Sieg beim Tabellenführer!Raab, etwas Glück und noch mehr Können sorgen für 3:0-Auswärtssieg

Sieg beim Tabellenführer!Raab, etwas Glück und noch mehr Können sorgen für 3:0-Auswärtssieg

Ein Blick auf die Statistik des Spiels zeigt, warum der HSV das Topspiel der 2. Bundesliga beim Tabellenführer gewann. 22 Torschüsse hatten die Gastgeber abgegeben, die Hamburger zogen 18-mal ab. Am Ende stand in der Rubrik Tore jedoch: Düsseldorf 0, HSV 3. Effizienz entscheidet. „Das Ergebnis hat nichts mit der Leistung beider Mannschaften zu tun“, erkannte HSV-Trainer Steffen Baumgart im TV-Sender Sky ehrlich an. „So deutlich war es zu 100 Prozent nicht. Aber ich habe ein geiles Zweitliga-Spiel gesehen mit einem guten Ende für uns.“ Stimmt!

Zu dem guten Ende trug vor allem die bessere Effizienz vor dem Tor bei. Ein Traumtor von Jean-Luc Dompé (8.) hatte lange den Unterschied gemacht. In der zweiten Halbzeit traf Torgarant Robert Glatzel (83.) erst bei Handelfmeter. Der Düsseldorfer Verursacher Giovanni Haag sah wegen des absichtlichen Handspiels die Rote Karte. Kurz vor dem Ende besorgte Glatzel (90.) mit seinem siebten Saisontor den Endstand, der den Düsseldorfern die erste Punktspiel-Niederlage nach 21 Partien beifügte und dem HSV dazu verhalt, punktetechnisch wieder in Schlagweite der Spitze zu kommen. Durch den verdienten Auswärtssieg ist der HSV nur noch zwei Punkte von der Fortuna entfernt. 

Im ersten von vier Freispielen in dieser Saison, die die Fortuna über ihr durch Sponsoren finanziertes Modell «Fortuna für alle» vermarktet, bot sich den 51.500 Zuschauern in der vollen Arena eine verkehrte Welt. Die Fortuna machte das Spiel, hatte lange deutlich mehr Ballbesitz und erspielte sich etliche Großchancen – aber der HSV traf. „Zuletzt haben wir in Düsseldorf nicht gut ausgesehen, umso glücklicher sind wir heute über den Sieg“, meinte Baumgart in der Pressekonferenz.

„In den 20 starken Fortuna-Minuten nach der Pause hatten wir Glück und einen sehr guten Keeper“, fügte er ein Extralob für Matheo Raab hinzu, dass dieser mehr als verdient hatte. Der Torwart musste erneut den verletzten Daniel Heuer Fernandes ersetzen. In der vergangenen Woche hatte Raab beim 2:2 gegen den SC Paderborn einmal schwer gepatzt. In Düsseldorf blieb er fehlerfrei und rettete mehrfach großartig. Note: 1!  Doch auch seine Vorderleute hielten der Düsseldorfer Angriffswucht stand. „Wir haben uns in jeden Ball reingehauen, dazu hat Matheo überragend gehalten“, freute sich der andere Matchwinner, Robert Glatzel. «Natürlich war das Glück auch auf unserer Seite, aber das haben wir uns erarbeitet. Die frühe Führung hat uns total in die Karten gespielt, am Ende haben wir eiskalt zugeschlagen.“ 

DIE EINZELKRITIKEN: 

Matheo Raab: Herrlich! Letzte Woche noch der Depp des Spiels, unter der Woche noch mal klar gemacht bekommen, dass er nicht die Nummer eins ist – und dann als kurzfristiger Ersatz so ein starkes Spiel! Er hielt und parierte alles, was in seine Richtung kam. Note 1

Noah Katterbach (bis 90.): Er wird besser. Er ist zwar im Gesamten noch zu schwankend. Aber gut war, dass er sich heute auch offensiv was zutraute. Weiter so mutig bleiben! Note: 3

William Mikelbrencis (ab 90.): Nur noch dabei. Aber immerhin mal wieder dabei!

Sebastian Schonlau: Er hatte es gegen schnelle Düsseldorfer nicht leicht, gewann aber die entscheidenden Zweikämpfe. Mit Daniel Elfadli hatte er heute einen sehr ähnlichen Spielertypen neben sich – und das ging gut! Note: 3

Daniel Elfadli: Ballsicher, taktisch clever, zweikampfstark – er muss aufpassen, sich beim Trainer nicht zu sehr für die seinerseits eher ungeliebte Position in der Innenverteidigung anzubieten. Starkes Spiel heute! Note: 2

Miro Muheim: Er war heute der Schwachpunkt in der Viererkette. Sine Abstimmung mit den Vordermännern Dompé und später Königsdörffer war problematisch und führte dazu, dass der absolute Großteil der Düsseldorfer Angriffe über seine Seite gespielt wurden – und durchkamen. Note: 4

Jean-Luc Dompé (bis 74.): Er wird immer mehr der Unterschiedsspieler für den SV. Und das auch endlich wieder von Beginn an. Seine Einzelaktion war der Türöffner für den Sieg. Allein seine Bereitschaft, defensiv mitzuarbeite ist und bleibt ein Kritikpunkt. Note: 2

Adam Karabec (ab 75.): Er war sofort im Spiel und trug seinen Teil dazu bei, dass der HSV das Spiel sicher über die Bühne brachte. Note: 3

Jonas Meffert (bis 90.): Stark! Er agierte umsichtig, stopfte Löcher, stellte Räume zu und verteilte die Bälle sicher. So kenne ich ihn und so braucht der HSV ihn immer.  Note: 2

Marco Richter (bis 63.): Er wird besser, auch wenn heute wieder viele unglückliche Aktionen und Abschlüsse dabei waren. Wichtig war, dass er seine Zweikämpfe im Zentrum annahm und viele davon gewann. Das war völlig in Ordnung – aber er kann es sicher noch besser. Note: 3 

Immanuel Pherai (ab 64.): Brauchte gleich Schwung rein, lief viel und beschäftigte die Düsseldorfer permanent. Er blieb zwar ohne entscheidende Aktion, aber wohl dem, der einen Spieler mit seinem Format einwechseln kann. Note: 3

Denis Hadzikadunic (ab 90.): Musste mit ansehen, wie Mittelfeldspieler Elfadli seine Position besser ausfüllte als er zuletzt. Dabei hatte Hadzikadunic zuletzt durchaus vernünftig gespielt. 

