am Wochenende war ich mal wieder ca. 30 Stunden unterwegs, um dem HSV hinterherzufahren. Und was soll ich sagen? Ich wurde enttäuscht. Ich kann akzeptieren, wenn man verliert, weil man individuell schlechter besetzt ist und trotzdem alles gegeben hat, wie in Leipzig. Was ich aber nicht akzeptieren kann, ist, wenn man läuferisch weniger tut als der Gegner und deshalb nicht ins Spiel findet. Scholle hat ja schon ein, zwei Spieler angesprochen, aber es waren insgesamt zu wenig kluge und intensive Läufe. Vorne beläuft man die Räume nicht, hinten bleibt man stehen, während der Gegner einem wegläuft. So geht das nicht. Am Ende ist der HSV wieder 3 Kilometer weniger gelaufen und das, obwohl man am Ende ca. 10 Minuten in Überzahl war.
In diesem Spiel lief einfach gar nichts und es stellen sich Schemata heraus, die sich schleunigst ändern müssen, denn sonst holt man die Punkte nicht. Ich kann verstehen, dass der Fokus auf der Defensive liegt, aber man muss einen gesunden Ausgleich finden. Letztes Jahr hat jeder gesagt, wie gut doch die Defensive von St. Pauli in der Bundesliga gewesen sei. Ja, sie hatten die 2. beste Defensive der Liga. Aber mit der Punkteausbeute wäre St. Pauli in 8 der letzten 10 Saisons abgestiegen. Von der Defensivleistung darf man sich nicht blenden lassen. Eine gute Defensive ist gut, hält aber nur, solange man genug Tore schießt. Denn wenn das nicht passiert, reicht am Ende ein Stellungsfehler und man fährt ohne Tor und ohne Punkte gegen einen direkten Konkurrenten nach Hause, der die schlechteste Defensive der Liga stellt. Das kann es nicht sein.
Defensiv zu wenig
Fangen wir mal bei der Defensive an. Der HSV hat mit Vuskovic den besten Kopfballspieler der Liga. Torunarigha ist auch ganz solide dabei und Capaldo arbeitet sich rein. Häufig hat man den Ball in anderen Spielen erobert, da man den Gegner zu langen Bällen gezwungen hat. In diesem Spiel war davon gar nichts zu sehen. Es gab 2/3 Szenen, in denen der HSV hoch presst und Augsburg zum langen Ball zwingt. In diesen Situationen hat man meist den Ball durch das Kopfballduell und den zweiten Ball erobert. Warum macht man das nicht immer, wenn Königsdörffer hoch presst? Meistens sahen die Szenen gleich aus: Königsdörffer läuft den Torwart an und das Mittelfeld schiebt nicht richtig nach. So steht ein Spieler im Zentrum oder direkt neben Dahmen frei und sofort ist Königsdörfer überspielt und alle Spieler müssen sich umorientieren, weil man direkt einen Mann in der Defensive verloren hat. Beim Anlaufen gibt es faktisch 2 Wege, um den zu attackieren:
Man geht mit allen vorne drauf, oder man steht gestaffelt und läuft obligatorisch den ersten Passweg zu. Aber ein anlaufender Stürmer, der alleine anläuft, ist kein guter Weg, um den Ball zu erobern. So ließ man sich in der ersten Halbzeit herspielen und teilweise dachte man, Augsburg spielt um die internationalen Plätze. Denn die Kombinationen funktionierten häufig. Das lag aber weniger am Verhalten der Augsburger als am Verhalten der Hamburger.
Die Augsburger spielten das meistens nach dem gleichen Konzept. Ball in den Fuß und der Passgeber läuft nach. Was macht man da? Richtig, der Innenverteidiger attackiert den angespielten Stürmer, während der zweite Verteidiger den abspielenden Augsburger am Lauf in die Tiefe hindert. Was macht der HSV? Man attackiert den Stürmer, lässt den Spieler, der den Ball auf den Stürmer gespielt hat, aber komplett alleine in die Tiefe laufen und wundert sich, warum der dann mit einem weiteren Doppelpass alleine vor dem Tor steht.
So entstanden in der ersten Halbzeit viele Großchancen für den FCA.
Das Offensive Konzept passt nicht
Das andere ist dann die Offensive. Das Ganze fing mit der Personalbesetzung an. Für mich gab es auch hier zwei Möglichkeiten für die Besetzung im Sturm und auf rechts außen. Mit Glatzel und Vieira auf Ballbesitz setzen und kreative Chancen erarbeiten oder mit Königsdörffer und Philippe voll auf Umschaltspiel setzen. Aber bitte, was war der Plan mit Vieira und Königsdörfer?
Vieira ist kein Spieler, der jeden Ball erläuft, er ist eher für die kreativen, unvorhergesehenen Momente zuständig. Das zusammen mit Königsdörffer hat für mich keinen Sinn ergeben. Und so kam es dann auch im Spiel. Die Kreativität von Vieira kam selten zum Einsatz, weil man auf schnelle Gegenstöße setzen wollte. Zumindest würde ich das mal so interpretieren, so viele Aktionen hatte der HSV ja nicht. Gefährlich wurde man nur, wenn man mal schnell umschaltete und die Seiten verlagerte. Aber das passierte viel zu selten. Wahrscheinlich war die Vorstellung, dass man den Ball lang schlägt und dann den zweiten Ball erobert, um ihn in die Tiefe zu spielen. Aber dafür ist Vieira einfach nicht passend. Der gehört ins Zentrum, um von da das Spiel zu leiten. Der Transfer war sicherlich nicht vorhergesehen, aber wenn man einen solchen Spieler hat, sollte man alles dafür tun, um diesen in seiner stärksten Rolle einzusetzen.
