Raus mit Applaus! HSV-Frauen begeistern und verlieren knapp gegen Werder Bremen

by | 23.03.25 | 37 comments

Jubel auf der einen, Trost auf der anderen Seite: Während die Spielerinnen von Werder Bremen ihre Final-Shirts überstreiften und den Moment mit ihren mitgereisten Anhängern feierten, sammelten die Hamburgerinnen nach einer Ehrenrunde Applaus von den eigenen Fans. In einem mitreißenden Pokal-Halbfinale setzten sich die Bremerinnen vor einer Rekordkulisse von 57.000 Zuschauern im ausverkauften Volksparkstadion gegen einen, bis an seine absoluten Grenzen gehenden, HSV mit 3:1 nach Verlängerung durch.

Team HSV mit Transparent nach Spielende, Dank an die Zuschauer im ausverkauften Volksparkstadion Hamburg, 23.03.2025, Fussball, Frauen, DFB-Pokal, Halbfinale, Hamburger SV – SV Werder Bremen 1:3 n.V.

Trotz der Niederlage boten die Zweitliga-Frauen des HSV den Erstligistinnen aus Bremen über weite Strecken Paroli. Sicher ist: Sie dürfen stolz auf ihre Leistung sein – auch, weil der eigentliche Gewinner an diesem historischen Nachmittag der Frauenfußball selbst gewesen sein dürfte. „Ich bin sprachlos. Ich bin eigentlich nicht so der emotionale Typ, aber das hier war der absolute Wahnsinn. Ein echter Krimi“, erklärte Werder-Kapitänin Lina Hausicke, nach dem Abpfiff bei Sky. Der Erfolg gegen den HSV, bei dem Bremen lange in Unterzahl spielen musste, habe das Team viel Kraft gekostet.

Auf HSV-Seite befand die bis zu ihrer Auswechslung starke Verteidigerin Jobina Lahr im ZDF-Interview: „Wir waren die meiste Zeit die deutlich bessere Mannschaft. Mit den krassen Fans im Rücken haben wir uns nicht anmerken lassen, dass wir eine Klasse tiefer spielen. Wir hätten den Finaleinzug verdient gehabt“, womit deutlich wurde, wie viel Adrenalin in den Adern der Spielerinnen geflossen sein dürfte. Zumal die beeindruckende Kulisse und die Begeisterung der Fans auf alle Beteiligten Eindruck machten. „Die Unterstützung unserer Anhänger war unglaublich“, sagte HSV-Spielerin Christin Meyer. Dennoch sitzt der Schmerz nach dem knappen Ausscheiden tief. „Jetzt werden sicher erst einmal ein paar Tränen fließen“, räumte sie ein, betonte aber auch: „Dieses Spiel war ein starkes Statement – für den Frauenfußball.“

Den Grundstein für den Bremer Sieg legte Sophie Weidauer, die in der 81. Minute nach einem schweren Patzer der bis dahin und danach wieder guten HSV-Torhüterin Inga Schuldt das 1:0 erzielte. Zwar konnte HSV-Kapitänin Sarah Stöckmann in der 89. Minute den Ausgleich erzielen und ihr Team in die Verlängerung retten, doch dort entschieden die Bremerinnen, die physisch trotz Unterzahl in dieser Schlussphase den besseren Eindruck machten, während auf HSV-Seite vor allem das geschlossene Kollektiv überzeugte.

Werder hatte zuvor ab der 54. Minute mit einer Spielerin weniger auskommen müssen, nachdem Saskia Matheis mit Gelb-Rot vom Platz gestellt worden war, hatte aber mit den Treffern von Weidauer (117.) und Verena Wieder in der Nachspielzeit der Verlängerung (120.+1) die Torschützinnen in ihren Reihen, die das Spiel entschieden.

Trotz der ungewohnten Lautstärke zeigten beide Teams von Beginn an großen Einsatz. Ein Klassenunterschied war lange nicht spürbar. Seltsamerweise konnten die Bremerinnen erst nach der Gelb-Roten Karte leichte Vorteile für sich verbuchen. Zwei späte Treffer in der Verlängerung ließen das von HSV-Seite herbeigesehnte Elfmeterschießen überflüssig werden. Leider. Denn angesichts der Stimmung im Stadion und der Leidenschaft, mit der diese HSV-Frauen agierten, hätten sie mehr verdient. Doch im DFB-Pokal gibt es weder ein Remis noch zwei Siegerteams. Und die Bremerinnen waren am Ende die Nuance stärker und erfahrener und dürfen jetzt im Endspiel ihrerseits darauf hoffen, als Underdog die Überraschung zu schaffen, wenn es gegen den Deutschen Meister FC Bayern München geht.

