HSV-Neuzugang Muheim hat keine Angst vor schweren Prüfungen

by | 15.07.21 | 87 comments

Ich muss zugeben, ihn vorher absolut nicht gekannt zu haben: Miro Muheim. Der Schweizer Junioren-Nationalspieler soll beim HSV die linke Seite verstärken. Vom Typ Fußballer ähnelt er sich in einigen Teilen sogar mit (Noch-)Kapitän Tim Leibold, der seine Stärken wie Muheim zweifelsfrei eher in der Offensive denn in der Defensive hat. Gestern stand der Schweizer das erste Mal Rede und Antwort und begann wie es alle jungen Neuen machen, mit den üblichen Sätzen: „Ich fühle mich wohl, die Mannschaft hat mich gut aufgenommen. Ich denke, dass ich hier meinen nächsten Schritt machen kann. Ich möchte aber auch dem HSV helfen, den nächsten Schritt zu erreichen. Der Aufstieg ist das Ziel.“

Was soll er auch sonst sagen, nachdem er zuletzt mit einem Muskelfaserriss verletzt ausgefallen war? Nein, bei Muheim werden die nächsten zehn. Tage bis hin und inklusive dem Saisonauftakt gegen den FC Schalke 04 spannend. Schafft er es, sich bis dahin in die Startelf zu spielen? Muheim kämpft dabei auf der linken Seite gegen niemand geringeres als gegen Kapitän Tim Leibold. Muheim weiß um die Schwere: „Natürlich ist Tim Leibold ein sehr guter Spieler, aber Konkurrenz belebt das Geschäft. Wir pushen uns gegenseitig und bringen dadurch noch bessere Leistungen. Ich bin froh, wenn ich gefördert und gefordert werde.“

Muheim sieht sich in Walters System gut aufgehoben

Wobei ich hier fast noch spannender finde, ob Trainer Walter letztlich sogar auf beide hinter- bzw. voreinander setzt. Tempo hätte er dann genug, Offensivgeist auch – allein das Defensivverhalten müsste erst noch greifen.Muheim glaubt, dass das für ihn nicht allzu schwer werden dürfte: „Die ersten zwei Wochen der Vorbereitung habe ich wegen einer kleinen Verletzung verpasst, deswegen fordert es mich jetzt schon, das Spielsystem zu adaptieren. Ich gehe aber davon aus, dass ich mich schnell darin zurechtfinden werde. Das 4-4-2 mit Raute haben wir auch schon beim FC St. Gallen gespielt.“

Auch den positionellen Zweikampf mit Tim Leibold betrachtet Muheim positiv: „Tim hat schon offensiver gespielt, ich kann auch offensiver spielen“, sagt Muheim, „ich sehe da gute Chancen. Ich muss Vollgas geben, damit ich starten kann.“ Nicht nur er. Auch Leibold soll die Konkurrenz anspornen. Eine spannende Personalie also – die linke Seite. Zumal dann, wenn sich Sonny Kittel wieder gesund zurückmeldet und seinen Anspruch auf die linke Außenbahn erhebt. Oder dann, wenn noch ein weiterer offensiver Außenbahnspieler kommt.

Spannende letzte Tage vor dem Zweitliga-Eröffnungskracher beim FC Schalke also. Am Sonnabend beim. Letzten Test vor dem Saisonbeginn soll gegen den FC Basel (Anpfiff 15.30 Uhr, Volksparkstadion) noch einmal probiert werden, wer für welche Position in Frage kommt. Fakt ist aber auch, da lege ich mich fest, dass der neue Trainer Tim Walter nicht so viel Zeit zum Testen hatte, wie er es selbst benötigt hätte, um eine echte erste Elf zu finden. Selbst dann nicht, wenn wir die potenziellen Ab- und Zugänge noch mal ausklammern. Ich persönlich bin jedenfalls sehr gespannt, wie Walter diese nicht einfache Situation löst.

