Es wird Veränderungen geben

by | 30.11.20 | 0 comments

Zumindest ich bin gespannt. Gespannt darauf, wie die Mannschaft auf die Pleite gegen Heidenheim reagiert. Nach Bochum hatte ich fest mit einer eher übermotiviert denn willenlos wirkenden Mannschaft in Heidenheim gerechnet. Und ich wurde überrascht. Vor allem aber bin ich gespannt, wie der zuletzt immer sehr besonnen und ruhig agierende Trainer seiner Mannschaft klarmacht, dass es so eben nicht weitergehen darf. Wie bekommt Thioune die Abwehr dazu, konsequent zu verteidigen? Wie bekommt der Trainer einen Sonny Kittel dazu, sich nicht abseits des Ballbesitzes komplett aus dem Spiel zu nehmen? Und wie bekommt der Coach es hin, dass die eigene Mannschaft nicht nur ein paar Minuten sondern über das gesamte Spiel gut spielt?https://www.youtube.com/embed/SCoZDwgK5S8?autoplay=0&start=0&rel=0

Fakt ist: Es sind diese Woche viele Fragen im Training abzuarbeiten und im Spiel am Sonnabend gegen Hannover dann sportlich zu beantworten. Ob er etwas anders machen werde in dieser Woche? „Die Abläufe sind ganz normal. Heute liegt der Schwerpunkt auf Bälle in die Box“, verrät Thioune, „davon hatten wir in Heidenheim auch einige, ohne dass wir Abnehmer gefunden haben. Danach geht es um Spieleröffnung unter Druck. Das wird uns gegen Hannover bevorstehen. Das haben sie bislang immer so gemacht. Da gehen wir noch mal rein.“

Soweit zum Sportlichen. Letztlich aber kommt das allerdings immer erst nach der richtigen Einstellung. Ob der Trainer auch psychologisch an seine Mannschaft rankommen müsse, wollte mein „kicker“-Kollege heute von ihm wissen. Seine Antwort war eindeutig: „An die Psyche muss man immer. Wichtig ist, dass wir uns darüber unterhalten. Auch mal mit dem einzelnen, um zu hören, was so in ihm vorgeht. Wir haben auch festgestellt, dass wir in dem einen oder anderen Moment sehr nachlässig waren.“ Stimmt. Thioune weiter: „Wir haben ein Spiel verloren, das wirkt. Da werde ich mir vielleicht als Trainer auch den einen oder anderen Spieler einmal zur Seite nehmen müssen.“

Thioune kündigt personelle Veränderungen an

Wobei das noch sehr nett ausgedrückt ist. In Heidenheim hat die Mannschaft nach 20 Minuten komplett den Zugriff verloren und war nicht in der Lage, sich selbst wieder ins Spiel zu holen. Auch der Trainer nicht. Nicht wenige – darunter auch ich – haben daher die Hoffnung geäußert, dass der Trainer im Laufe dieser Woche einmal genau hinsieht, wer wirklich bereit ist, auch über den so oft zitierten „toten Punkt“ hinaus zu gehen. Bislang hat Thioune auf drastische Maßnahmen verzichtet. Er versucht, seinen eingeschlagenen Weg weiterzugehen und ggf. nachzubessern. Nach außen wirkt er immer sehr ruhig.

Vor allem aber nimmt Thioune auffällig oft auch sich und seine Entscheidungen mit in die Fehler-Analysen. On es Zeit würde, statt leisen Tönen mal einen raueren Ton anzuschlagen, wollte ich von Thioune wissen. Sein Antwort: „Ruhig? Sie können sich sicher sein, dass ich auch sehr ungehalten und sehr unzufrieden war mit dem Spiel, wie es dann passiert ist. Die Frage ist, warum machen wir 25 Minuten verdammt viel richtig und dann 65 Minuten so viel falsch? Das ist etwas wo vielleicht ein wenig Ruhephase Eintritt. Und dann Rede ich dort nochmal ein wenig lauter, trete dort ein wenig lauter auf, Das meine ich mit anzünden. Dazu kommt, dass wir vielleicht wieder einiges verändern müssen, was die Spielzeiten der einen oder anderen Spieler betrifft.“

