Die HSV-Frauen brechen Zuschauerrekorde – und mich freut es für die Fußballerinnen, die vor einigen Jahren noch wegen ein paar weniger Euro vom Vorstand abgemeldet worden sind. Völlig verdient, wie ich finde. Und ich hoffe, dass die letzten 9000 Tickets auch noch weggehen und diesen Festabend zu einem ausverkauften Spektakel machen. Ein Halbfinale, Flutlicht, Werder als Gegner im DFB-Pokal-Halbfinale – das weckt Erinnerungen. Und es bietet die Chance, sich für die Männer zu revanchieren. Diese wiederum müssen am Sonntag zum zuletzt bärenstarken SC Paderborn – mit dem wieder genesenen Merlin Polzin an der Seitenlinie und aller Voraussicht nach auch wieder mit Davie Selke im Sturmzentrum.
Letztgenannter ist momentan der Mann, der mit seinen Treffern den Unterschied macht. Aber nicht nur das zeichnet ihn aus, wie der HSV-Cheftrainer nicht müde wird zu betonen: „Er will immer gewinnen, glaubt an sich und sein Team, gibt nie auf. Dabei verliert er nie den Fokus, hat aber auch die nötige Lockerheit. Er hat einen sehr guten Draht zu vielen Jungs, gibt gerade auch den jungen Offensivspielern viele Tipps, macht ihnen aber auch klar, wohin und wie er die Bälle in die Box haben will.“
Polzin schwärmt von Selke als Unterschied – auf und neben dem Platz
Und genau das macht Selke so wichtig für die Gesamtstimmung im Team, die durch die Tabellensituation und die letzten Siege schon sehr gut ist – und durch Selkes Art noch besser wird: „Das ‚Gesamtpaket Davie‘ tut uns allen sehr gut. Gleichzeitig weiß auch Davie, was er an dieser Mannschaft hat. Das gegenseitige Verständnis und Zusammenspiel mit den anderen Jungs ist über die Zeit noch besser geworden. Die Jungs wissen, was Davie braucht, wie sie ihn in Szene setzen müssen.“
Und das liegt auch daran, dass der junge Polzin mit seinen jungen Trainerkollegen endlich Erwachsenenfußball spielen lässt. Er hat die Balance aus einer stabilen Defensive und einem immer gefährlichen Angriff hergestellt. Polzin: „Wir thematisieren sowohl im Angreifen als auch im Verteidigen viele Details – die Verbindung zwischen den Spielern ist entscheidend. Und genau deshalb werden wir weiterhin an diesem Prozess arbeiten. Davie geht da voran, merkt, dass es ihm guttut, und zahlt mit so viel positiver Energie zurück.“ Jetzt soll auch die Vertragsverlängerung kurz bevorstehen – und ich würde diese sogar richtig gut finden. Das wiederum hätte ich am Tag seiner Verpflichtung niemals für möglich gehalten.
Immer geglaubt habe ich an die Wichtigkeit einer stabilen Defensive in Bezug auf den erhofften Aufstieg. Und ich fühle mich komplett bestätigt, dass diese Sicherheit in der Defensive der fehlende Schlüssel zum Aufstieg ist. Über die Wichtigkeit dieser Defensive – gerade auch im Spiel beim offensivstarken SC Paderborn – werde ich mich morgen mit einem international erfahrenen Defensivspieler unterhalten, der den HSV noch immer sehr genau beobachtet. Das Video stelle ich morgen Mittag online. Und wenn das Format gut wird bzw. gut angenommen wird, werde ich das regelmäßig machen.
Dompé ist wieder zurück und soll spielen können
Und dann noch kurz ein Update zum Personal: Der junge Innenverteidiger Aboubaka Soumahoro hat sich schwerer am Oberschenkel verletzt und fällt einige Wochen aus. Selbst das vorzeitige Saisonaus kann nicht ausgeschlossen werden. Jean-Luc Dompé stand heute kurz auf dem Platz, wurde dann aber nach seiner Erkältungspause noch mal zum Kraftaufbau in die Kabine geschickt. Am Freitag soll der Flügelstürmer wieder mittrainieren und dementsprechend auch am Sonntag in Paderborn dabei sein. Ebenso wie Ludovit Reis, der heute nach einer Stunde Mannschaftstraining planmäßig etwas kürzertrat. Sicher nicht dabei sein werden am Sonntag Robert Glatzel und Immanuel Pherai, die heute beide individuell trainierten. Aber zum Personal dann morgen nach der Pressekonferenz noch etwas mehr.
