Die Vorbereitung auf Magdeburg beginnt

Die Vorbereitung auf Magdeburg beginnt

Wie letzte Woche auch, hat sich Cornelius wieder dem ersten Training der Woche gewidmet und es im Video festgehalten. Wie sind die Fans drauf? Was macht die Mannschaft? Wer ist fit – und wer droht auszufallen? Das alles findet Ihr hier im neuen VLOG von Cornelius! Viel Spaß!

Nichts ist älter als der Erfolg von gestern…

Nichts ist älter als der Erfolg von gestern…

Für den HSV war der Sieg im Stadtderby am Freitag mehr als nur ein Sieg gegen den Nachbarn. Dieser Sieg wurde mehr gefeiert und schien mehr wert zu sein als nur drei Punkte sowie einer Menge Prestige. Es sollte ein Sieg über mögliche Selbstzweifel, über das Gerede von einer der obligatorischen Frühlingskrise und über die zuletzt lauter gewordene Kritik sein. Es soll vor allem als eine Art Booster für die Schlussphase dieser Saison dienen. „Ich denke, dass wir mit einem guten Gefühl in die nächsten Wochen gehen und mit Selbstvertrauen die nächsten Spiele bestreiten“, sagte Jonas David, der ein Stück weit sinnbildlich für die Kehrtwende zum Guten stehen sollte. Immerhin war er zuletzt einer am meisten gescholtenen Akteure – und im Derby mit seinem Traumtor zum 1:1 einer der gefeierten Helden. 

Und ja, ich freue mich über den Sieg im Stadtderby, da dieser existenziell dafür war, weiterhin um einen direkten Aufstiegsplatz mitzukämpfen. Er hätte den HSV tatsächlich wieder auf einen direkten Aufstiegsplatz gehoben – aber zwei Tage nach dem 4:3 im Stadtderby zog der FC Heidenheim mit einem leider sehr souveränen 3:0 gegen Holstein Kiel wieder an den Hamburgern vorbei und übernahm den zweiten Tabellenplatz. Kapitän Sebastian Schonlau kündigte derweil an: „Wir wollen diesen Schwung jetzt mitnehmen, haben aber in den letzten fünf Spielen auch noch richtig etwas zu tun.“

Und noch mal ja: Genau DAS ist der springende Punkt. Denn obwohl die nahe Zukunft für Spieler, Betreuer und Fans am Freitag komplett dem Derbysieg und der „Stadtmeisterschaft“ untergeordnet wurde, darf eben nicht vergessen werden, dass man mit einer Wiederholung einer solchen Leistung arge Probleme bekommen kann. Zumindest gereichen drei Gegentore nur sehr selten zum Sieg. Davon braucht der HSV allerdings noch einige, wie die Stabilität des Tabellenzweiten Heidenheim vermuten lässt. Und: Der Tabellenführer Darmstadt gewinnt seit einigen Wochen auch die Spiele, die sie leistungsgerecht nicht gewinnen dürfen. Siehe Freitag gegen Karlsruhe. 

„Ich bin sehr, sehr stolz auf meine Mannschaft und die Zuschauer. Die waren grandios. Es war der schönste Sieg, auf jeden Fall“, sagte Trainer Tim Walter nach dem Spiel und ich konnte ihn absolut verstehen. Denn die Kritik der letzten Wochen hat am Selbstvertrauen aller HSVer genagt. Auch an seinem. Da nimmt man so eine kurze Verschnaufpause nur zu gern auf. Und das auch zurecht. ABER: Ab morgen Nachmittag, wenn es auf dem Trainingsplatz nach langen zweieinhalb Tagen Pause  wieder an den Ball geht, muss angesprochen werden, was besser werden muss. Dann darf es nicht mehr darum gehen, welch Gänsehautmoment der Freitag nach sich zog – sondern der Fokus muss auf das zweifellos weniger glamouröse Spiel am Sonnabend in Magdeburg gerichtet werden.

Ab morgen muss der Konkurrenzkampf auf der Linksverteidigerposition neu ausgefochten werden. Dass dort Miro Muheim den Vorzug vor dem zuvor starken Noah Katterbach erhielt, hatte mich nicht nur vor, sondern auch während und nach dem Spiel verwirrt. Ebenso wie die Auswechslung des erst zur Halbzeit gekommenen Ransford Königsdörffer. Denn der hatte nach einem schwungvollen Beginn zwar viele einfache Ballverluste. Aber das galt zuvor auch für andere im Team, die sogar über 90 Minuten auf dem Platz bleiben durfte.