Mit anderen Worten: Es wird wieder gewechselt. Personell nachvollziehbar. Dennoch will auch Thioune mehr Konstanz auf dem Platz und in seiner Aufstellung: „Es wäre wichtig, dass ich mich vielleicht auch einmal auf einen Stamm verlassen kann. Das will man auch immer gern als Trainer. Zumindest auf eine Achse, an der ich mich orientieren kann.“ Problem hierbei: Abgesehen von Terodde, der in den letzten zwei Spielen nicht ins Spiel eingebunden war, der aber immer gefährlich bleibt, hat der Trainer hier niemanden. Selbst Keeper Sven Ulreich leistet sich noch zu viele kleine Fehler (mit dem Fuß), die zuletzt in den Bock gegen Heidenheim zum 2:3 mündeten.

Der Trainer will seine „Spieler anzünden“

Ansonsten sucht der Trainer. Seit Saisonbeginn, wo er zumindest in Jeremy Dudziak einen sportlichen Leistungsträger fand. Der Linksfuß präsentierte sich insbesondere in den ersten beiden Spielen gegen Düsseldorf und Paderborn bärenstark. Zuletzt spielte er schwach und verletzte sich in Fürth. „Bis zur Verletzung in Fürth hat er schon nicht gut gespielt. Dann hat er nur wenig trainiert. Er war angeschlagen. Aber er darf gern wieder etwas mehr zeigen. Wie zu Saisonbeginn, gerade gegen Düsseldorf und Paderborn. Da muss er wieder hinkommen“, so Thioune, der davon sprach, seine Spieler in Einzelgesprächen und im Ganzen wieder ein wenig „anzünden“ zu wollen. Thioune in Richtung Dudziak: „Wenn wir schon von Anzünden sprechen: Ein bisschen darf er sich auch von innen selbst anzünden.“

Und wenn wir schon beim Thema Eigenmotivation sind, ist das Thema Sonny Kittel nicht weit. Der Mittelfeldspieler verfügt über die technischen Fähigkeiten eines richtig guten Erstligakickers. Auf dem Platz aber zieht er sich zu viel selbst raus, nimmt abgesehen von direkten Ballaktionen nahezu nicht teil. „Wir haben mit Sonny auch drüber diskutiert und haben es analysiert. Wir sehen auch Defizite“, so der Trainer, der meiner Ansicht nicht gänzlich zustimmen wollte: „Wir sehen auch diese Momente, die nach außen vielleicht offensichtlich sind, weil er wieder ein wenig hadert.“ Es sei bei dem Edeltechniker mit Hasenfuß nicht allein der fehlende Wille, glaubt Thioune und nimmt sich und sein Trainerteam in die Pflicht, Kittel die falsche Denke im Spiel zu nehmen: „Jetzt ist es an uns, dieses Zeitfenster des Haderns kürzer zu halten. Er muss eine höhere Toleranz haben.“ Aufgeben wird Thioune hier definitiv nicht. Der HSV-Coach glaubt weiter an seinen offensiven Mittelfeldspieler. „Wir sehen auch die Momente, wo er den Ball verliert und hinterherjagt. Aber das ist das, was ich sage: wir brauchen Kontinuität über 90 Minuten. Dass er gerne mehr anbieten darf, das bekommt er von mir auch aufs Brot geschmiert.“ Thiounes Fazit in Sachen Kittel: „Die Bereitschaft ist da  – der Wille darf noch ein wenig wachsen.“ Oder auch mehr als nur ein wenig…

Immerhin kommt mit Hannover 96 am Sonnabend eine Mannschaft, die zwar erstaunlich schlecht dasteht, die aber gerade in der letzten Partie gegen Holstein Kiel ein richtig gutes Spiel machte – bis zum Dreierpack in der zweiten Halbzeit. Allein deshalb ist hier am Sonnabend schon eine 100-Prozentleistung vonnöten. „Hannover ist sicher vom eigenen Anspruch, vom finanziellen Aufwand her und auch nominell eine Mannschaft, die ganz weit nach oben will“, warnt Thioune. Er weiß: Alles andere würde (wieder) zu wenig sein.WERBUNGhttps://www.youtube.com/embed/oMFumOWHpAc?autoplay=0&start=0&rel=0