Ludovit Reis: Endlich kommt er wieder zurück. Auf seiner Lieblingsposition im zentralen Mittelfeld neben Meffert heute endlich wieder mit einer vernünftigen Leistung. Er wirkt zwar noch immer unglücklich – und damit meine ich nicht seine Sportlichen Aktionen, sondern sein allgemeines Erscheinungsbild. Aber ein paar solcher Spiele und er hat wieder die Selbstsicherheit vergangener, besserer Zeiten. Note: 3

Davie Selke (bis 74.): Er hat die Qualität, Spiele zu entscheiden. Deshalb wurde er geholt. Zuletzt bewies er das mit Toren. Heute traf er nicht, obwohl er seine Chancen hatte. Aber heute stimmte der Einsatz. Und solang die andren treffen, reicht das. Note: 3

Robert Glatzel: Doppeltorschütze und damit neben Raab für mich der Matchwinner. Er hat einfach die eingebaute Torgefahr. Vor allem dann, wenn er sich im Sechzehner bedienen lässt. So, wie heute.  Note: 1

DAS SPIEL IN ZAHLEN:

Fortuna Düsseldorf: Kastenmeier – Lunddal Fridriksson (78.Appelkamp), Hoffmann, Oberdorf, Gavory (46. Iyoha) – Haag, M. Zimmermann, Klaus (69.Niemiec), Johannesson, Rossmann (69 van Brederode) – Kownacki (78. Vermeij)

HSV: Raab – Schonlau, Elfadli, Muheim – Katterbach (90.+2 Mikelbrencis), Reis, Meffert (90.+2 Hadzikadunic), Dompe (74.Karabec) – Richter (63.Pherai) – Glatzel, Selke (74.Königsdörffer)

Tore: 0:1 Dompe (9.), 0:2 Glatzel (83., HE), 0:3 Glatzel (90.)

Zuschauer: 54.600 (ausverkauft)

Schiedsrichter: Martin Petersen (Stuttgart)

Gelbe Karten: Fridriksson (35.), Hoffmann (85.) / Schonlau (45.), Katterbach (65.)

Baldé fällt aus – Kuntz fordert HSV-Entwicklung im Top-Spiel

Baldé fällt aus – Kuntz fordert HSV-Entwicklung im Top-Spiel

So und nicht anders geht man mit seiner Nummer eins um. Trainer Steffen Baumgart hat sich klar auf Daniel Heuer-Fernandes festgelegt. Der Keeper musste zuletzt in den Spielen beim FC Kaiserslautern und zuhause gegen den SC Paderborn (beide Spiele endeten 2:2) wegen einer Verletzung gefehlt und war durch Matheo Raab (25) vertreten worden. „Wenn er ein klares Zeichen gibt, steht er im Kasten“, sagte Baumgart vor dem Spiel am Sonntag (13.30 Uhr/Sky) bei Tabellenführer Fortuna Düsseldorf heute auf der Pressekonferenz. Er wolle allerdings für die endgültige Entscheidung Heuer Fernandes‘ noch das Training am Sonnabend abwarten.

Wichtig sind hierbei immer klare Fronten – und die setzt Baumgart. Er signalisiert damit großes Vertrauen an Heuer Fernandes. Und selbst Raab kann aus dieser Ansage für sich einen positiven Schluss ziehen, dass der Trainer nicht sofort alles umwirft, wenn mal einer der Keeper ausfällt. Dass er zuletzt nicht übermäßig überzeugen konnte, war zum einen den Spielverläufen geschuldet. Zum anderen war ihm gegen den SC Paderborn ein böser Fehler unterlaufen, der gleich zu einem Gegentor führte. Aber, und das nehme ich Baumgart auch so ab, das spielte bei Baumgarts Entscheidung pro Heuer Fernandes ebenso wenig eine Rolle, wie es überragende Partien gemacht hätte. „Bis auf die eine Aktion, wo er den Ball nicht trifft, hat er zwei gute Spiele gemacht“, lobte der Trainer Aber Heuer Fernandes sei eben nur wegen der Verletzung, die nicht schwerwiegend sei, aus dem Tor gegangen und daher weiter die Nummer eins.

Ebenfalls gesetzt bleibt Sebastian Schonlau. Der Kapitän fehlte zwar heute im Training, aber Baumgart erklärte, dass der Kapitän am Sonntag dabei sein kann und wird. Ander s als Fabio Baldé, der ebenso wie Lukasz Poreba noch nicht wieder ins Mannschaftstraining einsteigen konnte und sicher ausfallen wird. Oder anders formuliert: Bahn frei für Jean Luc Dompé – sollte man meinen. Nicht so Baumgart, der noch offenhält, ob der schnelle Außenstürmer nach seinem Bankdasein zuletzt diesmal in der Startelf stehen wird. Aber der HSV-Coach ließ durchblicken, dass es nicht überraschend käme. Baumgart über Dompé: „Er hat jedes Mal mit Vollgas auf die Einwechslungen reagiert. Deswegen habe ich immer den Gedankengang, ihn von Anfang an zu bringen. Er ist sehr dicht dran, das war er letzte Woche auch schon.“