Tim Walter wird sich auch taktisch hinterfragen müssen. Allein die Spielweise eines Robert Glatzels, der gegen St. Pauli außerhalb des Sechzehners mit Dribblings nahezu wirkungslos – nein, sogar kontraproduktiv agierte, muss sich wieder ändern. Gerade jetzt, wo man die Hochphase eine Sonny Kittel so lange nutzen sollte, wie sie anhält, stört Glatzel mehr, als er hilft. Vor allem muss man einfach mal anerkennen, dass er absolut kein Typ für das Eins-gegen-Eins mit dem Ball am Fuß ist. Dafür aber ist Glatzel einer der besten Zweitligastürmer im gegnerischen Sechzehner. Und da muss er wieder hin. Nirgendwo sonst.

Aber gut, dazu im Laufe dieser Woche wieder mehr. Walter hat auf jeden Fall nach seinem überschwänglich gefeierten Derbysieg wieder einige Tage mit eher weniger spektakulärer denn notwendiger Arbeit vor sich. Und wir – Cornelius ist wieder mit seiner Kamera unterwegs – werden dranbleiben für Euch. Wobei, bevor ich mich verabschiede, eine Meldung kam dann heute doch noch rein: 

Der Internationale Sportgerichtshof hat zwei Berufungen gegen das Urteil des DFB-Sportgerichts im Doping-Fall des Fußball-Profis Mario Vuskovic vom Zweitligisten HSV angenommen. Dies teilte der Cas am Montag mit. Der 21 Jahre alte Kroate war vom Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes wegen der Einnahme des Blutdopingmittels Epo für schuldig befunden und mit einer zweijährigen Sperre bestraft worden. 

Vuskovic bestreitet den Doping-Vorwurf und hat Einspruch gegen den Richterspruch eingelegt. Er will eine Aufhebung der Sperre erreichen. Dagegen beantragt die Nationale Anti-Doping-Agentur Nada beim Cas, die Sperre auf vier Jahre zu erhöhen. Wann die Anhörung in diesem Cas-Schiedsverfahren sein wird, sei noch offen, teilte das in Lausanne ansässige Sportgericht mit.

Ein Berufungsverfahren in diesem Doping-Fall vor dem Bundesgericht des DFB war vorerst ausgesetzt worden, weil sowohl der HSV-Abwehrspieler als auch die Nada Berufung beim Cas eingelegt haben.

Vuskovic war am 30. März wegen Epo-Dopings vom DFB-Sportgericht rückwirkend vom 15. November 2022 für zwei Jahre gesperrt worden. An den drei Verhandlungstagen vor dem Sportgericht hatte sich der Fall Vuskovic zu einem Grundsatzstreit über die Epo-Analytik entwickelt.

In diesem Sinne, Euch allen einen schönen Wochenstart!

Scholle

4:3 Derbysieger – heute dürfen sich alle einmal einfach nur freuen

4:3 Derbysieger – heute dürfen sich alle einmal einfach nur freuen

Der HSV gewinnt in einem spannenden Spiel 4:3 gegen den FC St. Pauli. Heute sollte deshalb an dieser Stelle nichts anderes Stehen als großer Jubel und Freude darüber, dass man dieses wichtige Spiel mit viel Leidenschaft angegangen ist und am Ende auch gewonnen hat. Deshalb belasse ich es auch beim Blitzfazit.

DIE EINZELKRITIK:

DANIEL HEUER FERNANDES: Er war da, wenn er da sein musste. Beim 0:1 chancenlos und beim zweiten Gegentreffer schuldlos. Ansonsten wieder bärenstarke Reflexe und schieres Aufbauspiel. Note: 2

MORITZ HEYER: Was für eine selten dämliche Gelbe Karte in der 26. Minute? Was hat ihn denn da geritten?? Und was war das für ein Querschläger vor dem 0:1. Nur gut, dass er wusste, wie man sowas wiedergutmacht – dachte ich. Und dann war es seine Seite, die völlig offen war beim zweiten Treffer des FC St. Pauli. Bei aller Freude über seinen Treffer, er selbst weiß, dass er mehr zeigen muss. Note: 4

SEBASTIAN SCHONLAU: Ich wollte einen guten Text über ihn schreiben, als er beim 3:4 gegen Irvine patzte. Am Ende haute er sich in jeden hohen Ball und rettete das 4:3 mit über die Zeit. Note: 3

JONAS DAVID: Er will unbedingt – aber leider zu oft zu ungestüm. Wieder nach 24. Minuten gelbverwarnt in so einem Derby – das ist gefährlich. Und das trotz wirklich sehr ordentlichem Start, denn David gewann seine Zweikämpfe. Und dann das! So ein schönes – und so wichtiges Tor von dem Mann, über den in den letzten Wochen selten ein gutes Wort verloren wurde. Am Ende war er der zweikampfsicherste HSVer und wurde völlig zurecht von seinen Mannschaftskollegen gefeiert! Sein bestes Spiel im HSV-Trikot. Das war richtig gut und soll ihm Schwung für die letzten fünf Spiele geben! Note: 2

Das Stadtderby noch mal erleben? Hier könnt Ihr es!