So, und jetzt wünsche ich Euch allen einen schönen Abend und bis morgen! Dann, wie gesagt, mit einem neuen Videoformat und einem Gast, der wissen dürfte, worauf es defensiv ankommt: Der ehemalige HSV-Abwehrmann Stefan Schnoor (149 Erstligaspiele für den HSV). Der heute 53-Jährige hatte sich zuletzt auch als TV-Experte verdingt. Und weil er das mal so richtig gut gemacht hat, habe ich ihn gleich angeschrieben, ob er sich ein regelmäßiges HSV-Format vorstellen kann. Seine Antwort: „HSV? Na logisch…!“
Mein Angebot an Euch: Schriebt in die Kommentare mal Eure steilsten Thesen in Bezug auf den HSV dieser Tage. ich werde Schnoor dann mit Euren Thesen und Fragen konfrontieren…
Die Innenverteidiger und der HSV – das ist hier bei mir inzwischen so eine Art „Neverending Story“. Gefühlt zumindest. Diesmal geht es allerdings nicht um den Ersatz für Mario Vuskovic, der nie geholt wurde. Diesmal geht es um den Kroaten selbst. Denn er hatte sich zwar schon vor einigen Monaten persönlich gegenüber „11 Freunde“ geäußert, doch das Interview erschien erst jetzt. Und es ist absolut lesenswert. Darin berichtet der noch bis Ende 2026 gesperrte Profi von Alpträumen seit seiner Doping-Sperre. „Manche der Träume waren verstörend“, sagte er dem Magazin. Der Abwehrspieler habe dabei einmal gerufen, dass man ihn nicht anfassen solle, „weil ich in dem Moment dachte: Jemand spritzt mir das Zeug im Schlaf.“
Der 2021 zunächst für 1,2 Millionen Euro ausgeliehene und ein Jahr später für 3 Millionen Euro von Hajduk Split verpflichtete Vuskovic habe auch die Hilfe eines Psychologen aus seiner Geburtsstadt in Anspruch genommen. „Würde ich mit niemandem sprechen, würde sich mein Kopf in das reinste Chaos verwandeln. Und wer weiß, was dann passiert?“
Der Kroate, der nach mehreren Gerichtsgängen bis zum internationalen Sportgerichtshof CAS wegen Dopings mit dem Blutdopingmittel EPO bis November 2026 vom Profi-Fußball gesperrt wurde, beteuert unverändert seine Unschuld. Zuletzt wies das Schweizer Bundesgericht die Beschwerde der Vuskovic-Seite gegen die Entscheidung des Internationalen Sportgerichtshofs ab. Dieser hatte das Strafmaß zuvor von zwei auf vier Jahre erhöht.
Ungerechtigkeit hat Vuskovic zum wütenderen Menschen gemacht
Kurzer Rückblick: Der Doping-Fall wurde im November 2022 bekannt. Fünf Kilo habe er in der ersten Woche nach dem Testergebnis abgenommen, berichtete der Innenverteidiger dem Magazin. „Ich konnte nichts essen, nichts trinken. Ich war nicht ich selbst.“ Er müsse für etwas büßen, das er nicht getan habe. Und das habe dazu geführt, dass er „wütender“ sei als sonst. „Es hat alles geändert – meine Perspektive auf mich selbst, aber auch auf Gerechtigkeit und Unrecht.“
Der Verteidiger ist sich sicher, dass er beim HSV sein Comeback feiern wird. Keine Zweifel? „Nein“, antwortet Vuskovic, der sich mit individuellem Training fit hält. Sein Ziel hat er immer vor Augen: spätestens im November wieder als Fußballprofi auf dem Platz zu stehen und um Punkte zu kämpfen.
Der HSV stattete Vuskovic im September 2024 mit einem Vertrag ab 2026 aus und setzte damit ein weiteres großes Zeichen der Solidarität. Dabei handelt es sich angesichts der unüberschaubaren Folgen einer vierjährigen Pause um eine stark leistungsbezogene Vereinbarung. Dafür wurde der alte Vertrag gekündigt, damit der HSV seiner Vermögensbetreuungspflicht als Kapitalgesellschaft nachkommen konnte. Hätte der HSV das nicht getan, hätte sich der Vorstand bei fortlaufender Gehaltszahlung womöglich strafbar gemacht.
Der HSV gewinnt weiter an Profil – und sportlich findet er seinen Weg
Egal wie: Der HSV hilft Vuskovic seit der Sperre. Auch seine Mitspieler und die Fans der Hanseaten unterstützen ihn immer wieder durch Solidaritätsbekundungen. Und der Fall hatte für den HSV ebenso wie die Causa Jatta Signalwirkung nach außen. Der HSV, dem zuvor immer wieder nachgesagt wurde, dass er seinen nicht mehr erwünschten Spielern Dreck hinterherwerfe, wurde bundesweit plötzlich für seine solidarische Art und Fürsorge für seine Spieler wahrgenommen – und dafür sehr wohl anerkannt! Auch Vuskovic weiß das alles zu schätzen. Er sagt: „Ich will, dass der HSV am Ende sagt: Wir haben nicht ohne Grund an ihm festgehalten. Es ist jetzt nicht mehr bloß ein Verein, es ist eine Familie.“
Ob er einmal zu alter Stärke zurückfinden und an seinen alten Top-Marktwert von 6,5 Millionen Euro anknüpfen kann, kann niemand sicher vorhersagen. Vier Jahre ohne Wettkampf sind massiv. Es wird dauern, um wieder da zu sein, wo er mal war. Für Vuskovic selbst ist das aber das kleinere Problem. Er sehnt sich nach solchen Herausforderungen, zumal Fußball wie Fahrradfahren sei: „Das verlernt man nicht.“
Den Wettkampf allerdings schon. Den muss man nach vier Jahren Pause definitiv wieder erlernen. Aber: Das Interview klingt gut für mich – zumindest so gut, wie es aktuell sein kann. Dass er den Deal seinerzeit nicht angenommen hat, hat ihn zwei weitere Jahre Zwangspause gekostet – aber eben auch seine eigene Ehre gerettet, wie er sagt. Der HSV hat im Umgang mit Vuskovic alles richtig gemacht – in der personellen Bewertung seines Kaders leider nicht, aber darüber werde ich heute nicht noch einmal referieren. Ihr wisst, was ich meine…
Stattdessen werde ich noch mal kurz auf die aktuelle Lage zurückkommen, denn sie sieht derzeit gut aus. Heute war auch der Cheftrainer wieder gesund zurück. Noch nicht hundertprozentig fit – aber es ging ihm schon besser, nachdem er von Freitag bis Montag „komplett umgehauen mit Fieber, Schüttelfrost, Kopf- und Gliederschmerzen“ im Bett verbracht hatte, so Polzin, der heute auf Jean-Luc Dompé und Alexander Røssing-Lelesiit verzichten musste. Während Dompé wegen einer Erkältung pausierte, fuhr der Norweger zum Testspiel der norwegischen U19-Nationalmannschaft, die am Donnerstag gegen Spanien spielt.