Zurück zum Konzept. Man hat vor allem am Anfang der zweiten Hälfte gesehen, was passiert, wenn man schnell den Ball in die Tiefe spielt. Da hatte der HSV gute Möglichkeiten. Aber das hat man viel zu selten gemacht. Es war wieder das klassische Ballgeschiebe durch die eigenen Reihen. Ja Augsburg stand gestaffelt defensiv, aber wenn man mal Platz im Zentrum hatte, wurde viel zu selten der Ball direkt tief gespielt. Und das muss ja das Konzept sein, wenn man mit Königsdörffer startet. Am Ende der meisten Angriffe landete der Ball bei Heuer Fernandes und dieser schlug den Ball lang auf Königsdörffer. Dieser sollte wohl dafür sorgen, dass der HSV Chancen auf die zweiten Bälle erhält. Aber er verlor das Kopfballduell meistens so klar, dass es selten die Chance gab, den zweiten Ball zu erobern. Und wenn es die Chance gab, dann ergriff man sie nicht. Hier hätte man mMn viel früher Glatzel bringen müssen. Glatzel ist zwar auch nicht derjenige, der in jedes Kopfballduell im Mittelfeld zum Ball geht, aber mit seiner Größe kann er zumindest dafür sorgen, dass der Gegenspieler nicht kontrolliert den Ball zum Mitspieler köpft.
Fazit
Der HSV hat ein Problem: Er schießt zu wenig Tore. Das offensive Konzept funktioniert nicht so, wie es funktionieren soll. Was wahrscheinlich auch daran liegt, dass Dompe nicht der Unterschiedsspieler ist, der er in der 2. Liga war. Denn er ist derjenige, den man versucht, in Aktion zu bringen. Aber auch bei ihm funktioniert momentan gar nichts. Die Schüsse fliegen zentral auf den Keeper und die Flanken landen im Fuß des Gegners oder im Aus. Da muss man mehr Entlastung schaffen.
Fest steht, dass der HSV ein neues Offensivkonzept braucht. Die meisten Gegner haben sich auf das Umschaltspiel eingestellt und stehen einfach tiefer. So ist der HSV gezwungen, mit dem Ball zu agieren, und das schafft er momentan nicht.
Wie genau die Veränderung aussehen muss, kann ich nicht zu 100 % sagen. Für mich muss aber ein Vieira als klarer Spielmacher hinter der Spitze oder in Zukunft vielleicht den Spitzen agieren. Er braucht diese Rolle als Spielmacher. Wie und ob das umgesetzt wird, kann ich aktuell nicht sagen, aber auf die Möglichkeiten können wir in einem anderen Blog nochmal eingehen.
Schreibt doch mal gerne, was es nach eurem Empfinden braucht, damit der HSV endlich mehr Tore schießt und mehr Punkte holt.
Der HSV hat sich stabilisiert – defensiv deutlich verbessert, taktisch klarer, als Mannschaft reifer. Aber Stabilität alleine reicht nicht. Wer in der Bundesliga bestehen will, muss Spiele auch gewinnen. Und dazu braucht es Tore. Ich finde: Der Weg stimmt, aber jetzt wird es Zeit, ihn zu vollenden. Und gleichzeitig wäre es fatal, in dieser Phase Vertragsgeschenke an Stefan Kuntz zu verteilen. Erst liefern – dann belohnen!
Der HSV befindet sich gerade auf einem schmalen Grat – und das fühlt sich ganz anders an, als es die Ergebnisse vermuten lassen. Fünf Spiele ohne Sieg, nur ein Punkt, dazu ein erneut bitteres 0:1 in Augsburg: Das alles liest sich nach Krise, es ist aber keine. Denn wer genauer hinschaut, erkennt, dass diese Mannschaft nicht stagniert, sondern sich entwickelt. Die Defensive, über Wochen, Monate und Jahre das größte Problem, ist inzwischen stabiler, kompakter und klarer strukturiert. Die Restverteidigung steht besser, die Räume zwischen Angriff und Absicherung werden disziplinierter bespielt, leichte Gegentore aus Umschaltsituationen passieren seltener. Es wirkt nicht mehr wie Zufall, wenn der HSV ein Spiel lange offen hält – es wirkt erarbeitet. Und das ist ein entscheidender Schritt in der Entwicklung dieses Teams.
Erst zu stabilisieren ist richtig – der nächste Schritt ist aber notwendig!
Aber Stabilität ist eben nur die Grundlage. Wer in der Bundesliga bestehen will, muss nicht nur verhindern, sondern entscheiden. Und genau hier hakt es. Offensiv entlastet sich der HSV noch zu selten selbst, die Wege sind da, aber die Konsequenz fehlt. Das Tempo über außen, die Läufe in die Tiefe, der Versuch, mit Dynamik hinter die Kette zu kommen – das alles ist gut angelegt, aber noch nicht sauber zu Ende gespielt. Es reicht nicht, Spiele offen zu halten, man muss sie gewinnen. Und gewinnen kann man nur, wenn man trifft. Der HSV hat die Balance zwischen defensiver Stabilität und offensivem Umschalten einerseits gefunden, andererseits muss er sie jetzt aber auch nutzen. Momentan verteidigt der HSV gut, ohne vorne gefährlich genug zu sein. Das ist kein Rückschritt, sondern der nächste notwendige Schritt.