MIRO MUHEIM: Mich hat seine Startelfnominierung sehr gewundert. Obwohl: Nee, nur sportlich. Denn Noah Katterbach war in den letzten Wochen zweifelsfrei der bessere Linksverteidiger. Vor allem einer, der Mentalität mitbringt – und die war heute gefordert. Und Muheim begann dann auch so, wie ich es befürchtet hatte. Sogar noch schlimmer. Er hatte Glück, dass Afolayan ihm nach seinem üblen Ballverlust unnötig ins Gesicht fasste, bevor er das vermeintliche 0:1 erzielte. So zählte der Treffer – zurecht! – nicht. Aber das machte seine Aktion nicht weniger schlecht. Desaströs sein Stellungsspiel und Zweikampfverhalten in den ersten 45 Minuten. Zweite Seite wurde er zum Glück besser. Note: 4,5

JONAS MEFFERT: Er ist soooooo wichtig fürs HSV-Mittelfeld. Wenn er da ist, ist Reis eine Klasse besser – und das macht den HSV eine Klasse besser. Auch heute haute er sich in jeden Ball und langte mal dazwischen, wenn es nötig war. Leider mit der 5. Gelben jetzt in Magdeburg gesperrt.  Note: 2

SONNY KITTEL (bis 89.): Begann gut und hatte in der 14. Minute die erste richtig gute Chance, als er aus halbrechter Position knapp vorbeizielte. Und das Beste: Er wurde sogar noch besser. So engagiert, so lauffreudig habe ich ihn lange nicht mehr gesehen. Er war es auch, der mit seinem schlauen Pass auf Reis das 3:1 einleitete und das 4:2 mit seinem Querpass „provozierte“. So, in dieser Verfassung ist er eine absolute Verstärkung! Bleibt nur zu hoffen, dass er endlich merkt, dass er es leichter als die allermeisten Fußballer dieser Liga hat, gut zu sein… Note: 2

ANSSI SUHONEN (ab 89.): Wirbelte munter mit, ohne wirklich Zugriff aufs Spiel zu bekommen. 

LUDOVIT REIS: Er war endlich wieder bärenstark! Denn wenn er funktioniert, funktioniert der HSV offensiv. Seine Mentalität macht ihn schon zum stärksten HSVer. Dass er das Ganze auch noch mit fußballersicher Finesse garniert – sackstark. Er wird immer schwerer zu halten. Zumindest würde ich mir als Erstligist Reis holen wollen.

BAKERY JATTA (bis 60.): Enge Räume sind nichts für ihn, das zeigten die ersten 15 Minuten, in denen Jatta viele einfache Bälle verlor. Aber er war wieder da und traf zum Spiel drehenden 2:1 (48.). Schade, dass er sich dabei verletzte. Humpelte als gefeierter Mann vom Platz.

LASZLO BENES (ab 61.): Er haut sich in die Zweikämpfe, findet aber aktuell am Ball zu wenig statt. Heute war das vielleicht auch gar nicht mehr so gefragt – aber grundsätzlich darf man sich von ihm noch mehr erwarten. Note: 3,5

JEAN-LUC DOMPÉ (bis 45.): Teil zwei des „linken Desasters“. Er ist im direkten Zweikampf offensiv sicher ein Unruheherd, aber im Passspiel um im defensiven Zweikampfverhalten muss er sich noch mächtig steigern. Nein! Er muss damit anfangen. Er war es, der den 1:0-Torschützen Saliakas einfach mal ziehen ließ. Das geht gar nicht. Seine Auswechslung war die logische Folge. Sollte Jatta nicht verletzt ausfallen in Magdeburg, dürfte er sich die Startelf bei Walter verscherzt haben. Note: 5

RANSFORD YEBOAH KÖNIGSDÖRFFER (ab 46. Bis 89.): Brachte sofort Tempo und Gefahr ins Spiel. Allerdings auch ein paar Stockfehler zu viel.  Note: 4

ELIJAH KRAHN (ab 89.): Dabei.

