So, liebe Leute, der Spieltag rückt näher. Und das wiederum lässt zumindest bei mir die Spannung spürbar steigen. Auch, was die Aufstellung betrifft. Gestern hatten Trainer Daniel Thioune und Nürnbergs Sportvorstand Dieter Hecking schon einmal die Favoritenrolle fleißig hin- und hergeschoben. Heute legte Thioune noch einmal nach bei der Pressekonferenz. Und das gar nicht mal so vorsichtig, wie sonst, sondern eher offensiv-selbstbewusst. „Wichtig wird sein, dass wir die Balance der vergangenen Wochen hinbekommen, hart zu arbeiten und Spaß am Spielgerät zu haben. Wir müssen in einigen Situationen dominanter und konstanter sein und die Intensität hochhalten.“
Im Gegensatz zu Hecking sieht der HSV-Trainer für sich und seine Spieler auch keine besondere Brisanz in dem Wiedersehen mit seinem Vorgänger. Thioune stellt es zumindest in Frage: „Ich weiß nicht, ob es ein besonderer Anreiz ist, am Wochenende gegen Dieter Hecking zu spielen.“ Hintergrund: Vor dem Wiedersehen mit seinem alten Verein hatte Hecking gemutmaßt, dass die HSV-Profis besonders angestachelt seien. Zumal in Tobias Schweinsteiger sein ehemaliger HSV-Co-Trainer die Franken betreut, nachdem Chefcoach Robert Klauß gesperrt wurde. „Es kann Motivation für die Hamburger Spieler sein, es uns beiden zu zeigen, dass sie sich weiterentwickelt haben“, sagte Hecking uns gestern.
Thioune sieht keine besondere Brisanz gegen Hecking
Thioune entgegnete, Spieler sollten natürlich gern beweisen, dass sie sich entwickelt haben. „Das können sie aber auch in jedem anderen Spiel zeigen.“ Hecking habe hier zwar auch „ein paar Fußstapfen hinterlassen“, meinte der 46-Jährige. Die Mannschaft sei mit ihm als Trainer gut ausgekommen. „Wir spielen aber nicht gegen Dieter Hecking, sondern gegen Nürnberg“, stellte Thioune aber klar. Er verlange von seinen Spielern, dass sie immer so motiviert seien, dass sie jedes Spiel gewinnen wollen.
Es ist so ein wenig, als würden sich zwei Freunde vor einem direkten Duell ein wenig frötzeln. Hecking hatte begonnen und dabei unter anderem den bislang wechselhaften Saisonverlauf des hanseatischen Traditionsclubs als typisch für den Verein bezeichnet. „Das ist eben der HSV“, meinte er. „Man muss Konstanz über 34 Spieltage reinbringen, dann kann man auch Ziele erreichen“, sagte Hecking, der das mit dem HSV nicht geschafft hat. Angesprochen auf die Frage, was diesen HSV von seinem im Vorjahr unterscheiden würde, antwortete Heckng: „Man hat jetzt einen Torjäger“ lobte Hecking den HSV-Toptorjäger Simon Terodde ausgiebig. Einen wie den Liga-Toptorjäger (15 Saisontore in 14 Spielen) hätte er als HSV-Coach gerne in seinem Kader gehabt. „Er ist der Garant für den Erfolg des HSV. Er hat dieses berühmte Näschen, das man nicht lernen kann.“ Oder anders formuliert: So wäre Hecking (auch) aufgestiegen…
Aber wie gesagt, es ist bislang alles in einem sehr moderaten, respektvollen Rahmen gehalten. Freundschaftlich fast. Man schätzt sich weiterhin. Außer auf dem Platz. Da muss sich das Ganze anders darstellen. Denn das Spiel am Sonnabend wird hart umkämpft sein. „Ich glaube, dass die Nürnberger – wenn sie ihr Maximum abrufen können – in der Lage sind, jeden Gegner in dieser Liga zu schlagen“, sagt Thioune. Die Qualität der einzelnen Akteure sei besser als der aktuelle elfte Tabellenplatz dies vermuten lasse. „Sie werden alles versuchen, die Punkte in Nürnberg behalten. Es erwartet uns ein gutes, aber auch ein richtig schwieriges Spiel.“
Schwierige Witterung = umkämpftes Spiel?
