung nehmen? Und was genau macht Mebude stärker als Fabio Baldé? Fragen, die nicht nur ich mir stelle. Zumindest war zu hören, dass es hier heiß diskutierte Themen zwischen der Nachwuchsabteilung und den Profi-Verantwortlichen gibt – aber dazu morgen mehr.
HSV beschließt Rechtsform-Änderung – Bussert rückt in den Aufsichtsrat
Wobei, wenn wir schon bei der Vereinspolitik sind, muss natürlich erwähnt werden, dass die Hauptversammlung der HSV AG heute die Rechtsformänderung HSV Fußball AG in die HSV Fußball AG & Co. KGaA beschlossen hat. Diese wird nun im nächsten Schritt im Handelsregister offiziell eingetragen und von da an wird die HSV Fußball Management AG (mit den Vorstandsmitgliedern Eric Huwer und Stefan Kuntz) sowie die HSV Fußball AG & Co. KGaA (mit allen Mitarbeitern der bisherigen Fußball AG) die operativen Geschicke lenken und leiten.
Im neuen Aufsichtsrat der HSV Management AG sitzt zudem ab sofort Eric Bussert (Hanse Merkur), der den Richtung Aufsichtsrat der HSV KGaA abwandernden Dr. Ralph Hartmann ersetzt. „Mit Eric Bussert haben wir den freien siebten Platz im Gremium mit einer Person besetzt, die über große Expertise im Management verfügt und zudem leidenschaftlich mit dem HSV verbunden ist. Das passt“, lässt sich Aufsichtsratsboss Michael Papenfuß zitieren. Papenfuß bildet zusammen mit Markus Frömming (Stellvertreter), Henrik Köncke, Hans-Walter Peters, Lena Schrum, Stephan von Bülow und mit Neuzugang Bussert den Aufsichtsrat der Management AG. Im Aufsichtsrat der HSV Fußball AG und KGaA sitzen ab Eintragung neben Papenfuß noch Thomas Böhme, Markus Frömming und Ralph Hartmann.
In diesem Sinne, Euch allen noch einen schönen Montagabend!
Scholle
Nordderby im DFB-Pokal! Große Freude bei HSV-Frauen
Nach ihrem 2:0-Erfolg gegen Mönchengladbach haben die HSV-Frauen ihr Traumlos fürs Halbfinale gezogen! Werder Bremen gastiert am 22. oder 23. März im Volksparkstadion im Kampf um die Finalteilnahme am m1. Mai in Köln. Ein Nordderby im Volkspark endlich mal wieder. „Wir haben es uns alle gewünscht“, erklärte HSV-Mittelfeldspielerin Emilia Hirche ggenüber „Sky“. „Unglaublich, dass es nun auch gelost wurde.“ Schon jetzt dürfte klar sein, dass die Partie gegen den Tabellenachten der Bundesliga im Volksparkstadion stattfinden wird. Der Zuschauerrekord aus der Partie gegen Gladbach (16.529) dürfte deutlich übertreffen. In der zweiten Partie hat Top-Favorit FC Bayern Heimrecht gegen Hoffenheim.
Alles andere als erfreulich war die dämliche Gelbrote Karte von Emir Sahiti, dem offenbar noch obszöne Gesten in Richtung des Regensburger Publikums folgten. Eine Geste mit Folgen. Durchaus möglich, dass der HSV-Profi nun eine saftige Strafe von Seiten des DFB erhält, der nachträglich Ermittlungen gegen den Außenstürmer des HSV einleitete.
Hoch gepokert – und verloren. So kann man das Spiel des HSV in Regensburg aus Sicht des Trainerteams zusammenfassen. Wobei der HSV nicht das ganze Spiel verliert, sehr wohl aber zwei mögliche und notwendige Punkte, um ganz oben zu stehen. „Ich bin enttäuscht über die Leistung, die wir gezeigt haben“, sagte Polzin nach Schlusspfiff und fügte hinzu: „Die Mannschaft ist heute in Unterzahl nochmal zurückgekommen. Aber leider konnten wir unsere Performance nicht auf den Platz bringen.“ Worte über seine Fehleinschätzungen bezüglich der Startelf gab es leider nicht.
Dass man im Aufstiegsrennen nach den letzten erfolgreichen Wochen den ersten Rückschlag durch ein 1:1 (0:1) ausgerechnet beim Tabellenletzten Jahn Regensburg erleidet, passt in das Bild des HSV der letzten Jahre. Zumindest verpasste der HSV am Sonntag die Rückkehr auf Platz eins. Die Punktverluste des Spitzenreiters 1. FC Köln und des nächsten Gegners 1. FC Kaiserslautern konnten die Hamburger somit nicht nutzen. Großer Nutznießer: Der 1. FC Magdeburg.
