Der HSV ist zurück in der Bundesliga. Doch wer glaubt, dass der Aufstieg allein Grund genug ist, nun mit breiter Brust auf Einkaufstour zu gehen, verkennt die Realität – und die Bundesliga. Denn wenn der HSV in der neuen Saison bestehen will, dann nicht mit Zauberfußball, nicht einmal mit dem offensivorientierten Stil aus Zweitligazeiten, sondern mit einem klaren Plan. Und der beginnt hinten in der Defensive.
Workshop auf Mallorca: Kaderplanung mit Verstand
Beim dreitägigen Strategie-Workshop auf Mallorca wurde bei den HSV-Verantwortlichen vieles besprochen – darunter auch die Ausrichtung der Kaderplanung. Sportvorstand Stefan Kuntz und Sportdirektor Claus Costa setzen in diesem Sommer auf neue Schwerpunkte: Laufstärke, Zweikampfverhalten, Tempo – und das ist auch bitter nötig.
Hier im Blog schreiben wir das Jahr für Jahr: Der HSV muss bei seinen Neuzugängen auf Tempo achten. Mit den physischen Werten der Aufstiegsmannschaft würde der HSV in der Bundesliga untergehen: Letzter Platz bei den intensiven Läufen, Vorletzter bei den Sprints, Rang 13 bei der Laufdistanz. Wer so antritt, bleibt nicht drin.
Endlich wieder eine Kaderplanung mit Substanz?
Dass mit Nicolai Remberg ein robuster, fleißiger und taktisch disziplinierter Spieler als erster Neuzugang vorgestellt wurde, zeigt: Hier beginnt etwas, das man beim HSV lange vermisst hat. Weitsicht. Strategie. Realismus.
Dass Costa und Chefscout Sebastian Dirscherl die Gespräche führen, dass die Scoutingstruktur differenziert ist, dass man mehrere Ligen gezielt beobachtet – all das klingt vernünftig. Und es ist auch vernünftig. Zumal der HSV nicht mehr der Verein ist, der jeden Wunschspieler bekommt. Die Mittel sind begrenzt, das Vertrauen bei manchem Berater angekratzt.
Lernen aus den Fehlern der Vergangenheit
Bevor überhaupt Spieler verpflichtet werden, muss sich der HSV fragen: Wozu sind wir in der Lage? Kann man offensiv und defensiv gleichzeitig so aufrüsten, dass man mutigen Bundesliga-Fußball anbieten kann? Oder muss man Schritt für Schritt aufbauen und zunächst akzeptieren, dass der erste Schritt der Klassenerhalt ist – und dieser nun mal mit einer kompakten, widerstandsfähigen Defensive beginnt?
In der Vergangenheit hat der HSV immer wieder aufs falsche Pferd gesetzt: Hochglanz-Transfers auf Kredit, Nebelkerzen für die Fans. Verzinstes Geld von Klaus-Michael Kühne floss, verpuffte in Personalien, die mehr nach Marketingstrategie als nach Fußballplan aussahen. Das führte zum Abstieg – sportlich wie finanziell.
Schluss mit Show, her mit Struktur
Was der HSV jetzt braucht, ist das genaue Gegenteil: Nüchternheit. Vernunft. Und die Bereitschaft, erst mal ein solides Fundament zu bauen. Ein Beispiel: Der FC St. Pauli hat gezeigt, wie gut sich mit einem defensiv orientierten Kader die Klasse sichern lässt – sogar deutlich früher, als es das Punktekonto am Ende vermuten ließ. Ja, der Vergleich mit dem Stadtrivalen gefällt vielen nicht. Aber er ist naheliegend – weil man die Abläufe dort kennt und der strukturelle Aufbau funktioniert hat.
Der HSV hat bewiesenermaßen bessere Möglichkeiten als viele andere Klubs. Größere Strahlkraft, mehr finanzielle Power. Genau deshalb darf man auch mehr erwarten: Mehr Klarheit. Mehr Sachverstand. Mehr Ergebnis.
Es bringt nichts, Millionen für einen Top-Stürmer zu zahlen, wenn hinten alles offen ist. Was der HSV jetzt braucht, ist ein Kader, der eine Basis für Erfolg schafft. Ein System, das trägt. Und das bedarf Spieler, die es umsetzen können. Nicht nur für eine Saison, sondern als Projekt.
Costa & Dirscherl: Hoffnung durch Methode
Dass Costa und Dirscherl faktenbasiert und zielgerichtet arbeiten, ist ein positives Zeichen. Dass Kuntz sich bei Personalien wie Selke oder Karabec persönlich einbringt – nachvollziehbar. Die Verantwortung für den gesamten Kader liegt bei der sportlichen Leitung. Dort wirkt es, als hätte man aus den Fehlern gelernt. Die Transfers der vergangenen Winterpause (Soumahoro, Rössing-Lelesiit, Mebude) wirkten gut gedacht, aber schlecht gemacht. Denn der Zeitpunkt stimmte nicht. Weniger Lasogga, mehr Otto Stange – das hätte dem HSV womöglich ein Transfermodell gebracht, das nicht nur sportlich, sondern auch finanziell tragfähig gewesen wäre.
Jetzt oder nie: HSV am Scheideweg
Was ich sagen will: Der HSV hat heute sein Momentum. In Personal Kuntz, Costa, Dirscherl, Polzin und Co. Nach sieben Jahren Zweitklassigkeit bietet die Bundesliga nicht nur Chancen, sondern verlangt auch klare Antworten: Klassenerhalt – und nachhaltige, langfristige Planung. Die Bundesliga ist kein Selbstbedienungsladen für Traditionsclubs. Der Anspruch in einem Club dieser Größe muss über das bloße Überleben hinausgehen. Aber: Der Weg dahin muss klar definiert sein. Ziel für 2025: Klassenerhalt. Alles darüber hinaus ist ein Bonus.
Klar ist auch: Die einst so wahrgenommenen Milliarden von Klaus-Michael Kühne wird es diesmal nicht geben. Und das ist auch gut so. Denn das viele Geld aus der Vergangenheit war ein Trugschluss. Es machte bequem. Die Formel war simpel und falsch: Viel Geld = viele gute Spieler = viel Erfolg = keine Notwendigkeit für gutes Scouting.
Die neue HSV-Gleichung: Wenig Geld = viel Strategie
Jetzt ist die Realität eine andere. Die Formel lautet: Wenig Kapital erfordert viel Arbeit, gutes Scouting und einen soliden Plan. Einen Plan, den der Aufsichtsrat vom Vorstand einfordert. Einen Plan, den der Vorstand seiner sportlichen Leitung auferlegt. Aber: Wer kontrolliert die Kontrolleure? Das Problem hierbei: Im Aufsichtsrat steckt derzeit kaum sportliche Kompetenz. Das erschwert das Einfordern und Umsetzen eines funktionierenden Plans.
Ein Club muss sich selbst tragen
Was der HSV jetzt braucht, ist kein Gönner. Sondern eine Struktur, die ohne externes Geld funktioniert. Eine Idee, wie man sich selbst in der Bundesliga etablieren kann. Unbequemer, ja. Aber auch der einzig gesunde Weg. Gut ist: Die Verantwortlichen müssen jetzt diesen Weg gehen. Früher wurde viel geredet – selten gehandelt. Jetzt aber entscheidet sich: Hat der HSV gelernt, sich selbst am Leben zu halten? Oder fällt er in alte Muster zurück?
So platt es klingt: Das Momentum ist da. Der HSV kann jetzt ein Planungsverein werden. Kein Panikverein. Nutzen muss er es selbst.
UND ZWAR JETZT.
So, das war mein Wort zum Wochenende. Vom HSV kam dann noch eine Meldung, dass man seine ersten beiden Testspiele terminiert hat. Am 5. Juli testen Polzin und Co. beim Bezirksligisten TSV Elstorf und am 6. Juli geht es zum Regionalligisten VfB Oldenburg. Sollte heute nichts weiter überraschendes passieren, war es das von meiner Seite für heute. Euch allen wünsche ich ein schönes Wochenende! Und: Bleibt gesund!