ROBERT GLATZEL: Engagiert – aber weiter unglücklich in seinen (Ball)Aktionen. Er ist kein Dribbler, und trotzdem versucht er es immer wieder. Er muss endlich wieder in den Sechzehner, anstatt sich in Situationen aufzureiben, für die er nicht gemacht ist. Und damit meine ich heute wirklich fast alle Ballaktionen mit dem Fuß. Note: 5

DIE STATISTIK ZUM SPIEL:

HSV: Heuer Fernandes – Heyer, David, Schonlau, Muheim – Reis, Meffert, Kittel – Jatta (60. Benes), Glatzel, Dompe (46. Königsdörffer, 90.+5 Krahn)

FC St. Pauli: Vasilj – Medic, Smith, Mets – Saliakas (89. Beifus), Irvine, Hartel, Paqarada – Aremu (59. Saad), Daschner (85. Otto), Afolayan (59. Metcalfe)

Tore: 0:1 Saliakas (36.), 1:1 David (44.), 2:1 Jatta (48.), 3:1 Heyer (52.), 3:2 Saad (71.), 4:2 Medic (ET, 78.), 4:3 Irvine (80.)

Zuschauer: 57.000 (ausverkauft)

Schiedsrichter: Sven Jablonski (Bremen)

Gelbe Karten: David, Heyer, Schonlau, Meffert / Paqarada, Afolayan, Smith

Rivale und Aufstiegskonkurrent: Das erwartet den HSV gegen den FC St. Pauli 

Rivale und Aufstiegskonkurrent: Das erwartet den HSV gegen den FC St. Pauli 

Von Cornelius Link

Freitagabend, Volksparkstadion, Stadtderby. Ich glaube, es bedarf keiner weiteren Einleitung. Trotz des schwachen Auftritts bei der 0:2-Auswärtspleite in Kaiserslautern begegnete ich beim Training optimistisch gestimmten, teils sogar euphorischen HSVern. Die Vorfreude auf dieses Spiel ist riesig. Doch am Freitag steht eben nicht nur ein weiteres Duell gegen den Erzrivalen an, sondern eben auch ein Topspiel im Aufstiegsrennen. Und mit den FC St.Pauli kommt ausgerechnet die bei weitem formstärkste Mannschaft der Zweitliga-Rückrunde in den Volkspark.

Einen gewaltigen Anteil an der Aufholjagd der St. Paulianer hat der neue Coach Fabian Hürzeler. Zuletzt gab es zwar eine 1:2-Heimniederlage gegen Eintracht Braunschweig, doch zuvor konnten Hürzelers Jungs zehn Spiele in Folge gewinnen. Zu glauben, St. Pauli sei nun eingebrochen, wäre aber äußerst naiv. Im Gegenteil: Freitagabend wird der HSV eine Top-Leistung bringen müssen – alles andere wird gegen diesen Gegner nicht reichen.

Pauli-Coach Hürzeler hat Schlüsselspieler an Bord

„Wir wollen den Ball haben“, zeigte sich FCSP-Trainer Hürzeler auf der Pressekonferenz vor dem Spiel selbstbewusst. „Sollen sie probieren, das ist legitim“, kommentierte HSV-Coach Tim Walter Hürzelers Aussage in angriffslustiger Manier. Besonders schwer dürfte es für Walters Elf werden, die gut formierte Pauli-Defensive zu knacken. Unter Hürzeler spielte diese in elf Spielen ganze sieben Mal zu Null. Insgesamt kassierte man unter Hürzeler nur fünf Gegentore. Dabei vertraut der 30-Jährige stets einer Dreier- respektive Fünferkette. Schlüsselspieler sind hierbei die beiden offensiv ausgerichteten Außenverteidger Manolis Saliakas und Leart Paqarada. Zusammen steuerten beide bereits zwölf Assists bei. Gerade Paqaradas linker Fuß ist dabei eine Waffe. Die rechte HSV-Seite um Jatta und Heyer sollte also gewarnt sein. Auf der zentralen Innenverteidiger-Position könnte Abwehr-Chef Eric Smith nach seiner Oberschenkelverletzung wieder zurückkehren. Dass der Schwede vielleicht noch nicht ganz bei 100 % ist, könnte für den HSV zum Vorteil werden. Immerhin ist er zusammen mit Marcel Hartel der wichtigste Spieler im Pauli-System.

Entscheidend werden im 109. Stadtderby die Mittelfeld-Duelle sein. Kapitän Jackson Irvine und Marcel Hartel sind nicht nur die Motoren des Hürzeler-Spiels, sondern zählen auch zu den  torgefährlichsten Spielern des Klubs. Irvine führt mit sieben Toren gemeinsam mit Lukas Daschner die interne Torjägerliste an, Hartel kommt auf vier Treffer (und sechs Vorlagen). Die beste Nachricht des Tages war für mich hierbei, dass Jonas Meffert endlich wieder am Team-Training teilnehmen konnte. Gegen Kaiserslautern konnten wir alle beobachten, wie sehr ein solch vermeintlich unscheinbarerer Spieler dem HSV-Spiel fehlt, wenn er mal nicht auf dem Platz steht. Ein erneuter Ausfall Mefferts wäre meiner Ansicht nach nicht zu kompensieren.