Dass Namen wie Königsdörffer, Glatzel, Philippe und Dompé dabei in den Fokus geraten, ist logisch. Königsdörffer arbeitet brutal viel, ist schnell, geht permanent in die Tiefe, aber lässt zu viele klare Chancen liegen oder läuft zu früh los. Glatzel bringt Tiefe nur bedingt, ist aber ein anderer Stürmertyp und passt nicht immer in die aktuelle Ausrichtung. Philippe blitzt auf, Dompé bringt die höchste Umschaltspiel-Qualität mit, und Ramos ist ein wertvoller Impact-Joker, aber sicher kein Stürmer. Das ist alles nicht „schlecht“, aber es ist ein Hinweis darauf, dass diese Mannschaft offensiv noch nicht fertig ist. Und wenn man sich entscheidet, weiter auf Umschaltfußball zu setzen, muss man irgendwann entscheiden, ob das vorhandene Personal dafür reicht oder ob der nächste Schritt im Winter gemacht werden muss. Ich tendiere zu letzterem.
Polzin ist der richtige Trainer – aber die Entwicklung braucht Abschluss
Wichtig ist: Das hier ist kein Plädoyer für Aktionismus. Im Gegenteil. Es ist eine Aufforderung, eine Entwicklung konsequent zu Ende zu denken. Polzin geht diesen Weg klar, mutig, sachlich – und er ist der richtige Trainer für diese Phase. Er setzt nicht auf Parolen, sondern auf Inhalte. Er hat dem HSV Struktur gegeben, und diese Struktur hat Stabilität erzeugt. Jetzt muss daraus Souveränität werden. Und dafür braucht es Tore. Klingt einfach – ist es aber ganz sicher nicht.
Und genau deshalb ist der Zeitpunkt für eine andere Debatte gerade vollkommen falsch: die über eine vorzeitige Vertragsverlängerung mit Stefan Kuntz. Ich sage es deutlich: Eine Verlängerung jetzt wäre falsch – und sie wäre vor allem unnötig. Nicht, weil Kuntz keine gute Arbeit macht, sondern weil es keinen nachvollziehbaren Grund gibt, den Prozess zu überspringen. Sein Vertrag verlängert sich automatisch, wenn der HSV die Klasse hält. Diese Klausel ist eine Leistungsprämisse – sie belohnt Erfolg. Wenn man nun vorzeitig verlängert, bevor dieser Erfolg überhaupt eingetreten ist, macht man diese Klausel nicht nur inhaltlich sinnlos, sondern wiederholt exakt die Fehler der vergangenen 20 Jahre: Verträge auf Hoffnung, statt auf Leistung. Kosten aus Emotion statt aus Rationalität. Belohnung vor dem Beweis.
Erst Ergebnisse liefern, dann belohnen
Hinzu kommt: Es gibt aktuell keinerlei Marktbewegung, die darauf hindeuten würde, dass Vereine Kuntz abwerben wollen. Es gibt kein Szenario, das Druck erzeugt. Ein frühzeitiger Vertrag wäre ein Geschenk ohne Anlass – genau das, was den HSV so oft teuer zu stehen kam. Wenn es wirklich der Anspruch des Vereins ist, professioneller und konsequenter zu werden, dann muss das Leistungsprinzip ganz oben beginnen. Erst liefern – dann verlängern. Nicht andersherum.
Unterm Strich ist der HSV sportlich auf dem richtigen Weg. Die Defensive steht, das System trägt, die Mannschaft ist stabiler und weiter, als viele erwartet haben. Aber diese Entwicklung braucht jetzt eine Bestätigung durch Ergebnisse. Durch Tore. Durch Siege. Nur dann wird aus Fortschritt Erfolg. Und nur dann darf man auch über Vertragserweiterungen als Belohnung sprechen. Wenn der HSV wirklich ein neuer HSV sein will, dann muss er die alten Reflexe ablegen. Nicht zu früh belohnen, nicht aus dem Bauch entscheiden, nicht wieder nach Gefühl handeln, sondern nach Leistung.
Dieser Weg stimmt – jetzt muss er sichtbar gemacht werden. Auf dem Platz. Und erst danach auf dem Papier.
Der HSV hat auch sein Auswärtsspiel in Augsburg verloren und steht nach dem 0:1 nicht nur ohne Punkte da, sondern erneut mit der unangenehmen Erkenntnis, dass man sich in eine Situation manövriert hat, die längst vermeidbar gewesen wäre. Die Hanseaten rutschen durch die Niederlage weiter in das Tabellenmittelfeld ab und werden zunehmend in Regionen gezogen, in denen sie vor der Saison realistisch erwartet wurden – obwohl man doch zwischendurch mehrfach die Gelegenheit hatte, sich frühzeitig von diesen Gefilden abzusetzen.
Verschlafener Beginn – HSV reagiert statt agiert
Schon in den ersten Minuten wurde deutlich, dass Augsburg an diesem Nachmittag entschlossener und wacher auftrat. Während die Gastgeber früh pressten, mutig angriffen und schnell in Strafraumnähe kamen, wirkte der HSV passiv, teilweise unorganisiert in der Restverteidigung und zu spät in den Zweikämpfen. Gleich mehrfach mussten die Hamburger durch starke Paraden von Daniel Heuer Fernandes einen frühen Rückstand verhindern. Ob Kade, Kömür oder Giannoulis – immer wieder tauchten die Augsburger gefährlich vor dem Tor auf, weil die Abstimmung im Hamburger Block fehlte und das Zentrum zu leicht geöffnet wurde.
In dieser Phase erinnerte vieles an die vergangenen Wochen: Wir waren im Spiel, aber eben nur mit 90 Prozent Präsenz – und genau diese fehlenden zehn Prozent machen auf Bundesliga-Niveau den Unterschied.
Ein vermeintlicher Treffer Augsburgs wurde wegen knappem Abseits zurückgenommen, ein erster Warnschuss. Doch statt diese Szene als Weckruf zu nutzen, blieb die Spielkontrolle weiter bei den Gastgebern.