Jean-Luc Dompé hat eine Saison gespielt, wie man sie sich kaum besser ausmalen könnte. Mit neun Treffern und 14 Vorlagen war der französische Wirbelwind auf der linken Seite maßgeblich am Aufstieg des HSV beteiligt. Für Trainer Merlin Polzin war Dompé einer der absoluten Schlüsselspieler – und wird es auch in der Bundesliga bleiben. Kein Wunder, dass sogar Frankreichs Nationaltrainer Didier Deschamps auf ihn aufmerksam wurde. Der „SportBild“ sagte Deschamps: „Ich kenne ihn. Ich weiß, wo er ist.“ Zwar sei die zweite Liga nicht der Maßstab für eine Nominierung, doch Dompé habe sich mit der starken Saison in den Fokus gespielt. Eine Einladung für die Equipe Tricolore? Noch offen. Eine endgültige Absage? Ebenso wenig.
Mit einer Mischung aus Kreativität, Teamgeist und Mut hat der HSV unter Polzin den langersehnten Aufstieg geschafft – und will genau diesen Spirit in die Bundesliga mitnehmen. Symbolisch dafür steht ein Plakat, das alle Spieler zu Beginn des Jahres unterzeichnet hatten. Es war mehr als ein Stück Papier – es war ein Versprechen. „136 Tage bis zum Aufstieg“ stand darauf – eine Botschaft, die zur Selbstverpflichtung wurde. Kein Wunder also, dass auch in der neuen Saison ein ähnliches Commitment gesucht wird.
Der HSV setzt auf Show-Effekt
Schon beim Neuzugang Nicolai Remberg wurde dieser „Aufstiegs-Trick“ wieder sichtbar: Noch vor der offiziellen Präsentation unterschrieb der Mittelfeldspieler symbolisch auf einem neuen Plakat. In Sachen Transferkommunikation bleibt der HSV kreativ. Statt nüchterner Pressemitteilungen gibt es Präsentationen mit Show-Effekt – früher mal per Angelfilmchen an der Elbe, später durch Sticker in der Stadt. Jetzt steht eine neue Form der Vorstellung an. Der Anspruch ist klar: Wer in die Bundesliga geht, will nicht nur sportlich glänzen, sondern auch medial auffallen.
Doch während neue Gesichter begrüßt werden, droht dem HSV auf der anderen Seite ein herber Verlust: Ludovit Reis drängt auf einen Wechsel zu Club Brügge. Der Niederländer, Leistungsträger und Taktgeber im Mittelfeld, sieht seine Zukunft im internationalen Wettbewerb – mit der Hoffnung, so endlich den Sprung in die niederländische Nationalmannschaft zu schaffen. Brügge hat sein Angebot zuletzt auf 4,5 Millionen Euro plus eine Million Bonus erhöht. Noch liegt das unter den Erwartungen der Hamburger, aber der Druck wächst.
Trainer Merlin Polzin ist längst Teil der Gespräche, soll mit persönlicher Überzeugungsarbeit noch einmal auf Reis einwirken. Der hat sich inzwischen bei allen sportlich Verantwortlichen klar positioniert: Sein Weg soll nach Belgien führen. Die HSV-Bosse geben sich noch nicht geschlagen – wohl wissend, dass sie nur noch diesen Sommer eine Ablöse erzielen könnten. Andernfalls droht ein ablösefreier Abgang 2026.
Und dann ist da noch eine Personalie, die über den Tag hinaus strahlt: Horst Hrubesch.
Der Vertrag der HSV-Ikone, derzeit Leiter der Nachwuchsabteilung, läuft zum 30. Juni aus – und noch immer ist unklar, wie es mit dem Europameister von 1980 weitergeht. Eine Entscheidung, die emotional aufgeladen ist. Beim dreitägigen Strategieworkshop der HSV-Führung auf Mallorca stand das Thema ganz oben auf der Agenda – Sportvorstand Stefan Kuntz will in den kommenden Tagen das persönliche Gespräch mit Hrubesch suchen.
Rund um den Campus herrscht schon seit Wochen Unverständnis darüber, warum die Causa noch nicht geklärt ist. Klar ist: Der HSV würde den früheren Mittelstürmer, der mit dem Verein drei Meisterschaften und den Europapokal der Landesmeister gewann, gern weiterhin an sich binden. Nicht als bloßes Aushängeschild, sondern als Persönlichkeit mit Substanz – sowohl für Fans als auch für Partner aus der Wirtschaft ist Hrubesch ein Identifikationsfaktor. Jüngstes Beispiel: Beim Spiel der HSV-Traditionself in Dersau war laut „BILD“-Kollegen der Andrang auf Autogramme sogar so groß, dass für ihn ein eigener Stand eingerichtet wurde.
Doch Hrubesch wird sich nicht mit einer Rolle als „Grüß-August“ zufriedengeben – auch wenn ihm etwa der Frauenfußball sehr am Herzen liegt, wird er nur dann weitermachen, wenn er echte Gestaltungsmöglichkeiten bekommt. Was der HSV ihm anbietet, wird über seine Zukunft entscheiden – und möglicherweise über ein wichtiges Stück gelebte Identität im Volkspark.
Kaderplanung, kreative Kommunikation, emotionale Personalien – der HSV bewegt sich auf vielen Ebenen gleichzeitig. Der Schwung aus dem Aufstieg ist spürbar. Jetzt geht es darum, ihn klug zu nutzen.
Apropos, anbei noch meine Meinung zur aktuellen Transfer- und Personalpolitik des HSV:
KOMMENTAR
Stefan Kuntz setzt auf das Leistungsprinzip – auch wenn es unbequem wird
Die Personalpolitik des HSV hat sich verändert. Punkt. Die Nachricht: Stefan Kuntz macht aktuell offensichtlich vieles richtig. Zumindest setzt er das Leistungsprinzip durch. Auch dort, wo es unbequem ist. Beispielhaft dafür: die Personalien Davie Selke – und nun auch Horst Hrubesch.
Aus populärer Sicht wäre die Vertragsverlängerung mit Hrubesch für den HSV ein Selbstgänger. Zumindest war das in den vergangenen Jahren häufig so: Verdienste, Vereinsbindung, Standing – das reichte oft schon aus. Doch gerade jetzt, in einer Phase des sportlichen Aufbruchs, müssen alle Bereiche auf den Prüfstand. Auch die, bei denen Entscheidungen vermeintlich einfach wären.
Keine Frage: Horst Hrubesch ist ein großartiger Markenbotschafter für den HSV. Seine Präsenz, seine Strahlkraft, sein Draht zu Fans und Wirtschaft – das alles ist weiterhin von enormem Wert. Aber: Inhaltlich gab es in der Vergangenheit offenbar wiederholt Differenzen zwischen ihm und Stefan Kuntz. Sollte Kuntz den eingeschlagenen Weg Hrubeschs im Nachwuchsbereich für falsch halten, muss er reagieren. Das ist seine Aufgabe als Sportvorstand. Alles andere wäre fahrlässig.
Natürlich wäre es extrem schade, wenn Hrubesch den Verein verlassen würde. Genau wie man auch bei Davy Selke mit Blick auf seine Emotionalität, seinen Einsatzwillen und seine Rolle als interner Motivator argumentieren kann. Doch auch hier gilt: Zwischen öffentlicher Wirkung und internem Preis-Leistungs-Verhältnis muss klar unterschieden werden. Drei Jahre Laufzeit, 1,8 Millionen Euro Jahresgehalt – das waren zuletzt die Rahmenbedingungen für einen neuen Selke-Vertrag. Summen und Laufzeiten, die sich der HSV in seiner aktuellen Situation schlichtweg nicht leisten kann – zumindest nicht verantwortungsvoll.