Zwei erfreuliche Personalien im heutigen Training
Erfreulich war heute die Teilnahme des 18-jährigen Innenverteidigertalents aus dem eigenen Nachwuchs, Shafiq Nandja. Ebenfalls beim Aufwärmen wieder auf dem Platz war Immanuel Pherai, der anschließend ebenso wie Joel Agyekum und Matheo Raab individuell trainierte.
In diesem Sinne: Mir gefällt dieser HSV von heute, der sein Gesicht nach außen freundlicher gestaltet hat und der sportlich dabei ist, mit kleineren Brötchen (jüngstes Trainerteam) seinen Weg zu finden. Wohin dieser führt, dürfte sich nach den nächsten vier Partien gegen die Verfolger Paderborn, Düsseldorf, Magdeburg und Elversberg schon recht deutlich abzeichnen. Das Spiel gegen den 1. FC Kaiserslautern war hierfür ein erster guter Wink – und den gilt es für Polzin und Co. am Sonntag zu bestätigen. Wie das passieren soll, darüber sprechen wir hier morgen!
Der Spieltag hätte für den HSV besser gar nicht laufen können. In vielerlei Hinsicht sogar. Denn tabellarisch hat man als einziges Top-7-Team dreifach gepunktet. Das ist schon eine Menge wert. Dazu kommt, dass man endlich einmal das Leistungsprinzip komplett durchgesetzt hat und damit den Erfolg hatte, der allen hierbei auf die Bank degradierten Spieler jegliche Grundlage für Kritik an der Aufstellung nahm. Und drittens: Keiner der degradierte Spieler muckte rum, ganz im Gegenteil! Insbesondere der fiel diskutierte Härtefall Sebastian Schonlau ging als Kapitän voran und demonstrierte, was es bedeutet, wenn der mannschaftliche Erfolg über den eigenen Interessen steht.
Einige fanden es übertrieben, dass ich Schonlau seine beste Saisonbewertung für das Bank-Dasein gegeben habe. Aber ich widerspreche all denen zu 100 Prozent, denn genau darauf wird es jetzt ankommen. Und genau das hat dem HSV in den letzten Jahren neben defensiver Stabilität entscheidend gefehlt! Jetzt wird das wichtig werden, was Merlin Polzin, Loic Favé und das gesamte Trainerteam offenbar besser hinbekommen als ihre Vorgänger bislang in der Zweiten Liga. Denn wer sich mal genau umsieht, genauer hinhört – und dann beides übereinanderlegt, der erkennt, dass hier den Worten Taten folgen. Teamplay ist kein Worthülse mehr. Schonlau war und ist hierfür ein Beispiel – und zum Glück nur eines von vielen. Davie Selkes Metamorphose vom extrovertierten Egoisten zum mannschaftsdienlichen Aggressive Leader und Toptorjäger, oder auch der Schulterschluss der Mannschaft mit dem jüngsten Trainerteam der HSV-Geschichte – es gibt noch einige Beispiele mehr.
Fakt ist, dass das junge Trainerteam aktuell einen sehr guten Zugriff aufs Team hat. Vor allem aber treffen sie sehr gute Entscheidungen und schaffen es, mit ihren Umstellungen sowas wie ein Leistungsprinzip zu vermitteln. Genauso wichtig: Sie schaffen es, mit ihren Wechseln in den Spielen das Spiel der eigenen Mannschaft besser zu machen. Zuletzt unter Walter war genau das Gegenteil der Fall. Ich hatte es bei der Inthronisierung Polzins und Favés geschrieben: Taktisch sind die beiden das Beste seit langem für den HSV. Und hierin sehe ich mich zum jetzigen Zeitpunkt bestätigt.
Entscheidend wird jetzt sein, dass Polzin und Co. diesen Zugriff und diese Wirkung konservieren können. Denn wie im Ligabetrieb gilt auch hier: Erfolg zu haben ist einfach, ihn zu bestätigen dafür umso schwerer. Die zehn Spiele ohne Niederlage sind eine gute Hausnummer. Darauf kann man aufbauen. Dass man aktuell stimmungsmäßig noch keinen Ausfall im Team hat, auch nicht selbstverständlich. Was mich aber persönlich optimistisch stimmt, ist die Tatsache, dass jetzt sogar einige wichtige Spieler wieder zurückkommen.