Und bevor ich diesen Blog für heute abschließe, noch ein paar kurze Meldungen: Tom Mickel fällt wegen eines Muskelfaserrisses in der Bauchmuskulatur aus. Thioune: „Er hatte letzte Woche schon Schmerzen. Wir gehen von einer längeren Ausfallzeit aus. Ich vermute schon, dass er bis zum Jahresende ausfallen könnte.“ Währenddessen soll Rick van Drongelen langsam wieder an die Mannschaft herangeführt werden: „Rick werden wir diese oder nächste Woche mal an Passformen teilnehmen lassen, damit er mal anderen Input bekommt. Wird alles langsam mehr werden bei ihm. Wir müssen dann sehen, wie er reagiert. Noch gibt es da kein festes Ziel.“

Gideon Jung vor dem Absprung?

Auch in Sachen aussortierte Spieler scheint sich gen Winter noch etwas tun zu können. Angesprochen auf Gideon Jung, der zuletzt nicht nominiert worden war und gegen Heidenheim nur auf der Bank saß, antwortete Thioune: „Gideon, das wissen wir ja auch alle, war ja auch einer, der sich vor der Saison gern verändert hätte. Ihm würde es vielleicht ganz gut tun auch mal einen anderen Verein zu sehen, oder eine andere Stadt zu erleben,deshalb hat er es selber auch ein bisschen forciert. Wir haben gesagt, wir nehmen ihn mit. Und wenn er sich nicht  Er hat seine Spielzeiten bekommen, war nicht so effektiv und nicht so gut drauf wie gegen Würzburg, daraufhin haben wir etwas verändert. Jetzt läuft er dem ganzen vielleicht ein wenig hinterher, hat vielleicht auch nicht mehr so viel Gelegenheit sich zu zeigen.“ Ob er damit rechne, dass es Richtung Winter dementsprechend bei Jung noch zu Veränderungen kommt? Thioune vielsagend: „Bei uns gibt es ja ein paar mehr Spieler, die nicht so die Einsatzzeiten hatten, die sie sich versprochen haben. Wenn die sich wieder damit auseinandersetzen Komma dann ist der Weg zu Michael Mutzel und Jonas Boldt sicher etwas kürzer.“

In diesem Sinne, es wird Veränderungen geben. Diese Woche – und auch in Zukunft. 

Scholle

Marcus Scholz

Marcus Scholz

Sportjournalist Marcus „Scholle“ Scholz hat sich in mehr als 20 Jahren als HSV-Reporter bundesweit als Gast in renommierten TV-Sendungen einen anerkannten Namen gemacht. Nach „Matzab“ und der „Rautenperle“, die Scholle beide zu digitalen Erfolgen pushte und sogar auf Rang 6 und 7 im nationalen Fußballblog-Ranking platzieren konnte, ist „MoinVolkspark“ sein erster komplett eigener Blog über den HSV. Zusammen mit einem Team aus jungen, hungrigen HSV-Freunden wird dabei auf unterschiedlichen Kanälen über den HSV mit den täglich neuesten News und Entwicklungen in Wort, Bild und Ton berichtet. Scholles Motto allein macht schon deutlich, worum es ihm hier geht: „Ein Tag ohne den HSV ist ein verlorener Tag.“

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Moin Volkspark – das ist ein Team aus jungen Menschen, die sich seit vielen Jahren mit dem HSV beschäftigen und ihre facettenreichen Fähigkeiten so einbringen, dass hier heute eine Plattform entsteht, die den Anspruch hat, HSV-Freunde und -Interessierte vollumfänglich zu informieren und zu unterhalten.

Das Ganze gepaart mit der Expertise des bekannten Sportjournalisten Marcus „Scholle“ Scholz bietet ein Maximalmaß an objektiver Informationen und  zeitgemäßer Unterhaltung. Ziel ist es, hier frischen, dynamischen Content zu bieten, der sich wohltuend von der allgemeinen Journaille abhebt.

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