Viel Potenzial: Das HSV-Mittelfeld ist gut aufgestellt

by | 03.01.23 | 53 comments

Der HSV hat das Training wieder aufgenommen und ist parallel dazu weiter auf der Suche nach gezielten Verstärkungen. Ein Innenverteidiger und ein Backup für Glatzel stehen seit Monaten ganz oben auf der Liste – fürs Mittelfeld wird aktuell nicht gesucht. Und das zurecht. Denn neben dem defensiven Mittelfeld ist der HSV auch offensiv so gut aufgestellt, dass man seine Ziele damit erreichen kann. Ludovit Reis hatte ich in Teil der 3 der Hinrundenanalyse bereits zum Gewinner dieser Hinrunde erklärt und ihn als Allrounder im HSV-Mittelfeld verortet. Deshalb sei er an dieser Stelle, wo es um die offensiven Mittelfeldspieler geht, nur noch einmal am Rande genannt. Denn er ist mit seinem Umschaltspiel, seinen Pressing-Qualitäten und letztlich auch seiner Torgefahr ein ganz wesentlicher Teil des Offensivspiels beim HSV.

Benes braucht Anlaufzeit – ich immer

Aber neben ihm gibt es noch andere, wie beispielsweise Laszlo Benes, der im Laufe der Hinrunde viel Vertrauen vom Trainer geschenkt bekam – auch, weil Sonny Kittel absolut hinter seinen Möglichkeiten blieb. Denn auch Benes hatte anfänglich arge Probleme, sich dem HSV-Spiel einzufügen. Er wirkte dabei im Gegensatz zu Kittel nie unmotiviert, sondern eher etwas übermotiviert und unkontrolliert. Aber Benes fand nicht ins Spiel. Zweimal Startelf, danach war er wieder nur Ersatz. Bis zum Spiel am 8. Spieltag bei Holstein Kiel dauerte es, ehe er sich wieder in die erste Elf spielen konnte.  Zwei Assists steuerte er beim 3:2-Auswärtserfolg bei. Und in den nächsten neun Partien sollten vier weitere sowie ein eigener Treffer dazukommen.

Am 30. Oktober, beim 3:2-Auswärtssieg jubelten (v.l.) Robert Glatzel, Torschütze Laszlo Benesund Jean-Luc Dompé

Und das, obwohl Benes seinen Platz bei Walter noch immer nicht hundertprozentig gefunden hat. Aber der Slowake interpretiert seine Rolle deutlich effektiver. Er machte weniger Fehler und wirkte weniger hektisch, wie ich finde. Seine wirklich beachtlichen Schussqualitäten hat er meiner Meinung nach noch immer nicht ausreichend einbringen können – aber er hat deutlich erkennbare Schritte nach vorn gemacht. Deshalb bekommt er nach einer schwachen 4 zu Saisonbeginn insgesamt noch eine 3 mit der Tendenz nach oben.

Kittel genießt uneingeschränktes Vertrauen. Zurecht?

Anders ist es bei dem Mann, der die Benes-Rolle jahrelang ausübte und sich dabei immer wieder in der zu großen Verantwortung verlor, der er trotz aller fußballerischen Fähigkeiten nicht gerecht werden konnte: Sonny Kittel. Der technisch beste Kicker im Team war schon gewechselt vor der Saison – und blieb doch. Er spielte bei Walter, der ihm unendlich Vertrauensvorschuss schenkt, im Laufe dieser Hinrunde oft schwach – aber er bekam zum Ende hin noch mal einen Rappel und fing wenigstens an, zu kämpfen. Fünf Assists und kein Tor sind die Bilanz des viel zu sensiblen Technikers, der 15-mal in der Startelf stand. Eine Bilanz, die deutlich zu wenig ist für einen Spieler mit seinen Fähigkeiten. Aber bei Kittel ist im Laufe der letzten Jahre an dieser Stelle alles gesagt. Da gibt es nichts mehr, was überraschen könnte oder ungesagt/unbeschrieben ist. Seine Note ist dabei aus meiner Sicht noch großzügig gewählt: 4-.

Am 13.8.2022 bei Arminia Bielefeld wird Omar Megeed als jüngster HSV-Prof mit 16 Jahren für Robert Glatzel eingewechselt.

Wirklich extrem spannende Ansätze hat ein Spieler, der gerade auf dem Sprung ins Team war, als ihn ein Mittelfußbruch für den Rest der Hinrunde aus dem Rennen nahm: Omar Megeed, der mit 16 Jahren sein Profi-Debüt feierte und jetzt wieder angreifen will. In der Sommervorbereitung war er auffällig gut, wurde aber nicht zu früh in die Verantwortung genommen. Als er dann mal ran durfte, zeigte er sofort, dass er weiter ist, als viele ihm zugetraut hatten. Wie gesagt, bis er sich verletzte ging es stetig voran. Er ist technisch stark, vergleichsweise robust mit seinen 1,88 Metern Körpergröße und vor allem ist er außergewöhnlich sicher am Ball. Er antizipiert schnell – allein die Handlungsschnelligkeit musste er langsam von Jugend- auf Profiniveau anheben. Aber auch darin sehe ich bei ihm keine Probleme. Ich behaupte, der ägyptische U20-Nationalspieler wird sich durchsetzen, sofern er gesund bleibt. Für eine echte Benotung ist das alles noch zu wenig im Wettkampfmodus erprobt. Er ist ein spannendes Talent, dem ich sehr viel zutraue und bekommt dafür eine gut gemeinte, motivierende Potenzialnote 2.