Elfadli zunächst nur auf der Bank – ein zu spät korrigierter Fehler
Ohne Elfadli, der nach abgesessener Gelbsperre wieder zur Verfügung stand, begann der HSV in der Viererkette mit Sebastian Schonlau neben Dennis Hadzikadunic und mit Jonas Meffert auf der Sechs. Vorn erhoffte sich Polzin mit Ransford Königsdörffer kurz hinter der Spitze Davie Selke noch mehr Offensivdruck. Und während man in den ersten Minuten tatsächlich viele frühe Ballgewinne bzw. Rückeroberungen der Bälle feiern durfte, reichte mal wieder ein Konter zum 0:1. Sargis Adamyan traf in der 6. Minute, nachdem Schonlau den Konter nicht unterbinden konnte und Hadzikadunic ins Leere grätschte. Bitter – aber ein Gegentor, das wir in der Form schon viel zu oft gesehen haben.
Dass man im Winter keinen schnellen Innenverteidiger als Soforthilfe geholt hat, kann man nicht Polzin anlasten. Das ist nach zweieihalb Jahren Suche ein Armutszeugnis für die Scoutingabteilung des HSV. Dass man dann aber nicht anders spielt in dem Wissen, eben nicht über das Tempo defensiv zu verfügen, kann man Trainer und Mannschaft sehr wohl anheften.
Der Tabellenletzte hielt nach einer sehr kämpferischen ersten Halbzeit auch in der zweiten Hälfte weiter leidenschaftlich dagegen. Und so ehrlich muss man heute sein: Dem drückenden HSV fiel in der Offensive nur wenig ein. Umso besser, dass man nach dem ersten von Selke verschossenen (und mehr als zweifelhaften!) Elfer noch einen zweiten Elfer bekam. Zur Überraschung vieler nahm sich ausgerechnet Selke, der den ersten Elfmeter schwach ge- und verschossen hatte, den Ball. „Ich habe immer gesagt, dass ich Verantwortung übernehmen will“, meinte Selke zu der Situation vor dem 1:1. Auch Ludovit Reis wollte den Elfmeter schießen. „Aber ich habe gesagt, dass ich die Überzeugung habe und dass ich ihn ‚reinmachen werde.“
Selke verschießt und schnappt sich auch zweiten Elfer: „Ich wusste, dass ich ihn ‚reinmache.“
Und das tat er dann auch. Stark von Selke, der sich auch auf die Gefahr eines Shitstorms der Verantwortung stellte und dem HSV so zumindest noch einen Punkt rettete. „Ich trainiere viele Elfmeter, aber manchmal hält der Torwart eben. Umso schöner war es, dass die Mannschaft mich beim zweiten Elfmeter so unterstützt hat. Jean-Luc hat mir den Ball hingelegt und gesagt: ‚Davie, mach das Ding rein.‘ Wir haben alles reingehauen, Charakter gezeigt und in Unterzahl den Ausgleich geschafft.“
Das Spiel selbst bewertete der 30 Jahre alte Torjäger dann allerding zurecht kritisch: „Wir haben es erzwungen am Ende – trotz einem Mann weniger. Wir haben es aber leider nicht geschafft, das Ding komplett zu drehen“, sagte Selke. „Jeder Punkt ist wichtig. Wir haben wieder Charakter gezeigt. Auch wenn die Leistung heute nicht überzeugend war, ist es das, was wir mitnehmen können.“
Stimmt. Also Mund abwischen, aus den eigenen Fehlern lernen – und es am kommenden Freitag besser machen. Und damit meine ich nicht allein die Mannschaft, sondern auch die Trainer.