Dass Kuntz hier zögert oder bislang nicht zuschlägt, ist absolut nachvollziehbar. Sich parallel umzusehen, ist sogar zwingend. Denn der HSV ist kein Traditionsverein im Nostalgie-Modus, sondern ein Bundesligist, der in einem knallharten Wettbewerb steht. Jeder einzelne Posten im Kader – ob auf dem Feld, auf der Bank oder im Staff – muss unter dem Gesichtspunkt der sportlichen und wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit betrachtet werden. Auch dann, wenn ein Bereich aktuell gut besetzt scheint.
Das Maß zwischen Finanzierbarkeit und sportlichem Wert muss stimmen. Und daran müssen sich am Ende alle messen lassen – ob sie Horst Hrubesch, Davie Selke, Otto Stange oder Bilal Yalcinkaya heißen. Niemand steht über dem Prinzip Leistung. Stefan Kuntz scheint dieses Prinzip aktuell mit Überzeugung zu vertreten – und das ist ein starkes Signal.
Doch auch Kuntz selbst hat im vergangenen Jahr Fehler gemacht – und auch diese gehören auf den Prüfstand.
Marco Richter etwa galt als Wunschspieler des Sportvorstands und floppte maßlos. Auch die Maßnahme, im Winter rund fünf Millionen Euro in junge Spieler zu investieren, die dem HSV auf lange Sicht sportlichen und wirtschaftlichen Erfolg bringen sollten, scheiterte – zumindest kurzfristig. Unklar ist bislang, wer für die Sichtung und Entscheidung dieser Transfers verantwortlich war. Auch Sportdirektor Claus Costa muss in diesem Zusammenhang selbstverständlich mit einbezogen werden. Fakt ist aber: Stefan Kuntz entscheidet nicht nur operativ mit – er ist als Sportvorstand letztlich verantwortlich für alles Sportliche. Also auch für die Flops, die unter seiner Verantwortung eingekauft wurden.
Dass auch Kuntz selbst sich dem Leistungsprinzip stellen muss, steht außer Frage – aber das ist nicht seine Aufgabe, sondern die des Aufsichtsrats. Der wiederum muss in den kommenden Wochen gemeinsam mit dem Vorstand einen klaren Weg formulieren: kurzfristig den Klassenerhalt schaffen, langfristig den HSV in der Bundesliga etablieren – und zwar so, dass nachhaltiger sportlicher und wirtschaftlicher Erfolg möglich ist.
Dazu gehört, wie gesagt, das maximale Setzen auf Leistung. Und genau das tut Stefan Kuntz im Moment – erkennbar konsequent zum Glück…
In diesem Sinne, Euch allen einen schönen Länderspielabend mit meinem Lieblingsspieler Woltemade (hoffentlich in der Startelf!) gegen Portugal!
Die Vorfreude beim HSV kennt keine Grenzen. Sieben Jahre nach dem Abstieg ist der Club zurück in der Bundesliga – und das spürt man überall. Ob beim Empfang am Rathausmarkt oder in den Kommentarspalten unter Transfermeldungen: Die Fans können es kaum erwarten, dass endlich wieder Erstligafußball im Volksparkstadion gespielt wird. Ein besonders wichtiger Termin steht schon fest: Am 27. Juni veröffentlicht die DFL den Spielplan für die kommende Saison. Dann wird klar sein, wer der erste Gegner im Volkspark seit dem 12. Mai 2018 sein wird. Dass die Tickets für diese Partie innerhalb kürzester Zeit vergriffen sein werden, gilt als sicher – zumindest für alle, die keine Dauerkarte besitzen.
Preise für Dauerkarten veröffentlicht – Günstig bleibt günstig
Der HSV hat inzwischen die Preise für die neuen Dauerkarten bekannt gegeben. Während die günstigsten Kategorien stabil bleiben, werden die höherpreisigen Karten teurer. So steigt der Preis in Kategorie 1 (z. B. Ost/West Rang A/B) auf 880 Euro – ein Plus von 12,5 Prozent. In Kategorie 2 werden künftig 745 Euro fällig (15,3 Prozent mehr), und besonders deutlich fällt der Anstieg in Kategorie 3 aus: Die Plätze im C-Rang der Ost- und Westtribüne kosten künftig 592 Euro – 20 Prozent mehr als im Vorjahr.
Diese Anpassung folgt der neuen Preispolitik des HSV: Während günstige Tickets bewusst erschwinglich bleiben, sollen mittlere und teure Plätze moderat angepasst werden – ohne eine Preisobergrenze von 89 Euro pro Einzelticket zu überschreiten. Kinder-, Jugend-, Rollstuhl- und Sehbehindertenkarten bleiben ebenfalls preisstabil. Für Fans lohnt sich der Dauerkartenkauf weiterhin, denn im Einzelverkauf sind die Tickets deutlich teurer.
Dauerkarteninhaber haben noch bis zum 18. Juni ein Vorkaufsrecht auf ihre Plätze. Wer seine Karte bereits gekündigt hat, kann diese bis zum 13. Juni reaktivieren. Allerdings gilt erneut: Wer weniger als zwölf Heimspiele besucht, riskiert den Verlust seiner Dauerkarte für die kommende Saison – ein Szenario, das angesichts von Gegnern wie Bayern, Dortmund und Frankfurt für die meisten kaum denkbar ist.
Remberg kommt – HSV startet Mittelfeld-Umbruch
Auch sportlich gibt es Bewegung: Mit der Verpflichtung von Nicolai Remberg vom Bundesliga-Absteiger Holstein Kiel hat der HSV den ersten Neuzugang des Sommers präsentiert. Der 23-Jährige kommt für die festgeschriebene Ablösesumme von 2,4 Millionen Euro und soll im zentralen Mittelfeld eine tragende Rolle übernehmen. Remberg, ein robuster, laufstarker Sechser mit hoher Intensität, ist sowohl für die Sechs als auch für die defensive Acht eingeplant.
Vorstandschef Stefan Kuntz und Sportdirektor Claus Costa lobten den Neuzugang für seine Körperlichkeit und Belastungsresistenz. Für Remberg selbst bedeutet der Wechsel nach Hamburg die Chance auf eine neue Rolle – mit mehr Verantwortung im Spielaufbau. Klar ist aber auch: Remberg ist nur der Auftakt eines größeren personellen Umbruchs im Mittelfeld.
Veränderungen im Zentrum – wer geht, wer bleibt?
Die Personaldecke im Zentrum wird sich verändern. Ludovit Reis will den Verein verlassen, die Leihe von Adam Karabec endet, und auch bei Immanuel Pherai und Jonas Meffert ist die Zukunft offen. Gerade Meffert dürfte genau beobachten, wie seine Rolle nach Rembergs Ankunft neu bewertet wird.
Beim Thema Karabec bemüht sich der HSV derzeit um eine dauerhafte Verpflichtung – allerdings zu einem niedrigeren Preis als ursprünglich vereinbart. Die gute Beziehung zwischen Karabecs Berater Pavel Kuka und Stefan Kuntz könnte dabei helfen. Sollte Prag jedoch bei der Ablöse hart bleiben, droht ein größerer Einschnitt im Mittelfeld. Hinzu kommt: Ransford Königsdörffer, zuletzt als Achter eingesetzt, ist künftig fest im Sturm eingeplant.
Flexibel planen: Kuntz hält sich alle Optionen offen
Stefan Kuntz hatte zuletzt vier bis fünf Neuzugänge für die Startelf angekündigt – doch angesichts der dynamischen Kadersituation könnte diese Zahl durchaus steigen. Das Scouting-Team unter Sebastian Dirscherl ist darauf vorbereitet. Neu im Gespräch ist Mittelfeldspieler Tom Krauß vom 1. FSV Mainz 05. Der 23-Jährige stand zuletzt beim VfL Bochum unter Vertrag und weckt auch bei Köln und Bremen Interesse. Sollte der HSV ernst machen, müsste er eine hohe Ablöse zahlen – der Marktwert liegt bei rund vier Millionen Euro.