Die einen kommen aus Verletzungen, wie Fabio Baldé und vor allem demnächst auch Robert Glatzel. Aber es kommen eben auch einige aus Formtiefs wie beispielsweise Ludovit Reis, der sich mit der Kapitänsbinde um den Arm am vergangenen Freitag von Spielminute zu Spielminute steigerte. Viel Zeit auf seine Leistung verschwendete der Niederländer trotzdem nicht, sondern dachte sofort an das große Ganze: „Wir haben das Spiel gewonnen. Ich freue mich über meine Leistung. In der Kabine reden wir immer darüber, dass wir jedes Spiel 100 Prozent geben. Das hat man diesmal gesehen. Wir haben viel Qualität und sehr gut gezeigt, was wir wollen“, sagte Reis, der sich in dieser Form auch im nächsten Spiel am Sonntag in Paderborn in der Startelf wiederfinden dürfte. Angesprochen darauf sagte er nur: „Jeder kann spielen – das zeigt einfach, dass wir eine gute Mannschaft sind.“
Gut heißt allerdings noch lange nicht, dass es auch gut genug ist Und die Tabelle macht weiter deutlich, dass sich weder der HSV noch irgendein anderes Team zu früh zu sicher sein sollte. Vier Punkte Vorsprung sind es auf den ersten Nichtaufstiegsplatz vier. Und schon am Sonntag könnte Paderborn mit einem Heimsieg gegen den HSV bis auf einen Punkt herankommen. Und dann würden viele wieder beginnen, das so oft zitierte „HSV-Frühjahr“ herbeizurufen…
Was ich sagen will: Lob ist nach einem so stabilen Spiel wie gegen das bislang formstärkste Team vom FCK durchaus erlaubt. Festzuhalten ist, dass der HSV mit einer stabilen Defensive in der Lage ist, zwei gute Halbzeiten zu spielen. Und das wiederum hat viel mit Vertrauen zu tun. Aktuell vertrauen beim HSV die meisten dem IV-Duo mit dem überraschend formstarken Denis Hadzikadunic und Überraschungs-Innenverteidiger Daniel Elfadli. Ich auch. Dennoch, bei allem bestehenden Vertrauen bleibe ich dabei, dass diese Konstellation ohne ein Backup auf identischem Niveau ein vermeidbares Risiko darstellt. Fällt einer aus, wird es wieder wackelig. Aber diesen Punkt habe ich zu oft schon thematisiert…
Nur so viel zu diesem Spiel: Das waren endlich mal 90 durchgehend gute Spielminuten vom HSV, der sich über sehr viel Intensität das Spiel von Beginn an einverleibte. Das bislang stärkste Rückrundenteam kam in Hamburg zwar unverhofft zur Riesenchance auf den Ausgleich zum 1:1 in der ersten Halbzeit – aber ansonsten ließ der HSV wenig bis nichts zu und erarbeitete sich Chancen en masse. Zweimal traf Davie Selke – ein Tor schöner als das andere. Seine Körpersprache, seine Intensität von der ersten Sekunde an waren heute beim neuerlichen Matchwinner sehr auffällig. Und während Selkes dritter und Königsdörffers erster Treffer heute wegen Abseits korrekterweise aberkannt wurden, ließ die starke Abwehr um Neu-Chef Daniel Elfadli sowie den seit Wochen stabilen und sogar immer stärker werdenden Denis Hadzikadunic nichts mehr zu.
Egal wer heute auf dem Platz stand – es passte. Und das, obwohl Cheftrainer Merlin Polzin krank fehlte. Ihn vertrat Cotrainer Loic Favé. Und der durfte sich über das vielleicht beste Saisonspiel des HSV freuen. „Wir hatten uns vorgenommen, 90 Minuten lang unseren Fußball durchzuziehen“, so Favé zufrieden. „In den ersten 30 Minuten haben wir eine hohe Dominanz ausgestrahlt, haben uns viele Offensivaktionen und auch Ecken erarbeitet, waren in dieser Phase aber noch nicht torgefährlich genug. Wir sind dann trotzdem in Führung gegangen, hatten anschließend aber auch etwas Glück, nicht den Ausgleich kassiert zu haben. In der zweiten Hälfte war für uns klar, dass wir zielstrebig weiterspielen wollen und sind sehr glücklich, dass wir es schlussendlich über 90 Minuten auf den Platz bekommen haben. Damit konnten wir hoffentlich auch etwas zu Merlins Genesung beitragen und hoffen, dass er ganz schnell wieder bei uns ist.“
Apropos wieder dabei: Das ist endlich auch wieder Ludovit Reis, den ich heute einmal gesondert erwähnen möchte. Denn bei allem Willen und Wollen in der ersten Halbzeit gelang ihm da noch nicht alles. Aber er nutzte seine Spielminuten, um sich kontinuierlich zu steigern und dann in der zweiten Halbzeit bis zu seiner Auswechslung bärenstark zu spielen! Top!! In dieser Verfassung kann der Niederländer, der solange auf der Suche nach seiner alten Stärke ist, noch mal ein ganz wichtiger Faktor im Aufstiegsrennen werden…
Am Ende war es ein rundum gelungener Auftakt des HSV in die Wochen der Topspiele, die auch Gästetrainer Markus Anfang großes Lob abverlangte: „Ich gratuliere dem HSV zu einem verdienten Sieg. Wir haben gegen eine absolute Top-Mannschaft gespielt. Wir sind nicht gut ins Spiel gekommen und waren in vielen Phasen zu passiv. Anfangs haben wir es noch ganz gut wegverteidigt bekommen, aber dann fällt das hochverdiente Tor für den HSV. Wir hatten dann zwei riesige Torchancen, um zurück ins Spiel zu kommen. In der zweiten Hälfte hat man dann die hohe Qualität des HSV gesehen. Wenn man sieht, wie die Tore gefallen sind – das ist einfach Top-Qualität. Die Mannschaft ist super besetzt und spielt einen tollen Fußball.“
Damit ist alles gesagt!!
