Der Polzin-Effekt – was der HSV aus seiner eigenen Geschichte lernen kann

Im Volkspark beginnt die Woche vor dem vielleicht größten HSV-Spiel der letzten Jahre mit einem Weckruf – und zwar vom Chef persönlich. Während viele Fans gedanklich schon bei der möglichen Bundesliga-Rückkehr sind, hält Trainer Merlin Polzin seine Mannschaft konsequent am Boden. Beim Wochenstart auf dem Trainingsplatz zeigte sich der 34-Jährige unzufrieden: Die Intensität stimmte nicht, die Präzision fehlte. „Das war nicht unser Anspruch“, ließ er seine Profis wissen – lautstark und unmissverständlich.

Soll wirklich dieses eine Spiel entscheidend sein?

Soll wirklich dieses eine Spiel entscheidend sein?

Tim Walter sah anders aus. Ein schmerzfreier Unfall beim Rasieren habe dazu geführt, dass er den Bart nicht nur stutzen, sondern ganz abrasieren musste. „Tim Walter rasiert“ flachste daraufhin der BILD-Kollege und brachte Walter damit zum Lachen –...

Kippt die Stimmung unter den Fans, oder nicht?

Kippt die Stimmung unter den Fans, oder nicht?

Am Sonnabend schließt sich die Halbserie. Zeit für eine interne Analyse, die recht klar sein dürfte. Allein die Konsequenz ist noch unklar. Zumindest für die Verantwortlichen, während das Umfeld des HSV recht eindeutig für einen Trainerwechsel votiert. Zweieinhalb Jahre nach seinem Amtsantritt steht HSV-Trainer Tim Walter so stark wie nie in der Kritik. Wobei, auch nicht überall. Denn es gibt diejenigen, die sich mit der Situation abfinden, sie sogar besser finden. Ich habe heute von Dieter W. einen solchen Leserbrief zugeschickt bekommen, den ich als Kontrast zum Gastbeitrag von heute mit veröffentlichen möchte. Here we go:

Ein wichtiger Tag für die Zukunft des HSV

Ein wichtiger Tag für die Zukunft des HSV

Am Mittwoch haben die Aufsichtsräte eine wegweisende Sitzung vor sich. Sie müssen sich dabei nicht nur mit Zahlen beschäftigen, sondern vor allem auch mit der aktuellen sportlichen Ausrichtung. Denn die stagniert. Weiterhin. Von Entwicklung im Spiel ist ebenso viel zu erkennen wie von Tim Walters Einsicht, sein hochriskantes Spiel auszubalancieren. Partiell war das gelungen – aber der Verdacht, dass dies von Verletzungen und dementsprechenden Personalwechseln erzwungen war, hat sich bewahrheitet. Nach starken 13 Punkten aus den ersten sechs Partien (Schnitt: 2,17) in der Zweiten Liga, stürzte der HSV seit September auf 15 Punkte in elf Partien (Schnitt: 1,36 Punkte) und Rang drei in der Tabelle ab. 18 geschossenen Treffern stehen seit September 16 Gegentreffer gegenüber. Ein Punkteschnitt und Torverhältnis, die nicht zum Aufstieg reichen dürften.

Selbst wenn der HSV in Nürnberg mit 15:0 gewinnt…

Selbst wenn der HSV in Nürnberg mit 15:0 gewinnt…

Die Kollegen der Tageszeitungen sowie den TV- und Radiostationen schwenken um. Aus vorsichtiger Kritik wurde ein genereller Zweifel bis hin zu klaren Kommentaren wie dem des NDR und des Abendblattes, die den aktuellen HSV-Trainer mit seinem Spielstil als gescheitert bezeichnen. So, wie ich auch. Dass das nicht dazu führt, dass sich Tim Walter nett zum Kaffee verabreden will, völlig nachvollziehbar. Er ist von seinem Fußball überzeigt, und genau das hat diesen Fußball immer auch funktionieren lassen. Nur leider nie über die gesamte Strecke.