Späteres Aufbäumen – aber ohne Konsequenz
Erst ab der 25. Minute stabilisierte sich der HSV, fand etwas besser in die Zweikämpfe und setzte erste Akzente nach vorne. Vor allem über schnelle Umschaltszenen ergaben sich Möglichkeiten, doch wie schon in den vergangenen Spielen fehlte es an letzter Präzision im Abschluss und an klaren Entscheidungen rund um den Strafraum.
Kurz vor der Pause hätte Hamburg sogar in Führung gehen können. Ein Fehler der Augsburger Abwehr sorgte für die beste Chance des ersten Durchgangs, doch erneut fehlte im Abschluss entweder die Genauigkeit oder das letzte Quäntchen Entschlossenheit. So ging es mit einem durchaus schmeichelhaften 0:0 in die Halbzeit – schmeichelhaft vor allem deshalb, weil Augsburg bis dahin das deutlich klarere Team war.
Und hier liegt der Kern der Enttäuschung: Der HSV hielt mit, ja – aber erst, als das Spiel bereits gegen ihn lief.
Nach der Pause stärker – und genau dann fällt das Gegentor
Der zweite Durchgang begann mit einer ganz anderen Körpersprache. Ballbesitz, Passquote, Zweikampfführung – vieles sah nun strukturierter und mutiger aus. Die Mannschaft arbeitete sich zunehmend ins Spiel, gewann Feldhoheit und erzwang Fehler im Augsburger Aufbau. Es war die stabilste Phase des HSV, jene Minuten, in denen man das Gefühl bekam: Jetzt kippt das Spiel zu unseren Gunsten. Und genau in diese Phase hinein fällt der Gegentreffer.
Ein Angriff über die linke Seite, ein Moment zu großer Distanz zum Gegner, ein schlecht verteidigter Laufweg – und Kade trifft per Direktabnahme zum 1:0. Es war eine der wenigen klaren Chancen Augsburgs nach der Pause, aber sie wurde genutzt. Und einmal mehr zeigte sich: Während wir Chancen brauchen, um uns in ein Spiel zu kämpfen, reicht dem Gegner oft eine einzige Situation, um uns zu bestrafen.
Dass Augsburg kurz darauf in Unterzahl geriet, änderte nichts. Der HSV konnte daraus kein Momentum entwickeln. Statt die numerische Überlegenheit zu nutzen, blieb das Offensivspiel zu harmlos, zu statisch, zu leicht auszurechnen. Keine zwingende Torchance mehr bis zum Abpfiff – und damit keine Argumente gegen die Niederlage.
Tabellarische Realität war erwartbar – aber sie war auch vermeidbar
Mit dieser Pleite rutscht der HSV weiter ab und befindet sich nun genau dort, wo viele Experten ihn vor Saisonbeginn eingeordnet hatten: im zähen, ergebnisabhängigen Tabellenmittelfeld, mit direktem Blick nach unten. Rein objektiv wäre das weder überraschend noch dramatisch – wäre da nicht die Erkenntnis, dass man schon mehrfach die Möglichkeit hatte, dieser Situation zu entkommen, aber die Punkte leichtfertig verschenkte.
Zu viele Spiele in den letzten Wochen liefen nach dem gleichen Muster: ordentliche Phasen, viel Ballbesitz, stabile Momente – aber ohne die Kaltschnäuzigkeit, die auf diesem Niveau den Unterschied macht. Der HSV hatte mehrfach den Fuß in der Tür zu besseren Tabellenregionen. Er hat es aber verpasst, auch hindurchzugehen.
Es wird nicht leichter…
Und die kommenden Aufgaben werden keineswegs leichter. Wer jetzt glaubt, die schwierigen Wochen seien überstanden, unterschätzt die Lage. Dieser Mannschaft reicht es nicht, „ordentlich mitzuhalten“. Sie muss konstant am Limit spielen, will sie sich nicht schnell in eine gefährliche Spirale aus Ergebnisdruck, Unsicherheit und Abstiegskampf ziehen lassen.
Wachsamkeit ist jetzt nicht nur gefordert – sie ist Pflicht. Nicht 90 Prozent. Nicht 95. Sondern 100 Prozent. In jedem Spiel. Von der ersten Minute an.
Denn nur dann wird der HSV Spiele wie dieses nicht mehr aus der Hand geben – und nur dann wird sich die Tabelle wieder so entwickeln, wie dieser Verein es verdient.
DIE EINZELBEWERTUNGEN:
Daniel Heuer Fernandes: Hätte er das 1:1 geköpft – was er hätte machen müssen -, wäre es eine 1 geworden. Aber auch so war er der einzige HSVer heute in Normalform und rettete zudem mehrfach stark. Note: 2
Giorgi Gocholeishvili (bis 86.): Sei Spiel ist will und voller Energie. Meistens ist das eine Hilfe, heute war es das nur sehr bedingt. Nach vorn gingen zu viele Aktionen verloren bzw. verpufften. Nach hinten ließ er zu viel zu und war beum gegentor nicht auf der Höhe. Note: 4
Alexander Rössing-Lelsit (ab 86.): Was bitte sollte diese Einwechslung?? Ohne jede Auswirkung aufs Spiel.
Nicolas Capaldo (bis 86.): In der ersten Halbzeit oft zu weit weg vom Mann und mit fehlerhaftem Stellungsspiel. Aber wer so viel macht wie er, der macht eben auch mehr falsch als andere. Aber: Er macht auch viel richtig. Ließ über die rechte Seite im Verbund mit Gocholeishvili trotzdem zu viel zu. Note: 4
Guilherme Ramos (ab 86.): Schmiss sich wie gewohnt rein – leider auch einmal zu viel als er Lelesit den Ball vom Fuß nahm.