Muheim: Tausendsassa ohne Angst vor Prüfungen

Apropos spannend: Das ist auch Muheim selbst. Als Fußballer und „Normalo“ im Leben. Mit 16 Jahren schon wurde man beim FC Chelsea auf Muheims Talent aufmerksam. Der schnelle Linksfuß wechselte 2014 vom FC Zürich zu Chelsea, wurde dort im Nachwuchs des Champions-League-Siegers ausgebildet. Eine Zeit, in der Muheim nach eigener Aussage sehr viel gelernt hat: „Die Zeit war überragend, ich habe sehr viel gelernt. Ich bin damals alleine nach London gezogen, habe mit drei anderen Spielern in einer Gast-Familie gewohnt. Das war schon hart, hat mich aber persönlich weitergebracht. Auch neben dem Platz.“ Allein die Trainingseinheiten mit den Chelsea-Stars haben ihn weitergebracht. Allein Spielpraxis war nicht drin. Muheims einfache Erklärung: „Die Qualität dort war natürlich immens.“ 

Um sich nicht allein auf den Fußball zu verlassen, machte Muheim in der Schweiz eine Ausbildung zum Hochbauzeichner. Heute interessiert sich für Architektur und Innen-Design. Muheim: „Ich musste die Lehre aber abbrechen, als ich zu Chelsea gegangen bin.“ Abhalten konnte ihn aber auch das nicht. Im Gegenteil: Inzwischen besucht Muheim eine internationale Privatschule, an der er sein Abitur nachholen will. Und das ist nicht so ein Pseudo-Fernstudiengang, denn Muheim muss alle sechs Monate Prüfungen ablegen. „Jedes halbe Jahr sind Prüfungen. Sechs Fächer muss ich insgesamt abschließen, drei habe ich schon“ 

Beim HSV stehen ihm in den HSV-Trainingseinheiten täglich neue Prüfungen bevor. Die Intensität sei schon deutlich höher als bei seinem Exklub, sagt Muheim. Aber auch er weiß, dass sein neuer Trainer Walter ganz genau hinschaut, wie er sich Muheim beim HSV entwickelt. Kein Problem für den Neuen: „Der Trainer spielt ein System, in dem die Positionen fließend sind. Ich sehe da gute Chancen, wenn ich gut trainiere“, sagt Muheim über die Taktik seines Trainers Tim Walter, der zusammen mit den sportlich Verantwortlichen beim HSV nicht umsonst auf eine Kaufoption über 1,5 Millionen Euro bei der Einjahres-Leihgabe gepocht hatte. Auch hier erhoffen sich alle den nächsten Schritt von Muheim.

Muheim, Kaufmann und Co.: Nimmt der HSV seine Rolle an?

Ich persönlich freue mich darüber, dass die Basis der neuen bei Muheim ebenso wie bei Mikkel Kaufmann und Robert Glatzel die ist, dass sich alle erst einmal richtig durchsetzen und für Höheres empfehlen wollen. Allesamt ohne den großen Namen – aber eben mit viel Potenzial. Sie sorgen zusammen mit den Youngstern im Team (Onana, Vagnoman, David, Suhonen,  Oppermann etc.) auch dafür, dass der HSV sich immer mehr als Ausbildungsverein verstehen und diese Rolle auch annehmen muss. Und noch einmal, für alle: Gut gemacht kann das der Schlüssel des HSV werden, auf lange Sicht wieder gesund zu werden.

In diesem Sinne, bis morgen. Da bin ich tagsüber zwar unterwegs, aber ich melde mich am Abend noch einmal mit den letzten Infos zur Saisoneröffnungsfeier am Sonnabend!

Scholle

Marcus Scholz

Marcus Scholz

Sportjournalist Marcus „Scholle“ Scholz hat sich in mehr als 20 Jahren als HSV-Reporter bundesweit als Gast in renommierten TV-Sendungen einen anerkannten Namen gemacht. Nach „Matzab“ und der „Rautenperle“, die Scholle beide zu digitalen Erfolgen pushte und sogar auf Rang 6 und 7 im nationalen Fußballblog-Ranking platzieren konnte, ist „MoinVolkspark“ sein erster komplett eigener Blog über den HSV. Zusammen mit einem Team aus jungen, hungrigen HSV-Freunden wird dabei auf unterschiedlichen Kanälen über den HSV mit den täglich neuesten News und Entwicklungen in Wort, Bild und Ton berichtet. Scholles Motto allein macht schon deutlich, worum es ihm hier geht: „Ein Tag ohne den HSV ist ein verlorener Tag.“

Über Moin Volkspark

Moin Volkspark – das ist ein Team aus jungen Menschen, die sich seit vielen Jahren mit dem HSV beschäftigen und ihre facettenreichen Fähigkeiten so einbringen, dass hier heute eine Plattform entsteht, die den Anspruch hat, HSV-Freunde und -Interessierte vollumfänglich zu informieren und zu unterhalten.