Aus Düsseldorf kommen indes kämpferische Ansagen seitens des Ex-HSV- und aktuellen Düsseldorf-Trainers Daniel Thioune – und viel Lob seitens des Vorstandes Klaus Allofs, der als Spieler und Funktionär am Sonntag zum insgesamt 73. Mal (!) auf den HSV trifft. Für Allofs setzt der HSV trotz der eigenen Tabellenführung vor dem achten Spieltag die Maßstäbe in der Zweiten Liga. „Für mich ist der HSV der Riese der Liga. So nehme ich ihn wahr“, sagte der 67-Jährige der MOPO. Das hänge an den wirtschaftlichen Voraussetzungen der Hanseaten, „das Stadion ist eigentlich immer ausverkauft“. Die Einnahmesituation sei für die 2. Liga außergewöhnlich. Zudem erscheine der Zusammenhalt beim HSV groß. „Wenn man dort im Stadion erlebt, wie sehr die Mannschaft unterstützt wird, auch wenn es nicht immer glattläuft, finde ich das außergewöhnlich“, meinte Allofs.

Nun denn, auch das sind nur sehr schöne Nebensächlichkeiten, denn am Ende geht es um die Punkte. Und da ist die Fortuna dem HSV nach nur sieben Spielen schon 5 Punkte voraus. Und die Fortuna, die ich mir wirklich gern ansehe, weil sie nach der bitter verpassten Relegation im vergangenen Sommer sehr stark zurückgekommen ist, hatte zuletzt zwei Spiele, die gezeigt haben, was dieses Jahr für sie drin ist. Denn beide Spiele wurden in der Nachspielzeit noch gedreht. Einmal im Derby gegen den 1. FC Köln mit einem (zugegeben sehr glücklichen) Treffer in der 95. Minute. Und danach in Fürth per Foulelfmeter in der 91. Minute. Es läuft einfach für dien Fortuna…

Der HSV wird also nach dem starken SC Paderborn auch an diesem Wochenende wieder auf ein Topteam der Zweiten Liga treffen. Und Baumgart macht auch keinen Hehl daraus, für wie stark er den kommenden Gegner hält. „Was wir alle nicht auf dem Schirm haben, ist, dass sie trotz einer defensiven Grundordnung in vielen Situationen den besten Angriff haben. Das bedeutet nicht, dass sie nicht schlagbar sind, oder dass sie keine Torchancen haben. Das soll nur heißen, dass sie ein klares Prinzip haben. Hinten soll die Null stehen und vorne sind sie mit ihren Jungs immer wieder äußerst gefährlich und haben klare Abläufe“, lobt Trainer Steffen Baumgart die Mannschaft von Thioune, die das spielt, was ich seit vielen Jahren gern wieder beim HSV sehen würde.

Baumgart sieht das etwas anders. Zwar sei die Fortuna in vielen Dingen schon eine Art Vorbild – aber weniger sportlich-taktisch. „Vielleicht sind sie ein kleines Vorbild für uns. Nicht ganz der Fußball, aber die Art und Weise, wie man arbeitet, kann doch auch sehr inspirierend sein“, lobt Baumgart die Ruhe, die alle Verantwortlichen nach der verpassten Relegation bewahrt haben.  „Ich hatte auch mit Daniel drüber telefoniert. Den Gedankengang nach der Relegation gehabt, wie kommt man da wieder raus? Da muss man sagen, das ist ganz starke Arbeit“, zollt er seinem Kollegen und der Fortuna an sich Respekt. „Im Moment stehen sie da oben in der Tabelle auch verdient. Und für uns könnte das ein klares Signal sein, was passieren kann, wenn du kontinuierlich weiterarbeitest.“ Und ja, hier sind sicher auch wieder ein paar persönliche Wünsche Baumgarts dabei…

Wobei man fairerweise sagen muss, dass man beim HSV weiterhin sehr ruhig ist. Die mahnenden Worte von Sportvorstand Stefan Kuntz darf man als absolut sachlich und fachlich wertvoll in der aktuellen Situation sehen. „Unsere Punkteausbeute ist akzeptabel. Nehmen wir das Spiel gegen Paderborn: Die taktische Idee des Trainers war gut, aber mir fehlt ein bisschen Mut und Überzeugung bei der Umsetzung durch die Spieler“, erklärt Kuntz im kicker. „Mir geht es um ein Selbstverständnis auf dem Platz, um eine Herangehensweise, zu sagen: Wir sind der HSV! Wir müssen mit mehr Überzeugung spielen.“ Das anstehende Spitzenspiel wird für Kuntz zum Gradmesser. „Ich möchte in Düsseldorf nun eine Steigerung gegenüber dem Spiel gegen Hannover sehen.“

Worte, die dem Selbstverständnis aller beim HSV entsprechen. Zumal auch Baumgart und seine Spieler alles andere als zufrieden damit waren und sind, dass sie immer nur einen Teil ihrer Spiele gut spielt. Aber noch nie über die gesamten 90 Minuten. Das hatten zuletzt auch die Spieler moniert, unter ihnen auch Robert Glatzel, der in Düsseldorf gern ein Zeichen setzen würde. „Wir wollen auf keinen Fall, dass der Abstand noch größer wird, wollen den Abstand verringern“, so der Torjäger bei Sky im Gespräch. Wir sahen letzte Saison deutlich nicht wirklich gut aus und deshalb nehmen wir uns für das Spiel sehr viel vor und wollen mit aller Macht gewinnen. Es ist ein Signal an die Liga und ein Signal an uns. Es wäre ein sehr wichtiger Sieg für uns.“

Und einer, der die Liga für den HSV spannender hält, nachdem heute Abend Paderborn (3:0 gegen Regensburg) und Karlsruhe (3:3 gegen Darmstadt) zu punkten wussten. Und es wäre wichtig, um zu erkennen, ob dieser HSV wirklich einen Schritt nach vorn macht in seiner Entwicklung. Zuletzt war man zwar defensiv stabiler, dafür aber offensiv nur sehr partiell aktiv. Mehr als 45 vernünftige Minuten gab es eigentlich nur in einem Spiel – und das war im Heimspiel gegen Aufsteiger Jahn Regensburg. Zu wenig für den eigenen Anspruch. Von daher bin ich sehr gespannt, was in der ausverkauften Merkur Spiel-Arena am Sonntag vom HSV kommt.