Luka Vuskovic: Heute wirkte er verhaltener und weniger dominant im Auftritt, was sich auf seine Nebenleute auswirkte. Note: 4
Jordan Torunarigha (bis 82.): Er ist der richtige Mann für Spiele, in denen der HSV sich weit in die eigene Hälfte zurückzieht und die Räume durchgehend sehr eng hält. Sobald er im Raum verteidigen muss, hat er Probleme. Note: 4
Robert Glatzel (ab 82.): Kam zu spät, hatte keinen Impact aufs Spiel.
Miro Muheim: Das war nichts. Schien ein arges Kraftproblem zu haben, das sich auch auf seine Konzentration auswirkte. Er ließ zwischendurch seine Gegenspieler einfach ziehen, setzte nicht nach und verschätzte sich beim einzigen Treffer des Spiels entscheidend. Note: 5
Albert-Sambi Lokonga (bis 86.): Er bringt immer wieder Ruhe ins Spiel, versucht auch immer wieder, das Spiel anzutreiben. Aber auch das gelang nur sehr bedingt. Note: 4
Nicolai Remberg: Gewohnt gut. Er räumte ab, sicherte ab und war da, wo er gebraucht wurde. Dass er das Spiel nach vorn nicht entscheidend ankurbeln konnte – okay. Er ist halt kein Spielgestalter. Seine Aufgaben indes löste er wetestgehend. Note: 3
Immanuel Pherai (ab 86.): Das Engagement und der Wille, noch etwas zu reißen, waren genau so groß, wie seine Pässe, Flanken und sogar Einwürfe ne Katastrophe waren.
Fabio Vieira (bis 72.): Er kann am Ball so viel – aber er muss seine Fähigkeiten eben auch in entscheidende Szenen ummünzen. Und das gelingt ihm einfach nicht. Das ist unter dem, was man von ihm erwarten können muss. Note: 4,5
Rayan Philippe (ab 72.): Ich weiß nicht, ob ich de einzige bin, der das so sieht, aber aus meiner Sicht ruft der Offensivmann gerade einmal 60 bis 70 Prozent dessen ab, was ich in ihm an Qualität vermute. Er wirkt komplett verhalten, verkrampft. Warum lässt er nicht einfach mal los und versucht alles? Ich verstehe es nicht… Note: 4
Jean-Luc Dompé: Wenn in der Offensive überhaupt etwas passierte, dann über ihn. Aber: Leider verzog er die Flanken und verpasste die Torabschlüsse. Note: 4 Ransford Königsdörffer: Er ackert, läuft, wurde viel gefoult und ließ sich nicht unterkriegen. Aber wenn man als Stürmer am Ende nur einen echten Torabschluss gegen den FC Augsburg hat, dann ist das zu wenig. Note: 4
DIE STATISTIK ZUM SPIEL:
FC Augsburg: Dahmen – Banks, Matsima, K. Schlotterbeck – Kade, Massengo (74. Rexhbecaj), Fellhauer, Giannoulis – Rieder (83. Zesiger), Claude-Maurice (64. Saad) – Kömür (64. Essende).
Es ist schon bemerkenswert, wie schnell sich Stimmungen im Fußball drehen können. Vier Spiele ohne Sieg, nur ein Punkt aus zwölf möglichen – und trotzdem wirkt beim HSV nichts nach Krise. Ganz im Gegenteil: Was in den vergangenen Wochen auf dem Platz zu sehen war, ist eher die Geschichte einer Mannschaft, die in der Bundesliga längst angekommen ist, nur eben noch nicht vollständig in der Tabelle. Beim mutigen 1:2 in Leipzig, beim unglücklichen 0:1 gegen Wolfsburg, beim chaotischen 1:4 in Köln mit zwei Platzverweisen und beim starken 1:1 gegen Dortmund war dabei vor allem eines erkennbar: Der HSV scheint eine neue Balance gefunden zu haben – aus defensiver Stabilität und effektivem Umschaltspiel. Polzin hat dem Aufsteiger eine Struktur gegeben, die nicht mehr nur auf Ballbesitz abzielt, sondern auf Kompaktheit, klare Restverteidigung und zielgerichtete Konter. Doch so vielversprechend diese Entwicklung taktisch klingt, sie muss sich erst noch dauerhaft beweisen. Gerade in Augsburg wird entscheidend sein, ob der HSV diese neue Balance nicht nur andeutet, sondern manifestiert – und aus guten Leistungen endlich wieder zählbare Punkte macht.
Und genau das macht diese Mannschaft in Augsburg gefährlich – trotz Ergebniskrise, trotz Auswärtsflaute vor dem Tor, trotz Verletzungssorgen. Denn während beim Gegner Sandro Wagner die Tabelle drückt und der Trainerstuhl im „November der Entlassungen“ wackeliger wirkt, ist Polzins Position beim HSV so stabil wie lange keine Trainerrolle mehr im Volkspark. Zu Recht, wie Sportvorstand Stefan Kuntz öffentlich herausstellte: Das Vertrauen, das man Polzin und seinem Trainerteam entgegengebracht hat, sei „mehr als berechtigt und auch bestätigt“ worden – nicht nur durch den Aufstieg, sondern vor allem durch Energie, Klarheit, Kommunikation und Entwicklung im Detail.
Polzin als Glücksgriff? Polzin als Glücksgriff!