Das Ganze gepaart mit der Expertise des bekannten Sportjournalisten Marcus „Scholle“ Scholz bietet ein Maximalmaß an objektiver Informationen und  zeitgemäßer Unterhaltung. Ziel ist es, hier frischen, dynamischen Content zu bieten, der sich wohltuend von der allgemeinen Journaille abhebt.

Moin Volkspark ist aber nicht nur ein Ort, um sich zu informieren, sondern soll auch immer ein Ort des Austausches und des Miteinanders sein. Wir wollen eurer Leidenschaft einen Platz im Netz bieten: zum Diskutieren im Forum, zum Mitfiebern bei Live-Events. Und natürlich zum Mitmachen in unseren vielfältig angelegten Video-Formaten. Eure Freude, Eure Trauer, Euer Jubel und Eure Wut haben hier Ihren Platz, solange alles respektvoll formuliert und artikuliert wird.

Moin Volkspark steht für ein leidenschaftliches Miteinander und ist der Zusammenschluss dessen, was eigentlich schon seit langer Zeit zusammengehört.

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Viktoria HSV
2 Jahre zuvor

Moin Scholle ,
seit drei Tagen fragen ein paar User nach der Sache David Bates, nix passiert .

Ich finde das echt schade dass du da gar nicht mehr drauf eingehst .
Mensch , was ist hier denn los , lies doch mal bitte selber Deine eigenen Vorstellungen, für was du hier stehst , und beantworte Dir das selber .

Ich finde es echt schade , das ist nicht blogvater like .

Passiv wie der HSV.

👎

abraeumer
2 Jahre zuvor

Alex hat im anderen Blog einen ausführlichen Bericht und gute Videos vom Trainingslager eingestellt (Schöne Grüße an dich, Alex).

Wenn ich diese Video-Szenen sehe, kommen bei mir viele Fragen auf und ich sehe neue Trends, die ich nicht nachvollziehen kann.
 
1. Komplizierte Übungen
 
Mir ist schon klar, dass man im Fußball insbesondere den sogenannten kognitiven Bereich schulen will.
Man glaubt, dass der Fußball im athletischen Bereich ausgereizt ist und Spieler sollen lernen, Situationen schneller zu erfassen. Der Co-Trainer von Pauli hat dazu schon vor langer Zeit verschieden farbige Leibchen erfunden und ein Spieler, der ein blaues-rotes Leibchen trägt, spielt einmal in der roten Mannschaft und nach einer Ansage auf einmal in der blauen Mannschaft z.B. gegen die gelbe Mannschaft, um sich schneller auf veränderte Situationen einzustellen.
 
Auch wenn ich dieses gerade noch nachvollziehen kann, verstehe ich nicht, warum es heute entsprechend diesem Trend so kompliziert sein muss. Jede Übung, wie auch auf den Videos zu sehen ist, muss heute auf 6 Tore, mit drei verschieden farbigen Mannschaften und zwei Spielern, die eine vierte Farbe tragen und bei jeder Mannschaft mitspielen sollen, gespielt werden. Viele Trainer glauben, je komplizierter, desto professioneller. Fußball bleibt für mich aber ein einfaches Spiel, warum muss es so kompliziert gemacht werden? Diese Übungen entsprechen doch überhaupt nicht mehr dem Fußball.

2. Positionen

In einem Video wird geflankt. Tatsächlich flankt dort von der rechten Seite Leistner. Leistner, der so lahm ist, dass er an keinem Gegner vorbeikommt, soll flanken. Das ist der zweite Trend. Jeder Spieler soll einmal auf jeder Position spielen.