DIE EINZELKRITIKEN:
Daniel Heuer-Fernandes: Schwieriges Spiel für ihn in der ersten Halbzeit. Aber er ist immer da, wenn er gebraucht wird. Da er heute absolut nichts falsch, dafür einiges richtig gemacht hat (dass seine Defensive vor ihm so viel wegarbeitet, kann man ihm ja nicht anlasten) gibt’s die Note: 2
William Mikelbrencis: Er ist nach vorn der bessere Rechtsverteidiger, aber nach hinten hat er Lücken. Ihn auf eine Seite mit dem defensiv unerfahrenen Mebude zu stellen, war mutig und hätte schiefgehen müssen, wenn die Lauterer konsequenter gewesen wären. Aber sein Tempo ist eine Waffe, die der HSV gerade in Sachen Absicherung nach eigenen Ecken unbedingt braucht. Und wenn er weiter solche Flanke schlägt, wie heute in der ersten Halbzeit – dann ist das gut! Er wollte unbedingt selbst treffen, aber abzulegen auf Königsdörffer wäre smarter gewesen. Trotzdem war das sehr ordentlich! Note: 2,5
Denis Hadzikadunic: Er begann wieder richtig gut. Er gewann seine Zweikämpfe, gewann verlorene Bälle zurück, stand gut – und schaltete sich sogar mit einer richtig schönen Flanke auf Selke offensiv mit ein. Nicht das erste Streichopfer in der Innenverteidigung zu sein dürfte ihm noch mal etwas mehr Selbstvertrauen geben. Note: 2
Daniel Elfadli: Spielte mit viel Auge – aber auch der nötigen Aggressivität, wenn es nötig war. Ich glaube, dass seine Art den Unterschied macht und der Mannschaft einfach mehr Energie verleiht als beim unaufgeregten Schonlau. Note 2
Sebastian Schonlau: Er stand gar nicht als Spieler auf dem Platz, aber drumherum war er trotzdem wichtig – und sehr präsent. Nach dem Spiel schnappte er sich demonstrativ Elfadli, umarmte ihn und lobte ihn. DAS IST TEAMGEIST! So agiert ein Kapitän, der das Team über die eigenen Interessen stellt. Top! Note: 1
Miro Muheim: Er schaltete sich sehr früh sehr intensiv mit nach vorn ein – und das tut dem HSV-Offensivspiel gut! Dass der echt starke Yokota verletzt runter musste, wird ihn nicht gestört haben… Hatte seine Seite nach anfänglichen Problemen von da an absolut im Griff. Note: 2
Jonas Meffert: Wenn jemand wissen will, warum ich ihn für so wichtig erachte, dann soll er sich bitte das heutige Spiel noch mal ansehen und nur auf ihn achten. Er machte heute so viele Lauf- und Passwege der Lauterer dicht, er gewann Bälle zurück und verteilte sie geschickt – das war wichtig und richtig gut. Note: 2
Ludovit Reis (bis 77.): Endlich mal wieder Startelf – das gab es davor zuletzt am 10. Spieltag (beim üblen 2:4 in Elversberg). Und bei allem erkennbaren Bemühen fehlte ihm zu Beginn noch das nötige Tempo in seinen Aktionen und im Passspiel. Aber mit Anpfiff der zweiten Halbzeit war er wieder da! Aggressiv im Zweikampf, immer noch mal einen Fuß dazwischen halten, laufstark – und er war darüber hinaus noch der Vorbereiter des wichtigen (anerkannten) 2:0. Hoffentlich bleibt er jetzt erstmal gesund und baut auf diesem guten Spiel auf! Note: 2
Marcio Richter (ab 77): Fügte sich sofort gut ein. Note: 2,5
Adam Karabec (bis 89.): Er war fleißig ohne Ende, wenn auch heute mit weniger Ballaktionen. Dennoch: Sein Anlaufen war wichtig, um die Lauterer zu stören und sie nie in Ruhe ihr Spiel aufbauen zu lassen. Schade, dass seine spektakuläre Vorlage auf Königsdörffer nicht zählte. Das war zwar ein Spiel, das sicher nicht seine Kernqualitäten abverlangte – aber er war extrem effizient und bekommt allein schon als Fleißnote die Note: 2
Otto Stange (ab 90.): Sofort auf Temperatur.
Jean-Luc Dompé (bis 89.): Er versuchte viel, aber es gelang nicht viel. In der ersten Hälfte war er bis auf ein, zwei Flanken erstaunlich wirkungslos. Aber gute Spieler sind halt die, die aus dem Nichts trotzdem entscheidende Szenen haben – so vor dem vermeintlichen 2:0, als er sich links durchsetzt und auf Selke querlegte (dieser aber im Abseits stand beim Treffer). In der zweiten Halbzeit hatte er dann die Aktionen, die man von ihm kennt. Er ist ein steter Unruheherd und zieht immer wieder zwei Gegenspieler auf sich, was automatisch dazu führt, dass sich dahinter Räume für andere ergeben. Note: 2
Alexander Røssing-Lilesiit (ab 90.): Herzlich Willkommen, Alexander! Schön, dass er noch ein paar Minuten Spielzeit bekam und die Atmosphäre auch auf dem Platz kennenlernen durfte.
Adedire Mebude (bis 70): Er hätte schießen sollen (28.), statt querzulegen – aber das wird er jetzt auch wissen. Vor allem wird er sich genau das in nicht allzu ferner Zukunft auch trauen, wenn er weiter fleißig Spielzeit sammelt und gewisse Abläufe automatisiert. Diese Eingewöhnungszeit muss man bei ihm einkalkulieren. Note: 3
Fabio Baldé (ab 70): Was für ein Einstand nach seiner Verletzungspause. Sein Hammer mit links in der 78. Minute besiegelte den wichtigen Heimsieg gegen den FCK. So geht Einwechselspieler… Note: 2
Davie Selke (bis 77.): Von der ersten Sekunde an wühlte er und arbeitete mit allen Körperteilen daran, den Ball über die gegnerische Torlinie zu drücken. Leider zu sehr in der 33. Minute, als er den besser postierten Reis hätte anspielen sollen – aber so sind Stürmer. Und seine Mitspieler wissen das, akzeptieren es – und sie suchten ihn, weil sie wissen, dass er einfach trifft. Sensationell, wie Selke den Ball nach Mikelbrencis-Flanke cool runterholte und zum 1:0 verwandelte (42.). Der zweite Treffer war für ihn schon fast zu langweilig, aber auch abseits. Aber anstatt lange zu lamentieren, macht Selke einfach weiter – und trifft. Sensationell, wie er den Ball einfach am Gegner gegen dessen Laufbewegung vorbeigelegt, um dann eiskalt und sicher zu verwandeln. Selkes Lauf geht weiter…! Note: 1
Ransford Königsdörffer (ab 77.): Er kam, bewegte sich ordentlich, und er traf, aber aus einer vorausgegangenen Abseitsposition. Leider. Aber: So einen Mann in der Hinterhand zu haben, ist für jeden Trainer Gold wert. Note: 3
Trainer Loic Favé: was für eine Premiere als Chef an der Seite. Das vielleicht beste Saisonspiel des HSV dürfte auch ihm gut gefallen haben. Dass er als erstes seinen kranken Chef Merlin Polzin ans Telefon holte und per Facetime an den Feierlichkeiten teilhaben ließ, spricht für sein gesundes Selbstverständnis und das gute Verhältnis zu Polzin. Fakt ist aber, und hier beziehe ich Polzin zu 100 Prozent mit ein: Mit dem jüngsten Trainerduo der Vereinsgeschichte hat der HSV endlich Trainer, die auch auf einen Spielverlauf richtig reagieren können. Note: 1
Eigentlich sollte es heute ausschließlich um das schwierige Spiel am Freitagabend gegen Kaiserslautern gehen. Das Spiel an sich wird auch spannend genug und bietet im Vorfeld einige sehr interessante Fragen. Aber erstens haben wir uns hier in den letzten Tagen bereits ausführlich darüber unterhalten. Und zweitens habe ich heute beim Stöbern durch den Kommentarbereich einen Beitrag gefunden, auf den ich noch einmal eingehen möchte.