Elfadli überzeugt – aber auf ungewohnter Position
Ein weiterer Faktor im Umbruch ist Daniel Elfadli. Eigentlich als defensiver Mittelfeldspieler verpflichtet, wurde er unter Merlin Polzin in der Innenverteidigung gebraucht – und überzeugte dort so sehr, dass sogar Kapitän Sebastian Schonlau seinen Stammplatz verlor. Nur wenn mehrere neue Abwehrspieler kommen, könnte er wieder ins Mittelfeld zurückrücken. Der HSV steht vor einem zentralen Personalpuzzle – und eine der entscheidendsten Figuren dabei ist Daniel Elfadli. Nach einer starken Rückrunde als Innenverteidiger ist es jetzt an der Zeit, ihn wieder dorthin zu stellen, wo er sein gesamtes Potenzial entfalten kann: ins defensive Mittelfeld.
Elfadli bringt genau die Qualitäten mit, die dem HSV in der Zentrale zuletzt oft gefehlt haben. Er ist kompromisslos im Zweikampf, aggressiv im Anlaufen und besitzt den Mut, mit Dynamik und Tempo den Weg nach vorn zu suchen. All das macht ihn zum perfekten Gegenpart für Neuzugang Nicolai Remberg – gemeinsam könnten die beiden im zentral-defensiven Mittelfeld ein echtes Bollwerk bilden.
Im Vergleich dazu wirkt Jonas Meffert im direkten Duell oft zu kontrolliert, zu vorsichtig – seine Qualitäten liegen im Stellungsspiel, in der Passsicherheit, nicht im Umschaltmoment. Als Backup ist Meffert hier Luxus, als Dauerlösung hingegen fehlt ihm die körperliche Wucht und vertikale Zielstrebigkeit, die beispielsweise ein Elfadli mitbringt.
Damit diese Konstellation auf Dauer funktioniert, muss eine entscheidende Voraussetzung erfüllt sein: Elfadli darf nicht mehr in der Innenverteidigung aushelfen müssen. Genau das ist die Hausaufgabe für Sportdirektor Claus Costa und Vorstandschef Stefan Kuntz in dieser Transferphase. Der HSV muss seine Abwehr so breit und stark aufstellen, dass Elfadli dauerhaft im Mittelfeld bleiben kann – dort, wo er das Spiel prägt und stabilisiert. Dass er es kann, hat er oft genug bewiesen. Jetzt ist es an der sportlichen Führung, ihm diese Rolle auch zu ermöglichen.
Leihspieler kehren zurück – doch kaum einer bleibt
Rund 30 Spieler stehen aktuell beim HSV unter Vertrag – darunter auch fünf Leihspieler, die im Sommer zurückkehren: Lucas Perrin, Anssi Suhonen, Guilherme Ramos, András Németh und Tom Sanne. Wirklich empfohlen hat sich jedoch kaum einer.
Németh konnte sich in Münster nicht entscheidend durchsetzen und dürfte den HSV Richtung Ungarn verlassen. Auch Perrin steht vor dem Absprung. Der Franzose überzeugte bei Cercle Brügge und wird unter anderem von AJ Auxerre umworben – der HSV darf hier mit geringen Einnahmen rechnen. Suhonen, Sanne und Ramos stehen dagegen vor unklaren Perspektiven. Gerade Suhonen konnte in Regensburg keine Akzente setzen, Sanne kam in der niederländischen Zweiten Liga nur sporadisch zum Einsatz.
Fazit: Die Spannung steigt – sportlich wie organisatorisch
Während der HSV im Hintergrund an Transfers und Kaderstruktur feilt, blicken die Fans mit Vorfreude auf die Rückkehr in die Bundesliga. Die Euphorie ist riesig – und mit jeder offiziellen Neuigkeit wächst sie weiter. Noch ist offen, wie sich der Kader letztlich zusammensetzt. Klar ist aber: Der HSV will nicht nur zurück in die Bundesliga – sondern dort auch bleiben. Und dafür muss er noch sehr viel tun. Was genau, das bespreche ich morgen mit unserem Chefanalysten Mats Beckmann von createfootball.com im zweiten Teil des Saisonrück- und Saisonausblickes. Dabei werden auch einige interessante Namen für den HSV genannt, die bislang so noch nicht öffentlich gehandelt wurden.
Die Sommerpause bedeutet für viele Fans vor allem eines: Warten auf die neue Bundesligasaison. Ganz besonders trifft das auf den HSV zu, der nach sieben Jahren endlich wieder in der höchsten deutschen Spielklasse aufläuft. Die DFL hat nun bekanntgegeben, dass die Spielpläne für die Saison 2025/26 am 27. Juni veröffentlicht werden. Klar ist schon jetzt: Die Erste Liga startet vom 22. bis 24. August, während die Zweite Liga bereits am 1. August beginnt. Für den HSV endet die Saison regulär am 16. Mai. Mögliche Relegationsspiele – dann hoffentlich wieder ohne HSV-Beteiligung – würden am 21. und 25. Mai 2026 stattfinden.
Neues Stadion für den HSV: Die große Vision neben dem Volkspark
Während sportlich der Fokus auf dem Klassenerhalt liegt, passiert auch abseits des Rasens Historisches. Hamburgs Sport- und Innensenator Andy Grote (SPD) stellte am Wochenende ein spektakuläres Vorhaben vor: Neben dem Volksparkstadion soll auf dem Parkplatz Rot ein neues Leichtathletikstadion entstehen, das später zur neuen Heimat des HSV umgebaut werden soll. Der ursprüngliche Plan war, im Rahmen der Olympiabewerbung 2036, 2040 oder 2044 einen temporären Schwimmwettbewerbs-Pool im Volksparkstadion zu errichten. Doch bei Gesprächen zwischen Club und Stadt wurde schnell klar: Der HSV braucht langfristig ein neues Stadion.
„Es ist zu befürchten, dass die Instandhaltungskosten in den 2040er-Jahren die Kosten eines Neubaus deutlich übersteigen würden“, erklärte HSV-Vorstand Eric Huwer. Die neue Arena soll zunächst Platz für 60.000 Zuschauer bieten, nach Olympia könnte die Kapazität durch den Umbau in ein reines Fußballstadion auf 70.000 erhöht werden. Bereits jetzt stößt der Volkspark mit 57.000 Plätzen an seine Grenzen – beim letzten Heimspiel der Zweitliga-Saison gegen Ulm (6:1) hätten über 100.000 Fans Karten kaufen wollen.
Die Finanzierung ist noch offen, fest steht jedoch: Die Stadt wird das Stadion nicht verschenken. Der HSV möchte langfristig wieder Eigentümer sein und nicht – wie etwa Hertha BSC in Berlin – Mieter eines städtischen Stadions werden. Auch eine Rücknutzung oder ein Rückbau des aktuellen Volksparkstadions ist Teil der Diskussionen, die der HSV zeitnah mit seinen Mitgliedern führen will. Ein mögliches Forum: die Mitgliederversammlung am 21. Juni.
Stürmersuche auf Mallorca: Selkes Zukunft offen – HSV denkt um
Während sich die Führungsetage des HSV in einem mehrtägigen Workshop auf Mallorca traf, wurde auch intensiv an der Kaderplanung gearbeitet. Besonders im Fokus: die Stürmerfrage. Davie Selke, Toptorjäger und emotionaler Leader beim Aufstieg, steht vor dem Absprung. Sein Vertrag läuft zum Monatsende aus, eine Verlängerung ist trotz monatelanger Gespräche noch nicht zustande gekommen. Beide Seiten einigten sich im Frühjahr lediglich darauf, die Verlängerungsklausel zu streichen – Selke kann somit ablösefrei wechseln.
Seine starke Saison mit 22 Toren blieb international nicht unbemerkt. Premier-League-Clubs wie West Ham, Fulham und Leeds United sollen laut „Express Sport“ Interesse zeigen, mit Leeds soll es bereits Gespräche gegeben haben. Lange galt auch Selkes Ex-Club RB Leipzig als möglicher Kandidat, doch nach Informationen des Hamburger Abendblattsdementierte die Leipziger Clubführung diese Gerüchte energisch und glaubhaft. Vielmehr wirken solche Meldungen wie der Versuch, den Spieler auf dem Transfermarkt zu positionieren.