Dieses ist in Deutschland auch in den Jugendmannschaften zu sehen. Jeder soll auf jeder Position spielen, damit er alles kennenlernt. Warum wird so verallgemeinert und nicht das Besondere und das Spezielle gefördert. Deshalb haben wir doch keine Mittelstürmer mehr, weil die Mittelstürmer in der Jugend Dreiviertel ihrer Zeit auf anderen Positionen herumturnen. Mit dieser Gleichmacherei wird nur ein Einheitsbrei entwickelt. Herausragende Talente entwickeln sich so nicht.

3. Technik

Das gleiche Video: Opoku kann überhaupt nicht flanken. Eigentlich kamen kaum Flanken gut. Warum schult Moniz den Nachwuchs und unsere Profis sind komplett limitiert. In der Mitte das gleiche Bild, die Profis können die Flanken nicht verarbeiten. Es fallen kaum Tore, obwohl es keine Gegenspieler gibt.

4.Strafaktionen

Die Strafaktionen sind komplett daneben. Walter erniedrigt die Spieler und bringt sie damit gegen sich auf. Es greift keiner ein. Man stelle sich so etwas in einem Unternehmen vor.

Micky
2 Jahre zuvor

Gibt es nicht auch Fans im Ausland, die die BILD eben nicht lesen oder derzeit nicht bekommen? Dafür ist es doch gut.
Morning Call läuft doch ebenso ab.

Immer diese Gehässigkeit…
Sind aber auch immer die gleichen „Spezialisten“ hier…

Aleksandar
2 Jahre zuvor

Jedem, der sich hier über die Qualität des Blogs beschwert, steht es doch frei durch sein Wegbleiben die Qualität drastisch zu erhöhen.

Nur der HSV

sportjournalist schlunzi
sportjournalist schlunzi
2 Jahre zuvor

Dieser Blog ist doch auf Youtube Abendbaltt HSV zu sehen.
Da hätte doch ein Link auf das Interview gereicht. Wozu??

Frederix
2 Jahre zuvor

Scholle, Dein Blog wird wirklich immer uninteressanter. Vorgefertigte Lückenfüller anstatt Aktuelles. Trainingseindrücke, Recherche bzgl. weiterer Transfers, Recherche, was von den kommenden Gegnern auf uns zukommt, etc.
Die Vita von Muheim ist da in der Prioritätenliste meiner Interessen, eher unten angesiedelt.

Last edited 2 Jahre zuvor by Frederix
ToniHH
2 Jahre zuvor

Wir sind 🐻- bock

Töftinger
2 Jahre zuvor

Patrick Wiencek hat 4 Wochen nach seinem Wadenbeinbruch wieder Handball gespielt. Sonny Kittel fällt mit einem Haarriss im Wadenbein genauso lange aus 🤔?
Erinnert mich an meine aktive Zeit. Da sind in der Vorbereitung oftmals Spieler direkt zu Beginn der Vorbereitung mit „schweren“ Verletzungen ausgefallen. Glücklicherweise wurden die aber im der letzten Trainingswoche rechtzeitig vor dem Saisonstart wieder fit. Finde den Fehler 😉.

adalgisa
2 Jahre zuvor

Eins, zwei, drei – wer hat den Ball oder wer wird die neue Nummer 1 zwischen den Pfosten??

Houston
2 Jahre zuvor

„Zumal dann, wenn sich Sonny Kittel wieder gesund zurückmeldet und seinen Anspruch auf die linke Außenbahn erhebt. Oder dann, wenn noch ein weiterer offensiver Außenbahnspieler kommt.“

Noch einer ? Das wuerde dann ja wieder mal sehr wenig Sinn machen.

Dosenfisch
2 Jahre zuvor

😴

Kosinus
2 Jahre zuvor

Wow scheinbar bin ich wieder entsperrt. Wurde vor 2-3 Monaten ohne jegliche Begründung gesperrt.

Dabei dachte ich immer eine sachlich, teils kritische Diskussionskultur zu fördern.

Wie dem auch sei – Moin, moin!

Last edited 2 Jahre zuvor by Kosinus