In der Offensive agierte St. Pauli zuletzt aufgrund der verletzungsbedingten Ausfälle von Matanovic, Amenyido und Maurides mit Daschner in der Spitze. Dieser ist nominell eigentlich ein offensiver Mittelfeldspieler, traf aber bereits sieben Mal. In den letzten Wochen vertraute Hürzeler stets auf das gleiche Offensiv-Trio um Afolayan, Daschner und Metcalfe. Dies dürfte auch die Niederlage gegen Braunschweig nicht verändert haben. Der HSV weiß also ziemlich genau, was auf ihn zukommt. Aber auch hier ist man gewarnt: Dass das leider nicht immer viel hilft, zeigte sich bereits in Spielen wie gegen Heidenheim, Karlsruhe – oder zuletzt auch in Kaiserslautern.

Ich weiß nicht, wie oft ich diese Woche schon die Phrase „Im Derby kann alles passieren“ gehört habe. Und irgendwie glaube ich als Fußball-Romantiker selbst noch daran, dass Lokalduelle im Fußball besondere Kräfte freisetzen. Mit purer Leidenschaft wird der HSV den FC St. Pauli jedoch nicht niederringen können. Wichtig ist deshalb, dass Schlüsselspieler wie Glatzel, (hoffentlich) Meffert und vor allem Reis mit guter Tagesform auftreten. Das Spiel gegen St. Pauli ist eben nicht nur das Duell zweier Rivalen, sondern in dieser Saisonphase eben auch ein absolutes Top-Spiel. Wir haben schon oft in dieser Saison von Entscheidungs- und Schlüsselspielen gesprochen. Diese Partie verdient diese Bezeichnung.

Bis morgen,

Euer Cornelius


DFB setzt Verfahren gegen Vuskovic aus – bis auf Weiteres

 Das Berufungsverfahren im Doping-Fall Mario Vuskovic vor dem Bundesgericht des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) wird vorerst ausgesetzt. Das teilte der DFB am heutigen Donnerstag mit. Der Entscheidung haben nach Angaben des Verbandes alle Beteiligte des Verfahrens zugestimmt. Die Verteidigung des Abwehrspielers vom HSV hatte den Antrag auf Aussetzung gestellt, da sie auch Berufung vor dem Internationalen Sportgerichtshof (Cas) in Lausanne eingelegt hatte.  

„Da es nicht zweckmäßig wäre, wenn das Berufungsverfahren nebeneinander vor dem DFB-Bundesgericht und dem CAS geführt werden würde, ruht das Verfahren vor dem Bundesgericht zunächst“, sagte der Vorsitzende des Bundesgerichts, Achim Späth. Sollte die Berufung vom Cas nicht angenommen werden oder eine rechtskräftige Entscheidung des Sportgerichtshofs vorliegen, würde die Aussetzung vor dem Bundesgericht enden. Auch könnten die Beteiligten am Verfahren eine Wiederaufnahme beantragen, „wenn eine nicht absehbare Dauer des Verfahrens beim CAS eintreten sollte“.  

Der 21-jährige Vuskovic war am 30. März wegen Epo-Dopings vom DFB-Sportgericht rückwirkend vom 15. November 2022 für zwei Jahre gesperrt worden. Der Kroate bestreitet den Doping-Vorwurf. Neben seinen Anwälten legten auch der DFB-Kontrollausschuss als Ankläger und die Nationale Anti-Doping-Agentur (Nada) Berufung beim Bundesgericht ein. 

Die Nada will durch ihre Berufung die Maximalsperre von vier Jahren durchsetzen. Der Vorsitzende des DFB-Kontrollausschusses, Anton Nachreiner, hatte die Berufung der Anklagevertretung damit begründet, dass im Laufe des weiteren Verfahrens „womöglich neue Informationen und Fakten zutage treten“ könnten. An den drei Verhandlungstagen vor dem Sportgericht hatte sich der Fall Vuskovic zu einem Grundsatzstreit über die Epo-Analytik entwickelt. (dpa)

Ihr seid nichts Besonderes – aber ihr könnt es werden!

Ihr seid nichts Besonderes – aber ihr könnt es werden!