Die Münchnerinnen drehten ihrerseits ihr Halbfinale gegen die TSG 1899 Hoffenheim nach einem 0:2-Rückstand und gewannen dank dreier Treffer von Pernille Harder mit 3:2.

Gute Nachrichten gab es dann rund um das Spiel. So verkündete HSV-Vorstand Stefan Kuntz, dass die HSV-Frauen ab der neuen Saison unter dem Dach der HSV-Fußball AG spielen und dementsprechend auch finanziert werden. Es dürfte die Fortsetzung des bis hierhin schon imponierenden Weges der HSV-Frauen werden. Und das haben sich Baum, Lahr, Meyer und Co. auch absolut verdient.

In diesem Sinne: jetzt kurz Pause, und dann geht es weiter mit einem spannenden Länderspiel der DFB-Elf gegen Italien – hoffentlich mit einem besseren Ausgang für die Heimmannschaft, der einen rundum schönen Fußball-Sonntag erfolgreich abrunden würde …

Bis morgen!
Scholle


Marcus Scholz

Marcus Scholz

Sportjournalist Marcus „Scholle“ Scholz hat sich in mehr als 20 Jahren als HSV-Reporter bundesweit als Gast in renommierten TV-Sendungen einen anerkannten Namen gemacht. Nach „Matzab“ und der „Rautenperle“, die Scholle beide zu digitalen Erfolgen pushte und sogar auf Rang 6 und 7 im nationalen Fußballblog-Ranking platzieren konnte, ist „MoinVolkspark“ sein erster komplett eigener Blog über den HSV. Zusammen mit einem Team aus jungen, hungrigen HSV-Freunden wird dabei auf unterschiedlichen Kanälen über den HSV mit den täglich neuesten News und Entwicklungen in Wort, Bild und Ton berichtet. Scholles Motto allein macht schon deutlich, worum es ihm hier geht: „Ein Tag ohne den HSV ist ein verlorener Tag.“

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Das Ganze gepaart mit der Expertise des bekannten Sportjournalisten Marcus „Scholle“ Scholz bietet ein Maximalmaß an objektiver Informationen und  zeitgemäßer Unterhaltung. Ziel ist es, hier frischen, dynamischen Content zu bieten, der sich wohltuend von der allgemeinen Journaille abhebt.

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Rotkaeppchen1966
7 Tage zuvor

Schade für die HSV-Frauen, die alles gegeben haben gegen den ewigen Nord-Rivalen. Am Ende siegten die Bremerinen aufgrund größerer Physis und Erfahrung nicht unverdient. 60min in Unterzahl war ihnen nicht anzumerken und somit im Spiel zumindest für mich nicht erkennbar.
Trotzdem eine tolle Leistung unserer Mädels, deren Spiele in der zweiten und hoffentlich bald ersten Liga dann größere Resonanz finden.
Man muss wirklich sehen, ob es bei der Einmaligkeit dieses events bleibt oder es wirklich ein weiterer Fortschritt und Sieg für den Frauen-Fussball bedeutet.
Das Weiterkommen Deutschlands hat für dich Scholle ja den schönen Fußball-Sonntag abgerundet. Und auch wenn man diese Niederlage nicht im Kontext mit den vielen Demütigungen, die die HSV-Herren durch die Grün-Weißen erfahren musste , kann, und vor allem man nicht erwarten sollte, dass ein Finaleinzug so manche Schmach getilgt hätte, so ist es trotzdem nicht schön, die Werder-Kapitänin mit der HSV-Eckfahne in unserem Stadion jubeln zu sehen. Ich glaube, im Stadion hätte ich mich da schon geärgert, auch, wenn, das gebe ich ehrlich zu, mich das Ausscheiden der Damen und ein evtl. Nichtaufstieg nicht so berühren würde wie ein erneutes Scheitern der Herren.
Mögen die HSV Damen aus diesem Erlebnis Kraft schöpfen, das positive mitnehmen aus diesem Spiel – und dann am Ende sich wo möglich wieder in der Ersten Liga wiederfinden.

Kuchi
7 Tage zuvor

Die Ladys haben sich selbst geschlagen. Ohne Patzer hätten sie das Spiel gewonnen.
Werder wurde erst mit 10 Frauen der erwartete Gegner. Bis zum Rausschmiss von Matheis waren sie es nicht.
Am Ende war es die Kraft, die den Unterschied von 1. und 2. Liga machte.