DIE EINZELKRITIKEN:
Daniel Heuer-Fernandes: Machte nichts falsch, ließ sich trotz vieler unnötiger Rückspiele – auf diesem Holperacker ist sowas immer mal gefährlich – nicht aus der Rhe bringen. Das war absolut in Ordnung. Note: 3
Miro Muheim: Er kann es besser. Insgesamt war das heute zu verhalten. Er musste nach hinten so wenig machen, dass er sich viel mehr offensiv hätte einschalten müssen. Er wirkte auf mich heute müde, nicht fit. So schwach war er lange nicht. Note: 4
Denis Hadzikadunic: Er zeigte zuletzt aufsteigende Tendenzen, aber heute auf diesem Rumpelacker hatte er seine Probleme. Technisch eh nicht der Beste, sollte er nicht derjenige sein, der die Bälle treibt, sondern Zweikämpfe gewinnen und den Ball schnell einem Fußballer zuspielen. Note: 3
Sebastian Schonlau (bis 80.): Das Gegentor fällt nicht, wenn er schneller wäre und/oder wenn er nicht so fahrlässig hoch aufrücken würde. So gibt er all seinen vielen Kritikern Wind auf die Segel – und diese Kritik ist auch berechtigt. Er darf sich nicht beschweren, wenn er in den nächsten Wochen wieder nur von der Bank aus kommt. Die Konteranfälligkeit selbst gegen so wenig aktive Gegner wie Regensburg mit ihm ist eklatant. Note: 4,5
Daniel Elfadli (ab 80.): Kam viel zu spät, holte den zweiten Elfmeter raus und rettete seinen HSV. Er machte sofort Dampf. Das Beste daran: Er ließ absolut keinen Zweifel daran, dass Polzin mit seiner Startelf heute falsch lag. Gegen Kaiserslautern am kommenden Freitag MUSS er beginnen, sofern er nicht krank oder verletzt ist. Note: 2
Silvan Hefti (bis 58.): Er ackert, geht rustikal zur Sache, aber der einfache Pass misslingt zu oft. Für mich ist und bleibt es ein Rätsel, wie man für ihn mehr als 1,2 Millionen Euro bezahlen konnte. Note: 4
William Mikelbrencis (58.): Was genau sollte man von ihm erwarten, was dem Spiel heute hätte helfen können? Dementsprechend spielte er auch nur noch mit. Ohne große Wirkung, aber auch ohne Fehler. Note: 4
Jonas Meffert (bis 75.): Er wird immer wieder kritisiert, ist aber im Mittelfeld der Einzige, der defensiv absichert, weil er ein gutes Auge hat. Ein Grund, weshalb er immer unterschätzt wird, ist, dass 60 Prozent seines Spiels darauf basiert, die Fehler seiner Kollegen auszubügeln und die Räume der Gegner zuzulaufen. Das machte er heute wieder sehr ordentlich. Allerdings muss auch er als Mittelfeldorganisator darauf achten, dass sich der HSV nicht so häufig auskontern lässt. Note: 3
Adam Karabec (ab 76.): Dass er mal auf der Bank sitzt, war völlig okay. Aber dass er dann erst so spät kommt, nicht. Konnte in der Kürze der Einsatzzeit nicht allzu viel bewegen. Er zeigte aber, dass es mit ihm besser hätte laufen können. Note: 3,5
Marco Richter (bis 58.): Da war er wieder, der Marco Richter, der alles macht – aber nichts richtig. Zumindest war nichts davon gut fürs HSV-Spiel. Schwache erste Halbzeit – und dann ein besserer Beginn in die zweite Hälfte, bis er runter musste. Note: 4,5
Ludovit Reis (ab 58.): Er will, das sieht man. Aber dass er so überhaupt gar keine Wirkung auf das eigene Spiel hinbekommt, macht das Ganze noch schlimmer. Es ist auf jeden Fall hart, wie wenig von dem alten Ludovit Reis bislang zum Vorschein kommt.
Jean-Luc Dompé: Hatte in der ersten Halbzeit mehr Probleme mit seinem Gegenspieler, als ihm recht war. Ein bisschen Aggressivität und nah dran sein reicht bei ihm offenbar, damit er bei jedem direkten Zweikampf zusammenzuckt. Er holte zwar den ersten, für mich sehr zweifelhaften Elfer raus, aber ansonsten war das alles heute zu unentschlossen und vor allem halbherzig im Abschluss. dass er den Ball vor dem zweiten Elfer schnappte und auf Selke zuging, ihm den Ball in die Hand drückte und Mut machte, zeugt von viel Spielintelligenz und Empathie. Auch sowas gilt es zu bewerten. Daher trotz schwächerer Leistung mit Ball die Note: 3
Emir Sahiti: Wild, aber nach vorn immer wieder durchsetzungsfähig. Wenn er jetzt noch die Jatta-Flanken ablegen und seine Vorstöße und Dribblings mit Torabschlüssen oder gefährlichen Flanken garnieren würde, wäre das richtig gut. Die Tendenz gefällt mir bei ihm – fußballerisch. Sich dann aber so selten dämlich nach der (harten) ersten Gelben die zweite Gelbe innerhalb von drei Minuten zu holen und vom Platz zu fliegen – das macht alle positiven Ansätze für heute zunichte. Note: 5,5