Wenn ich an Freitag denke, freue ich mich. 19 Grad und um 18.30 Uhr ertönt im Volksparkstadion der Anpfiff für das 109. Stadtderby zwischen dem HSV und dem FC St. Pauli. Dabei hat der HSV die große Chance, sich fünf Spieltage vor Schluss bis auf neun Punkte vom vierten Tabellenplatz zu distanzieren. Und ich hatte es bereits geschrieben: dazu gehört für mich, dass alle Spieler alles raushauen, was in ihnen steckt. Also immer lieber etwas mehr als auch nur einen Millimeter zu wenig. Und ich habe gehofft, dass Tim Walter dieses Gefühl in die Mannschaft transportiert. „Es ist eines der schönsten Spiele“, sagte der 47-Jährige heute auf der Pressekonferenz. Es gebe nicht viele Stadtderbys in Deutschland. „Es ist etwas Besonderes.“

Okay, das war schon einmal ein guter Anfang – der sich dann aber leider nicht bestätigte. Denn dann kam einer der Sätze, die mich immer wieder killen. Sätze, die aufzeigen, dass dieser HSV seine falsche Arroganz noch immer nicht abgelegt hat. Nicht einmal jetzt, wo man 11 Punkte in elf Spielen auf den FC St. Pauli verloren hat. „Wir sind der HSV und wir stehen für was“, sagte Walter, um dann die besondere Stellung seiner Mannschaft zu betonen. Auf die Frage, wie er denn die Äußerung seines Gegenübers, Fabian Hürzeler, interpretiere, der davon sprach „auch den Ball“ haben zu wollen, antwortete er: „Alle versuchen, was Besonderes gegen uns zu machen“. Was für ein Blödsinn!!

Schmaler Grat zwischen selbstbewusst und arrogant

Die meisten Gegner haben es leicht, weil der HSV eben nicht unausrechen- sondern ob seiner Eindimensionalität komplett berechenbar ist. Zuletzt haben das nicht einmal mehr die gegnerischen Trainer verleugnen wollen, obgleich man sich untereinander sehr solidarisch verhält und nie etwas Negatives über den anderen Trainer und dessen Spielart sagt. Warum Tim Walter hier noch so vehement darauf setzt, dass man sich null am Gegner orientieren müsse, erschließt sich mir nicht. Aus einer Überzeugung wurde ein Selbstzweck – und ich halte diesen Walter-Habitus inzwischen auch für unprofessionell.

Warum muss der HSV immer was Besseres sein? Er ist es nicht, wie Niederlagen gegen Teams wie Kaiserslautern, Rostock oder auch das 0:3 im Hinspiel gegen den FC St. Pauli verdeutlichen. Der HSV ist auch nicht mit zehn Punkten Vorsprung sicherer Tabellenführer, sondern „nur“ Dritter. Mit der Tendenz zum vierten Tabellenplatz. Zumindest zeigt die Formkurve der letzten Wochen beim HSV nicht nach oben. Und hier ist der Grat zwischen großem Selbstvertrauen und Arroganz sehr schmal.

Was ich meine: Dass Walter hier versucht, seine Jungs starkzureden, finde ich gut. Er soll sich weiterhin mit der Mannschaft als Einheit präsentieren. Aber er darf nicht so tun, als sei man per se etwas Besonderes, wenn man der HSV ist oder für ihn spielt. Nicht, solange man das nicht in Ergebnissen bewiesen hat und mit weitem Abstand die Tabelle anführt. Aber okay, jeder Trainer hat so seine Art. Und obgleich das Hamburger Stadtderby selten so brisant war wie heute, (Pauli kann bis auf drei Punkte an den HSV ranrücken), will Walter von Druck will nichts wissen. Vielleicht funktioniert das ja.

Kühler Kopf – und heißes Herz?

Aber spätestens mit dem Einlaufen ins mit 57.000 Zuschauern ausverkaufte  Volksparkstadion wird sich das alles ändern. Erstmals seit der Corona-Pandemie findet das Traditionsduell wieder vor einer solchen Kulisse ab. „Man muss in einer solchen Atmosphäre kühlen Kopf bewahren“, sagte Walter – und hat recht. Aber ein kühler Kopf muss eben mit einer explosiven Mentalität verbunden sein.   Nach Ansicht seines jungen St. Pauli-Kollegen Fabian Hürzeler wird insbesondere die mentale Verfassung über den Spielausgang entscheiden. „Ich glaube, dass der Kopf eine große Rolle spielt“, sagte er. „Der HSV will seit vielen Jahren aufsteigen, deshalb glaube ich definitiv, dass da etwas im Kopf passiert“, meinte Hürzeler und fügte hinzu: „Genauso wie bei unseren Spielern, da wird auch etwas im Kopf passieren. Wichtig ist, dass wir diese mentale Stärke und Klarheit im Kopf haben.“    

Zumal beide Teams mit Negativerlebnissen in das von der Polizei als Risikospiel eingestufte Duell gehen. Für Walter kein Grund, nicht sein Lieblingszitat rauszuschmettern: „Das Wichtige ist, dass wir bei uns bleiben“, so der HSV-Coach, eher er ergänzte: „Wir dürfen nicht denken, wir müssen etwas Besonderes machen, nur weil alle es erwarten.“ Man müsse eigene Fehler akzeptieren – was ich zu 100 Prozent genauso sehe. Ebenso wie die meisten Anhänger übrigens, die in den letzten Jahren immer denen am schnellsten verzeihen konnten, die sich ansonsten immer zu 110 Prozent reinhauen. Siehe den nimmermüden Anssi Suhonen – oder ganz aktuell nach seinen beiden Patzern in Lautern auch: Ludovit Reis. Diese beiden haben sich ein Polster erarbeitet. Mit der Betonung auf „Arbeit“.