Ein Ersatz für Selke wird bereits gesucht. Anders als die klassischen Zielspieler Selke und Glatzel soll der neue Angreifer beweglicher, schneller und konterstärker sein – angepasst an das Spielprofil der Bundesliga, in der der HSV weniger dominant agieren wird. Auf der Wunschliste stehen unter anderem Rayan Philippe (24, Eintracht Braunschweig) und Ibrahim Diabate (25, GAIS Göteborg). Beide bringen Tempo, Technik und Vielseitigkeit mit – und sind deutlich andere Spielertypen als Selke.
Diabate und Philippe: Zwei spannende Optionen mit Bundesliga-Potenzial
Rayan Philippe beeindruckte in der vergangenen Zweitligasaison nicht nur mit 13 Toren und sechs Vorlagen – drei davon gegen den HSV -, sondern auch mit seiner Schnelligkeit (über 36 km/h Top-Speed) und Zielstrebigkeit. Die Konkurrenz ist allerdings groß: Frankfurt, Köln, Union Berlin, Bremen und auch St. Pauli zeigen Interesse. Eine Ablöse zwischen 2,5 und 3 Millionen Euro steht im Raum. Trotz begrenzter Mittel ist der HSV nicht chancenlos – Philippe zeigte sich bei den Gastspielen im Volkspark durchaus angetan von der Atmosphäre.
Auch Ibrahim Diabate, aktuell in der schwedischen Allsvenskan aktiv, weckt Interesse. Der 1,85 Meter große Mittelstürmer hat eine bewegte Karriere hinter sich, spielte unter anderem für die zweiten Mannschaften von Mallorca, Sevilla und Atlético Madrid. In der laufenden Saison traf er in zwölf Spielen neunmal. Sein Vertrag in Göteborg läuft bis 2028, die Ablöseforderung liegt bei rund 3 Millionen Euro. Neben dem HSV soll auch der SC Heerenveen Interesse haben.
Diskussion um Selke-Abgang: Ein logischer Schritt für den HSV
Angesichts dieser Entwicklungen stellt sich die Frage: Kriegt Selke deshalb keinen neuen Vertrag beim HSV? Die Antwort liegt weniger in fehlender Wertschätzung als in strategischer Weitsicht. Selkes Verdienste um den Aufstieg sind unbestritten – 22 Tore, Präsenz, Führung. Doch der HSV steht nun vor völlig neuen Herausforderungen. In der Bundesliga wird das Team weniger Ballbesitz haben, häufiger kontern müssen, defensiver agieren. Dafür braucht es andere Spielertypen.
Selke und Glatzel sind sich in ihren Stärken zu ähnlich. Die Aufstellung beider gemeinsam wäre taktisch schwer umsetzbar. Und für eine Joker-Rolle ist Selkes Gehalt schlicht zu hoch. Die Trennung zum 30. Juni ist daher nicht nur nachvollziehbar, sondern könnte auch sehr sinnvoll sein. Emotional schwierig, sportlich jedoch notwendig.
Diese Diskussion führen wir aktuell auch hier im Blog mit unserem Profi-Analysten Mats Beckmann von createfootball.com. Das eingebettete Video analysiert in Teil 1 detailliert die Stärken und Schwächen des Kaders, beleuchtet, wo der HSV für die Bundesliga nachrüsten muss und welche Spielertypen ins neue Anforderungsprofil passen. Wer die Entscheidung rund um Selke verstehen will, sollte sich diese Analyse auf keinen Fall entgehen lassen. Wer noch mehr über Transfers in dieser Sommerpause hören will und dabei nicht nur den HSV im Blick hat, den könnte Mats‘ Seite interessieren!
Fazit: Viel Bewegung, viele Fragen – aber auch viel Zukunft
Der HSV steht an einem entscheidenden Punkt seiner Entwicklung – sportlich wie strukturell. Der Bundesligaaufstieg ist geglückt, die Kaderplanung schreitet voran, und mit dem möglichen Stadionneubau werden auch infrastrukturell Weichen für die Zukunft gestellt. Die kommenden Wochen und Monate werden zeigen, ob die neue strategische Ausrichtung Früchte trägt. Eines ist jedoch klar: Der HSV denkt groß, ohne sich dabei wieder in zu teure Spieler zu verrennen. Allein das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass der HSV nicht nur in der Ersten Liga spielt, sondern endlich auch wieder erstklassig wird.
Beim HSV dreht sich derzeit alles um die nähere Zukunft – sportlich wie personell. Nachdem Trainer Merlin Polzin mit seinem Team den lang ersehnten Aufstieg in die Bundesliga endlich perfekt gemacht haben, laufen im Volkspark die Planungen für die neue Saison auf Hochtouren. Dabei kristallisieren sich für den Moment zwei zentrale Themen heraus: der mögliche Verbleib von Top-Torjäger Davie Selke und der gezielte Umbau des Kaders, um in der Bundesliga konkurrenzfähig zu sein.
Eines der größten Gesprächsthemen bleibt der auslaufende Vertrag von Davie Selke. Der 30-jährige Angreifer war mit seinen Toren maßgeblich am Aufstieg beteiligt – nun wollen ihn die HSV-Verantwortlichen unbedingt halten. Bislang konnten sich beide Seiten jedoch nicht auf eine Verlängerung einigen. Während Sportvorstand Stefan Kuntz daran arbeitet, Selke ein attraktives Angebot zu unterbreiten, wächst der Druck: Laut SportBild und Sky denkt der Stürmer mittlerweile auch über einen Abschied nach.
Davie Selke: Die Schlüsselfrage des Sommers
Interessant hierbei: Ex-HSV-Trainer Steffen Baumgart, inzwischen in der Ersten Liga bei Union Berlin tätig, zeigt offenbar großes Interesse an Selke. Baumgart kennt den Torjäger gut, holte ihn bereits nach Köln und später zum HSV. Nun könnten die Berliner zur ernsthaften Konkurrenz werden. Der HSV soll Selke bislang einen Zweijahresvertrag mit Option auf ein drittes Jahr angeboten haben. Die Spielerseite fordert jedoch ein Dreijahrespaket mit einem Jahresgehalt von 1,8 Millionen Euro.
Möglicherweise muss Hamburg sein Angebot nachbessern, um seinen Toptorjäger zu halten – was ich nicht sehe. Im Gegenteil: Ich würde – wie bereits geschrieben – die Haltung von Sportvorstand Stefan Kuntz unterstreichen und dabei bleiben, endlich ein angemessenes Gehaltsniveau bei leistungsbezogenen Verträgen zu schaffen. Gesagt haben das bis heute schon viele – um nicht „alle“ zu sagen – aber geschafft wurde es nicht. Fakt ist aber, dass man alles, was man jetzt einmal preislich nach oben zulässt, gegen den HSV verwendet wird in kommenden Verhandlungen.
Kaderplanung läuft auf Hochtouren
Trotz des schwelenden Themas Selke arbeiten die Verantwortlichen akribisch am Kader für die Bundesliga. Und dabei gibt es einige Gerüchte, die ich hier einmal aufgreufen möchte, und über die ich mit unserem Chefanalysten Mats sprechen werde, sobald dieser wieder fit ist.
Ein vielversprechender Neuzugang könnte Matija Frigan werden. Der 22-jährige Kroate vom belgischen Klub KVC Westerlo hat laut Transferexperte Sacha Tavolieri ein offizielles Angebot aus Hamburg vorliegen. In der abgelaufenen Saison erzielte der U21-Nationalspieler in 41 Pflichtspielen 14 Tore und bereitete vier weitere vor. Sein Marktwert liegt bei fünf Millionen Euro, sein Vertrag läuft noch bis 2028. Frigan soll einem Wechsel nach Hamburg offen gegenüberstehen.