MeinVerein2021
7 Tage zuvor

Auch für die HSV-Frauen gilt: der Aufstieg ist wichtiger als der Pokal.

Trotzdem ist die Niederlage sehr schade und ich kann verstehen, dass die Rekordkulisse nur ein sehr kleiner Trost sein kann.

Darmzotte
7 Tage zuvor

Zuviel von Heuer Fernandes abgeguckt. 🙈

Meaty
7 Tage zuvor

Fußball-Welt verkehrt!?
In Hamburg pilgern 57.000 Zuschauer zu einer Zweitligamannschaft, die im DFB Pokal Halbfinale gegen den ewigen Nordrivalen steht! Und in München kommen 2.500 Zuschauer zum selbigen Halbfinale einer Münchner Spielerinnen-Weltauswahl!
Warum in unserer schönen und sportbegeisterten Stadt nicht mehr Spitzensport möglich ist, mit mehr Profiteams von anderen gut besuchten Sportarten (Eishockey, Handball, Football etc.), kann ich immer noch nicht nachvollziehen?!

Töftinger
7 Tage zuvor

Für die HSV Mädels war das sicherlich ein tolles Erlebnis. Für mich als TV Zuschauer war dieses Spiel (fußballerisch!) keine Werbung für den Frauenfußball. Ein schlechtes Spiel wird in der Regel auch durch ein volles Stadion nicht besser.

Bemüht waren die HSV Mädels auf jeden Fall, aber unter dem Strich auch sehr ausrechenbar und harmlos. Insgesamt fehlt den Rothosen aber auch ganz eindeutig Geschwindigkeit. Den Unterschied haben drei flinke Mädels auf der Werder Seite gemacht.

Ich würde den Mädels den Aufstieg wünschen und auch gönnen, aber dahingehe weitere TV Angebote würde ich voraussichtlich nicht wahrnehmen wollen.
Sorry, so fußballverrückt bin ich dann wirklich nicht.

Buffy
7 Tage zuvor

Achterbahn gegen Italien:
Erste Halbzeit: wir werden Weltmeister!
Zweite Halbzeit: wir werden uns nicht für die WM qualifizieren!

Hessenhrubesch
7 Tage zuvor

Das 2:0 von Musiala kurios zu nennen, wäre noch untertrieben…

Optimist
7 Tage zuvor

Das Spiel der HSV Frauen war echt super unterhaltsam und sehr kurzweilig. Auch wenn tatsächlich viel Kick‘n Rush gespielt wird ( Einer schrieb hier vor Tagen von Karo Zufall)

Streng genommen hätte Werder Bremen zwei gelb-rote Karten haben müssen. Mahmood foult von hinten Lahr und bekommt sogar noch den Freistoß ( auch wenn die erste gelbe sehr fragwürdig war)

Mahmood wurde in der Verlängerung nach links gesetzt. Dies war meiner Meinung nach entscheidend

Blumi64
7 Tage zuvor

Ach wie traurig für die Mädels.
Scheiß Werder.
Warum schaffen wir es einfach nicht mal, gegen Brämen in KO Spielen zu gewinnen.
Ich könnte 🤑

Polkateddy
7 Tage zuvor

Der Frauenfußball hat sich entwickelt? Abseits derFolklore blieb leider nur der nüchterne Eindruck eines Spiels in der 2. Kreisklasse, nachdem sich alle Spieler 4 Stunden zuvor auf dem nahegelegenen Stoppelacker beim Erntefest letztmalig zugeprostet haben. Natürlich, fehlende Dynamik habe ich erwartet. Die mangelhafte Technik bei Ballannahme, Passspiel und Torschuss tat in den Augen weh. Und gedanklich basiert doch Vieles auf dem Gedanken, dass der Gegner jetzt den Fehler macht. Da wird nahezu jeder Angriff zum Glückspiel.

Der Einsatz und die Leidenschaft haben mich indes überzeugt.

alwaysHSV
7 Tage zuvor

Die eindeutig beste Spielerin auf dem Platz war Tuana Mahmoud von Werder Bremen. Sie hat ja in Nachwuchsteams schon für den DFB gespielt. Nach der Leistung gestern frage ich mich, ob die bei der DFB A Nationalmannschaft alle Tomaten auf den Augen haben.
Wieso ist eine solche Ausnahmespielerin dort nicht zumindest im Kader? Wenn ich daran denke, was da teilweise sonst so im Kader herumturnt ist das zum Haare raufen.