Gut hierfür ist, dass Walter am Freitag auf seinen fast kompletten Kader zurückgreifen kann. Der in Kaiserslautern im defensiven Mittelfeld schmerzlich vermisste Jonas Meffert ist wieder fit. Ebenso wird Moritz Heyer spielen (können). „Ich habe überall die Qual der Wahl, Ich bin froh, dass ich diese Situation habe“, sagte Walter. 

Für ihn ist es nicht die erste Begegnung mit dem erst 30 Jahre alten St. Pauli-Trainer Fabian Hürzeler. Bei einem Spiel 2017 von Hürzelers FC Pipinsried gegen den von Walter trainierten Club Bayern München II in der Regionalliga Bayern waren beide aneinandergeraten. Und das fällt mir nicht schwer zu glauben, da Walter zwar heißblütig und verbal alles andere als zurückhaltend ist – aber Fabian Hürzeler dem in nichts nachsteht. Ich habe Hürzeler als Spieler auf dem Platz erlebt und kann sagen, dass er ganz klar zu der Kategorie gehört, die man nicht als Gegner haben will. Hürzeler liebt den Trashtalk, provoziert, wo er kann, und langt ordentlich zu. Im Duell mit Walter damals war er nicht nur Spielertrainer, sondern auch Siegtorschütze. „Wir haben ein gutes Verhältnis“, bekräftigte Walter heute zwar, aber wirklich glauben tue ich das nicht. Zumindest hört man da andere Dinge. 

Öffentlich zeigen werden die beiden das erstmal nicht. Und das ist gut so. Hier geht es erst einmal um Fußball. Deswegen lobte Walter seinen jungen Kollegen heute auch für die guten Ergebnisse in der Rückrunde – und der Pauli-Trainer lobte zurück: „Individuell ist der HSV sehr gut besetzt.“ Dennoch habe er einen Plan: „Wir haben auch in den letzten Spielen gesehen: Speziell die Gegner, die sehr mutig waren gegen den HSV, die waren meist erfolgreich. Wir wollen jetzt nicht nur reagieren auf das, was der HSV macht, sondern wir fahren bewusst dorthin, um das Spiel zu gewinnen.“

Klingt irgendwie normal, oder? Zumindest nicht so, als würde der FC etwas Besonderes planen. Nicht einmal in diesem zweifellos besonderen Saisonspiel. Weil sie wissen, dass man mit vergleichsweise einfachem Fußball (hinten massiert, vorne lauernd) dem HSV am meisten wehtun kann.

Was ich glaube? Ich hoffe eher. Ich hoffe weiter darauf, dass Walter nach außen anders argumentiert als nach innen. Und ich hoffe, dass der Trainer seinen Spielern klarmacht, dass sie nur mit 110 Prozent etwas erreicht. Erst machen – dann reden! Das gilt für Freitag – aber auch sonst!  Denn erst wenn sie das schaffen, schaffen sie die Basis, etwas Besonderes erreichen zu können. 

Scholle

Derbystimmung nimmt (noch sehr) langsam Fahrt auf

Derbystimmung nimmt (noch sehr) langsam Fahrt auf

Der HSV hat die Vorbereitung auf das Derby an diesem Freitag verbaselt. Das ist klar. Das 0:2 beim 1. FC Kaiserslautern „war so nicht geplant“, wie Sebastian Schonlau heute in der Presserunde noch einmal bekräftigte. „Es war nicht das Spiel und auch nicht das Ergebnis, das wir haben wollten. Natürlich denkst du bei der Heimfahrt über Szenen nach, bei denen du glaubst, du hättest es besser machen können. Am Wochenende haben wir dann natürlich versucht, dass Lautern-Spiel abzuhaken, um uns wirklich auf dieses Spiel zu fokussieren und darauf zu freuen.“ Ob das gelungen ist? Schwer zu sagen.