In diesem Sinne, Euch allen noch einen schönen Freitag! Bleibt gesund und bis bald!

Scholle

P.S.: Weil er unter der Woche seinen Vertrag bis 2029 verlängert hat, auch hier noch mal ein, zwei Worte zu Finanzvorstand Eric Huwer, der schon vor seiner Inthronisierung beim HSV als der Mann hinter den wenigen guten Entscheidungen galt. Dass der HSV-Vorstand seine Presseabteilung im Zeitraum der Gespräche über seinen neuen Vertrag fast täglich einen neuen (mal größeren, mal kleineren) Sponsor für sich einzusetzen wusste, stört mich nicht wirklich.

Denn die Arbeit Huwers ist sehr ordentlich. Er hat einen guten Draht zu allen Gesellschaftern, er holt neue Sponsoren ran, er verlängerte gerade mit dem Hauptsponsor für 4 Millionen Euro pro Jahr. Vor allem aber hat Huwer erkannt, dass es wichtig, richtig und finanziell wertvoll ist, die lokalen Sponsoren anzugehen und sie zu pflegen.  Denn so schafft man eine deutlich engere Bindung – und bestenfalls auch deutlich verlässlichere Partnerschaften.

Oder anders formuliert: Die Vertragsverlängerung mit Huwer war für mich nichts anderes als die logische Folge seiner sehr guten Arbeit bis hierhin. Ergo: Glückwunsch – ebenso an Huwer wie den HSV!

Kuntz‘ mahnende Worte sind richtig und wichtig

Kuntz‘ mahnende Worte sind richtig und wichtig

HSV-Trainer Steffen Baumgart setzt auf den Faktor Geduld. Nachdem der HSV das zweite Mal in Folge nur ein Remis erzielen konnte und der Abstand zur Tabellenspitze weiter angewachsen ist, versucht Baumgart, Ruhe reinzubekommen: „Das ist ein langes Rennen, das sollte jedem klar sein“, sagte er nach dem 2:2 am gegen den SC Paderborn. Dass sein Team nach sieben Spielen nunmehr fünf Punkte Rückstand auf die Tabellenspitze hat, stört den 52-Jährigen nach eigener Aussage nicht: „Ich habe Jahre vom HSV erlebt, da sind sie um die Zeit mit sechs, sieben Punkten vorneweg marschiert und haben hinten abgekackt. Vielleicht machen wir es mal umgekehrt.“ Für den HSV-Coach sei es wichtiger, im Saisonfinale oben mitzumischen: „Man muss es schaffen, zehn Spieltage vor Schluss oben dabei sein, denn dann beginnt die Saison neu.“

Bis dahin gelte es vor allem, die Spieler und die Mannschaft weiterzuentwickeln. Und das passiert aktuell nur sehr bedingt. Denn sowohl gegen den FCK wie auch gegen Paderborn fing man trotz Fokus‘ auf die Defensive zuletzt wieder zwei Gegentore, während man offensiv jeweils eine Halbzeit lang quasi gar nicht existent war. Dementsprechend schwankte auch Baumgart nach dem zweiten Remis hintereinander zwischen der Zufriedenheit, zweimal einen Rückstand aufgeholt zu haben, und dem Ärger, das Spiel nicht gewonnen zu haben. „Für unseren Anspruch hätten wir gerne die drei Punkte geholt. Das ist nicht Fisch, nicht Fleisch.“ Den Coach nervte besonders, dass es – wie schon beim 2:2 in Kaiserslautern – einen Gegentreffer unmittelbar nach der Pause gab. Er glaube sogar, das sein „ein Trauma.“

Ein weiterer Faktor im Spiel des HSV soll neben der Geduld die Breite im Kader sein. So stellte Baumgart gegen Paderborn seine Startelf auf gleich vier Positionen um. Für Fabio Baldé, Silvan Hefti, Marko Richter und Ransford-Yeboah Königsdörffer standen Noah Katterbach, Emir Sahiti, Adam Karabec und Selke auf dem Platz. Für Sahiti war es der erste Einsatz von Beginn an, und dementsprechend hat er viel versucht, aber längst nicht alles klappte. Katterbach feierte sogar sein Pflichtspieldebüt in dieser Saison und durfte sich am Ende über eine ordentliche Partie mit einem Assist zum 2:2 von Davie Selke freuen. Von Letztgenanntem gab es ordentlich Lob: „Noah hatte mir schon vor dem Spiel versprochen, dass er mir einen Ball serviert, den ich reinschädeln kann, insofern hat das ganz gut geklappt und freut mich natürlich“, bedankte sich der Torschütze beim Vorbereiter.

Am kommenden Sonntag (13.30 Uhr/Sky) steht das Spitzenspiel bei Fortuna Düsseldorf auf dem Programm. Da dann wohl auch Flügelstürmer Bakery Jatta nach seiner Bänderverletzung wieder zur Verfügung steht, werden die Auswahlmöglichkeiten für Baumgart noch größer. Und trotzdem hoffe ich, dass Baumgart nicht jedes Mal so viel wechselt wie diesmal. Zumal auch insgesamt noch die Eingespieltheit und vor allem auch die Konstanz fehlt, die Spiele über 90 Minuten so aktiv zu gestalten, dass man offensiv mehr Chancen erarbeitet.

