BILD: Fühlen Sie sich als gescheitert?
Thioune: „Ich empfinde mein Ausscheiden nicht als Scheitern. Mein Team und ich haben uns klare Ziele gesetzt, die wir bis Mitte 2022 erreichen wollten. Unerfüllte Mission trifft es also eher.“
Bis Mitte 2022 konnte es eigentlich nur eines von zwei Zielen geben.
- Aufstieg in die erste Liga.
- Klassenerhalt in der ersten Liga.
Da er sich nicht als gescheitert empfindet obwohl der Aufstieg dieses Jahr bereits verspielt wurde, muss das heißen er hatte das Ziel erst nächste Saison aufzusteigen. Und wenn damit geplant wurde "spätestens" bis 2022 aufzusteigen, dann war man eh zum Scheitern verdammt. Denn das würde heißen man baut von vornherein eine Kultur des Versagens auf.
BILD: War Ihre resigniert wirkende Reaktion nach dem 1:1 gegen den KSC – Ihrem letzten Spiel – aus der Emotion heraus oder bewusst gewählt, war es sogar Aufgabe?
Thioune: „In erster Linie war die Reaktion für mich einfach nur menschlich. Eine Aufgabe war es sicherlich nicht.“
Menschlich war seine Reaktion durchaus. Aber als Aufgabe würde ich es auch nicht bezeichnen. Vielmehr wirkte er, besonders in den letzten Wochen, einfach ratlos. Ich habe lange gehofft dass er die richtigen Mittel finden wird, aber letztlich hatte er wohl einfach ein paar zu wenige Werkzeuge in seinem Kasten. Vielleicht hatte er ja sogar ein paar gute Spielideen, aber wenn die Spieler diese nicht erfolgreich umsetzen können, dann stimmt entweder an der Idee was nicht oder es wurde beim Training versagt.
Nachtragend werde ich deshalb nicht sein, denn er ist ein Mensch wie wir alle. Aber er war wohl letztlich einfach etwas überfordert mit dem HSV. Vielleicht hätte es klappen können wenn die gesamte Führung nicht aus "Auszubildenden" bestehen würde. Zum Beispiel wenn Rangnick über Thioune als Sportvorstand agiert und ihn dabei etwas an die Hand nimmt. Aber das sind reine Spekulationen.