Doch dieses Vertrauen hat eine Vorgeschichte – und genau hier liegt die vielleicht wichtigste Personalentscheidung der jüngeren HSV-Geschichte: Dass Polzin heute Cheftrainer ist, resultierte ursprünglich aus einer Absage von Stefan Kuntz’ Wunschtrainer Kwasniok. Soweit, so klar. Aber die sportliche Leitung musste umdenken – und setzte auf das damals noch weitgehend unerprobte Duo Polzin/Favé. Es war ein mutiger Schritt, einer, der nicht auf Erfahrung, sondern auf Kompetenz, Charakter und Teamspirit setzte. Und dieser Teamspirit ist heute einer der größten Wettbewerbsvorteile des HSV in dieser Liga. Polzin, Favé & Co. haben ein direktes Team-Umfeld geschaffen, in dem Spieler nicht verwaltet, sondern besser gemacht werden. Wo fehlende Erfahrung nicht versteckt, sondern kompensiert wird – durch Klarheit, analytische Tiefe, Teamgeist und Nähe des gesamten Trainerteams zur Mannschaft.
Auch personell zeigt sich, dass gerade jene Entscheidungen, die ursprünglich Plan B waren, sich zu echten Trümpfen entwickeln. Guilherme Ramos ist dafür das beste Beispiel: Ähnlich wie Polzin wäre auch Ramos längst nicht mehr da, wenn im Sommer alles nach Wunsch der sportlichen Leitung gelaufen wäre. Heute aber ist er ein Joker mit Impact. Wenn Ramos in der Schlussphase eingewechselt wird, dann nicht zum Warmlaufen, sondern mit klarer Mission: Führung verteidigen oder selbst Zielspieler ganz vorne sein. Kopfballstark, robust, mit Timing – ein Werkzeug, das Spiele drehen kann. Seine Rolle ist keine Resteverwertung, sondern ein strategisches Element, das dem HSV neue Dimensionen verleiht.
Sturmroulette mit Vieira als Überrschungsbeginner gegen den FCA?
Und dann ist da die Frage, wer Yussuf Poulsen in Augsburg ersetzen wird. Glatzel, Königsdörffer, Philippe – oder der zurückkehrende Fabio Vieira in einer false-nine-artigen Rolle? Polzin hat Optionen, und anders als in früheren HSV-Jahren wirken diese Alternativen nicht wie Notlösungen, sondern trotz der durchaus verwirrenden Transferphase wie ganz bewusst von Polzin entwickelte Bausteine in einem System, das die Defensive an erster Stelle und somit als Garant für den Klassenerhalt vorsieht. Und davon hat sich Polzin ebenso wenig abbringen lassen wie von der Einführung der Dreier-/Fünferkette.
Auf der anderen Seite steht ein Augsburg, das im Kellerduell Druck verspürt, dreimal in Folge verloren hat und defensiv anfällig bleibt. Wagner will „den HSV unbedingt überholen“, doch die Erwartungshaltung liegt klar bei seinem Team. Der HSV dagegen reist mit einer Mischung aus Trotz, Selbstvertrauen und Lernwillen. Noch fehlen die Ergebnisse – ja. Aber die Entwicklungsrichtung stimmt. Und wer aktuell gegen den HSV spielt, spielt nicht gegen einen Aufsteiger, der überleben will, sondern gegen ein Team, das sich seinen Platz in dieser Liga nehmen will.
Es mag November sein – der Monat, in dem traditionell die meisten Trainer fallen. Aber beim HSV steht einer, der gerade immer besser zu sich und seiner Idee findet. Ein Trainer, der fast auf den Tag genau ein Jahr im Amt ist. Einer, der nicht gesucht, aber dafür gefunden wurde. Das mag alles sehr zufällig passiert sein. dennoch ist genau das der Unterschied zwischen Plan A und richtig beim HSV.
In diesem Sinne, bis morgen liebe Leute! Dann mit einem Blog und dem Blitzfazit nach dem Auswärtsspiel beim angeschlagenen und dadurch gefährlichen FC Augsburg.
am Samstag um 15:30 Uhr (Sky) trifft der HSV auf den FC Augsburg. In Augsburg liegt man deutlich hinter den Erwartungen. Nachdem man im Sommer Sandro Wagner als Cheftrainer holte, warf man den Blick in Richtung internationale Plätze. Nach dem Sieg am ersten Spieltag und der knappen Niederlage am 2. Spieltag gegen den FC Bayern sah man sich zunächst in der Annahme bestätigt. Doch seitdem läuft es in Augsburg nicht wie erwartet. Nach 10 Spielen steht man mit lediglich 7 Punkten auf Tabellenplatz 15. Die internationalen Plätze sind in weiter Ferne und Sandro Wagner steht in der Kritik. Hinzu kommt das Aus im DFB-Pokal zu Hause gegen den VFL Bochum, die zum Zeitpunkt des Spiels auf einem Abstiegsplatz in der 2. Liga standen. Vor allem die 0:6-Heimniederlage gegen Leipzig zeigt die Schwächen offensichtlich auf und lieferte einen Paukenschlag. Vor allem, nachdem Sandro Wagner im Interview nach dem Bayern-Spiel qualitativ wenige Unterschiede zwischen Bayern und seinen Augsburgern sah, werfen diese Ergebnisse natürlich Fragen auf. Beim HSV ist die Stimmung sicherlich besser als in Augsburg. Man steht zwar nur 2 Punkte vor dem FCA, dennoch machen die letzten Spiele Hoffnung. Man war selten klar unterlegen und konnte vor der Länderspielpause einen Punkt gegen den Champions-League-Teilnehmer aus Dortmund mitnehmen. Punktetechnisch gibt es sicherlich noch Nachholbedarf, aber momentan steht der HSV besser da, als viele es nach der Vorbereitung erwarteten.