Ein weiterer potenzieller Neuzugang ist Nicolai Remberg von Bundesliga-Absteiger Holstein Kiel. Der 24-jährige Mittelfeldspieler, der als möglicher Nachfolger von Ludovit Reis gehandelt wird, könnte dank einer Ausstiegsklausel für 2,4 Millionen Euro zu haben sein. Auch wenn Konkurrenz aus Mainz, Augsburg und Berlin droht, sollen bereits Gespräche mit dem HSV stattgefunden haben. Remberg wäre eine wichtige Verstärkung für das zentrale Mittelfeld, besonders im Hinblick auf die Bundesliga-Herausforderungen.
Emotionale Abschiede und neue Wege
Neben möglichen Neuzugängen stehen auch einige Abgänge fest. So haben sich Valon Zumberi und Adedire Mebude vom Verein verabschiedet. Zumberis Zukunft ist noch offen, Mebude kehrt nach einem völlig missglückten Ausflug zum HSV wieder zu seinem Stammverein KVC Westerlo zurück. Auch die Leihe von Marco Richter endet. Der 27-Jährige, der von Mainz 05 kam, konnte sich sportlich nicht wie gewünscht durchsetzen, hinterlässt aber menschlich einen bleibenden Eindruck.
Richter zeigte sich trotz schwieriger Saisonverläufe tief verbunden mit dem Verein. Emotional äußerte er sich nach dem 6:1 gegen Ulm, das den Aufstieg sicherte, voller Dankbarkeit: „Ich liebe jeden einzelnen“, sagte er, „so etwas erlebt man nur einmal.“ Auch wenn er mit nur einem Tor und zwei Vorlagen in 28 Einsätzen unter den Erwartungen blieb, zeigte sich Richter im Aufstiegsmoment überglücklich. In einem letzten Statement betonte er erneut: „Ich habe alle ins Herz geschlossen.“
Marco Richter war in der abgelaufenen Saison sportlich nicht der erhoffte Unterschiedsspieler, das ist unbestritten. Weder das Trainerteam noch der Spieler selbst würden daran einen Zweifel lassen. Umso bemerkenswerter ist es, dass Richter dennoch immer wieder Einsätze bekam. Der Grund dafür liegt im Ideal, das das Trainerteam des HSV verfolgt – und in dem Richter trotz sportlicher Schwächen seinen festen Platz fand.
Denn es ging nicht nur um Tore, Vorlagen und Startelfeinsätze. Es ging auch um Haltung, Teamgeist und die Fähigkeit, eine Gruppe zu stabilisieren. Richter war einer, der sich voll einbrachte – nicht nur außerhalb des Platzes, sondern auch im Training, in der Kabine und im alltäglichen Miteinander. Gerade in der heißen Phase der Saison war er ein wichtiger Stabilisator, ein emotionaler Mitreißer, der durch seine Integrität und seinen Einsatzwillen überzeugte.
Fakt ist: Richter half mit, die Homogenität innerhalb des Teams zu erhalten und sogar zu stärken – ein Wert, der in einer langen, kräftezehrenden Saison oft über Aufstieg oder Scheitern entscheidet. Seine emotionalen Abschiedsworte waren keine Floskel, sondern Ausdruck echter Verbundenheit und Teilhabe. Das, was er über die Mannschaft sagte – dass er jeden einzelnen liebe – ist nicht nur schön formuliert, sondern bringt auf den Punkt, wie sehr er selbst vom Zusammenhalt profitierte. Und wie sehr er gleichzeitig dazu beitrug, dass dieser Zusammenhalt bestehen blieb.
So wurde Richter trotz sportlich durchwachsener Bilanz zu einem Baustein des Aufstiegs. Vielleicht nicht durch Tore, aber durch Haltung.
Rückkehrer mit unklarer Zukunft: Perrin und Poreba
Zwei weitere Personalien werfen derweil Fragen auf: Lucas Perrin und Lukasz Poreba. Beide hatten in der abgelaufenen Saison eher kleine Rollen gespielt. Perrin in der Hinrunde beim HSV, in der Rückrunde dann bei Cercle Brügge. Trotz ordentlicher Leistungen in Belgien wird der Klub die Kaufoption von rund einer Million Euro nicht ziehen. Perrin will nach eigener Aussage nach Hamburg zurückkehren und um einen Platz im Bundesliga-Kader kämpfen. Und es ist mehr als wahrscheinlich, dass er das nicht schaffen wird. Auch deshalb rechnen alle damit, dass der HSV dem Franzosen einen Wechsel nahelegen wird.
Auch Lukasz Poreba steht vor einer ungewissen Zukunft. Zwar konnte er in den entscheidenden Spielen gegen Nürnberg und Ulm überzeugen, über die gesamte Saison hinweg kam der Mittelfeldspieler aber zu wenig Einsatzzeit. Poreba, der bis 2027 unter Vertrag steht, könnte bei einem passenden Angebot wechseln – entweder per Leihe oder dauerhaft. Allerdings ist bei ihm ein Verbleib nicht ausgeschlossen – und wäre dann auch nicht ungewollt von HSV-Seite.
Millionen-Talente unter Beobachtung: Soumahoro und Rössing-Lelesiit
Große Hoffnungen ruhen auf den beiden Winter-Neuzugängen Aboubaka Soumahoro (20) und Alexander Rössing-Lelesiit (18). Beide wurden mit hohen Erwartungen verpflichtet – gemeinsam kosteten sie rund fünf Millionen Euro. Irre viel Geld, und das zu einem sehr überraschenden Zeitpunkt. Und das komplett ohne Ertrag bislang. Verletzungsbedingt konnte Soumahoro bislang noch nicht eingreifen. Nach einem Sehnenriss im ersten Training arbeitete er sich in der Reha zurück und soll zur neuen Saison voll angreifen. Der französische U20-Nationalspieler wird am 2. Juli ins Mannschaftstraining einsteigen. Dann entscheidet sich, ob er den erhofften Sprung in die Bundesliga-Abwehr schafft.
Ähnlich stockend ist die Entwicklung von Flügeltalent Rössing-Lelesiit. Der Norweger nimmt an der U19-EM teil und bekommt dort wichtige Spielpraxis auf internationalem Niveau. In der Rückrunde kam er beim HSV immerhin zu zwei (geschenkten) Kurzeinsätzen. Der Verein setzt auf seine Entwicklung. Und das mit dem klaren Plan, ihn über Trainingsleistungen an den Profikader heranzuführen. Doch angesichts der gezahlten Ablösesummen stehen beide Talente in einem Fokus, dem sie nicht gerecht werden. Wobei die daraus resultierende Kritik ganz klar an die Verantwortlichen beim HSV zu richten ist.
Fazit: Der HSV steht vor einem spannenden Sommer – mit Gefahren, aber auch enormem Potenzial
Die Weichen für eine erfolgreiche Bundesliga-Rückkehr müssen in diesen Wochen gestellt werden. Riskante Manöver wie im Winter kann sich der HSV nicht noch mal erlauben. Ob mit dem Verbleib von Davie Selke ein wichtiges Signal gesendet werden kann, hängt von der Kompromissbereitschaft beider Seiten ab. Gleichzeitig müssen die Verantwortlichen ein konkurrenzfähiges Team für die höchste Spielklasse aufbauen – mit gezielten Transfers, gern auch vielversprechenden Talenten, aber immer klaren Entscheidungen in Personalfragen. Es ist ein Sommer des Wandels, von dem wieder sehr viel abhängt. Mit vielen offenen Fragen, aber auch enormem Potenzial für eine erfolgreiche Zukunft.
Als der HSV in der Aufstiegsnacht bislang Ungeahntes im Volksparkstadion ablieferte, war er mittendrin. Auch für ihn war es nach eigener Aussage ein unvergesslicher Moment. Und mitten in diesem tosenden Jubel mit zigtausend Fans vor einer zerstörten HSV-Ersatzbank entstand ein ganz besonderes Foto: Mario und Luka Vuskovic Arm in Arm, beide sichtbar ergriffen vom Moment. Es war Lukas erster Besuch im Stadion – und der Beginn eines Wunsches: Auch er will eines Tages das HSV-Trikot tragen.