Zeit zum Trainieren ist diese Woche genug, da der HSV erst am Sonntag zum Spitzenspiel bei Fortuna Düsseldorf antreten muss. Nach dem heutigen freien Montag starten Baumgart und Co. am Dienstag mit einer öffentlichen Einheit um 12.30 Uhr. Am Mittwoch, Donnerstag und Freitag wird jeweils um 11 Uhr trainiert. Das Abschlusstraining findet dann am Sonnabend unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Mit dabei sind die mahnenden Worte von Sportvorstand Stefan Kuntz, der nach dem Spiel am Sonnabend davon sprach, dass Basics fehlen würden. „Wir müssen daran arbeiten, mit mehr Überzeugung ins Spiel zu gehen, mutige Entscheidungen auf dem Platz zu treffen und keine Angst vor Fehlern zu haben“, so der HSV-Vorstand, der weiter ausführte: „Eine Weiterentwicklung gibt es nur unter Druck. Da muss man einen Gefallen daran finden, dass Druck da ist.“

Ob das schon gegen Baumgart gerichtet sei, wurde ich heute gefragt. Und ich glaube, dass es hier nicht gegen jemanden gerichtet ist – sondern an alle Beteiligten, endlich den Mut auf den Platz zu bringen, um die individuelle Qualität des Kaders auszuspielen. Zumal der Kader in dieser Breite so stark ist, wie noch nicht in der Zweiten Liga. Aber was bringt das, wenn man sich 45 Minuten den Ball hin- und herschiebt, ohne einen Pass in die Spitze oder eine Flanke in den Sechzehner zu spielen? Nichts! Schon gar keine Torchancen…

Von daher werte ich Kuntz‘ Worte als wichtig und richtig. Denn in Düsseldorf wird es nicht reichen, nur das halbe Spiel richtig mitzuspielen.

In diesem Sinne, das nur als lockeren Aufgalopp in diese Woche! Euch allen einen schönen Start in diese durch den Feiertag verkürzte Woche!

Scholle

Zu viel experimentiert – HSV holt nur einen Punkt gegen guten SC Paderborn

Zu viel experimentiert – HSV holt nur einen Punkt gegen guten SC Paderborn

Liebe Leute, heute ist alles ein wenig unter erschwerten Bedingungen. Und ja, damit meine ich zum einen den HSV, bei dem Trainer Steffen Baumgart heute viel veränderte (experimentierte) und damit eine Halbzeit lang keinen großen Druck auf den SC Paderborn auszuüben wusste. Das änderte sich in der zweiten Hälfte, als der HSV bereits zurücklag. Aber zu mehr als zu einem Punkt und einem 2:2 reichte es leider nicht mehr. Auch, weil Baumgart erneut zu spät veränderte, was nicht mehr funktionierte. 

Aber mehr dazu im Blitzfazit, bei dem Ihr heute tapfer sein müsst. Denn ich musste es im Zug nach Köln aufnehmen, weil ich sonst zu spät bei der Geburtstagsfeier eines alten Freundes gekommen wäre. Von daher: Entschuldigt bitte die Ton- und Bildqualität – nach Düsseldorf wird es besser! Hoffentlich auch mit einem besseren Ergebnis, denn aktuell hat der HSV bereits 5 Punkte Rückstand auf den Tabellenersten – und das ist die Fortuna aus Düsseldorf. 

DIE EINZELKRITIKEN:

Matheo Raab: Auf der Linie ist er stark, am Fuß leider nicht gut genug. Das schreibe ich immer wieder, und das zeigt er immer wieder bei seinen Einsätzen. Heute hat er sogar fast das Spiel für den HSV verloren, als er beim Befreiungsschlag ungewollt dem Ex-HSVer Bilbija auflegte. Und hätte es Baumgart nicht eh schon gesagt, wäre spätestens jetzt klar, dass Heuer Fernandes direkt wieder als Nummer eins auf den Platz zurückkehrt, sobald er gesund ist. Note 5

Denis Hadzikadunic (bis 83): Solide erste Halbzeit mit kurzem Knockout. In der zweiten Halbzeit ohne grobe Fehler, aber in vielen Situationen gedanklich immer ein bisschen zu langsam. Das kann auch schiefgehen. Note: 4

Ludovit Reis (ab 83.): Nur noch dabei.

Sebastian Schonlau: Er sortiert und dirigiert. So gut, dass er sich selbst sehr viel Arbeit und Zweikämpfe erspart. Aber wenn er so spielt, dann muss er in den wenigen Zweikämpfen auch da sein. Beim 0:1 war er schlecht abgestimmt und ließ im Rückraum den Paderborner Schützen so frei, dass auch Muheim schlecht aussah, weil er zu spät  kam. Note: 4

Miro Muheim: Der beste Schütze – egal aus welcher Position. Heute war sein Fuß zunächst nicht so justiert wie sonst, aber das besserte sich. Defensiv ohne Probleme bis zum 0:1, am Ende aber einmal Retter in höchster Not. Note: 4

Jonas Meffert: Er hat seine Qualitäten, und die sind für diesen HSV in der Zweiten Liga unverzichtbar. Dabei bleibe ich. Aber von ihm darf man zumindest mal den Versuch erwarten, den Ball auch mal in die Spitze oder zumindest nach vorn gerichtet zu spielen, wenn er so viel Platz hat wie heute in der ersten Halbzeit.  Note: 4,5

Daniel Elfadli: Nach starkem Saisonbeginn wirkte er in der ersten Hälfte träge, wenn es schnell gehen müsste – und andersrum. Kurioserweise. In der zweiten Halbzeit wurde er besser. Note: 3

Adam Karabec: Er hatte beim FCK nach seiner Einwechslung mehr gute Szenen als heute über 65 Minuten. Und auch wenn er das 1:1 vorbereitete, war es nicht so gut, wie es sein könnte. Hoffe ich zumindest, denn ich sage das auch schon seit seinem ersten Spiel. Es sieht Note: 4

Ersin Sahiti (bis 70.): Er kann Dribblings – vor allem besser als heute in der ersten Halbzeit bei seinem Startelfdebüt, wo er einiges versuchte, aber selten durchkam. Da ist (hoffentlich!) noch eine ganze Menge Luft nach oben. Note: 4

Fabio Baldé (ab 70.): Kam zu spät.