Hilfloser HSV verliert gegen Paderborn. Wer es jetzt noch nicht sieht, will es nicht sehen…

Hilfloser HSV verliert gegen Paderborn. Wer es jetzt noch nicht sieht, will es nicht sehen…

Es wird enger. Tabellarisch auf der einen Seite, sportlich seit längerem – und jetzt auch für den Trainer? Nach der ersten Heimniederlage gab es im erstmals diese Saison nicht mehr ausverkauften Volksparkstadion Pfiffe für die Mannschaft. Und das nicht, weil man „nur“ sieben der acht Heimspiele gewonnen hat. Vielmehr ist es die Reaktion auf einen Trend, den Trainer Tim Walter zuletzt mit Sätzen wie „aber wir sind immer noch Tabellenzweiter“ versuchte, kleinzureden. Auch das so gern genommene „Spektakel, das das Stadion immer vollmacht“ gab es heute beim 1:2 gegen den SC Paderborn nicht zu sehen. Im Gegenteil. Diesem HSV ist die Hilflosigkeit so deutlich anzusehen, dass man behaupten muss: Wer das Problem mit dem Walter-Fußball jetzt nicht sieht, der will es nicht sehen.

Vor dem Spiel gegen Paderborn: Heuer Fernandes verlängert und bleibt bis 2026

Vor dem Spiel gegen Paderborn: Heuer Fernandes verlängert und bleibt bis 2026

Das ist zweifellos eine gute Nachricht: Torwart Daniel Heuer Fernandes hat seinen Vertrag beim HSV verlängert. Wie der HSV am Freitag bekannt gab, verlängerte der 31-Jährige seinen Vertrag vorzeitig bis 2026. „Wir haben es gemeinsam geschafft, großen Zusammenhalt und auch Euphorie zu entwickeln. Daher wollte ich unbedingt beim HSV bleiben, um als Führungsspieler vorwegzugehen und mit der Mannschaft erfolgreich zu sein“, sagt Heuer Fernandes, der am morgigen Sonnabend auch wieder ins Tor rücken wird, wenn der HSV um 13 Uhr den SC Paderborn empfängt.

HSV verschenkt Sieg und 1,7 Millionen Euro gegen Reese

HSV verschenkt Sieg und 1,7 Millionen Euro gegen Reese

Sieben Veränderungen in der Startelf gegenüber einer bei Hertha BSC – vor dem Spiel hatte ich ein mulmiges Gefühl. Das aber legte sich im Verlauf der ersten Halbzeit, die der HSV nach dem Rückstand durch den am Ende alles überragenden Mann der Berliner, Fabian Reese, mit einer 2:1-Führung beendete. Und dabei wirkte die Mannschaft von Trainer Tim Walter vor allem defensiv mit Rückkehrer und Kapitän Sebastian Schonlau stabiler – abgesehen von den immer wieder gefährlichen Durchbrüchen über die rechte HSV-Seite, wo William Mikelbrencis komplett chancenlos gegen Reese war.

Über Moin Volkspark

Moin Volkspark – das ist ein Team aus jungen Menschen, die sich seit vielen Jahren mit dem HSV beschäftigen und ihre facettenreichen Fähigkeiten so einbringen, dass hier heute eine Plattform entsteht, die den Anspruch hat, HSV-Freunde und -Interessierte vollumfänglich zu informieren und zu unterhalten.

Das Ganze gepaart mit der Expertise des bekannten Sportjournalisten Marcus „Scholle“ Scholz bietet ein Maximalmaß an objektiver Informationen und  zeitgemäßer Unterhaltung. Ziel ist es, hier frischen, dynamischen Content zu bieten, der sich wohltuend von der allgemeinen Journaille abhebt.

Moin Volkspark ist aber nicht nur ein Ort, um sich zu informieren, sondern soll auch immer ein Ort des Austausches und des Miteinanders sein. Wir wollen eurer Leidenschaft einen Platz im Netz bieten: zum Diskutieren im Forum, zum Mitfiebern bei Live-Events. Und natürlich zum Mitmachen in unseren vielfältig angelegten Video-Formaten. Eure Freude, Eure Trauer, Euer Jubel und Eure Wut haben hier Ihren Platz, solange alles respektvoll formuliert und artikuliert wird.

Moin Volkspark steht für ein leidenschaftliches Miteinander und ist der Zusammenschluss dessen, was eigentlich schon seit langer Zeit zusammengehört.