Walter nimmt Rolle als Entwickler voll an

Insgesamt sehe ich das Mittelfeld tatsächlich am besten aufgestellt. Es gibt stabile Leistungsträger wie Meffert und Reis. Dazu noch mit Benes und Kittel zwei Spieler, die schon gezeigt haben, worauf man in der Rückrunde noch hoffen darf. Zudem stehen viele spannende Spieler (Krahn, Megeed, Suhonen ist da sogar schon zwei Steps weiter) in den Startlöchern, um ihre Qualitäten auf den Platz zu bringen. Eigentlich eine hervorragende Mischung! Zumindest sehe ich an allererster Stelle das Trainerteam in der Verantwortung, alles aus diesen Spielern herauszuholen. Dann reicht das allemal, um ganz oben mitzuspielen.

Dass Trainer Tim Walter aktuell mit vier weiteren Youngstern im Training arbeitet, freut mich sehr und bestätigt meinen Eindruck vom HSV-Coach, dass er macht, was nötig ist: Er versucht, sich seine Spieler aus dem vorhandenen Nachwuchs zu entwickeln. Vor allem aber signalisiert er allen Toptalenten da draußen, dass der HSV eine Adresse ist, wo großartige Fußballtalente ihre Chance bekommen.

In diesem Sinne, bis morgen. 

Scholle

Marcus Scholz

Marcus Scholz

Sportjournalist Marcus „Scholle“ Scholz hat sich in mehr als 20 Jahren als HSV-Reporter bundesweit als Gast in renommierten TV-Sendungen einen anerkannten Namen gemacht. Nach „Matzab“ und der „Rautenperle“, die Scholle beide zu digitalen Erfolgen pushte und sogar auf Rang 6 und 7 im nationalen Fußballblog-Ranking platzieren konnte, ist „MoinVolkspark“ sein erster komplett eigener Blog über den HSV. Zusammen mit einem Team aus jungen, hungrigen HSV-Freunden wird dabei auf unterschiedlichen Kanälen über den HSV mit den täglich neuesten News und Entwicklungen in Wort, Bild und Ton berichtet. Scholles Motto allein macht schon deutlich, worum es ihm hier geht: „Ein Tag ohne den HSV ist ein verlorener Tag.“

Über Moin Volkspark

Moin Volkspark – das ist ein Team aus jungen Menschen, die sich seit vielen Jahren mit dem HSV beschäftigen und ihre facettenreichen Fähigkeiten so einbringen, dass hier heute eine Plattform entsteht, die den Anspruch hat, HSV-Freunde und -Interessierte vollumfänglich zu informieren und zu unterhalten.

Das Ganze gepaart mit der Expertise des bekannten Sportjournalisten Marcus „Scholle“ Scholz bietet ein Maximalmaß an objektiver Informationen und  zeitgemäßer Unterhaltung. Ziel ist es, hier frischen, dynamischen Content zu bieten, der sich wohltuend von der allgemeinen Journaille abhebt.

Moin Volkspark ist aber nicht nur ein Ort, um sich zu informieren, sondern soll auch immer ein Ort des Austausches und des Miteinanders sein. Wir wollen eurer Leidenschaft einen Platz im Netz bieten: zum Diskutieren im Forum, zum Mitfiebern bei Live-Events. Und natürlich zum Mitmachen in unseren vielfältig angelegten Video-Formaten. Eure Freude, Eure Trauer, Euer Jubel und Eure Wut haben hier Ihren Platz, solange alles respektvoll formuliert und artikuliert wird.

Moin Volkspark steht für ein leidenschaftliches Miteinander und ist der Zusammenschluss dessen, was eigentlich schon seit langer Zeit zusammengehört.