„MeinVerein2021“ schrieb: „Laut HA (Hamburger Abendblatt, d. Red.) ist beim HSV finanziell alles tutto bene. Die teuren neuen Hoffnungsträger schreibt man über fünf Jahre ab und hofft auf Transfererlöse. Wenn das alles so prima ist, verstehe ich noch weniger, warum man die offensichtliche Lücke im Kader nicht mit einer Soforthilfe geschlossen hat. Die Erhöhung der Erfolgschancen im Hier und Jetzt ist doch das Gebot der Stunde!“
Und ja, genau so ist es. DAS meinte ich, als ich davon schrieb, dass es eine Zeit gab, gibt und geben wird, um junge Talente zu kaufen, die als Investition betrachtet werden können. Und auch wenn ich so etwas eigentlich eher gut vorbereitet in einer Sommertransferphase erwartet hätte, wäre auch diese Winterpause für mich völlig in Ordnung gewesen! Allerdings unter der klaren Prämisse, dass man sich damit nicht die Möglichkeit genommen hätte, auf zweifellos vakanten Positionen entscheidend nachzubessern – mit potenziellen Soforthilfen. Aber stattdessen setzten die HSV-Verantwortlichen auf drei junge Talente, die allesamt über wenig Spielpraxis auf höchstem Niveau verfügen. Adedire Mebude, Aboubakar Soumahoro und Alexander Rössing-Lelesiit sind dem Vernehmen nach allesamt Spieler mit sehr viel noch zu entwickelndem Potenzial. Und zumindest der junge französische Innenverteidiger Soumahoro soll im gesunden Zustand durchaus sofort helfen können – aber alle drei sind ganz klar als Investition in die Zukunft zu sehen.
Sportdirektor Claus Costa verteidigt die Transferpolitik
Die Beweggründe für diese Transferphilosophie erläuterte Sportdirektor Claus Costa nun im „kicker“. So habe man im Sommer erst den Part „Erfahrung“ in den Fokus genommen. „Mit Elfadli, Selke, aber auch Hefti und Richter haben wir ganz bewusst Spieler geholt, von denen wir überzeugt waren und darin bestätigt wurden, dass sie den Kern stärken. Und obwohl unsere Hinserie nicht linear nach oben verlief, waren wir uns einig, dass unsere Achse stabil ist.“ Im Winter habe man dann abgewogen: „Brauchen wir Top-Qualität, die uns vermeintlich noch einmal ein, zwei Klassen besser macht, die im Winter aber sehr schwer zu bekommen ist, dazu die Hierarchie verändert und dennoch keine Garantie gibt? Oder glauben wir an unsere Achse und setzen auf Potenzial?“ Das Ergebnis kennen wir.
Der HSV setzt auf seine vorhandene Achse und hofft darauf, dass die drei jungen Neuzugänge im Verlauf dieser Rückrunde schon eine Rolle spielen, „weil wir bei den drei Jungs davon überzeugt sind, dass sie mit uns Schritte machen, uns aber auch bereits jetzt helfen können.“ Wobei das bei den Verpflichtungen zuletzt etwas optimistischer klang, oder? Stefan Kuntz nannte den jungen Franzosen zumindest eine „Soforthilfe“ – Costa ist da etwas vorsichtiger. Aber völlig ungeachtet dessen betone ich gern noch einmal: Ich kann die Beweggründe für die Transfers der drei Youngster absolut nachempfinden und finde diesen Weg auch absolut richtig. Er lässt zumindest die Fantasie zu, dass sich der HSV über Spielerverkäufe finanziell zu gesunden beginnt.
Dass selbst die am höchsten gehandelten Spieler nicht immer Soforthilfen sind, weiß niemand besser als der geneigte HSV-Fan. Aber: In meiner Abwägung ist der Aufstieg wichtiger – und dementsprechend hätte ich versucht, die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen. Zumal dann, wenn der HSV sechs Millionen Euro ausgeben kann. Doch ich befürchte, dass die HSV-Verantwortlichen die Situation in der Innenverteidigung anders bewerten als ich.
Was ich mit all dem sagen wollte: Ich gehe mit „MeinVerein2021“ komplett d’accord!