Noah Katterbach (bis 70.): Er stand für mich extrem überraschend in der Startelf – machte seine Sache aber weitestgehend ordentlich. Leider fehlt ihm das Tempo (und vielleicht aktuell auch der Mut), um mehr in Eins-gegen-Eins-Situationen zu gehen. Bereitete mit seiner Flanke aber noch das Tor von Selke vor.  Note: 4

Jean Luc Dompé (ab 70.):  Kam zu spät, brachte Schwung – aber nicht genug, um das Spiel zu drehen.

Davie Selke (bis 83.): Er hat die Qualität, Spiele zu entscheiden. Deshalb wurde er geholt. Dass er aber das linke Bein nur hat, um nicht umzukippen, war mir neu. Dass er so tief runterkommt und den Ball trotzdem mit dem Kopf versenkt – Chapeau! Ich hätte ihn heute nicht vom Platz genommen, sondern auf einen zweiten Selke-Treffer gesetzt. Note: 3

Ransford-Yeboah Königsdörffer (ab 83.): Durfte ein wenig umherlaufen und hatte gefühlt keinen einzigen Ballkontakt. Kam viel zu spät (und für den falschen Spieler).

Robert Glatzel: Ohne Bälle in den Sechzehner ist er nur die Hälfte wert. Kommen die Bälle, trifft er auch. Leider einmal zuvor den Ball am Arm, sonst wäre er der große Matchwinner geworden. Note: 3

DIE STATISTIK ZUM SPIEL:

HSV: Raab – Hadzikadunic (83. Reis), Schonlau, Muheim – Sahiti (70. Balde), Elfadli, Meffert, Katterbach (70. Dompe), Karabec (70. Pherai) – Glatzel, Selke (83. Königsdörffer)

SC Paderborn 07: Boevink – Curda (80. Musliu), Götze, Brackelmann – Obermair, Bilbija, Castaneda, Zehnter – Kostons (68. Kostons), Michel (80.Kinsombi), Ansah (87.Grimaldi)

Tore: 0:1 Bilbija (46.), 1:1 Glatzel (54.), 1:2 Bilbija (60.), 2:2 Selke (67.)

Zuschauer: 57.000 (ausverlauft)

Schiedsrichter: Florian Badstübner (Windsbach)

Gelbe Karten: Karabec (43.), Schonlau /78.), Muheim (81.) / Curda (27.), Obemair (62.) Brackelmann (74.)

Baumgart steht vor schwierigen Entscheidungen – und das ist gut so!

Baumgart steht vor schwierigen Entscheidungen – und das ist gut so!

Mein Großvater war ein sehr ruhiger, besonnener Typ. Zumindest zu mir als Enkelkind. Wir sind oft zusammen Angeln gefahren und er hat mich vor verschiedenen Punkten gewarnt – und ich habe sie selbstverständlich im jugendlichen Leichtsinn allesamt ignoriert. Herausgekommen ist ein tiefer Schnitt im Finger von einem Klappmesser zum Ausnehmen der Fische und eine verlorene Angel, die ich nicht richtig festgemacht hatte. Wichtiger als diese Lehren waren aber einige Sätze, die er zu mir sagte, die ich anfangs nicht verstanden habe – die ich aber heute sehr zu schätzen weiß.

Einer davon fiel mir heute spontan ein, als ich Steffen Baumgarts Interview im „Westfalenblatt“ gelesen habe. „Der Veranstalter lobt immer die eigene Veranstaltung“ sagte mir mein Großvater mal. Keine bahnbrechende Einsicht – aber für mich so prägnant, dass ich mir diesen Satz bis heute gemerkt habe – und heute auch wieder anzuwenden wusste. Denn auf die Frage nach der Qualität der aktuellen Zweiten Liga und vor dem Duell mit seinem Exklub SC Paderborn, antwortete Baumgart: „Die 2. Bundesliga ist so eng wie nie. Ich sehe aktuell zehn Mannschaften, die um den Aufstieg spielen können. Das zeigt, wie gut in dieser Liga gearbeitet wird.“

Logisch. Er als Trainer des aktuell Tabellenfünften lobt die Qualität der anderen Teams. So nimmt man auch von sich selbst einen Teil, des Drucks, den man sich selbst aufgelastet hat, indem man den Aufstieg als das einzige Ziel ausgegeben hatte. „Das Anspruchsdenken und die Zielsetzung bleiben erstklassig. Das muss bei einem Verein dieser Größe auch so sein“, so Baumgart, um dann gleich wieder einzuschränken: „In diesem Verein entsteht selten Zufriedenheit. Ich will es mal etwas zugespitzt so formulieren: Wenn wir gewinnen, muss der Sieg höher ausfallen. Bei einem Unentschieden haben wir zwei Punkte verschenkt und eine Niederlage ist eine absolute Frechheit.“

Ich kann diese Aussagen ehrlich gesagt nachvollziehen. Aus Fußballersicht würde ich sie in seiner Position vielleicht genau so formulieren. Aber eines wäre dann auch klar: Ich würde sie mit taktischem Kalkül so formulieren, um Druck von meinem Team und mir zu nehmen. Und ich behaupte, genau das macht auch Baumgart hier. Zumal es bislang absolut keinen Ansatz gibt, dass diese Zweite Liga stärker ist, als die der vergangenen Jahre. Am Sonnabend werden wir im Volksparkstadion den HSV gegen ein Team erleben, das aktuell zu den besseren Teams gehört. Zweifellos. Und obwohl ich den SCP als ein Team erachte, das auch bis zum Saisonende oben dranbleiben kann, vermag ich noch nicht abzuschätzen, ob sie besser sind als beispielsweise Holstein Kiel, Heidenheim oder andere Spitzenteams der letzten Zweitligajahre.