Zuvor hatte Hecking für seine Nürnberger bereits eine besonders kraftaufwändige Spielart gegen die fußballerische Überlegenheit des HSV angekündigt. Und der HSV konnte sich heute auf schwierigem Geläuf um Volkspark schon einmal darauf vorbereiten. Zwar wird es in Nürnberg ebenso wie hier eine Rasenheizung geben. Aber egal wie, bei dieser Witterung – in Nürnberg soll es in der Nacht zu Sonnabend schneien und am Spieltag selbst -2 bis -6 Grad Celsius kalt werden – wird es ein vergleichsweise tiefes, rutschiges Geläuf.
Aber das nur als kleiner (nicht zu ernst gemeinter ;-)) Hinweis für David Kinsombi, der am Sonnabend nach seinem guten Spiel gegen Regensburg wohl mit einem Platz in der Startelf rechnen darf. Er wird zusammen mit Moritz Heyer und Jeremy Dudziak das Zentrum bearbeiten müssen, nachdem feststeht, dass Amadou Onana ausfällt. Der 19-Jährge laboriert weiter an Aduktorenproblemen und wird erst gar nicht mit nach Nürnberg reisen, wie Thioune heute bereits verkündete. Möglich wäre auch, dass der defensiver eingestellte Gideon Jung zum Einsatz kommt.
Offen ist auch noch, wer auf der rechten Außenbahn beginnt. Zuletzt hatte Sonny Kittel dort beginnen dürfen. Heute absolvierte der Edeltechniker zwar nur en individuelles Trainingsprogram. Sein Einsatz am Sonnabend soll aber gesundheitlich nicht gefährdet sein. Dennoch glaube ich nicht daran, dass Thioune Kittel bringt. Vielmehr glaube ich, dass entweder Khaled Narey wieder beginnen darf – oder aber Manuel Wintzheimer, dessen kampf- und laufstrake Spielweise durchaus passen würde. Meine Startelf sähe heute so aus:
Ulreich – Vagnoman, Leistner, Ambroius, Leibold – Heyer – Kinsombi, Dudziak – Wintzheimer, Terodde, Jatta.
In diesem Sinne, bis morgen! Da melde ich mich dann hoffentlich etwas zeitiger an dieser Stelle wieder. Im Nachgang findet Ihr noch einen kurzen Text über und mit einem Ehemaligen, der noch immer stark mit dem HSV mitfiebert. Bis morgen!
Scholle
Lasogga schließt Rückkehr nicht aus und glaubt an HSV-Aufstieg
Der ehemalige HSV-Torjäger Pierre Michel Lasogga hat über seine Zukunft in Katar noch nicht entschieden. „Grundsätzlich bin ich für alles offen, aber ich besitze hier noch einen laufenden Vertrag bis 2022, danach muss man sehen, was passiert“, sagte der 29-Jährige heute bei Sky seinem Kumpel Jurek Rohrberg im Interview. Wenn sich noch mal gute Möglichkeiten in Europa anbieten würden, „bin ich sicherlich dafür aufgeschlossen“. Dafür arbeite er hart an sich. Er würde es „den Leuten gerne zeigen, noch einmal zurückzukommen. Auch wenn die Liga in Katar nicht das gleiche Niveau besitzt, wie in vielen Liga Europas.“
Nach dem verpassten Bundesliga-Aufstieg des HSV 2019 war der Mittelstürmer zum katarischen Erstligisten Al-Arabi gewechselt. In seiner ersten Saison hatte er sieben Tore erzielt, zuletzt warf ihn eine Fußverletzung zurück, nun will er aber wieder angreifen. „Es ist im Moment sicherlich nicht die beste Situation“, sagte er. Dennoch bereut er den Wechsel in das umstrittene Gastgeberland der WM 2022 nicht. „Das war absolut der richtige Schritt, unabhängig vom Sport fühlen wir uns als Familie hier pudelwohl.“
Er vermisse aber auch Deutschland, wo er „leider Gottes“ schon längere Zeit nicht mehr gewesen sei. Seinen ehemaligen Verein HSV verfolge er weiter. „Hoffentlich schaffen sie dieses Jahr endlich den Aufstieg, dieser Club gehört einfach in die Bundesliga“, meinte er. Da als einer seiner Nachfolger nun Simon Terodde für die Hanseaten stürmt, glaubt der 29-Jährige, dass der HSV es dieses Jahr packen wird. „Ich kenne Terodde, er ist eine absolute Tormaschine. Ich wünsche ihm nur das Beste, dass er dem HSV hilft, wieder erstklassig zu werden. Im Moment macht er einen Riesenjob und ich glaube deswegen geht der HSV hoch.“
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