Spannend sind solche Youngsters aber immer. Ich persönlich – und so handhaben wir es auch hier bei uns beim Niendorfer TSV in der Oberliga – finde es super, wenn wir unfertige Spieler holen und sie so ausbilden, dass sie den nächsten Schritt sportlich machen und sich irgendwann im Profibereich etablieren. Ich finde die Entwicklung großartiger Talente spannend, weil man ihre Grenzen noch nicht kennt. Anders als bei Meffert, Hefti, Richter, Selke und Schonlau kann man sich bei ihnen noch das erhoffen, was Eintracht Frankfurt und davor auch Dortmund, Leipzig und Hoffenheim besonders gut gemacht haben: Sie haben teilweise bereits gut entwickelte Talente geholt, sie weiterentwickelt, bei den Profis etabliert und brillieren lassen, um sie dann zu Mondpreisen weiterzuverkaufen. Allein die Eintracht hat in den letzten fünf Jahren 150 Millionen (!!) Euro Gewinn bei Transfers erzielt. Nebenbei: Das würde den HSV komplett entschulden und zusätzlich noch Geld geben, um sowohl Toptalente als auch Soforthilfen zu verpflichten…
Polzin muss zusehen, hinten die beste Lösung zu finden – also mit Elfadli!
Aber alles hat seine Zeit. Und die Zeit beim HSV schreit nach dem essenziell wichtigen Aufstieg in die Erste Liga. Diesem sollte man alles unterordnen – deswegen halte auch ich mich jetzt daran und schwenke rüber zum Topspiel am morgigen Freitagabend. Dort könnten wir unter Umständen schon eines der jungen Talente sehen – womit ich ganz ausdrücklich auch die eigenen Spieler aus dem NLZ meine. Zumindest ist Fabio Baldé wieder gesund, und Otto Stange ist für mich aktuell der Spieler, der den größten Impact hatte, wenn er eingewechselt wurde. Am wichtigsten aber fände ich, dass der HSV morgen im ersten von fünf aufeinanderfolgenden Topspielen seine Defensive weiter stabilisiert. Denn auf sie wird es in den nächsten Wochen ankommen.
Wie das geschehen soll, ist weiterhin offen. Klar ist nur, dass Elfadli beginnen dürfte. Und bei allem Respekt vor Schonlau, den ich – im Gegensatz zu den Allermeisten hier – sehr wohl in der Lage sehe, gegen alle Zweitligisten die Null zu halten: Ich würde Elfadli in die Innenverteidigung neben Denis Hadzikadunic stellen. Weil er aggressiver, energischer verteidigt und allein durch seine Art seinen Mitspielern etwas mitgibt, was Schonlau eben vom Typ her nicht kann. Schonlau ist der Spielertyp, der mit seiner unaufgeregten Art Ruhe ins Spiel bringt. In letzter Zeit ufert das aber immer wieder aus und führt dazu, dass der HSV lethargisch wird. Und genau deshalb sehe ich die mitreißende, intensive Spielweise von Elfadli als unverzichtbar an. Ich bin auf jeden Fall extrem gespannt, was sich Polzin, Favé und Co. für morgen einfallen lassen.
In diesem Sinne: auf ein gutes Händchen des Trainerteams – und darauf, dass der HSV hinten die Null halten kann. Denn morgen wird es für den HSV darum gehen, die Topspiel-Wochen gut zu beginnen. Frei nach dem Motto meines ersten Ligatrainers Peter (der hier immer wieder mal mitliest und den ich an dieser Stelle ganz lieb grüße!!): „Wenn du hinten kein Ding kassierst, kannst du auch nicht verlieren…“ Wahre Fußball-Poesie – aber: Recht hat er, dieser weise Mann ;-)!
Und nur noch einmal zur Erklärung, warum ich die Bedeutung einer stabilen Defensive so enervierend oft betone und hier seit Jahren vehement einen notwendigen Vuskovic-Ersatz fordere: Offensiv ist es personell zwar ebenfalls spannend, wer für den gesperrten Emir Sahiti aufläuft – aber offensiv mache ich mir, egal in welcher Konstellation, schon lange keine Sorgen mehr, dass sich der HSV Chancen herausspielt. Auch gegen die in der Rückrunde noch ungeschlagenen Lauterer wird ihnen das gelingen…! Aber: Für den Aufstieg des HSV in dieser Saison ist entscheidend, dass man sich hinten endlich dauerhaft stabilisiert…
In diesem Sinne, bis morgen! Dann wieder mit Blitzfazit und Einzelkritiken!
Vor dem Spitzenspiel am Freitag gegen den Tabellennachbarn 1. FC Kaiserslautern löste eine Nachricht viel Freude bei den Hanseaten aus: Robert Glatzels Comeback rückt näher. „Da freuen wir uns natürlich sehr darüber, weil er uns viel Energie gibt“, sagte Trainer Merlin Polzin heute auf der Pressekonferenz und fügte hinzu: „Bis zur Länderspielpause (16. bis 28. März, d. Red.) wollen wir ihn natürlich nach und nach weiter integrieren. Ich hoffe an der Stelle natürlich, dass es auch vor der Länderspielpause klappen wird, dass wir ihn wieder im Kader und auf dem Platz sehen.“
Fakt ist: Der HSV muss in den nächsten Wochen alle Kräfte bündeln. Den Tabellenführer 1. FC Köln konnte man bereits schlagen und ist jetzt selbst Tabellenzweiter. Doch das kommende Programm hat es in sich: Es geht gegen die fünf Teams, die direkt hinter dem HSV stehen. Zuerst kommt der FCK als Tabellendritter, ehe es nach Paderborn geht. Im Anschluss daran empfängt man Fortuna Düsseldorf, bevor es nach Magdeburg geht. Abgerundet wird der Ritt durch die Gruppe der Aufstiegskonkurrenten mit dem Gastspiel des SV Elversberg am 27. Spieltag im Volksparkstadion.