So, wie sein Bruder. Luka Vuskovic, 18 Jahre jung und Bruder des wegen Dopings gesperrten Mario Vuskovic, gehört seit Sommer offiziell zu Tottenham Hotspur. Elf Millionen Euro zahlten die Engländer für das Abwehrtalent, das in der abgelaufenen Saison an den belgischen Klub Westerlo verliehen war. Dort entwickelte sich Luka zu einem der besten Innenverteidiger der Liga – mit beeindruckenden sieben Toren in 28 Spielen, einer Passquote von 86 Prozent und überragendem Kopfballspiel. Technisch stark, taktisch clever – gegen Brügge traf er sogar per Seitfallzieher. Sein Bruder Mario ist überzeugt: „Luka konnte Dinge am Ball, die ich in seinem Alter nicht konnte.“
Auch Kroatiens Nationaltrainer Zlatko Dalic wurde aufmerksam und nominierte Luka jüngst für den A-Kader. Sollte er in einem der kommenden Länderspiele zum Einsatz kommen, wäre er der jüngste Verteidiger in der Geschichte der kroatischen A-Auswahl. Sein Marktwert liegt bereits bei zwölf Millionen Euro – Tendenz steigend.
Mario Vuskovic feiert mit einem Fan den HSV-Aufstieg! Kommt jetzt auch sein Bruder zum HSV?
Doch was bedeutet das für den HSV? Luka Vuskovic hat nach seinem Stadionbesuch öffentlich signalisiert: Wenn Tottenham ihn verleiht, will er nach Hamburg. Der HSV weiß um dieses Interesse – und auch die Verantwortlichen wären einer Verpflichtung nicht abgeneigt. Doch die Entscheidung liegt bei den Spurs. Ob Luka sich trotz Champions-League-Teilnahme bei Tottenham durchsetzen kann, ist offen. Klar ist: Beim HSV hätte er beste Chancen auf Einsatzzeit – und einen Club, der ihn und seine Familie bereits in schwierigen Zeiten unterstützt hat.
Parallel droht dem HSV ein schwerer Verlust: Ludovit Reis steht vor dem Absprung. Trotz aller Aufstiegseuphorie soll der 24-Jährige dem HSV-Sportvorstand Stefan Kuntz seinen Wechselwunsch bereits mitgeteilt haben. Der FC Brügge ist interessiert, ein Vierjahresvertrag soll bereits vereinbart sein. Die erste Offerte über drei Millionen Euro wurde bereits abgelehnt. Reis selbst hat sich im Gespräch mit Kuntz klar geäußert: Er will weg.
Reis sieht seine Zukunft offenbar nicht mehr beim HSV. Nach dem Gespräch mit Sportvorstand Stefan Kuntz suchte er auch den direkten Austausch mit Sportdirektor Claus Costa (40) – ein Treffen, das laut Berichten sehr emotional verlaufen sein soll. Zwar betonen die HSV-Verantwortlichen, dass sie ihn halten wollen und auch nicht auf eine Ablöse angewiesen seien – zumal Ex-Klub Barcelona mitverdienen würde –, doch der Spieler beharrt offenbar darauf: Er hat andere Pläne.
In internen Runden gilt Reis als einer der wenigen im Kader, die das volle Bundesliga-Niveau mitbringen. Ebenso wie Ransford Yeboah Königsdörffer, der ebenfalls nur noch bis 2026 gebunden ist. Und auch mit dem Angreifer möchte der HSV verlängern. Nach dem Urlaub sollen die Gespräche intensiviert werden.
Ludovit Reis,im Gespräch mit Trainer Merlin , damals im Kurz-Trainingslager auf Mallorca. Inzwischen hat er seinen Wechselwunsch hinterlegt.
Tom und ich haben uns zum Thema Ludovit Reis auch unsere Gedanken gemacht und in Kommentare gefasst. Tom beginnt:
‚Reis‘ende soll man nicht aufhalten: Eine Frage der Identität
Ludovit Reis will weg! In einem persönlichen Gespräch hat er seinen Wechselwunsch bei Sportvorstand Stefan Kuntz hinterlegt. Viele HSVer wünschen sich, dass Reis bleibt, ich bin allerdings der Meinung, dass die einzig richtige Entscheidung ein Transfer des Holländers ist.
Der Vertrag des Mittelfeldmotors läuft im Sommer 2026 aus, es gab bereits letztes Jahr Gerüchte über einen Wechsel nach Freiburg. Reis blieb allerdings und bekannte sich zum HSV. Fest steht also, dass er den HSV nicht verließ, feststeht aber auch, dass es niemals ein konkretes Angebot aus dem Breisgau gab. Wie sehr Reis vom HSV wirklich überzeugt war, bleibt also diskutabel. Nun ist die Situation aber eine andere, denn Club Brügge hat sich, wie es heißt, mit Ludovit Reis über einen Vierjahresvertrag geeinigt und dem HSV ein erstes Angebot über drei Millionen Euro gemacht.
Die Zeitspanne zwischen der Nachricht des Wechselwunsches und des konkreten Angebots aus Belgien (beides am selben Tag) lässt darauf schließen, dass beide Parteien schon länger in Kontakt stehen.
Ludovit Reis scheint also nicht 1887 % vom „Hamburger Weg“ überzeugt zu sein. Und da kommen wir zum Punkt. Der HSV hat nach dem Aufstieg in die Bundesliga ein hartes Stück Arbeit vor sich. Der Klassenerhalt in der Bundesliga wird trotz der doch guten Voraussetzungen am Volkspark eine Herausforderung. Und dieser Aufgabe ist der HSV nur gewachsen, wenn alle im Verein mit voller Überzeugung hinter dem Konzept und dessen Ausführung stehen. Ein Spieler, der Gefahr laufen könnte, für sich selbst zu spielen, ist dort fehl am Platz. Denn sollte man Reis nicht abgeben, gibt es zwei Optionen:
– Reis geht nächstes Jahr ablösefrei. – Reis erhält einen neuen Vertrag, in dem er ein übermäßiges Gehalt bekommt.
Beide Optionen stehen m. M. n. im Gegensatz zur aktuellen Vereinskultur und erinnern an frühere Zeiten, in denen viel falsch lief. In den letzten Jahren vor dem Abstieg 2018 war es quasi Normalität, dass ein mittelmäßiger Bundesliga-Kicker für eine übermäßige Summe in Hamburg unterschrieb. Preis-Leistung konnte man die meisten Transfers mit einer glatten 6 bewerten. Dieses Vorgehen hat sich allerdings nach der Verpflichtung von Jonas Boldt als Sportchef (2019–2024) rapide geändert. Der HSV kam mit klugen Transfers wie z. B. Ludovit Reis selbst um die Ecke, und auch bei Vertragsverlängerungen wurde darauf geachtet, dass die Gehaltsstrukturen nicht kaputtgemacht werden. Dieser Weg sollte m. M. n. weitergegangen werden und schließt somit eine Verlängerung von Reis indirekt aus. Finanziell gesehen ist es dann naheliegend, „Ludo“ in diesem Sommer zu verkaufen. Da der FC Barcelona durch eine Klausel 25 % des Transfererlöses bekommt, muss Sportvorstand Stefan Kuntz nun also möglichst viel Geld heraushandeln, um adäquaten Ersatz zu finden. Meine Wunschvorstellung wären hier 4,5 bis 5 Millionen Euro. Ein Ersatzkandidat wäre bei mir Isak Bergmann Johannesson (Marktwert: 7 Mio.), der laut Transfermarkt eine Ausstiegsklausel i. H. v. 5,5 Millionen Euro hat.