Nichtsdestotrotz geht es in diesem Duell für beide Mannschaften um ziemlich viel. Schlussendlich werden beide wohl um den Klassenerhalt kämpfen und Punkte gegen den direkten Konkurrenten sind sicherlich für beide Mannschaften das Ziel. Beide Teams sind auf jeden Punkt angewiesen und wollen mit einem Sieg dem Konkurrenten Punkte klauen.
Hohes Pressing, viele Gegentore- Augsburg in der Analyse
Mit dem FC Augsburg trifft der HSV auf eine Mannschaft, die offensiven, spielfreudigen Fußball spielen will. Man presst hoch und will den Gegner früh unter Druck setzen. Im Schnitt lässt Augsburg 12 Pässe zu, bis sie den Ball wieder erobern. Damit steht man auf Platz 6 der Liga. Was die Höhe der Pressinglinie angeht, steht man sogar auf Platz 2. Im Schnitt greift Augsburg 45 Meter vor dem Tor bereit den Gegner an. Doch wenn die erste Pressing Linie überspielt ist, steht die Defensive auf wackeligen Beinen. Vor allem wenn der Gegner mit langen Bällen agiert und die zweiten Bälle festmacht. Mit 24 Gegentoren nach 10 Spielen stellt man aktuell die schwächste Defensive der Liga.
Augsburg agiert ähnlich wie viele andere Mannschaften der Liga mit einem 3-4-3/5-2-3-System. Mit Finn Dahmen hat man einen deutschen Nationalspieler im Tor. In der 3er-Kette dürfte vor allem Keven Schlotterbeck bekannt sein. Auf den beiden Schienen werden wohl Fellhauer und Giannoulis agieren. Im Zentrum sind Rexhbecaj und Massengo vorwiegend zu Hause. Die Offensive wird von Claude-Maurice und Fabian Rieder dirigiert. Rieder stand ja auch beim HSV auf der Liste, er wechselte aber im Sommer zu den Fuggerstädtern. Augsburg hat nach St. Pauli die wenigsten erwarteten Tore der Liga (11). Zudem hat man mit 19 Ballberührungen im Strafraum pro Spiel mit die wenigsten der Bundesliga. Dennoch haben die Fuggerstädter bereits 14 Tore erzielt. Augsburg erspielt sich also nicht allzu viele gute Chancen, verwandelt die vorhandenen Chancen aber sehr effektiv. Die meisten Tore hat tatsächlich Fabian Rieder erzielt. Er ist zwar nicht der Stoßstürmer, aber durch seine offensive Spielweise kommt er immer wieder zu Torchancen.
3 fallen aus, Vieira wieder mit dabei- Das Personal am Samstag
Kommen wir nun zum HSV:
Bezüglich des Personals sieht die Lage folgendermaßen aus:
Warmed Omari fällt nach wie vor aus, macht aber weiterhin gute Fortschritte. Auch Poulsen und Elfadli fallen weiterhin aus. Die beiden werden aber wohl noch vor Omari wieder fit werden.
Bezogen darauf wird sich die Startelf im Vergleich zum Dortmund-Spiel nicht komplett ändern, es ist aber mit Personalwechseln zu rechnen. Da Poulsen ausfällt, ist es logisch, dass sich dort etwas ändern muss. Bezüglich Fabio Vieira könnte sich im Mittelfeld wieder etwas ändern.
Ich denke, beim Keeper und der 3er-Kette davor wird sich nichts ändern. Heuer Fernandes ist gesetzt, und ebenso wie Vuskovic. Capaldo und Torunarigha erledigten ihren Job, hier ist von keiner Änderung auszugehen. Auch bei den Flügelverteidigern Muheim und Gocholeishvili sehe ich keine Änderung. Im Zentrum ist Remberg gesetzt, neben ihm agierte zuletzt Sambi Lokonga. Sollte Polzin Vieira wieder in die Startelf bringen wollen, bestünde die Möglichkeit, Vieira für Lokonga zu aufzustellen. Ich hatte ja bereits am Anfang der Woche gesagt, dass ich mir schwer vorstellen kann, dass die Doppel-8 aus Remberg und Vieira aufgebrochen wird. Dennoch besteht natürlich die Möglichkeit, dass Vieira für Lokonga in die Startelf rückt.
Die Flügelzange wird ähnlich wie gegen Dortmund wieder aus Philippe und Dompe bestehen und ich gehe davon aus, dass Königsdörffer wieder in der Sturmspitze aufläuft. Polzin sagte heute in der Pressekonferenz bezüglich der Stürmer-Position: „Ich habe mich noch nicht entschieden.“ Da Köngsdörffer aber bis jetzt immer den Vorzug vor Glatzel erhielt, gehe ich davon aus, dass das am Wochenende wieder so sein wird.
So könnte der HSV spielen
Sollte Augsburg weiterhin so hoch attackieren, wird der HSV sicherlich des Öfteren mit dem langen Ball agieren. Vom Spiel her könnte das Spiel eine ähnliche Art nehmen wie das Spiel zu Hause gegen Mainz. Da schaffte es der HSV, das Pressing der Mainzer schnell zu überspielen und bei langen Bällen die zweiten Bälle nach dem Kopfballduell für sich zu entscheiden. Die zweiten Bälle werden auch am Samstag wieder elementar wichtig sein. Man muss diese für sich gewinnen, um dann die hoch aufgerückte Augsburger Mannschaft schnell auszuspielen. Vorwiegend wird man natürlich versuchen, auch die Abwehrkette mit dem langen Ball zu überspielen, aber das wird eben nicht immer möglich sein. Zudem wird es auch wieder einige Phasen mit Ball geben, in denen der HSV weiterhin schnell die Angriffe über die Flügel spielen muss. Egal wer vorne im Zentrum spielt, braucht schnelle Flanken, damit sich die Augsburger Defensive nicht sortieren kann. Das heißt, nach Ballverlagerungen sollte man nicht zögern, sondern schnell das 1-gegen-1 suchen oder schon früher die Halbfeldflanke schlagen.