Ergo: Baumgart sagt, was ein Trainer in seiner Position sagt, oder? Ich hatte bislang immer den Eindruck, dass Baumgart sich in den letzten Monaten beim HSV immer als sehr ehrlichen Arbeiter, schnörkellos und vor allem in seinem Handeln als gerade positioniert hatte. Für mich bediente er eher das Malocher-Image des Vollblutfußballers, der anstelle von Politik und Psycho-Spielchen einfach nur Bock auf Grätschen und Tore von „seinen Jungs“ hat. Ehrlich gesagt hatte es mich schon gestört, dass der Trainer des HSV in Hamburg mit seiner Schiebermütze „SB72“ zur Marke stilisiert wurde. Meiner Meinung nach gehört sowas einfach nicht dazu. Oder sehe ich das zu streng…?

Nein. Der Trainer sollte die Nummer eins im Konstrukt sein und klare Kante fahren. Verbal wie in seinen Handlungen. Heutzutage haben alle Trainer noch etliche Cotrainer, die die tägliche Arbeit – wenn auch auf Anweisungen des Cheftrainers – erledigen. Der Trainer von heute ist eher der Typ Teammanager, der alles beobachtet und von oben moderiert. Mit Kontakt zur Basis – logisch! Aber eben nicht überall in erster Reihe.

Zumindest haben das viele erfolgreiche Trainer so gehandhabt. Ottmar Hitzfeld, Carlo Ancelotti, selbst Felix Magath – um nur ein paar zu nennen. Dazu kommen noch die Klopps, Guardiolas und Mourinhos, die durch ihre persönliche Art und Erfolge zu Stars und Publikumslieblinge stilisiert wurden und teilweise noch werden. Aber alle hier aufgezählten Trainer eint eines: sie haben den eigenen Anspruch immer maximal gehalten, ohne sich präventiv Entschuldigungsgründe aufzubauen. Vor allem haben sie abgeliefert! Aber: Wenn letzteres auch Baumgart in Hamburg gelingen wird und er aufsteigt, werde ich Abbitte leisten und mich freuen. Auch für Baumgart, der in Hamburg immer besser anzukommen scheint.

Aber noch mal zum Sportlichen: Morgen gegen Paderborn muss er sich wieder einigen schwierigen Entscheidungen stellen. Für den zurückkehrenden Immanuel Pherai wird einer aus dem Kader gestrichen, der letzte Woche noch dabei war. Wobei eine Entscheidung für mich recht einfach wäre: Nämlich die Antwort auf die Frage, ob Fabio Baldé oder Jean-Luc Dompé beginnen sollte. Ich sage: warum nicht beide? Denn klar ist für mich, dass Dompé aktuell der stärkste Außenstürmer des HSV ist. Ihn würde ich auf seiner Lieblingsposition links vorn beginnen lassen. Und wenn Baumgart Baldé als zweitbesten Außenstürmer aktuell sieht – dann soll er ihn rechts beginnen lassen.

Mit Reis, Karabec (würde bei mir anstelle von Richter beginnen) und Sahiti hat Baumgart noch ausreichend starke Spieler, die Baldé ersetzen können, sobald dieser müde wird. Baumgart hat tatsächlich das von ihm immer wieder als „gern genommen“ bezeichnete Luxusproblem. Vor allem aber hat er eine Bank, mit der er das Spiel auch im Verlauf noch mal besser machen kann. Und das kann neben einer funktionierenden Defensive einer der Hauptschlüssel sein, um den Erfolg zu haben, den man seit dann sieben Jahren gesucht hat.

In diesem Sinne, morgen zählt nur das, was auf dem Platz passiert. Und das ist im Vorfeld allemal vielversprechend. Dementsprechend viel Spaß wünsche ich Euch für das Spiel, egal, ob im Stadion, am Radio, vor dem TV oder erst per Highlight-Zusammenschnitt…! Ich melde mich im Anschluss selbstverständlich wieder mit dem Blitzfazit sowie dem Blitz-Blitzfazit (90 Minuten in 90 Sekundenzusammen mit unserem treuen Partner Holsten via Instagram.

Bis dahin!

Scholle

So würde ich aufstellen: Raab – Hadzikadunic, Schonlau, Muheim – Hefti, Meffert, Elfadli, Dompé – Karabec – Glatzel, Königsdörffer

Neuer Millionenvertrag für den HSV – Pherai kehrt zurück

Neuer Millionenvertrag für den HSV – Pherai kehrt zurück

Die Diskussion stellt sich an diesem Wochenende noch nicht. Denn am Sonnabend gegen den SC Paderborn wird Matheo Raab im Tor stehen, weil Daniel Heuer Fernandes noch nicht wieder gesund ist. Wer die Nummer eins sein wird, sobald Heuer Fernandes wieder fit ist? Ich finde, dazu hat sich Trainer Steffen Baumgart deutlich genug geäußert und betont, nicht immer diese Diskussion führen zu wollen. Es sei denn, es kommt zu einer längeren verletzungspause/Ausfall der aktuellen Nummer eins, wie es in der Sommervorbereitung durch die Lungenentzündung bei Raab der Fall war.

Und ich finde, genau so ist es auch richtig. Und das sage ich nicht, weil ich Raab nicht mag. Im Gegenteil, ich mag ihn als Torwart. Denn obwohl ich seine fußballerischen Qualitäten als nicht ausreichend erachte, sehe ich ihn auf der Linie und in der Luft als stärker an, während Heuer Fernandes im Gesamtpaket für mich klare Vorteile hat. Vor allem aber gehört bei der Nummer eins immer auch eine große Portion Vertrauen dazu, um den Keeper zu stützen. So, wie Baumgart es vor der Sommerpause mit Raab machte – und so, wie er es jetzt mit Heuer Fernandes macht bzw. machen wird.