Abschließend sei hier noch einmal gesagt, dass ich es Ludovit Reis in keinem Falle übelnehme, dass er Hamburg verlassen möchte. Er hat einen großen Anteil am Aufstieg und hat mit seiner Energie auch die Identität des HSV geprägt. Dafür wird er in Hamburg und von mir immer Dankbarkeit erfahren. Ich sehe jedoch einen positiven Weg, den der HSV in den letzten Jahren gemacht hat, und denke, dass ein Reis-Verbleib diesen Weg kreuzt.
Tom Hartmann’s Kommentar zur Causa Reis
Und auch ich habe eine Meinung zum Thema Reis:
Der HSV darf sich auf dem Transfermarkt nicht länger unter Wert verkaufen
Es ist ein altbekanntes Phänomen rund um den HSV: Spieler, die den Club verlassen, erzielen auf dem Markt oft deutlich weniger als vergleichbare Spieler anderer Vereine. Ein aktuelles Beispiel ist Ludovit Reis. Der zentrale Mittelfeldspieler hat sich beim HSV über mehrere Jahre zum Stammspieler und Leistungsträger entwickelt. Gerade in der Rückrunde der Aufstiegssaison war er einer der Schlüsselspieler. Und trotzdem wird über eine Ablöse von lediglich drei Millionen Euro diskutiert. Gleichzeitig bemüht sich der HSV um Leo Scienza vom 1. FC Heidenheim – ein talentierter Spieler, ohne Frage, aber mit nur einer starken Saison in der Bundesliga. Reis hingegen spielte bislang ausschließlich in der 2. Liga.
Wichtig ist aber auch: Scienza hat sich in der Bundesliga bewiesen, Reis „nur“ im oberen Zweitliga-Niveau. Das eine ist nicht zwingend mehr wert als das andere – aber es zeigt, dass der HSV bei der Bewertung seiner Spieler selbstbewusst auftreten muss.
Ein weiterer Punkt ist die sportliche Planbarkeit: Ludovit Reis ist in Hamburg voll integriert, hat seine Rolle im Team gefunden, kennt das Umfeld und funktioniert. Scienza mag alle Anlagen mitbringen, um in der Bundesliga eine tragende Rolle zu spielen – keine Frage. Aber er wäre nicht der erste talentierte Spieler, der mit großen Vorschusslorbeeren zum HSV kommt und hier eben nicht funktioniert – zumindest nicht so, wie er es vorher oder später bei anderen Vereinen getan hat. Daher gilt: Der HSV muss sportliche Planbarkeit und wirtschaftliche Sinnhaftigkeit gegeneinander abwägen. Und wenn man sich entscheidet, Ludovit Reis abzugeben, dann darf das nur passieren, wenn am Ende ein klarer Mehrwert entsteht – sportlich wie finanziell. Dieser Mehrwert kann nur bedeuten, dass man für Reis mehr Geld erlöst, als man für Scienza ausgibt.
An dieser Stelle ist die Haltung von Sportvorstand Stefan Kuntz absolut richtig und zu unterstützen. Er hat klargemacht, dass man keine Not habe, Spieler abzugeben, und dass man sehr genau hinschauen müsse, welche Spieler tatsächlich bundesligatauglich sind – und welche eben nicht. Entscheidend ist dabei vor allem: Der HSV kann nur dann Spieler wie Ludovit Reis abgeben, wenn sie mindestens gleichwertig oder – besser noch – übertroffen werden. Und zwar nicht nur auf dem Papier, sondern realistisch im Spielbetrieb.
Ein 1:1-Tausch bringt nichts. Denn selbst ein gleichwertiger Ersatz braucht oft Zeit zur Integration. Das ist ein Risiko, das man nur eingehen sollte, wenn der Transfer darüber hinaus weiteren sportlichen oder finanziellen Spielraum schafft. Heißt konkret: Der Ertrag muss es dem HSV ermöglichen, mehr als nur eine Position hochwertig zu besetzen.
Ansonsten bleibt nur zu sagen: Der HSV muss tun, was Kuntz zuletzt immer wieder angekündigt hat – hart bleiben und hart verhandeln. Bei Selke, bei Reis – bei allen. Zumal genau das in den vergangenen Jahren nicht unbedingt eine Stärke dieses Clubs war.
Scholle’s Kommentar zur Causa Reis
Aber was meint Ihr? Wie seht Ihr diese Situation? Sollte der HSV Reis mit allen Mitteln behalten? Oder ob seines Wechselwunsches besser verkaufen und auf einen neuen Spieler setzen, der zum HSV will? Schreibt es mal in die Kommentare!
Fakt ist, dass der HSV auch extern aktiv auf Spielersuche ist. Die Kaderplanungen für die Bundesliga müssen allerdings auch auf Hochtouren laufen, weil man den Kader stark umbauen MUSS. Hierbei unter anderem im Fokus: Leo Scienza vom 1. FC Heidenheim. Ein HSV-Scout war beim Relegations-Hinspiel gegen Elversberg vor Ort und zeigte sich angetan. Scienza steht noch bis 2027 in Heidenheim unter Vertrag, sein Marktwert liegt bei rund drei Millionen Euro. Der HSV arbeitet bereits an einem konkreten Angebot – musste aber noch abwarten, ob Heidenheim in der Liga bleibt.
Sehr guter Mann, wie ich finde: Standardspezialist Leo Scienza (r.) vom 1. FC Heidenheim steht beim HSV hoch im Kurs
Auch Jordan Torunarigha steht auf dem Zettel. Der Innenverteidiger hat seinen Abschied von KAA Gent verkündet und spricht offen von einer neuen Herausforderung. Neben dem HSV zeigt auch der 1. FC Köln Interesse. Sein Marktwert liegt bei 4,5 Millionen Euro.
Möglicherweise darf sich der HSV zudem über unverhofftes Geld freuen. Jonathan Tah steht kurz vor einem Wechsel zum FC Bayern – und da sein Vertrag erst zum 30. Juni ausläuft, könnte bei einem vorzeitigen Transfer eine Ablöse fällig werden. Dank einer Weiterverkaufsklausel würde der HSV bei jeder Summe oberhalb von 7,5 Millionen Euro zehn Prozent erhalten. Der Kicker spekuliert über einen mittleren einstelligen Millionenbetrag.
Und dann ist da noch das Thema Präsidentenwahl: Felix Magath wollte kandidieren, wurde jedoch vom HSV-Beirat abgelehnt. Eine Entscheidung, die polarisiert. Magath selbst spricht von einer „politischen Entscheidung“, äußerte sein Unverständnis öffentlich im NDR-„Sportclub“: „Ich war baff und erstaunt, wusste nicht, was ich damit anfangen soll.“ Besonders irritiert habe ihn der Vorschlag, er könne freiwillig zurückziehen, um eine öffentliche Ablehnung zu vermeiden: „Das ist aber nicht meine Welt. Ich bin jemand, der die Dinge offen und ehrlich benennt.“
Er wies zudem den Vorwurf zurück, er interessiere sich nur für den Profibereich. „Ich habe der Schach-Abteilung schon früher Computer besorgt, schaue inzwischen lieber Handball als Fußball, bin Marathon gelaufen, habe einen Jedermann-Zehnkampf gemacht. Warum ich mich da rechtfertigen soll, ist ein Witz.“ Zudem betonte Magath, dass er keinesfalls – wie einst Bernd Hoffmann – über das Präsidentenamt in den Vorstand wechseln wolle. Trotz allem: „Wenn der HSV sagt, dass er bessere hat, habe ich kein Problem damit – aber die Dinge müssen korrekt dargestellt werden.“
Während im Hintergrund die Gremien streiten, plant der HSV die Zukunft – ohne Magath, vielleicht ohne Reis, aber womöglich bald mit einem Vuskovic, der im Volkspark schon jetzt heimisch geworden zu sein scheint. Viel los ist in jedem Fall…
In diesem Sinne, Euch allen jetzt erst einmal einen schönen Abend mit einem Relegationsspiel, dass aus vielerlei Hinsicht für den HSV wichtig werden kann. Immerhin geht es auch ums Ranking bei den TV-Geldern… Scholle