Sportlich ist es nicht gelungen. Weder dem HSV noch dem FC St. Pauli, der am Sonntag gegen Eintracht Braunschweig ebenfalls patzte (1:2). Allein das Hamburger Umfeld gerät schon in Derbystimmung. Und ich hoffe, dass HSV-Trainer Tim Walter die Bedeutungsschwere dieses Spiels richtig einstuft. So, wie es Felix Magath macht. Der sagte den Kollegen der BILD: „Gewinnt der HSV das Derby, würde das dem gesamten Verein für die dann restlichen fünf Partien so einen enormen Schub geben, dass sie dann durchmarschieren würden. Dann sind die Köpfe total frei, vieles läuft dann selbstverständlicher auf dem Platz“, ist sich Magath sicher. Und ich bin geneigt, ihm in diesem Punkt zu 100 Prozent zu folgen.

In dieser Woche gilt es, das Spiel gegen den FC St. Pauli eben nicht als ein Spiel zu deklarieren, dass wie alle anderen ist. Der HSV muss nicht „reifer“ oder cooler spielen. Die Mannschaft braucht nach den zuletzt gehemmt wirkenden Auftritten die Freigabe, mal wieder etwas durchzudrehen. Sogar etwas mehr als sonst! Ich würde der Mannschaft in den nächsten Tagen die Ausnahmesituation verdeutlichen, die für dieses Spiel gilt. Ich würde alles daransetzen, der Mannschaft zu vermitteln, dass man nicht cooler sein und bleiben muss als der FC St. Pauli – sondern in jeder Phase leidenschaftlicher. Jeder einzelne Spieler muss dieses Spiel als ein absolutes Finalspiel ansehen und im Anschluss so platt sein, dass er die zwei Tage Pause, die Walter in aller Regel gibt, auch wirklich benötigt, um wieder bei 100 Prozent zu sein. Hier geht es um zu viel. Um drei existenziell wichtige Punkte, um Prestige via Stadtmeisterschaft – aber vor allem darum, das nötige Selbstvertrauen für den Schlussspurt der Saison zu gewinnen. Ebenso, wie Magath es sagte…

Sebastian Schonlau ist für war heute darum bemüht, zu verdeutlichen, dass man dieses Derby sehr ernst nehme und wisse, was die Fans erwarten. „Ich glaube die Leute freuen sich einfach darauf. Nicht nur in Hamburg, sondern auch in anderen Städten in Deutschland.“ Der HSV-Kapitän ist eh kein Lautsprecher. Er wurde noch nicht euphorisch, sondern blieb eher etwas bedacht. Ob es bestimmte Rituale vor einem Derby gebe? „Nein. Natürlich ist das Spiel etwas Besonderes. Du musst aber trotz allem in deiner Mitte bleiben. Deswegen werde ich nichts Außergewöhnliches machen. Natürlich wollen wir die Emotionen, die aufkommen, mitnehmen, aber wollen auch nicht komplett durchdrehen.“ So viel dazu.

Jeder hat eben seine eigene Art, mit solchen Spielen umzugehen. Auch der Kapitän des Derby-Gegners kam heute zu Wort. Ebenfalls noch sehr bedacht: „Ich freue mich sehr, dort vor vollem Haus zu spielen“, sagte der australische Kapitän des FC St. Pauli heute bei einer Medienrunde. Das Duell am Freitag bezeichnete er als „wichtiges Spiel für die Stadt“, für das man als Spieler „keine Extra-Motivation“ brauche. Auch der 30-Jährige bräuchte keine besonderen Rituale: „Ich bin kein abergläubischer Typ, ich bin sehr entspannt und will mich einfach richtig vorbereiten“, sagte der Mittelfeldspieler. Er merke aber die besondere Derby-Stimmung.

Apropos Stimmung: Die wird am Freitag zweifelsfrei wieder phänomenal über die 90 Minuten gesehen. Und auch die Laune bei Walter hob sich heute, als er seinen Mittelfeldorganisator Jonas Meffert wieder am Ball sehen konnte. Auch Schonlau freute sich über die Rückkehr Mefferts, dessen Ausfall am Sonnabend überdeutlich wurde: „Meffo ist natürlich wichtig, er ist der Eckpfeiler unserer Mannschaft. Auf der Sechs hat er alles um sich herum. Deswegen würden wir uns total freuen, wenn Meffo wieder da ist, er gibt der Mannschaft viel Sicherheit. Wenn dies nicht der Fall sein sollte, nehmen wir das aber auch an“. Mehr dazu in den nächsten Tagen. Da wird sich klären, wer am Freitag auflaufen darf. Und hierbei gibt es aus meiner Sicht noch einige Fragen neben der, ob Meffert wieder fit ist. Zum Beispiel: Darf Kittel noch mal von Beginn an ran? Spielt Suhonen oder Benes im Zentrum? Muss Muheim für den wieder gesunden Heyer auf die Bank? Oder vielleicht Katterbach?

Alles Fragen mit denen wir uns in den nächsten Tagen beschäftigen werden. 

Bis dahin wünsche ich Euch erst einmal einen schönen Abend. 

Scholle