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Jörg Meyer
1 Jahr zuvor

Scholle schreibt, dass unser Mittelfeld gut aufgestellt ist.
Gut aufgestellt, was heißt das, was bedeutet es?
Zunächst mal die Wertung „gut aufgestellt „.
Dieses „gut“ ist ja in Relation gemeint zum übrigen Team und im Vergleich zum Rest der Liga.
Das kann man durchaus unterschiedlich sehen.
Gut aufgestellt bei dem finanziellen Aufwand im Vergleich zur Konkurrenz ist definitiv deutlich zu wenig. Wir müssten spitze sein und das ziemlich deutlich.
Im Vergleich zum Rest des eigenen Teams finde ich unser Mittelfeld, abgesehen von Reis keineswegs gut aufgestellt. Warum verlieren wir sonst so viele Bälle im Spielaufbau?
Warum finden wir immer noch nicht Lösungen gegen tiefstehende Mannschaften?
Warum sind wir oftmals zu langsam?
Vielleicht wäre dieses Mittelfeld tatsächlich besser, aber passt das System Walter zu den Spielern und ihren jeweiligen Stärken?
Hier denke ich liegt das Problem und das noch größte Potential unserer Mannschaft.
Das festhalten an diesem eindimensionalen System verhindert das die jeweiligen Stärken der einzelnen bestmöglich genutzt werden können. Jeder Gegner weiß wie wir spielen. Und genau das ist eine der Stärken der jeweiligen Gegner ihr eigenes System und die Aufstellung bis zuletzt nicht öffentlich zu machen.
Jeder Gegenspieler weiß um die Stärken und Schwächen seines sehr wahrscheinlichen Gegenspielers und kann sich so optimal darauf vorbereiten.
Hier würde ein Wechsel des Systems ebenfalls es dem Gegner schwerer machen sich gegen uns vorzubereiten.
Fazit, das eindimensionale System von Walter ist das größte Problem und zugleich das größte Potential sich bei Wechsel des Systems zu verbessern.

Frank Müller
1 Jahr zuvor

VIEL POTENTIAL?
MF sehr gut aufgestellt –> ggü den direkten Konkurrenten ???
Falsch.
Bei Darmstadt besteht das MF nur aus verläßlichen Größen
Heidenheim hat Beste und Sessa.
Wo ist denn beim HSV DIE konstante Größe – außer Reis (dazu noch Allrounder)?
Meffert, Benes, Kittel -> mal da, mal gar nicht zu sehen.
Grade bei Meffert hab´ich oft nicht gemerkt, dass er mitgespielt hat.
Bei den anderen beiden so ähnlich.
gerade von Aufbau-Spiel ist gar nichts zu sehen.Spielzüge wirken wie Zufall.
Nichts geordnet.
dabei wird es bei der Torausbeute genau DARAUF ankommen.
Glatzel muß sich den Ball leider immer selbst holen.
Und wegen des ungeordneten oder wenigen Zuspiels wirken die Tore oft wie Zufall.

abraeumer
1 Jahr zuvor

In der Presse wird berichtet, dass mit Torhüter Hannes Herrmann, Mittelfeldspieler Jesse Kilo und Verteidiger Nicolas Kisilowski drei Talente am Training teilnehmen dürfen.

Insbesondere Nicolas Kisilowski, der eigentlich Nicolas Oliveira-Kisilowski heißt, halte ich für ein herausragendes Talent. Ihm traue ich im Gegensatz zu Mikelbrencis zu , die Probleme auf der Position des rechten Verteidigers zu lösen. Die 750.000 für Mikelbrencis hätte Boldt sparen können. Jetzt muss Oliveira Kisilowski nur eine Chance erhalten.

MEFFORT
1 Jahr zuvor

Ich frage mich immer wieder, was der Mikelbrencis in dieser kurzen Spielzeit, die er bisher hatte, nur verbrochen?

Schwalbenkönig
1 Jahr zuvor

Unser kompliziertes Aufbauspiel: vom Torwart zum Innenverteidiger zum Torwart zum Aussen zum anderen Innen zum Torwart usw.. erfordert schon eine gewisse Eingespieltheit für einen neuen Innenverteidiger, Bollt soll da schnell einen neuen Man bringen oder soll der auch erst nach 28 Spielen soweit sein?

alwaysHSV
1 Jahr zuvor

Das Beste an der langen Pause zwischen Hinrunde und dem Rückrundenbeginn Ende Januar ist, dass alle Verletzten wieder soweit fit sind, dass sie die komplette Vorbereitung
mitmachen können. Wenn jetzt noch die geplante Neuverpflichtung zügig kommen sollte
stehen alle Ampeln auf grün. Daumen drücken, dass es keine neuen Verletzungen gibt.

NeilAnblomee
1 Jahr zuvor

Ich möchte nochmal die Idee, die jemand anders hier vor einer Weile vortrug, in Erinnerung rufen: Transfer Max Kruse prüfen.

KlauMi wollte den doch vor ein paar Jahren mal verpflichtet sehen. Vielleicht mag er einen Eineinhalb-Jahres-Vertrag finanzieren – die letzten 12 Monate natürlich nur in der ersten Liga, mehr 2. Liga würde Kruse sich sicher nicht antun.

Walter schleppt mit Kittel doch bereits eine Diva mit durch, dann könnte man doch auch eine Diva aus einem höheren Regal einsetzen.

Rein statistisch gesehen hat KlauMi keine 20 Jahre mehr Zeit, um den HSV in der ersten Liga zu sehen. Also wenn nicht jetzt, wann dann. Oder ist so eine Fremdfinanzierung gar nicht erlaubt?

Buffy
1 Jahr zuvor

Hmm, ich hatte völlig vergessen, dass Sonny Kittel immer noch beim HSV spielt… 🤔
Irgendwie bin ich raus. Aber Vagnoman ist weg, oder?