Auch ansonsten hat HSV-Coach Baumgart keine großen personellen Nöte.  Mittelfeldspieler Jonas Meffert wurde im Training zwar geschont, ist aber eine Option für die Partie gegen Paderborn. Ob dann auch Jean-Luc Dompé nach seinem starken Auftritt in Kaiserslautern für die Startelf infrage kommt, ließ Baumgart offen. Hier wird er sich wieder zwischen Fabio Baldé und dem „unzähmbaren Außenstürmer“, wie Baumgart Dompé nannte, entscheiden. Bakery Jatta war zuletzt zwar wieder bei den Einheiten dabei, aber eine komplette Rückkehr des Offensivspielers in das Mannschaftstraining ist erst in der kommenden Woche vorgesehen. Ich gehe daher davon aus, dass Baumgart hier nichts riskiert und Jatta auch in Düsseldorf (6.10.) noch nicht bringen muss und ihm so zusätzlich noch die Länderspielpause zur Regeneration gibt.

Angesichts der aktuellen Form seiner Konkurrenten besteht aktuell ja auch keine Not… Zudem dürfte Immanuel Pherai, der zuletzt wegen einer leichten Grippe nicht bei 100 Prozent gewesen sein soll, wie Baumgart erklärte, auch wieder in den Kader rücken. Nach einer komplett gesunden Trainingswoche stünden seine Chancen sehr gut, gegen Paderborn wieder dabei zu sein, so Baumgart heute.

Das Spiel am Sonnabend wird voraussichtlich nicht ganz ausverkauft sein. Aktuell rechnet der HSV mit 55.000 Zuschauern, darunter etwa 1.250 Gästefans. Fest steht aber schon jetzt, dass am Sonnabend zum 34. Mal in Serie mehr als 50.000 Zuschauer bei einem HSV-Heimspiel im Volksparkstadion sein werden. Wahnsinn! Aber dieses Thema hatten wir ja schon häufiger. Solange das keiner der Verantwortlichen damit gleichsetzt, dass hier alles richtig gemacht wird, spricht das einfach nur für die Loyalität der HSV-Anhänger.

Auch Steffen Baumgart lobte die Treue der eigenen Fans heute noch mal ausdrücklich. Für ihn ist es am Sonnabend gleich doppelt schön. Zumindest denkt der HSV-Trainer noch immer sehr gern an seine Zeit beim SC Paderborn zurück. Vier Jahre lang stand er verantwortlich an der Seitenlinie des SCP, den er in der Saison 2018/19 direkt aus der 3. Liga am HSV vorbei in die Bundesliga geführt hatte. „Paderborn war die wichtigste Station, die ich hatte“, sagte Baumgart heute und machte im nächsten Satz deutlich: „Aber das ist Vergangenheit.“

In der Gegenwart steht dem HSV mit dem Tabellenvierten eine schwierige Aufgabe auf bevor. Nicht nur, weil die Hamburger in der vergangenen Saison beide Spiele verloren haben und der Gegner in dieser Saison in Pflichtspielen bislang unbesiegt ist. „Der SC Paderborn spielt in den letzten drei Jahren im oberen Drittel mit. Das zeigt die Entwicklung des Vereins und die gute Arbeit des Trainers“, sparte Baumgart nicht mit Lob für seinen Ex-Club und honorierte auch das Schaffen seines Nachfolgers Lukas Kwasniok. Der 43 Jahre alte Coach der Paderborner könne „jeden Gegner lesen. Er findet die Stärken und Schwächen des Gegners.“ Generell werde in Paderborn gut und akribisch gearbeitet.

Ein Beispiel für das gute Scouting beim SCP hatte Baumgart auch gleich parat: Ilyas Ansah. Vor zwei Jahren hatten die Paderborner den Angreifer aus der Jugend der Sportfreunde Siegen verpflichtet. Zuletzt erzielte der 19-Jährige mit seinem schon dritten Saisontor den Siegtreffer beim 2:1 über Hannover 96. Ansah hatte laut Baumgart „niemand so richtig auf der Rechnung“, inzwischen steht der Linksaußen im Kader der deutschen U20-Nationalmannschaft. Ein Weg, den der HSV auch gehen muss. Wobei: Mal sehen, wie weit es der HSV und Baldé in den nächsten Monaten noch bringen.

Geld, um seine Scoutingabteilung weiter zu verbessern, hat der HSV auf jeden Fall im Bereich Vermarktung gemacht. Heute wurde bekanntgegeben, dass der Vertrag mit Hauptsponsor Hanse Merkur bis 2028 verlängert wird. Normalerweise lief der Kontrakt noch bis Ende dieser Saison. Und statt der bislang 3 Millionen Euro kassiert der HSV künftig knapp vier Millionen Euro. Im Falle eines Aufstiegs würde HanseMerkur sogar bis auf acht Millionen Euro pro Saison aufstocken. Und: Der Hauptsponsor und Anteilseigner (5%) zahlt auch weiterhin für die HSV-Frauen, die E-Sportler und den Nachwuchs. Dass sich die anderen Aktionäre zuletzt darüber aufregten, dass HanseMerkur als Anteilseigner einsteigt, erschließt sich mir immer weniger…

Aber das ist jetzt eher zweitrangig. Am Sonnabend geht es endlich wieder sportlich im Volkspark weiter. Nach zuletzt zwei besseren Heimspielen – allerdings auch gegen zwei Aufsteiger – kommt diesmal ein echter Prüfstein. Gut daran ist, dass der SCP mitspielen wird. Ich bin mir auf jeden Fall sicher, dass wir am Sonnabend ein zumindest sehr attraktives Zweitligaspiele zu sehen bekommen. 

In diesem Sinne, Euch allen einen schönen Abend!

Scholle