Wichtig werden wieder die Außenbahnen sein, denn Augsburg versucht defensiv häufig, die Mitte dicht und kompakt zu halten. Die 5er-Kette plus das Zentrum und die nachrückenden Offensivkräfte überladen das Zentrum, sodass es für den HSV im Ballbesitz schwierig wird, sich durch das Zentrum zu kombinieren. Daher wird es darum gehen, den Ball schnell zu verlagern, um auf außen Überzahl-Situationen zu schaffen.
Fazit
Beide Mannschaften sind seit 4 Spielen sieglos und wollen jeweils mal wieder 3fach punkten. Sicherlich geht der HSV nach dem 1:1 gegen Dortmund mit einer breiteren Brust in das Spiel, aber trotz der negativen Ergebnisse hat der FCA inhaltlich auch viel richtig gemacht. Gegen Dortmund zu Hause hätte man ebenso einen Punkt holen können, vielleicht sogar müssen. Aber die Stimmung in Augsburg ist momentan eben nicht so positiv. Nichtsdestotrotz würde ich in diesem Spiel die Favoritenrolle nicht klar an irgendeine Mannschaft verteilen. Ich gehe von einem Spiel auf Augenhöhe aus, in dem beide Mannschaften mit voller Intensität den Gegner bespielen. Der HSV sollte vorwiegend erstmal wieder defensiv gut stehen und sich daraus die Sicherheit für das Spiel mit Ball holen. Dieses Spiel wird wieder eins werden, in das man sich reinarbeiten muss. Die Jungs müssen den Kampf von Minute eins an annehmen und wieder alles reinhauen. Wenn man defensiv gut steht und offensiv die Aktionen sauber ausspielt, hat der HSV auf jeden Fall Chancen, Punkte mitzunehmen. Wenn man dieses Spiel aber nicht mit voller Überzeugung angeht, wird’s schwierig, denn auch die Augsburger werden alles reinwerfen, um die Stimmung im Verein wieder in eine positive Richtung zu bringen.
die Diskussionen sind heiß, vor allem das Thema um die Verlängerung von Claus Costa und Sportvorstand Stefan Kuntz ist hier in vollem Gange. Meine Meinung zum Thema Costa habe ich ja bereits abgegeben. Einige stimmen zu, andere nicht, so soll’s ja auch sein. Beim Thema Costa hatte ich eine konträre Meinung zu Scholle, beim Thema Stefan Kuntz sind wir uns aber wahrscheinlich in vielem einig. Ich sehe es ähnlich, dass man die Saison abwarten sollte und dann schaut, wie man weitermacht. Natürlich mit einem zweigleisigen Plan auch auf der Position des Sportvorstandes. Übrigens finde ich, dass man dieses Prinzip des leistungsbasierten Vertrages gerne öfter anwenden darf. Klar geht das sicherlich nicht immer, aber sofern das im Rahmen des Möglichen ist, sollte sowas immer priorisiert werden.
Vieira als falsche 9
Ein Thema, welches sich heute ergeben hat, ist die Situation rund um Fabio Vieira. Laut dem Abendblatt (Podcast: HSV wir müssen reden, 19.11) warf Polzin am Montag auch die Option einer falschen 9 in die Runde. Ich war leider nicht da, aber das Abendblatt ist ja eigentlich immer eine vertrauliche Quelle und ich finde diese Idee gar nicht so abwegig. Vielleicht ist diese Option nicht zwangsläufig für Samstag gedacht, aber dennoch eine Möglichkeit für die zukünftigen Spiele. Fabio Vieira als Spielmacher, der die beiden Außenspieler einsetzt. So würde sich das Spielsystem sicherlich etwas verschieben, denn wenn Vieira auf der hängenden 9 agiert, würde er sicherlich mehr als 10er als Mittelstürmer agieren. Das würde dann für die beiden Außen zur Folge haben, dass diese ein wenig mehr ins Zentrum rücken müssten. Daraus ergibt sich quasi ein 5-3-2. Ich hatte diese Idee ja mal in der Vorbereitung eingeworfen, aber sagte schon damals, dass sowas eventuell konträr zu Dompes Spielweise steht. Denn Dompe liebt es, auf der Außenbahn zu kleben, um dann im 1-gegen-1 seine Qualitäten auszuspielen. Und dann würde man dem eigenen offensiven Spielsystem auch etwas entgegensteuern. Denn wer sich die Spiele des HSV anschaut, merkt schnell, dass man häufig die rechte Seite überlädt, damit man mit einer schnellen Verlagerung Dompe ins 1-gegen-1 bekommt. Für Philippe wäre das sicherlich eine optimale Variante, da er so sein Tempo der Flügelbahn mit seinem Tiefgang und seinem Abschluss paaren kann. Ähnliches würde auch für Königsdörffer zutreffen.
Deswegen glaube ich, dass Polzin am Wochenende weiterhin im 5-2-3 mit Königsdörffer in der Spitze agiert. Aber sollte Dompe mal ausfallen oder aus anderen Gründen ausgewechselt werden, ist das sicherlich auch mal eine Variante, über die man nachdenken kann.
Heute mal etwas kürzer. Aber Schreibt natürlich trotzdem gerne, was ihr von Vieira auf der Flaschen 9 halten würdet.