Ransford Yeboah Königsdörffer (bis 75.): Alter Ghanaer, was bitte schön war denn das für ein Spiel? Seine Körperlichkeit ist in solch heiß umkämpften Spielen sicher vorteilhaft – aber seine Ballverarbeitungen (insbesondere vor einem möglichen Torabschluss) waren unter aller Sau. In der zweiten Halbzeit war er überhaupt nicht mehr zu sehen. Note: 5
Otto Stange (ab 75.): Weil ich seine unbekümmerte Art so gut finde, gibt es heute eine Note, obwohl er nicht mehr viel bewegen konnte. Note: 3
Davie Selke: War zu oft da, wo er nicht sein sollte – außerhalb des Sechzehners. Statt gefährliche Flanken per Kopf im Sechzehner zum Abschluss zu bringen, war er derjenige, der flankte. Er hatte per Elfmeter die Chance, das Spiel erneut zu drehen – er vergab aber mit einem schwach geschossenen Elfer. Dass er sich den zweiten Elfer nimmt und trifft, spricht für sein Selbstvertrauen und seinen Willen, in dieser Mannschaft voranzugehen. Note: 2
Trainer Merlin Polzin: Er ließ Schonlau beginnen und Elfadli draußen, weil es so am wenigsten Sabbelei intern geben würde. Das kann man so machen, zumal Schonlau wider viele Meinungen hier im Blog allemal die Qualität eines guten Zweitliga-Innenverteidigers hat – wenn er sich richtig einschätzt. Da es heute aber nicht aufging, muss sich Polzin die Frage gefallen lassen: Warum wechselte er zur Pause nicht? Richter, Königsdörffer, und eben Schonlau – Optionen hatte er mehr als genug, um das Spiel mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit sofort zu verbessern. Dass er erst so spät reagierte, war ein Fehler. Dieses Spiel bzw. die zwei Punktverluste hat auch er maßgeblich zu verantworten. Note: 5
Schiedsrichter Lars Erbst (Gerlingen): Schwach. Ohne jede Linie, Karten verteilte er sehr willkürlich. Er wirkte mit einem alles andere als schwierigen Spiel völlig überfordert. Note: 6
Jonas Meffert: „Trotz Unterzahl haben wir an uns geglaubt, den Elfmeter herausgeholt und souverän verwandelt. Das war enorm wichtig für unsere Serie, dass wir heute nicht verloren haben. Natürlich reisen wir immer mit dem Ziel an, drei Punkte mitzunehmen – egal, gegen wen es geht. Insgesamt hätten wir den Sieg gerne eingefahren, aber wenn man das Spiel betrachtet: Wir sind nicht gut reingekommen, haben dann aber in Unterzahl Moral bewiesen und die ungeschlagene Serie gehalten. Ein Punkt ist besser als keiner – insgesamt ist die Gefühlslage also gemischt.“
Daniel Heuer Fernandes: „Wir haben heute gegen alle Widerstände angekämpft – der verschossene Elfmeter, die Unterzahl nach dem Platzverweis – wir sind gut mit den Widerständen umgegangen. Spielerisch war es sicher nicht unser bestes Spiel, aber wir haben gekämpft, alles reingeworfen und uns den Punkt verdient. Vielleicht waren wir nicht zwingend genug und konnten unser Spiel nicht komplett durchziehen, aber was möglich war, haben wir versucht. Wir bleiben bei uns und freuen uns jetzt auf die nächste Woche!“
Merlin Polzin: „Wir waren darauf vorbereitet, was uns hier erwarten wird: viel Intensität, viel Kampf, wenig Spielfluss. Genauso ist es dann auch gekommen. Dennoch haben wir uns mehr von uns erwartet, mit der Leistung sind wir nicht zufrieden. Es gab nach unserem guten Beginn durch die Spieldynamik einige Dinge, die uns nicht so gut gefallen haben. Dadurch konnten wir nicht so zwingend werden wie erhofft. Aber: Wir haben als Mannschaft zusammengehalten, haben gut auf die Ereignisse des Spiels reagiert, haben uns gewehrt und nehmen diesen einen Punkt mit. Denn wenn das Spiel mal nicht so läuft, dann muss man zumindest dafür sorgen, dass man es nicht verliert.“
Andreas Patz (Trainer SSV Jahn Regensburg): „Für uns ist in diesem Spiel vieles so gelaufen, wie wir uns das erwünscht haben. Wir wollten unangenehm sein, wollten viele Zweikämpfe führen und uns gegen die Qualität des HSV wehren. Umso ärgerlicher ist es, dass wir uns bei den beiden Elfmetersituationen nicht besser anstellen, dann hätten wir auch die drei Punkte hierbehalten können, nehmen gegen einen starken Gegner wie den HSV aber gern diesen einen Punkt mit.“