Glatzel soll in der heißen Phase noch helfen
Glatzel, der derzeit noch recht zurückhaltend und ohne Zweikämpfe trainiert, könnte dabei eine wichtige Option werden. „Wir sind noch weit weg von diesen ganz hohen Intensitäten“, stellte Polzin klar und erklärte den Plan mit seinem Torjäger, der behutsam aufgebaut werden soll: „Wir werden auf jeden Fall vorher das Risiko nicht eingehen, dass wir irgendetwas gefährden und dieses Ziel am Ende nicht möglich wäre. Deshalb sind wir in einem sehr guten Zeitplan.“
Bis dahin hat der HSV jedoch einen mehr als guten Ersatz in Davie Selke gefunden. Aktuell ist der 30-Jährige mit 14 Treffern sogar bester HSV-Torschütze und verhandelt einen neuen Vertrag mit dem Verein. Laut Informationen meiner ehemaligen Kollegen vom Hamburger Abendblatt soll inzwischen auch Bewegung in die zuletzt offenbar stockenden Gespräche mit den Beratern von Selke und Dribbel-Experte Jean-Luc Dompé gekommen sein.
Möglichst zeitnah sollen beide ihre Verträge verlängern. Selkes Arbeitspapier läuft bis 2026, wenn er laut Zeitung mindestens 14 Spiele in der Rückrunde von Beginn an macht und der HSV aufsteigt. Viele Konjunktive, die man über eine vorzeitige Verlängerung aushebeln will. Gleiches gilt für Dompé, der nach Informationen meiner BILD-Kollegen den Aufstieg als Voraussetzung für eine Vertragsverlängerung sieht und sich vertraglich zusichern lassen möchte, dass er im Falle eines Nichtaufstiegs wechseln darf. Angebote soll es bereits geben – doch das ist in solchen Phasen bei fast jedem Spieler der Fall.
Aber zurück zum Sportlichen: Bis auf die üblichen Verletzten sowie den gesperrten Emir Sahiti kann Polzin aus dem Vollen schöpfen. Wer die Position auf der rechten Außenbahn einnehmen wird, ließ der Trainer heute noch offen. Er machte jedoch seinen jungen Nachwuchsstürmern Hoffnung. Fabio Baldé wird nach seiner Verletzung wieder ins Team rücken, ein Startelf-Einsatz des 19-Jährigen wäre für mich allerdings sehr überraschend. Wahrscheinlicher ist wohl der zuletzt enttäuschende Ransford Königsdörffer.
Auf der rechten Außenbahn hat Polzin vier Optionen
Zudem hat Polzin mit Winterzugang Adedire Mebude einen weiteren schnellen Außenstürmer im Kader. „Definitiv ist er eine Alternative“, sagte Polzin über den Schotten, der noch bis Saisonende auf Leihbasis beim HSV ist. „Er hat Potenzial, das uns mit seinem Tempo und seinem Tiefgang definitiv helfen kann. Aber es ist auch so, dass er die Zweikampfhärte, die wir in der Zweiten Liga benötigen, an den Tag legen muss. Das haben wir mit ihm schon sehr intensiv besprochen und auch trainiert. Deshalb ist er definitiv eine Option für die Position auf der rechten Außenbahn.“ Zudem stehen mit Otto Stange und Alexander Røssing-Lelesiit weitere Alternativen bereit, um diese Rolle zu übernehmen.
Dass Daniel Elfadli noch einmal für Schonlau auf der Bank sitzen wird, schließe ich einfach mal aus. Ob er allerdings den Kapitän aus der Startelf verdrängt, ist noch offen. Sollte Polzin jedoch konsequent am Leistungsprinzip festhalten, dürften am Mittwoch Elfadli und Denis Hadzikadunic beginnen. Polzin selbst ließ das heute offen, warnte aber vor dem kommenden Gegner, den er als das aktuell beste Team der Liga beschrieb und dessen Trainer er explizit lobte: „Dieses Mannschaftsgefüge beim FCK, das Markus Anfang im Laufe der Saison geschaffen hat, ist sehr, sehr stabil“, so Polzin. Anfang ließ sich davon jedoch nicht aus der Reserve locken: „Wir wollen eine Mannschaft entwickeln, und da sind wir auf einem guten Weg. Wir schauen nicht auf die Tabelle und bereiten uns jede Woche darauf vor, dass wir rausgehen, um Spiele zu gewinnen“, erklärte der 50-Jährige. Irgendwie langweilig, aber eben korrekt.
Dennoch bin ich mir sicher, dass es am Freitag im Volksparkstadion hoch hergehen wird. Denn zur Wahrheit gehört auch, dass bei den Pfälzern auf Vereinsebene Investorengespräche laufen, wie wir sie 2014 beim HSV erlebt haben. Große Ziele werden in diesem Zusammenhang formuliert – und dabei wird immer wieder der Aufstieg als Ziel genannt. Entsprechend kann Anfang viel erzählen, aber auch er wird am Freitag einen gewissen Druck verspüren, wenn das Spiel gegen den punktgleichen HSV angepfiffen wird.
Fakt ist: Die nächsten Wochen werden für den HSV entscheidend sein, wenn es gegen die direkte Konkurrenz geht. Auch deshalb war es von Polzin nicht unklug, möglichst alle Spieler bei Laune zu halten. Er wird sie in dieser heißen Phase alle brauchen. Und diese heiße Phase beginnt am Freitagabend vor ausverkauftem Haus um 18.30 Uhr gegen den Heimatklub von Sportvorstand Stefan Kuntz.
Was glaubt ihr? Wie lässt Polzin am Freitag spielen? Mit Schonlau und Elfadli? Oder muss der Kapitän auf die Bank?